Mein Leben in Rumänien – Kapitel 3


Aus dem Buch ” Mein Leben in Rumänien”

von Walter Graef,

herausgegeben von: R. G. Fischer INTERBOOKs

– Drittes Kapitel –

 

Das Obergymnasium in rumänischer Sprache. IX und X Klasse in Mühlbach, XI und XII Klasse  in Karlsburg. (1946 – 1950 )

Das rumänische Obergymnasium hatte nun  seinen Sitz in unserer alten deutschen Schule. Wie auch bis jetzt waren wir Jungen und Mädchen zusammen in der Klasse. Der Direktor Herr Professor Carpinisan war sehr streng, mit ihm hatten wir Latein und rumänisch Die beste Schülerin hatte bei Ihm die Note 7 (Noten von 1 – 10 )Die  meisten mussten sich mit der Note 5 einige mit 6 zufrieden geben .. Hervorheben möchte ich unseren Professor für Mathematik Herren Boris Guzun, ein hervorragender Mensch, leider war die Mathematik für viele nicht das Wunschfach, für mich war er zwar streng aber immer sehr gerecht, hatte bei ihm die Höchstnote 10 .

Als er mich im Sommer des Jahres 1952 auf der Strasse traf und mich fragte was ich studiere , und er erfuhr es sei Chemie, hat er mir eine Standpauke erteilt, ich hätte Mathematik studieren müssen. Mit seinem Sohn Univ. Prof. Basarab Guzun  an der Technischen Hochschule in Bukarest bin ich auch Heute gut befreundet.

Trotzdem ich und Günther Seiche ja deutsche waren, haben wir uns mit unseren Klassenkollegen gut verstanden, es gab keine Differenzen zwischen uns Kindern, diese Freundschaft hat sich mit einigen so vertieft das diese bis zum Lebensende(von Ladaru Dorin und Titus Bogdan ) gehalten hat  und mit anderen weiter besteht, wie, Bota Nicolae , und viele andere .

Als wir einmal einen Schulausflug gemacht haben, hat uns der Direktor Ratschläge gegeben wie wir uns benehmen müssen, und hervorgehoben, geht zu zweit zusammen, aber nicht kommt mir zu dritt zurück.

Der Bruder einer Kollegin, Musiker und Regisseur hat für unsere Klasse einen Sketsch geschrieben, wie die Schüler die Schule und das Leben sehen. Dieser wurde mit viel Erfolg nicht nur in Mühlbach aufgeführt.

Was die Bevölkerung betrifft, hatte diese  viel zu leiden .Der Besitz  der Deutschen wurde enteignet, viele Landsleute wurden eingesperrt. Das Haus meines Großvaters wurde enteignet. Meine  Mutter und wir, drei Kindern, sind im Hinterhof der Familie Löw, in 2 kleinen Zimmern untergekommen.

Das russische Militär hat vieles einfach mitgenommen, auch Rumänen, Kommunisten der ersten Stunde, hat sich der deutschen Bevölkerung gegenüber sehr schlecht benommen. In dem Buch von Herrn Prof. Afrapt (Über das Leiden der deutschen Bevölkerung in den ersten Jahren des Kommunismus) ist alles detailliert geschildert.

Das Jahr 1947 brachte den zweiten großen Umbruch, am 30 Dezember wurde der König Michael der erste gezwungen abzudanken, die Kommunisten hatten sich durchgesetzt. , die Volksrepublik Rumänien wurde ausgerufen.

Das Jahr 1948 hat wieder große Probleme mit sich gebracht. Am 6 März gab es Parlaments Wahlen, die alten bürgerlichen Parteien mussten ja abgelöst werden, die Kommunistische Partei hatte ja natürlich Haushoch gewonnen. Eine neue Regierung hat nun begonnen das Land neu zu organisieren. Die alten Verwaltungs- Kreise wurden aufgelöst, und nun in Regionen und Raionen nach russische Model aufgeteilt Alle Industriebetriebe und Großgrund besitze wurden enteignet  Mühlbach wurde Sitz eines Raion .Durch die Schulreform, wurde das Gymnasium in Mühlbach aufgelöst. Fast alle Absolventen der X Klasse haben sich für die XI Klasse am Gymnasium „Mihai Viteazu“ in Karlsburg (Alba Julia) eingeschrieben, das oben in der Festung seinen Sitz hatte. Gewohnt habe ich im Internat der Schule. Da aus mehreren Städten die Schüler herkamen, waren wir 3 Parallel Klassen nur Jungen, ein Mädchen Gymnasium gab es auch mit 2 Parallel Klassen, mit denen wir aber keinen Kontakt hatten. Wir waren drei deutsche am Obergymnasium, außer mir Günter Seiche und Ortwin Tellmann.

Man merkte sofort der Lehrplan stand unter kommunistischem Einfluss. Wie lernten die Beschlüsse der Parteitage der KPDSU,  von rumänischen Revolutionären wie Dobrogheanu  Gherea, große Dichter wie Lucian Blaga übrigens ein Mühlbacher (Stadt -teil Langendorf) wurden aus dem Lehrplan gestrichen. In Mathematik  hatten wir einen sehr guten Professor, Herr Peribiceanu, wir mussten immer Das „Wörterbuch“ der Mathematik bei uns haben auch bei Prüfungsarbeiten, er sagte Formeln muss man nicht auswendig können, aber ihr müsst wissen wo ihr suchen sollt und diese dann anwenden. Da ich mich für die Real – Abteilung eingeschrieben habe, hatten wir kein Latein mehr, dafür mehr Mathematik, Physik und Chemie. In der XII Klasse sagte uns der Professor für Erdkunde  am ersten Schultag das Thema der Abiturprüfung , ihr bekommt ein  gestempeltes Zeichenblatt , darauf zeichnet ihr die Landkarte Rumäniens , alle Flüsse mit Namen , alle Gebirge und Täler mit der Höhe der Gipfel , alle Pässe die Kreisstädte usw. Mann musste also alles können.

Die Lehrer Am Obergymnasium waren noch solche die zur alten Garde gehörten. Viele kamen aus Blasendorf (das ein hervorragendes Gymnasium hatte das auch 1948 aufgelöst wurde)

Unser Jahrgang, war der Letzte mit XII Klassen, und mit der Abiturprüfung nach altem System, wir wurden in allen Fächern geprüft, kamen in Gruppen von je 5 Schülern vor die Prüfungskommission, die Prüfung dauerte 4 bis 5 Stunden. Die Professoren waren sehr großzügig.

Hier ist noch zu bemerken, das alle Schüler Mitglied der Schülerorganisation Rumäniens wurden UAER, diese ging dann automatisch  in den 50 – er Jahren in die Jugendorganisation der rumänischen Arbeiter Partei  über.

Trotzdem das Lied Gaudeamus Igitur verboten war, marschierten wir alle Absolventen dieses Lied singend zum Mädchengymnasium und feierten zusammen. Unsere Klasse die XII A, organisierte auch ein Bankett, im größtem Lokal der Stadt.

Unsere Professoren, waren hervorragende Pädagogen, sehr zivilisiert,  die uns indirekt zu verstehen gaben, keine Kommunisten zu sein.