Hundstage in Mühlbach


Ja, die gab es auch in Mühlbach. Wer den Begriff nicht kennt, das waren die heißesten Tage gegen Ende des Sommers also Mitte August. Die Vorboten zu dieser Periode des Jahres konnte man bis späht in die Nacht wahrnehmen. Das Rattern der Traktoren die, die Mähmaschinen hinter sich über die Kornfelder des Rosenfeldes (Ruzga) daher zogen. Das Korn war reif und wollte geschnitten werden. Das Gute Wetter und die Zeit drängten. Zu dieser Zeit, als ich noch Kind war, gab es noch keine Mähdrescher (Combaine). Das Korn wurde zwar damals schon mit der Mähmaschine geschnitten, aber alles andere wurde noch in Handarbeit bei der Ernte gemacht. Ich erzähle euch dieses wegen der Jungen Leute die das nicht mehr erlebt haben und auch nicht mehr werden. Also an einem dieser Tage beim Schnitt konnte man noch die Bauern in Gemeinschaft hinter der Mähmaschine daher gehen sehen wie das Geschnittene Korn zu Garben gebunden wurde. Eine Garbe bestand aus einem Bündel Ähren das mit einem aus Ähren gedrehten Strick kunstvoll zusammen gebunden wurde. Das ging schnell und präzise bei den geübten Bauernhänden. Die Garben wurden senkrecht gegeneinander gestellt zu einer Pyramidenform. Das war nötig damit sie gut trocknen konnten und bereit zum Dreschen waren. Die Garbenbinder hatten es diese Tage schwer. Das war eine mühevolle und anstrengende Arbeit. Den Ganzen Tag in der prallen Sonne und dem aufgewirbelten Staub. Die Bekleidung war ein Strohhut, ein leichtes Hemd, Hosen und Schuhe oder Sandalen. Frühstück und Mittagessen wurde den Garbenbindern meistens von einem Familienmitglied auf den Acker gebracht. Dann suchte jeder wo er konnte ein wenig Schatten und genoss die Pausen die bei diesen Arbeiten bitter nötig waren. Diese Arbeiten wurden von der LPG (Colectiv) organisiert. Aber das war nur der Auftakt der Kornernte. Nach dem die Garben ein paar Tage getrocknet waren stellte man eine oder zwei Dreschmaschinen auf dem Acker auf, mit den dazugehörigen Antriebsmaschinen die in der Regel zwei altersschwache Lanz Bulldog Traktoren waren die noch ein Schwungrad mit Flachrimenscheibe besaßen.

 

foto by valimi

Beispielbild einer Dreschmaschine

Foto by valimi.

 Diese Traktoren stammten noch aus früherem Privatbesitz und wurden ca. 10 Meter von den Dreschmaschinen entfernt aufgestellt. Die Kraft wurde von einem langen Flachriemen aus Rinderhaut zur Dreschmaschine übertragen. So eine Dreschermannschaft bestand in der Regel aus 10 bis 14 Leuten die sich in gewissen Abständen abwechselten. Die Garben wurden per LKW, die auch jeder eine Mannschaft von bis zu 6 Mann hatten, vier unten zum Garbenhochreichen und zwei oben um diese zu stapeln, bis zum Dreschplatz herangefahren. Der LKW hielt direkt neben der Dreschmaschine und die Garben wurden den Zwei Mann auf der Dreschmaschine hinüber gereicht die sie dann in den Einwurf legten wo sie rasch in das innere der Dreschmaschine hineingezogen wurden. Auf der anderen Seite der Dreschmaschine wartete schon ein anderer LKW um das gedroschene Korn aufzunehmen und wegzufahren. Das geschah mit Hilfe einer Schnecke die von der Dreschmaschine  schräg nach oben und somit über die Ladefläche des wartenden LKW ragte.

Über die ganze Zeit waren Mechaniker und Leute die sich mit dieser Technik noch auskannten vor Ort. Sehr oft wurden diese In Anspruch genommen. Eine Wasserzisterne und Pumpe war auch für den Fall eines Feuers (was manchmal passierte) da. Das waren aber auch die einzigen Sicherheitsmaßnahmen die da anzutreffen waren. Ja und Fässer mit Diesel für die Aggregate waren auch in der Nähe gelagert.

Seceris. Emigrantul FB

Beispielbild:  Dreschplatz vor Benutzung von LKW 

Bild: FB. Emigrantul

Was die Drescher betrifft waren die noch schlimmer dran als die Schnitter und Garbenbinder. Der ganze Dreschplatz war in eine Staubwolke gehüllt die man auch aus der Stadt sehen konnte. Der Dreschplatz vom Rosenfeld befand sich in Verlängerung der Altgasse über die Bahngleise neben der Schottergrube ca. 200 – 300 Meter vom Gleis in Richtung Roter Berg. Die Drescher schützten sich mit einem über den Mund gebundenes Tuch gegen den immensen Staub. Nach einem Tag an der Dreschmaschine sahen alle wie Neger aus. Der Grund war der Staub die Hitze des Tages und der Schweiß der Männer. Das Dreschen dauerte manchmal eine ganze Woche je nach Ernte und Jahr. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. In Diesen Tagen gingen wir auch oft zum Dreschplatz um dem Treiben zuschauen zu können. Das geschah meistens am späteren Nachmittag. Unsere Bekleidung bestand nur aus kurzer Hose und Sandalen oder barfuß. Natürlich machten wir auch an der Schottergrube halt und spielten da einige Zeit. Dann ging es über das Bahngleis. Von da sah man schon in zwei drei Hundert Meter den Dreschplatz, die Arbeiter den Staub und alles was dazu gehörte. Uns faszinierte das Treiben der Menschen und das unverkennbare  Auspuffgeräusch des Lanz Bulldog Traktors. Wir staunten über die Länge des Treibriemens der an den Antriebsrädern über Kreuz angelegt war. Das war aus dem einfachen Grund, dass die Drehrichtung der Dreschmaschine eine andere wie dem Schwungrad des Traktors war, und man auf diese Weise die Drehrichtung anpassen konnte. Und da dieses Verfahren nur ab einer gewissen Länge des Treibriemens möglich war setzte man den Traktor in einem gewissen Abstand zur Dreschmaschine, daher die Länge des Treibriemens. Die Verständigung zwischen den Arbeitern erfolgte sehr Laut wegen der Schwierigkeit des Verstehens bei dem Krach des Traktors den Laufenden LKW Motoren und nicht zuletzt den Krach den die Dreschmaschine selber machte. Unter diesen Umständen verstand man von weitem dagegen jedes Wort das die Arbeiter sich zuriefen. Wir näherten uns nicht zu stark dem Dreschplatz da wir von daheim eingebläut bekommen haben das da leicht ein Unfall passieren kann wen man da herumstöberte und die Arbeiter nicht die Zeit hatten auf uns Kinder zu achten. Das konnte leicht im bereich des Antriebs Riemens passieren da dieser Nicht geschützt war und schon ein kleines stolpern konnte jemanden in Gefahr bringen von diesem erfasst zu werden. In der Regel saßen wir am Bahndamm und sahen von da zu. Das geschah manchmal bis späht abends. Die Dreschmaschine wurde mit den Letzten Garben gefüttert, zumindest für diesen Tag. Der Bunker wurde geleert und das Korn mit dem Letzten Transport weggefahren. Die Maschinen wurden gestoppt und es legte sich eine ungewohnte Ruhe über den ganzen Platz. Nur das Gerede der Menschen war noch zu hören. Die Luft wurde klarer nach dem sich der Staub nach einer Weile gelegt hatte. Um diese Zeit traf auch der Nachtwächter auf dem Platz in Begleitung seines Hundes ein. Es wurden noch einige Gespräche geführt bevor alle ihre Sachen packten und sich auf den Heimweg nach einem anstrengendem Tag machten. Zurück blieb der Nachtwächter der auf dem Platz die Verantwortung bis zum Morgen trug wen wieder alles von vorne begann. Wir gingen auch Heim nach einigen Stunden die wir mit Zugucken verbrachten. Von der Schottergrube bis nach Hause begleitete uns nur noch das Konzert der Frösche und das Zirpen der Grillen. So ging einer der Hundstage, an die ich mich noch erinnere, zu Ende.

Horst Theil