Das bekannteste Lied in Siebenbürgen.


Siebenbürgen, Land des Segens.

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Siebenbürgen, Land des Segens

Land der Fülle und der Kraft,

mit dem Gürtel der Karpaten

um das grüne Kleid der Saaten

Land voll Gold und Rebensaft.

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Siebenbürgen, Meeresboden

einer längst verflossnen Flut;

nun ein Meer von Ährenwogen,

dessen Ufer waldumzogen,

an der Brust des Himmels ruht!

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Siebenbürgen, Land der Trümmer

einer Vorzeit, stark und groß,

deren tausendjährige Spuren

ruhen noch in deinen Fluren

ungeschwächtem Ackerschoß!

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Siebenbürgen, grüne Wiege

einer bunten Völkerschar!

Mit dem Klima aller Zonen,

mit dem Kranz von Nationen

um des Vaterlands Altar!

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Siebenbürgen, grüner Tempel

mit der Berge hohem Chor,

wo der Andacht Huldigungen

steigen in so vielen Zungen

zu dem einen Gott empor!

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Siebenbürgen, Land der Duldung

jedes Glaubens sichrer Hort,

mögst du bis zu fernen Tagen

als ein Hort der Freiheit ragen

und als Wehr dem freien Wort!

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Siebenbürgen, süße Heimat

unser teures Vaterland!

Sei gegrüßt in deiner Schöne

und um alle deine Söhne

schlinge sich der Eintracht Band


Ein sehr bedeutendes Ereignis in der Geschichte Siebenbürgens war die Geburtstunde dieses Liedes. Um und über dieses Lied wurde schon viel geschrieben und diskutiert. Warum und wie konnte sich ein Lied in der Gesamtheit Siebenbürgens so verbreiten und in den Selen einer Volksgruppe so festsetzen?

Ich denke dass es der Text ist der Ausschlaggebend war. Es ist eine Huldigung an die Heimat, eine kleine Zeitreise aus der Vorzeit in die Gegenwart. Es ist ein Ausdruck der Gefühle und Bestreben eines jeden Siebenbürgers. Es bringt die Bewunderung, die Treue, die Unvoreingenommenheit der Siebenbürger gegenüber anderer Nationen und Glaubens-Richtungen zum Vorschein. Den Wunsch in Frieden und Toleranz mit allen Bürgern dieses Gebietes zusammen zu Leben.

Wem verdanken wir dieses Lied das die Bande der Geschlossenheit und Zusammenhalt  aller Siebenbürger so gut zum Ausdruck bringt? Es waren zwei Männer, Maximilian Leopold Moltke der hat den Text verfasst, der andere Johann Lukas Hedwig der die Melodie geschrieben hat.

Horst Theil


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Maximilian Leopold Moltke

(1819 – 1894)

deutscher Dichter und Publizist


 Maximilian Leopold Moltke als 35-Jähriger. Stamm­buchzeichnung von Wilhelm Kamner, erhalten als Kopie im Geschichtsmuseum Hermannstadt, Bleistiftzeichnung, 1854. Verbleib des Stammbuches unbekannt. Foto: Konrad Klein


Er wurde am 18 September in Küstrin (Deutschland) geboren. Moltkes Vater Gustav Ludwig entstammte einer außerehelichen Verbindung des Leutnants Carl von Moltke (1754-1838), späteren mecklenburgisch-strelitzischen Kammerherrn und Oberjägermeisters. Gustav Ludwig heiratete die Tochter eines begüterten Küstriner Zimmermeisters und wurde Stadtrat in Küstrin, starb jedoch, als Maximilian Leopold noch ein Kind war.

Maximilian Leopold besuchte die Lateinschule seiner Vaterstadt. Danach ging er in Berlin in die Lehre, zuerst in einem Kolonialwarengeschäft, dann in eine Sortimentsbuchhandlung. Nach Beendigung der Lehre war er in Frankfurt (Oder) Buchhandlungsgehilfe. Er ging nach Kronstadt und wurde bald Redakteur des „Siebenbürgischen Wochenblattes“. Hier dichtete Moltke im Mai 1846 das Siebenbürgenlied. Im Mai 1846 verließ er Siebenbürgen und trat als Leutnant in die Honved- Armee des Generals Józef Bem ein. Er nahm am 13. August 1849 an der Schlacht bei Șiria (ungar. Világos) teil und geriet in russische, danach österreichische Gefangenschaft. Nach knapp dreijähriger Gefangenschaft in Triest kam er wieder frei und ging über Wien und Küstrin nach Berlin (1852) zurück. Er gab die Zeitschrift „Deutscher Sprachwart, Zeitschrift für Kund und Kunst, Hege und Pflege, Schirm und Schutz unserer Muttersprache“ heraus, die in neun Jahrgängen erschien. Für Bettina von Arnim bereitete er die Herausgabe ihrer sämtlichen Werke vor. 1864 zog Moltke nach Leipzig um. Hier gab er eigene oder von ihm bearbeitete Shakespeare-Übersetzungen heraus. 1884 erhielt Moltke bei der Handelskammer in Leipzig den Posten des ersten Bibliothekars, den er bis ins hohe Alter ausübte.

Hier verstarb er am 19 Januar 1894. Maximilian Leopold Moltke wurde auf dem Johannisfriedhof in Leipzig begraben.

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Johann Lukas Hedwig

(1802 – 1849)

Komponist, Chordirigent, Musikpädagoge

Der Komponist des Siebenbürgenlieds, Johann Lukas Hedwig, wurde am 5. August 1802 als Sohn einfacher Bauern in Heldsdorf geboren. Der musikalisch begabte Knabe kam mit zehn Jahren auf die Honterusschule und mit 13 auf das Obergymnasium. Noch keine 17 Jahre alt, zog er in den „Mittelpunkt des großartigen Musiklebens“, nach Wien. Nach 21 arbeitsreichen und entbehrungsvollen Jahren in Wien wurde Hedwig im Jahre 1840 als Stadtkantor nach Kronstadt berufen. Hier wirkte er für die musikalische Bildung Kronstadts und belebte die Kirchenmusik des Burzenlandes. Als der Begabteste sächsische Komponist und Musiker seiner Zeit verfasste er zahlreiche Kompositionen, die in Kronstadt und im Burzenland aufgeführt wurden. Im Revolutionsjahr 1848 überstand der patriotisch gesinnte Musiker zwar die unglückliche Schlacht bei Honigberg am 5. Dezember, holte sich aber auf dem Rückzug ein Nervenfieber, dem er am 8. Januar 1849 erlag. Er wurde auf dem Innerstädtischen Friedhof in Kronstadt beigesetzt. An seiner Grabstätte wurde 1924 ein Denkmal errichtet.

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Gedenktafel

 

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Bildniskarte aus dem Verlag von Heinrich Zeidner, Kronstadt, mit den Bildnissen von J. L. Hedwig und M. Moltke. Lichtdruck 1898. Sammlung: Konrad Klein


Beitrag zusammengestellt von Horst Theil

Die Deportation der Deutschen aus Mühlbach nach Russland.


Eines der dunkelsten Kapitel aus der Vergangenheit unserer Stadt, war die Zeit gegen Ende des II- ten Weltkrieges im Jahre 1945.

Dieses galt nicht nur für Mühlbach sondern, für alle Regionen von Siebenbürgen und Rumänien, überall dort wo es deutschstämmige Bürger gab.

Was war geschehen?

Im Verlaufe des Königlichen Staatsstreichs vom 23. August 1944 ließ König Michael I. von Rumänien den „Staatsführer“ Marschall Ion Antonescu verhafteten und beendete unerwartet das Waffenbündnis mit dem Deutschen Reich. Das Land stand von nun an der Seite der Alliierten. In der Folge nahm die Rote Armee Rumänien ein und stationierte Truppen im ganzen Land. Nach der von Winston Churchill und Josef Stalin getroffenen und von den Amerikanern akzeptierten Vereinbarung war das besetzte Rumänien ab 1945 fester Bestandteil der sowjetischen Einflusssphäre.

Der Waffenstillstandsvertrag Rumäniens mit den Alliierten vom 12. September 1944 enthielt keine Vereinbarung oder Geheimklausel über Reparationsleistungen durch die Bereitstellung von Arbeitskräften.

Schon unmittelbar nach der rumänischen Kapitulation am 23. August 1944 gingen Gerüchte einer bevorstehenden Deportation der „Volksdeutschen“ um. Neben anderen Reparationsleistungen sollte Stalin angeblich 100.000 rumänische Staatsbürger als freiwillige Arbeitskräfte für den Wiederaufbau der Sowjetunion gefordert haben. Gegen Ende des Jahres verstärkten sich die Gerüchte über eine bevorstehende Verschleppung.

Zu diesem Zeitpunk war der Krieg noch nicht zu Ende aber es Zeichnete sich schon ab, dass Deutschland den Krieg verlieren würde.

Das ganze System brach zusammen und ins besonders als die Russen einmarschierten und alle Städte von Rumänien besetzten, also auch Mühlbach. Nach vielen Interventionen der Rumänen bei dem Russischen Besatzungsapparat, der auf der ganzen Linie scheiterte, musste Rumänien aufgeben und sich der Russischen Übermacht beugen.

Niemand der Deutschen Bevölkerung aus Mühlbach wusste nun was geschehen würde, und alle harrten nun was da kommen würde von Seiten der Russen und Rumänen. Eine lähmende Angst machte sich unter den Leuten breit, aber niemand ahnte dass sie verschleppt würden um zu bezahlen was Deutschland an Russland begangen hatte.

Die Russen aber in Rumänien jetzt gefestigt, verfolgten aber unbeirrt ihre eigenen Ziele, die auch für die Rumänen nicht unbedingt günstig waren. Das Hauptziel war den Kommunismus in Rumänien ein zu führen mit allen seinen Gräueltaten wie sich viel später herausstellen sollte. Das Diktat das Russland Rumänien aufsetzte war grausam und total. Jeder Versuch da wieder auszubrechen scheiterte.

So geschah es das der Rumänische Staat gezwungen wurde eine Reihe von Gesetzen mit sofortiger Wirkung heraus zu geben und die Ausführung derer wurde von den Russen Überwacht. In jeder besetzten Stadt, so auch in Mühlbach, blieben eine Russische Garnison zurück und politische Kommissare. Die „ Deutsche Volksgruppe“ wurde aufgelöst. Das Eigentum dieser ging in Staatsbesitz über und die Leiter der DVG aus Mühlbach wurden verhaftet.

Es wurden Tabellen mit allen Deutschstämmigen angefertigt die alle Männer von 17 bis 45 Jahre, und Frauen von 18 bis 30 Jahre, umfassten. All diese wurden ausgehoben und zum Sammelplatz gebracht. Ausnahmen waren Frauen mit Kinder unter einem Jahr, oder Behinderte die nicht arbeitstauglich waren. Die verhafteten mussten Lebensmittel für 15 Tage bei sich haben. Wen der Weitertransport nicht in 15 Tagen erfolgte mussten die Lokalbehörden oder der Rest der zurückgebliebenen Familie dafür aufkommen, wen das nicht gelang mussten andere Deutsche das tun. Die Verhaftungen geschahen Gleichzeitlich im Ganzen Kreiß. Dieses geschah ab dem 3. Januar 1945.

Diese Aktion musste bis zum 9. Januar 12 Uhr beendet sein. Die Gefangenen durften maximal ein Gepäck von 20 Kg bei sich haben. Die Frauen die mit Rumänen verheiratet waren wurden auch nicht verhaftet so wie die Männer die Rumäninnen zur Frau hatten, so wie die Kinder dieser Ehen. Und noch eine reihe ähnlicher Regelungen auf die ich nicht näher eingehen möchte.

Fakt ist das die Russen darauf bestanden das die Quote  an Arbeitskräften eingehalten werden musste. Das hatte zur Folge, das auch Jüngere und ältere Personen verhaftet wurden als vorgeschrieben war.

Unter dem Druck der Kommissare , der Unzureichenden Ausbildung der Jandarmerie, der Angst der Rumänischen Bevölkerung das gleiche Schicksal zu erleiden, den mangelhaften Listen und dem Drang alles so schnell wie möglich zu beenden, wurden Gravierende und folgenschwere Fehler und Übergriffe Begangen.

Die Sammelpunkte in Mühlbach waren hauptsächlich die Schulgebäude des Evangelischen Gymnasiums, des Rumänischen Gymnasiums und der Grundschule. Hier wurden die Verhafteten in die Klassenzimmer, getrennt nach Sex, zusammengepfercht. Die Bewachung wurde von der Russischen Armee, der Jandarmerie und Polizei, so wie vom Mühlbacher Kavallerieregiment vollzogen. Nach ein paar Tagen wurden die Gefangenen zu Fuß, und strengstens bewacht, in Kolonne zu viert, in Richtung Bahnhof geführt. Hier wartete ein Zug mit 8 der berühmten „Bou – Waggons“ auf die Ankunft der Gefangenen. Diese wurden je 30 – 40 in einen Wagon gesperrt und die kleinen Fenster mit Bretter vernagelt. In jedem Waggon waren ein paar Holzbänke und ein wenig Stroh. Nach Stunden und Stunden fuhr der Zug mit den Gefangenen deren ungewisser Zukunft entgegen. Für viele eine Reise ohne Wiederkehr. Diese Deportierungen in Russische Arbeitslager, die bis in das ferne Sibirien reichten, waren Für unsere Landsleute, mit Katastrophalen und Verheerenden Folgen verbunden. Kinder verloren ihre Eltern oder Elternteile, Eltern verloren ihre Kinder. Familien wurden auseinander gerissen mit brutalster Gewalt. Diese Verschleppung dauerte bis zu 5 Jahren und mit ausnahmen auch länger. Viele unserer Landleute sahen die Heimatstadt nie wieder, und niemand weis ob oder wo ihre Leichen Bestattet wurden. Andere wieder kamen todkrank zurück und verstarben kurz darauf. Die meisten aber konnten sich nicht mehr erholen und litten ihr restliches Leben an den Folgen.

Im Anschluss eine Liste der Frauen und Männer aus Mühlbach die Nach Russland deportiert wurden ich kann nicht sagen ob diese Liste alle die erfasst die dieses Schicksal geteilt haben.

Diese Liste umfasst nicht die Gefangenen aus: Petersdorf, Langendorf, Kelling, Pien, und Winz, die ebenfalls in Mühlbach gefangen gehalten, und auch von da abtransportiert wurden. 

Zur Erinnerung an die Nahmen der Mühlbacher die diese Torturen mitgemacht haben.

Frauen – 88 Personen

Männer – 51 Personen

russlanddeportiert frauen

russlanddeportierte männer

 Die Deportation im Allgemeinem

In Siebenbürgen wurden zwischen dem 11. und 16. Januar 30.336 Siebenbürger Sachsen verhaftet, also circa 15 Prozent bezogen auf die Volkszählung von 1941. Davon waren 46,4 Prozent Männer und 53,4 Frauen. Konnte das Soll nicht erfüllt werden, weil die Listen Personen umfassten, die abwesend waren oder sich versteckt hatten, wurden Männer und Frauen festgenommen, die älter oder jünger als das vorgesehene Alter waren, Dieses war bei 10 Prozent der Rekrutierten der Fall, die ältesten Verschleppten waren 55, die jüngsten 13 Jahre alt.

Etwa zwei oder drei Tage nach der Eintreibung fuhren die Transporte ab. Kleinere Gruppen mit deutschen Angehörigen der rumänischen Armee oder aufgestöberten Versteckten folgten im Februar nach. Die in Târgu Jiu  inhaftierten arbeitsfähigen Funktionäre der „Deutschen Volksgruppe“ wurden am 11. Januar abtransportiert. In Viehwaggons, in die man jeweils 40 bis 70 Männer und Frauen zusammenpferchte, dauerte die Fahrt bei eisiger Kälte, primitivsten hygienischen Verhältnissen und notdürftiger Versorgung bis zu den Bestimmungsorten mehrere Wochen. Für neun von zehn Deportierten endete der zweiwöchige Transport im Donez – Becken und im Dongebiet in der Ukraine in den Bezirken Dniepropetrowsk, Stalino sowie Woroschilowgrad. Die übrigen waren sechs Wochen unterwegs und wurden in den Bezirk Molotow im Ural verbracht. Die Deportierten wurden hier in 85 Lager verteilt, die allerdings häufig nicht darauf vorbereitet waren, die Verschleppten menschenwürdig aufzunehmen. Dort arbeitete jeder Dritte im Bergbau, jeder Vierte im Bauwesen, die übrigen in der Industrie, Landwirtschaft oder Lagerverwaltung. Die wenigsten erhielten Arbeit in ihren Berufen zugeteilt. Infolge der schlechten Unterbringung und unhygienischer Bedingungen, der schlechten medizinischen Betreuung, der dürftigen Ernährung, der schweren Arbeitsbedingungen und Unfälle gab es viele Kranke und Tote. Die Kommunikation mit den Daheimgebliebenen war im Allgemeinen auf ein Minimum begrenzt, die Deportierten durften lediglich 25 Worte nach vorgeschriebenem Muster an ihre Verwandten schreiben.

Bald schon wurden die ersten Kranken und Arbeitsunfähigen entlassen, wobei sich die Entscheidungsträger über Verbleib oder Entlassung allein vom Arbeitswert der Internierten leiten ließen. Schon im Herbst 1945 wurden 3548 und im Folgejahr 1546 Personen über Frankfurt an der Oder in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) entlassen, sowie 861 Personen nach Rumänien; 1947 wurden 2950 Personen in die SBZ entlassen und 402 nach Rumänien. Ab 1948 verbesserten sich die Lebensbedingungen, so dass die Zahl der Kranken und Toten stark zurückging. Erst ab diesem Jahr wurden auch gesunde Arbeitskräfte (insgesamt etwa 49 Prozent) entlassen, und zwar ausschließlich nach Rumänien. Ab Oktober 1949 wurden die Arbeitslager in der Sowjetunion aufgelöst.

8486 Verschleppte, das letzte Drittel, kehrten daraufhin nach Siebenbürgen zurück. Aus der Sowjetzone Deutschlands kehrten etwa 50 Prozent heim. Die übrigen gelangten meistens nach Westdeutschland, während 182 Personen in der späteren Deutschen demokratischen Republik verblieben. Lediglich eine kleine Gruppe von 202 Personen wurde erst 1950 bis 1952 nach Hause entlassen. Sieben Siebenbürger Sachsen verblieben in der Sowjetunion.

3076 Personen, also knapp 12 Prozent der Deportierten, verloren während der Deportation in der Sowjetunion ihr Leben. 1947 war die Todesrate am höchsten. Das Verhältnis von Männern zu Frauen unter den Todesopfern lag bei drei zu eins.

 

Beitrag geschrieben von Horst Theil

Quellen:

 – Wikipedia

 – Nicolae Afrapt:    Germanii din Sebes în primii ani ai comunismului 1945 – 1950

Aus der Geschichte von Mühlbach


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Sultan Murad II.

(Murād b. Meḥemmed )

(1404 – 1451)

 

Murād b. Meḥemmed wurde im Juni des Jahres 1404 in Amasya, als Sohn des Sultans Mehmed dem ersten, geboren. Er betrat als Nachfolger seines Vaters den osmanischen Thron.

Murad der zweite führte viele Schlachten in ganz Süd-Osteuropa und Kleinasien. Diese Feldzüge waren meistens Eroberungsfeldzüge um die Macht des Osmanischen Reiches in dieser Region zu stärken und zu erhalten. Ich möchte nur eine davon erwähnen, und zwar, die Schlacht vom Amselfeld (17 – 19 Oktober 1448), wo er nach mehreren gescheiterten Versuchen, Johann Hunyadi besiegte.

Er starb am dritten Juni des Jahres 1451 in Adrianopel, und wurde in Bursa beigesetzt.

Obwohl dieser Mann kein Mühlbacher ist wie man leicht sehen kann verdient er trotz allem auf dieser Seite Erwähnung. Der Grund ist das im Jahre 1438 das Osmanische Heer unter der Leitung von Sultan Murad dem zweiten unsere Heimatstadt Mühlbach, trotz erbittertem Widerstand der Bürger, erobert und fast gänzlich zerstört wurde. Ich hatte Ihn kurz in dem Beitrag:  https://coolmann53.wordpress.com/2013/11/14/der-studententurm-von-muhlbach/ erwähnt. Aus dieser Schlacht handelt der oben genannte Beitrag.

Dieser Mann hatte so zu einem dunklen Kapitel der bewegten Geschichte von Mühlbach beigetragen.

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Osmanisches Heer unter Murad II.

 

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Münze aus der Zeit Murad II.

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 Grabstätte des Sultans Murad II. in Bursa

 

Beitrag geschrieben und zusammengestellt von: Horst Theil

Quelle: Wikipedia

Drillinge die zweimal Geburtstag feiern.


– Drillinge die zweimal Geburtstag feiern. –

Das Jahr 1938 begann für die Familie des Schneidermeisters Emil Bretz mit Vorfreude, denn es stand ein  großes Ereignis bevor: Das sechste Kind sollte geboren werden. Dass, es gleich eine Drillingsgeburt werden sollte, wusste man damals noch nicht. Frau Krieger, die Hebamme aus der Neugasse, entband am 25. Erika und Ingeborg und präsentierte die beiden Mädchen dem stolzen Vater. Pflichtgetreu wurde die Geburt auch prompt  ins Mühlbacher Geburtenregister eingetragen.

Groß war die Überraschung des Vaters, als die Hebamme einen dritten Säugling ankündigte und so die Sensation für ganz Mühlbach und Umgebung perfekt machte. Karl-Heinz erblickte das Licht der Welt am 26. und wurde auch so ins Register eingetragen. Ein Drilling zwei Geburtstage!

Wenn man von Zwillingsgeburten spricht, ist es schon etwas Außergewöhnliches,  doch Drillinge etwas noch nie Dagewesenes für Mühlbach. Kein Wunder, dass sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer im Ort ausbreitete und zum Tagesgespräch wurde. Drei kleine Kinder in einer Familie, wo schon fünf da sind, erforderten von den Eltern viel Aufopferung und Mühe. Dass sich alles aber gelohnt hat, beweist der Werdegang dieser Kinder, die heute noch leben. Sie haben den Eltern zusammen acht Enkelkinder beschert.

Erika, Karl-Heinz und Ingeborg

Bretz

                               In der Kinderklinik Hermannstadt                               

Beitrag geschrieben von: Winfried Bretz

Die Durlacher in Mühlbach – Teil 3


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DIE

BADEN — DURLACH’SCHEN

DEUTSCHEN IN MÜHLBACH

 

EIN

ANDENKEN

an ihre

am 6. Januar 1843 begangene hundertjährige

Einwanderungsfeier.

 

*

REDE

zur

SECULAR — FEIER

der

BADEN DURLACH’SCHEN

Eingewanderten zu Mühlbach

Am 6. Januar 1843

Hoch zu verehrende Anwesende!

Dieser feierlich festliche Zug, die fromme freudige Rührung, die allgemeine Teilnahme und Ihre uns huldreiche geschenkte „Gegenwart“, sind beweise eines ungewöhnlichen seltenen Tages. Die deutschen Bewohner (es gibt daselbst auch nicht-deutsche Bewohner) der deutschen Vorstadt begehen heute mit Ihrer gewogensten Bewilligung das hundertjährige Jubelfest ihrer Einwanderung und namentlich ihres Einzuges in diese Stadt und in dies Haus. (Sie stiegen zuerst im öffentlichen Stadtwirtshause ab, darum ward auch dies Fest hier gefeiert). Doch befremde es Sie nicht, dass ich, unlängst aus Ihrem Kreise geschieden an diese Feierlichkeit nicht nur herzlich Teil nehme, sondern auch selbst öffentlich auftrete. In der Mitte dieser guten Leute geboren, mit ihren ersten Familien nahe verwandt, wünschen sie, dass ich an diesem festlichen Tag, sie vertrete, und ich fühle mich durch ihr Vertrauen beehrt. Gedankenvoll soll ich mit ihnen den großen Zeitraum eines Jahrhunderts durchgehen, die Geschichte ihrer trüben und heitern Schicksale durchblättern, ihre bösen und guten Tage beleuchten, damit sie ein solches Denkmal ihren würdigen Nachkommen überliefern zu trostreicher Aufmunterung und zu freudiger Erinnerung.

Aus Deutschland, diesem unerschöpflichen Quell einer nach Ost und West, nach Süd und Nord weit in sich verbreiteten Bevölkerung, aus Deutschland, dieser unermüdeten Pflegerin einer fast in alle Weltteile weithin strahlenden Kultur, aus Deutschland stammen auch wir. Den lieblichen Ebenen des Rheins, den malerischen Gegenden des Schwarzwaldes, dem Städte und Dörfer besäten Lande von Freiburg bis Mannheim, das der entzückte Reisende mit recht einen blühenden Garten nennt, dem klassischen Boden des jetzigen Großherzogtums Baden sind unsere Vorfahren entsprossen. Noch zählen wir dort zahlreiche Verwandte, Jünglinge aus unserer Mitte haben sie besucht und gesprochen und noch in der jüngsten Zeit wurden freundliche Briefe gewechselt. Auch sie werden es hören, auch sie sollen es erfahren, dass wir eines feierlichen Tages unseres gemeinsamen Stammlandes mit unvergesslicher Hochachtung, unseres gemeinsamen Blutes mit nie versiegender Liebe gedacht. Doch wie, warum, unsere Vorfahren ihren heimischen Herd, jenes schöne Land verließen, und gerade die entlegenste östliche Provinz des deutschen Kaiserreiches zum Wohnplatz wählten, wo sie  kaum fünfzig Familien dem noch unbebauten Boden ihre notdürftige Erhaltung abringen mussten, darauf ruht ein noch unenthülltes Dunkel. Ob die unaufhörlichen kriegerischen Unruhen, welche nach dreißig Jahren voll Drangsal der ersehnte westfälische Friede kaum beendigt (1618 — 1649 Osnabrück und Münster),durch den unternehmenden König von Frankreich Ludwig den XIV. aber aufs Neue wieder angefacht und bis zum Schluss des siebzehnten Jahrhunderts abwechselnd fortgeführt wurde (1672 — 1697 Friede zu Ryswick) — ob der mit dem neuen Jahrhundert begonnene spanische Erbfolgekrieg( (1700 — 1714 Friede zu Raststadt) der darauf folgende polnische (1733 — 1735 Friede zu Wien) und endlich 1740 der mit weiland Ihrer kaiserlichen Majestät Maria Theresia’s Thronerhebung sich entsponnene österreichische Erbfolgekrieg (1740 — 1748 Friede zu Aachen), – welche alle mehr oder minder empfindliche Deutschlands herrliche Gauen berührten, verheerten und entkräfteten, – ob bei solchen tatsächlichen Zeugnissen Übervölkerung, ob Verschiedenheit der Religion, oder ob Mangel und Armut sie auf den süßen Besitz der Heimat zu verzichten genötigt, ist unentschieden. Wie aber, wenn wir die Ursache ihrer Auswanderung in haltbarer Beweggründen fanden? Denn Feigheit oder Verzweifelung ist dem deutschen Charakter fremd und von Zwang finden wir nirgends eine Spur. In dem selben siebzehnten Jahrhundert aber war auch Siebenbürgen der Schauplatz graulicher Verwüstungen und besonders drückten das Sachsenland die Drangsale jener Zeit. In unserer Umgebung wurden Dörfer entvölkert (Langendorf Reho, Ludosch, Tschapertsch, Kleinpold — Woiwode Michael) und diese Stadt selbst zweimal (1661 Ali Bascha — 1708 Andreas Csaki, Feldherr des franz. Rakotzi) ganz in Asche gelegt. Glücklicherweise ward zu dieser Zeit dem Erlauchten Kaiserhause Österreich gehuldigt. Und wenn das traurige Gemälde des Landes zum hohen Throne gelangte, sollten die Hochgesinnten das Wohl ihrer Reiche und Völker stets bereitwillig fördernden Fürsten nicht auch auf die bedrängten Sachsen ihr huldvolles Augenmerk gerichtet haben? Und wodurch war für ihr wieder empor blühen besser gesorgt, als durch Vermehrung fleißiger Hände, durch Hebung des Ackerbaues und der Industrie, durch Ansiedlung deutscher Colonisten? Worüber uns mündliche Überlieferungen nicht aufzuklären vermag, dass möchte sich aus schriftlichen Dokumenten mit vieler Sicherheit erschließen lassen. Denn nicht nur dass unsere Vorstädter selbst in zwei verschiedenen von einander ganz unabhängingen Abteilungen (1743 und 1770), nicht nur dass inzwischen und nachher (1756 — 1787) aus Östereich, Steiermark und Kärnten zahlreiche Familien nachkamen, dass diese gerade die heimgesuchtesten Orte (Broos, Romos, Deutschpian, Petersdorf, Mühlbach, Großpold, Grossau, Neppendorf) besetzten, welche sie heute noch mit den Urinsassen gemeinschaftlich bewohnen, – sondern auch ein vorliegender Vertrag, den unsere ersten deutschen Ankömmlinge mit dem hiesigen Magistrate geschlossen und verschiedene ihr Wohl bezweckende und begünstigende Hohe und Allerhöchste Decrete (1776 — 1780 Gubl. Decret vom 27 Februar 1798, Hofrescript vom 22 März 1781) beweisen, dass sie von unseren Erlauchten Monarchen gloreichen Andenkens hierher gewünscht, und überall willfährig – Aufgenommen wurden. — Nein geliebte deutsche Brüder! Das Los unserer Vorfahren war kein Spiel des blinden Zufalls, es war ein frei gewähltes, auf feste Verträge, auf heilige Versprechungen, auf vorteilhafte Bedingungen gegründetes, eine glückliche Zukunft vor bedeutendes, ehrendes Loos. Auf solche Verträge gestützt, von solchen Hoffnungen beseelt, wanderten vor siebenhundert Jahren die Flanderer ein und verwandelten durch Ausdauer, deutsche Kunst und Betriebsamkeit die wald- und moorbedeckten Felder in fruchtbare blühende Auen. Und haben wir gleich von unseren Vorfahren keine glänzenden Heldentaten geerbt, hat sich noch Keiner von uns durch eine höhere Kraft, durch einen überstrahlenden Geist hervorgetan, so blieb uns noch das Zeugnis deutscher Treue und Redlichkeit, so bleibt uns doch der Rum deutscher Ehre und Tugend. Zwar stellte sich anfangs ihr Schicksal nicht gleich lohnend und befriedigend dar, mühsam bauten sie ihre Hütten, mühsam zwangen sie dem Boden seine Frucht ab; Arbeit und Anstrengung, die neue Lebensart, das ungewohnte Klima, streckten bald Greise und Kinder, Männer und Jünglinge auf das Krankenlager hin oder in ein frühzeitiges Grab. Entbehrung ihr höchstes Gut, freiwillige Armut ihr einziger Trost, harrten sie mit unerschütterlichem Mute aus und bereiteten uns die freundlicheren Tage, das schönere Glück vor, womit uns die Sonne des neuen Jahrhunderts begrüßt. Sollte euch jetzt noch jener Tausch ungleich dünken? Möchtet ihr jetzt noch euer Schicksal beklagen? — Den deutschen Boden verließet ihr und fandet eine deutsche Heimat wieder — die süßen Ketten der Verwandtschaft löstet ihr und es umschlang euch das Band biederer deutscher Freundschaft hier wieder. Unser Verkehr mit dem großen Mutterlande hat nicht aufgehört. Noch strahlt das erwärmende Licht deutscher Kunst und Wissenschaft zu uns herüber, noch erhalten wir von Deutschlands gesegneten Bildungsstädten deutsche Erleuchtung und Begeisterung, noch umweht uns hier überall ein deutscher Geist, deutsche Kraft und deutsche Humanität. Unter den wohltätigen Anstalten und Einrichtungen dieser Stadt blüht auch unser geistiges und liebliches Wohl, unter dem mächtigen Schutze dieser National-Verfassung und Gesetze werden auch unsere heiligsten Kleinode, Recht und Eigentum, Religion und Sprache bestimmt. Ja, sie haben ihr gegebenes Wort männlich gelöst, unsere hochgeehrten Vorsteher: „Bürger werden bürgerlich gehalten werden!” (12. Punkt des Vertrags) Ihr genießt ja so lange ihr es verdient, allgemeine Wertschätzung, ihr habt das Zutrauen eurer Mitbürger, seit Mitglieder des äußeren Rates und gebt eure Stimme zum öffentlichen Wohl, eure Kinder haben Teil an dem gemeinsamen Gut und ich stände heute in dieser Eigenschaft nicht hier, wenn sie nicht ihr angestammtes Gefühl für gleiche Berechtigung, ihre unparteiische Liebe und Zuneigung uns Allen freisinnig erwiesen. 0 freuet euch deutsche Väter und Mütter! Freuet euch deutsche Jünglinge und Jungfrauen! Wir haben nicht nur was wir besaßen, wir sind nicht nur was wir waren, sondern wir haben und sind weit mehr. Der weise Rat einer gütigen Vorsehung führte uns in dies gesegnete Land und vertraute uns dem Schutze von Brüdern gleichen Stammes, gleichen Geistes und Glaubens. Damit ward unserer Tatkraft ein neues Feld geöffnet, unserem Gefühle ein höherer Schwung verliehen, Unserem Geiste zu Teil, des deutschen Namens würdig zu werden. Ja, segnet ihr Kinder die Asche derer die euch Haus Gut, Sicherheit und Frieden, Ehre und Leben durch ihre freiwillige Aufopferung bereiteten. Euch sei der heutige Tag nicht bloß ein freudiger Erinnerungstag, sondern auch ein ernster Aufmunterungstag zu allem Großen und Guten in dem angetretenen neuen Jahrhundert. – Aber auch Die, geehrte, edle Bürger dieser Stadt! Haben durch die freundliche Aufnahme unserer Vorfahren nicht im mindesten verloren. Ihre Fluren, ihre Gärten ihre Umgebung, ihre Stadt, ihre Verbindungen, ihre Familien hätten ohne sie heute eine ganz andere Gestalt. Durften wir auch nur später dieses Land unser Vaterland, diese Stadt unsere Vaterstadt nennen, so sind wir zwar Nachkommen einer verschiedenen Zeit, aber nicht Nachkommen eines verschiedenen Volkes. Wir sind ihnen ebenbürtig durch Geist und Vernunft, durch den Adel unseres Herzens und unserer Gefühle; auch in unserer Mitte blühen Jünglinge und Jungfrauen deutscher Liebe und deutscher Treuewert. – 0 reichen sie uns denn freundlich die Hand!

Doch sie haben uns ja die teure Bruderhand schon längst gereicht! – So lassen sie uns denn festhalten mit vereinter Kraft an dem dreieinigen Bunde; ein Volk – ein Glaube – ein Vaterland! – und sollten unsere Familien im Lauf der Jahrhunderte verschmelzen, so erbe unsere Nachwelt der Väter höchste Ehre und höchsten Ruhm; – das deutsche Wort – die deutsche Tugend – zum unveräußerlichsten Eigentum.

So stimmt mit ein gesammte Brüder in vereintem Kreise! Heil, dreifach Heil, unserem gemeinsamen Beschützer dem hohen Kaiserhause Österreich!

Mit tiefer Ehrfurcht sei des Hohen Name stets genannt! Hoch lebe unser Landesvater – Kaiser Ferdinand!

So wie das Reformationsfest die Herzen aller evangelischen Christen mit Andacht und Begeisterung erfüllt, so hat das in Mühlbach am 6 Januar 1843 gefeierte deutsche Einwanderungsfest die Herzen aller Abkömmlinge jener Einwanderer entflammt für ihre Nationalität, es hat die alte Liebe und Anhänglichkeit an das Land ihrer Vorfahren aufs Neue befestigt, die, durch ein einziges Jahrhundert noch nur sehr wenig gelöste, wenn auch nur gemütliche Verbindung erneuert und die vielfacher Beziehungen zu ihm wieder klar zum Bewusstsein gebracht.

Hat aber doch das erste Jahrhundert schon, wo die Erzählungen der selbst eingewanderten Väter, die noch frisch im Munde der Kinder leben und sogar die Erzählungen jetzt noch lebender Greise das Andenken an ihr historisches Vaterland lebendig erhalten konnten; hat dieses Jahrhundert schon das gemütliche Band zwischen Deutschland und den hiesigen Deutschen geschwächt: so dürfte das zweite wohl leicht es gänzlich auflösen und alle jene schönen Bilder ihrer Heimat, welche die Väter mit heiliger Glut in die Herzen der Kinder gezeichnet haben, verschwinden.

Dieses nach Kräften zu verhindern, sei der Zweck dieser Blätter, das Band zwischen den hiesigen Deutschen und ihrem Stammlande, wenn auch nicht in der vielfachen Beziehungen, in der Lebendigkeit und Klarheit wie es jetzt noch besteht, fiir immer zu erhalten sei seine Aufgabe.

Ob dieses nun möglich ist, wenn einige leider nur unzulängliche Nachrichten über die von hundert Jahren stattgefundene Einwanderung, wenn eine Schilderung des Einwanderungsfestes hiermit aufbewahrt werden, wird der Erfolg lehren.

Da dieses die Aufgabe dieser Blätter, so ist es klar, dass nicht auf den gewöhnlichen öffentlichen Charakter anderer im Druck erscheinender Schriften Anspruch machen; sie wollen ein Denkmal dieses deutschen Festes, ein Denkmal der Einwanderung sein, für die Abkömmlinge der Eingewanderten. Von diesem Standpunkt aus sind sie entstanden, von diesem aus mögen sie denn auch beurteilt werden.

Herr Rector Olert, welcher vor einigen Jahren über diesen Gegenstand eine Dissertation geschrieben, war sorgefällig einen Auszug aus seiner Arbeit zu diesem Zwecke zu machen.

Dieser und einige Überlieferungen mögen die kurze Geschichte der Einwanderung bilden.

Im Jahre 1714 schreibt Herr Olert, kam vermöge des 4. Punktes im Rastädter Friedensvertrage das Breisgau wieder unter österreichische Schutzhoheit. Bekanntlich ist die Bevölkerung in dem gedachten Lande sehr groß und es ist Niemandem fremd, dass damals Breisgau und die angrenzenden deutschen Provinzen nicht nur zu den Befreiungskriegen Amerikas Truppen, sondern auch Ansiedler schickten. Es ist bekannt, dass selbst Russland seine Steppen mit deutscher Ansiedler zu bevölkern anfingen und deutsche Colonisten sich beinahe durch ganz Europa verbreiteten. Es war demnach nichts natürlicher, als dass die Bewohner dieser übervölkerten Provinzen, wenn Mangeljahre eintraten, sich andere Wohnplätze suchten.

Diese Ursache vorzüglich war es, welche auch die in Mühlbach befindlichen Ansiedler bestimmen mochten, ihr Vaterland zu verlassen. Eine zweite Ursache mag gewesen sein, dass diese der protestantischen Religion eifrig zugetanen Ansiedler ein Land gerne verließen, in welchem Jak. Sigism. Freiherr v. Rheinach, Bischof von Basel, den katholischen Glauben wirksam auszubreiten suchte. Eine dritte Veranlassung lag an der bürgerlichen Einrichtung jener Provinz. Es war nämlich in derselben fester Grundsatz: dass Junggesellen nur Mädchen aus ihrem Dorfe und umgekehrt, heiraten durften. Ereignete sich nun der Fall, dass die Natur sich an solche Einrichtungen nicht kehrte, so blieb dem sich liebenden Paare kein anderes Mittel übrig, als sich an die Haufen der Auswanderer anzuschließen und in fremdem Lande das Ziel seiner Wünsche zu suchen.

Diese sind die Gründe, welche Herr Olert für die Auswanderung der Deutschen anführt.

Allein wenn sie schon nicht hinreichen um die Auswanderung der Deutschen aus ihrem Vaterland zu erklären, so sind noch weit unzulänglicher für ihre Einwanderung nach Siebenbürgen.

Bei dem gänzlichen Mangel an schriftlichen Quellen wäre es unmöglich etwas Gewisses darüber zu sagen, wenn nicht geschichtliche Kombinationen und die mündliche Überlieferung der Einwanderer, die im ersten Jahrhundert noch nicht wesentlich verfälscht sein können, einigen Aufschluss geben würden. Unwarscheinlich wenigstens, ja unmöglich ist es, dass Übervölkerung die Ursache der Auswanderung gewesen sei, weil ein Land, dass über ein Jahrhundert, vom Anfang des dreißigjährigen bis zum Ende des österreichischen Erbfolgekrieges beinahe ununterbrochen, entweder selbst Kriegsschauplatz war, der doch wenigstens von seinen Übeln berührt wurde, gewiss nicht übervölkert sein konnte. Rechnet man nun noch zu den vielen unglücklichen Opfer solcher Kriege die Auswanderer nach Amerika, nach den russischen Steppen, die vielen Soldaten, welche zur Führung jener langwierigen Kriege erforderlich waren und scharenweise aus diesem Lande erpresst wurden; so kann man, glaube ich, mit Sicherheit annehmen, dass jenes Land nicht übervölkert und also nicht Übervölkerung die Veranlassung der Auswanderung war. Eben so wenig mag Religionsverschiedenheit Ursache derselben gewesen sein, denn von Jahren 1740 herwärts finden wir in dem Lande keine Spur von einem solchen Zwang, wenigstens wissen die Einwanderer selbst nichts von Religionszwang. Sie unterscheiden sich dadurch wesentlich von dem 1755 (Neugeb.) später aus Österreich nach Großpold, Grossau und Neppendorf eingewanderten Ansiedler.

Dass endlich die bürgerliche Einrichtung jenes Landes, vermöge welche nur Paare desselben Dorfes einander heiraten durften, sie vermocht habe auszuwandern, ist ganz unwahrscheinlich. Kein Geschichtsschreiber deutet darauf hin, die Eingewanderten im Allgemeinen wissen von einem solchen Gesetz nichts und so mag denn dieses vielleicht in einem einzelnen Dorfe der Fall gewesen sein, gewiss aber sehr wenige Deutsche zur Auswanderung veranlasst haben.

Andere Ursachen müssen sie also dazu gezwungen haben und wir können die wahren nur durch die Kombination jener Zeitverhältnisse mit den Überlieferungen der Einwanderer finden.

Der Krieg, der in seinem Gefolge nicht nur physische sondern auch moralische Übel mit sich führt, hatte in jenem Lande die Kraft der Gesetze zerstört und die gesellschaftlichen Verhältnisse verwirrt. Kein Besitz war sicher kein Recht heilig. Wenn der unermüdete Fleiß der Einwohner die kaum verwüsteten Felder bebaut hatten, wurden sie immer wieder verheert. Wenn der Jüngling sich irgend einem Beruf widmen, oder sogar ein Ehebündnis schließen wollte, so erreichte er nur selten sein ersehntes Ziel, weil es gar oft geschah, dass er aus allen diesen Verhältnissen herausgerissen und zum Kriegsdienste gezwungen wurde. Bald sah man sich unter der Herrschaft dieser, bald jener Macht. Die Nationen (sagt Rottek von d.J. 1721 — 1731) wussten niemals ob sie Freunde oder Feinde ihrer Nachbarn waren, ob sie ihre Wünsche dahin dorthin zu richten hatten; ferner: (über den Zeitraum v. J. 1740 — 1789)die steigende Kühnheit in Verletzung des öffentlichen Rechtes und der öffentlichen Moral bedrohte den gesellschaftlichen Zustand mit unheilbarer Verderbnis und alle Segnungen der Zivilisation, Aufklärung und Humanität erschienen preisgegeben der emporstrebenden Allgewalt der Könige und der Heere.

Eine solche, durch ein ganzes Jahrhundert fortwährende Unsicherheit des Besitzes und Erwerbes, welche noch, wie die deutschen Einwanderer selbst erzählen, durch häufige Überschwemmungen des Rheins vermehrt wurde und endlich die Verletzung des heiligsten Rechtes, des Rechtes der persönlichen Freiheit, jener (von Einwanderern oft erwähnte) rücksichtlose Zwang zum Kriegsdienste, durch welchen nicht selten Familienväter ihren Kindern entrissen wurden, konnte und musste endlich die Kraft und den Muht unserer armen Vorfahren erschöpfen, ihre so oft getäuschte Hoffnung auf eine bessere Zukunft ganz vernichten, sie nötigen ihr schönes Vaterland zu verlassen und in fremdem Lande ihr Glück zu suchen.

So erzählten die Deutschen und die Übereinstimmung ihrer Erzählungen mit der Geschichte gibt ihnen das Zeugnis der Wahrheit. Nicht Übervölkerung, nicht Religionszwang, auch nicht die gedachte Einschränkung bei Heiraten, sondern Armut und Mangel, sowohl von den hundertjährigen kriegerischen Unruhen, als auch von den Überschwemmungen des Rheins herrührend, Kraftlosigkeit der Gesetze und die Folge deren Unsicherheit des Besitzes und persönlicher Freiheit, haben sie vertraut gemacht mit dem Gedanken, ihr Vaterland zu verlassen. Wie sie aber auf den Gedanken gekommen sind, nach Siebenbürgen zu wandern, können wir aus jenen Zeitverhältnissen Deutschlands nicht herleiten.

Siebenbürgen ist für die Deutschen beinahe jetzt noch ein unbekanntes Land und die meisten Nachrichten, die sie von diesem Lande vor nur sehr kurzer Zeit hatten waren dunkel und zum teil sogar fabelhaft. Wie war es also möglich, dass vor hundert Jahren Badische Bauern und Handwerker Glück und Frieden suchen konnten in einem Lande, welches man jetzt noch für eines der ungebildetsten und wildesten Länder Europas hält? Wie war es möglich, dass in einer Zeit, wo alles in Amerika Gold und Schätze zu finden hoffte und Alles dorthin strömte, unser kleines unbedeutendes und damals fast gänzlich unbekanntes Vaterland auch nur die geringste Aufmerksamkeit hätte auf sich ziehen können.

Gewiss muss eine Veranlassung von hier aus gegeben worden sein, deren Spur wir nur durch die Kombination der damaligen Schicksal und Zeitverhältnisse Siebenbürgens mit den Überlieferungen der Einwanderer auffinden können.

Siebenbürgen war in den ältesten Zeiten ein Tummelplatz wilder umherstreifender Horden. Wie eine herrenlose Sache kam es bald in den Besitz dieser, bald jener Völker und trug diesen Charakter bis dass es durch die, von König Geysa II. 1141 einberufenen Deutschen (Sachsen) einen, durch angelegte Städte und feste Plätze hervorgebrachten festen Charakter und inneren Gehalt bekam. Die Sachsen machten es zum Vaterlande und zur bleibenden Heimat seiner Völker und zum sichern Besitztum seiner Regenten.

Dieses sah dann auch der König und verstattete ihnen zum Anerkennung dessen, jene ehrenvolle Inschrift „ Ad retinendam Coronam“ (zur Erhaltung der Krone) sowohl auf der Fahne als auch auf ihrem Nationalsiegel zu führen.

Aber was auch die Sachsen tun mochten, das Land vor Verwüstungen aller Art zu bewahren, so konnten sie es doch nicht schützen vor innerer kriegerischen Unruhen, vor den Gewalttaten der eigenen Könige und Fürsten, vor den Einfällen der Tartaren (1241), der Türken (1493) und anderer Völker. Sie konnten es nicht schützen vor einer 1535 herrschenden Hungersnot und einer 1738 und 1739 ausgebrochenen Pest, welche unzählige Menschen dahinraffte. Selbst das Erlauchte Kaiserhaus Österreich,. an welches Fürst Michael Apafi im Jahre 1696 Siebenbürgen abgetreten, konnte ihnen den Frieden nicht geben; denn gleich zu Anfang des folgenden Jahrhunderts brachen die aufrührerischen Anhänger Rakotzi’s unter dem Namen: „Kuruzen“ aus Ungaren in Siebenbürgen ein, verheerten, sengten und mordeten im ganzen Land herum.

Auch unsere Vaterstadt, welche schon im Jahre 1661 einähnliches Schicksal durch Ali Bascha erfahren, entging ihrer schrecklichen Geißel nicht, die Einwohner mussten sich ihrer Gewalt ergeben, wurden aller ihrer Habseligkeiten, selbst der notdürftigsten Kleider beraubt, auf das schrecklichste misshandelt und nachdem auch die Kirchenkasse geplündert worden, die ganze Stadt in Brand gesteckt. Endlich verzog sich auch dieses Ungewitter und im Jahre 1711 wurde Friede, aber auch im nämlichen Jahrhundert brach unter der Regierung Karls des VI. ein neuer Türkenkrieg los, welcher die Entkräftung des Landes bis an die äußerste Grenze trieb.

Das Land war verwüstet, erschöpft und entvölkert. Wie sehr aber gerade das Sachsenvolk gelitten und wie weit seine Seelenzahl herabgesunken, bewiesen die vielen ganz entvölkerten sächsischen Dörfer, wie Langendorf, Reichau, Ludosch, Tschapertsch etc. und viele Städte und Dörfer, welche nur sehr wenige sächsische Einwohner übrig geblieben waren, wie Broos, Romes, Deutschpian, Petersdorf, Mühlbach, Großpold, Grossau, Neppendorf etc.

Dieses unsägliche Elend sah nun gewiss auch weiland Ihrer Majestät die Kaiserin Maria Theresia und suchte gewiss alle möglichen Mittel auf, einem in jeder Beziehung so wertvollen Land, wie Siebenbürgen, wieder empor zu helfen. Dass die hohe Kaiserin in der treuen Anhänglichkeit der Deutschen in Siebenbürgen an das österreichische Kaiserhaus, in ihrer Industrie und in ihren Charakter überhaupt, die denselben zu Teil gewordene Verleihung der Inschrift: „ Ad retiendam Coronam“ gerechtfertigt gefunden und daher auch selbst auf die Erhaltung des deutschen Elements in Siebenbürgen einen großen Wert gesetzt habe, – dafür sprechen sehr viele ihrer Anordnungen und Rescripta. Ich will nur die einzige Stelle aus dem Rescript vom 8. Juni 1774 Zahl 5347 herausheben, laut welcher als Bedingung zur Aufnahme als sächsischer Bürger festgesetzt wird: _ur Germanicae sit orginis.“ Bei solchen Gesinnungen der erhabenen Monarchie aber ist es ganz folgerecht, dass sie die deutsche Bevölkerung in Siebenbürgen zu vermehren wünschte.

Halten wir also mit diesem zusammen jene Auswanderungsperiode in Baden (welches, wie schon früher gesagt, damals zu Österreich gehörte) durch welche sie viele fleißige Bürger verlor, so können wir mit vielen Recht annehmen, dass gerade Sie, die erhabene Kaiserin, die bedrängten Auswanderer nach Siebenbürgen gewiesen habe. Überdies erzählen die Eingewanderten, es sei ein General, Namens Wurmser, in jenem Lande herumgereist, habe alle zur Auswanderung geneigt aufgefordert, nach Siebenbürgen zu gehen, habe ihnen eine Karte (Bilet) gegeben, vermöge welcher sie Wien zu ihrer Reise den nötigen Beistand und fernere Anweisungen erhalten wurden. Glücklich stimmt mit diesem überein eine zuverlässige Nachricht von Herrn Michael Wellman, Pfarrer zu Reichau, welcher sagt, dass ihm der Sohn jenes erwähnten Wurmser in Wien häufig erzählt habe, sein Vater habe lange im Türkenkrieg mit gefochten, sei bei dieser Gelegenheit viel in Siebenbürgen herumgekommen und habe daher dieses Land oft genau kennen gelernt Ein Umstand welcher darauf hinweist, dass die Regierung nicht nur durch allgemeine Nachrichten, sondern durch seine lebendigen Erzähler noch mehr bewogen, seine bis in’s einzelne gehende Kenntnis benutzt und ihm das Geschäft der Übersiedelung übertragen habe.

Halten wir mit diesem ferner zusammen das Interesse welches die Regierung durch ein Gubemial – Decret vom 27. Februar 1798 und durch ein Hofrescript vom 22. März 1784 und auch anderweitig an den Tag gelegt und endlich den unten folgenden vorteilhaften Vertrag, welchen die Einwanderer mit dem Mühlbächer Magistrat geschlossen, so gewinnt jene Annahme dass die Regierung sie zur Einwanderung nach Siebenbürgen veranlasst habe, eine historische Gewissheit; denn so viel Vorrecht und Freiheiten gewährt man nicht hergelaufenem Gesindel, sondern nur einem Volke, dessen man dringend bedarf und die Deutschen können sich also Schmeicheln, dass auch sie in gewisser Hinsicht „ad retinendam Coronam“ einberufen worden sind.

Schwer genug wahrhaftig und mit Vorsicht sind sie darangegangen, wie aus dem Vertrage zu ersehen ist. Sie waren nicht umherirrende, besitzlose Abenteurer, so wie die Kreuzzüge derer eine Unzahl durch unser Vaterland geführt haben, sondern sie waren freie, fleißige und redliche Bürger und hatten Wohnungen und andere Besitzungen in Deutschland. Dieses erhellt unter andern aus dem Umstande schon, dass sie aus dem Grunde erst am heiligen Dreikönigstage (einer für eine so weite Reise höchst ungünstigen Jahreszeit) in Mühlbach angelangt sind, weil sie dort ihre Felder nicht früher abernten und die Früchte und Besitzungen nicht eher Gelde machen konnten, ferner daraus, dass sie hierher, wenn auch nicht reich, doch auch nicht ganz leeren Händen und einige sogar mit einem für die damalige Zeit ziemlich Wohlstehende gekommen sind. So viel also konnten wir über die Ursachen ihrer Auswanderung auffinden und erschließen.

Ob aber, fahren wir mit Herrn Olert weiter fort, neben den angeführten, noch andere Ursachen die ersten Ansiedler in Mühlbach zur Auswanderung aus ihrem Vaterlande bestimmt haben möchten, ist unbekannt. Gewiss ist nur so viel: dass 1743 — 1745 einige Auswanderer, aus der Umgebung von Baden — Durlach herstammend, in Mühlbach aufgenommen wurden; hier selbst Hofplätze und Feldgünde erhielten, die sogenannte Altvorstädtergasse erbauten und unter eigenen Schultheiss unter Aufsicht eines Magistrats — Inspectors, ihre Angelegenheiten selbst besorgten.

Auf welche Weise dieses geschehen sei und welche Forderungen sie an die hiesige Behörde gestellt haben, darüber gibt der Vertrag Aufschluss.

Copia,

derer, von denen aus der Baden — Durlach’schen Marktgrafschaft herein in Siebenbürgen gekommenen Leute an den hiesigen Magistrat anverlangten Punetorum, nebst der, von gedachtem Magistrat hierauf enthieten Resolution.

 

ANVERLANGEN

1. Vor jeden Hauswirten eine Hofstelle von 40 Schritt in die Breite und in die Länge etwas mehreres zur Stuben; Scheure und Garten, es sei ober- oder unterhalb der Stadt ausgesteckt, jedoch ohne Bezahlung.

2. Jedem Hauswirten zu 20 oder 24 Kübel Getreide auszusäen, Acker anzuweisen, ohne Bezahlung.

3. An Weinfelder, so viel jeder vennag anzuhauen, ohne Bezahlung

4. Wiesen, als ein Erbe eigentümlich und ohne Bezahlung anzuweisen.

5. Waldungen mit den übrigen gesässenen Mühlbächern gemein zu haben.

6. Wenn eine löbliche Stadt soviel möglich hilfreiche Hand zur Bau zu prästieren verspricht.

7. Wenn nun eine merkliche Summe Familien beisammen sein und eine Gasse aufbauen, so soll dahin eben von unsern Leuten ein Schuldtheiss gesetzt werden.

8. Einen Weinschank dahin zu erlauben, welcher der Stadt zu keinem Schaden, sondern dass der Wein jederzeit, so lange in der Stadt und dem Stuhl zu finden sein wird, von dieser abgenommen werden: wogegen denn der Stadt von jedem Fass eine Einlag erfolgen solle.

9. Eine Fleischbank, jedoch der Fleischhackerzunft zu keinem praejudic und Schaden.

10. Sollen auch jedem Hauswirten einige Freijahre versprochen werden.

11. Jedem Hauswirten jährlich seine gewisse k. Contribution — Summe zu bestimmen und uns von denen langherigen Stadtschulden nicht aufzuladen.

12. Unsere gewisse jährliche Stadtdienste in einen Accordsbrief einzusetzen.

13. Bitten vor Jeden einen Ort und Platz in der Kirche anzuweisen, ohne Verdruss und Sauersehn.

RESOLUTION

1. Wird bewilliget.

2. Auch noch mehreres, wenn selbige fleißig sein wollen.

3. Wird bewilligt neben derer übrigen Bürger und Inwohner Weingarten.

4. Wird auf jede Hofstelle, soviel als andere Bürger haben bewilligt.

5. Wird bewilliget.

6. Wenn der Magistrat erfahren wird dass sie fleißig bauen, so wird man diesesfals mehr halten, als versprechen.

7. Wird bewilliget.

8. Wird wie anderen Bürgern bewilligt und zwei Jahre keine Einlag vor die Stadt verlanget; unter welcher Zeit der Nutzen vom Weinschank zu ihrem gemeinschaftlichen Nutzen soll verwendet werden.

9. Wird bewilliget.

10. Welcher aus dem Grunde baut, soll 5 Jahre von allen Abgaben und Lasten frei sein, welcher sich aber nach wertlossenen Freijahren an einem anderen Ort begeben wird, soll vor jedes Jahr 2o fl. erlegen.

11. Es wird jährlich eine gewisse erträgliche Contributions Summe bestimmt werden, welche der Schultheiss nebst verordneten Aeltesten, unter Aufsicht eines Inspectors von dem Magistrate unter sich gewissenhaft aufteilen und sodann der Schultheiss solches nach und nach ersequiren und zur Cassa zu bringen haben wird, überdies werden selbige mit keinem Aufladen aggravirt werden.

12. Bürger werden bürgerlich gehalten werden.

13. Wird bewilliget.

 

Alles dieses wird denen Supplicanten zur künftigen Sicherheit und Festhaltung unterordentlicher Unterschrift und Petschaft extradirt.

Sign. Müllenbach, den 12 August 1748

/L.S./  Ex. Comissione Magistratus extrad Andreas Weither Juratus Senator et Notarius.

 

Das diese Copia mit ihrem wahren Original von Wort zu Wort in allen Punkten und Clauseln übereinstimme, attestiert hiemit.

Müllenbach, den 10. Januar 1749.

Martin Brandschod m.p. R. Sedis judex et SeniorMagistratus.

Im Jahre 1770 kam, vielleicht durch Verbindungen mit den hier früher angesiedelten Durlacher, die größte, teils aber, weil eine Teuerung in Breisgau entstanden war und Maria Theresia, um keinen ihrer Untertanen zu verlieren, durch ihren damals zu Offenburg residierenden commandirenden Generalen Ried bedeuten ließ, dass sie bereit sei in Ungaren und Siebenbürgen die zur Auswanderung geneigten Breisgauer aufzunehmen, eine bedeutende Anzahl derer den Schwarzwald, die Gegend von Altenhaim, Loor und Strassburg bewohnenden Insassen in Mühlbach an. Hier wurden diese Ankömmlinge für die ersten Tage, teils in dem städtischen Wirtshause, teils in den sächsischen Bürgerhäusern untergebracht. Am 31 August 1770 melden dieselben Magistrate ihre Ankunft und bitten förmlich um völlige Aufnahme. Sie selbst nennen sich bei dieser Gelegenheit aus Breisgau herstammend. Unter den Ankömmlingen befanden sich einige Professionisten und viele Feldbauer, welche zum Teil die Neugasse bei Mühlbach erbauten, zum Teil sich auf die angrenzenden Ortschaften Petersdorf und Deutschpian begaben. In Mühlbach siedelten sich an, 49 Familien, worunter sich ein Fassbinder, ein Bartscherer, zwei Tischler, ein Schuster, ein Gärtner, zwei Schneider, ein Zimmermann, drei Leinweber, 31 Feldbauern und sechs Witwen befanden und 89 Kinder hatten. Diese Ankömmlinge nannten sich: Sebastian Führer, Michael Mimicus, Johann Spengler, Adam Herrenknecht, Ursula Hirsterin, Jakob Herrenknecht sen., Johann Urban, Diebold Schalk, Elisabetha Fischer, Math. Birkel, Michael Bernhardt, Georg Fery, Anna Maria Neffin, Margaretha Kleiberin, Johann Luchs, Magdalena Melcherin, Georg Ezier, Magdalena Walterin, Anna Kejrmannin, Johann Bechtold, Sebastian Urban, Johann Tescher, Johann Stadel jun., Katharina Lazerin, Georg Buchsbaum, Georg Schwam, David Tescher, Johann Möckli, J. Georg Breitenstein, Jeremias Haller, Peter Lau, Jakob Scholl, Diebold Lutz, Johann Walther jun., Jakob Herrenknecht jun., Kreminger, Diebold Sutter, Andreas Maurer, Johann Fraenk, Jakob Wollenber, Johann Heitz, Jakob Hertenstein, Gottlieb Staedel, Adam Poppel, Christ. Sütterle, Christ. Fraenk, Andreas Ezier, Andreas Herrenknecht, Diebold Fraenk, Andreas Fogel, Georg Kaltenbach, Georg Fraenk, Georg Sensenbrenner, Michael Zimmermann, Andreas Gruninger, Friederich Walther, Matthias Schwarzwalder, Conrad Maier, Nicolaus Wurth, Johann Eziegler, Andreas Fröer, Georg Walther, Andresa Stolz, Johann Georg Ritter vidua, Valentin Mild, Matth. Licht vidua, Simon Schwarzwalder, Jakob Fröer, Johann Georg Haass, Jakob Eziegler, Theobald Mild, Sebastian Urban, Joseph Baumann, Khristian Kleiber, Nicolaus Bigard, Friedrich Schultz.

Gleich nach der Ankunft dieser Transmigranten hat sich der hiesige Magistrat vielfach mit der zweckmäßigen Unterbringungen derselben beschäftigt und am 21. und 22. April 1771 ihretwegen auch eine neue Einteilung des Hatterts vorgenommen. Zu Wohnplätzen wurden denselben die vorhin den Altgässern assignirt gewesenen Hanfländer angewiesen und außer den Hausteilungen ein vor der deutschen Vorstadt gelegener Terrain, welcher gegenwärtig zum Kartoffelbau benutzt wird, zum Anbau des Hanfes und Flachses überlassen. Ebenso ward denselben frei gestellt, aus ihrer Mitte sich einen Vorstand zu wählen, welchen sie mit dem Namen eines Vogtes bezeichneten.

Nicht minder erlaubte man denselben bei Teilungsverhandlungen ihre beiden Geschworenen zuzuziehen und die Steuern und Abgaben durch ihren Vogt einzusammeln.

Nicht geringer war der Anteil, den höhere Landesstellen an dem Schicksal und Wohle dieser Transmigranten nahmen; sowohl der Comes Nationis als auch die k. hohe Landesstelle ließen sich öfters von der Lage und dem Zuwachse derselben unterrichten und trafen zu ihrem Wohle die zweckmäßigsten Verfügungen; ja, es wurde sogar, um die möglichst treue und richtige Kenntnis von ihrem Zustande zu erhalten, eine besondere Guberinal-Commission aufgestellt, welche sich mit dem Magistrate in Verbindung setzte und die Angelegenheiten der Transmigranten mit besonderer Umsicht prüfte und vorstellte.

Außerdem ward ein besonderer lnspector aus der Mitte des Magistrates ernannt, welcher sich mit ihrer Angelegenheit und Wünsche vorzugsweise zu beschäftigen und ihre Versammlungen,  Teilungen, Wahlen u.s.w. beizuwohnen hatte.

Erst nach mehreren Jahren aber hatte der Magistrat und die Bürgerschaft die Breisgauer Ankömmlinge des Bürgerrechtes für würdig erachtet und am 11 Januar 1783 die Taxe festgesetzt, welche der das Bürgerrecht ansprechende Ansiedler zu zahlen hatte. Demnach zahlte ein ausländischer Durlacher

ohne Profession 2 fl.- kr

mit Profession 3 fl. — kr

ein Eingeborener ohne Profession – fl. 50 kr.

ein Eingeborener mit Prosession 1 fl. 40 kr.

In den Bürgerstand aufgenommen, wünschten die Selben auch in die Communität gezogen zu werden. Ihre Bitte wurde in Mühlbach nicht begünstigt und sie waren sich dieses Wunsches wegen an die k .hohe Landesstelle, welche denselben am 27. Februar 1798 resolvierte; dass sie, wenn sie sich dazu qualifiziert haben würden, in die Stadt-Communität aufgenommen werden sollten. So ward denselben der Weg eröffnet an der öffentlichen Verwaltung Teil zu nehmen und den städtischen Einwohnern gleich gestellt zu sein. In der Folge sind auch, so wie gegenwärtig, mehrere deutsche Vorstädter dem Mittel der Communität einverleibt worden.

Eben so wünschten diese Einwanderer bei ihrer vermehrten Anzahl eine besondere Schule zu haben, zumal da die Entfernung von der städtischen Schule und der bis dahin durch Moräste oft verdorbene Fußsteig der Kinder wegen solches anriet. Zu diesem Ende verkaufte der Altgässer Vorstädter Jeremias Haller sein Haus den gesamten Einwohnern für 180 ungarische Gulden und bekleidete auch die erste Schulmeisterstelle. Den tätigsten Eifer dabei bewies der damalige Vogt Johann Möckli und die Geschworenen Georg Breitenstein und David Teschen.

Der Schullehrer erhielt aus der Kirchenkassa 6 Kübel Korn und 12 ungarische Gulden.

Am 13 Januar 1787 wird durch das Local Consistorium der Schullohn auf 16 Rfl.40 kr. erhöht. Den 13. Iunius 1789 garantierte das Local Consistorium die Umzäumung des Schulgartens und Hofes aus der Städtischen Waldung. In der Folge ward der Gehalt erhöht auf 75 Rfl., seit 1824 auf 100 Rfl. Und seit 1830 auf 300 Rfl. Da diese Schule blos zu einer Trivialschule dienen soll, so besuchten diejenigen Kinder, welche einen erweiterten Unterricht wünschen, die innere städtische Schule.

So weit Herrn Olerts Nachrichten, wofür wir gleich hier unsern innigsten Dank abstatten.

Schließlich noch folgende Bemerkungen. Weil die Deutschen mit Hab und Gut, Weibern und Kindern hergewandert sind, so ist es klar, dass sie (nach ihrer Erzählung) am leichtesten und billigsten zu Schiffe auf der Donau bis Pest und nur dort zu Lande gereist sind. Hier angekommen, mochten sie wohl darauf sehen, ihre Wohnplätze an einer stark befahrenen Straße zu erhalten, um ihre Produkte leichter absetzen zu können. Darum mögen sie auch die erste Gasse (Altgasse) gerade an die damalige Klausenburger Landstraße gebaut haben, vielleicht auch, weil die Nähe des Mühlbaches und ihrer Felder sie dazu bestimmt haben; denn sonst zeichnet sich der Platz durch Nichts aus. (Jetzt führt die Klausenburger Chaussee nicht mehr durch diese Gasse, wodurch sie viel verloren hat und den Deutschen es wünschenswert macht, sich in der Stadt anzukaufen). Das sie im Anfang wenig vertrauen auf die Einwohner Mühlbachs gehabt haben, geht aus dem Vertrage hervor, in welchen sie sich eine eigene Schule, eine eigene Fleischbank, ja sogar bestimmte Plätze in der Kirche ausbedingen. Vielleicht haben falsche Nachrichten von unserem Vaterlande ihnen ein solches Misstrauen eingeflößt, vielleicht auch die Verschiedenheit der Sprachen. Gewiss ist wenigstens, dass sie sich im Anfange ungern mit den Ureinwohnern dieser Stadt vermengt haben und lieber einen abgeschlossenen Teil bilden wollten. Sie wurden dazu noch mehr veranlasst durch das oft unfreundliche Begegnen der sächsischen Bürger, welche es vielleicht ungern sahen, dass der löbliche Magistrat fremde Ansiedler so sehr begünstigte oder welchen vielleicht die Sitten, Eigentümlichkeiten und die Sprache der Fremdlinge anstößig waren. Lange Zeit herrschte unter ihnen eine Spannung und das Wort „Durlacher“ wurde und wird heute noch, doch nur von ungebildeten und rohen Menschen im Sinne einer Schmähung gebraucht. Indessen hat die Zeit das Schroffe, Hervorstehende beider Teile abgeschliffen und gemildert. Vor 20 Jahren schon und vielleicht noch drüber, fingen die deutschen Vorstädter an, ihre Kinder in die städtische Schule zu schicken und traten dadurch und durch häufige gemischte Ehen (D.H. wo ein Deutscher eine Sächsin heiratete), mit den Sachsen in so nahe Verbindungen dass jene frühere Verschiedenheit nur noch sehr wenig zu erkennen ist. Der mit dem Schweizerischen sehr nahe Dialekt der eingewanderten wird jetzt nur von alten Personen untereinander geredet und an die Stelle desselben ist entweder die sächsische oder eine der Wiener ähnliche Mundart getreten. Was früher Möckli, Füstli (Füschtli) ausgesprochen wurde, heißt nun Möckel, Feistel. Nach 40 Jahren findet man von diesem Dialekt gewiss keine Spur. Auch in Hinsicht der Lebensart nähern sie sich immer mehr und mehr den eingeborenen Sachsen, doch findet man noch Speisen, Hausgeräte und andere Einrichtungen, die deutschen Ursprungs sind. Was ihnen aber geblieben und wollte Gott, immer bleiben möge, ist der deutsche Fleiß und deutsche Betriebsamkeit, unwandelbare Religiosität und Reslichkeit, deutsche Liebe zum Guten und Schönen und endlich die teure deutsche Muttersprache.

Und nun endlich schreiten wir, mit fast gänzlicher Beibehaltung des im Satelliten Nr.5. (1843) gegebenen Berichtes dessen treue Schilderung das unsichere Gedächtnis vor Irrtum zu bewahren am geeignetesten ist, zur Beschreibung der Secularfeier.

Der heilige Dreikönigtag, an welchem1743 den Überlieferungen der Deutschen zu Folge, die ersten Familien derselben in Mühlbach eingetroffen sind, wurde zur Feier des Einwanderungsfestes bestimmt.

Der vorausgegangenen Verabredung gemäß, hatten gegen Abend der Magistrat, die Herren

Geistlichen, die Stadt Communität und Alles, was Teil nehmen mochte, im Rathaus sich

versammelt. Gegen 6 Uhr kamen die Abkömmlinge jener Eingewanderten mit Windlichtern

versehen und mit Musik in die Stadt. Vor dem Rathaus hielt der Zug und abgeführt von einem

ihrer Ältesten, dem Leinwebermeister Jakob Feistel, erschienen dieselben im Ratszimmer, wo

diese vor der höchst zahlreichen Versammlung mit seltener Unbefangenheit und mit

überraschendem Ausdruck folgende, von ihm selbst verfasste Rede hielt.

Löblicher Magistrat!

„Nicht Stolz und Hochmut, viel weniger Wohllust (der Sprecher hat mit diesem Worte die Lust zu üppigen Gastmählen bezeichnen wollen) oder Wohlhabenheit hat uns bewogen, diesen heutigen Tag feierlich zu begehen; nein, dies ist der Grund nicht; sondern Liebe und das Andenken unserer geliebten Väter und Großväter, welche vor hundert Jahren ihr geliebtes deutsches Vaterland verlassen und nach unserem lieben Siebenbürgen eingewandert sind, hat uns Veranlassung gegeben, diesen heutigen Tag als ein Freudenfest zu betrachten: denn gerade heute zählen wir hundert Jahre, dass unsere Väter und Großväter den Grund unserer geliebten Stadt Mühlbach zum ersten mal betraten, in welcher nicht nur sie sondern auch wir, ihre Nachkommen bis nach hundert Jahren ruhig und zufrieden in ihren Hütten und Häusern wohnten. Wir danken daher unserm Gott und Allerhöchst Seiner Majestät dem Kaiser, der uns nicht nur in ein gutes Land versetzt, sondern auch ein ganzes Jahrhundert vor Krieg, Feuer, Wasser und Hungersnot und allen schweren Landplagen väterlich beschützt hat. Wir danken aber auch unserem löblichen Magistrate, der nicht nur unsere Väter huldreich aufgenommen, sondern auch bis auf gegenwärtige Zeit vor aller Ungerechtigkeit beschützt und alle unsern bürgerlichen Gerechtsame nie gekränkt hat.“

„Wir bitten daher einen löblichen Magistrate und unsere Hochwohlehrwürdige Geistlichkeit. So wie alle Wohlgeborene Herren, welche zu diesem Fest bereits eingeladen worden sind, sich mit uns zu vereinigen und einige Freudenstunden mit uns in dem Hause zu genießen, in welchen unsere Großväter nach vollbrachter Wanderschaft hier das erste Obdach fanden.“

Diese, rücksichtlich ihres Verfassers, wahrhaft sinnige Anrede erwiderte der damalige Magistrats-Präses Senator Joseph v. Huffern, mit gleicher Wärme, mit gleicher Anerkennung dessen, dass auch die Eingewanderten die übernommenen Verpflichtungen treu und redlich geöst hatten und dass die sechshundert Jahre früher nach Siebenbürgen eingewanderten, die sächsische Nation bildeten, deutschen Colonien, sich nur zu freuen Ursache hätten über die, durch die spätem deutschen Ankömmlinge ihnen zugegangene Verstärkung. Der Magistrats Präses schloss seine Rede, indem er dem Sprecher der Eingewanderten die hand reichte und sie mit einem treuherzigen Handschlag den Bund neuerdings besiegelte, den vor hundert Jahren unsere Väter geschlossen.

Die ganze Versammlung verfügte sich sofort in den städtischen Saal. Wo ein Transparent aufgestellt war, welches unter dem Schutz einer Krone nebst der Jahreszahl 1743, die Symbole der Künste und Wissenschaften und die Haupterträgnisse des Landes darstellte.

Im Saale angekommen, wurde zunächst von der ganzen Versammlung das nachfolgende von Herrn Michael Gestalter, evangelischer Pfarrer zu Deutschpian und Abkömmling der Eingewanderten, gedichtete Lied nach der Weise: „Vom hoh’n Olymp“ mit begeisterter Wärme abgesungen.

Lied zur Secularfeier der Baden-Durlach’schen Eingewanderten am 6 Januar 1843

 

Stimmt an ein frohes Lied, ihr deutschen Brüder!

Der frommen Rührung sei’s geweiht;

Nach hundert Jahren scheint der Tag uns wieder,

der unsre Väter hier erfreut.

Chor:

Zum Himmel hoch schalle die Freude empor,

Stammesgenossen im Jubelchor!

Vom fernen Rhein her kamen sie gezogen,

verließen Herd und Vaterland;

Und fanden Brüder, (Sachsen) ihnen hier gewogen,

von deutschen Blut und stammverwandt.

Chor.

Da schalle die Freude zum Himmel empor,

hoch deutsche Brüder im Jubelchor.

Mit Tränen riss der Vater von dem Sohne

Die Schwester sich vom Bruder los;

Ein Obdach suchend, wo er glücklich wohne;

Hier winkle ihm ein freundlich Loos!

Chor:

Hier schalle die Freude zum Himmel empor,

hoch deutsche Brüder im Jubelchor!

Dort will der Boden Pflicht und Dienst versagen,

es wächst die Furcht, es drängt die Not

(Übervölkerung und Mangel an Nahrungsmittel soll sie

zum Auszug genötigt haben)

Die neue Heimat stillte ihre Klagen,

gab Raum genug und reichlich Brot.

Chor:

Hier schalle die Freude zum Himmel empor

Hoch süße Heimat im Jubelchor!

Doch unsere Ahnen an dem Wanderstabe, –

Bald ihres Lebens Sonne sank,

Sie ruhen längst schon alle in dem Grabe,

uns Freunde, uns gebühr der Dank!

Chor:

Hoch schalle die Freude zum Himmel empor,

dankender Bruder im Jubelchor!

Dank unserem hohen deutschen Kaiserthrone,

der huldvoll uns zur Heimat wies;

Im milder Glanze seiner Herrscherkrone

uns gnädigst Recht und Schutz verhieß.

Chor:

Für Österreich schalle die Freude empor,

hoch deutsche Brüder im Jubelchor!

Dem Fürsten Heil! Der seine Völker stützet,

auch unsere kleine Schar bewacht;

Den Glauben uns und Fried‘ und Wohl beschützet,

Ihm sei ein dreifach Hoch gebracht.

Chor:

Ferdinand hoch zu dem Himmel empor,

hoch deutsche Brüder im Jubelchor!

Die deutsche Treue lasset uns bewahren,

die deutsche Tugend, deutsches Wort;

Und deutsche Mut nie sinke in Gefahren,

Gott unser Schuld und unser Hort!

Chor:

Zum Himmel hoch schall‘ unsre Freud empor,

Gott unser Schuld! In dem Jubelchor!

Auch denen, die uns freundlich hier empfangen,

reich brüderlich die treue Hand;

Uns Alle hält ein schönes Band umfangen,

Ein Glaub‘ Ein Wort, Ein Vaterland.

Chor:

Für sie nun auch schalle die Freude empor,

Vaterland hoch! in dem Jubelchor!

Und anderer Nachwelt sei dies Lied gesungen,

dem späten Enkel sei’s gebracht;

Und wenn es längst im Zeitensturm verklungen,

so werde sein doch noch gedacht.

Chor:

Zum Himmel hoch schall‘ unsre Freude empor,

hoch unsre Enkel im Jubelchor!

Sofort aber trat der genannte Herr Pfarrer hervor und hielt in Folge der von seinen Stammesgenossen an ihn ergangenen Aufforderung, wie immer, wenn er den Rednerstuhl besteigt, mit der ihm eigenen hinreißenden Wärme die bereits angeführte Rede.

Dieses Lebehoch wiederholte begeistert die Versammlung, indem sie unter Begleitung einiger Instrumente, in frommer Andacht das Volkslied sang. Diesem folgte das nachstehende von Herrn Professor Battenseilör gedichtete Lied, welches nach der Melodie des deutschen Volksliedes: „Wo Mut und Kraft in deutschen Seelen flammen etc.“ abgesungen wurde.

Willkommen uns aus fernem Mutterlande

Willkommen uns im neuen Vaterland!

So reichten einst zu innigem Verbande

Sich unsere Väter brüderlich die Hand.

Ob sie auch hingeschieden,

weilt doch ihr Geist hienieden,

Nach hundert Jahren ruft die Enkelwelt

Noch heil dem Band, das uns umschlungen hält.

Der teuren Väter ewig treue Söhne

Lasst ferner wahren uns den Brudersinn

Den Weh des Freudens fließe unsr’e Träne

Sein Wohl sei, Bruder, für uns Hochgewinn

Drum fester Volksgenossen

Den Bruderbund geschlossen!

Dann segnet einst auch unsre Enkelwelt

Den Bruderbund, der uns vereinigt hält.

Ein Häuflein sind wir fern vom Mutterstamme

Von mancher drängenden Gefahr bedroht;

Doch heilig bleibe uns der deutsche Name,

Wir schützen ihn auf Leben und auf Tod!

Drum fester Volksgenossen,

Den Bruderbund geschlossen!

Dann segnet deutsch geblieb’ne Enkelwelt

Den Bruderbund, der uns vereinigt hält.

Die große Zeit muss uns vereinigt finden

Soll Nationenwohl uns schön gedeihn,

Der Vorurteile dumpfe Nacht entschwinden,

Der Selbstsucht niedre Tat geächtet sein.

Drum fester Volksgenossen

Den Bruderbund geschlossen,

Dann segnet noch die späte Enkelwelt

Den Bruderbund, der uns vereinigt hält.

So reichen wir uns brüderlich die Hände

Begeistert stimmen alle wir mit ein:

Des biedern deutschen Namens soll kein Ende

In unserm teuren Siebenbürgen sein!

Dann segnen uns die Manen

Längst hingeschied’ner Ahnen;

Dann segnet bied’re deutsche Enkelwelt

Den Bruderbund, der uns vereinigt hält.

Der Feier folgte ein gastliches Mahl, mit welchem die Festgeber die Versammlung bewirteten. Von den vielen sinnigen Toasten, durch welche das Mahl gewürzt wurde, führen wir, um den Nachkommen, welche es wohl wissen werden, dass ihre Urgroßväter einen dem Siebenbürgischen unähnlichen Dialekt geredet haben, den sie aber gewiss nicht verstehen, eine kleine Probe jenes Dialektes zu hinterlassen, einen in der Baden-Durlach’schen Mundart an.

Um jedoch die richtige Aussprache der Wörter zu erleichtern, einige Bemerkungen.

1. Wird das a auf zweierlei Art ausgesprochen, einmal ie das ungarische a‘ , dann wie das ungarische a.

2. Wird das ie zum Teil wie das deutsche lange i z.B. in „dieser“ ausgesprochen, zum Teil getrennt und klingt dann si wie ie im lateinischen Worte hiems.

3. Wird das B. D.und S gewöhnlich etwas schärfer gesprochen als im Hochdeutschen. Um zu zeigen, wo diese Unregelmäßigkeiten vorkommen, bezeichne ich das Hochdeutsche a so a‘, das andere sc a ohne Accent, das ie als einen Vocal ohne das Trennungszeichen, ie als getrennte Vocale mit Trennungszeichen so ie.

Mini Herre !

Bevor die Sproch, die vor hundert Johre unri Verfahre g’redt han,gans vergasse wurd, lehn mi noch in dare Sproch e G’sundheit trinke, Alli Ditsche, die in unserm Siebenbürgen wohne, ob si vor siebenhundert Johre, oder nur vor hundert i’g’wandert sin, solle labe, aber aü salli, die was nit i’g wandert sin und in unserm Stammland wohne, solle labe. Unser Herrgott erhalt alli, die e ditschi sproche rede.

Dankbar müssen wir noch erwähnen der warmen Teilnahme, die alle Mitbürger Mühlbachs an diesem Feste gezeigt haben, aber zum innigsten Danke fühlen wir uns vorzüglich verpflichtet gegen den Herrn Stadtpfarrer Joseph Filtsch, welcher, nachdem er früher der Stadt eine summe von 600 Rfl. Zur Unterstützung armer Beamtens-Witwen geschenkt, diese Gelegenheit ergriff, um auch der deutschen Vorstadt ein verhältnismäßig ähnliches Geschenk zu Bieten. Seine edle Absicht wird gewiss durch die treue uneigennützige Verwaltung derer, die jene Summe übernommen und durch die zweckmäßigste Anwendung derselben belohnt werden .

Mit dem anfangs ausgesprochenen Wunsche: es möchten diese Blätter für Abkömmlinge der Eingewanderten ein Denkmal ihrer Secularfeier und ein Denkmal der Einwanderung sein, schließen wir. Möge auch das gemütliche Band zwischen den hiesigen Deutschen und ihrem Stammlande durch keine Zeit ganz aufgelöst werden; dann wird obgleich die Sonne dort uns untergeht, das Licht der Wissenschaft und Kunst, das Licht des Glaubens von dort her uns ewig aufgehen.

Herzlichen Dank an: Herrn Christof  Baiersdorf und Frau Sigune Danek, für das zur Verfügung gestellte Material.

Die Durlacher in Mühlbach Teil 2


Preiß

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Altes Durlacher – Haus der Vorstadt in der Altgasse

( letze Eigentümer Fam. Preiss)

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Altes Durlacher – Haus der Vorstadt in der Altgasse.

 ( letzte Eigentümer Fam. Theil )

Ich möchte Ihnen nicht vorenthalten was Prof. Alfred Möckel, einer der bedeutendsten Lokalhistoriker von Mühlbach, über die Einwanderung der Durlacher in Mühlbach, in seinem Werk „ Aus Mühlbachs Vergangenheit“ sagt.

 

Hier eine Abschrift aus diesem Werk:

 Die Ansiedlungen bedeuteten für Mühlbach das weitaus  wichtigste Ereignis des 18 – ten  Jahrhunderts, wurden sie doch entscheidend für das ganze weitere Bestehen des Deutschtums in dieser Stadt.

1748 sind die ersten  Auswanderer aus Baden – Durlach  hier eingetroffen.

Warum sie zum Wanderstab gegriffen hatten, darüber wird eine demnächst erscheinende  Arbeit Pfarrer Ludwig  Klasters, eines Durlacher  Abkömmlings, Aufschluss geben.

Überbevölkerung, kriegerische Ereignisse und Schikanen, die aus der Leibeigenschaft und Kleinstaaterei erflossen, scheinen die wichtigsten Auswanderungsursachen zu sein.

Die ersten Ankömmlinge  sandten aus Mühlbach in die Uhrheimat  günstige Nachrichten über die Verhältnisse, die sie hier vorfanden.

Ei solcher Brief, den der Durlacher Einwanderer Hans Georg Sütterli aus Mühlbach seinem Schwager Jakob Kaltenbach in Bückingen bei Freiburg im Breisgau schrieb, ist erhalten geblieben. Er berichtet dass Lebensmöglichkeiten im damaligen Mühlbach und wohlfeil seien, zerstreut Bedenken, die sich auf die Sicherheit des Besitzes beziehen, hebt das Entgegenkommen der Stadtbehörde hervor, empfiehlt die Einwanderung, gibt Weisungen über den einzuschlagenden  Weg und schließt: „ das gelt Must  ihr in den Westel legen in Freiburg. Bringt auch Bibel mit euch….“

Durch solch „ reizende Vormahlung“ der hiesigen Verhältnisse wurde „ der Kitzel zur Emigration rege gemacht “. 1748 kamen elf und 1749 wenigstens 19 Familien, in den allernächsten Jahren noch einige Nachzügler aus der ehemaligen Markgrafschaft Baden – Durlach, dem oberen Teil von Baden – Durlach mit dem alten Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler als den Mittelpunkten des Auswanderungsgebietes.

Da die Auswanderung aus baden – Durlach bedrohliche Maße annahm, sah sich die dortige Landesbehörde genötigt, strenge Gegenmaßnahmen zu ergreifen, so dass schließlich nur noch arme und „ liederliche“, nichtsnutzige Haushälter die Heimat verlassen durften.

In Mühlbach wurde die Durlacher Einwanderungsgruppe in Fortsetzung der damals schon bestandenen, hauptsächlich durch Gärten und Meierhöfe gebildeten Mühlgasse, in der von den Durlachern errichteten Altgasse ( oder Altvorstädtergasse, wie sie früher hieß ) angesiedelt.

In richtiger Erkenntnis der Bedeutung dieser Blutzufuhr räumte  Stadt=, Stuhl = und Gubernialbehörde den Einwanderern weitgehende Sonderrechte ein. Diese forderten und erhielten „ vor jeden Hauswirten eine Hofstelle ohne Bezahlung“, Saatgut, Wiesen, „ Grumpiren=, Hanf=, Grass=,  Kornteilung und so weiter gratis und ohne einiges Entgelt“ eine Fleischbank, fünf Jahre Freiheit von allen Lasten und Abgaben, vor jeden einen Ort und Platz in der Kirche ohne Verdruss und Sauersehen“.

Ein in der hiesigen Gymnasialbücherei befindliches Hausbuch  rühmt schon 1750 von den Durlachern, das sie „ mit großem Fleiß“ auf ihren Hofstellen Häuser aufgebaut haben und das sie „ in der Feldwirtschaft sehr fleißig gewesen, besonders in denen Sommerfrüchten, also das noch niemahlen ( zu diesen Zeiten) allhier so viel Sommerfrucht ausgesäet  gewesen“.

Leider sind 1749 und kurz danach sehr viele Einwanderer hier gestorben; die Totenbücher des   Mühlbacher  ev. Pfarramtes verzeichnen in der Zeit eine unverhältnismäßige große Zahl von Todesfällen aus den Reihen der Einwanderer und ihrer zahlreichen  Kinder.

1770 kam die größte Einwanderergruppe hier an und in zwischen aus den Badischen

„ Hanauer  Ländchen“, der Gegend zwischen Kehl und Lichtenau. Eine außerordentliche Teuerung, veranlasst durch eine furchtbare Überschwemmung des Rheins, scheint diese Volksgenossen in Marsch gesetzt zu haben. In Mühlbach ließen sich 49 Familien nieder, darunter, 31 Feldbauern, die übrigen waren Handwerker. Als Ansiedlungsgebiet wies ihnen der  Magistrat die Hanfländer der Altgässer an, au denen sie die Neugasse entstehen ließen.

Neugasse

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  Die Neugasse

Ein Vergleich zwischen der Altgasse und Neugasse, lehrt das die Durlacher Einwanderer sich behäbigere  Häuser errichteten als die Hanauer, wahrscheinlich deshalb, weil diese vorwiegend Landleute, jene aber Gewerbetreibende waren.

Ohne  Zweifel haben aber etliche Hanauer auch in der Quergasse ihr Obdach gefunden.

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Quergasse

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Ecke Altgasse – Quergasse

Diese zweite Ansiedlung bedeutete für die Durlacher nicht nur den Verlust der Hanfländer; der Magistrat sah sich genötigt, auch eine neue Aufteilung des Hatterts anzuordnen, was für die Durlacher natürlich eine unliebsame Einschränkung ihres Hattertanteiles im Rosenfeld zur Folge hatte.

Für die ganze deutsche Vorstadt, Durlacher und Hanauer, gründet der Magistrat über Ansuchen der Durlacher 1771 in der Quergasse eine eigene Schule, die bis 1877 wirkende deutsche Vorstadtschule.

Mit den neuen Einwanderern zog in der Stadt aber auch eine Zeit des Streites und unliebsamer Widerwärtigkeiten ein.

Zu nächst gibt es Unstimmigkeiten, weil einige der Einwanderer die ihnen kostenlos überlassenen Hofplätze und Felder an andere verkauft und sich von hier weggegeben hatten; dann erheben die älteren  Umsiedler, die Baden – Durlacher, den neuern, den Hanauern  gegenüber Anspruch auf gewisse Vorrechte.

Hernach gelingt es den  unruhigen Köpfen unter den  Hanauern, die ganze deutsche Vorstadt gegen die Behörde auf zu wiegeln – es beginnt eine lange Reihe von heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Vorstädtern und der städtischen Stadtbehörde, wegen angeblich ungerechter Zuteilung der Wiesen, wegen der Fleischbank, Einquartierung, öffentlicher Arbeiten, Tabakverschleiß und anderem mehr, wo bei die  scharfmacherischen Vorstädter ihre vielen Beschwerden allen Behörden, zu letzt auch dem Kaiser unterbreiten.

Aber schließlich flauen die Katzbalgereien zwischen Vorstädtern und Städtern ab, besonders seit dem die Vorstädter auch in der inneren Stadt ansässig wurden und in der Städtischen Verwaltung und Leitung verantwortlich mit zu arbeiten hatten.

Und als die Durlacher – wie allmählich alle Vorstädter hießen – in Jahre 1843  im alten Rathaus und im alten Stadtwirtshaus ihr 100 – jähriges Einwanderungsfest feierten, da richteten ihre Sprecher, Webermeister   Jakob Feistel und Pfarrer Michael Gestalter, Worte innigsten Dankes und aufrichtiger brüderlicher Freundschaft an die Sachsen, die ihrerseits das  Durlacher Fest mit vollster, herzlichster Teilnahme mitmachten.

Die Beziehung zwischen Vorstadt und der Innenstadt wurde immer inniger. Immer häufiger wurden Ehen zwischen Durlacher und Sachsen geschlossen. So mancher fleißige, strebsame Durlacher Abkömmling erwarb sich in der inneren Stadt ein Haus und vergrößerte sich seinen Kaufmännischen oder Gewerblichen Betrieb in bedeutendem Maße. Die beiden führenden Geschäfte des Platzes sind von Durlacher Inhabern in die Höhe gebracht worden.

Die größte hiesige Lederfabrik und die Weberei sind Durlacher Gründungen, und heute noch in Besitz der betreffenden Familien. Aber auch auf Geistigem Gebiete hatten manche Durlacher Abkömmlinge sich in leitende  Stellen emporgearbeitet: im Stadtpfarramte, Leiter und Lehrer unseres Untergymnasiums, in der politischen Führung, überall finden wir schon im 19. Jahrhundert echte Durlacher. Durch viele Jahrzehnte sind Durlacherabkömmlinge die Leiter und Träger eines hoch entwickelten musikalischen Lebens in diesem Stättchen. Dabei sind freilich sozusagen alle Eigentümlichkeiten der Badener Einwanderer in dem hier tiefverwurzelten sächsischen Wesen aufgegangen. Es wird Aufgabe der nächsten Zeit sein, etwaige Spuren und Überbleibsel aufzufinden. Die Mundart der Einwanderer ist ganz verschwunden. Schon beim Einwanderungsfest 1843 hielt ein Durlacher Abkömmling folgende Ansprache: „Mini  Herre! Bevor die Sproch die vor 100 Johre unsri Vorfahre g`redt hän, ganz vergesse wurd, lehn mi noch in dere Sproch e G`sundheit trinke. Alle Dischi, die in unsrem liebe Siebenbürge wohne, ob sie vor siebenhudert  Johre oder nur vor hundert i`g`wandert sin, solle läbe, aber au selli , die was nit i`gwandert sin und in unserem Stammland wohne, solle läbe. Unser Herrgott erhalt alli, die e ditschi Sproch rede“.

An einen Unterschied oder gar Gegensatz zwischen „ Vorstädtern“ und „Städtern“, zwischen „Durlachern“ und „ Sachsen“ denkt längst niemand mehr.

Nur die Mühlbacher Familienamen kann man noch nach ihrer Herkunft in sächsische und Durlacher einteilen.

Durlacher Namen sind:

Leibli, Dahinten, Gefli, Jeckli,  Schütterli, Baumann,  Bechthold, Bernhard,  Breitenstein, Frenk, Glaser, Greter,  Gruninger, Haller, Heitz,  Klaster, Lutz, Möckel, Urban, Schumacher und andere mehr. Erfreulich ist es, dass Familienbeziehungen zwischen einzelnen hiesigen Durlacherabkömmlingen und ihren in der Uhrheimatlebenden Verwandten wieder angeknüpft worden sind.

Ende der Abschrift.

Abschrift und Zusammenstellung: Horst Theil

Danke an Herr Gerhard Wagner für das Material

 

 

Die Durlacher in Mühlbach – Teil 1


Dokumente über Einwanderung nach Siebenbürgen im 18. Jahrhundert, aufgefunden von

Dr. Gustav Gündisch

 

(Abschrift von Dagmar Maier in Fürth, Bayern, am 28.05.2012)

 

Um falschen Vorstellungen vornweg zu begegnen und auf die Gefahr hin, bei besser Unterrichteten offene Türen einzurennen:

Die in den geschichtlichen Quellen Siebenbürgens, in amtlichen Aktenstücken wie in den Matrikelbüchern, als „Durlacher“ bezeichneten Zuwanderer des 18. Jahrhunderts, mit der Zielrichtung vornehmlich Mühlbach, haben mit dem heute in die Großstadt Karlsruhe eingemeindeten Ort Durlach in der Regel nichts als den Namen gemein. Diese Bezeichnung macht lediglich offenbar, dass die Einwanderer aus der ehemaligen Markgrafschaft Baden -Durlach herkommen, die im 16./17. Jahrhundert eben in Durlach ihren Sitz hatte.

Ihr eigentliches Herkunftsgebiet aber liegt etwa 130 bis 140 km weiter südlich, in der Landschaft des gegen das Rheinknie bei Basel auslaufenden Schwarzwaldes, wo sich mehrere Enklaven der Markgrafschaft befanden. Sie werden heute noch als das „Markgräflerland“ bezeichnet.

Die heimische Geschichtsforschung hat sich naturgemäß auch mit diesen Durlachern beschäftigt. Manche Fragen sind aber offen geblieben. So weiß man über die ursprünglichen

Heimatorte der Aussiedler noch zu wenig genaues.

Auch die Ursachen, die diese Leute zum Auswandern veranlasst haben, sind erst in den letzten Jahrzehnten klarer zutage getreten. Zu dieser Erkenntnis haben auch Forscher aus dem

Auswanderungsgebiet ihr Teil beigetragen.

Insbesondere aber ist es der Zeitpunkt der großen Durlacher – Einwanderung nach Mühlbach, der nicht mit genügender Bestimmtheit herausgestellt wird.

Auf mündlicher Überlieferung fußend hat man in Mühlbach das Jahr 1743 als das Einwanderungsjahr angesehen und 1843 das große Einwanderungsjubiläum der Durlacher veranstaltet.

Vierzig Jahre später konnte dann Christian Möckel, er selber ein Durlacher, eine erste auf

schriftliche Quellen gestützte Darstellung dieser Vorgänge geben.

Möckel erkannte bereits richtig, dass der Hauptstoß der Durlacher in den Jahren 1748 und besonders 1749 in Mühlbach eingetroffen sei. Nur bezifferte er die Zahl der 1749 dort neu Angesiedelten viel zu niedrig.

Dennoch heißt es in einer Studie Ludwig Klasters aus 1941, die vom Auswanderungsgebiet her einen neuen Blickpunkt zu gewinnen trachtete, das Jahr 1750 sei als „ das Hauptjahr der Einwanderung“ anzusehen.

Und in einer eben in mehreren Weltsprachen erschienenen heimischen Veröffentlichung über

„die deutsche Nationalität in Rumänien“, die ihr Thema in dankenswerter Weise von allen Seiten ableuchtet, wird wieder auf den alten Ansatz „um 1743“ zurückgegriffen.

Dabei hatte Friedrich Teutsch die Auffassung Möckels über die zeitliche Festlegung des großen Durlacher Zuzuges nach Mühlbach schon 1907 im zweiten Band der „Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ mit wertvollen statistischen Angaben unterbaut.

Teutsch spricht dort (Seite 190) von 177 Durlacher Familien mit 406 Knaben und Mädchen, die Ende 1749 in Mühlbach erfasst und – mit Ausnahme von 24 Familien – zunächst auch dort angesiedelt wurden.

                                                           

                                                                                                                                                                                                                          

An Hand urkundlicher Unterlagen  berichtet Teutsch des Weiteren über die näheren Umstände der Niederlassung der Durlacher in Mühlbach sowie über die Reaktion der siebenbürgischen Landesbehörden auf dies Faktum.

Es ist nun überaus merkwürdig und auffallend, wie sehr diese die Durlacherfrage doch wesentlich weiterführenden Ausführungen Teutschs ohne Widerhall geblieben sind.

Klaster meinte sogar, dass Fr. Teutsch in der „Sachsengeschichte“ lediglich Ergebnisse der bisherigen Forschung verwende, „ohne eigenes beizubringen“.

Das hängt wohl in erster Linie damit zusammen, dass in dem für eine breite Öffentlichkeit geschriebenen Werk kein Raum für Quellenangaben war und Teutsch die ihm vorgelegenen Quellen zur Durlachereinwanderung  späterhin nicht weiter verwertet und veröffentlicht hat.

Nun hat ein glücklicher Umstand dem Schreiber dieser Zeilen die Unterlagen zugespielt, denen Teutschs Ausführungen über die Durlacher offenbar zugrunde gelegen sind.

Es handelt sich um ein kleines Konvolut von Aktenabschriften, die um das Jahr 1900 im früheren Archiv des Siebenbürgischen Generalkommandos in Hermannstadt oder im Mühlbacher Stadtarchiv angefertigt worden sind. Da ihre Vorlagen hier wie dort heute nicht mehr existieren, kommt diesen Abschriften jetzt Originalwert zu.

Das wertvollste Stück dieses Aktenbündels ist eine

 „Consignation  der an denen Marggrafbaaden Durlachischen Landen anno 1744, 1746, 1747, 48 und 1749 herein in Siebenbürgen und besonders nachher Müllenbach gekommenen Familien“.

Das Verzeichnis enthält außer dem genauen Zeitpunkt der Ankunft in Mühlbach (Monats- und Jahresangabe) Namen und Herkunft jedes einzelnen Familienoberhauptes und zwar nach

Herrschafts- und Orts – Zugehörigkeit aufgegliedert, dann einen Hinweis auf den ausgeübten Beruf und die Religionszugehörigkeit.

Schließlich wird die Anzahl der Kinder getrennt nach Geschlechtern ausgewiesen. Lediglich die Ehefrauen werden nicht weiter berücksichtigt.

Es ist klar, dass eine solche Quelle das Herz des Historikers höher schlagen lassen muss und Wasser auf seine Mühle leitet.

Er wird sich ihrer umso besser bedienen, wenn er auch die Umstände kennt, denen sie ihr Zustandekommen verdankt.

Wie schon Teutsch hervorhebt, war der Zustrom der Durlacher ohne Zutun der siebenbürgischen Landes- und der sächsischen Verwaltungsbehörden in Gang gekommen.

Die Neusiedler kamen von Ulm auf dem Wasserweg bis Pest und von dort über Großwardein

und Klausenburg ins Land.

Aus den „Clausenburger Passierungs-Rapporten“ war das siebenbürgische Generalkommando in Hermannstadt schließlich 1749 darauf aufmerksam geworden und hatte darüber vom

Sachsengrafen einen Bericht einverlangt, der den Auftrag an den Magistrat der Stadt Mühlbach weiterleitete.

Dieser hat dann am 4. Dezember 1749 dazu ausführlich Stellung genommen.

In seiner Antwort, die zugleich den Charakter einer Verantwortung tragen musste, machte der Magistrat geltend, dass die Zuwanderungen sozusagen aus wilder Wurzel und ohne die Zuhilfenahme irgendwelcher „Reizungsmittel“ zuwege gegangen seien.

Offenbar hätten die ersten Ankömmlinge ihren Verwandten in der alten Heimat brieflich „über die hiesige Landesumbstände berichtet, worauf dann nach und nach die in beyliegender Specifikation befindlichen Familien angekommen seyen“. 

 

(Der Magistrat lässt dabei wohl bewusst außer acht, dass u. a. der Brief des Hansjerg

Sütterlin an seinen Schwager Jakob Kaltenbach in Buggingen in seinen Aussagen über die günstigen Ansiedlungsbedingungen in Mühlbach mit Siegel und Unterschrift des dortigen Königsrichters als „in der Wahrheit gegründet“ attestiert worden war).

Eine Analyse des besagten Verzeichnisses ergibt etwa das folgende Bild:

In den Jahren 1744 -1748 sind dort lediglich 16 Durlacher Familien mit 51 Kindern verzeichnet. Erst 1749 tritt das Hauptkontingent der Durlacher in Mühlbach in Erscheinung, und zwar mit 161 Familien und 355 Kindern.

Wenn man hiervon die noch im gleichen Jahr nach Broos (2), Hermannstadt (3), in den Mediascher Stuhl (11) und anderwärts weiter gewanderten 23 Familien mit 80 Kindern abzieht, sind in Mühlbach von den Zuwanderern des Jahres 1749 zunächst

doch 138 Familien mit 275 Kindern verblieben; das sind mit den dazugehörenden Ehefrauen rund 540 Personen.

Man kann also auf Grund des vorliegenden Verzeichnisses mit Sicherheit sagen, d a s s  d e r w e i t  ü b e r w i e g e n d e  T e i l  d e r  D u r l a c h e r  i m  J a h r e  1749  n a c h  M ü h l- b a c h  g e k o m m e n  i s t.

Allerdings muss eingeräumt werden, dass von diesen Familien manche ebenfalls noch abgewandert sind, u.a. etwa nach Deutschpien, wo sich bekanntlich zahlreiche Durlacher niedergelassen haben.

Darüber wird  die wissenschaftliche Auswertung der „Consignation“ genauer Aufschluss geben können.

Unter den Neusiedlern, fast ausschließlich Bauern und Handwerker, überwogen die Letzteren leicht. Führend unter ihnen waren die Weber (16), dann folgen die Schneider (13), Schuster, Schmiede, Maurer und vereinzelt Tischler, Wagner, Sattler, Binder, Metzger, Müller, Rotgerber u.a. Je ein Schulmeister und ein „Vieharzt“ waren mit dabei.

Als Heimatsorte der Durlacher werden in unserer Liste annähernd fünfzig ausgewiesen. Sie liegen, wie eingangs erwähnt, fast ausschließlich in den ehemaligen Herrschaftsgebieten Rötteln, Badenweiler und Hochberg in der Markgrafschaft Baden-Durlach, im späteren Landkreis Lörrach.

Es wird den Leser vielleicht interessieren, wenn zum Abschluss hier noch einige dieser Orte aufgezählt und in Klammer auch von dort stammende Durlacher Familien genannt werden.

Doch wird darauf hingewiesen, dass vor und nach der hier behandelten Zeitspanne vereinzelt noch zahlreiche Durlacher eingewandert sind, die vielleicht den gleichen Namen führen, aber aus einer anderen Ortschaft stammen.

Hier seien herausgehoben: Ballingen (Flubacher), Britzingen (Barth), Buhlingen (Gestalter), Buggingen (Glaser), Dattingen (Lehmann, Schuhmacher), Fischingen (Zimmermann), Gundelfingen (Baumann), Hügelheim (Herter), Ihringen (Sutter), Müllheim (Breitenstein, Grassel, Salzer, Siegel), Neuenweg (Streit), Rümmingen (Hügel), Schallbach (Dahinten, Grassel), Schallstadt (Bossert) usw.

                                                   ——–  .   ——–

 

 Quellennachweis: Zeitungsartikel aus: „Neuer Weg“ vom 11.03.1978

Für das zur Verfügung gestellte Material danke an Herr Gerhard Wagner.

Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema zu einem späteren Zeitpunkt……

 

“ Die Sonde brennt ! „


Ich Möchte Ihnen in diesem Beitrag ein Ereignis aus dem Jahre 1933, das  in Baassen neben Mediasch stattfand, in Erinnerung bringen.

Vielleicht erinnert sich noch jemand aus der älteren Generation daran. Dieses Ereignis war geraume Zeit Gesprächsstoff auch in Mühlbach.

Hinweis: Um die einzelnen Text-Bilder besser lesen zu können, Doppelklick auf jedes einzelne.

Sonde

 

S1

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Für das zur Verfügung gestellte Material danke an Frau Cornelia Guju.

Im Anschluss Life – Bilder von diesem Ereignis.