24. Sachsentreffen in Mühlbach im Unterwald Siebenbürgen.


Für alle meine Landsleute die nicht dabei sein können, oder konnten, einige Informationen und Bilder von diesem großen Ereignis.

Horst Theil

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 Mühlbach-

 Zum ersten Mal seit 1991, als die jährlichen Sachsentreffen in Rumänien begannen, bereitet sich Mühlbach, das mittelalterliche Städtchen im Unterwald, auf den Ansturm der Gäste aus Rumänien und Deutschland und aller Welt vor. Das 24. Sachsentreffen am 20. September steht unter dem Motto „Wir sind hier“, das ein Stück Selbstbehauptung vermittelt. Die Veranstaltung beginnt wie immer mit dem Festgottesdienst um 10.00 Uhr in der ev. Stadtpfarrkirche. Gleichzeitig eröffnen auch die Handarbeitsstände vor den Mauern um die Kirche. Programme und Abzeichen werden ab 8.30 Uhr vor dem Eingangstor zum Kirchhof verkauft.

Eine Ausstellung entlang der Außenmauern stimmt auf das große Treffen ein. Damit auch die kleinen Gäste gut beschäftigt sind, finden in der „Şcoala 2“ am Piaţa Libertăţii von 10.00-12.00 Uhr Bastelworkshops für Kinder statt.
Nach dem Gottesdienst gibt es Führungen durch die im letzten Jahr im Rahmen des 18-Kirchenburgen-Programms restaurierte Kirche und das Stadtmuseum. Glanzstück ist der wertvollste Hochaltar südöstlich von Wien, der dem bedeutenden Künstler des 16. Jahrhunderts, Veit Stoß dem Jüngeren, zugeschrieben wird. Sehenswert sind auch die gotische Kanzel, der Lettner und der Bußstein aus dem 17. Jahrhundert.
Nach einem Konzert um 12.00 Uhr in der Stadtpfarrkirche beginnen um 13.30 Uhr die festlichen Trachtenumzüge entlang der Hauptstraße, gefolgt von Auftritten der sächsischen Volkstanz- und Gesangsgruppen auf der dort installierten Bühne. Am Nachmittag wird auch das neue Buch „Altstädte, Dörfer und Kirchenburgen – Zeichnungen und Aquarelle aus Siebenbürgen“ des Malers und Zeichners Theo Damm vorgestellt. Der pensionierte Architekt und Denkmalschutzexperte aus Nottuln, der zuletzt als Baureferent bei der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe tätig war, hat sich bereits durch seine Illustrationen im Bildband „Alte Dörfer im Münsterland – Skizzen aus den Baumbergen“ einen Namen gemacht.
Höhepunkt am Nachmittag ist wie immer die Festveranstaltung, die voraussichtlich um 15.00 Uhr im Kulturhaus Lucian Blaga beginnt. Die Festrede hält Benjamin Jósza, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR). Im Anschluss (um 16.00 Uhr) wird die Honterusmedaille an Dr. Paul-Jürgen Porr, den Vorsitzenden des DFDR, verliehen.
Den Besuchern werden geführte Stadtrundgängen geboten, um die Geschichte Mühlbachs zu erkunden. Der Unterwald ist das älteste Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen. In der an der Kreuzung zweier bedeutender Handelswege – von Hermannstadt nach Broos (Orăștie) und von der Walachei über die Berge nach Karlsburg und Klausenburg – gelegenen Stadt erblühten vor allem im 14. Jahrhundert Handel, Handwerk und die schönen Künste.
Für Touristen bietet das Mühlbachtal neben geschichtsträchtigen Stätten eine spektakuläre Hochstraße, die sogenannte Königsstraße oder Transalpina (www.adz.ro/artikel/artikel/auf-der-strasse-des-koenigs). Weitere Ausflugsziele in der Umgebung sind Karlsburg mit seiner gewaltigen, restaurierten Burg im Vauban-Stil oder die Dakerfestungen in der Gegend um Broos, die Teil des UNESCO-Welterbes sind (www.adz.ro/artikel/artikel/das-unesco-welterbe-in-rumaenien). Von der turbulenten Zeit der Türken- und Tatarenüberfälle zeugen die Gräfenburg in Kelling, ebenfalls UNESCO-Welterbe, und die Kirchenburg in Urwegen.

Nina May

Bilder von der evangelischen Stadtpfarrkirche von Mühlbach im Unterwald Siebenbürgen.

Vom 20.09.2014

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Gesamtansicht aus den 40- er Jahren

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Der Turm mit der Veranstaltungsflagge.

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Die Orgel (Rieger)

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Der Altar (Im Vordergrund das Taufbecken)

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 Die Kanzel

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Bild mit Trachtenträger und unseren Repräsentanten der HOG und Verband der Siebenbürger Sachsen.

Foto: Siebenbürger.de

Bilder vom Fest 20.09.2014 Mühlbach

Fotos: Florin Muntean und Dorica Susan

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 Und hier zwei kleine Videoaufnahmen von: Florin Muntean

 Ein Dankeschön an meine rumänischen Freunde für das Bildmaterial!

 

Weinlese am Pripok


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Weinberge in Siebenbürgen

 Ja, die Weinlese. Wer freute sich nicht wenn der Sommer zu Ende ging und die Blätter der Bäume sich zu verfärben begannen. Wenn die ersten Nebelschwaden vom Zeckesch und Bach über die geernteten Felder zogen war die Zeit der Weinlese gekommen. Das war in der Regel von der Ersten Oktoberwoche bis zur Dritten.

Die Weingärten der Mühlbacher befanden sich vorwiegend am Pripok und manche auch auf dem „Roten Berg“. In meiner Kindheit waren diese schon alle verstaatlicht. Die Bauern die die  Weingärten bearbeiteten, bekamen vom „Colectiv“ eine oder zwei Reihen, je nach wie viele Reihen sie bearbeitet hatten zur Lese zugeteilt. Das war der Lohn ihrer Arbeit im Weinberg. In diesen Weingärten wurden Unterschiedliche Traubensorten angebaut.

Einige Sorten:

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 Mädchentraube

 Muskat

 Muskat

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 Riesling

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 Otonel

 Ich hatte auch noch die Gelegenheit bei diesem Ereignis, das von allen ungeduldig erwartet wurde, dabei zu sein. Ein paar Tage zuvor hatte ich mitbekommen dass unsere Milchfrau, eine Bäuerin gegenüber von der Schlachtbrücke von der wir die tägliche Milch bekamen, meine Mutter fragte ob wir auch bei der Lese helfen möchten.

Natürlich sagte sie zu. Als mein Vater von der Arbeit kam berichtete sie ihm dass wir auch zur Weinlese als Helfer eingeladen waren. Das hatte zur Folge dass mein Vater mich nächsten Donnerstag auf den Platz (Wochenmarkt am Holzplatz) mitnahm. Ich musste auch früh aufstehen, was mir aber gar nicht behagte. Aber ich sollte eine Überraschung erleben. Mein Vater nahm das Wagerel (Handwagen, Bollerwagen) und ich durfte darauf mitfahren. Unser erstes Ziel auf dem Platz waren die Getreidestände gegenüber vom Leibli (Tischlerei ehemals Leibli). Nach einigem Hin und Hehr kaufte mein Vater drei Viertel Kukuruz (ein Viertel – Maßeinheit von Getreide). Das war für unser Schwein gedacht und ich durfte auf dem Sack im Wagerel reiten. Danach nahm mich mein Vater an der Hand und wir gingen in  dem Marktgewühl zu einem Verkaufsstand der allerlei Sachen Sensen, Sicheln und Schleifsteine anbot. Zu meiner Überraschung hatte er auch Taschenmesser zu verkaufen, die fein säuberlich nach Größen geordnet da lagen. Das waren, wie um diese Zeit üblich, solche mit dem Griff in Fischform. Mein Vater kaufte ein kleineres dieser Taschenmesser die am Griffende einen Ring hatten. Dieser war für die Kette die gleich mitgekauft wurde um das Taschenmesser am Hosenbund fest zu machen. Mein Vater sagte: „ So, jetzt hast du auch ein „Burikmesser“ das brauchst du wen wir zur Weinlese gehen“. Dann aßen wir noch jeder zwei „Mici“ und nachher ging die Reise wieder nach Hause.

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 Das „Burikmesser“

Foto: Ocazii.ro

An einem der nächsten Morgen war es dann so weit. Ich wurde wieder sehr früh geweckt und nach dem wir uns angezogen und gefrühstückt hatten warteten wir nicht all zu lange und der Bauer kam herein und sagte uns wir sollten auf einen der Zwei Wägen (Gespanne) aufsteigen und wo Platz ist hinsetzen.

Nach der Begrüßung mit der Familie und noch 2 – 3 Helfern fanden wir auch, recht oder schlecht, unser Plätzchen im Wagen und los ging die Fahrt in Richtung Pripok. Als wir von der Altgasse in die Quergasse bogen sah man weiter voraus noch einige Wägen die auch zur Weinlese fuhren.

Wir waren mit Zwei unterwegs wie ich schon vorher erwähnte. Der Eine ein Ochsenwagen auf dem der Große Bottich stand und die Hölzernen Gefäße die man auf den Rücken nahm wie einen Rucksack um die gelesenen Trauben zum Bottich auf dem Wagen zu bringen. Auf diesem saßen auch ein paar Personen.

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Beispiel vom Ochsenwagen mit Bottich

Weinlese in Bussd bei Mühlbach 1930

Bild: Siebenbürgerinstitut.

 

Der andere Wagen war ein Pferdewagen und wurde für den Transport der restlichen Personen und der Verpflegung gebraucht.

Pferdewagen

 Beispielbild

Pferdewagen

 Es ging über die Bahnhofsgasse und am Bahnhof vorbei in die Millennium- Gasse in Richtung Stadtausgang und Pripok weiter. Das letzte Gebäude der Stadt, auf der Rechten Seite war das ehemalige Bindergut mit seinem Herrenhaus das zu dem Zeitpunkt die „Kollektivwirtschaft“ beherbergte. Nach passieren dieser Stelle begann der Weg ziemlich steil bergab zu gehen. Vor uns öffnete sich die Malerische  Zeckesch Ebene mit dem Pripok im Hintergrund.

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 Der Weg zum Pripok über die ehemalige Zeckeschbrücke zu den Weingärten.

 Mittler Weile war die Herbstsonne schon am Himmel und tauchte die noch von Nebelschwaden durchzogene Landschaft in ein gespenstisches weißes Licht. Die Wiesen und Sträucher waren noch nass vom nächtlichen Nebel. Wir näherten uns der Alten Hölzernen Zeckeschbrücke und passierten diese mit rumpelnden Wagenrädern. Nach einer Weile gelangten wir am fuße des Pripok die Einfahrt zum Hohlweg der hinauf zu den Weingärten führte. Dieser hatte steile Wände und sandigen Untergrund und verlangte den Zugtieren alle Kräfte ab. Bei einer Ausfahrt vom Hohlweg im oberen Drittel bogen die Wägen Links ab und wir waren angekommen.

Die Zugtiere wurden ausgespannt und an einer geeigneten Stelle angeleint. Sie bekamen ihr wohlverdientes Futter und konnten ausruhen bis Ende des Tages. Die Wägen brachte man in Position so das sie führ die Heimfahrt nicht mehr gewendet werden mussten. Der Bauer erklärte den Lesehelfern den Ablauf  der Lese, und teilte die Leute ein.

Mittlerweile hatte die Sonne sich durchgesetzt und gab den Blick über das Zeckeschtal bis hin zu den Häusern von Mühlbach frei. Der angenehme Duft der reifen Trauben war allgegenwärtig. Das Gras war auch schon trocken. Die Lesegesellschaft richtete sich einen Picknickplatz am Rande des Weingartens ein, wo man über Mittag essen und ausruhen konnte. Nachher begann das Traubenlesen. Jeder Helfer mit einem Eimer und Taschenmesser oder Gartenschere bewaffnet, begab sich zu einem Abschnitt einer der Beiden Reihen die zum lesen waren und die Arbeit begann.

Zwei der kräftigsten Männer mit dem schweren Holzbehälter auf den Rücken geschnallt, begaben sich zwischen die Leser. Immer wenn ein Eimer voll war wurde dieser in den Behälter gekippt und die Trauben da mit einem Stock, der an der Spitze einige Verzweigungen hatte, zerdrückt. So passten mehrere Eimer Trauben in diesen Behälter hinein. Wenn er voll war wurde er zum Wagen mit dem großen Bottich getragen und über eine kleine Holzleiter in diesen gekippt. Wir Kinder inspizierten erst das Gelände und begannen natürlich erst mit Trauben essen. Dann spielten wir und machten den ganzen Weingarten unsicher. Es wurde mit den neuen Taschenmessern herumgeschnippelt und allerhand Unfug getrieben. Zur Mittagszeit versammelten sich alle Mann am Rastplatz und es wurde ausgiebig gegessen. Nach dem Mittag ging die arbeit und das Spielen weiter. Überall im Weinberg sah man Leute und Wägen. Es wurde auch ab und zu gesungen und getratscht zwischen den Reihen.

Als der Tag sich dem Ende zuneigte waren alle Gefäße voll. Die Körbe mit ganzen Weintrauben auch. Die Gesellschaft bereitete sich auf die Heimfahrt vor, alles wurde auf die Wägen gepackt, die Zugtiere eingespannt und die Heimreise begann. Der Bauer sagte uns dass wir nicht aufsteigen sollten bis wir nicht wieder am Fuße des Pripok waren. Uns Kindern gefiel das gar nicht aber wir sahen bald warum diese Verordnung gut war. Bevor die Wägen den Abschüssigen Hohlweg befuhren wurden die Hinterräder der Wägen mit Ketten die um die Speichen gelegt wurden und am Wagengestell befestigt, blockiert. Und das war gut so den schwer beladen und auf dem Sandigen Untergrund glitten die Wägen wie auf Kufen den Hohlweg hinab. Der Bauer sprach mit ruhiger Stimme auf seine Tiere ein und führte die Gespanne sicher bis runter vom Pripok.  Jetzt durften wieder alle aufsteigen und die langsame Heimfahrt begann. Nach der Zeckeschbrücke, bei der „Hula lui Binder“, erwarteten uns Zigeuner aus der Stadt und bettelten um Trauben. Einige schlugen auch das „Zigeunerrad“ und sangen und tanzten um etwas abzubekommen.

Wieder in der Altgasse angekommen stiegen wir müde und mit einem Eimer Weintrauben als Dank ab und begaben uns nach einem Abendessen zur wohlverdienten Bettruhe.

Diese kleine Erinnerung an die Weinlese in der Heimat ist auch ein Teil meiner Kindheit die ich nicht missen möchte.

 

Horst Theil