Erinnerung an Honig, Schnaps und Wein.


In Mühlbach wurde seit ewigen Zeiten, so wie im ganzen Unterwald in Siebenbürgen, die Tradition der Selbstversorgung aufrechterhalten. Ich möchte aber nur auf die, wie im Titel zu lesen ist, nämlich die Versorgung mit Honig, Schnaps und Wein eingehen, und einige Erinnerungen niederschreiben.

Einen reichen Ort erkannte man unter anderem daran wie viele Weingärten und Obstgärten er besaß. Da konnte Mühlbach in frühen Jahren durchaus mit den Benachbarten Ortschaften mithalten. Die umliegenden Berge so wie der Pripok, der Rote Berg und so weiter, waren zum Grossteil mit Wein- und Obstgärten bedeckt. Dazu kamen noch die Großen Hausgärten, wo fast jeder auch ein paar Reben und Obstbäume angepflanzt hatte ja sogar in den meisten Höfen gab es Reben verschiedenster Sorten.

Was die Honig- Produktion betrifft, wissen wir aus der Geschichte das die schon aus grauer Vorzeit stammt. So auch in Mühlbach. Die hiesigen Imker waren in meiner Kindheit alle als Hobbyimker tätig. Wen man überlegte welch gute Bedingungen für die Imker rund um Mühlbach herrschten, kann man sich denken das es viele an der Zahl waren die diesem Hobby, das auch ein Zubrot war nachgingen. Meine erste Erfahrung mit Bienen machte ich im Elterlichen Hof, wo ein großer Maulbeerbaum mit süßen weisen Maulbeeren stand. Wenn man im Sommer Barfuss durch den Hof ging und aus versehen auf eine Biene im Maulbeer- übersätem Hof trat, so wurde man mit Sicherheit gestochen.

Meiner Oma ihr Schwager hatte auch Bienen. Da sah ich zum ersten Mal von wo die Bienen kamen und wie sie gehalten wurden. Im Hausgarten hatte er ein hölzernes Bienenhaus mit sechs bis acht Bienenstöcke. Da waren sie gut geschützt vor der Winterlichen Kälte. Im Frühjahr und Sommer konnte man eine der Wände hochklappen und so die Vorderseite der Bienenstöcke freigeben.

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 Beispiel eines solchen Bienenhauses.

 In diesem Bienenhaus wurden auch alle Werkzeuge  der Imkerei untergebracht, so wie auch Reserverahmen für die Bienenwaben. Hier wurde so zu sagen eine „Stationäre Bienenzucht“ betrieben. Viele der Hobbyimker begaben sich mit ihren Bienenvölkern auch auf Wanderschaft zu den verschiedenen Blüten so wie: Akazie, Raps oder gingen ins Gebirge um den guten Waldhonig zu produzieren. Der Schwager meiner Oma hieß mit Vornamen Daniel, für mich aber „Onkel Dany“. Also immer wen ich mit meiner Oma bei ihrer Schwester war ging ich in den Garten wo sich das Bienenhaus befand. Onkel Dany befand sich meistens auch im Garten, und fast immer beim Bienenhaus oder saß an dem Gartentisch der sich daneben befand. Und hier erzählte er mir so einiges über Bienen und Imkerei. Im Garten konnte man so gut wie alles finden was man so bei fast allen Leuten in den Gärten fand. Es gab Apfelbäume, Birnenbäume, Zwetschgenbäume, Gemüse und Kräuter. Da jedes Haus einen Eigenen Garten besaß, hatte Mühlbach durch diese einen beträchtlichen Anteil seiner Fläche als Grünland also sprich Vegetation. Dadurch war es möglich dass auch die Imker die mit ihren Bienenvölkern nicht auf Wanderschaft gingen, einen zufrieden stellenden Ertrag an Honig verzeichnen konnten.

Was nicht als Eigenbedarf zurückgehalten wurde verkaufte man an den Wochenmärkten oder an Nachbarn. Obwohl man noch vieles zum Thema Honig sagen könnte, möchte ich jetzt nicht auf näheres eingehen. Ausführlicher kann man alles in der Fachliteratur nachlesen.

 

Betrachten wir nun einen weiteren Bereich der Selbstversorgung, den Schnaps.

In den meisten Ländern Europas, war und ist, das private Schnapsbrennen verboten, so auch in Siebenbürgen. In der Regel musste man laut Gesetz den Schnaps bei einer offiziell anerkannten Schnapsbrennerei herstellen lassen, und der Menge entsprechende Anteile als Entlohnung für die Nutzung des Kessels abgeben. Das war in meiner Kindheit meistens bei der Kollektivwirtschaft.

Die meisten Bürger aber wichen dieser Regelung aus, und jeder der Obstbäume hatte, und dem das Fallobst zu schade war das es kaputt geht, der bastelte oder besorgte sich einen kleinen Schnapskessel.

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 Beispiel eines selbst gebasteltem Schnapskessel

 Mit den erfahrenen, oder vererbten Kenntnissen, war die Schnapsherstellung nicht schwer. Die Voraussetzung war das man im Besitz der nötigen Einrichtung war. Die traditionelle Schnapssorte in Siebenbürgen war die, deren Ursprung das Obst war. In späteren Jahren bastelte ich auch so eine Destille. Ich hatte einen Kupferkessel in dem wir das Futter für die Schweine kochten oder am  Waschtag die weiße Wäsche ausgekocht wurde. Den Deckel fertigte ich aus einer in der Größe passenden Emaillierten Waschschüssel. Ich organisierte ein Daumendickes Kupferrohr und fertigte daraus die Spirale für den Kühlbehälter. Als Kühlbehälter diente ein altes Blechfass. Das „Material“ für die Schnapsherstellung spendeten der Hausgarten und der Hof. So Machte ich jedes Jahr bis 20-30 Liter eigenen Schnaps.

Mit dem Wein verlief es auch ähnlich, die Trauben kamen aus dem Hausgarten und aus dem Hof. Im Hausgarten wurden die Reben meistens am Rande des Grundstückes angebaut. Diese wurden auf Spalier parallel zum zentralen Gartenweg oder entlang des Zaunes zum Nachbargarten gezogen. Edelsorten wurden aus Platzmangel  nicht bevorzugt, hingegen solche Sorten die man in langen Ranken ziehen konnte. Die hatten den Vorteil dass sie mehr Ertrag pro Weinstock lieferten als die Edeltrauben.

In den Höfen wurden die Trauben meistens entlang der Hauswand oder auf ein Gestell das die Form einer Laube hatte gezogen. In meiner Kindheit und auch danach hatten wir auch so ein Plätzchen im Hof wo man an heißen Sommertagen gemütlich im Schatten sitzen konnte. Fast jeder hatte Sommersüber einen Tisch mit Bänken oder Stühlen im Hof. Was auch im Garten der Fall war.  Eine in Mühlbach sehr verbreitete Traubensorte war die Erdbeertraube oder Isabella genannt. Diese Sorte hatte ein besonders gutes Aroma und in der der Reifefase konnte man den angenehmen Duft schon von der Gasse wahrnehmen.

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 Trauben der Sorte Isabella oder  Erdbeertraube

 Bei der Lese wurden die Trauben durch die Mangel gedreht oder per Hand zerdrückt um die Schale der Beeren zu öffnen. Damit der Saft besser austreten konnte. Danach ging es an das keltern. Diese Kelter oder Traubenpressen genannt waren für den Häuslichen Gebrauch natürlich nicht von so großen ausmaßen wie bei den Bauern, da die geerntete Menge nicht so groß war wie bei diesen. Da nicht jeder über so ein Gerät verfügte ging dieses oft leihweise durch die Ganze Nachbarschaft. Es gab aber auch Kelter zu kaufen, diese hatten ein Fassungsvermögen von ungefähr 50 Kg  Trauben.

 Traubenpresse

 Kelter (Traubenpresse)

(Ca. 50 Liter)

 Nach dem Keltern wurde der Most in Fässer oder wie es bei den meisten üblich war in große Glasflaschen von 50 Liter Fassungsvermögen, die in einem Weidenkorb in Heu oder Stroh saßen, gefüllt. Da fand dann der Gärungsprozess statt.

 Krug

 Glasbehälter im Weidenkorb

(50 Liter)

 Da gab es noch in Mühlbach die Tradition der Obstweine. Diese wurden aus verschiedenen Früchten hergestellt so wie Schlehe, Kirsche oder Weichsel. Wir stellten auch jedes Jahr Weiselwein her.

 Weichselbaum

 Weichselbaum (Sauerkirsche)

 

Im Anschluss unser Hausrezept:

Einen Eimer entkernter Weichseln mit c.a. 45 Liter Kochendem Wasser überbrühen und von einem zum anderen Tag ziehen lassen.

Am nächsten Tag das Ganze durch ein Tuch (Tifon) abseihen. (Die Weichseln bekamen die Hühner.)  Den Saft mit c.a. 2 Kg Zucker pro 10 Liter gut verrühren bis der Zucker gelöst ist. Den Saft nachher in die Besagten 50 Literbehälter geben und mit einem Korkstopfen der ein Röhrchen mit einem Schlauch hat verschließen. Das  andere Ende des Schlauches in ein Glas mit Wasser geben um alles Luftdicht abzuschließen. Während dem Gärvorgang steigen in dem Wasserglas Luftblasen auf.

Die weitere Behandlung identisch wie beim Traubenwein. Sehr lecker.

Horst Theil

Noch einiges zur Innenstadt von Mühlbach


Heute noch ein Paar Worte zur Innenstadt von Mühlbach. Obwohl ich schon in einem anderen Beitrag über dieses Thema geschrieben habe, https://coolmann53.wordpress.com/2013/07/18/kleine-beschreibung-der-innenstadt-in-meiner-kindheit/ möchte ich heute noch einige Aspekte hervorheben.

Im vorigen Jahrhundert, war Mühlbach im Grunde genommen da keine Ausnahme gegenüber den Restlichen Siebenbürger Städten. Die Innenstadt war der Ort wo sich das Öffentliche Leben abspielte. In diesem Sinne, waren alle Ämter der Stadtverwaltung, Schule, Kirche, Handwerker, Speiselokale, Wirtshäuser, Übernachtungsmöglichkeiten  und nicht zuletzt die Geschäfte (Läden), mit wenigen Ausnahmen, innerhalb der Stadtmauern zu finden. Der Marktplatz rundete das Bild der Innenstadt ab. Ja was geschah den da so alles? Das Quirlige, pulsierende Leben konnte man um diese Zeit noch miterleben. Ich muss bemerken dass um die Zeit keine, oder ganz wenige Automobile in Mühlbach vorhanden waren. Alle Besorgungen, Behördengänge wurden zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt. Das Einkaufen machte man in den Geschäften der Petrigasse und Siculorumgasse. Da reihte sich Geschäft an Geschäft  Lebensmittel, Stoffe, Eisenwaren, Buchhandlung, Apotheken, Spezereiwaren, und später auch Gemüseläden. Die Handwerker waren auch da vertreten so wie: Schuster, Uhrenmacher, Konditor, Spengler, Schneider und Hutmacher. Die meisten Handwerker hatten, an der Hauptstrasse, auch einen kleinen Laden zwecks Verkauf und Annahme der Bestellungen.

Die Innenstadt war also der Begegnungs- Ort  der Bürger von Mühlbach aller Gesellschaftlichen Schichten. Da konnte man sehen und gesehen werden. Da erfuhr man die letzten Neuigkeiten. Da konnte man sonntags im Schatten der schönen Bäume, die zu beiden Seiten der Strassen waren, spazieren gehen. An den Markttagen konnte man das Treiben der Vielen Marktbesuchern und Verkäufern, die aus der ganzen Gegend an diesen Tagen nach Mühlbach strömten, beobachten und bewundern.

Man begegnete sich beim Einkaufen, später nach dem Krieg an den Schlangen, oder bei jeder Gelegenheit wen man etwas in der Innenstadt zu tun hatte auch beim Sonntagsspaziergang. Man kannte sich einfach.

In meiner Kindheit gab es auch einen Zeitungskiosk, der im Laufe der Zeit mehrmals seinen Standort wechselte. Das war möglich da er aus Metal und Glas bestand, und so als ganze Einheit bewegt werden konnte. Der Grillstand an der Ecke der Sparkasse (CEC), bot Holzfleisch und Mititei (Mici) zum verzehr an. An der Ecke zur Petersdörfer Gasse standen Blumenverkäufer mit frischen Schnittblumen zum verkaufen, alle von privat die sich noch ein Zubrot damit verdienten. An dem Eingang zum Stadtpark und zum Kino standen Verkäufer mit frisch auf Holzkohle gebackenem Popkorn (cocosi) und gesalzenen Kürbiskernen oder Sonnenblumenkernen. An mehreren Stellen konnte man Eis kaufen das an warmen Sommertagen sehr gefragt war. Lose im Umschlag (loz în plic) konnte man überall in der Innenstadt auf der Straße und in Lokalen kaufen. Der Beruf der Friseure war getrennt, zum einen die Damenfriseure zum anderen die Herrenfriseure.

Wir können also feststellen dass die Innenstadt von Mühlbach um diese Zeit ein reges und harmonisches Miteinander seiner Bürger gewährte. Man fühlte sich wohl in dieser Idyllischen Siebenbürgischen Kleinstadt.

Im Anschluss an diese Zeilen, einige Bilder gesammelt von den Mitgliedern der Facebook- Gruppe : Mühlbach – Sebes von der Innenstadt von Mühlbach.

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 Elektromeister Ernst Peppel und Konditorei Otto Sander 1937

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 Lederhandlung Franz Geisberger

 Petrigasse

 Petrigasse (Herrengasse) der 30- er Jahre

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 Petrigasse (Herrengasse) der 30- er Jahre

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Innere Siculorumgasse der 30- er Jahre

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 Konfirmandenzug im Jahre 1931 (Petrigasse)

 

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Innere Siculorumgasse 30- er Jahre

  

Petrigassse

Blick aus dem Tor des Kirchenhofes

  

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Modistin Hermine Fritsch

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 Modegeschäft Rudolf Fritsch

 

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Siculorumgasse 1980

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 Siculorumgasse 1980

Horst Theil