Dr. Heinrich Adalbert von Wlislocki


Der Grund warum ich meinen Lesern von diesem Mann etwas mitteile und einen eigenen Beitrag widme ist jener, das dieser Mann anscheinend der erste in der Geschichte war der das Leben der Zigeuner, deren Sprache, Sitten und Kultur studiert hat.
Man sagt dass er sogar, um seine Lebensaufgabe zu verwirklichen, einige Jahre mit Wanderzigeunern durch Europa gezogen ist um deren Vertrauen und Wissen zu erlangen. Das nahm er alles auf sich um eine bessere Studie machen zu können. Das Thema Zigeuner spaltet auch heute noch die Wissenschaften wen es um die Herkunft die Umstände und Zeitpunkt ihrer Ankunft in Europa und somit auch in Siebenbürgen geht.
Jetzt fragen sie sich bestimmt was hat dieser Mann mit Mühlbach zu tun? Die Frage ist berechtigt. Die Antwort ist: Er lebte einige Zeit in Mühlbach und wurde in Mühlbach auf dem Ev. Friedhof bestattet.

Dr. Heinrich von Wlislocki

Dr. Heinrich Adalbert von Wlislocki
(*9.7.1856 – † 19.2.1907)

Dr. Heinrich Adalbert von Wlislocki,

Ethnologe, Sprachforscher und Tsiganologe geb. zu Kronstadt in Siebenbürgen am 9. Juli 1856. Der Sohn eines polnischen kaiserlichen Finanzbeamten und einer Siebenbürgerin. Er erhielt seine erste Ausbildung an dem Honterus – Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog von 1875 – 1879 die Universität in Klausenburg, an welcher er vornehmlich humanistische Studien betrieb und unter diesen mit Vorliebe der Germanistik, Philosophie und Sanskrit oblag. Da nötigte ihn der Tod seines Vaters, auf eigenen Erwerb bedacht zu sein, den er kümmerlich als Hauslehrer fand. Indessen seit 1878 trieb er seine Studien der Zigeunerfolklore fort, bereitete sich für ein öffentliches Lehramt vor, erlangte 1880 die philosophische Doktorwürde, lebte die folgenden Jahre als von Armut, Arbeitslosigkeit und mit Alkoholproblemen geprägtes Forscherleben als Privatgelehrter an verschiedenen Orten Ungarns und Siebenbürgens. Von 1883 bis 1890 hatte er seinen Wohnsitz in Mühlbach.
Während dieser Zeit intensive folkloristische Sammeltätigkeit, und mehrere Forschungsaufenthalte bei den Siebenbürgischen Wanderzigeunern (Zeltzigeuner). Er wurde Mitglied eines dieser Zigeunerstämme und ging Zeitweise sogar eine Ehe mit einer Wanderzigeunerin dieses Stammes ein. Von 1896 bis 1898 Mitarbeiter bei der in Budapest von A. Hermann herausgegebenen Ethnologischen Mitteilungen aus Ungarn. 1896 bis 1898 Beiträge für H. Helmolts Weltgeschichte. Nach dieser Zeit folgte Körperlicher und geistiger Verfall. Bis zu seinem Tod befand er sich in Pflege bei seiner Ungarischen Frau in Klosdorf, die hier als Lehrerin eine Stelle hatte. Er galt als einer der Pioniere der modernen Zigeunerforschung und als bester Kenner der Siebenbürgischen Wanderzigeuner. Wlislocki wählte einen Gegenstand zu seinen Forschungen, über den die Gelehrten verschiedener Völker noch lange nicht einig, und den erst in jüngster Zeit ein Spross unseres erlauchten Kaiserhauses zu seinen eindringenden Studien erkoren: die Zigeunersprache.

Im Druck sind von ihm, (in deutscher Sprache 80 Bücher), unter anderen zum Thema Zigeuner erschienen:
„Heideblüten. Volkslieder der transsilvanischen Zigeuner“ (Leipzig 1880);
„Eine Hildebrandsballade der transsilvanischen Zigeuner“ (ebd. 1880);
„Die Sprache der transsilvanischen Zigeuner“ (ebd. 1883)
„Vom wandernden Zigeunervolke“ : Bilder aus dem Leben der Siebenbürger Zigeuner : geschichtliches, ethnologisches, Sprache und Poesie (1890)
„Aus dem inneren Leben der Zigeuner“ (1892)
„Märchen und sagen der Transsilvanischen Zigeuner“ (1886)
– ferner in der ungarischen Zeitschrift „Egyetemes philologiai közlöny“ d. i. Allgemeine philologische Revue, redigiert von Dr. Thewrewk und Dr. G. Heinrich,
– 1883, Heft 1 die Abhandlung: „Magyarból átvétt czigány szavak“, d. i. Ungarische Lehnwörter im Zigeunerischen; und ebenda: „Abhandlung über Zigeunerromanzen“‘ – „Adalék a czigány nyelvészet történelméhez“, d. i. Beitrag zur Geschichte der Zigeunerphilologie (Klausenburg 1881) und in der von Paul Hunfalvi und Gust. Heinrich herausgegebenen „Ungarischen Revue“ 1884:
„Zur Volkskunde der transsilvanischen Zigeuner“ [IV. Heft, S. 229 bis 258 und V. Heft, S. 343 bis 358], ein ungemein interessanter Essay; 1886: „Vier Märchen der transsilvanischen Zigeuner“. Inedita. Originaltexte nebst Verdeutschung und Glossar“ [Seite 219 bis 236]. Außerdem behandelt Wlislocki seinen Gegenstand in mehreren Feuilletons verschiedener Zeitschriften. Hunfalvi (Paul). Ungarische Revue. Mit Unterstützung der ungarischen Akademie der Wissenschaften (1881) S. 85.

Quelle Text: Wikisource; Siebenbürgisches Lexikon.
Quelle Bild: Manuscripts and more. Special Collections & Archives at the University of Liverpool Library


Dr. Heinrich von Wlislocki verstarb am 19 Februar 1907 in Klosdorf bei Kleinkopisch (Sânmiclăuș, Alba). Unter unbekannten Umständen wurde er auf dem Evangelischen Friedhof in Mühlbach (Sebes – Alba), in einem heute der Fam. Daniel gehöhrenden Grab beigesetzt. Sein Name ist auf dem Grabstein nicht vermerkt.
Horst Theil


 

Zwei Kostproben aus: „Heideblüten“ Volkslieder der transsilvanischen Zigeuner

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Zum Gedenken an Schmidt`en Titz


Andreas Schmidt wurde in Mühlbach am 7. November 1832 geboren. Von Beruf Fleischhauer (Metzger). Nebenher betrieb er auch einen Fuhrbetrieb für Nahverkehr. Seine Fleischbank befand sich in zentraler Lage auf dem großen Platz. Er war, um seine Zeit, allen Bürgern der Stadt bekannt ging aber in die Geschichte der Stadt Mühlbach als Schmidt`en Titz ein. Andreas Schmidt hatte aus erster Ehe eine Tochter namens Johanna. In seiner Zweiten Ehe die sehr Kinderreich war, aber nur wenige das Kleinkindalter überlebten, musste er den Verlust seiner Kinder verkraften. Und da er ein besonderer Mensch war, verarbeitete er diese Schicksalsschläge indem er anfing das Ganze Irdische Leben als einen Witz zu behandeln. In seinem Inneren war er ein herzensguter Mensch, er half den Armen und Bedürftigen wo er nur die Möglichkeit hatte. Er hatte immer ein offenes Ohr für deren Probleme. Er begann die Dummheit, die Bosheit, den Neid und die Selbstsucht zu verspotten egal ob es Privatpersonen oder die Obrigkeiten waren. Er liebte die Alt- Griechische und Römische Geschichte und war auch ein Bibelfester Mann. Als gebildeter Mann wurde er oftmals um Rat gebeten wen es um die Belange der Stadt ging. Beim durchführen seiner Streiche, die sich im Rahmen der Einfachen Gemeinschaft abspielten, legte er immer wieder Ironie und Kühnheit an den Tag. Diese Eigenschaften widerspiegeln sich auch in den Aufzeichnungen seiner, im Laufe seines Lebens begangenen Streiche, in Form von Anekdoten und Geschichten wieder. Die Leute erzählten sich diese Geschichten weiter, und wahrscheinlich dichteten sie auch das eine oder andere dazu.

Andreas Schmidt war wie alle Fleischhauer in Mühlbach gut situiert, durch seine Stückchen aber, die er zum Gaudium der Volksmenge aufführte und die ihn viel Geld kosteten, (Strafen und Bußgelder) zum Schluss gänzlich verarmt. Er starb am 6. April 1902 in Mühlbach und wurde auf dem Evangelischen Friedhof beigesetzt. Einen Grabstein findet man allerdings nicht mehr. Wahrscheinlich wurde das Grab nicht mehr bezahlt und trat in anderen Besitz.

 Horst Theil


Und nun Erzählungen einiger Streiche des Schmidt`en Titz, von Frau Marion Koepf geb. Graf, die Ihr Großvater Julius Graf (gebürtiger Mühlbacher) ihr per Korrespondenz aus Mühlbach erzählte. Herr Julius Graf kannte Andreas Schmidt persönlich.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Frau Marion Koepf für diese schönen Geschichten über den Mann der im Früheren Mühlbach für Heiterkeit und Spaß sorgte.


Mein Großvater, Julius Graf, geb. 1878 in Mühlbach, schrieb mir, als ich noch ein Kind war, 1956 aus Rumänien gerne die Geschichten vom Schmidt`en Titz. Ein anderer Kontakt war zu meinem Großvater damals ja nicht möglich, erst kurz später konnten meine betagten Großeltern nach Deutschland ausreisen.
Der Schmidt`en Titz war ein Schalk- vergleichbar vielleicht mit Till Eulenspiegel- der anderen Leuten und der Obrigkeit gerne Streiche spielte. Die Leute erzählten sich diese Geschichten weiter, dichten vielleicht auch das eine oder andere dazu.
Mein Großvater schrieb:
Nun willst Du auch vom Schmidt`en Titz etwas hören? Also hör gut zu und lach ein wenig. Schmidt`en Titz war Fleischhauer wie auch mein Vater in Mühlbach, wo wir alle 5 Geschwister, Dolf, ich, Jul, Iren, Pepi und Andres das Licht der Welt erblickten. Die Fleischbänke befanden sich am großen Platz, wo sich auch der ganze Verkehr abspielte und hatten diese Form: (Zeichnung). In jeder Abteilung war, links und rechts, je 1 Fleischer untergebracht, darunter auch Schmidt`en Titz. Dieser war wie alle Fleischhauer in Mühlbach gut situiert, durch seine Stückchen aber, die er zum Gaudium der Volksmenge aufführte und die ihn viel Geld kosteten, zum Schluss gänzlich verarmt. Wir hielten uns als Fleischhauerbuben auch sehr gerne in der Nähe dieser Verkaufstellen auf, es gab da immer, auf Kosten anderer, etwas zum Lachen. Nun will ich beginnen:
Schmidt hatte ein Militärhorn in seiner Bude. Leute, die ihn kannten (fast alle), gingen deshalb nie über den Platz, sondern an den Häusern ringsherum. Nun aber traf es sich, daß einmal der alte Färbermeister Has über den Platz ging. Rasch ergriff Schmidt seine Trompete, blies hinein und rief laut: Schaut’s meine Herren und Damen, bei uns laufen jetzt die alten Hasen am helllichten Tag frei über den Platz. Der alte Has darüber erbittert, hob einen Fuß und rief dem Schmidt den Schäßburger Gruß zu („Götz v. Berlichingen“). Mutti oder Vati sollen euch diesen übersetzen. Da gab’s natürlich großes Hallo.

Marion Koepf geb. Graf bzw. Julius Graf (geb. 1878)


 Einen Zigeuner, einen großen feschen Mann, zog Schmidt`en Titz einmal ganz in schwarz an, Salonrock, schwarze Hose, Lackschuhe, Zylinder, weiße Glacéhandschuhe und weiße Krawatte, und er trug ihm auf, um 12 Uhr mittags, wenn die Beamten, Bürgermeister, Polizeidirektor und verschiedene höhere Beamte zum Speisen gingen, vor dem Gebäude nichts anderes zu machen als dort auf und ab zu promenieren. Das andere würde sich dann schon finden. Die Polizeidiener und viele andere, die nicht einmal sonntags in einer so kleinen Stadt so elegante Persönlichkeiten in schwarz sahen, grüßten devot, bis einer ihn ansah und in dem eleganten Herrn den Bronz, den Zigeuner aus der Ziganie erkannte. Da nahm das Hallo wieder kein Ende. Schmidt musste natürlich wieder bezahlen, und der Zigeuner flog für einige Tage ins Loch.
Ich stand wieder einmal in der Nähe von der Fleischbank des Schmidt`en Titz, hatte einen Strohhut auf dem Kopf, auf dem ich ein gewisses gefärbtes Gras befestigt hatte, so wie es unsere rumänischen Bauernburschen heute noch tragen. Auf einmal kommt mir so ein brenzliger Geruch in die Nase und es kam mir so warm vor auf meinem Kopf. Zum Teufel, dachte ich, was ist dies? Da steht schon der Schmidt hinter mir und ruft mir zu: Jul, dein Hut brennt! Und er hatte Recht. Ich riss diesen sofort von meinem Kopfe, und nicht nur das Gras, sondern auch der halbe Hut stand schon in Flammen. Von rückwärts hatte er das Gras angezündet und schneller als er dachte hatte auch der Hut Feuer gefangen.

Marion Koepf bzw. Julius Graf (geb. 1878)


Früher, wie ich noch klein, also ein Junge war, waren in Mühlbach 2 – 3 Nachtwächter angestellt mit Hellebarde und Horn. Zuerst blies der Nachtwächter ins Horn hinein und rief dann die Stunde aus: 11, 12 usw. Nachher kam der Vers: Bewahrt das Feuer und das Licht, damit ja auch kein Unglück geschicht! Auf diese hatte Schmidt es besonders scharf, da sie oft in einer Ecke schliefen und es unserem Herrgott überließen, für sie zu sorgen. Nun, was tat er? Er ließ an einem schönen Abend Schnaps aufmarschieren- und nicht wenig. Die Nachtwächter tranken bis sie total voll waren. Dieses wartete Schmidt ab, holte einen Wagen mit Stroh, legte sie hinein und fuhr mit ihnen nach Alvincz, einem Dorf 1/2 Stunde entfernt von Mühlbach. Dort weckte er sie auf, sie mögen doch ihren Dienst versehen, es sei ja schon 11 Uhr. Derweil war es schon 3 Uhr morgens. Diese, noch total tusslich im Kopfe wußten nicht recht, was mit ihnen los war und riefen in jeder Gasse die Zeit aus. Auf dieses Geschrei kamen die dortigen Nachtwächter herbei, und es gab zwischen diesen eine elende Keilerei. Schmidt machte sich mit seinem Wagen rasch aus dem Staube und überließ die Nachtwächter ihrem Schicksal. Dies Ereignis hatte am nächsten Tag noch ein Nachspiel. Er wurde auf das Rathaus zitiert, um sich für diesen Ulk zu verantworten. Man wusste ja gleich, wer der Urheber war. Das Rathaus war ein sehr alter Bau mit einer sehr breiten Treppe hinauf, so daß auch ein Pferd hinaufsteigen konnte. Schmidt nahm eines seiner Pferde, ritt zum Rathaus hinauf und band dort das Pferd an den Drücker einer Türe von außen an. Er ging zur nach innen aufgehenden Tür hinein. Das Pferd, durch das viele Hin und Her der Leute verängstigt, wollte sich losreißen und zog natürlich nach außen, so daß kein Mensch weder herein noch heraus konnte. Die von innen wußten sich keinen Rat, während sich Schmidt ins Fäustchen lachte. Endlich hörten sie von außen, was die Ursache gewesen war und mussten Schmidt bitten, mit seinem Pferd abzuziehen. Dies gelang, da das Pferd sich auf Schmidts Stimmt beruhigte. Die Einwohner von Mühlbach lachten noch lange über diesen Streich.

Marion Koepf bzw. Julius Graf (geb. 1878)


 Schmidt hatte einmal geschäftlich zu tun und musste da einige Stationen mit der Bahn fahren. Da aber die Waggons überfüllt waren, fand er keinen Sitzplatz. Und da ihm auch niemand einen solchen anbieten wollte, was tat er? Er kam mit den Leuten ins Gespräch, und weil diese ihn fragten, wohin er fahre, erzählte er ihnen, dass ihn vor einiger Zeit ein wütender Hund gebissen hätte und er es nicht beachtet habe. Jetzt aber überfiele es ihn manchmal, dass er alle Menschen beißen möchte. Dabei rollte und verdrehte er die Augen so, dass alle Leute zitterten, und wie er auf einmal nach ihnen anfing zu schnappen (ham, ham ,ham), war auf ganz schnell das Abteil leer, und nicht einmal der Schaffner traute sich in seine Nähe. Nun hatte er genügend Platz und fuhr bis zur nächsten Station, wo er gemütlich ausstieg.

Marion Koepf, bzw. Julius Graf (geb. 1878)


Schmidt hatte verschiedene Wägen, darunter einen Fiaker und einen Pferdeomnibus, Autos und dergleichen gab’s derzeit nicht. Da sollte er seine Frau im Fiaker einmal ausführen. Auf der Mitte des Platzes angekommen zog er den großen Nagel, der das Vorderteil mit dem Hinterteil des Wagens verband, mit einem Ruck heraus. Er fuhr mit dem Vorderteil davon, und seine Frau blieb zum großen Gaudium der Anwesenden zurück.

Marion Koepf, bzw. Julius Graf (geb. 1878)


Unsere Korterzigeuner hielten sich auch immer am großen Platz auf, neben den Fleischerläden. Sie wurden als Express und für sonstiges verwendet. Einmal stand ein solcher brauner Gesell auch dort. Da kam Schmidt von rückwärts, griff ihm in seine schwarzen, langen und feuchten Haare und sagte: “Mensch, was hast du denn auf dem Kopf, bist ja ganz rot! Geh doch zum Wasser und wasch dich! Der Zigeuner griff sich an den Kopf, und wirklich, die Hände waren ganz rot. Rasch lief er zum kleinen Wasser (Mäz), das dort vorbei floss. Na, was tat er, und wie sah er aus? Je mehr er sich wusch, umso roter wurden Haare, Gesicht und Hände. Er war auf einmal zum Indianer geworden. Wir brüllten vor Lachen.

Marion Koepf, bzw. Julius Graf (geb. 1878)


Wie ich bereits erzählte, hatte Schmidt auch einen Omnibus, in dem er die Kinder öfters spazieren führte, und einmal verlautbarte er, er wolle mit denen einen Ausflug machen, und zwar fuhr er dann mit ihnen nach Karlsburg, lud sie dort in einem Gasthof ab und sagte dem Wirt, er möge ihnen zu essen und trinken auftischen, er käme später, sie abzuholen und bezahle dann alles. Auch sagte er dem Wirte, 6 Kinder seien seine eigenen und 7 seien von seinen Verwandten. Ja, die Kinder aßen und tranken, aber es wurde spät, und der Vater kam nicht mehr. Der Wirt wurde nach einiger Zeit ungeduldig und fragte die Kinder: „Wo ist denn euer Vater, dass er noch immer nicht kommt?“ Die Kinder antworteten: „Das ist ja nicht unser Vater, dieses ist der Schmidt`en Titz aus Mühlbach. Nun wusste der Wirt gleich, mit wem er es zu tun hatte. Da nun der „Vater“ nicht mehr kam und längst wieder in Mühlbach war, musste der Wirt zwei Wägen nehmen und die Kinder nach Hause fahren, was ihn auch ein schönes Stück Geld kostete.

Marion Koepf, bzw. Julius Graf (geb. 1878)


 Jetzt weiß ich nur noch eine Geschichte, diese ist aber mehr nur für Große. Macht aber die Augen zu, wenn Ihr es auch lesen wollt, und dass Ihr ja nicht lacht!

Also: In jeder Stadt gehen die Herren auf einen Abend- oder Dämmerschoppen. So ist’s oder war es auch in Mühlbach. Dieser Schoppen dehnte sich manchmal auch in die Länge aus, und um nicht noch weiter in den Hof zu gehen, um ihre kleine Notdurft zu verrichten, stellten sie sich einfach vor die Türe auf die Gasse, natürlich im Dunkeln. Das verdross die Spaziergänger, die dort auf und ab promenierten- dieses hieß die „Ganselpromenade“- und sie beschwerten sich bei der Polizei, die nun dort einen Diener aufstellte, der die Delinquenten zur Anzeige bringen sollte. Schon am nächsten Abend wurden einige gefasst, darunter auch Schmidt. Der wusste, was ihm bevorstand: Wieder eine Strafe von 50 Kreuzer (ein Kreuzer war ein Wert von derzeit 2 Pfennigen). Was tat er nun? Er nahm seine beiden Hosentaschen voll mit Sand, mischte aber vorher in jede 50 einzelnen Kreuzer hinein und ging zur Polizei. Dort wurde er natürlich wie die anderen mit 50 Kreuzern bestraft und musste das Geld auch gleich bezahlen. Er griff in die Tasche und legte dem Beamten den ganzen Sand auf den Tisch. Auf die Frage, was er da denn mache, meine Schmidt: „Ich zahle“. Darauf der Beamte: „Mit Sand?“. Schmidt sagte: „Nein, mit Kreuzern“, und er solle nur suchen, im Sand seien auch die 50 einzelnen Kreuzer, er wisse aber nicht, wie der Sand in seine Tasche kam. Beim Hinausgehen kam er noch einmal zurück, kramte aus der anderen Tasche auch Sand und Geld heraus mit der Bemerkung, ja, er habe noch etwas zu zahlen vergessen, er habe doch auch einen F..z  gelassen….. und weg war er.

Marion Koepf, bzw. Julius Graf (geb. 1878)


Hermann Meuselbach


Hermann_Meuselbach_um_1915_Autoportrait_in_Öl

 (1858 – 1924)

 Hermann Meuselbach

Autoportrait Öl um 1915


Hermann Meuselbach wurde am 28 Januar im Thüringischen Eischleben geboren und besuchte die Kunstschule in Weimar. In dieser Kunstschule wurde im Bereich der Malerei eine realistische Landschafts- und Genremalerei gelehrt. Im Alter von 23 Jahren wanderte Meuselbach nach Siebenbürgen aus und ließ sich in Mühlbach nieder. Im Jahre 1881 nahm er die Stelle des Künstlerischen  Zeichenlehrers am  Mühlbacher Untergymnasium an,  und war  bis 1912 in diesem Amt.

Hermann Meuselbach starb am 12 Oktober 1924 in Mühlbach.


 

Meuselbach

  Das Haus in der Jakobigasse in dem Hermann Meuselbach wohnte.(Foto Google)


 Einige seiner Werke:

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 Stadtteich von Mühlbach (Gemälde in Öl  1913)


Meuselbach 

Landschaft oberhalb des „Großen Wehres“

Gemälde in Öl


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 Landschaft oberhalb des „Großen Wehres“ mit Floß

Gemälde in Öl


 Scan

 Der „Studententurm“(Schneiderturm)Öl

 


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Der achteckige Wehrturm (Im Garten des Hermann Meuselbach Öl)


Zusammengestellt von Horst Theil

Quellen:

Totoianu, Radu: Siebenbürgisch-Sächsische Mühlbacher Maler aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem 20. Jh.
In: Der Unterwald, Nr. 1, S. 21, Mühlbach 2009
Totoianu, Radu: Der Unterwald, Nr. 1, S. 21, Mühlbach 2009 (Autoportrait in Öl von Herrmann Meuselbach).

Meuselbach’sches Haus zwischen kath. Kirche u. Salzbad in der Jakobigasse / Mühlbach, Foto: Google street view.
Stadtteich Mühlbach, Landschaftsbild in Öl, H. Meuselbach, 1913. Diapositiv 
um 1994. Originalgemälde im Besitz des Städtischen Museums Mühlbach.
Flußlandschaft oberhalb des Großen Wehres, Gemälde in Öl von H. Meuselbach: Städtisches Museum Mühlbach
„Ion Raica“.
Flußlandschaft mit Floß oberhalb des Großen Wehres, Gemälde in Öl von H. Meuselbach: Städtisches Museum
Mühlbach „Ion Raica“.
Totoianu, Radu: Siebenbürgisch-Sächsische Mühlbacher Maler aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem
20. Jahrhundert. In: Der Unterwald, Nr. 1, S. 21, Mühlbach 2009 (Studententurm, Gemälde in Öl von Hermann
Meuselbach).
Totoianu, Radu: Siebenbürgisch-Sächsische Mühlbacher Maler aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem
20. Jahrhundert. In: Der Unterwald, Nr. 1, S. 21, Mühlbach 2009 (Wehrturm im Meuselbach’schen Garten, Gemälde
in Öl von Hermann Meuselbach).

 

Anna Müller


Anna Müller

Anna Müller (1900 – 1974)

Anna Müller, geb. Kraft wurde 1900 in Mühlbach geboren. Nach dem Besuch des ev. Kindergartens und der ev. Grundschule, kam sie an das evangelische Mühlbacher Untergymnasium, wo sie das Glück hatte, den bekannten Maler Hermann Meuselbach zum Zeichenlehrer zu haben. Während des II. Weltkriegs heiratete Anna Müller und wohnte zeitweilig in Mühlbach, folgte aber ihrem Ehemann nach Bukarest, wo dieser eine Baufirma betrieb. Im Jahre 1944 kehrt Anna wieder nach Mühlbach zurück und bewohnt dort ihr Haus in der Johannisgasse. Heute beherbergt dieses Haus die Bibliothek des Mühlbacher Gymnasiums „Lucian Blaga“. Nach der Enteignung des Hauses, um 1950, zog sie aus Mühlbach nach Hermannstadt, wo sie noch einige Jahre wohnte, malte und lebte. Danach wanderte sie nach Deutschland aus und verstarb dort im Jahre 1974. Quelle:  Zeitschrift  „Der Unterwald“Nr.2 von 2009 Ihre Lieblingsthemen waren Motive aus ihrer Heimatstadt Mühlbach und Umgebung. Sie malte überwiegend mit Wasserfarben aber auch mit Ölfarben. Ihre Werke sind nicht nur künstlerisch von Bedeutung, sonder stellen auch ein Stück Mühlbacher Zeitgeschichte dar. Ihr besonders Interesse an den Resten des mittelalterlichen Baubestandes in Mühlbach spiegelt sich in ihrem künstlerischen Werk wieder. Ich werde Ihnen im Anschluss einige Bilder Ihrer Werke vorstellen:

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Die ev. Stadtpfarrkirche A.B. in Mühlbach

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Blick vom Friedhof zur Mühlbacher ev. Stadtpfarrkirche

  

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Blick über die Gärten der Mühlbacher Altstadt zur ev. Stadtpfarrkirche 

  

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 Bewohnter Schmiedeturm in der Mariengasse in Mühlbach

  

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Wehrturm im Garten des Meuselbach‘schen Hauses mit kath. Kirche im Hintergrund

 

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Müller’sches Haus (nach der Enteignung als „Pionierhaus“ genutzt)

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Brücke zur Insel im Teich des Stadtparks

 

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Studententurm (vormals Turm der Schneiderzunft)

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 Sachsengasse mit Blick auf die Hinterseite des Zapolyahauses

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Roter Berg Mühlbach

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Blick durch die Eiche am Kirchhof auf den Chor der Stadtpfarrkirche

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Kirchhof mit Blick auf Chor und Haupteingang zum Kirchhof

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Schul- und Kirchhof mit Blick auf Jakobskapelle u. Stadtpfarrkirche

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Blick auf die Festtagsseite des Altars im Chor der Stadtpfarrkirche Mühlbach

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Geflößtes Holz auf dem Mühlbach

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Das Gewesene Nördliche Stadttor (heute Wohnhaus ehemalig Riemner)

Beitrag zusammengestellt von:

Horst Theil

Photostudio Cloos


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Carl Viktor Cloos

(1890 – 1968)

Die Geburt der Photographie begann mit dem 7. Januar 1839, dem Tag an dem Dominique François Jean Arago, ein französischer Physiker mit katalanischen Wurzeln, an der Französischen Akademie der Wissenschaften in Paris, einen Vortrag über die Erfindung der Photographie gehalten hat.

Mühlbach, das als stolze Stadt etwas auf sich hielt, hatte bereits kurz darauf eine Reihe von Photographen. Es waren dies begabte und weniger begabte, Amateure und Profis, aber nur zwei waren gut genug, sich mit dem der Bezeichnung „Kunstphotograph“ zu schmücken. Carl Viktor Cloos und seine Frau Ida. Ida Cloos (1899 – 1976) wurde als Tochter von Emil Albert Schneider geboren, welcher das erste Photostudio in Mühlbach eröffnete.
Carl Viktor Cloos wurde in Karlsburg geboren und wuchs in Kronstadt auf, wo er das Honterusgymnasium besuchte. Während des ersten Weltkrieges verschlug es ihn nach Mühlbach, wo er dann blieb und dort auch heiratete.

Nach dem Tod seines Schwiegervaters Albert Schneider, sah er sich zusammen mit seiner Frau Ida gezwungen, dessen Photostudio zu übernehmen, das sich damals in der Rosengasse befand. Seine Lehre machte er in Hermannstadt bei dem berühmten Photographen Emil Fischer, dem damaligem Kaiserlich-Königlichen Hofphotographen von Erzherzog Josef. Danach arbeitete er von 1919 bis 1930 in Mühlbach, die nächsten fünf Jahre in Temeswar. 1935 kehrte er schließlich nach Mühlbach zurück.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zog das Studio in die Siculorumgasse um. Nach dem Krieg wurde es samt Inventar vom Staat enteignet. Nun sah sich Cloos samt seiner Mitarbeiter genötigt, in seinem eigenen Studio, als Angestellter der kommunistischen Mühlbacher Handwerkergenossenschaft „Unirea“ (Vereinigung) zu arbeiten.
Seine beiden Töchter, Annemarie und Rosemarie Cloos erlernten den Beruf des Photographen im elterlichen Studio, so dass die beiden in der Lage waren nach dem Tode ihres Vaters den nun enteigneten ehemaligen Betrieb ihres Vaters fortzuführen. Das Künstlerische Können und die Begabung dieser Photographen, kann man in jedem ihrer Bilder erkennen. Beginnend von gefühlvollen Retuschierungen, bis zu Ergänzungen mit kleinen Korrekturen am Bild.
Ein Teil des umfangreichen, über Jahrzehnte gesammelten Archivs befindet sich heute im Mühlbacher Stadtmuseum „Ion Raica“.

Abschließend kann gesagt werden, dass ein bedeutender Teil des photographischen Materials, mit dokumentarischem Wert zur Zeitgeschichte unserer Stadt, welches uns heute zur Verfügung steht, diesem Studio mit seinen verdienstvollen Photographen zu verdanken ist. Schade ist nur, dass in der damaligen Zeit eine Ausstellung aus politischen Gründen nicht möglich war. Durch entsprechende Ausstellungen hätte dieses Studios sicherlich weit über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt und hätte so die wohlverdiente Wertschätzung eines weit größeren Personenkreises erfahren.

Beitrag geschrieben von Horst Theil
Quelle: Zeitschrift „ Der Unterwald“

 

Alfred Möckel


Alfred Möckel, ein nach seinen Werken und Taten so wie seinem ganzen Leben, ehrenwerter Bürger unserer Heimatstadt Mühlbach, sollte an dieser Stelle auch erwähnt werden. Er gewann eine beträchtliche Bedeutung durch die Tatsache das er einen Bedeuteten Beitrag zur Erhaltung in schriftlicher Form der geschichtlichen Begebenheiten und kulturellen so wie Wirtschaftlichen Situationen unserer Stadt fest gehalten hat.

Einige Biografische Daten:

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Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Dank an : Frau Cornelia Guju

Johann Schöpp


Johann Schöpp

Johann Schöpp

( 1870 – 1954)

Ich möchte Ihnen hier eine Persönlichkeit aus dem Alten Mühlbach vorstellen, die nur bei wenigen und mit der Geschichte der Stadt vertraut sind, bekannt ist.  Es sei erwähnt das Johann Schöpp, in seiner Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Mühlbach, eine ganze Anzahl wichtiger Maßnamen zur Erneuerung der Infrastruktur und dem allgemeinen Wohlergehen der Bürger unternommen hatte.

Einige wichtige Bauten wurden in dieser Zeit errichtet:

–        Das Elektrizitätswerk in der Postgasse

–        Das Sophien Krankenhaus

–        Das Salzbad

–        Die Turnschule am Holzplatz

–        Das Schlachthaus

–        Die städtische Kavalleriekaserne in der Daia- er Strasse.

–        Das neue Rathaus auf dem großen Platz.

–        Das Postgebäude

–        Das Gebäude der ungarischen Staats- Schule

–        Das Alte Forstamt    

In Anbetracht dieser Tatsachen, wenn auch manche Chroniken und einige Leute anderer Meinung sind, muss man zugestehen das das eine Ansehliche Leistung war, die vorher und nach her von keinem der ganzen Bürgermeister die Mühlbach hatte erreicht worden ist. Und das  gilt bis zum heutigen Tage.

Sein Verdienst ist es auch das er in der Lage war die übrigen Stadtväter und die Bürger zu begeistern hinter ihm zu stehen und mit zu machen. Dieses beweist noch einmal wenn der Wille da ist und alle an einem Strang ziehen so ist manches möglich was man gar nicht glauben mag.

Und nun einige Biographische Daten zu Johann Schöpp:

Johann Schöpp wurde am 7. Juni 1870 in Alzen, als Sohn der Bauers Johann Schöpp (1847 – 1921) und Maria geb. Schuster (1850 – 1899), Tochter des Notars Karl Schuster, geboren. Seine Reifeprüfung legte er 1890 am Evangelischen Gymnasium in Hermannstadt ab. Zwischen den Jahren  1890 – 1894 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Marburg und Budapest. Von 1894 – 1895 bekleidete er das Amt des Stuhl-Richters in Hermannstadt. Das gleiche Amt dieses Mal in Reußmarkt von 1895 bis 1905. Von 1905 bis 1907 Oberstuhl- Richter unserer Heimatstadt Mühlbach. Das Amt des Bürgermeisters von Mühlbach übte er von 1907 bis 1918 aus. Die Zeitspanne von 1918 bis 1930 war er Subpräfekt des Hermannstädter Komitates. Im Jahre 1930 wurde er in den wohlverdienten Ruhestand versetzt.

Geburtstag Hans Schöpp

Hans Schöpp starb in Hermannstadt am 17 März 1954.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Dank an: Frau Cornelia Guju

Dank an: Herr Marius Gliga

Der Puppenspieler von Mühlbach.


Walter 02313 Neu ( 1904 – 1986)

 

Wer war Walter Hatzack? Die ältere Generation wird sich bestimmt an ihn erinnern. Er war nicht „ Der Puppenspieler von Mexiko“ wie das so schön in dem bekannten Lied heißt, nein er war der Puppenspieler von Mühlbach.

Ein sehr bekannter, geehrter und beliebter Bürger unserer Heimatstadt, der Groß und klein viel Freude, mit seinen geliebten Puppen, denen er leben einhauchte, bereitet hatte. Mit großer Hingabe und teilweise Einbindung seiner Familie bereitete er sich gewissenhaft auf alle Auftritte die er in Mühlbach und Umgebung so wie in ganz Siebenbürgen im laufe der Zeit hatte vor. Das ging von Puppen, Kostüme, Kulisse bis selbst die Bühne alles in eigener Herstellung, ja sogar die gespielten Stücke waren in Eigenregie.

Da er auch ein sehr bescheidener Mensch war, und seine Spielreisen nicht immer unter heutiger Sicht in optimaler weise vor sich gingen, scheute er nicht zurück auch mal von einem Dorf in das nächste schwer bepackt zu Fuß zu gehen. Die Unterkünfte waren auch nicht immer optimal. Mal wurde bei einem Bauern im Heu übernachtet, mal in einer Schule in einem Klassenzimmer und selten in einem Richtigen Bett. Da um diese Zeit die Dorfbevölkerung nicht immer die Finanzielle Möglichkeit hatte Eintritt zu bezahlen, scheute er nicht auch Naturalien als Eintritt zu akzeptieren, sprich Eier, Äpfel, Mehl oder der Gleichen. Für ihn galt im Vordergrund die Leute und speziell die Kinder mit seinem Puppenspiel glücklich zu machen. Ich erinnere mich noch als kleiner Junge das meine Oma zu mir sagte: „ Komm wir gehen heute Nachmittag zu Onkel Hatzack ins  Kasperle- Theater.“

Ja er machte auch manchmal daheim in der Gallusgasse sommers im Hof manche Vorstellungen. Desgleichen auch im Kindergarten und in den Schulen und später auch im Kulturhaus von Mühlbach.

Ich finde wir Mühlbacher sollten Walter Hatzack in Erinnerung behalten als ein Mensch der Generationen von Kindern und Erwachsenen viele Augenblicke der Freude und vergessen des nicht immer angenehmen Alltags bereitete.

Seine letzten Jahre verbrachte Walter Hatzack im fernen Deutschland wo er in Nürnberg am 1. Januar 1986 verstarb.

Walter 01312 - Kopie neu

Ausführliche Einblicke in sein Leben und wirken erfahren sie in dem Buch das er im hohen Alter geschrieben hat.

Der Titel des Buches : „Urahnen – Schicksalswende und Kasperletheater in Ost und West (auch politisch gesehen) „

Erschienen im J. G. Bläschke Verlag

Beitrag geschrieben von : Horst Theil

Bilder: Manfred Ziegler

Ich möchte hier eine Ergänzung zum Beitrag hinzufügen den ich von Manfred Ziegler erhalten habe. Ein Zeitungsausschnitt die Zeitung ist nicht mehr zu Identifizieren.

Walter Hatzack  Neu

Dr. Viktor Roth


 

Viktor Roth2

 Dr. Viktor Roth

( 1874 – 1936)

 Viktor Roth wurde am 28 April 1874 als Sohn eines Lehrers in Mühlbach (Siebenbürgen) geboren. Die ersten Schuljahre in Mühlbach, danach besuchte er das Honterus- Gymnasium In Kronstadt. Sein weiterführendes Studium erfolgte in den Fächern Germanistik, Latein und Theologie an den Universitäten von Tübingen, Halle, Erlangen und Klausenburg. Seine Dissertation zum Doktor schrieb er über die Metrik in Ludwig Uhlands Dichtung.

Im Jahre 1897 übernahm er in Großschenk das Amt des Schulleiters. 1898 übernahm er in seiner Heimatstadt Mühlbach die Stelle eines Gymnasiallehrers. 1902 wirkte er als Pfarrer in der neben Schäßburg gelegenen Gemeinde Großlasseln. 1910 Pfarrer in Hermannstadt. Ab 1918 Stadtpfarrer in Mühlbach. Dank seiner grundlegenden wissenschaftlichen Arbeiten gilt Viktor Roth als ein bedeutender Wissenschaftler der Siebenbürger Sachsen. Vor allem der Kunstgeschichte seiner siebenbürgischen Heimat galten Roths forscherische Bemühungen, wie z.B. die Werke über die deutsche Baukunst in Siebenbürgen, siebenbürgische Altäre und Kunstdenkmäler aus siebenbürgischen Kirchen, aber auch eine Monografie über den siebenbürgischen Maler Fritz Schullerus und zahlreiche weitere Veröffentlichungen in deutscher, ungarischer und rumänischer Sprache. Sein vielseitiges Wirken und Schaffen brachten ihm 1921 die Ehrendoktorwürde der Wiener Universität ein, und 1926 wurde er zum Korrespondierenden Mitglied der Rumänischen Akademie gewählt.

Seine Wichtigsten Werke:

1905 – „ Geschichte der deutschen Baukunst in Siebenbürgen“ ein Jahr später ein Buch über die Plastische Kunst in Siebenbürgen.

1908 – „ Geschichte des deutschen Kunstgewerbes in Siebenbürgen“

1914 – „ Beiträge zur Kunstgeschichte Siebenbürgens“

1916 – „ Die Siebenbürgischen Altäre“

1922 – In Hermanstadt „ Goldschmiedearbeiten“

Als Zeichen seiner Wertschätzung erhielt er im Jahre 1921 den Ehrendoktortitel der Universität in Wien. Er knüpfte Kontakte auch zu rumänischen Gelehrten z.B. Nicolae Iorga.

Als Folge seiner wissenschaftlichen Beziehungen zum Altreich wurde er 1926 Korrespondierendes Mitglied der Rumänischen Akademie.

Dr. Viktor Roth starb am 22 April 1936 in seiner Heimatstadt Mühlbach.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Quelle: Udo – Peter Wagner

Bild: Frau Cornelia Guju

 

Josef Schoppelt


Es fällt mir schwer zu sagen zu welcher Kategorie Mensch dieser Mann einzustufen ist. Zu einer Persönlichkeit? Zum einfachen Handwerkermeister? Zum einfachen Familienvater? Zum Chronisten? Ich denke er war von jedem ein bisschen, aber vor allem Mensch. Er war einer der vielen Söhne der Stadt auf die wir Mühlbacher stolz sein können, aber auch sollen.

Josef Schoppelt gehörte zu jenen Personen unserer Stadt die unsere besondere Aufmerksamkeit verdienen. Warum sage ich das? Der Grund ist dass wir diesem Mann zu verdanken haben eine genaue Beschreibung aus einer gewissen Zeitspanne in der Geschichte der Stadt zu haben, die uns in vielen Fällen sehr genau die Umstände des wirklichen Lebens in Mühlbach beschreibt. Es wird nichts verschönt oder gehuldigt, die Schilderungen beziehen nahezu alle Themen des Lebens zu jener Zeit ein.

Des Weiteren war er ein Handwerkermeister dessen Erzeugnisse weit über die Stadtgrenzen begehrt waren, man bedenke dass zur sächsischen Männertracht auch selbstverständlich Stiefel gehören. Seine Beteiligung am öffentlichen Leben, seine Mitgliedschaft in mehreren Vereinen und nicht zuletzt als Zunftmeister der Tschismenmacher-Zunft, bestätigen die Bedeutung dieses Mannes für unsere Stadt.

Ich werde Ihnen jetzt einen kleinen Einblick in seine Biografie geben. ( In seinem Buch ausführlicher)

Horst Theil

  

 

Schoppelt 

Josef Schoppelt

1837 –  1929

Josef Schoppelt wurde 1837 in Mühlbach/Siebenbürgen geboren. Mit sieben Jahren 1844 besuchte er die Schule von Mühlbach bis im Jahre 1851.

Als vierzehnjähriger, im Jahre 1851, begann er eine Lehre zum Kürschner, die er aber abgebrochen hatte und bei seinem Vater den Beruf des Tschismenmacher (Stiefelmacher) erlernte.
Im Jahre 1854 wurde er zum Gesellen freigesprochen. 1860 machte er den Meister. Im selben Jahr heiratete er seine Ehefrau: Luise geb. Nössner.

Seine Werkstatt befand sich am großen Platz und war geräumig und gut gelegen.

Er beschäftigte vier Gesellen und zwei Lehrbuben.

1880 Gab er die Werkstadt auf und beschäftigte sich weiterhin mit der Landwirtschaft so wie dem Weinbau.
Josef Schoppelt war in mehreren Vereinen Mitglied, z. B. im Vorschussverein, der mit niedrigen Zinsen  den Handwerkern half an billiges Geld zu kommen.  Er war der letzte Zunftmeister der Tschismenmacher (Stiefelmacher) in Mühlbach und legte das Geld aus der Zunftauslösung für soziale Zwecke an.

Aus seinem erlebnisreichen Leben schildert er dann in seinen „Erinnerungen“ die spannenden Veränderungen in dieser Zeit.

Josef Schoppelt starb im Jahre 1929 in Mühlbach.

Quelle:

 

Erinnerungen aus den Jahren 1848 bis 1910 in Siebenbürgen

Autor: Josef Schoppelt

Herausgeber: Otto Rodamer

Verlag: Books on Demand

 

 

Radu Stanca


Radu Stanca

 radu-stanca

(05.03.1920 – 26.12.1962)

Radu Stanca war ein Dramaturg, Dichter und Regisseur am rumänischen Theater.

 

Stanca

Das Geburtshaus in Mühlbach vor dem Abriss.

 

Radu Stanca wurde am 5 März 1920 in Mühlbach geboren.

Seine Familie war bekannt für ihre Traditionen im Bereich des kulturellen und intellektuellen Lebens.

Die Mutter war eine entfernte Verwandte des bekannten Titu Maiorescu, sein Vater beschäftigte sich auch literarisch, so wie sein älterer Bruder Hotia, dessen Einfluss auf seinen späteren Lebenslauf  als Dichter, von großer Bedeutung war.

Im Jahre 1922 siedelte die Familie nach Klausenburg um. Da besuchte er das Gymnasium „ Gh. Barit“, wo er auch 1938 seinen Abschluss machte.
Schon von der Schulbank an veröffentlichte er sein erstes Gedicht auf der Literarischen Seite der Klausenburger Zeitung „Natiunea Romana“, im Jahre 1935.

Nach dem Gymnasium besuchte er die Fakultät “ Facultatea de Litere si Filosofie” aus Klausenburg und nachher in Hermannstadt, wo er seine Lizenz im Jahre 1942 absolvierte.

Im Jahre 1943 wird er zum Assistenten des Katheders der Philosophie und Kultur, geleitet von Lucian Blaga, ernannt.

Dieses Amt belegte er aber nur ein Jahr weil die Universität ihren Sitz wieder nach Klausenburg verlegte, er aber weiter in Hermannstadt verblieb.
Er war ein sehr aktives Mitglied des „ Literarischen Kreises“ zusammen mit: Augustin Doinas, Ion Negoitescu, Cornel Regman, Nicolae Balota, Eugen Todoran, O. Cotrus, und war in enger Zusammenarbeit mit der Zeitschrift des „ Cercul Literar“.

Seine Zusammenarbeit war auch sehr umfangreich an: „ Gand Romanesc“, “Kalende“ so wie „Claviaturi“.

Um diese Zeit war schon seine spätere unheilbare Krankheit erkennbar. Er scharte um sich schon um diese Zeit eine kleine Truppe aus Amateurschauspielern gebildet.

Das Hermannstädter Theater wurde 1948 zum Staatstheater ernannt, und er wurde zum ersten Regisseur an diesem Theater. Diese Tätigkeit führte er über zehn Jahre, bis er im Herbst 1961 als Erster Regisseur am Nationaltheater in Klausenburg ernannt wurde.

Radu Stanca stirbt an einer schweren Lungenerkrankung, am 26 Dezember 1962 in Klausenburg.

Veröffentlichungen:

Versuri, Bucuresti, E.P.L. 1966;
Poezii, Bucuresti, Verlag Albatros, 1973, (colectia „Cele mai frumoase poezii);
Versuri, Cluj-Napoca, Verlag Dacia, 1980.

Corydon veröffentlicht in der Zeitschrift „Kalende, nr. 10-11 din 1943. Buffalo Bill in der Zeitschrift „Vremea, Nr. 705 din 1943. Nocturna in der Zeitschrift „Vremea, vom 16 Januar 1944. Lamentatia Ioanei d’Arc pe rug In der Zeitschrift „Revista Cercului literar, nr. 1,  1945.
Symposion in der Zeitschrift „Astra, nr. 5  1966.
Beitrag übersetzt und zusammengestellt von: Horst Theil

Harald Krasser


Ich konnte kein Porträt – Bild finden, wenn ich eines finde werde ich es nachreichen.

Trotz allem möchte ich Ihnen diese Persönlichkeit vorstellen.

Harald Krasser

( 1906 – 1981)

Verwand mit Friedrich Krasser, Schriftsteller.

 

 

Harald Krasser geboren am 3 Oktober 1906 in Mühlbach als Sohn des Arztes Hans-Georg Krasser und der Helene Krasser geb. Reinhardt. Die ersten Jahre des Gymnasiums verbrachte er in Mühlbach, nachher in Hermannstadt. Die Reifeprüfung (Matura) machte er 1924 in Hermannstadt. Danach hatte er sich für ein Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte, an den Universitäten in Leipzig und Heidelberg, entschieden. Diese Kulturellen Zentren übten auf in eine Anziehungskraft auch wegen den Philologen Friedrich Gundorf und Herrmann August Korff so wie dem Kunsthistoriker Wilhelm Pinder. Im Januar 1930 legte er das Lizenzexamen an der Universität in Klausenburg ab. Vom Jahre 1930 bis 1932 wirkte er an dem Mühlbacher Gymnasium als Professor.

Von 1935 bis 1937 als Schulreferent des Oberkonsistoriums der Evangelischen Kirche AB von Rumänien.

Von 1937 bis 1942 als Direktor der deutschen Schule in Heltau.

1957 bekam er das Katheder der Germanistik an der Universität von Klausenburg.

Im Oktober des Jahres 1959 wurde er mit politischem Vorwand Verhaftet, und nach mehreren Monaten der Untersuchungshaft, im Januar des Jahres 1960 entlassen. Und bekam das Angebot als Wissenschaftler im Rahmen der Klausenburger Universität zu arbeiten.

Nach Rückgabe des Katheders der Germanistik, musste er aus gesundheitlichen Gründen, im Jahre 1963, in den Ruhestand treten.

Im Jahre 1976 wanderte er nach Freiburg im Breisgau (Deutschland) aus, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte.

Er war ein Kenner der europäischen Literatur und ein begnadeter Redner.

Harald Krasser Starb im Jahre 1981 in Freiburg.

Literarisches Werk:

• Arthur Coulin , Bukarest , 1970.

Übersetzungen:
• Mihail Sadoveanu, Nechifor Upens Weib, München, 1936, Das Wirtshaus der Ancuţa, Bucureşti, 1961;

• V. Voiculescu, Herzschlag der Erde, Leipzig, 1942;

• Ion Creangă, Erinnerungen aus der Kindheit, Bucureşti, 1950, Der Weisse Mohr und andere Märchen und Erzählungen, Bucureşti, 1952;

• A.I. Odobescu, Fürst Mihnea der Böse, Bucureşti, 1953;

• Constantin Prisnea, Das Land der Weine, Bucureşti, 1961;

• Gala Galaction, Am Ufer der Vodislava, Bucureşti, 1962;

• Liviu Rebreanu, Die Abrechnung, Bucureşti, 1964 (in Zusammenarbeit mit Egon Weig);

• Ion Agârbiceanu, Fefeleaga und die Mähre, Bucureşti, 1965;

• G. Călinescu, Das Leben Mihai Eminescus, Bucureşti, 1967.

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Michael Paucratius


Ob wohl ich von diesem bedeutendem Mann kein Foto auftreiben konnte, möchte ich Ihnen einige Informationen über ihn weitergeben. Sein Leben war mit Mühlbach und Umgebung, und mit Siebenbürgen allgemein, eng verbunden.

Horst Theil

 

Michael Paucratius

Michael Paucratius, Doktor beider Rechte, † als Bischof der evangelischen Kirche A. B. in Siebenbürgen und Pfarrer in Birthälm am 11. Juli 1690. Die sächsische Nation in Siebenbürgen, die ihren siebenhundertjährigen volkstümlichen Bestand zu einem großen Theil ihrem, selbst in der Zeit, da das Land unter türkischer Oberherrlichkeit stand, nie unterbrochenen innigen geistigen Zusammenhang mit dem deutschen Mutterland verdankt, hat sich zu aller Zeit einer stillen, wenn auch an Zahl nicht sehr großen, doch in einzelnen Persönlichkeiten wiederholt sehr bedeutsamen Einwanderung aus Deutschland zu erfreuen gehabt. Auch P. gehört einem solchen Hause an. Sein Großvater, Georg P., entstammte einer adeligen Familie in Österreich, war am Anfang des 17. Jahrhunderts mit den Truppen des kaiserlichen Generals Basta nach Siebenbürgen gekommen und nach dem Abzug dieser hier zurückgeblieben. In Mühlbach, im Sachsenland fand er eine neue Heimat. Sein Sohn Martin P. wurde 1637 Pfarrer in Kelling und hinterließ bei seinem Tode (1644) Michael P. (geb. am 28. September 1631) als dreizehnjährigen Knaben. Diesen nahm die Schule von Heltau in ihre Pflege, aus der er 1648 nach Klausenburg, 1649 nach Pressburg, 1650 nach Thyrnau ging. Von 1652 an hat er Wien, Nürnberg, Wittenberg besucht; eine längere Reise führte ihn später zu zehn weitern Hochschulen; 1659 begleitete er von Hamburg zwei Söhne des Ritters Joachim v. Brockdorf auf die Universität Rostock, promovierte hier 1661 zum Doktor beider Rechte und hielt Vorlesungen über Geschichte und Rhetorik. Da riefen ihn 1667 die evangelischen Stände von Oberungarn an das neu gegründete Gymnasium von Eperies, dessen Erbauung der Graner Erzbischof Georg Szeleptscheny nicht hatte hindern können. Am 18. Oktober hielt P. hier eine der Eröffnungsreden und lehrte in der Folge praktische Philosophie, die Rechte, Geographie und Geschichte. Schon im folgenden Jahr folgte er dem Ruf in das Hermannstädter Rektorat, in das er am 9. Januar 1669 feierlich eingeführt wurde. Nach anderthalb Jahren wurde er zum Pfarrer von Neudorf, 1671 zum Stadtpfarrer von Mediasch gewählt; am 5. November 1686 stellte ihn die geistliche Synode durch die Berufung zum „Bischof“ — die Stelle war zugleich mit der Pfarre von Birthälm verbunden — an die Spitze der evangelischen Kirche. Das war in demselben Jahr, als eben der erste Akt in der orientalischen Frage durch die Wiedereroberung Ofens aus der Gewalt der Türken begonnen hatte. Die Schwere der Zeit, in der Siebenbürgen aus der Schutzherrlichkeit des Sultans in die des Hauses Österreich nun bald mit raschen Schritten überging, legte dem Land große Lasten auf, die am drückendsten auf die sächsische Nation und ihre Geistlichkeit fielen. Schon im Mai 1686 hatten die Stände auch auf den Klerus des Landes eine außerordentliche Steuer aufgeschlagen, auf den katholischen 100, den unitarischen 600, den reformierten 1000, den evangelischen (sächsischen) 14 000 Taler. Da ähnliche Forderungen sich jährlich wiederholten, drohte vielen sächsischen Pfarren die Gefahr der Verödung; es ist ein Verdienst von P., der durch gerechte Verteilung der Last diese zu erleichtern suchte, dass jene den Muth nicht ganz verloren und ein noch größeres, dass er durch ein ernstes, immer wieder auf den Grund der alten Ordnungen zurückweisendes Kirchenregiment, den sittlichen Geist innerhalb der Kirche streng aufrecht zu halten suchte und den zentrifugalen Kräften, die bei der Not des Tages in der Vereinzelung und in der Lockerung der Kirchen – regimentlichen Einheit das Heil suchten, mit Erfolg Widerstand leistete. Von dem Umfang und der Tiefe seiner kirchenrechtlichen Kenntnisse, auf welchen er hierbei fußte, zeugen die Akten seiner Amtsführung, die, auch kulturgeschichtlich höchst lehrreich, in einem Sammelband erhalten sind, und dazu ein umfangreicher Foliant, der nebst einigen Originalen eine sehr große Zahl Abschriften von Urkunden, Synodalverhandlungen und wertvollsten Änderweiten kirchenrechtlichen Achten, größtenteils von P. selbst geschrieben, enthält, die umfassendste Sammlung bis zu dieser Zeit, beide Bände mit vielen Stücken, die sich sonst nicht erhalten haben und auch dadurch ein nicht hoch genug zu schätzendes Quellenwerk für das evangelisch-sächsische Kirchenrecht Siebenbürgens bildend. Das gesamte Material wird gegenwärtig in der Handschriften -Abteilung der Bibliothek der evangelischen Landeskirche A. B. in Hermannstadt aufbewahrt.

Literatur   

Johann Seiverts Nachrichten von Siebenbürgischen Gelehrten. Pressburg 1785.— J. S. Klein, Nachrichten von den Lebensumständen evangelischer Prediger in Ungarn. Leipzig 1789, II, 337.— Jos. Trausch, Schriftstellerlexikon der Siebenb. Deutschen. Bd. III. Kronstadt 1871.— G. D. Teutsch, Die Bischöfe der evang. Landeskirche A. B. in Siebenbürgen in: Statistisches Jahrbuch der evang. Landeskirche. A. B. in Siebenb. I. Jahrgang. Hermannstadt 1863.

Autor   

G.D. Teutsch

Empfohlene Zitierweise  

Teutsch, G. D., „ Paucratius, Michael“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1887), S. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd128542926.html?anchor=adb

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

 

Lucian Blaga


Blaga 

Lucian Blaga. (09.05 1895 – 06.05 1961)

 

Ein großer Rumäne, Philosoph, Dichter und Schriftsteller dessen Leben eng mit Mühlbach verbunden war, ist auch hier an dieser Stelle der Erinnerung wert. Obwohl in der Kommunistischen Ära lange Jahre verpönt, drangsaliert und nicht beachtet, war er einer der größten Denker der rumänischen Nation. Ich kann mich erinnern das seine Gedenkstatue, in Bronze gegossen, die heute bei der Einfahrt in seinen Geburtsort aufgestellt ist, lange Jahre im Mühlbacher Sägewerk, hinter der Dampfzentrale, praktisch hingeworfen und missachtet ihr Dasein verbrachte. 1956 wurde er für den Literaturnobelpreis nominiert, jedoch die damalige rumänische Regierung  protestierte gegen seine Nominierung.

Horst Theil

 

 

 Kindheit

Blaga wuchs in Langendorf als eines von neun Kindern einer Pfarrerfamilie auf. Seine Kindheit stand, wie er selbst bezeugt, „unter dem Zeichen eines unwirklichen Fehlens von Worten“; der künftige Dichter – der selbst später in einem Vers über sich sagen sollte „Lucian Blaga e mut ca o lebădă“ (Lucian Blaga ist stumm wie ein Schwan) – konnte bis zum Alter von vier Jahren nicht sprechen.

Seine ersten Schuljahre (1902–1906) verbrachte er in der deutschen Grundschule in Mühlbach, danach besuchte er das Lyzeum „Andrei Șaguna“ in Kronstadt (1906–1914), wo sein Verwandter Iosif Blaga, Verfasser des ersten rumänischen Textes über die Theorie des Dramas, unterrichtete. Ab dieser Zeit beschäftigte er sich mit dem Werk Friedrich Schillers.

Nach dem Tod seines Vaters zog die Familie 1909 nach Mühlbach.

Studium

Von 1914 bis 1916 studierte Blaga an den theologischen Fakultäten von Hermannstadt und Großwardein. Im Frühjahr 1916 besuchte er Wien, wo er mit dem Expressionismus in Berührung kam. 1917 schloss er seine Studien mit dem Titel Lizenziat ab und studierte dann bis 1920 an der Universität Wien Philosophie und Biologie und promovierte zum Doktor der Philosophie und der Biologie. In Wien lernte er seine spätere Frau Cornelia Bredicianu kennen.

Erste Veröffentlichung.

1910 erschien sein Gedicht Pe țărm („An der Küste“, 1910) in der Zeitung Tribuna aus Arad. 1914 veröffentlichte Românul seine Studie Reflecții asupra intuiției lui Bergson (Überlegungen zur Intuition bei Bergson).

1911 reiste er nach Italien, wo er seine Zeit mit der Suche nach philosophischen Werken in Bibliotheken und mit dem Besuch archäologischer Stätten verbrachte.

Sein erstes Drama Zamolxe erschien 1920 in der Zeitung Voința. Die Rumänische Akademie erkannte ihm dafür 1921 den Adamachi-Preis zu. Auch die Universität Klausenburg zeichnete das Stück 1922 aus. In diesem Jahr erschienen auch seine ersten Gedichtübersetzungen in deutscher Sprache in der Czernowitzer Zeitschrift Die Brücke. 1924 und 1925 wohnte er in Lugosch und war Redakteur der Zeitungen Voința und Patria, Direktoriumsmitglied der Zeitschrift Cultura und ständiger Mitarbeiter der Zeitschriften GândireaAdevărul literar și artistic und Cuvântul.

1937 wurde er Mitglied der Rumänischen Akademie; seinen Antrittvortrag hielt er über das Thema „Lobrede auf das rumänische Dorf“ (Elogiul satului românesc). Im Jahr 1939 wurde er Professor für Kulturphilosophie an der Universität Klausenburg.

Nach dem Zweiten Wiener Schiedsspruch (der Nord-Siebenbürgen zu Ungarn schlug) begleitete er die Universität Klausenburg zu ihrer Zufluchtsstätte in Hermannstadt (1940–1946). 1946 wurde er Dozent (conferențiar) der literarischen und philosophischen Fakultät (1946–1948) und hatte bedeutenden Einfluss im Hermannstädter Literaturkreis (Cercul literar de la Sibiu) und auf Ion Desideriu Sârbu. 1943 war er Redakteur der Zeitschrift Saeculum, die ein Jahr lang erschien. Er war als Professor tätig bis 1948, als er seinen Lehrstuhl verlor und entlassen wurde. Bis 1960 durfte er keine eigenen Texte mehr veröffentlichen, sondern nur noch Übersetzungen.

Am 6. Mai 1961 starb Blaga in Cluj. Drei Tage später, an seinem 66. Geburtstag, wurde er in Langendorf beerdigt.1926 trat Blaga in den diplomatischen Dienst und hatte nacheinander den Posten eines Kulturattachés bei den rumänischen Vertretungen in WarschauPragLissabonBern und Wien inne. 1936–1939 war er Unterstaatssekretär des Außenministeriums und von 1938 bis 1939 Gesandter mit unbeschränkter Vollmacht in Portugal.

Literaturpreise und Auszeichnungen

Die Rumänische Akademie verlieh ihm 1935 den Großen Preis C. Hamangiu für „sein dramatisches und lyrisches Werk“. Ab 1936 war er aktives Mitglied der Akademie

  • 1949 betraute ihn die Rumänische Akademie mit der Abfassung zweier Kapitel der Geschichte der rumänischen Philosophie.
  • 1956 wurde er von Bazil Munteanu (Frankreich) und Rosa del Conte (Italien) für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Die Kommunistische Partei Rumäniens sandte jedoch eine Delegation nach Schweden, um die Verleihung des Preises an ihn zu verhindern.
  • Die Universität Lucian Blaga Sibiu trägt seit 1995 seinen Namen.
  • Banknoten: 1998 und 2006 ist Blaga auf dem 5000-Lei bzw. 200-Lei-Schein abgebildet. Literatur: Cuhaj, 14th Edition, page 778, no. 107 (5000 Lei).

Veröffentlichte Werke

Gedichte

1919 – Poemele luminii,

  • 1921 – Pașii profetului,
  • 1924 – În marea trecere,
  • 1929 – Lauda somnului,
  • 1933 – La cumpăna apelor,
  • 1938 – La curțile dorului,
  • 1943 – Nebănuitele trepte,
  • Cântecul focului
  • Corăbii cu cenușă
  • Ce aude unicornul
  • 1923 – Tulburarea apelor
  • 1925 – Daria
  • 1925 – Ivanca
  • 1925 – Învierea, Pantomime in vier Aufzügen, und Fapta
  • 1927 – Meșterul Manole
  • 1930 – Cruciada copiilor
  • 1934 – Avram Iancu
  • 1944 – Arca lui Noe
  • 1964 – Anton Pann (posthum)

Postum veröffentlichte Gedichte

Vârsta de fier 1940–1944

Dramen

1921 – Zamolxe

Philosophie

Sein philosophisches Werk gliedert sich in drei Trilogien:

  • 1943 – Trilogia cunoașterii (Trilogie des Wissens) in drei Bänden: Eonul dogmaticCunoașterea lucifericăCenzura transcendentă.
  • 1944 – Trilogia culturii (Trilogie der Kultur) in drei Bänden: Orizont și stilSpațiul mioriticGeneza metaforei și sensul culturii
  • 1946 – Trilogia valorilor (Trilogie der Werte), Știință și creațieGândire magică și religieArtă și valoare.
  • Ein viertes Werk, Trilogia gnoseologică, blieb im Stadium der Planung.

Aphorismen

Lucian Blagas Aphorismen sind in folgenden Bänden festgehalten:

  • 1919 – Pietre pentru templul meu (Steine zu meinem Tempel)
  • 1926 – Ferestre colorate (farbige Fenster), Aufzeichnungen und Fragmente
  • 1945 – Discobolul, Aphorismen und Aufzeichnungen
  • 1977 – Elanul insulei, posthum erschienen
  • Luntrea lui Charon, autobiographischer Roman, 1992 posthum erschienen
  • 1924 – Filosofia stilului
  • 1925 – Fenomenul originar
  • 1925 – Fețele unui veac
  • 1926 – Daimonion
  • 1931 – Eonul dogmatic
  • 1933 – Cunoașterea luciferică
  • 1934 – Censura transcendentă
  • 1934 – Orizont și stil
  • 1936 – Spațiul mioritic
  • 1936 – Elogiul satului românesc, Antrittsvortrag bei der Rumänischen Akademie
  • 1937 – Geneza metaforei și sensul culturii
  • 1939 – Artă și valoare
  • 1940 – Diferențialele divine
  • 1941 – Despre gândirea magică
  • 1941 – Religie și spirit
  • 1942 – Știință și creatie
  • 1947 – Despre conștiința filosofică
  • 1948 – Aspecte antropologice
  • 1968 – Zări și etape
  • 1969 – Experimentul și spiritul matematic
  • 1972 – Isvoade
  • 1977 – Ființa istorică
  • Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise, 1956
  • Din lirica universală, 1957
  • Din lirica engleză, 1958

Prosa

Hronicul și cântecul vârstelor, autobiographisch, 1965 posthum erschienen

Essays und philosophische Studien

1922 – Cultură și cunoștință

Postum veröffentlichte Aufsätze

1966 – Gândirea românească în Transilvania în secolul al XVIII-lea

Übersetzungen

J. W. Goethe, Faust, 1955

 

 

 

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil         

Quelle: Wikipedia.de

Friedrich Krasser


friedrichkrasser

  

( 1818 – 1893)

Friedrich Krasser

Der Großvater des bekannten Siebenbürgers Hermann Oberth (1894-1989)

Friedrich Krasser wurde 1818 in Mühlbach geboren, als Sohn des Bäckers David Krasser. Beide Eltern gehörten zu den im 18. Jh. aus der Markgrafschaft Baden – Durlach eingewanderten Familien, die aus wirtschaftlicher Not und Glaubensgründen ihre Heimat verlassen mussten.
Die Elementarschule und die ersten zwei Gymnasialklassen besucht er in Mühlbach, wo er auch rumänische Mitschüler hat, die höheren Gymnasialklassen in Hermannstadt. Als junger Medizinstudent in Wien lernt Krasser die Lehren Darwins kennen und setzt sich mit den Werken materialistischer Denker auseinander. Schon jetzt konturiert sich seine antiklerikale Haltung. Krasser lernt die sozialen Probleme seiner Zeit aus sozialdemokratischer Perspektive sehen, um so mehr als sich die Gegensätze während der Zeit Metternichs verschärft und die Freiheitsbestrebungen der progressiven Kräfte sich auf Weltebene radikalisiert hatten. Wegen seiner stets kritischen Haltung und seinen reforrnatorischen Plänen wird er von seinen Kommilitonen ‚Reformator“ genannt. Ein Wiener Erlebnis, ‚einen Krankenbesuch als junger Arzt in einem von drei kinderreichen Arbeiterfamilien bewohnten Kellerloch, der ihm das Proletarierelend der Großstadt zum Bewusstsein brachte und ihn aufrief, für die Befreiung der Ausgebeuteten einzutreten“., bezeichnet Krasser als ‚Geburtsstunde seiner sozialistischen Einstellung“.
Nach Abschluss seines Studiums in Wien kehrte Krasser als Arzt nach Mühlbach zurück, wo er bis 1847 zweiter Stadtarzt war. Obwohl er in Mühlbach beliebt war, lässt sich Krasser nach der Revolution in Hermannstadt nieder und gründet 1851 mit der Kronstädterin Friederike Chrestels eine kinderreiche Familie. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratet er 1875 wieder. 1867 wird in Hermannstadt eine Filiale der Arbeiter-Krankenkasse gegründet und Krasser als Arzt dahin berufen. In welchem Maße er hier mit ‚klassenbewussten Arbeitern“ Kontakt aufnehmen kann, ist ebenso wenig prüfbar wie die Behauptung, ‚die Arbeiterbewegung in Kronstadt, Broos und Hermannstadt“ sei ‚vielfach auf seine Tätigkeit zurückzuführen“3. Belegbar ist die eindeutige Sympathie des Arztes für die unteren sozialen Schichten.
In den Siebenbürgischen Blättern veröffentlicht Krasser zwischen 1867 und 1872, seinen literarisch produktivsten Jahren, fast alle seine politischen Gedichte, vorläufig noch anonym. Der Verleger Otto Meißner publiziert 1869 die in den Siebenbürgischen Blättern erschienenen Gedichte, zu denen ein Einleitungs- und ein Abschlussgedicht hinzukommen, als Band unter dem Titel Offnes Visier. Auf anderem Wege, über ein Bukarester deutsches Blatt und die von L. R. Zimmermann herausgegebene Freiheit, werden Krassers Gedichte auch von anderen Publikationen und in Form von Flugblättern der Arbeiterbewegung aufgenommen und erleben hohe Auflagen in ganz Europa und in den USA.
1870 nimmt Krasser am Freidenkerkongress in Neapel teil. Im selben Jahre wird er wegen des Gedichtes Tabula rasa in einen Presseprozess verwickelt. Der verhängten Strafe entkommt er durch eine Amnestie. 1880 bestehen Chancen, die Gedichte bei mehreren Verlagen neu herauszubringen, doch ‚bei seiner Bescheidenheit und seinem wenig entwickelten praktischen Sinn“ gelingt es Krasser nicht, diesen Plan durchzuführen.
Nach 1880 entstehen Gedichte, die gegen die verschärften Magyarisierungstendenzen auftraten. Auch als Greis bleibt Friedrich Krasser seinem Freiheitsglauben treu. Er stirbt in diesem Glauben ungebrochen im Jahr 1893 in Hermannstadt.
Konnten die bürgerlichen Literarhistoriker die Texte der anderen siebenbürgischen Schriftsteller nach gängigen, vor allem ästhetischen Kriterien messen, so versagt dies Instrumentarium an den Gedichten Krassers. Die Wertung von Texten erfolgt in der Regel nach ästhetischen Kriterien oder pragmatisch nach dem Grad der Einordnung ins siebenbürgisch-sächsische Literaturselbstverständnis. An solchen Maßstäben ist das Werk Friedrich Krassers jedoch nicht messbar.
Schon seiner Herkunft nach ist er nicht so tief wie Michael Albert oder Traugott Teutsch im sächsischen Lebensraum verwurzelt. Er gehört als Durlacher zu jenen ‚Zuwandrerfamilien“, die, was Sozialprestige und auch Mentalität anlangt, innerhalb der Sachsen eine Sonderstellung einnehmen. 7 Das Mitgefühl und die entschlossene Parteinahme für Unterdrückte und Entrechtete, die seine Gedichte kennzeichnen, haben hier ihre Prämissen. Ebenso die Haltung, die in jedem Mitbürger den Menschen und keinesfalls den sozial Höhergestellten oder Minderwertigen sieht. Zudem prägen weltoffene, fortschrittliche Männer das geistige Leben seiner Geburtsstadt: Josef Marlin, mit dem ihn freiheitliches Pathos übernationaler Wertbegriffe verbindet, Fr. W. Schuster, der unter anderem auch rumänische Volkslieder sammelt, der PetöfiJÃœbersetzer Heinrich Melas, der namhafte Mundartforscher Georg Friedrich Marienburg, der Ethnograph und Afrikareisende Franz Binder u. a.
Mit der Problematik, die ihn später auch literarisch interessiert, wird er allerdings erst während seiner Studienjahre in Wien konfrontiert. Hier wird sein Denken durch die Naturwissenschaften ausgerichtet; er wird vertraut mit den Lehren Darwins. Ergebnis politischen Denkens ist ein sozialdemokratischer Programmentwurf. Obwohl diese Arbeit verloren gegangen ist, kann auf ihr sozialpolitisches Gedankengut aus den später entstandenen Gedichten geschlossen werden. Auch ein Aufenthalt in Paris war für Krasser ‚von großer Bedeutung; er wurde vertraut mit den Freiheitsbestrebungen des französischen Proletariats und hatte Gelegenheit, die Theorien der verschiedenen sozialistischen Schulen, mit deren Lehren er sich schon während seiner Universitätsstudien beschäftigte, eingehend kennen zu lernen“ 8. Seine antiklerikale Haltung, ebenfalls ein wesentliches Merkmal seiner Lyrik, lässt sich schon für die Wiener Zeit belegen.
In welchem Maße die Lektüre Krassers Schreibweise bedingt, ist schwer nachweisbar, da direkte Zeugnisse in dieser Hinsicht fehlen. Was beispielsweise die ‚Lektüre deutscher, englischer, französischer und italienischer Meisterwerke“ 9 anlangt, so beeinflusst diese in erster Linie seine Haltung und seine Denkweise, ohne auch Artikulationsform zu werden.
Wörtlich zitiert Krasser in der Marseillaise des Christentums Lassalle:
Wohlan! es naht die Stunde des Gerichts, Schon wanken eure Burgen, eure Throne, Und zitternd lauscht das Ohr des Bösewichts Dem dumpfen Tritt der Bettlerbataillone.

Trotz dem Erfolg seiner Gedichte im Ausland bleibt Friedrich Krasser für die siebenbürgisch-sächsische Literatur der Zeit ein Einzelfall. Wohl verzeichnen wir Anklänge an die Gedichte Josef Marlins. Obgleich dieser Einfluss auf Krasser kaum ins Gewicht fällt, können wir von Traditionsfolge sprechen. Auf literarischem Gebiet hatte Krasser kaum namhafte Nachahmer gefunden, auf gesellschaftlicher Ebene hingegen blieb sein Werk noch lange wirksam.

 F, Krasser

Gedenktafel

Eines seiner Gedichte:

DER ROTE BERG

Noch steht der Berg auf seiner alten Stelle,

Blickt frei herab ins heimatliche Tal;

Noch springt aus seinem Haupt die klare Quelle,

Vergoldet von der Sonne hellem Strahl;

‚Tief unten küßt des Wiesenbaches Welle

Ihr Blumenufer wohl zum letztenmal,

Zieht träumend dann halb zögernd, halb gezogen

Hinüber in des Mühlbachs blaue Wogen.

Noch stehn die Riesensäulen aufgeschichtet

Als treue Wächter der geliebten Flur,

Was auch die Zeit zermalmet und vernichtet,

Hier suchst du fruchtlos ihre Würgerspur;

Denn unvergänglich sind sie aufgerichtet,

Ein Meisterstück der schaffenden Natur,

Um hier in diesen Paradiesesauen

Sich ihren schönsten Tempel zu erbauen.

Nie hat ein Künstler gleiches Bild vollendet,

Nie Menschenhand solch Riesenwerk getürmt,

Soweit der Himmel seine Strahlen sendet

Und, von der Dichtkunst Genius beschirmt,

Sich je und je ein glücklich Auge wendet

Und nach der Schönheit Idealen stürmt;

Nie ward ein Menschengeist, der ahnend dachte,

Was hier Natur, die göttliche, vollbrachte.

Und denkst du noch der schönen Jugendstunden,

Die wir, o Freund, zusammen dort verlebt,

Wenn wir vom Pfade schlangengleich gewunden,

Der zwischen wilden Rosen sich erhebt,

Emporgeführt, die Höhle aufgefunden,

Vom frischen Hauch der Bergluft durchwebt,

Die Wände bunt mit Farben ausgemalet,

Mit denen nie ein Fürstenzimmer prallet?

Und denkst du noch, wie dort in trauter Kühle

Den Glücklichen so schön die Zeit entfloß,

Wie dort des Herzens innigste Gefühle

Der Freund so gern in Freundesbusen goß,

Wenn draußen durch des Mittags heiße Schwüle

Die Sonne glühend ihre Strahlen schoß,

Bis sie am fernen Abendhimmel glänzte

Und rosenrot sich Berg und Tal bekränzte?

Hoch über uns sahn wir mit leichten Schwingen

Den Habicht schweben in der blauen Luft,

Wir sahn die Füchslein keck und munter springen

Von Klipp´ zu Klippe über Spalt und Kluft,

Und um uns hörten wir den Ton erklingen,

Mit dem der Schäfer seine Herde ruft,

Sahn unten tief den Ackersmann, den müden,

Heimkehren zu des Hauses sicherm Frieden.

Und willig hing der Blick an seinem Schritte,

Bis er im nahen Dorfe uns entschwand,

Flog dann von seiner rauchumwölkten Hütte

Hinüber zu des Baches Blumenrand

Und suchte freudig in des Tales Mitte

Ein Städtchen, mir und dir so wohlbekannt,

Das ländlich schön, durchwebt von grünen Bäumen,

Noch immer lebt in meinen schönsten Träumen.

Ja, Freund ! Stets wird das Bild vergangner Zeiten,

Ein liebend Denkmal, mir im Herzen stehn,

Wie unsre Seelen sich dem Himmel weihten,

Wenn zu den wunderbaren Bergeshöhn

Im Widerhall der Abendglocke Läuten

Erklang mit hundertstimmigem Getön.

Wenn feierliche Töne uns umwehten,

Als wollte die Natur zum Höchsten beten.

Wohl sind die Tage anders jetzt gestaltet,

Und jene sel’gen Träume sind verblüht,

Doch ihres Nachklangs süßer Zauber waltet

Lebendig fort im schwelgenden Gemüt;

Und der gewohnte alte Drang entfaltet

Erinnerungen in des Sängers Lied,

Die ewig mit der Sehnsucht zartem Bande

Den Jüngling ziehn zum teuren Vaterlande.

(1861)

 

Aus: Das offene Visier

Friedrich Krasser

(1818 – 1893, Mühlbach)

 

 

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil 

Quelle:   LIT de.com Deutsche Literatur.

Bilder : FB. Gruppe Klatsch und Tratsch im Karpatenbogen – La taifas despre Sibiu si împrejurimi.

Dr. Albert Amlacher.


Albert Amlacher copyright Secui Adrian-Iulian

 Dr. Albert Amlacher ( 27.12.1847 – 14.01.1939)

 

Obwohl nicht in Mühlbach geboren, aber eine geraume Zeit als statt – Prediger in Mühlbach tätig, verdient dieser man an dieser Stelle die Erwähnung.

Dr. Albert Amlacher, Lehrer, evangelischer Pfarrer und Schriftsteller. Wurde m 27 Dezember 1847 in Broos (Orastie) geboren, und auch hier am 14 Januar 1939 fand er seine letzte Ruhestätte.

Er besuchte das Gymnasium in Hermannstadt und ab 1864 das Gymnasium in Schäßburg, wo er unter anderen Josef Haltrich als Lehrer hatte.

Ab dem Herbst 1868 studierte er zu erst an der Universität von Jena Philosophie und Evangelische Theologie, und wechselte dann 1869 an die Friedrich-Wilhelm-Universität nach Berlin.

1870/71 nahm er als Freiwilliger an dem Deutsch-Französischen Krieg teil. Danach setzte er sein Studium in Heidelberg fort, wo er 1872 den Doktertitel der Philosophie verliehen bekam.

Danach kehrte er wieder in die Heimat zurück, wo er in Broos eine Tätigkeit als Lehrer an der dortigen Volksschule aufnahm. Ab dem Jahre 1874 hatte er dann das Amt eines Konrektors inne. 1880 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern  des Siebenbürgischen Karpatenvereins.

1881 wurde Amlacher dann zum Stadtprediger von Mühlbach berufen.

1891 zum Pfarrer von Rummes, ein Amt das er bis 1924 ausübte.

Er starb 1936 hochbetagt in Broos.

Einige seiner Werke:

  • In der Heideschenke, Dresden/Leipzig ohne Jahr.
  • Der Schlickläufer, Vier Erzählungen, Dresden/Leipzig ohne Jahr.
  • Ein urkundlicher Beitrag zur ältesten Geschichte des Brooser Kapitels, Hermannstadt 1876, (Separatum: Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde N. F. 13, 1876, H. 2).
  • Die Türkenschlacht auf dem Brotfeld, Hermannstadt 1879.
  • Aus der „guten alten Zeit“ einer Sachsenstadt. Beiträge zur Geschichte der Stadt Broos im ersten Viertel des siebenzehnten Jahrhunderts (1600-1628), Hermannstadt s. d., (Separatum).
  • Urkundenbuch zur Geschichte der Stadt und des Stuhles Broos bis zum Übergang Siebenbürgens unter Erbfürsten aus dem Hause Österreich (1690), Hermannstadt, 1879.
  • Damasus Dürr: Ein evangelischer Pfarrer und Dechant des Unterwälder Kapitels aus dem Jahrhundert der Reformation, Hermannstadt 1883.
  • Die dacischen Slaven und csergeder Bulgaren, zusammen mit Josef Ladislav Píč, 1888
  • Rumes. Aus Vergangenheit und Gegenwart einer siebenbürgisch-sächsischen Dorfsgemeinde, Hermannstadt, 1912.

Diesem Mann zu ehren wurde am Schurian eine Schutzhütte erbaut und auf seinen Namen eingeweiht.

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Dr. Albert Amlacher Schutzhütte am Schurian. 1935

 

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Einweihungsfeier  der Schutzhütte.

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Kurz danach

 

 

 

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

 

 

Quelle: Wikipedia

Bilder: Wikipedia ; Mühlbach von einst 2002

Theobald Streitfeld


Einer der Ehrenwerten Bürger, Professor und Mensch unserer Heimatstadt Mühlbach, so wie andere Lehrkräfte der Stadt, war Prof. Theobald Streitfeld, über den man nur Gutes in Erinnerung haben kann. Dieser Beitrag soll ein kleines Dankeschön, für sein Lebenswerk, an ihn sein. Wir erinnern uns immer gerne an unseres tüchtiges und gewissenhaftes Vorbild.

Horst Theil

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Prof. Theobald Streitfeld

 geb. 10. August 1902 – gest. 17. März 1985

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Das nach einem Sturm zerstörte Elternhaus in der kleinen Allee neben dem Mühl – Kanal.

 

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Das Elternhaus heute

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Gedenktafel am Elternhaus von Theobald Streitfeld

 

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Prof. Theobald Streitfeld

 Vor dem Schloss Martinuzzi in Winz. (1970)

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Prof. Theobald Streitfeld

(In seinem Hausgarten)

 

Und nun die Ansprache bei der Anbringung der Gedenktafel:

Theobald Bruno Streitfeld.

Geboren in Mühlbach als Sohn des Mühlbacher Magistrats Obernotars Bruno Streitfeld und der Marie Therese, geb. Weissörtel.

Nach dem Abschluss des evangelischen Untergymnasiums in Mühlbach besuchte Theobald Streitfeld das evangelische Gymnasium in Mediasch, wo er im Jahre 1919 seine Reifeprüfung ablegte.

Anschließend, 1920/21 (bis 1925) beginnt er das Studium der Geschichte, Theologie, Geographie sowie der rumänischen Sprache an den Universitäten in Hamburg, Marburg und Klausenburg. Magisterprüfung im Juni 1925 mit der Bewertung „magna cum laude“.

Am 1. September 1925 tritt er die Stelle eines Professors für Geschichte und rumänische Sprache am Untergymnasium seiner Vaterstadt an. Seither treffen wir Professor Streitfeld mit zwei Unterbrechungen bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am Katheder dieser Schule an, die im Jahre 1954 zu einem Vollgymnasium ausgeweitet wurde. Die erste Unterbrechung erfolgte 1930/31 als. Th. Streitfeld seinen Wehrdienst ableistete, und die zweite vom 15. Januar bis Dezember 1945, als er zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert wurde, und zwar in das Arbeitslager von Socgorod / Sozgorod (Kreis Ufa, Baschkirien bei Kungur). Streitfeld kam gesundheitlich angeschlagen mit einem Krankentransport im Dezember 1945 nach Hause.

Während seiner langen und segenreichen Dienstzeit ist es Streitfeld als begeisterter und begeisternder Lehrer gelungen, Generationen von Schülern besonders mit dem Geist der Geschichte vertraut zu machen. Auch die visuell besonders attraktiv gestalteten Geographiestunden – mit eigens angefertigten vielfarbigen Landkarten und Skizzen – prägten sich scharf in das Gedächtnis seiner Schüler ein. Schon als junger Lehrer verstand es Theobald Streitfeld mit besonderem Geschick und großer Überzeugungskraft, eine Reihe von wichtigen lokalgeschichtlichen Elementen in den Lehrstoff einzuflechten, um diesen attraktiver und vor allem spannender zu gestalten. Als Lehrer hat er bei seinen Schülern vernetztes Denken, vorurteilfreies Handeln und erfolgreiche Forschungsarbeit gefördert.

In den letzten Jahren seiner Lehrertätigkeit, genauer gesagt ab 1969, war Theobald Streitfeld bemüht, im Rahmen der neu gegründeten Volkshochschule in Mühlbach eine Vortragsreihe ins Leben zu rufen.

Eine sinnvolle Ergänzung dieser Veranstaltungen waren die Studienfahrten, die der inzwischen in Ruhestand getretene Lehrer Streitfeld mit wohlüberlegtem Ziel gründlich vorbereitet hatte. Ein bedeutender Teil seines umfangreichen Briefwechsels, vor allem mit Lehrern und Pfarrern aus verschiedenen Städten und Gemeinden, bezieht sich auf die minuziöse Vorbereitung dieser Fahrten, für die er einen festen Teilnehmerkreis gewinnen konnte. Die gut durchdachten und bis ins Detail vorbereiteten oft mehrtätigen Fahrten, die sich auf die Zeitspanne 1969 – 1979 verteilen, brachten die Teilnehmer nicht nur zur malerischen Landschaften, sondern auch zu den bedeutendsten historischen Denkmälern reiche Hatzeger Tal bis zum Eisernen Tor der Donau, eine andere zu den Moldauklöstern, dann wiederum eine zu den Klöstern im Alttal und Curtea de Arges und zu andern Sehenswürdigkeiten der Region Arges. Schließlich seien auch die Studienfahrten erwähnt, die zu den Kirchenburgen im sächsischen Siedlungsgebiet führten.

Möge diese Gedenktafel das Andenken an unseren Prof. und Freund THEOBALD STREITFELD für ewig die Erinnerung wach halten. Sie sollte nicht nur an unseren Lehrer und Wissenschaftler erinnern, sondern uns dazu ermuntern in sein wissenschaftliches Werk zu blicken.

Beitrag geschrieben von: Gerhard Wagner

Zusammengestellt von: Horst Theil
Bilder: H. Daniel, 1970 in: Mühlbach und der Unterwald. (Schriftennachlass Theobald Streitfeld, Hermannstadt 2011)

Mühlbach von Einst – Sebesul de alta data 2002.

Johannes de Zapolya (1487 – 1540)


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Johannes de Zapolya (1487 – 1540)

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Obwohl dieser Mann nicht In Mühlbach geboren ist , ist er unumstritten mit der Vergangenheit und Geschichte von Mühlbach verbunden.

Aus diesem Grunde möchte ich ein paar Einzelheiten über diese Persönlichkeit bekannt machen.

  

Johann Zápolya (ungar. Szapolyai János,  rumän. Ioan Zapolya. (Geb. 1487 auf der Zipser Burg; Gest. 22. Juli 1540 bei Mühlbach in Siebenbürgen) war 1526 bis 1540 Fürst von Siebenbürgen, mit dem Anspruch, König von Ungarn zu sein. Er kämpfte im ungarischen Bürgerkrieg gegen den Thronkonkurrenten Ferdinand I.

Zipser Burg

Die Zipser Burg –  (Geburtsstätte des Johannes de Zapolya)

Herkunft

Johann Zápolya wurde als Sohn des Palatins Stephan Zápolya und der Prinzessin Hedwig von Teschen auf Schloss Szepesvár geboren. Schon 1491 hatte seine Mutter dem kranken König vorgeschlagen, seine Tochter in ihre Obhut zu geben und sie später ihrem Sohn zur Frau zu geben. Wladyslaw verhinderte aber diese Absicht, indem er eine Verbindung mit den Habsburgern in die Wege leitete.

Werdegang

Er begann seine öffentliche Karriere auf dem berühmten Reichstag von Rákos 1505. Auf seinen Antrag hin beschloss die Versammlung, dass nach dem Tod des regierenden Königs Wladyslaw II. kein Fremder zum König von Ungarn gekrönt werden solle. Von da an wurde er der nationale Kandidat für den Thron, auf den seine Familie schon lange spekuliert hatte.

 1510 bat Zápolya vergeblich selber um die Hand von Prinzessin Anna, und hinter seiner Ernennung zum Woiwoden von Siebenbürgen 1511 steckte offenbar die Absicht, ihn möglichst weit vom Hofe fernzuhalten. Im Jahr 1513, nach einem erfolgreichen Angriff auf türkisches Territorium, eilte er an der Spitze von 1000 Reitern nach Buda und erneuerte seine Bitte, die wiederum abgelehnt wurde.

1514 erstickte er den gefährlichen Bauernaufstand unter György Dózsa; die unmenschlichen Qualen, mit denen der Rebellenführer langsam zu Tode gebracht wurde, waren eine Idee Zápolyas. Nun war er beim Landadel, dessen Tyrannei die Bauernschaft zur Revolte gebracht hatte, beliebter als je zuvor.

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Ein weniger bekanntes Bild von  György Dózsa

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Und hier ein allgemein bekanntes Bild.

Zapolya war Schwager des polnischen Königs Sigismund I. und des ungarisch-böhmischen Königs Wladyslaw II. und somit Onkel Ludwig II.. Nach dem Tod Wladyslaws II. machte ihn der Reichstag von Rákos 1516 zum Reichsverweser für den minderjährigen König Ludwig II. Er strebte nun die Würde des Palatins an, aber der Staatsrat und der Hof stellten sich gemeinsam gegen ihn und ernannten stattdessen 1519 Stephan Báthory (Vater des gleichnamigenKönigs von Polen).

Der Streit der Interessengruppen entbrannte nun schärfer als zuvor, und das gerade in einer Zeit, als der Druck von seiten der Türken einen Zusammenschluss aller nationaler Kräfte gegen den gemeinsamen Feind erfordert hätte. Es war wesentlich der Uneinigkeit zwischen Zápolya und Báthory zu verdanken, dass die große Festung von Belgrad 1521 eingenommen wurde, ein Verlust, der das Schicksal Ungarns geradezu besiegelte.

1522 hätte der Reichstag Zápolya und Báthory zu Generalkapitänen des Reichs gemacht, aber der Hof ließ Zápolya beiseite und wählte nur Báthory.

Bei den Reichstagen von Hatvan und Rákos 1522 setzte sich Zápolya an die Spitze eines Bündnisses, um den Palatin und andere hohe Staatsbeamte abzusetzen, aber der Versuch scheiterte. Im folgenden Jahr jedoch ließ die revolutionäre Ständeversammlung von Hatvan alle Mitglieder des Staatsrats entlassen und machte István Verboczy, einen Freund Zápolyas, zum Palatin.

Inmitten dieses hoffnungslosen Chaos marschierte Süleyman der Prächtige mit einer riesigen Armee in Ungarn ein, und der junge König kam auf dem Schlachtfeld um (siehe Schlacht von Mohács).

Da Zápolya – wahrscheinlich wegen widersprüchlicher Befehle von Ludwig II. – nicht rechtzeitig erschien, um das Glück noch zugunsten Ungarns zu wenden, wurde er vom Hof des Verrats beschuldigt; diese Behauptung muss man als unbegründet bezeichnen. Sein jüngerer Bruder Georg, zweiter Oberbefehlshaber der königlichen Truppen, wurde in der Schlacht von Mohács getötet, sein Leichnam wurde nicht gefunden.

Es kam zu zwei Ständeversammlungen, die zwei verschiedene Könige wählten. Zápolya wurde in Tokaj am 16. Oktober zum König von Ungarn gewählt; die Wahl wurde von einer weiteren Versammlung in Stuhlweißenburg am 10. November bestätigt, und er wurde am folgenden Tag mit der heiligen Krone gekrönt. Vergeblich bemühte er sich um die Hand der Königinwitwe Maria von Österreich.

Sein Konkurrent um die Krone, der spätere Kaiser Ferdinand I., Schwager von Ludwig II, wurde am 16. Dezember 1526 in Preßburg von einer Ständeversammlung zum König von Ungarn gewählt. Im Jahr 1527 begannen die Kämpfe der beiden Könige, in denen sich Ferdinand überlegen zeigte. Johann Zápolya musste nach Siebenbürgen zurückweichen. Sowohl Ferdinand, als auch Johann schickten Gesandte an den Hof des Sultans, um sich abzusichern. Der Gesandte Johanns, der Pole Hieronymus Laski aber war geschickter und sicherte König Johann den Beistand des Sultans. Am 10. Mai 1529 brach der Sultan mit einer Armee nach Ungarn auf und errichtete am 18. August sein Lager bei Mohács. Johann traf im Lager des Sultan ein und leistete den Handkuss als Zeichen der Vasalität. Im Gegenzug wurde er vom Sultan als ungarischer König anerkannt. Schließlich erkannte Ferdinand imFrieden von Großwardein (ungarisch Nagyvárad, rumänisch Oradea ) Johann als König von Ungarn an, aber sicherte sich das Recht auf die Nachfolge im Falle von Johanns Tod. Doch Johann brach die Vereinbarung, als ihm aus der 1539 geschlossenen Ehe mit Isabella, der Tochter seines Schwagers Sigismund I. von Polen, unerwartet doch noch ein Sohn geboren wurde. Ihm, Johann Sigismund, vermachte er 1540 das Königreich.

Johann war der letzte nationale König von Ungarn, war in der Praxis aber auf das mittlere Drittel und das östliche Siebenbürgen beschränkt. Als sein Verdienst als Staatsmann wird manchmal die vehemente Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit gesehen, die aber ohne die Hilfe seines berühmten Ministers György Utješenović (besser bekannt als Frater György) unmöglich gewesen wäre.

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 Diese Ansicht ist aber zweifelhaft: durch das freundschaftliche Zusammengehen mit den Türken trug er zur anschließenden Auflösung Ungarns entscheidend bei. Schon durch den Frieden von Großwardein war der nordwestliche Teil des Reiches als „Königliches Ungarn“ als Teil des habsburgischen Reichs festgeschrieben worden. Als Ferdinand I. nach Johanns Tod seinen Anspruch gelten machen wollte, besetzten die Türken das Kernland Ungarns einschließlich Buda. Für Johanns Erben blieb nur das Fürstentum Siebenbürgen, das unter der Oberheit des Osmanischen Reiches Bestand hatte.

Literatur:

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Johann Friedrich Geltch


Johann Friedrich Geltch

Johann Friedrich Geltch

Johann Friedrich G., politischer Lyriker, geb. am 18. Febr. 1815 zu Mühlbach in Siebenbürgen, absolvierte die Gymnasialstudien in Hermannstadt, bezog darauf als stud. theol. die Universität Berlin (1836—38) und fand nach seiner Rückkehr in die Heimat Anstellung zuerst als Rector der Grammatikalschule in Broos, seit 1848 als Pfarrer in Rumes, wo er jung am 7. Sept. 1851 starb. Sein Name ist mit den politischen Kämpfen der sächsischen Nation während der Zeit von 1840—50 eng verflochten. Er diente seinem Volke gegen magyarischen Chauvinismus mit Wort und Feder und zwar nach der ihm eigentümlichen, poetisch angelegten Natur vorzüglich als politischer Dichter, nach dem Vorbilde der politischen Lyriker Deutschlands, insbesondere Anastasius Grün’s und Herwegh’s. Schon 1841 erschien von ihm ein Bändchen „Lyrische Gedichte“, und seitdem ließ sich seine Muse stürmisch vernehmen, so oft sich ein öffentlicher Anlass dazu bot. Sein bedeutendstes Werk ist das „Liederbuch der siebenbürgischen Deutschen“, 2 Hefte, 1847 und 1851, Eigenes und Fremdes sammelnd, worin die gute, patriotische Gesinnung nicht selten den Mangel der Poesie ersetzen musste. Als das Jahr 1848 den Sachsen in Siebenbürgen den Kampf um ihr nationales Dasein aufzwang, sah G. es als eine Pflicht Deutschlands an, sich der bedrängten Stammesgenossen anzunehmen. Eine Adresse an die Frankfurter Nationalversammlung (abgedruckt in der Augsb. Allg. Zeitung v. 18. August 1848, Beilage) gibt dieser Überzeugung Ausdruck. Gleichzeitig ging G. als Bote der sächsischen Jugend Siebenbürgens mit drei anderen persönlich nach Deutschland und suchte besonders in Breslau, Berlin, Leipzig, Halle, Frankfurt a./M. und Wien für die Sache seines Volkstums zu wirken. Als literarische Frucht dieser Wanderung gab er noch 1848 heraus: „Deutschländisches Adressen-Album an das Siebenbürger Deutschtum“. Das Jahr 1849 brachte den Frieden, 1850 ihm und vielen Anderen so manche Enttäuschung. Hinfort wandte sich G. lebhafter als früher den kirchlichen Interessen zu; das politische Testament Stefan Ludwig Roth’s (s. u.) veranlasste ihn die Herausgabe einer „Schul- und Kirchenzeitung“ zu betreiben, an welcher länger teilzunehmen indessen sein früher Tod ihn hinderte.

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil
Bild: http://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=8390166
Literatur:

Vgl. Trausch, Schriftsteller-Lexikon II, 2 f.

Autor:

Müller.

Empfohlene Zitierweise:

Müller, „Geltch, Johann Friedrich“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1878), S. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd101234236.html?anchor=adb