Noch einiges zur Innenstadt von Mühlbach


Heute noch ein Paar Worte zur Innenstadt von Mühlbach. Obwohl ich schon in einem anderen Beitrag über dieses Thema geschrieben habe, https://coolmann53.wordpress.com/2013/07/18/kleine-beschreibung-der-innenstadt-in-meiner-kindheit/ möchte ich heute noch einige Aspekte hervorheben.

Im vorigen Jahrhundert, war Mühlbach im Grunde genommen da keine Ausnahme gegenüber den Restlichen Siebenbürger Städten. Die Innenstadt war der Ort wo sich das Öffentliche Leben abspielte. In diesem Sinne, waren alle Ämter der Stadtverwaltung, Schule, Kirche, Handwerker, Speiselokale, Wirtshäuser, Übernachtungsmöglichkeiten  und nicht zuletzt die Geschäfte (Läden), mit wenigen Ausnahmen, innerhalb der Stadtmauern zu finden. Der Marktplatz rundete das Bild der Innenstadt ab. Ja was geschah den da so alles? Das Quirlige, pulsierende Leben konnte man um diese Zeit noch miterleben. Ich muss bemerken dass um die Zeit keine, oder ganz wenige Automobile in Mühlbach vorhanden waren. Alle Besorgungen, Behördengänge wurden zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt. Das Einkaufen machte man in den Geschäften der Petrigasse und Siculorumgasse. Da reihte sich Geschäft an Geschäft  Lebensmittel, Stoffe, Eisenwaren, Buchhandlung, Apotheken, Spezereiwaren, und später auch Gemüseläden. Die Handwerker waren auch da vertreten so wie: Schuster, Uhrenmacher, Konditor, Spengler, Schneider und Hutmacher. Die meisten Handwerker hatten, an der Hauptstrasse, auch einen kleinen Laden zwecks Verkauf und Annahme der Bestellungen.

Die Innenstadt war also der Begegnungs- Ort  der Bürger von Mühlbach aller Gesellschaftlichen Schichten. Da konnte man sehen und gesehen werden. Da erfuhr man die letzten Neuigkeiten. Da konnte man sonntags im Schatten der schönen Bäume, die zu beiden Seiten der Strassen waren, spazieren gehen. An den Markttagen konnte man das Treiben der Vielen Marktbesuchern und Verkäufern, die aus der ganzen Gegend an diesen Tagen nach Mühlbach strömten, beobachten und bewundern.

Man begegnete sich beim Einkaufen, später nach dem Krieg an den Schlangen, oder bei jeder Gelegenheit wen man etwas in der Innenstadt zu tun hatte auch beim Sonntagsspaziergang. Man kannte sich einfach.

In meiner Kindheit gab es auch einen Zeitungskiosk, der im Laufe der Zeit mehrmals seinen Standort wechselte. Das war möglich da er aus Metal und Glas bestand, und so als ganze Einheit bewegt werden konnte. Der Grillstand an der Ecke der Sparkasse (CEC), bot Holzfleisch und Mititei (Mici) zum verzehr an. An der Ecke zur Petersdörfer Gasse standen Blumenverkäufer mit frischen Schnittblumen zum verkaufen, alle von privat die sich noch ein Zubrot damit verdienten. An dem Eingang zum Stadtpark und zum Kino standen Verkäufer mit frisch auf Holzkohle gebackenem Popkorn (cocosi) und gesalzenen Kürbiskernen oder Sonnenblumenkernen. An mehreren Stellen konnte man Eis kaufen das an warmen Sommertagen sehr gefragt war. Lose im Umschlag (loz în plic) konnte man überall in der Innenstadt auf der Straße und in Lokalen kaufen. Der Beruf der Friseure war getrennt, zum einen die Damenfriseure zum anderen die Herrenfriseure.

Wir können also feststellen dass die Innenstadt von Mühlbach um diese Zeit ein reges und harmonisches Miteinander seiner Bürger gewährte. Man fühlte sich wohl in dieser Idyllischen Siebenbürgischen Kleinstadt.

Im Anschluss an diese Zeilen, einige Bilder gesammelt von den Mitgliedern der Facebook- Gruppe : Mühlbach – Sebes von der Innenstadt von Mühlbach.

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 Elektromeister Ernst Peppel und Konditorei Otto Sander 1937

 Geißberger

 Lederhandlung Franz Geisberger

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 Petrigasse (Herrengasse) der 30- er Jahre

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 Petrigasse (Herrengasse) der 30- er Jahre

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Innere Siculorumgasse der 30- er Jahre

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 Konfirmandenzug im Jahre 1931 (Petrigasse)

 

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Innere Siculorumgasse 30- er Jahre

  

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Blick aus dem Tor des Kirchenhofes

  

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Modistin Hermine Fritsch

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 Modegeschäft Rudolf Fritsch

 

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Siculorumgasse 1980

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 Siculorumgasse 1980

Horst Theil

Der kleine Laden in der Nördlichen Vorstadt.


In diesem Beitrag möchte ich ihnen eine weitere Stätte der Begegnung aus der Vorstadt in Erinnerung bringen. Es handelt sich um das kleine Geschäft (Laden) an der Kreuzung gegenüber des Wirtshauses das ich in einem anderen Beitrag beschrieben habe. Es war das Eckhaus Mühlgasse – Quergasse. Ein für die Vorstadt imposanter Bau und lange Zeit so ziemlich das Einzige zweigeschossige Gebäude.

Auf der Seite zur Quergasse befanden sich zwei Ladenlokale. Über das Linke Lokal kann ich nur soviel sagen, dass nach der Erweiterung der Lederfabrik und Abriss der Fleischverarbeitung  (ehemals Haffner), ein Teil der Wurst und Mici- Produktion, dahin verlegt wurde. Die Vorgeschichte dieses Ladens ist mir nicht bekannt. Das Rechte Lokal um das es hier geht war in der Zeit meiner Kindheit und Jugend ein Lebensmittel Geschäft. Das Erscheinungsbild war so wie es im vorigen Jahrhundert typisch war, mit zentralem Eingang, links und rechts mit je einer Auslage (Schaufenster), alles mit schöner und kunstvoll gearbeiteter Holzverleidung. Alles, Schaufenster samt Türe waren mit soliden Blechrollos gesichert. Diese wurden von außen mit einem Haken an einer Holzstange jeden Morgen und Abend von Hand geöffnet oder geschlossen. Das verursachte ein typisches Geräusch das weit zu hören war, an das ich mich noch gut erinnere.

Nach dem Betreten des Geschäftes war zur Rechten die kleine Ladentheke und dahinter die Ladenregale in der Mitte dieser war ein Abteil mit Fleischhaken an denen meistens nur Wurstwaren oder Speck hangen. Die Seitlichen Abteile waren mit allerhand Waren die verpackt waren aber auch Zellophan, Kneule mit Bindfaden und Kleinkram den die Hausfrauen dieser Zeit so brauchten. Die Theke war nur mit einer Lebensmittelwaage (Marke „Balanta Sibiu) ausgestattet. Registrierkasse gab es keine. Neben der Waage befand sich ein großer Notizblock oder ein Stapel loser Papierblätter auf dem die abgewogene Ware notiert wurde und der Preis daneben. Dann war auf dem einen Theken Ende ein Stapel Packpapier und einer mit Fettpapier (Butterbrotpapier). Vor diesen waren große Blechbüchsen mit verschiedenen Sorten Bonbons und Kartons mit „Napolitane“, „Eugenia“ und verschiedenen Waffeln.

Am anderen Thekenende waren drei große Holzbretter. Darauf standen folgende Waren in Würfelform von 40×40 cm: Schweinefett, Margarine und Marmelade. Diese Waren wurden auch abgewogen und in Papier verpackt verkauft. Die Nahrungsmittel Reis, Grieß, Mehl, Kukuruzmehl, Salz und Zucker wurden in Jutesäcken a 50 Kg angeliefert und dem entsprechend auch abgewogen verkauft. Das gleiche galt auch für das Speiseöl das in 100 Literfässern angeliefert wurde. Diese Waren in Säcken und Fässern standen auf der Linken Seite des Geschäftes da stand auch eine Sackwaage und ein aus Blech bestehender Behälter mit der Handpumpe für Öl und einem geeichten Liter Maß für das Öl.

Alles in allem konnte man hier fast alles kaufen was man so an Nahrungsmittel zum täglichen Leben brauchte, außer Fleisch das man in der Fleischbank (Metzgerladen) holen musste. Ich erinnere mich als ich Kind und Jugendlicher war, das meine Mutter oder meine Oma immer ein paar Tage vor dem Zahltag „wen das Geld kam“, in einem Plick (Briefumschlag) und nicht wie heute auf ein Konto, einen Langen Einkaufszettel für den Monatseinkauf schrieb.

Wen das Geld da war wurde der hölzerne Handwagen hervorgeholt und bewaffnet mit „Ölflaschen mit Korkstopfen“, und Leinensäckchen für Reis, Grieß, Mehl, Kukuruzmehl und Zucker ging es dann zum Monatseinkauf „zum Trif“, so hieß der Verkäufer in diesem Geschäft, nachher war es eine Frau mit Namen Floare. Wir sehen also das um die Zeit sehr wenig Müll anfiel da fast alle Behältnisse der Lebensmittel wieder verwendbar waren, und dass über einen längeren Zeitraum.

Ich sagte am Anfang dieser Zeilen dass das Geschäft, wie viele andere auch in Mühlbach, auch eine Stätte der Begegnung war aus dem Grund da man häufig warten musste bis man an der Reihe war, und so lange Zeit mit Nachbarn und Bekannten in der Schlange stand und tratschte. Das Warten war eine Normalität um diese Zeit wenn man in betracht zieht das die Waren abgewogen, aufgeschrieben und dann die Endsumme mit Bleistift und Papier ausgerechnet werden musste.

Hier beim Schlange stehen erfuhr man die letzten Neuigkeiten, wer gestorben war, wer ein Kind bekommen hatte, was wann und wo zu bekommen war und vieles mehr. Da es um diese Zeit kein gutes Nachrichtensystem wie heute gab, war der Großeinkauf immer eine gute Gelegenheit dazu um alles was neu in der Stadt war zu erfahren.

In Deutschland würde man sagen das dieses Geschäft so etwas wie ein „Tante Emmaladen“ war. Es ist schade dass diese Geschäfte weniger werden und je nach Ort ganz verschwunden sind. Die waren noch etwas Persönliches wo der Betreiber noch fast jeden Kunden kannte und auch immer ein Dialog stattfand. Was heutzutage in den Supermärkten und Selbstbedienungsläden nicht mehr der Fall ist.

Ich hoffe das ich der Generation meines Alters und der davor mit diesen Zeilen eine Erinnerung geweckt habe, und der jüngeren etwas vermittelt zu haben was der Vergangenheit, auch von Mühlbach, angehört.

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 Position des Gebäudes (Foto Google)

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 Das Gebäude (heute)

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 Das Gebäude mit den zwei Geschäften (heute)

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  Beispielbild aus Deutschland der 30- er Jahre. Da wurde auch mit Papier und Bleistift gerechnet.

Typischer „Tante Emmaladen“

Horst Theil

Foto by : Google; Florin Muntean

Das Wirtshaus der Nördlichen Vorstadt.


Wie meine treuen Leser wissen, habe ich schon über einige Wirtshäuser von Mühlbach geschrieben. In diesem Beitrag möchte ich über ein unscheinbares, aber dennoch sehr beliebtes einige Zeilen schreiben. Es durfte sich ja eigentlich gar nicht Wirtshaus, im wahren Sinne des Wortes nennen, eher hatte es den Charakter einer Dorfkneipe. Dazu kam auch noch die kuriose Stelle an der es sich befand. Aber dazu später. Die Rolle der Kneipe, die in Mühlbach unter dem Begriff Wirtshaus üblich war, hatte mehrere Funktionen. Hier traf man sich am späten Nachmittag oder frühem Abend und auch dazwischen. Da wurden kleine Geschäfte  gemacht und Neuigkeiten ausgetauscht. Oder einfach kam man aus langer Weile her um mit anderen Leuten beisammen zu sein und bei einem Becher von irgendetwas einen kleinen Plausch zu halten.

Und nun zu der Kneipe um die es geht. Ich hatte sie schon mal in einem Früheren Beitrag über das Umfeld meiner Kindheit erwähnt. Aber ich will es noch mal, für die die den Beitrag nicht gelesen haben. Das Gebäude mit der Kneipe befand sich in Mitten der Kreuzung von Mühlgasse – Altgasse und Quergasse wie eine Insel. Bei den Rumänen auch „Casa fara vecini“ (Haus ohne Nachbarn) genannt. Ich kann mich nicht erinnern an den Ursprünglichen Zweck dieser Lokale. Wahrscheinlich ehemalige Geschäfte. Wen man bedenkt das rechts gegenüber das Gebäude des wohlbekannten Gasthofes „Fränk“ Anfang des vorigen Jahrhunderts bestand, wo Speise und Trank in angenehmer Atmosphäre geboten wurden, so glaube ich nicht das diese Kneipe an dieser Stelle rentabel gewesen sein kann. Aber das ist reine Spekulation. Das Gebäude verfügt über Zwei Ladenräume. Der eine war die Kneipe und der andere war zu meiner Kindheit hatte etwas das mit Imkerei zu tun hatte weil in der Auslage immer Bienenwaben und Imkerwerkzeug lag aber selten offen war. Aber Zurück zur Kneipe. Die bestand aus einem einzigen Raum und einem sehr kleinen Abstellraum. Die Eingänge beider Lokale waren über Eck. Nach dem Betreten  konnte man links und rechts des Einganges an einigen Tischen Platz nehmen. Ich glaube mich zu erinnern dass es vier an der Zahl waren. An der Wand gegenüber der Türe befanden sich ein Ladenregal und davor die Kneipentheke. Dahinter Stand der Wirt mit aufgekrempelten Hemdärmeln rotem Gesicht und mit einer Schürze die nur bis zum Gürtel reichte. An derselben Wand befand sich ein Tisch mit Stühlen vor dem einzigen Auslagenfenster, übrigens der Stammplatz eines Nachbahren der gegenüber von uns wohnte.

Die Kneipe war eine reine Getränkekneipe ohne Essen.  Da wurde getrunken, geraucht, Karten gespielt und auch gestritten, was der Wirt gar nicht gerne sah. In sehr guter Lage ging das Geschäft gut. Es wurden Schnaps, Wein und manchmal Bier über die Theke gereicht. Eine Besonderheit beim Schnaps war das Maß. Man verlangte einen Deci (100 ml)  oder einen halben Deci (50 ml), wenn man einen doppelten verlangte bekam man 200 ml, dann nahm der Wirt ein speziales Glas zum Messen. Dieses Messglas nannte sich Zoi (rum. Toi). Die Skepsis der älteren Generation (Pensionisten, Rentner) gegenüber dem Wirten war so groß das fast jeder seinen eigenen Zoi hatte und auch aus dem trank. Der Zoi war ein Glas das oben sehr eng war und man so genauer sehen konnte wen der Wirt einen beim Messen übers Ohr hauen wollte (betrügen).

Die Kundschaft war überwiegend aus den anliegenden Strassen. Nach Feierabend kamen noch die Arbeiter von der Lederfabrik (Gerber und Taschner), von der Schlachtbrücke (Schlachthof) oder alle anderen die nach Hause gingen oder kamen. Die Höhepunkte allerdings waren die Donnerstage wenn Markt war. Der Betrieb ging manchmal bis spät in die Nacht hinein, draußen war schon die Dunkelheit angebrochen. In die Stille der Nacht und Dunkelheit drang nur der Lichtkegel der nackten Glühbirne, die traurig von dem Plafon (Decke) baumelte,  durch die meistens offen stehende Türe, gemischt mit dem manchmal sehr lauten Debatieren der letzten Gäste. Irgendwann erlosch das Licht und die Dunkelheit und Ruhe übernahmen wieder ihren Platz.

Liebe Leser! Ich hoffe dass ich ihnen mit dieser kleinen Beschreibung dieses Wirtshauses auch einige Erinnerungen aus der Alten Heimatstadt geweckt habe.

 

Und nun einige Bilder:

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Position des Gebäudes (Foto Google)

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Das Wirtshaus an der Kreuzung (Foto by Florin Muntean)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        

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Beispiele der Besagten Maßbecher 

 

Horst Theil

 

 

 

Die Ruhestätte unserer Ahnen.


In diesem Beitrag möchte ich einige Zeilen über die Ruhestätte unserer Ahnen und Vorfahren niederschreiben. Der Grund dafür ist das ich vor einigen Tagen frische Bilder vom Evangelischen Friedhof aus Mühlbach bekommen habe. Der Photograf ist ein guter Bekannter Florin Muntean. Ich habe über Mühlbach schon so einiges zu Papier gebracht und habe überlegt dass es angebracht wäre, auch an dieser Stelle, einige Worte zum Thema Friedhof zu schreiben. Ich kann keine präzisen Angaben machen, aber ich werde Versuchen aus der Erinnerung und meinen Vermutungen ein paar Worte da zu sagen.

Wie wir alle wissen, war es in den frühen Jahren der Geschichte in Europa Brauch und Sitte die Ruhestätten der von uns gegangenen fast immer in unmittelbarer Nähe der Kirchen und Gotteshäuser anzulegen. Dieses geschah meistens auf dem Kirchengelände, also um die Kirchen herum. Ich vermute das dass auch in Mühlbach der Fall war. Im Zuge einer generellen Renovierung in den 60- er Jahren der Kirche, erinnere ich mich das man im Kirchhof und selbst in der Kirche einige alte Gräber entdeckt hatte. Selbstverständlich waren die in der Kirche wahrscheinlich von Würdenträgern oder Geistlichen, und die außerhalb von normalen Bürgern des jungen Mühlbachs. Mein Gedanke ist das mit zunehmender Zahl der Einwohner von Mühlbach der Platz nicht mehr ausreichend für die Bestattung der Leichen war. Wenn man bedenkt das in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten Mühlbach immer wieder unter der Last der Verwüstung und Brandschatzung, mal abgesehen von den Krankheiten und Seuchen, zu leiden hatte wäre es nicht abwegig anzunehmen das der Beschluss irgend wann kam den Gottesacker zu verlegen. Der Platz wurde außerhalb der Stadtmauern neben dem Mauerngraben gewählt, wo er sich auch heute befindet. Jetzt kommt die Frage wann?  Ich weiß es nicht, ich habe aber die Vermutung  dass die Leichen am Anfang durch das noch vorhandene Nordtor der Stadt zur letzten Ruhestätte gebracht wurden. In späteren Jahren, als die Stadtbefestigung nicht mehr ihren Zweck entsprach, und Mühlbach zur Ruhe kam, wurde wahrscheinlich der Durchbruch der Stadtmauer im Bereich der Rathausgasse (die lange Zeit „Leichengasse genannt wurde) in Richtung Holzplatz gemacht. Auf diese Weise konnten die Leichen die wahrscheinlich auch um die Zeit in der Jakobskapelle aufgebahrt wurden, auf direktem Wege zum Friedhof gebracht werden.

Dieser befindet sich zur Linken des erwähnten Mauerdurchbruchs. Schon beim ersten Betrachten des Eingangbereiches merkt man das die Bürger der Stadt sich ihre Ruhestätte etwas kosten haben lassen. Das eindrucksvolle Schmiedeiserne Tor und insgesamt die ganze Fazade aus Mauerwerk kombiniert mit dem ebenfalls Schmiedeisernen Zaun.

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 Friedhofstor

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Linke Seite des Eingangsbereiches.

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 Das Tor

 Nach dem betreten des Friedhofs fällt einem sofort die zur Rechten befindliche Gruftenreihe auf. Alle Gruften sind in einem Gebäude untergebracht und durch Schmiedeiserne Zaunelemente voneinander getrennt. In jeder Gruft ist eine Innschriftstafel mit den Namen der Bestatteten Personen angebracht. Diese Gruftenreihe ist wahrscheinlich ursprünglich von wohlhabenden Patrizierfamilien des alten Mühlbachs erbaut worden.

Bilder dieser Gruften:

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Gruften evangelischer Friedhof

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 Innschriftstafel einer dieser Gruften

 In der gleichen Bauweise gibt es noch eine Gruftenreihe im Hinteren Teil des Friedhofs.

Gruften im hinteren Teil des Friedhofes

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Andere Gruften

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Über den zentralen Weg gelangte man an den Ort der Aussegnung. Dieser Bestand aus drei Holzgebäuden. Zwei Links und Rechts der Stelle wo der Sarg aufgebahrt stand. Und ein kleines Gebäude, zentral am Kopfende des Sarges gelegen, das von dem Geistlichen bei Regenwetter als Wetterschutz genutzt wurde. Die Beiden seitlichen waren auf drei Seiten geschlossen und nur in Richtung Sarg bis in Gürtelhöhe geschlossen. Mit Holzbänken als Sitzgelegenheit ausgestattet dienten sie den Trauergästen als Unterstand bei Regen und prallem Sonnenschein. Da hielt der Geistliche die Aussegnungszeremonie bevor der Sarg zu Grabe getragen und nach einem Letzten Gebet in die Erde unserer Heimatstadt zur ewigen Ruhe gebettet wurde.

Einige Bilder dieses Platzes:

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 Wenn man den Weg an den Gruften vorbei Ging gelangte man zum Friedhofsbrunnen der lange, lange Jahre als einzige Wasserquelle zum Gießen der Gräber diente. Heute ist der Friedhof mit einer Wasserleitung versehen die an einigen Orten am Friedhof in einem Betongbehälter enden, und so die früheren weiten Wege vom Brunnen bis zu den Gräbern, erspart.

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Der alte Brunnen.

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 Eine der neuen Wasserquellen des Friedhofes

 Ein paar Schritte weiter gelangt man zu dem Platz wo zur Rechten dieses Weges die in den Kriegen in und um Mühlbach gefallenen Deutschen Soldaten von der Kirchengemeinde zu Mühlbach beerdigt worden sind. Einige Identitäten sind bekannt wiederum einige nicht. Die Pflege dieser Heldengräber wird von der Gemeinde übernommen.

 Soldatengräber:

 

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 Zum Schluss einige Worte zum Rest der Gräber. Im Allgemeinen werden die Gräber gepflegt, sei es von restlichen hier gebliebenen Verwandten aber meistens im Auftrag von Angehörigen aus Deutschland und der ganzen Welt.

Einige Gräber wurden vor der Ausreise versiegelt um die Pflege dieser Gräber nicht zu vernachlässigen wen niemand mehr da war der diese übernehmen hätte können. Als Schlusswort möchte ich dazu sagen das unsere Ahnen und Angehörigen so wie die beerdigten Soldaten eine angemessene und schöne letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Mühlbach gefunden haben.

Der liebe Gott sei ihnen gnädig.

Hier endet mein kleiner Rundgang vom Friedhof in Mühlbach.

 

Horst Theil

Foto by: Florin Muntean

Die Mätz aus Mühlbach


Ja, die Mätz aus Mühlbach. Ich finde dass dieses Thema auch wenigsten eine Stelle auf diesem Blog bekommen sollte da es um eine Sache geht die das Leben und Stadtbild von Mühlbach geprägt hatte. Das war etwas Einzigartiges an dieser Stadt. Das war die Ader die dafür sorgte dass im Sommer die Frische und angenehme Kühle ihren Einzug in die Innenstadt, und teilweise in die Vorstadt hielt. Die Metz sorgte auch dafür dass die anliegenden Bürger auch die Möglichkeit hatten an Wasser zum Bewässern der Gärten heranzukommen.
Ich werde jetzt versuchen zu beschreiben wie und wo deren Verlauf und Abzweigungen waren.
Also, die Mätz kam aus Richtung Petersdorf, auf der Rechten Straßenseite in Richtung Mühlbach. Hier zwischen Petersdorf und Mühlbach befand sich der Gemüsegarten des Herrn Zelencov, der aus der Mätz die Bewässerung seines Gartens tätigte. Vor Mühlbach vereinigte diese sich mit der Mätz die aus den Baumanischen Teichen kam, und floss bis zur Kreuzung der Gieshübel Quergasse (Horia) und Postgasse (heute Dorin Pavel). Hier teilte sich die Mätz in Zwei Richtungen, die eine folgte der Postgasse auf der rechten Seite. Angekommen an der Parkgasse (Reformierte Kirche) unterquerte sie diese und folgte der Postgasse vorbei an der Ungarischen Schule, dem Restaurant Nr. 2 und mündete in den Mühlkanal. Der andere Teil folgte der Gieshübel Quergasse und zweigte wieder ein Teil in die Spitalsgasse ab, folgte dieser biss zur Petersdörfer Gasse, da knickte sie auf die Parkgasse an der linken Seite folgte sie dieser in Richtung Park. Ein Teil wurde da abgezweigt und mündete in den Teich des Parks der andere Teil floss bis an die Kreuzung mit der Sikulorumgasse. Der andere Teil aus der Gieshübel Quergasse floss bis in Höhe der Teichgasse und folgte dieser auf der linken Seite auch bis zum Teich im Park. Diese Beiden Zuflüsse speisten den Teich im Stadtpark mit Frischwasser.
Der Teil der Mätz der von der Gieshübel Quergasse Ecke Sikulorum ankam bog nach links auf diese ein. Kurz vor dem alten Forstamt zweigte sie einen Teil des Wassers für die linke Straßenseite der Sikulorum ab, der Rest unterquerte die Straße und wechselte auf die Rechte Seite.

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Mätz in der Petrigasse (Anfang der 70-er Jahre)

In Höhe des Restaurants „Der Unterwald“ zweigte sie noch einmal ab und floss durch die Entengasse zur Jacobigasse und folgte dieser an dem Rathaus vorbei in Richtung Gymnasium. Da vereinigte sie sich mit denen in Höhe Petersdörfer Gasse wieder zusammenfliesenden Armen der Sikulorum und Petrigasse. Gemeinsam unterquerten sie das Haus und den Hof der Familie Teutsch bis in die Mühlgasse. Da floss sie in Richtung Altgasse bis zum Mariengässchen da bog sie  ab, unterquerte die Mühlgasse und unter den Häusern über den Garten von Schneider Rezler mündete sie in den Mühlkanal. Ein anderer Teil der Mätz entsprang dem Stadtteich unterquerte die äußere Sikulorum an der Großen Alee vorbei und folgte der Daiaergasse (Calarasi) bis zur Ecke mit der Quergasse am Heumarkt. Sie folgte der Quergasse bis zur Neugasse in welche sie abbog und dieser auf der rechten Seite folgte bis zur Balcescu. Auf dieser floss sie in Richtung Ecke mit der Altgasse,  am Schlachthaus vorbei in den Mühlkanal mündete.
Da gab es noch zwei Mätzen links und rechts der Griechengasse die aus dem Mühlkanal gespeist wurden, durch eine Art Überlauf da das Wasser des Kanals hier durch die Mühle gestaut wurde. Diese Beiden Läufe flossen in Richtung Klosterbach in den sie mündeten.
Das Bett der Mätz war in der Innenstadt vor dem Krieg betoniert worden. Der Rest in der Vorstadt nicht. Die Totallänge der Mätzen in Mühlbach belief sich auf etwa 12 -15 Km.

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Ein trauriger Rest der Metz vor dem ehemaligem deutschen Gymnasium

Aber man kann sagen dass die Mätz bis spät in die 60-er Jahre noch vollständig ihre wohltuenden Funktionen erfüllte. Ich denke das all diejenigen die das noch erlebt haben mir Recht geben das die Metz zusammen mit dem Stadtpark mit Teich und Insel ein Markenzeichen der Stadt waren um die sie so manch andere Stadt in Siebenbürgen beneidete. Es ist schade das die Umstände sich so entwickelt haben wie wir es alle wissen dass diese Besonderheiten heut zu Tage nicht mehr existieren außer ein paar traurigen Überresten die noch an die Tage erinnern wie es einmal war.
Ich habe mich bemüht  so genau wie möglich den Verlauf zu beschreiben.
Vergeben sie mir wenn meine Schilderung zu Verwirrung geführt hat, aber es ist so, dass das Metz sehr verzweigt, und über das ganze Stadtgebiet verbreitet war.

Hors Theil

 

Die Schottergrube oder „Balta lui Dolfi“


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Die gewesene Schottergrube nördlich von Mühlbach (Polaroidbild Ende der 70-er Jahre)

Die Schottergrube am Nördlichen Stadtrand gelegen, fand ihre Geburtsstunde beim Bau der Eisenbahntrasse Hermannstadt – Unterwinz. Die Strecke wurde am  25 November 1897 fertig gestellt und in Betrieb genommen.  Die Stelle wurde gewählt aus dem einfachen Grund, da sie sich nahe dem Trassenverlauf befand. Der hier vorhandene Schotter, stammt wahrscheinlich daher, das der Mühlbach in seiner Vergangenheit, laut geschichtlichen Aufzeichnungen, sein Bachbett mehrere male geändert hatte angeblich über das ganze Stadtgebiet. Da man für den Bahndamm viel Material benötigte, war sein naher Abbau Ort willkommen. Um diese Zeit gab es noch keine Bagger, daher musste das meiste Material in Handarbeit abgebaut und mit Fuhrwerken an die benötigte Stelle transportiert werden. So entstand bis zur Fertigstellung der Trasse ein beachtliches Loch in der Landschaft. Die Hälfte der Bodenfläche des Grundes war einige Meter tiefer wie der Rest. Diese Hälfte füllte sich nach und nach mit Wasser. Die Ufer der Grube wurden grün und ein kleiner Buschbestand machte sich breit. Von den Ufern ausgehend zur Mitte der Wasserfläche begann der Schilfwuchs so dass nur eine kleine Fläche in der Mitte schilffrei blieb. In diesem Abschnitt machten sich Seerosen breit. Die Fauna blieb auch nicht aus. Verschiedene Wasservögel wie Fischreiher , Wildenten und zeitweise auch Wildgänse die hier Rast machten. Die Unterwasserwelt beherbergte Fische, Wasserkäfer, Blutegel, verschiedene Lurche und Molche. Und natürlich Frösche. Eine Unzahl Frösche die an Sommerabenden ihr Konzert, lauthals bis in die Stadt sendeten. Alles in allem, ein sehr reichhaltiges Biotop das zu erhalten es sinnvoll gewesen wäre. Die Kinder benutzten die Ufer auf der Wasserfreien Seite im Winter um zu Rodeln, da es nahe der Stadt war. Die Fleischverarbeitung im frühen Mühlbach entnahm im Winter das für die Eiskeller benötigte Eis. Das Schilf wurde auch geerntet und Fußabtritte und die beim Verputzen der Decken (Plafon) benötigten Schilfmatten, herzustellen. An den Ufern saßen oft Angler und gingen hier ihrem Steckenpferd nach.  Aber im Laufe der Jahre änderte sich so manches an dieser Idylle. Die Leute aus der Nähe fingen an ihren Müll und Schrott an den Ufern auszukippen. Das inzwischen verstaatlichte Schlachthaus zäunte am Ufer einen Bereich ein und benutzte diese Fläche für die Zwischenlagerung von Schlachttierknochen, bis zum Abtransport von diesen zur Weiterverarbeitung. Und alles offen und unter freiem Himmel. Mann kann sich vorstellen was für ein bestialischer Gestank die vergammelten Knochen verbreiteten. Abgesehen von den Myriaden von Mücken und Schmeißfliegen die da ihr Paradies hatten. Nach 1989 irgendwann rückten die Bulldozer an und die Schottergrube wurde eingeebnet.

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Blick auf die Stelle wo einst die Schottergrube war. 2013

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Die Stelle wo die Schottergrube war. (heute)

Heute liegt die Fläche brach, abgesehen das man bemerken kann das wieder das Erscheinen des Mülls in den Vordergrund rückt. Den Mühlbachern ist die Schottergrube ein Begriff, daher gilt diese Beschreibung denen die sich erst vertraut mit der Stadt Mühlbach machen, oder machen möchten. Die von der rumänischen Bevölkerung benutzte Bezeichnung lautet „Balta lui Dolfi“. Das kam daher dass in dem letzten Haus der Stadt, fast gegenüber der Schottergrube, ein Mann namens Dolfi wohnte der früher mal einen Fiaker besaß und am Marktplatz in der Stadt seine Dienste anbot.

Das war die kleine Geschichte der Schottergrube von Mühlbach.

Horst Theil

Der Mühlkanal oder die Wasserräder der Stadt


In dem heutigen Beitrag möchte ich ihnen etwas über ein Thema erzählen, das wie der Titel schon sagt, mit den Wasserrädern von Mühlbach zu tun hat. Wie schon aus der Geschichte der Stadt Mühlbach bekannt ist, war das Gebiet der Stadtgründung, eine von mehreren Wasserläufen durchzogene Landschaft. Die Siedler und die in der Umgebung ansässigen Uhreinwohner machten sich diese Lage zu Nutze indem sie schon seit sehr früher Zeit die Wasserkraft nutzten. Das geschah am Anfang mit dem Bau der wohlbekannten Wassermühlen, die ich schon in einem anderen Beitrag erwähnt habe. Von daher entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte auch der Name der Stadt Mühlbach, der allerdings im Laufe der Zeit unter verschiedenen Schreibweisen in der Geschichte zu finden ist. Der  Lauf des Mühlbaches war ursprünglich  in mehreren kleineren Armen, die über das ganze Stadtgebiet führten und ihren Lauf mehrmals änderten, verteilt. Von diesen Bachläufen setzte sich nur der Hauptarm das heute existierende Bachbett durch. Der einzige Nebenarm der bis in die Neuzeit existierte, war der bekannte Mühlkanal. Dieser wurde von den Siedlern befestigt und ausgebaut. An diesem Kanal wurden im Stadtgebiet die ersten zwei Wassermühlen erbaut, die lange Jahre hindurch der Bevölkerung von großem Nutzen waren. In späteren Jahren kamen moderne „Wasserräder“ bei der Erbauung des Wasserkraftwerkes in Form von Wasserturbinen zum Einsatz. Ein aufmerksamer Beobachter kann die Reste des alten Laufes dieses Mühlkanales war nehmen wen er, bei einem Spaziergang unter die Erlen, seine Aufmerksamkeit auf die rechte Seite des Weges ab dem ehemaligen E-Werk bis zum Fußballstadion richtet. Man kann eine leichte Vertiefung parallel zum eigentlichen Flussbett feststellen und daraus den Schluss ziehen das die Abzweigung des Mühlkanals irgendwo im Bereich des Stadions war. Ab dem E-Werk abwärts, vermute ich, ist das Bett des Mühlkanales noch das originale.  Das Stadtgebiet zwischen dem Mühlkanal und dem Mühlbach (auch Klosterbach genannt) wurde seit jeher „Zwischen den Bächen“ (Într-e rîuri) genannt. Der Mühlkanal verlief also mit Beginn unter den Erlen (später vom Großen Wehr) bis Ende der Altgasse, beim später errichteten  Schlachthaus, wo er wieder in den Hauptarm mündet.

 Mühle

 Obere Mühle mit Mühlkanal

 Mit diesem Mühlkanal sind alle Bürger älteren Semesters von Mühlbach aufgewachsen, und es erwachen  unvergessliche Erinnerungen damit, schon beim erwähnen des Namens. Wie ich schon öfters erwähnte bin ich in der Altgasse, auf der linken Straßenseite und somit am rechten Ufer des Mühlkanals aufgewachsen.  Meine ganze Kindheit und Jugend war mit dem Mühlkanal verbunden. So erinnere ich mich dass die Gärten rechts des Kanals alle im Durchschnitt etwa 75 Meter Lang und etwa 15 bis 20 Meter Breit waren. Die Gärten hatten guten Boden und waren sehr Ertragsreich das ganze Jahr über. Sie wurden meistens, aber nicht nur, von den Hausfrauen bearbeitet, die oft die überschüssigen Erträge auf dem Städtischen Markt verkauften, und so einen Beträchtlichen Beitrag zum Familiären en Einkommen leisteten.  Das war hier möglich dank der Wasserräder. Entlang dem Lauf des Kanals von der Letzten Wassermühle bis zur Mündung waren fast in allen Gärten, die alle an den Kanal grenzten, selbstgebaute Wasserräder (oder Schöpfräder genannt) vorhanden. Die Konstruktionen waren unterschiedlich. Die einen waren aus Holz, andere wieder aus Metall gebaut die sich alle auch in der Größe unterschieden, je nach Möglichkeiten der Besitzer. Ich werde jetzt eine kleine Beschreibung dieser Räder machen für diejenigen die nicht wissen was so ein Rad ist und wie es funktioniert. Der Bau war so ähnlich eines Mühlrades. Der Unterschied war nur das es am inneren Radkranz Behälter (Eimer oder Blechdosen) befestigt waren die bei der Drehung des Rades in das Wasser tauchten und es in einem dafür befestigten Trog oder Wanne im oberen bereich auskippten. So ward das Wasser manchmal bis zu 2 – 3 Meter angehoben und konnte so aus dem besagtem Trog, über eine Holz- oder Metall Rinne, in Richtung garten fließen, und so mit die Bewässerung des Gartens sicherstellen. Das war sinnvoll um einen gesicherten Ertrag zu gewährleisten. Die Bewässerung startete man indem man den Bremsbalken, entfernte und die Wasserkraft das Rad zu drehen begann. Man beendete diesen Vorgang in dem man den Balken wieder durch die Speichen des Rades schob bis zum Bock der das eine Ende der Welle stützte. Das andere Ende des Balkens stützte man an einem kurzen Pflock der am Ufer in den Boden gerammt war. Dadurch wurde das Rad gebremst und der Vorgang war beendet. Diese Investition lohnte sich da die Wasserkraft immer und jederzeit zur Verfügung stand. Man verbrauchte keine Energie und die Bewässerung war somit kostenlos.

Einige Bewohner der Altgasse spezialisierten sich auf die Gärten und Gartenarbeit. Es wurde jede Ecke der Gärten für Gemüsebeete, Mistbeete und Gewürze genutzt. Manchmal waren es auch die Blumen die man gut verkaufen konnte, da ja kein Blumenladen in der Stadt war.

Die Setzlinge aus den Mistbeeten fanden im Frühjahr und Frühsommer auch riesigen Absatz.

Alles in allem eine intensive Arbeit und Mühe. Dieses alles währe aber nicht ohne die Wasserräder möglich gewesen. Wir müssen feststellen dass der Mühlkanal von größter Bedeutung für die Stadt Mühlbach war. Die an dem Kanal gelegenen Betriebe wie die Lederfabrik, mit beiden Standorten, die Strumpffabrik und das Schlachthaus so wie alle Bürger deren Gärten angrenzten einen beträchtlichen Nutzen von dem Kanal bezogen.

Heute existiert dieser Kanal nicht mehr außer ein paar Stellen die noch an seine ehemalige Existenz erinnern. Somit gehört auch dieses Kapitel der Geschichte an.

Horst Theil

Kleine Zusammenfassung über Mühlbach


Mühlbach eine Kleinstadt in Siebenbürgen, unweit der Mündung des Flusses Mühlbach in den Mieresch bei Karlburg (13 Km), 203 Km von Kronstadt und 335 Km von der Hauptstadt Bukarest entfernt. Bahnstation auf der Bahnstrecke Hermannstadt – Unterwinz.

Im Jahre 1930 Hatte Mühlbach:

        9250 Einwohner

        1 Stumpffabrik

        1 Hutfabrik

        2 Sägewerke

        2 Tischlereien

        3 Banken

        1 Staatliches Gymnasium (rumänisch)

        1 Evangelisches Gymnasium (deutsch)

        2 Lehrbubenschulen

        3 Volksschulen

        2 Kindergärten (einen deutsch und einen rumänisch)

Die Konfessionen besaßen:

–     1 Evangelische Kirche Augsburger Bekenntnisses

        2 Rumänische Kirchen (1 Griechisch-katholische und eine Griechisch-Orthodoxe)

        1 Römisch- Katholische Kirche (ungarisch – deutsche Bevölkerung)

        1 Calvinistisch- Reformierte Kirche (ungarische  Bevölkerung)

        1 Synagoge

Die Institutionen:

        Bürgermeisteramt

        Gericht

        Polizei

        Finanzamt

        Forstamt

        Sozialversicherunksamt

        Postamt

        Spital

        Kaserne

Vereine:

        Verein der deutschen Handwerker und Händler

        Verein der rumänischen Handwerker und Händler

        Gesangsverein (rumänisch und deutsch)

        Freiwillige Feuerwehr

        Sport- und Turnverein

Die Jahrmärkte waren am 29 Januar, am 3 Mai und am 24 August.

Mühlbach war die dritte Stadt mit elektrischem Strom nach Temeschwar und Sinaia.

Das E-Werk lieferte schon seit 1896 elektrischen Strom. Die Alleen waren mit Granit gepflastert, der Teich im Stadtpark war Mit Booten ausgerüstet und im Winter ein hervorragender Eisplatz. Unzählige Wirtshäuser und Gaststätten zb. Goldener Löwe, Unterwald oder Zur blauen Kugel u.s.w. Im Goldenen Löwen auch eine Bühne für Theater und Konzerte.

Die Stadt besaß auch ein Kino.

Alles in allem ein lebenswerter Ort mit allem dazugehörigem. Arbeitsplätze, Freizeitgestaltung, Medizinische Versorgung.

Es wären noch einige erwähnenswerte Sachen aber ich unterlasse es jetzt alle zu erwähnen.

Horst Theil

Die Schmiede an der Kreuzung


Wie ich in anderen Beiträgen erwähnt hatte, war früher in Mühlbach und Umgebung, viel mehr Vieh als heute. Was Kühe, Ochsen und Pferde betrifft wurden diese auch als Zugvieh vor die Ochsen- und Pferdewägen gespannt um die Transportprobleme zu lösen.

Wie jeder weiß, mussten diese Tiere von Zeit zu Zeit neu beschlagen werden damit die Hufe der Tiere auf den steinigen Wegen der Stadt und Umgebung nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dazu gab es das Handwerk der Schmiede, das im frühen Mühlbach auch in der Zunft der Schmiede organisiert und zusammengeschlossen war. (zu dem Thema Zünfte werde ich zu einem späteren Zeitpunkt einen Beitrag schreiben)

In meiner Kindheit gab es zwar keine Zünfte mehr, aber einige Schmieden, die mit einer Genehmigung der der Behörden, vorwiegend von Zigeunern betrieben wurden. Eine solche Schmiede befand sich in meiner Nachbarschaft, und zwar, an der Kreuzung der Altgasse und Mühlgasse mit der Quergasse. Ein hervorragender Standort denn von da ging es Über die Altgasse zum Schlachthaus, über die Mühlgasse in die Innenstadt, über die Quergasse in Richtung Holzplatz, wo die Wochenmärkte abgehalten wurden, und Richtung Bahnhof. Und wenn man bedenkt das in westlicher Richtung keine 100 Meter die letzte der Wassermühlen sich befand wo die Bauern ihr Korn und Kuckurutz (Mais) mahlten dann weiß man das der Standort sehr gut durchdacht war. Die Schmiede war ein kleines Gebäude wo im vorderen Teil die Schmiedewerkstadt und im hinteren Teil die Wohnung der Familie untergebracht war. Diese „Schmiedzigeuner“- Familie bestand aus vier Personen, der Schmied, seine Frau, dem Sohn (der einige Jahre jünger als ich war) und der Tochter.

Es war ein sehr guter Handwerker zu dem nicht nur die Kunden aus Mühlbach kamen, sondern auch aus den Umliegenden Dörfern, die teilweise auch Schmieden besaßen. Der Donnerstag und der Samstag waren immer Spitzentage weil der Donnerstag in Mühlbach Markttag war und Samstag meistens Mühlentag. Aber das Geschäft lief auch die restlichen Tage hervorragend. Die Schmiede an und für sich war im Inneren gut ausgestattet mit allem was dazu gehört, natürlich der damaligen Zeit entsprechend. Die obligatorische Schmiedefeuerstelle mit Blasebalg, der von Hand betrieben wurde, dann der Schmiedeamboss. An der Wand befanden sich Halterungen für unzählige und verschieden geformte Zangen des gleichen auch für verschieden geformte Hammersorten nach Gewicht geordnet. Verschiedene Meisel, Dorne und Handwerkzeug für das Beschlagen der Tiere und behandeln der Hufe. Auf einem Bretterregal befanden sich Holzladen mit selbst gemachten  Hufnägel, selbst  vorgefertigte Pferde Hufeisen, verschiedener Größen so vie Hufeisen für Kühe und Ochsen. Diese waren anderes als die der Pferde. Für Kühe und Ochsen benötigte man pro Fuß je zwei Stück da diese Tiere Paarhufer sind. Die Vorfertigung geschah immer dann  wenn zurzeit keine Kundschaft da war. Also hörte man den Klang des Hammers auf dem Amboss von Früh bis in die Abendstunden.

Des Öfteren brachte Wagner Arbeit für den Schmied. Beschläge für die Ochsen- und Pferdewägen so wie Radachsen machen oder Reifen auf die Holzräder zu ziehen. Oft kamen auch die schon einen wagen besaßen und Reparaturen benötigten.

Vor der Schmiede war damals noch ein schöner großer freier Platz mit einer großen Trauerweide vor der Schmiede. Daneben befanden sich zwei solide Holzkonstruktionen die man Schmiedejoch nannte. Das waren Vorrichtungen in denen man das Vieh befestigte um den Schmied zu schützen und die Möglichkeit zum Beschlagen zu geben. Nicht alle Tiere hielten still bei diesem Vorgang darum war der Kopf in diesem Gestell fixiert und zwei Bauchgurte waren auch vorhanden.

Ich kann mich an alles sehr gut erinnern weil ich als Kind oft Stundenlang dabei stand und alles bestaunte.  Ich durfte auch manchmal den Blasebalg bedienen weil er sooooo gruselig fauchte und schnaufte machte das unheimlichen Spaß. Natürlich waren Meine Eltern weniger erfreut wen sie sahen wie ich aussah nach so einer „Handwerkerstunde“. Aber egal es war schön ich mochte die Tiere und stand oft am Kopfende und kraulte sie während des „Martyriums“ das sie zu beruhigen schien.

sschmiede

Standort der Schmiede in Mühlbach 

SCHMIDE

Gewesene Schmiede ( kleines weißes Haus) 

(Die weiteren Bilder Dienen nur als Beispiel)

 Schmiedejoch

Schmiede-Joch zum beschlagen der Tiere

schmittfeuer

Schmiede-Feuerstelle

schniedefeuerstelle

Schmiedefeuerstelle mit Werkzeug

 schmiedeblasebalg

 Schmiede-Blasebalg

Schmiedeamboss

Der  Amboss

Momentaufnahme - 26

Einige der Erzeugnisse des Schmiedes

Warum schreibe ich diese Zeilen? Na ja, ich weiß es nicht so genau. Ich bin der Auffassung man sollte auch wen es scheint unwichtige Dinge zu sein so manches auf Papier, oder wo auch immer, fest zu halten den es gibt vielleicht alle diese Handwerker irgendwann nicht mehr. Vielleicht gibt es aber jemanden der irgendwann Wissen möchte wie und wann auch so etwas in Mühlbach war. Ich weiß es gibt Geschichtsbücher und viele andere Möglichkeiten sich über die Vergangenheit eines Ortes zu Informieren, aber das sind nur geschichtliche Informationen und Fakten, und keine Alltagserlebnisse.

Ich hoffe sie hatten Spaß bei der Lektüre.

Beitrag geschrieben von Horst Theil

Die Altgasse in Mühlbach (heute: Progresului)


Die Altgasse in Mühlbach

(heute: Progresului)

 

Da ich aus frühester Kindheit in dieser Gasse aufgewachsen bin, möchte ich ihnen ein Paar Einzelheiten zu diesem Thema niederschreiben.

Die Geschichte der Altgasse beginnt um das Jahr 1748, als die ersten 11 Familien aus Baden – Durlach in unserer Stadt eintrafen. Ich zitiere Alfred Möckel aus seinem Werk „Aus Mühlbachs Vergangenheit „

„In Mühlbach wurde die Durlacher Einwanderungsgruppe in Fortsetzung der damals schon bestandenen, hauptsächlich durch Gärten und Meierhöfe gebildeten Mühlgasse, in der von den Durlachern errichteten Altgasse ( oder Altvorstädtergasse, wie sie früher hieß ) angesiedelt.

In richtiger Erkenntnis der Bedeutung dieser Blutzufuhr räumte Stadt=, Stuhl = und Gubernialbehörde den Einwanderern weitgehende Sonderrechte ein. Diese forderten und erhielten „ vor jeden Hauswirten eine Hofstelle ohne Bezahlung“, Saatgut, Wiesen, „ Grumpiren=, Hanf=, Grass=, Kornteilung und so weiter gratis und ohne einiges Entgelt“ eine Fleischbank, fünf Jahre Freiheit von allen Lasten und Abgaben, vor jeden einen Ort und Platz in der Kirche ohne Verdruss und Sauersehen“.

Ein in der hiesigen Gymnasialbücherei befindliches Hausbuch rühmt schon 1750 von den Durlachern, das sie „ mit großem Fleiß“ auf ihren Hofstellen Häuser aufgebaut haben und das sie „ in der Feldwirtschaft sehr fleißig gewesen, besonders in denen Sommerfrüchten, also das noch niemahlen ( zu diesen Zeiten) allhier so viel Sommerfrucht ausgesäet gewesen“. Leider sind 1749 und kurz danach sehr viele Einwanderer hier gestorben; die Totenbücher des   Mühlbacher ev. Pfarramtes verzeichnen in der Zeit eine unverhältnismäßige große Zahl von Todesfällen aus den Reihen der Einwanderer und ihrer zahlreichen Kinder. 1770 kam die größte Einwanderergruppe hier an und in zwischen aus den Badischen „ Hanauer Ländchen“, der Gegend zwischen Kehl und Lichtenau. Eine außerordentliche Teuerung, veranlasst durch eine furchtbare Überschwemmung des Rheins, scheint diese Volksgenossen in Marsch gesetzt zu haben. In Mühlbach ließen sich 49 Familien nieder, darunter, 31 Feldbauern, die übrigen waren Handwerker. Als Ansiedlungsgebiet wies ihnen der Magistrat die Hanfländer der Altgässer an, auf denen sie die Neugasse entstehen ließen. Ein Vergleich zwischen der Altgasse und Neugasse, lehrt das die Durlacher Einwanderer sich behäbigere Häuser errichteten als die Hanauer, wahrscheinlich deshalb, weil diese vorwiegend Landleute, jene aber Gewerbetreibende waren“.

Zitat Ende.

Mann sieht dass davor auf dieser Stelle freier Acker war. Alles in allem kann man sagen dass auch die Altgasse zur Entwicklung und zum Fortschritt unserer Heimatstadt eine wesentliche Bedeutung hatte. Die Bedeutung wuchs als sich später einige Handwerker hier niederließen. Ich möchte dazu nur die Rotgerberei der Familie Glaser erwähnen und die Lederfabrik des Gustav Dahinten. Es folgte nachher die Fleischverarbeitung der Familie Haffner. In meiner Kindheit bestand die Rotgerberei nicht mehr. Die Verstaatlichte Fleischverarbeitung des Herrn Haffner war noch da und die Verstaatlichte Lederfabrik des Herrn Dahinten mit dem Alten Gebäude stand auch noch. Als Handwerker wären noch zu erwähnen der Schneidermeister Herr Bechthold, ein Kürschner der sich auf rumänische Brustpelze und Pelzmützen spezialisiert hatte und dann gab es noch eine Familie die Holzrechen, Fußabtritte aus Schilf, Schilfmatten, die für den Verputz von Decken gebraucht wurden, und manchmal auch Sensenstiele herstellten.

Die Deutschen Familien in meiner Kindheit waren folgende:

Auf der Linken Seite

–        Familie Bechthold – 3 Personen

–        Familie Weber – 4 Personen

–        Familie Hennrich – 4 Personen

–        Familie Maroscher – 4 Personen

–        Familie Hupprich – 2 Personen

–        Familie Hütter Michael – 4 Personen

–        Familie Hütter Wilhelm – 4 Personen

–        Familie Barth – 3 Personen

–        Familie Kuck – 3 Personen

–        Familie Lenz – 2 Personen

–        Familie Schemmel – 4 Personen

–        Familie Szatmary – 4 Personen

–        Familie Preiß Gustav – 2 Personen

–        Familie Barza Viktor – 5 Personen

–        Familie Preiß Iulius – 4 Personen

–        Familie Lingner – 5 Personen

–        Familie Jeney Rudolf – 3 Personen

Auf der Rechten Seite:

–        Familie Schmidt Wilhelm – 4 Personen

–        Familie Theil Edwin – 3 Personen

–        Familie Fakner – 4 Personen

Der Rest waren Rumänische Familien.

Nehmen sie es mir nicht übel wenn ich jemanden vergessen habe.

Die Gasse war unbefestigt samt Bürgersteigen. Im laufe der Zeit wurden bis zu meiner Ausreise nach Deutschland folgende Verbesserungen gemacht: Die Fahrbahn wurde erst mit Bachsteinen gepflastert, das war schon mal etwas. Nach einigen Jahren als ich schon auf der Lehre war brachte man den Leuten unentgeltlich vom Sfat aus, Schotter und Zement die man vor jeder Hausfront deponierte, und die jeweiligen Hausbesitzer die Auflage bekamen die Bürgersteige in Eigenleistung zu betonieren. In diesem Zuge wurden auch alle Bäume, beidseitig der Fahrbahn entfernt. Dann wurde nachher die die Strasse wieder Aufgerissen und Kanal verlegt. Nach einiger Zeit wurde dann beschlossen die Strasse zu Teeren, was dann auch geschah. Die Mätz beidseitig wurde saniert und alle Brücken die in die Toreinfahrten führten wurden mit Betonrohren ersetzt. Irgendwann wurden auch die Freiluftleitungen der Telefone abmontiert und mit Kabeln ersetzt, aber immer noch auf den Masten.

Das also waren die Arbeiten die in der Zeit des Kommunismus durchgeführt wurden. In diesen Jahren wurden auch die Gebäu der der Fleischverarbeitung und der Lederfabrik abgerissen. Die Lederfabrik bekam ein neues Gebäude das auch das Grundstück der gewesenen Fleischverarbeitung in Anspruch nahm. Das ist in großen Zügen eine kleine Chronik der Altgasse aus meinem Gedächtnis biss ungefähr im Jahre 1989. Was nachher in der Altgasse passierte entzieht sich meinem Wissen.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Transalpina, die Königsstraße


Da diese Straße auch etwas mit Mühlbach zu tun hat, möchte ich ihnen auch zu diesem Thema einiges zukommen lassen.

Traveler Digital Camera

Auf dem Pass „ Urdele“

 

Traveler Digital Camera

„ Urdele“ –  Pass

 Transalpina, genannt “ Königsweg „, ist die Straße die Siebenbürgen mit Oltenien verbindet. Sie ist die höchste Straße in Rumänien  die mit dem Auto überquert werden kann, mit dem höchsten Punkt am Urdele Pass (bei 2.145 m).

Obwohl Sie höher als die  Transfagarsanul  Straße ist, ist sie weniger bekannt da sie nie asphaltiert war, obwohl das auf allen nationalen Karten vermerkt war.

Im Jahr 2009 begannen die Asphaltierung und der Ausbau der Straße auf einer Strecke von 148 km zwischen Mühlbach und Bengesti. Im Juli 2013 waren mehr als 99% der ersten Schicht aus Asphalt auf dieser Strecke fertig gestellt.

Die Anfänge dieser Straße sind unklar. Einige Quellen behaupten, dass Sie zum ersten Mal durch die römischen Legionen in den Daker – Kriegen, als „IV Strategische Linie der Römer „ erbaut wurde.

Es ist eine lokale Legende, dass in den späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert , die jeweils lokalen Familien in den Bau eines Abschnitts der Straße beteiligt , jede nach ihren physischen und finanziellen Möglichkeiten, eingebunden waren . Nach anderen Quellen,  wurde sie von den Deutschen während des ersten Weltkriegs, aus militärischen Gründen gebaut, wurde aber wenig genutzt. Die Transalpina wurde in der Zwischenkriegszeit umgebaut, und eröffnet im Jahr 1938, und  von König Karl II eingeweiht.  Die Straße wurde während des Zweiten Weltkriegs rehabilitiert, als die Deutschen  diesen Zugangsweg aus militärischen Gründen brauchten. Seit dem erfuhr die Transalpina  sehr wenig Wartung.

Die Strecke wurde in der Antike von den Hirten, die aus der Hermanstädter Umgebung  mit ihren Herden nach  Oltenien gingen benutzt.  Das war damals nicht mehr als ein für die Pferde,  ziemlich steiler Pfad, suggestiv als “ Teufels Pfad“ bezeichnet.

Die Transalpina wurde Anfang des Jahres 1938 von König Karl II in Poiana Sibiului eingeweiht. Damals wurde die Straße als eine große technische Errungenschaft betrachtet, mit wichtiger wirtschaftlicher, strategischer und militärischer Bedeutung. An diesem Tage legte der König mit seinem Gefolge die Strecke von Saliste über Jina und bis Novaci in 8 Stunden zurück. Heute braucht man, wegen den laufenden Arbeiten immerhin auch 3 bis 4 Stunden. Heute ist der offizielle Name DN67C und verbindet die Ortschaften Mühlbach mit Novaci in Oltenien südlich der Karpaten.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: Horst Theil 2012

Der Rote Berg


 

Roter Berg

 Der Rote Berg im Winter.

Ich habe schon den roten Berg in anderen Beiträgen erwähnt, aber jetzt möchte ich ein paar Worte dazu sagen.

Die geographische Lage ist in Nord – Nordwestlicher Richtung der Stadt Mühlbach in Siebenbürgen. Die Entfernung beträgt ungefähr 4 – 5 Kilometer vom Stadtrand, und ist so mit „ der Hausberg“ der Stadt.   Dieser Berg ist ein einzigartiges Naturdenkmahl.

Seine Entstehung aus geologischer Sicht ist auf die Faltung eines Uhrmeeresbodens, so wie es auch in dem Siebenbürgerlied heißt:

„Siebenbürgen, Meeresboden

Einer längst verflossnen Flut.

Nun ein Meer von Ährenwogen,

dessen Ufer Wald umzogen

an der Brust des Himmels ruht“

zurückzuführen.

Das besondere daran ist der Anblick der Zerklüfteten c.a. 500 m breiten und 150m hohen Steilwand, die eine rötliche Farbe hat. Diese Farbe kommt von der Zusammensetzung der Bodenbeschaffenheit, die aus verschiedenen Ton, Mergeln, und Sandsteinschichten besteht, das ganze mit Eisenoxyden und verschiedenen Mineralien versetzt. Durch Erosion von Regen und Wind entstanden eine Vielzahl von Säulen, Türmen und Kathedralenartigen Gebilden. Die Abläufe dieser Erosion konzentrieren sich in einer zentralen Ablaufschlucht die in den Zeckesch mündet der am Fuße des Berges vorbei fließt.

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 Abenddämmerung am Roten Berg

  Über die ganze Länge des Berges, der von dem Weg nach Daia bis in die Kutina und darüber hinaus reicht, sind mehrere Stellen der Erosion zu beobachten die, dieselbe Färbung und Zusammensetzung wie die zentrale Wand haben. Am Mühlbachufer an der Stelle die von den Mühlbachern rote Wand (la rosele) genannt wird ist dasselbe zu beobachten. Aus diesen Beobachtungen kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass ganz Mühlbach und Umgebung auf diesen Schichten liegt.

Der rote Berg ist seit der Gründung von Mühlbach in grauer Vorzeit das Symbol der Stadt, also kein Wunder wen sich um diesen Berg mehrere Legenden und Sagen ranken. Die häufigsten aber um die sagenumwobene „Räuberhöhle“.

Der rote Berg war schon immer ein Klassenzimmer in der Natur, das die Lehrer der Mühlbacher Schulen gerne in Anspruch nahmen, erwähnt sei nur Prof. Theobald Streitfeld, aber auch alle anderen verbrachten immer ein paar stunden mit ihren Schülern in dieser Gegend.

Das der rote Berg ein muss für jeden Mühlbacher war muss ich nicht mehr erwähnen. Aber besonders die Kinder und Jugendlichen verbrachten hier viele stunden mit kraxeln, wandern, picknick oder einfach nur entspannen und die wunderbare Natur zu genießen.

In dieser Naturlandschaft leben ebenfalls verschiedene seltene Vogelarten; wie Wanderfalken, Uhu, verschiedene Kauzarten, Wildtauben und desgleichen mehr.

Des Gleichen war die Vegetation auch einzigartig mit vielen Planzenarten die localen Charakter haben, erwähnt wäre da nur die Schachbretttulpe unter vielen anderen Arten.

Die Hänge des Berges wurden auch als Viehweiden genutzt. In den Jahren nach dem 2 – ten Weltkrieg wurde rechts der Hauptschlucht ein Schießübungsplatz angelegt und ein riesiges Gelände eingezäunt. In späteren Jahren nach 1989 wurde als Krönung noch ein riesengroßes Gebäude mit riesigem Sendemast auf der Spitze des Berges gepflanzt. Das alles ist ein Verbrechen an der natur. Mann bedenke das einige Wissenschaftler und Gelehrte den roten berg mit dem Grand Canyon in den Badlands von Arizona vergleichen.

Zum Glück wurde dieser Berg und alles um ihn herum zum Naturschutzgebiet erklärt, wen auch spät aber immerhin. Es ist schade dass man den Begriff noch nicht richtig verstanden hat und dementsprechend auch heute noch handelt. Ich hoffe aber das man verstehen wird was für eine Bedeutung dieser Berg für Mühlbach hat, mal ganz abgesehen von der touristischen Attraktion von der die Stadt profitieren könnte.

Und nun ein Gedicht zum Roten Berg:

Der Rote Berg

Noch steht der Berg auf seiner alten Stelle,

Blickt frei herab ins heimatliche Tal;

Noch springt aus seinem Haupt die klare Quelle,

Vergoldet von der Sonne hellem Strahl;

‚Tief unten küßt des Wiesenbaches Welle

Ihr Blumenufer wohl zum letztenmal,

Zieht träumend dann halb zögernd, halb gezogen

Hinüber in des Mühlbachs blaue Wogen.

Noch stehn die Riesensäulen aufgeschichtet

Als treue Wächter der geliebten Flur,

Was auch die Zeit zermalmet und vernichtet,

Hier suchst du fruchtlos ihre Würgerspur;

Denn unvergänglich sind sie aufgerichtet,

Ein Meisterstück der schaffenden Natur,

Um hier in diesen Paradiesesauen

Sich ihren schönsten Tempel zu erbauen.

Nie hat ein Künstler gleiches Bild vollendet,

Nie Menschenhand solch Riesenwerk getürmt,

Soweit der Himmel seine Strahlen sendet

Und, von der Dichtkunst Genius beschirmt,

Sich je und je ein glücklich Auge wendet

Und nach der Schönheit Idealen stürmt;

Nie ward ein Menschengeist, der ahnend dachte,

Was hier Natur, die göttliche, vollbrachte.

Und denkst du noch der schönen Jugendstunden,

Die wir, o Freund, zusammen dort verlebt,

Wenn wir vom Pfade schlangengleich gewunden,

Der zwischen wilden Rosen sich erhebt,

Emporgeführt, die Höhle aufgefunden,

Vom frischen Hauch der Bergluft durchwebt,

Die Wände bunt mit Farben ausgemalet,

Mit denen nie ein Fürstenzimmer prahlet?

Und denkst du noch, wie dort in trauter Kühle

Den Glücklichen so schön die Zeit entfloß,

Wie dort des Herzens innigste Gefühle

Der Freund so gern in Freundesbusen goß,

Wenn draußen durch des Mittags heiße Schwüle

Die Sonne glühend ihre Strahlen schoß,

Bis sie am fernen Abendhimmel glänzte

Und rosenrot sich Berg und Tal bekränzte?

Hoch über uns sahn wir mit leichten Schwingen

Den Habicht schweben in der blauen Luft,

Wir sahn die Füchslein keck und munter springen

Von Klipp´ zu Klippe über Spalt und Kluft,

Und um uns hörten wir den Ton erklingen,

Mit dem der Schäfer seine Herde ruft,

Sahn unten tief den Ackersmann, den müden,

Heimkehren zu des Hauses sicherm Frieden.

Und willig hing der Blick an seinem Schritte,

Bis er im nahen Dorfe uns entschwand,

Flog dann von seiner rauchumwölkten Hütte

Hinüber zu des Baches Blumenrand

Und suchte freudig in des Tales Mitte

Ein Städtchen, mir und dir so wohlbekannt,

Das ländlich schön, durchwebt von grünen Bäumen,

Noch immer lebt in meinen schönsten Träumen.

Ja, Freund ! Stets wird das Bild vergangner Zeiten,

Ein liebend Denkmal, mir im Herzen stehn,

Wie unsre Seelen sich dem Himmel weihten,

Wenn zu den wunderbaren Bergeshöhn

Im Widerhall der Abendglocke Läuten

Erklang mit hundertstimmigem Getön.

Wenn feierliche Töne uns umwehten,

Als wollte die Natur zum Höchsten beten.

Wohl sind die Tage anders jetzt gestaltet,

Und jene sel’gen Träume sind verblüht,

Doch ihres Nachklangs süßer Zauber waltet

Lebendig fort im schwelgenden Gemüt;

Und der gewohnte alte Drang entfaltet

Erinnerungen in des Sängers Lied,

Die ewig mit der Sehnsucht zartem Bande

Den Jüngling ziehn zum teuren Vaterlande.

(1861)

 

Aus: Das offene Visier

Friedrich Krasser

(1818 – 1893, Mühlbach)

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: Danke an Herr Eduard Schneider

Der Pripock


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Der Pripock

  

Momentaufnahme - 26

Altes Foto auf dem Weg zum Pripock.

 Der kleinere Bruder des Roten Berges von Mühlbach ist der Pripock. Dieser ist weniger berühmt aber nicht von minderwertigerer Bedeutung für die Stadt. Man gelangt zu diesem Berg wenn man die Stadt in Richtung Osten über die  Millennium – Gasse ( Str. Viilor ) verlässt.  Diese Gasse verlief fast parallel  zu den Bahngleisen die Mühlbach in Richtung Hermannstadt verlassen. Auf der rechten Straßenseite befand sich eine Schule für behinderte Menschen, und im gleichen Gebäude, ein Heim für Kriegsinvaliden.

Gegen ende der Strasse auch auf der rechten Seite Befand sich das Gebäude der Kollektivwirtschaft. Dieses Gebäude war früher im Besitz einer Familie Binder. Die Gassenfront bildete ein wunderbarer Schmiedeiserner Zaun dessen Pfeiler aus solidem Mauerwerk bestanden. Die Zufahrt auf das Gelände erfolgte über einen Herrlichen verzierten Torbogen, mit einem Schmiedeeisernen Tor, biss zur Freitreppe des Gebäudes.

Aber zurück zum Weg der zum Pripock führt. Gleich hinter dem beschriebenen Gebäude senkte sich der Weg beträchtlich in Richtung Bahnübergang, der unbeschrankt war. Diese Stelle nannte die rumänische Bevölkerung „ Hula lui Binder“. Nach dem überqueren der Gleise verlief der Weg ziemlich gerade biss an die hölzerne Zeckeschbrücke. Auf der anderen Seite, über eine Länge von etwa 200 – 250 Meter, führte der Weg an dieser Stelle über äußerst frucht bares und ebenes Land. Hier waren um diese zeit riesige Gemüsegärten angelegt. Nach dieser Strecke befand man sich am fuße des Pripock. Der ganze Pripock wurde von Weingärten und Obstgärten so wie Weideland und wilder Vegetation bedeckt. Ich erinnere mich dass auf dem Pripock auch sehr viel Flieder war. Vom Fuße des Berges führte ein sehr eingeschnittener Hohlweg nach oben. Von diesem Hohlweg zweigten immer nach links und rechts Nebenwege ab, die zu den einzelnen Weingärten führten. Im oberen Bereich befanden sich Viehweiden  und wilde Vegetation.

Es ist erwähnenswert das hier sehr seltene Pflanzen, und Insekten beheimatet sind.

Pripock

 Typische Pripock – Landschaft mit dem seltenen Federgraß ( rum. Colie )

Ich erinnere mich immer gerne an Unsere Klassen – Ausflüge zu diesem Berg.

In den ersten vier Jahren der Volksschule kamen wir sehr oft zu diesem Berg mit unserer Lehrerin Fräulein Göbbel. Ich bin dankbar das es um diese Zeit noch Lehrer „ der alten Schule“ gab die das Theoretische  mit dem Pracktischen noch verbanden. Was man so in Naturkunde erzählt bekam, konnte man hier gezeigt und erklärt bekommen.

Ich kann diese Wanderungen nicht vergessen, diese Düfte von reifen Trauben, Pfirsichen, Aprikosen und Zwetschken (Pflaumen). Des Weiteren konnte man hier Hetschumpetsch (Hagebutten), Schleen und Mehläpfel sammeln, von Pilzen ganz abgesehen.

Vom Pripock holten sich manche Leute auch „Scheuersand“ ein sehr sauberer gelber Sand, der gratis zu einem Ausflug dazu kam.

Im Anschluss einige alte Fotos von den „Expeditionen“ auf dem Pripock.

Vielleicht erkennen sich einige Besucher dieses Beitrages wieder.

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 Auf der Böschung des Hohlweges.

 

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 Oben angekommen.

 

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: Eigene Sammlung und Herr Manfred Ziegler.

 

 

Der Marktplatz.


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Bild 1  Holzplatz , Blick in Richtung Innenstadt.

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Bild 2 Holzplatz , Blick in Richtung Altgasse.

Eine Sache die mich um diese Zeit faszinierte Waren die Wochenmärkte, die auf dem alten „Holzplatz“ stattfanden.

Es herrschten hier einige ungeschriebene Gesetze, die die Standplätze der einzelnen Wahren, die zum verkaufen angeboten wurden, regelten.                  

So zum Beispiel, wenn man vom Rathaus aus auf den „Holzplatz“ kommt, so waren zur linken Hand vor dem Eingang zum Friedhof, die Geflügelstände. Hier wurden Kücken, Hühner, Haustauben, Enten, Gänse, „Pockerel“(Puten)und dergleichen, zum Kauf angeboten. Zur Rechten Hand waren die Stände der Altkleider Händler. Vom Ohler (damals Friedhofsbesorger) weiter zur linken begannen die Tischreihen mit Gemüse, Milchwaren,  in frischer oder eingemachter Form.

Danach kamen zur Linken die Getreidestände, mit Weizen, Roggen, Hafer, Mais und Bohnen.

Zusätzlich säumten die Strasse zur Linken und Rechten die so genannten Schatter (mit Zeltplanen überdachte Verkaufsstände), die neben Lebkuchen und verschiedenen Süßigkeiten allen nur denklichten Krimkram anboten. Des weitern gegenüber den Tischreihen waren die Stände der Korbflechter und Fassbinder.

Also alles in allem konnte man jeden Donnerstag das bunte und laute Treiben dieses sehr gut versorgten Wochenmarktes bestaunen und bewundern.

Der Viehmarkt wurde in den „Hundserlen“ abgehalten. Dahin gelangte man wenn man in Nördlicher Richtung die Gasse neben dem Schlachthof (Abator) hoch ging, bis Ortsausgang links am Rechten Bachufer.

An den Tagen des Viehmarktes kamen die Bauern, und nicht nur diese, sondern jeder der etwas mit vier Beinen zu verkaufen hatte und bot seine Ware an .Das waren Ferkel, Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und andere Hoftiere.

Da kauften mein Vater, und später auch ich jedes Frühjahr in der Regel ein Ferkelpaar um es bis Weinachten aufzuziehen. Das sicherte uns den Winter über die nötige Fleischmenge an Nahrung. Die Hasenhaltung  tat das den Sommer über.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Kleine Beschreibung des Gebietes das der Mühlbach durchläuft.


Aus jenem Abschnitt der Karpaten, der der wichtigste Gebirgszug in Siebenbürgen ist, der sich von den Einheimischen Mühlbacher – Gebirge nennt, entspringt der Mühlbach, der dem Gebirge und dem Städtchen seinen Nahmen gab. Im Verlauf des Mühlbach – Tales das sich über eine Länge von ungefähr 70 – 75 Km erstreckt, befahnden sich eine Unzahl von kleineren Ansiedlungen die überwiegend von Rumänischer Bevölkerung besiedelt waren. In diesen Ortschaften gingen die Einwohner ihren alltäglichen Beschäftigungen nach, die  hauptsächlich aus der der Schafzucht der Waldarbeit oder dem Flößen Bestand. In fast allen Ortschaften gab es auch einen kleinen Dorfladen, eine oder sogar mehrere Wassermühlen. Die meisten beschäftigten sich nebenbei mit der Zucht von Schafen, weniger mit Rindern oder Ackerbau. Aus frühester Zeit wurde auf dem Mühlbach das Flößen betrieben. Das war aber nicht wie man sich vorstellen mag, zu Flößen zusammengefügte Baumstämme, sondern eine ganz andere Methode wurde hier angewendet. Auf einer Höhe von ungefähr 1300 M an einem Ort Oasa genannt am Mühlbach, nahe dem Quellgebiet, unterhalb des Gipfels Surianu, wurde eine Talsperre aus Holz und Felsbrocken mit Erde gemischt errichtet.

Kabane  Schurian (Surianu) 1936

Cabana surianu 1936

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 Unterhalb der besagten Talsperre wurden die gefällten Baumstämme mittels Holzriesen in das Bachbett geleitet, und wenn genügend da waren, wurden die Schleusen geöffnet. Dadurch wurde der Wasserpegel soweit angehoben das die Baumstämme fortgespült wurden.

Sugag 1952

Wildflößerei auf dem Mühlbach bei Sugag 1952 

Mit der Flut wurden die Stämme c. a. 60 Km Tal – abwärts gespült, bis der Mühlbach das gleichnamige Städtchen erreichte, wo in einer zweiten Sperre, das so genannte Große Wehr, die Stämme zurückgehalten wurden. Von da wurden die Baumstämme über die Schleusen zum kleinen Wehr kontrolliert weitergeleitet. Da wurden die Stämme im Sägewerk das sich an diesem kleinen Wehr befand verarbeitet. Mann betrieb diese Methode lange, lange Jahre bis zur Einführung von LKW. Aber nun zurück zum Mühlbach der von seinen Quellen bis zu seiner Mündung, bei der Stadt genannt Karlsburg, in den Fluss Mieresch, durch eine Landschaft von ungeahnter Schönheit sich seinen Weg bahnt.

Einige Bilder vom Mühlbach.

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Mündung in den Miresch

Die Mündung in den Miresch bei Karlsburg.

 Oben im Mühlbacher Gebirge befinden sich auch heutzutage noch riesige Urwälder die sich über  Bergrücken und unzählige Täler und Neben – Täler erstrecken. Die Tier- und Pflanzenwelt dieses Gebietes ist auch einzigartig in Europa. Mann kann hier in freier Wildbahn noch den Karpaten Braunbären sehen, des gleichen den Luchs, die Wildkatze, Hirsche, Wildschweine und vieles mehr. Fluss abwärts, bei Petersdorf verlässt der Mühlbach die letzten Ausläufer der Gebirge und erreicht nach 5 KM das Städtchen Mühlbach. Auf seinem Weg zur Mündung am Linken Ufer liegt die Ortschaft Langendorf nach etwa zwei bis drei Kilometer bekommt der Mühlbach einen Zufluss genannt Zeckesch (Sekas), der aus Süd-Östlicher Richtung in ihn mündet. Diese Stelle nannten die Mühlbacher Kutina (Cutina). Nach weiteren 3-4 Kilometern mündet der Mühlbach in den besagten Fluss Mieresch.

 Zeckesch

 Sowohl der Zeckesch ( Sekas ) als auch der Mühlbach waren äußerst fischreiche Gewässer, eine Tatsache die die Angler der Gegend auch nutzten. Um das Bild der Umgebung abzurunden, wäre noch zu erwähnen das am rechten Ufer des Zeckesch (Sekas), der im Norden in einer Entfernung von c. a. drei Kilometer an Mühlbach vorbei fließt, der so genannte Rote – Berg sein wunderbares Panorama zur Schau stellt. Dieser Berg ist eine einzigartige Natur – Erscheinung. Heut zu Tage ist er als Naturschutz – Gebiet ausgewiesen. Das besondere daran ist der Anblick der zerklüfteten c. a. 500 m breiten und 150 m hohen Steilwand, die durch die Faltung eines   Ur – Meeresbodens entstanden ist, und eine rötliche Farbe, auf Grund der vorhandenen Mineralien hat. Durch Erosion von Regen und Wind entstanden eine Vielzahl von Säulen, Türmen und Kathedralenartigen Gebilden. In dieser Naturlandschaft leben ebenfalls verschiedene seltene Vogelarten wie, Wanderfalken, Uhu, verschiedene Kauzarten, Wildtauben und desgleichen mehr. Die Ufer des Zeckesch sind von Schilf und Röhricht gesäumt, wo wiederum eine reiche Vogel- und Pflanzenwelt ihr Dasein findet. Alles in allem, eine schöne Gegend in der es sich lohnt mal inne zu halten und die Natur zu genießen.

Beitrag geschrieben von Horst Theil

Bilder : Horst Theil ; Manfred Ziegler; panoramio.com

Das große Wehr


 

Aus frühester Zeit wurde auf dem Mühlbach das Flößen betrieben. Das war aber nicht wie man sich vorstellen mag, zu Flößen zusammengefügte Baumstämme, sondern eine ganz andere Methode wurde hier angewendet, das Driften, oder Wild – Flößerei genannt. Die Driftung des Holzes gab in der Driftzeit, das war vom 15. April bis 15.Oktober, täglich Hunderten von Bewohnern des Mühlbach – Tales wesentliche Verdienstmöglichkeiten.

Auf einer Höhe von ungefähr 1300 M an einem Ort Oasa genannt am Mühlbach ,nahe dem Quellgebiet, unterhalb des Gipfels Surianu, wurde eine Talsperre aus Holz und Felsbrocken mit Erde gemischt errichtet. Zur Ausführung der verschiedenen Einrichtungsarbeiten wurden Spezial-Fachleute „aus aller Welt“ gebracht, so Italiener für Straßenbau und Flussregulierung, Durlacher aus dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg für den Bau der Riesen und Staustufen aus Holz, Arbeiterunterkünften im Gebirge,aus der Maramoresch zum Fällen und Flößen des Holzes, deren Tätigkeit später die einheimischen Gebirgseinwohner erlernten und übernahmen. daher findet man in den Gebirgsdörfern Familiennamen wie Mayer, Groß, Maresch, Todescu.

Die Holzdriftung wurde später fast ausschließlich von der Firma Ion Moga aus Căpîlna getätigt, sie beschäftigte in der Driftzeit etwa 300 Arbeiter

Unterhalb der besagten Talsperre wurden die gefällten Baumstämme mittels Holzriesen in das Bachbett geleitet und wenn genügend Stämme da waren wurden die Schleusen geöffnet.

64896_509643872409770_1344319053_nWaldarbeiter im Winter (tapinari)

 

Momentaufnahme - 25

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Momentaufnahme - 23„Böcke“ 

Dadurch wurde der Wasserpegel soweit angehoben das die Baumstämme fortgespült wurden.

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Sugag 1952

Der Mühlbach bei Sugag (1952)

Mit der Flut wurden die Stämme c. a. 60 Km Tal – abwärts gespült, bis der Mühlbach das gleichnamige Städtchen erreichte, wo in einer zweiten Sperre, das so genannte Große Wehr,( vermutliches Baujahr 1880)

Großes Wehr 1942

Unterhalb des Großen Wehres

die Stämme zurückgehalten wurden. Von da wurden die Baumstämme über die Schleusen zum kleinen Wehr kontrolliert weitergeleitet.

kleines Wehr

Da wurden die Stämme im Sägewerk „ Baiersdorf & Biach“ gegründet 1873 von Heinrich Baiersdorf.

das sich an diesem kleinen Wehr befand verarbeitet. Die Austattung um diese Zeit bestand aus: 4 Gattern, 4 Kreissägen, 2 Pendelsägen,1 Hobelmaschine, 1 Dampfmaschine von 250 Pferdestärken und 2 Dampfkesseln.

Geschnitten wurden Fichtenbretter, Latten, Staffeln, gehobelte Bretter mit Nut und Feder und Schwarten.

Sägewerk (Rückseite)

Der Mühlbach in Höhe des Sägewerkes.

Nun zurück zum Großen Wehr. Diese Einrichtung diente nicht nur dem Driften und dem Sägewerk, sondern auch insgesamt der allgemeinen Flussregulierung und dem Abzweigen an dieser Stelle des Mühl – Kanales, den ich schon in anderen Beiträgen erwähnt habe. Unmittelbar unterhalb des Großen Wehres diente der Mühlbach im Erlen – Park auch der Gestaltung der Freizeit der Mühlbacher  Bevölkerung, sprich Bademöglichkeit und einfach Entspannung.

Im Anschluss Bilder vom Großen Wehr und unmittelbarer Umgebung:

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Am großen Wehr

Am großen Wehr (3)

Am großen Wehr (2)

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Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Quellen : „Mühlbachs Wirtschaft in der Vergangenheit und Gegenwart“, von Prof. Alfred Möckel  1931.

Dank an : Herr Christof Baiersdorf und Herr Gerhard Wagner für das zur Verfügung gestellte Material.

Bilder: FB Gruppe Mühlbach – Sebes  und Herr Manfred Ziegler.        

Kleine Beschreibung der Innenstadt in meiner Kindheit


 

Das Antlitz der Innenstadt wurde vom Anblick der Evangelisch-Lutherischen Stadtpfarrkirche, Augsburger Bekenntnisses geprägt. Ein markantes Gebäude, das auf den Grundmauern einer Römisch Katholischen Basilika der Zisterzienser in mehreren Etappen aufgebaut wurde, (erste Etappe beginn 1200) und ursprünglich mit einer Wehrmauer umgeben war.

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Im Innenbereich der Mauer unmittelbar neben der eigentlichen Kirche war noch eine Kapelle vorhanden. ( Jakobskapelle)

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gegenüber dem Westporthals befand sich das Deutsche Gymnasium, zurzeit Rumänisch- Deutsche Algemeinschule

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An der Süd-Östlichen Ecke war das Eingangstor und die Küsterwohnung. Zwischen dieser und Kirche steht eine uralte Eiche, deren Alter nicht einmal die ältesten Bürger einschätzen können.

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Eiche im Kirchhof

An der Südseite war zu meiner Kindheit der deutsche Kindergarten, den auch ich besuchte, der heute allerdings nicht mehr vorhanden ist.

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Das Kirchengelände grenzte an den früheren Marktplatz. Dieser in beträchtlicher Größe, wurde von allen zu der Zeit wichtigen Gebäuden der Stadt umsäumt. Da war die Stadtverwaltung im Rathaus, ein imposanter Bau.

Großer Platz (6)

Großer Platz (3)

Daneben eine Apotheke, deren Besitzer Alesi hieß, die durch einen Torbogen mit dem so genannten Szapolya – Haus verbunden war, das zurzeit das Städtische Museum beherbergt.

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Saksengasse.

Der Torbogen führte in das von den Mühlbachern so genannte Alesigassel (Sachsgasse), das in gerader Linie zum gewesenen Nord – Tor der Stadt führt.

. Im weiteren Verlauf der Jakobigasse gelangte man zur Römisch – Katholischen Kirche und zum Salzbad.

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Salzbad

Ungefähr in der Mitte der Jakobigasse gelangte man über die Entengasse wieder auf die Sikulorumgasse an deren Ecke das Städtische Hotel untergebracht war und im Erdgeschoss eine Konditorei. Vom Rathaus in Westlicher Richtung führte die Rosengasse um das Schulgebäude herum  auf den Kleinen Platz. Da wären zu erwähnen das Pfarrhaus,das Geburtshaus des Weltberühmten Musikers Carl Filtsch, das frühere Gasthaus „ Zum goldenen Löwen“ und das Kinogebäude mit dem angrenzenden Gartenkino.

Rosengasse

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Kleiner Platz (3)

 

Carl Filtsch

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Weiter nennenswerte Gebäude waren noch das Bank Gebäude, und Sparkassen Gebäude, eine weitere Apotheke, deren Besitzer Mähtz hieß, ein Zahnarzt, namens  Krasser, einige Läden und angesiedelte Handwerker.

Zu erwähnen wäre noch das Binder- Haus, das früher einem Afrika-Forscher mit gleichem Namen gehörte.   

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Franz-Binder  Franz Binder                        

Da waren noch die Verkaufshallen (Arkaden), die dazu dienten um an Markttagen den Fratschlerinnen einen überdachten Standplatz zu gewährleisten. Dass waren Marktfrauen die auf Kohlegrill gebratenes Fleisch, heiße Würstchen und desgleichen verkauften. Das geschah in Zusammenarbeit mit einer Anzahl von Metzgern und Bäckern der Stadt.

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Dieser Marktplatz ist heutzutage zu einer Parkanlage umfunktioniert worden, da man Heute die Wochen, und Jahrmärkte auf dem früheren Holzplatz abhaltet. Hier wiederum wurde früher mit Brennholz, und Bauholz gehandelt, daher der Name. Das wäre in  groben Zügen die Umgebung der Innenstadt.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Quelle Bildmaterial: Fb Gruppe Sebes – Mühlbach