Zigeuner


Zigeuner

 – Wanderzigeuner –

Mancher wird sich wundern warum ich einen Artikel über Zigeuner schreibe. Ganz einfach. Wenn wir über Mühlbach sprechen, und seine Geschichte rückblickend betrachten, werden wir feststellen dass diese Volksgruppe seit frühester Zeit eng mit dem Leben und Geschehen in unserer Stadt verbunden und verwoben war und heute noch ist.

Nach neuesten Feststellungen ist belegt dass Mühlbach eine der größten zusammen hängenden Siedlungen mit Zigeunerischer Bevölkerung  besitzt.

In der Vergangenheit dienten viele Zigeuner in der sächsischen und durlacherischen Bevölkerung von Mühlbach als Knechte, Mägde und Waschfrauen. Desgleichen verrichteten sie auch Gelegenheitsarbeiten wie: Holzsägen und spalten, Arbeiten auf dem Hof  und im Garten, das Klosett zu entleeren und noch andere Arbeiten. Das gilt nur für die In Mühlbach ansässigen Zigeuner, nicht für die Wanderzigeuner. Für die Zigeuner gilt das Motto „ Wenn es mir heute gut geht dann bin ich Glücklich und zufrieden, was morgen ist werden wir sehen“.

Sie zeigen es gerne wenn sie Geld haben und kaufen immer das Beste und größte egal was es ist, das größte Huhn, das größte Schwein oder Lamm,  sogar den größten Fernseher.

Dazu möchte ich ihnen eine kleine Begebenheit erzählen.

Ich war im letzten Lehrjahr zum Beruf des Elektrikers bei der Handwerkervereinigung Unirea. Ein da beschäftigter Zigeuner sprach mich an ob ich gewillt sei im einen Fernseher zu installieren mit Antenne und allem was dazu gehörte.

Mein Meister sagte ich sollte doch gehen und dem armen Teufel helfen denn er hat viele Kinder und verdiene nicht so gut. Na ja ich ging in die Ziganie und fand auch seine Hütte.

Er wusste schon bescheit und wartete schon, da die Kundschaft sich rasend schnell verbreitete (vine curentaru). Wahrscheinlich hatte er schon damit geprallt.

Der Empfang viel herzlich aus. Als erste Maßnahme wurden die eigenen und die Nachbarkinder verscheucht um nicht den „ Curentar“ zu belästigen.

Ich nahm meine Werkzeugtasche vom Fahrrad und folgte ihm in die Hütte. Die bestand nur aus einem Raum (mit Frau und 5 Kindern). Aber was sah ich da? Er hatte tatsächlich den Größten damals erhältlichen Fernsehapparat auf dem Tisch stehen, einen „ Opera“.

Daneben auf dem Boden die größte Antenne für terrestrischen Empfang (mit 12 Elementen) obwohl auch eine kleinere ausreichend gewesen währe. Na gut. Als nächstes wurden die Kinder und Nachbarn die sich in windes Eile am weit offen stehendem Fenster versammelt hatten wieder angemahnt man solle doch nicht auf SEINEN NEUEN Fernseher starren und den Herrn „Curentar“ stören, den schließlich und endlich wäre diesem sein Beruf nicht Strassen kehren wie ihrer. Na prosit. Ich fing an die Antenne zusammen zu bauen. Als ich damit fertig war fragte ich wo den der Fernseher stehen soll. Na ja der sei noch nicht fertig, ein Freund von ihm wollte ihm einen anfertigen, und bis dann soll er auf den Kleiderschrank. Nach einigem hin und her stand er dann dort und passte gerade noch so unter die Decke. Die Frau wurde weggejagt um Essen und Trinken für den MEISTER zu kaufen, aber ihr eingebläut ja Fleischkonserven zu Kaufen und das Brot vom Verkäufer einpacken zu lassen und nicht mit den Fingern anpacken. Na gut.

Ich fragte wo ich eine Leiter finden kann um auf den Speicher zu gelangen für die Montage der Antenne. Die gab es nicht. Dann schickte er die Kinder um vom „Domnu Nicu“ wer immer das auch war, eine Leiter zu leihen.

Ich musste feststellen dass auch kein Rohr da war um Die Antenne zu befestigen.

Er hätte keines bekommen, und schickte dann wieder die Kinder sie sollten im Nahen Weingarten einen Stecken „ besorgen“. Inzwischen kam die Frau vom Einkauf und kassierte prompt eine Abfuhr, was sie den denke ohne etwas sauerem zu kommen den der Meister könne nicht ohne „muraturi“ Fleisch essen. Sie wurde wieder weggeschickt um saure Gurken von der Doamna Ani zu besorgen.

Inzwischen kamen auch die Kinder wieder und brachten den „Antennenmast“. Ich begann mit der Montage, und als ich fertig war beauftragte ich ihn am Fernsehgerät zu bleiben und mir sagen wann der beste Empfang ist um die Antenne auszurichten. Nach einigem hin und her klappte es und er schrie: „MEIN FERNSEHER hat ein sehr gutes Bild“. Jetzt wurden die Nachbarn nicht mehr vom Fenster verscheucht, man genoss es förmlich die neidvollen Blicke der anderen zu sehen, wahrscheinlich bis späht abends. Höflichkeitshalber aß ich ein paar Bissen von der Konserve und machte mich dann auf den Heimweg.

Ziegeunerviertel.

Zigeunersiedlung in Mühlbach von einst

(Foto Kloos)

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Wanderzigeuner

Horst Theil


 

Was bedeutet der Begriff Zigeuner?

 Zigeuner ist der Sammelbegriff für alle Gruppen und Untergruppen dieser Volksgruppe, die als Basissprache Romanes benutzen. Romanes gliedert sich in ungefähr 60 Dialekte, die wiederum mit Fremdwörtern aus der Region in der die Gruppe oder Untergruppe lebt durchzogen ist. Bis vor kurzem besaß diese Sprache keine schriftliche Form. Heute sind große Bemühungen dieser Sprache eine schriftliche Form zu geben im Gange.

Diese Sprache besaß auch eine Schutzfunktion, und bei einigen Gruppen strengstens verboten die Sprache an nicht Zigeuner weiter zu geben, mit der Begründung das die anderen nicht den Innhalt der Gespräche verstehen können und sollen.

Es gibt zwei Bezeichnungen dieser  Bevölkerung: Die Roma und die Sinti.

Sinti sind hauptsächlich im Deutschsprachigen Raum.

Die Roma (Mehrzahl) Rom (Einzahl) das bedeutet soviel wie „ Mann“ oder „Mensch“ auf Romanes,  Romni oder Romnija.

In manchen Regionen nennen sich die Roma auch: Ashkali, Curari, Kalderasch, Lovara oder Manouches.

Woher kommen die Zigeuner? Mann weiß es nicht wirklich genau. Laut Sprachforschung sollen sie dem Indischen Zentralterritorium entstammen und nach längerem Aufenthalt im Nord-Westlichem Teil des Subkontinentes (wahrscheinlich heutiges Pakistan), über Kleinasien bis nach Süd-Ost Europa gekommen seien.

Die sozialen Strukturen beruhen auf Verwandtschaftlichen Beziehungen hauptsächlich in der Großfamilie, die überhaupt den gesamten Zusammenhalt der Volksgruppe ermöglichen.

Bei den Kalderasch heißt diese tsera, was Zelt bedeutet. Bei anderen Roma- Gruppen Satra (bei den Kalderasch). Mehrere Satra bilden einen Großverband (njamuri oder niamo). Mehrere Großverbände (beiden Kalderasch) bilden eine Vitsa. Die nächste Stufe ist die Natia oder Rasa.

Der Natia steht ein Ältester vor mit der Bezeichnung: Baro (Großer), Sero (Haupt oder Fürst). Dieser ist zu erkennen an der besonderen Bekleidung und an einem Bart.

In manchen Großverbänden hat auch eine besonders lebenserfahrene Frau, die Puri Daj (Großmutter) eine große bedeutende Rolle.

Die ökonomische Einheit ist die kumpania als offener, lockerer Zusammenschluss gemeinsam wirtschaftender Angehöriger mehrerer Familienverbände. Sie reagiert flexibel auf die jeweils gegebenen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, ihre Zusammensetzung ist also einer fortwährenden Veränderung unterworfen. Gleichzeitig verlangt sie uneingeschränkte Kooperation und die Einhaltung der gruppeninternen Regelungen, deren Missachtung vom traditionellen Gericht der Roma, der kris, geahndet werden kann. Jede kumpania beansprucht einen geografisch oder ökonomisch gegen andere kumpania abgegrenzten Raum.

In der kris, einem Schiedsgericht, klären Roma auch heute noch Streitigkeiten innerhalb einer Gruppe. Die „(Recht)Sprecher“ werden dafür von Fall zu Fall von den Kontrahenten einvernehmlich bestimmt. In der Regel sind das drei bis fünf Personen, die sich in der Vergangenheit durch kluge Urteile einen Namen gemacht haben. Auch Ehen werden durch eine kris bestätigt. Einberufen kann sie jeder, der einen Konflikt mit einem anderen auszutragen hat. Verstöße können im äußersten Fall mit dem sozialen Ausschluss sanktioniert werden.

Traditionelle Roma legen Wert auf zahlreiche interne Regeln des sozialen Lebens, der Hygiene wie der „Reinheit“ in einer übertragenen Bedeutung. Die Unterscheidung zwischen rein ([sch]uscho) und unrein (mahrime) ist von herausragender Bedeutung, von ebenso großer Bedeutung wie die (und eng verknüpft mit der) Unterscheidung zwischen Leben und Tod. Frauen unterliegen eigenen Reinheitsvorstellungen. Menstruation und Geburt gelten als unrein mit der Folge besonderer Umgangsweisen. Es handelt sich hier nicht um eine exotische Eigenart der Roma Kultur, denn in der christlichen Kultur, in islamischen und orthodox-jüdischen Kulturen finden sich ganz ähnliche Vorstellungen. Wer aus diesem oder anderen Gründen für unrein erklärt wird, darf mit seinen Leuten keine Tischgemeinschaft haben und weder essen noch trinken. Es existiert eine Fülle von Einzelregelungen zur Meidung „unreiner“ Bedeutungsträger. Sinti vertreten ein besonders ausführliches Meidungssystem und Regeln strikter Abgrenzung gegenüber der Mehrheitsbevölkerung. Dazu gehört das Verbot, Nicht-Roma (gadsche) über den Dialekt der Gruppe, die sintengheri tschib (auch einfach: mari tschib = unsere Sprache) zu informieren. Das kann bedeuten, dass man es vorzieht, als „Zigeuner“ statt als Sinto bezeichnet zu werden. Alle medizinischen und Pflegeberufe, die mit Krankheit und Tod in Berührung kommen, ferner alle Berufe, die mit Tierfleisch und -blut zu tun haben, gelten traditionellen Sinti als unrein.

Musik spielt im Alltag der Roma häufig eine große Rolle, musikalische Darbietungen nehmen bei Festen in der Regel eine zentrale Stellung ein. Sie ist also nicht eine Beschäftigung nur für einige Musikenthusiasten, sondern tief in der Kultur verwurzelt und Teil der Alltagskultur. Weil die Musik stets auch dem Broterwerb diente, nahm sie immer schon Elemente aus den umgebenden Mehrheitskulturen auf. Es entwickelten sich als regionale Varianten der Roma -Musik sehr unterschiedliche Stile und Instrumentierungen.


 

Dr. Heinrich von Wlislocki

Dr. Heinrich von Wlislocki
(*9.7.1856 – † 19.2.1907)

Dr. Heinrich von Wlislocki,
Ethnologe, Sprachforscher und Tsiganologe geb. zu Kronstadt in Siebenbürgen am 9. Juli 1856. Der Sohn eines kaiserlichen Finanzbeamten, erhielt er seine erste Ausbildung an dem Honterus – Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog 1876 die Universität in Klausenburg, an welcher er vornehmlich humanistische Studien betrieb und unter diesen mit Vorliebe der Germanistik und Philosophie oblag. Da nötigte ihn der Tod seines Vaters, auf eigenen Erwerb bedacht zu sein, den er kümmerlich als Hauslehrer fand. Indessen trieb er seine Studien fort, bereitete sich für ein öffentliches Lehramt vor, erlangte 1879 die philosophische Doktorwürde, lebte die folgenden Jahre als Privatgelehrter an verschiedenen Orten Ungarns und Siebenbürgens, bis er 1884 eine Professur zu Rosenau in Ungarn erhielt. Wlislocki wählte einen Gegenstand zu seinen Forschungen, über den die Gelehrten verschiedener Völker noch lange nicht einig, und den erst in jüngster Zeit ein Spross unseres erlauchten Kaiserhauses zu seinen eindringenden Studien erkoren: die Zigeunersprache.
Im Druck sind von ihm, (in deutscher Sprache 80 Bücher), unter anderen zum Thema Zigeuner erschienen: „Heideblüten. Volkslieder der transsilvanischen Zigeuner“ (Leipzig 1880); – „Eine Hildebrandsballade der transsilvanischen Zigeuner“ (ebd. 1880); – „Die Sprache der transsilvanischen Zigeuner“ (ebd. 1883); – ferner in der ungarischen Zeitschrift „Egyetemes philologiai közlöny“ d. i. Allgemeine philologische Revue, redigirt von Dr. Thewrewk und Dr. G. Heinrich, 1883, Heft 1 die Abhandlung: „Magyarból átvétt czigány szavak“, d. i. Ungarische Lehnwörter im Zigeunerischen; und ebenda: „Abhandlung über Zigeunerromanzen“‘ – „Adalék a czigány nyelvészet történelméhez“, d. i. Beitrag zur Geschichte der Zigeunerphilologie (Klausenburg 1881) und in der von Paul Hunfalvi und Gust. Heinrich herausgegebenen „Ungarischen Revue“ 1884: „Zur Volkskunde der transsilvanischen Zigeuner“ [IV. Heft, S. 229 bis 258 und V. Heft, S. 343 bis 358], ein ungemein interessanter Essay; 1886: „Vier Märchen der transsilvanischen Zigeuner. Inedita. Originaltexte nebst Verteutschung und Glossar“ [Seite 219 bis 236]. Außerdem behandelt Wlislocki seinen Gegenstand in mehreren Feuilletons verschiedener Zeitschriften. Hunfalvi (Paul). Ungarische Revue. Mit Unterstützung der ungarischen Akademie der Wissenschaften (1881) S. 85.

Quelle Text: (Wikisource)
Quelle Bild: Manuscripts and more. Special Collections & Archives at the University of Liverpool Library


Dr. Heinrich von Wlislocki verstarb am 19 Februar 1907 in Klosdorf bei Kleinkopisch (Sânmiclăuș, Alba). Unter unbekannten Umständen wurde er auf dem Evangelischen Friedhof in Mühlbach (Sebes – Alba), in einem heute der Fam. Daniel gehöhrenden Grab beigesetzt. Sein Name ist auf dem Grabstein nicht vermerkt.

Horst Theil


Beitrag geschrieben und zusammengestellt von: Horst Theil

Quelle Text: Wikipedia.org ;Wikisource

Quelle Bild: Manuscripts and more. Special Collections & Archives at the University of Liverpool Library 

 

2 Gedanken zu “Zigeuner

  1. Ja, in meiner Kindheit kamen sie noch, regelmäßig, ich erinnere mich, und denke oft daran.
    War es noch eine ‚heile Welt‘? Und diese Wanderzigeuner Überbleibsel einer ’noch heileren Welt‘?
    Schwer, zu beantworten.. Auf jeden Fall erfüllt mich die Erinnerung mit Nostalgie, mit Trauer, doch auch mit Freude, dieses, und vieles Andere mehr, das es schon lange nicht mehr gibt, gesehen, und mit erlebt zu haben. …. ’s ist lange, lange her.. !

    Er freut mich, dieser Beitrag!
    Danke!

    Christof Baiersdorf

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