Wer so alles durch die Straßen von Mühlbach zog.


Die Hausierer? Die fliegenden Händler? Die wandernden Handwerker? Oder die Bettler?

Ein wenig von allen. Ja früher konnte man in Mühlbach noch so etwas erleben, das so manche Gestalten durch die Gassen der Stadt zogen. An die sich wahrscheinlich die die meisten erinnern waren die bettelnden Zigeuner. Besonders die Zigeunerfrauen meistens noch ein Kind dabei. Das waren aber keine einheimischen Zigeuner aus Mühlbach sondern meistens von unterschiedlichen Wanderzigeunerstämmen die gelegentlich am Rand von Mühlbach, auf ihrer ständigen Reise durch Siebenbürgen, halt machten. Sie gaben sich auch mit einem Stück Brot zufrieden, nicht bevor sie versuchten auch noch Geld oder andere Sachen zu bekommen. Sie nahmen auch alte Kleider oder Schuhe so wie fast alles das man entbehren konnte und nicht mehr brauchte. Ich erinnere mich als ich Kind war das jedes Jahr vor Weihnachten, in der Zeit des Schweineschlachtens eine alte Zigeunerin zu uns kam um das Schweinehaar abzuholen das übrig blieb nach den Brühen des Schweins in der Molter (bei uns brühte man das Schwein vor dem brennen mit Stroh oder Gasbrenner). Ich wusste nicht was die mit den Schweinehaaren machen wollten, bis mir meine Mutter erklärte das die Zigeuner Bürsten daraus machen.

Der Eisverkäufer Dumitru war selbstverständlich allen in Mühlbach bekannt als er mit seinem Karren im Sommer durch die Straßen zog. Uns Kindern sowieso.

Eine weitere Sensation war es wenn der Scherenschleifer durch die Straßen zog. Ja den hatte ich auch noch erlebt. Seine Schleiferwerkstatt schob er vor sich her unter Form eines Schubkarrens ähnlichen Gefährts. Es war ein Holzkasten der vorn ein Rad hatte und hinten zwei Tragegriffe wie eben ein Schubkarren. Auf der Oberseite des  Holzkastens war die Welle mit dem auswechselbaren Schleifstein. An der Rechten Seite befand sich das Schwungrad und die Tretpedale mit der das Ganze angetrieben wurde. In einem separaten kleineren Kasten hatte er die verschiedenen Schleifsteine und ein wenig Handwerkzeug, das er zur Feinarbeit benötigte. Nach gewissen abständen Schrie er mit lauter Stimme und bot seine Dienste an. Bei dieser Gelegenheit kamen alle Hausfrauen und jeder der etwas schärfen wollte und versammelten sich rings um. Die einen hatten stumpfe Scheren oder Messer die anderen Sicheln oder alles andere was zum schärfen war. Für wenig Geld hatte man so die Gelegenheit sein Werkzeug, Messer oder Scheren wieder scharf zu machen. Das war eine ehrliche Arbeit die mühevoll und schwierig war. Mancher wird sagen dass das einfach war, aber niemand wusste wie viele Stunden der gute Mann seinen Karren schon vor sich her schob und wie viele Schliffe er schon gemacht hatte um sein bescheidenes Täglich Brot zu verdienen.

Ein anderes Mal kamen Löffelverzinner durch die Straßen. Ich will euch erklären was das war. Früher gab es bei den normalen Bürgern Essbesteck das nicht aus Silber oder Edelstahl gefertigt war sondern aus normalem Eisen oder anderen Metallen. Nach vielem gebrauch trotz behandeln mit Scheuersand verlor es die Beschichtung und rostete oder oxidierte immer wieder. Jetzt waren die Dienste der Verzinner gefragt. Wen so einer in der Straße auftauchte und ähnlich dem Scherenschleifer seine Dienste angeboten hatte, kamen viele Hausfrauen mit dem Besteck zu ihm. Das Besteck wurde erst von Hand gesäubert und mit Schmirgelpapier abgerieben. Dann Tauchte er das Besteck in eine Flüssigkeit und nachher in ein Bad mit geschmolzenem Zinn. Nachher sah das Besteck glänzend und wie neu aus, und blieb eine ganze weile so bis die Zinnschicht wieder weg war.

Auch dieses, ein ehrlicher und mühsamer Erwerb des täglichen Brotes.

Ab und zu kam auch einer der Regenschirme reparierte. Er hatte diverse Ersatzteile aus Metal und verschiedene Stoffteile zum flicken der Schirmbespannung. Viele die einen unbrauchbar gewordenen Regenschirm hatten ließen diesen für ein paar Lei reparieren und mussten keinen neuen kaufen.

Es waren auch welche mit Pferd und Wagen die durch die Stadt zogen und Flaschen und Einmachgläser aufkauften. Viele verkauften die leeren Flaschen an diese Leute um nicht selber zu den Annahmestellen zu gehen. Der Preis war einige Bani geringer als bei den Annahmestellen und durch diesen Unterschied verdienten sie ein wenig Geld. Mann muss dazu sagen das diese Aufkäufer die Flaschen auch schmutziger annahmen was die Annahmestellen nicht machten. Das hieß dass die Flaschen auch gesäubert werden mussten, was in der Regel in den Hundserlen am Klosterbach geschah. Ich habe oft gesehen wie das geschah in der Regel dauerte das waschen der Flaschen einen ganzen Tag. Mühevoll und anstrengend auf jeden Fall.

Mühlbach war ein Ort wo fast jeder seinen eigenen Wein machte oder auch oft Schnaps. Ein Krautfass hatte auch jeder Haushalt. Diese gingen manchmal kaputt. Es platzte ein Reif oder eine Dauge musste ersetzt werden. Da keine Fassbinderei mehr um die Zeit in Mühlbach war kamen die Motzen aus dem Erzgebirge zu Hilfe. Mann konnte am Donnerstag am Holzplatz neue kaufen aber der Preis eines neuen Fasses oder Schaffes war wesentlich höher als der der Reparatur. Man konnte die Motzen am Platz mit Ihren Pferdewägen mit Kober und beladen mit Fässern und allem was dazu gehörte sehen. Einige derer zogen durch die Straßen und boten die Reparatur von Fässern und Schäffern an.

 Casa memoriala Avram Iancu - Caruta (Cocie) incarcata cu ciubere pregatita pentru mers in tara

 

Einer dieser Motzenwägen

Bild: casa memoriala Avram Iancu

 Auch nichts Leichtes von Daheim über viele Kilometer durch das Land ziehen und in diesen Wägen tag und Nacht zu hausen und Leben. Dazu noch die Arbeit und Tägliche Verpflegung von Mann und Pferd. Man kann sich ausrechnen mit wie viel Geld die armen Menschen nach langer Zeit wieder Daheim ankamen.

Für all diese Leute die ich ihnen beschrieben habe war es wahrlich nicht Leicht. Sie nahmen es auf sich immer weit von der Familie und Kinder zu sein nur um deren Existenz auf irgendeine Art zu sichern. Und trotz allem waren sie meistens immer guter Dinge und hatten immer ein kleines Späßchen auf Lager.

Wenn Pilze- Zeit war kamen welche aus Rachita oder Umgebung und boten von Haus zu Haus frisch gelesene Pilze zum Kauf an. Wenn keine Pilze waren kamen dieselben Sammler mit Waldfrüchten, wie: Himbeeren, Preiselbeeren, Afine, Coacaza und andere, die sie dann in den Gassen verkauften.

Andere wieder, die Korbflechter die auch aus der Marginime (umliegende Dörfer Richtung Gebirge) kamen, boten auch von Haus zu Haus ihre in Handarbeit gefertigten Körbe aller Formen und Größen, zum Kauf an.

Ab und zu verirrte sich auch ein Weinverkäufer in die Gassen der Stadt.

Und Wahrsagerinnen gab es auch die Unterwegs waren.

Es waren noch andere in Mühlbach unterwegs aber für heute will ich es auf diese belassen. Diese Zeilen sollen uns vor Augen führen das das Leben mancher Leute viel, viel mühsamer und entbehrungsreicher als unseres ist und trotz allem, diese Leute ihr Schicksal so genommen haben wie es kam, aus Verantwortung der Familie gegenüber, und dem lieben Gott dankend für Gesundheit und Schaffenskraft.

Horst Theil

Erinnerung aus dem Täglichen Leben des Durchschnittsbürgers von Mühlbach in der Nachkriegszeit der 60-er Jahre.


Ich werde versuchen, anhand einiger Erinnerungen, ihnen einige Aspekte aus dem Täglichen Kampf ums Überleben zu schildern. Natürlich sind eine oder andere Tatsachen den meisten meines Jahrganges bekannt oder teilweise bekannt.

So wie jeder weiß, um sich eine Existenz zu sichern, muss man arbeiten. Das war auch allen bekannt und jeder versuchte so gut es ging sein Täglich Brot, für sich und seine Familie, zu verdienen. In Mühlbach waren die Bedingungen dieses zu tun nicht so schlecht. Immerhin hatten wir Betriebe und Institutionen wo das möglich war im Ort. Die Strumpffabrik, die Lederfabrik, das Sägewerk und später das Holzverarbeitungskombinat, die Bahn, IRTA, IMTF und nicht zuletzt die Handwerkervereinigung UNIREA. Das sind so die wichtigsten die mir gerade einfallen. Dann bestand noch die Möglichkeit in der Papierfabrik in Petersdorf zu Arbeiten und die Bauern beim Kollektiv oder GOSTAT.

Dann gab es auch Fälle die keine geregelte Arbeit hatten und ihr Brot als Tagelöhner oder Bauhelfer verdienen mussten.  Da in der Regel die Löhne der Arbeiter nicht so hoch waren um das Tägliche Leben zu bestreiten, hatten viele einen Nebenjob würde man heute sagen. Heute im Westen als Schwarzarbeit bezeichnet. Es war eine Parallel- Wirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes. Als Beispiel, wenn jemand ein Haus baute oder das Vorhandene renovierte brauchte er Handwerker wie Maurer oder Dachdecker. Diese bekam er privat oder von der Handwerkergenossenschaft UNIREA. Diese Handwerker ließen den Bauherrn wissen dass sie eine bestimmte Anzahl an Helfern benötigten. Dann musste der Bauherr sich allein um die Organisierung von Tagelöhnern kümmern. Diese bekamen einen Bestimmten Betrag an Bargeld nach privater Vereinbahrung Abends in die Hand gedrückt. Desgleichen musste der Bauherr für Speise und Trank jeden Arbeitstag, der von Früh bis Abends dauerte, sorgen.

Tagelöhner wurden auch bei Arbeiten wie: Mähen, Holzspalten, Garten umgraben oder bei Feldarbeiten und der Gleichen eingesetzt.

Die Fabrikarbeiter hatten viele einen Handwerkerberuf erlernt und übten diesen nach der Arbeit in der Fabrik auf privater Ebene aus. Das alles um die Hauskasse aufzubessern.

Also wir sehen das ohne nebenbei etwas zu tun das Geld meistens nicht bis Monatsende reichte.

Eine andere Möglichkeit an zusätzliches Geld zu kommen war die mit den wieder Verwertbaren Materialien und Gegenständen. Zum Beispiel das Sammeln von leeren Flaschen und Einmachgläsern, die man bei der dafür geschaffenen Annahmestelle für ein Entgelt abgeben konnte.

Eine dieser Abgabestellen befand sich in der „Cariba“- Gasse oder Turnschulgasse. Da wurden die Gläser auf Beschädigungen geprüft und nach Menge bezahlt. Mit Alteisen das man auf der Abgabestelle in der Herrmannstädter Strasse abgab, konnte man auch ein paar Lei verdienen. Für die Tierfelle gab es am Holzplatz die Abgabestelle DAC genannt die sich gegenüber des Eckhauses der Tischlerei Leibli befand und die abgegebenen Felle nach Größe und Qualität bezahlte. Bei dieser Stelle konnte man auch Altpapier abgeben. Man sieht das diese Sachen die Im Westen als Müllabfall oder Schrott bezeichnet werden in Mühlbach schon in diesen Jahren verwertet wurden, und der Erlös  kam dem Sammler direkt zu nutze.

Apropos Müll. Die Müllwirtschaft war in diesen Jahren in Mühlbach noch in den Kinderschuhen. Der Hausmüll wurde zwar abgeholt aber von einem Normalen LKW und zwei Leuten die die ausgestellten mannigfaltigen Behälter auf den offenen LKW kippten. Dieser fuhr dann aus der Stadt in Richtung Daia, wo auf der Rechten Seite eine Spontane und unverwaltete Müllkippe entstand, wo man den LKW willkürlich entleerte. Und das alles Organisiert und Verwaltet von dem Örtlichen Verwaltungsunternehmen  IGCL (früher IGO).

Man muss dazu sagen dass in der gesamten Stadt sehr wenig Müll anfiel.

Der Grund war jener das die Bevölkerung nur das auf den Müll warf das keine Verwendung mehr besaß. Die Küchenabfälle wurden an die Haustiere verfüttert. Die Brennbaren Sachen wurden Verbrannt, meistens beim Kochen des Schweinefutters, so wie zum Beispiel alte Schuhe, Teile aus Gummi oder Plastik und dergleichen. Das galt auch für Gestrüpp aus den Garten oder Reste von Kukuruz Stängeln so wie Heckenschnitt. Die gekauften Gläser und Flaschen wurden nicht weggeworfen. Es gab wenig oder gar keine Verpackungen. Das Speiseöl, der Zucker, die Butter, das Weizen und Kukuruzmehl, der Reis der Gries ja sogar Marmelade wurde an der Theke ausgewogen verkauft. Jede hatte Säckchen und Flaschen die immer wieder beim Großeinkauf benutz wurden.

Also wenig Müll. Der Meiste Müll sammelte sich vom Strassen- und Hofkehren. Eine andere Schwierigkeit war die Beschaffung aus dem Staatshandel der Nahrungsmittel der Baumaterialien und des Brennmateriales für den Winter. Da die Hausgärten nicht immer alles für den Winter hergaben, und das waren viele, musste die Bevölkerung fast immer zukaufen. Das erstreckte sich vom Weißkraut über Kartoffeln für Mensch und Vieh, bis zu den elementarsten Sachen wie Gemüse und Obst so wie Gogosari oder Gurken zum Einlegen für den Winter.

In der Regel waren die Erzeugnisse auf dem Marktplatz immer ein wenig teurer wie in dem  berühmten APROZAR. Aus diesem Grunde bevorzugten die normal Sterblichen die Besorgung dieser Sachen aus dem Staatshandel. Wie man weiß war in diesen Jahren alles  knapp man bekam dieses und jenes nicht oder nur selten. Das führte dazu das jeder sich überall im Handel Beziehungen aufbauen hat müssen um auf irgendeine Weise an das Benötigte zu kommen. Diese Beziehungen baute man sich auf indem man Begann die Verkäufer und Ladenleiter (Gestionari) zu bestechen. Das konnte mit Geld sein, aber auch mit anderen Sachen und Güter die für diese interessant waren. Zum Beispiel Kaffe aus dem Westen oder Zigaretten, wenn möglich KENT die der Renner waren. Oder auch die Beschaffung von Blue Jeans aber dann musste es Lewis Straus sein. Übrigens diese Bestechungen halfen auch bei den Doktoren und im Spital ungemein. Um seine Ziele zu erreichen wurde auch der Warentausch, unabhängig davon dass man das begehrte Produkt bezahlen musste, betrieben.

Dieser Warentausch geschah mit aus den Betrieben abgezweigten Waren, also sprich mit Diebesgut. Man muss das frei heraus sagen. Denn die Not macht erfinderisch. Viele klauten Erzeugnisse des Betriebes wo sie gerade arbeiteten. Diese wurden dann zu Bestechungen oder zum Austausch unter Bekannten oder Freunden, die wiederum an andere Produkte heran kamen, verwendet.

Aber zurück zu der Schwierigkeit etwas aus dem Staatshandel zu erwerben. Ich möchte dazu ein Beispiel schildern. Wie ich schon erwähnte in der Hochsaison Herbst, wo man zu sehen musste alles für den Winter vorzubereiten, war der Einkauf von Kartoffeln auch sehr wichtig.

Da der Informationsaustausch in einer Kleinstadt wie Mühlbach ziemlich gut funktionierte, erfuhr man wann und bei welchem APROZAR man Kartoffeln zu kaufen bekam. So ein Einkauf war immer eine Aktion in sich, bei dem in der Regel die ganze Familie beteiligt war.

Am Stichtag schon Früh morgens begaben wir uns ausgerüstet mit einem Handwagen, genügend Säcke, einer Schaufel und mit viel Geduld bewaffnet, zu dem APROZAR. Da angekommen mussten wir feststellen dass wir nicht die ersten waren. Das Gerücht besagte das die Kartoffeln gegen 10 Uhr ankommen sollten. Wir waren schon um 8 Uhr da und mittlerweile war es schon 11 Uhr und es hatten sich schon 40 – 50 Leute versammelt. Irgendwann nach langer Zeit kam ein Traktor mit Anhänger angefahren der mit Kartoffeln beladen war. Da ging schon der Tumult los. Jeder wollte die beste Position einnehmen um an die begehrten Kartoffeln zu kommen. Der Anhänger wurde nach einigem hin und her einfach ausgekippt und die Leute begannen den Kampf mit dem Füllen der mitgebrachten Säcke. Die Kartoffeln wurden so wie sie waren, verdreckt mit Erde und die meisten beschädigt, mit Händen und den mitgebrachten Schaufeln in die Säcke gefüllt. Jeder soviel wie er nur konnte und die Möglichkeit hatte. Innerhalb von 10 – 15 Minuten war der Anhänger mit Kartoffeln in Säcke gefüllt. Nun standen die Leute Schlange um ihre Säcke wiegen zu lassen und zu bezahlen. Je nach Position in der Schlange dauerte das wiederum fast eine Stunde bis bezahlt und die Säcke auf dem Handkarren verstaut waren. Nach einem langen und ermüdenden Tag ging es Heim mit dem schweren Handwagen. Daheim angekommen mussten die Kartoffeln wieder aus den Säcken ausgelehrt werden und mühsam sortiert werden. Die Guten und großen zum Essen die beschädigten und kleinen als Futter für Schweine oder sonstiges Vieh das die Leute besaßen.

coada la pravalie 1992

Beispielbild: Menschenschlange vor dem Elektrowarengeschäft.

Bild aus einem Video von Eduard Schneider  „Schneiderproduction“ 1992

 

Derselbe Kampf war auch beim Erwerb der anderen Güter und Lebensmittel. Besonders bei Milch, Eier und Fleisch. Egal welche Schicht die Leute am Vortag hatten, sie mussten morgens um Vier aufstehen und Schlange stehen bis 8 Uhr als die Geschäfte öffneten, dabei hatte niemand die Garantie das sie dabei auch etwas kaufen können.

Also sie sehen das es ein schwieriges Leben war. Und trotz allem hatte man sich irgendwie daran gewöhnt und zu der Zeit als selbstverständlich empfunden.

Gott sei Dank, heute gehört das der Vergangenheit an. Der das nicht erlebt hat glaubt es einem nicht das so etwas möglich war.

Horst Theil

Die 4- te A der Grundschule aus Mühlbach


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Die 4- te A im Schulhof.

Im Laufe des Schuljahres 1966 – 1967

 

Liebe Leser!

Jeder von uns erinnert sich manchmal an die Zeit der Schule. Dann kommen Erinnerungen hoch die man aus dieser Zeit schon vergessen glaubte. Mal gute mal weniger gute. Aber ich denke dass man sich im Algemeinen gerne daran erinnert. Eine meiner gewesenen Klassen- Kolleginnen, Erika Szegedi, erinnert sich nach vielen Jahren mit den Folgenden Zeilen an diese Zeit.

 Dankbar

Bin dankbar dass ich den Schritt wagte
und Stayfriends einen Besuch machte.
War dann ganz erstaunt, als ich im Internet sah,
– ein Bild von unserer Abschiedsklasse 4A!

.
Dass Horst den Anfang machte, erfreute mich sehr,
dass einer noch an die Zeiten dachte, umso mehr.
Ich bin die Erika – man wird mich nicht mehr kennen.
Einen Spitznamen hatte ich auch nicht,
nach dem man mich könnt nennen.

.
Im Kindi, das vergesse ich nie,
war ich einmal die Gold Marie.
Beim Spiel…“…fleißige Handwerker sehn…“-
konnte ich gar nicht richtig verstehen,
warum als ich, auf die Bühne durfte,
einen Korb mit Eiern, tragen musste!

.
Ich war immer die Kleinste in der Klasse,
oh Gott, wie ich das heute noch hasse!
In der Schule war ich ziemlich gut,
nur fehlte mir zu oft der Mut.

.
Die Größeren haben mir sehr imponiert,
da hab ich mich auch schön distanziert.
Peter und Ute waren für mich unerreichbar,
weil ihr Elternhaus – „sehr reich“ war.

.
Für Dieter und Werner schwärmten alle Mädchen gerne.
die Andern sah ich immer nur aus der Ferne.
Marianne war meine beste Freundin,
aber die ging leider nach Cluj hin.

.

Mit Seppi fühlte ich mich irgendwie verwand,
er war auch klein – und das verband.
Ada, Hannelore und Rosemarie –
wohnten in der Nähe, drum mochte ich sie.

.
Die Maio war mir zu laut und zu wild;
– so, nun seid ihr Alle im Bild.
Ach! – habe die Maio – A vergessen,
mit ihr bin ich viel am Mühlbach gesessen.
Mit K – Rosemarie war ich in einem Sommer,
in die tabârâ nach Sugag gekommen.

.
Das Leben war hart, ich ging auf anderen Strecken,
muss aber immer mit Wehmut an die schönen Zeiten denken.
Als Herta und auch Pippi-Tante uns ihre Aufmerksamkeit schenkten
und uns mit ruhiger fester Hand durchs Leben lenkten.

.
Manchen Spaziergang zum Pripok,
oder auch zum Detunata-Rock,
ins Herkules Bad, zum Eisernen Tor,
in die Eishölle Scârisoara, viel hatten wir vor.

.
Die Kindheit prägt den Menschen sehr,
das Leben bringt ganz Anderes her.
Nun sitzt man da und denkt zurück,
und lächelt über manches kleine Glück!
Bin unendlich dankbar für meine Kindertage,
die trotz “ Armut “ für mich, die schönsten waren, – ohne Frage.

Aus der Reihe „Erinnerungen“ Anlass – Bild in Stayfriends
20.06 2006 Erika Szegedi geb. Fackner

 

Aus der Zeit vom Umbau der Lederfabrik


Jeder aus Mühlbach kannte die Lederfabrik, egal unter welchem Namen sie betrieben wurde(mehrere Namen im Laufe Ihrer Geschichte). Die folgenden Zeilen werde ich aus meiner Erinnerung niederschreiben.

Es war Anfang der 60-er Jahre als das Gerücht Umzug hielt dass die Lederfabrik umgebaut werden soll. Das gab heftige Diskussionen in der Altgasse da keiner so genau wusste was jetzt eigentlich das Ergebnis sein würde. Man erfuhr nur dass es wahrscheinlich ein komplett neues Gebäude sein sollte. Für uns Kinder bedeutete dass das es in naher Zukunft viel Interessantes zu sehen geben wird. Bei den Erwachsenen war es eher Besorgnis, da viele aus der Altgasse, eben da ihr täglich Brot verdienten.

 

Lederfabrik

Die Lederfabrik vor dem Umbau

(Zeichnung aus dem Gedächtnis)

 

Na ja, irgendwann ging es dann los. Die Abteilungen in den Gebäuden an der Gassenfront wurden nach hinten verlegt, oder in den  anderen Standort in der Postgasse. Das Nachbargebäude dass die Fleischverarbeitung (ehemals Haffner) beherbergte wurde geräumt und die Produktion in das auf der Schlachtbrücke neu errichtete Gebäude verlegt. Der Familie Odorian, die den vorderen Teil des Gebäudes der Fleischverarbeitung bewohnte, wurde irgendwo in Mühlbach eine andere Wohnung zugeteilt. Von dieser Räumung waren die Abteilungen Taschnerei, Zuschnitt der Lederbekleidung, das Werksfeuerwehrhäuschen und wie gesagt das Gelände der Fleischverarbeitung betroffen.

Nach dem dieses alles geschehen war, rückten schon die ersten Baumaschinen und die ersten Bauarbeiter für den Abriss heran. Zwei Bürocontainer für die Bauleitung wurden irgendwo im Innenhof der Fabrik aufgestellt. Wie die Firma hieß die die Arbeiten übernahm kann ich mich nicht mehr erinnern. Auf alle Fälle diese Abrissarbeiten sollten sich über mehrere Wochen hinziehen wie man hinterher feststellen sollte. Die ersten Dächer wurden abgerissen, die ersten Mauern fielen. Die Transportfahrzeuge hatten Mühe den anfallenden Schutt weg zu fahren. Eine permanente Staubwolke beherrschte den Anfang der Altgasse in dieser Zeit. Wir Kinder verbrachten viele Stunden auf der gegenüber liegenden Straßenseite um alles mit zu erleben. Irgendwann war der Abriss vollendet, und eine gähnende Leere machte sich breit, wo einst die Gebäude seit der Gründung des Betriebes standen. Ein ungewohnter Anblick. Jetzt wurden Markierungspfähle in den Boden getrieben, um für die Bagger die auch schon da waren, den Bereich der Grube abzustecken die ausgehoben werden musste. In der Zwischenzeit wurden schon Materialien für den Bau angekarrt. Diese wurden überwiegend auf dem Freien  Platz vor der Schmiede gelagert. Unendliche Fuhren von Mauerziegeln und Betonstahl. Hunderte Kubikmeter Erdreich wurden ausgebaggert und abtransportiert. Die ersten Schalungen wurden errichtet und mit Stahl, der vor Ort von den Stahlbiegern gefertigt wurde, versehen. Die ersten Transporte mit Fertigbeton rückten an und nun begann das Gießen der Ersten Strukturen des zukünftigen Gebäudes. All dieses zog sich über Tage und Wochen hin und alles von uns Kinder mit viel Begeisterung verfolgt.

Es ist völlig klar dass nach dem die Bauarbeiter bei Feierabend die Baustelle verließen, diese unser Spielrevier war. Das sahen unsere Eltern gar nicht gerne und verboten uns auch öfters die Baustelle wegen Verletzungsgefahr zu betreten. Aber man weiß ja wie die Kinder so sind. Wir waren ja auch nur Kinder und reagierten dem entsprechend.

Ich möchte jetzt den Bau nicht mehr ausführlicher beschreiben denn im Großen und Ganzen verlief der so wie alle Baustellen in diesen Jahren in ganz Rumänien.

 

Der Kessel

Was ich noch gut in Erinnerung habe ist folgendes, und zwar die Ausstattung des alten Kesselhauses mit einem größeren Dampfkessel, das auch während des Umbaues geschah.

Eines Tages bekamen wir zu Ohren, das demnächst der neue Dampfkessel am Bahnhof ankommen sollte. Die Altgässler, und nicht nur, wollten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen, und waren neugierig auf die Ankunft bei der Lederfabrik. Dann war es so weit. Der Kessel wurde mit dem Waggon auf ein Abstellgleis zur Entladung geschoben. Man überlegte mit was für einem Fahrzeug der Transport des Kessels vom Bahnhof zur Lederfabrik gemacht werden sollte. Das Dilemma war groß, es fand sich kein Transporter in Mühlbach der diese Ausmaße und Gewicht transportieren konnte. Der Kessel musste aber trotz allem vom Waggon herunter und zur Lederfabrik. Man fand die Lösung den Kessel auf einem aus Holz gefertigten Schlitten mit soliden Stahlbeschlagenen Kufen zu Transportieren. Die Genehmigungen waren damals kein Problem ob wohl man wusste dass der Weg vom Bahnhof quer durch die Stadt führte. Es war auch kein Problem das die Straßen auf der Trasse ruiniert würden. Was sich nachher bestätigte.

Der Kessel wurde mit Zwei Autokränen, der Marke „Steagu Rosu“, mit viel Mühe auf den Besagten Schlitten verladen und die Reise ging los.

Nach mehreren gescheiterten Versuchen den Schlitten mit Hilfe von zwei aneinander gekoppelten LKW zu bewegen, entschloss man sich die Hilfe von Traktoren „UTOS“ (Uzina de tractoare Orasul Stalin) vom „ Gostat“ in Anspruch zu nehmen. ( 6 oder 7 an der Zahl).

Nach einigen Versuchen gelang es den Treck in Bewegung zu setzen. Es ging von dem Bahnhofsgelände über die Bahngasse zur Quergasse in Richtung Lederfabrik. Da diese Gassen um die Zeit noch nicht gepflastert oder irgendwie befestigt waren, kann man sich vorstellen was für Furchen und Beschädigungen, durch das Schleifen dieses enormen Gewichtes und den oft durchdrehenden Räder der Traktoren, entstanden.

Es ging alles ziemlich gut bis über die Kreuzung beim Schmiedzigeuner. Ich muss erwähnen das die Möglichkeit den Kessel, auf normalem Wege über die Vorderseite des Fabrikgeländes bis zum Kesselhaus an der Hinterseite zu transportieren, nicht bestand.

In den voraus gegangenen Tagen, nach Absprachen mit dem rumänischen Pfarrer Opincariu, dessen Hof und Garten an das Fabrikgelände neben dem Mühlkanal grenzte, diesen Weg zu wählen. Also wurde der Schlitten mit dem Kessel bis vor das Gassentor des Herrn Opincariu gezogen. Da musste man den Schlitten um 90° drehen damit er durch den Hof und Garten bis auf das Fabrikgelände vor das Kesselhaus gelangte. Das war äußerst schwierig. Die Traktoren wurden abgekoppelt und im Hof und Garten wieder aufgereiht und am Schlitten befestigt. Nach vielen Stunden gelang die Drehung und nach weiteren Stunden bis in die Nacht hinein die Platzierung vor dem Kesselhaus. Dieses waren die Fakten und Fakt war auch das der Ganze weg bis hierher einem Übungsplatz von Panzern glich. Totale Zerstörung. Wären der ganzen Zeit dieses Transportes war der Weg gesäumt mit Anwohnern und Kinder die alles bestaunten. Man hatte bis dahin so etwas noch nicht gesehen. Mich auch Innbegriffen. Danach folgten viele Tage die Reparatur der Strassen und des Anwesens des Herrn Pfarrer Opincariu. Alles aus den Geldern des Umbaues der Lederfabrik abgedeckt.

 

Die Burg

Eine andere Erinnerung an diese Zeit. Ich habe vorher erwähnt dass die Baumaterialien auf dem Gelände des freien Platzes vor der Schmiede gelagert wurden. Das war auch der Fall von den Mauerziegeln die in einem Quadrat von ungefähr 20 Meter Kantenlänge und etwa 3 Meter hoch gestapelt wurden.

Da wir Kinder des Öfteren  uns da aufhielten um die Arbeiter beim Strecken, Schneiden und Biegen des Stahles für die Schalungen zu beobachten, hatte einer die Idee uns hier zwischen den Ziegeln eine Burg zu bauen.

Eines Tages schlichen wir auf den großen Ziegelhaufen und begannen in der Mitte die Mauerziegeln auszuhöhlen. In einem Quadrat von ungefähr 4 Meter Seitenlänge wurden die Ziegeln bei Seite geräumt und an den Rändern aufgetürmt. Wir stellten fest dass es eine Mühevolle Arbeit war, die sich über mehrere Tage dahin ziehen sollte. Aber gut, wir hatten ja Ferien und somit Zeit genug. Ich weiß nicht mehr nach wie viel Tagen wir ein beachtliches Loch in Mitten des großen Ziegelhaufens, fast bis an den Boden, fertig gekriegt hatten.

Na ja, im Prinzip war da nicht mehr viel zu machen. Also dieses Loch in dem Ziegelhaufen nannten wir „Unsere Burg“. Das Gute daran war dass wir das alles unauffällig hin bekommen hatten und niemand von den Anwohnern oder gar unsere Eltern davon wussten. So wie Zeit und Gelegenheit sich boten, war das unser Treffpunkt und Spielplatz. Jeden Falls dieser Platz war eine Reine Bubensache die Mädels aus unserer Gasse hatten keine Ahnung davon. Wenn man da drinnen war konnte nur der liebe Gott eins sehen. Wir waren schon in dem Alter wo manche schon mal zu Rauchen probiert hatten. Dieses sollte uns in unserer Gruppe bald zum Verhängnis werden.

Es wurden Zigaretten und Zündhölzer, die weit weg von unserer Nachbarschaft gekauft wurden, hier zwischen den Ziegeln versteckt. Des Gleichen auch das Gegenmittel „Mentosane“ wie wir glaubten. Unsere Eltern wussten zwar das wir uns auf diesem Platz gerne herum trieben aber die dachten wegen dem zuschauen bei den Arbeiten zur Vorbereitung der Eisen für den Beton bei der Lederfabrik. Eines Tages kam ich wieder mal spät abends von da nach Hause.

Als ich meinem Vater ins Gesicht sah ahnte ich schon nichts Gutes. Er fragte mich von wo ich den komme. Ich gestand dass ich bei den Schmiedzigeunern mit noch einigen war. Dann fragte er mich frei heraus ob wir da vielleicht geraucht hätten. Ich war perplex. Hatte uns jemand verpfiffen? Er sagte dass  auf dem Heimweg von der Arbeit da vorbei ging und uns nicht da spielen sah. Aber das er etwas anderes gesehen hätte, und zwar eine Rauchfahne über den Ziegeln wie ein Vulkan. Na ja nach einigem Hin und Her gestand ich das Rauchen und kassierte meine Strafe ohne Murren. Eine Tracht Prügel und Hausarrest für eine ganze Woche.

Den Anderen von uns erging es auch so ähnlich. Also unsere Burg brachte auch nicht Schutz so wie wir in uns erhofft hatten. Aber trotz allem, es waren viele Erlebnisse wie dieses zum Beispiel. Heute sag ich aber es war schön und ich möchte diese Momente meiner Kindheit nicht Missen.

Horst Theil

Ereignisse im Laufe der Zeit in der Altgasse


Ich habe schon so einiges über die Altgasse geschrieben. Ich erinnere mich noch so an einige Sachen die ich euch auch erzählen möchte. Wie ihr Mittlerweile wisst habe ich lange Jahre meines Lebens in dieser Gasse verbracht und im Laufe dieser Zeit hat sie mehrere Veränderungen erlebt.
In der Altgasse Standen noch viele alte Durlacher Häuser. Die Strasse war in meiner Kindheit noch so wie in Gründerzeiten, nicht befestigt, keine befestigten Trottoire, keine Kanalisation, kein Wasser, kein Gas. Die Stromleitungen auf Holzmasten gemeinsam mit der Lautsprecherleitung. Die Telefonleitungen auf „Telegrafenmasten“ aus Holz. Jedes Haus hatte einen Brunnen zur Wasserversorgung. Das Abwasser von den wenigen Bädern wurde in Angelegte Sickerbrunnen geleitet um im Erdreich zu versickern. Die Meisten Häuser hatten ein Plumps Kloo das im hinteren Hof oder am Anfang im Hausgarten stand.
Die auf beiden Seiten der Strasse existierenden Metzen mussten von den Bewohnern der Häuser selbst gesäubert und in Standgehalten werden, so wie die Brücken die über diese zu den jeweiligen Gassentoren führten. Wenige dieser Brücken waren aus Zement der überwiegende Teil davon aber aus Holz. Im Sommer erstickte man am Staub den die Autos auf Ihrem Weg zur Schlachtbrücke aufwirbelten, so das man nur selten, und wenn, dann am Abend oder in der Nacht die Fenster geöffnet halten konnte. Dagegen im Herbst und bei heftigem Regen versank man im Morast und Dreck. In den heftigen Wintern war keine Schneeräumung man musste Schneeschaufeln und nicht zu knapp. In manchen Wintern sah man nicht wen auf der anderen Strassen Seite jemand vorbeiging.
Das war so ungefähr der Zustand der Altgasse in meiner Kindheit. Am Anfang der 60- er wurde ausgetrommelt das die Bewohner der Altgasse sich darauf einstellen sollten das die Strasse gepflastert wird, und jeder sich alles für den Winter besorgen solle da eine Durchfahrt ab dem und dem Datum, wegen den Arbeiten, nicht mehr möglich sei.
Das wurde befolgt. Die Leute besorgten sich das Brennmaterial und alles was mit Fahrzeugen transportiert werden musste für den Winter. Wer im Moment kein Geld dafür hatte, lieh sich welches den die Zeit drängte. Eines Morgens kamen Bagger und Kipperfahrzeuge (Basculante) angefahren mit einer Kolonne Straßenarbeiter. Von der Straßedecke wurden ca. 20 cm auf der ganzen Länge abgetragen und weggefahren. Dann rückten die Autos mit gelbem Sand vom Galgenberg an, der auf die ganze Länge der Strasse abgekippt und gleichmäßig verteilt wurde. Mittlerweile war ein ganzer Monat vergangen. Dann kam LKW nach LKW mit Bachsteinen („Katzenköpfe“) die wiederum verteilt wurden. Erst jetzt begannen die Pflasterer mit ihrer Arbeit. Die Randsteine wurden verlegt und gleichzeitig mit dem Pflastern begonnen.
Auf vier Reihen, mit vier Mann, wurde von einem Ende der Strasse begonnen. Das Pflastern mit Bachsteinen war eine ganz andere Arbeit als heute mit genormten Pflastersteinen. Die Steine mussten per Hand ausgewählt, damit sie irgendwie zueinander passten, und dann wiederum in das Sandbett gleichmäßig angepasst und in der angegebenen Höhe gesetzt werden. Hinter jedem Pflasterer war noch ein Arbeiter der mit einem riesigen Stampfer die Steine der gepflasterten Fläche gleichmäßig nieder klopfte so das eine ebene Fläche der Fahrbahn entstand. Dann wurde über die fertige Fahrbahn wieder kräftig gelber Sand vom Galgenberg (Gorgan) verstreut damit der sich gut zwischen die Steine festsetzte. Da dieses alles in Handarbeit geschah, wurden pro Tag nur etwa 10 bis 15 Meter Fahrbahn fertig gestellt. Im Zuge dieser Arbeiten wurde die Mühlgasse gleich mitgepflastert bis zur Alten Post an die Große Kreuzung. So wie die Arbeiten fortschritten begannen die Bewohner die Metzen zu säubern und das Erdreich das von den Arbeiten übrig gelassen wurde zu verteilen und alles wieder in Ordnung zu bringen. Vom Ende der Altgasse und bis zur alten Post dauerten die Arbeiten fast zweieinhalb Monate. Welch ein Segen. Nun waren wenigstens die Staubmenge im Sommer ein bisschen geringer und die tiefen Furchen, wenn es regnete, in der Strasse verschwunden.
Es blieben aber noch immer die Bürgersteige auf denen man im Dreck versank wenn es regnete. Dieses sollte sich noch ein paar Jahre dahin ziehen. Im Jahre 1968 wurde dann gehandelt. Jedes Haus bekam die benötigte Anzahl an Zementsäcken und Schotter vor das Gassentor gesetzt, mit der Verordnung vom Sfat die Betonierung der Bürgersteige selber vorzunehmen. Na ja, wie das so war, begannen manche früher manche Später und so war die Altgasse wieder einmal für längere Zeit Baustelle. Die Leute nahmen das gerne in Kauf weil sie wussten dass jetzt Schluss war mit Dreck und Staub. Manchmal sogar halfen die Nachbarn sich untereinander beim Betonieren da ja nicht jeder wusste wie so etwas gemacht wird. Die Finanziell besser gestellten beauftragten Fachleute für diese Arbeit. Als alles fertig war konnte man deutlich die Unterschiede von den einzelnen Abschnitten beobachten.

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Zwei alte Häuser der Altgasse
nach dem betonieren der Gehsteige.
(Foto: Theobald Streitfeld)

Als nächstes Ereignis wäre zu erwähnen dass in dieser Zeit auch die Stromleitungen in der Altgasse erneuert wurden und das in zwei Etappen. Als erstes wurde neben jeden hölzernen Strommast einer aus Beton gepflanzt. Dann wurden diese mit der gleichen Anzahl Isolatoren bestückt wie die alten. Die dünnen Kupferleitungen (Überbleibsel aus der Zeit als die Netzspannung 110 V betrug) wurden mit dickeren Aluminium Leitern ersetzt. Die ganze Mannschaft vom E-Werk war in diese Umbauten mit eingebunden. Trotz allem dauerte es fast zwei Wochen, mit notdürftiger Stromversorgung, bis alles fertig war. Das Letzte Ereignis über das ich an dieser Stelle schreiben möchte war das Teeren der Fahrbahn. Nach ein Paar Jahren merkte man schon dass das Pflaster anfing dem regen Verkehr der Altgasse Tribut zu zahlen. Also wurde beschlossen die Strasse zu teeren. Die Strassen Kolonne rückte mit einer Uhralten Straßenwalze und mehreren alten „Steagu rosu“ Kippern (Basculante) an. Von wo der Teer gebracht wurde weiß ich nicht mehr, aber die Arbeiten gingen nur ruckweise vornan. Der Grund war das der Teer nur mit 5- Tonern angefahren und alles von Hand verteilt wurde, um nachher mit einem von vier Männern gezogenem Brett nivelliert. Anschließend fuhr die altersschwache Walze alles glatt. Diese Arbeiten, und Gestank natürlich, dauerten auch noch mal fast zwei Wochen.
Das waren so im Großen die Veränderungen die ich so miterlebt habe außer einer wichtigen, der Umbau der Lederfabrik, den ich euch aber ein andermal erzählen werde.

Horst Theil