Ohne Titel


Wenn ein gebürtiger Mühlbacher oder Mühlbacherin, die Jahre oder Jahrzehnte, weit weg von der Heimatstadt leben  hat fast jeder in seinem Leben Momente wo die Gedanken zurück in die Vergangenheit schweifen. Das kommt natürlich ab einem gewissen Alter, wo man manchmal in einer stillen Stunde Bilanz über sein Leben zieht. Ich bin sicher dass es nicht nur Mühlbachern so ergeht sondern allen Siebenbürgern, aber nicht nur denen, sondern allen Menschen die im Laufe ihres Lebens entwurzelt wurden aus welchen Gründen auch immer.  Man sitzt da und die verflossenen Jahre ziehen im Geiste wie ein Film vorbei. Mann erinnert sich an die einzelnen Abschnitte des Lebens und manches mahl auch an ganz bestimmte Einzelheiten die man längst vergessen glaubte. Die Gedanken schweifen zurück in der Zeit bis in die frühe Kindheit. Manchmal kreuz und quer. Bei meinem letzen Besuch in Mühlbach (Dezember 2013), wenn auch nur ein paar Tage hatte ich doch Zeit allein durch die Stadt zu schlendern. Mit jedem Schritt und jedem Ort kamen Erinnerungen hoch. Man sah bekannte Gesichter (wen auch wenige), Die Kirche, den Stadtpark, die Häuser der Innenstadt. Hier ging man abends Spazieren und hat viele Sachen erlebt mit Freunden und Bekannten sich getroffen. Den Weg von zu Hause zum Kindergarten, zur Schule und später zur Arbeit. Den wöchentlichen Markt wo man eins und anderes besorgte, von Lebensmittel bis zum Besen. Plätze und Orte wo man eins und anderes „Organisiert“ hatte, sprich unter der Hand gekauft. Ich ging auch durch die Gassen der Vorstadt die auch mit vielen Erinnerungen verbunden sind. Die Gassen wo ich geboren wurde, wo ich die Kindheit verbracht und später eine Familie gegründet habe. Ich sehe mit dem Geistigen Auge die Freunde und Bekannten dieser Gassen, die Nachbarn. Ich möchte ihnen mit diesen Zeilen nicht eine Nostalgiestunde bereiten sondern einen kleinen Anstoß geben die Erinnerungen wach zu halten und jeder der es kann diese zu Papier zu bringen. Ich kannte Leute, zu denen ich mich auch zähle, die gerne etwas wissen wollten aus der Vergangenheit aber niemand mehr da war den sie fragen konnten. Ich habe diese Erfahrung gemacht beim Zusammentragen von Informationen für diesen Blog und für das geplante Heimatbuch der Stadt Mühlbach. Diese Erinnerungen der Leute stehen in KEINEM Geschichtsbuch geschrieben wo man nachschlagen kann. Das geballte Wissen und die Erinnerungen der einzelnen Bürger sind die wahre Lokalgeschichte eines Ortes. Es gibt so viele Beispiele für diese Tatsache. Ich möchte keine Namen nennen aber Mühlbach hatte immer solche Leute wie Historiker und Chronisten die in einigen ihrer Werke auch über das Tägliche Leben und nicht nur rein Geschichtliches niedergeschrieben haben. An dieser Stelle meinen Dank an diese passionierten Söhne der Stadt. Ob wohl nur eine Handvoll Leute dazu beigetragen haben Beiträge und Aufsätze für das Heimatbuch zu schreiben und einzuschicken, bin ich froh das ein Beträchtliches Volumen an Beiträgen vorhanden sind. Danke an alle und an die HOG Mühlbach die dieses möglich gemacht haben. Ich hoffe das das Buch bis zum nächsten Mühlbacher Treffen in Dinkelsbühl Gedruckt ist und da, von jedem der Interesse hat, gekauft werden kann. Nach dem erscheinen des Buches kann jeder der Spaß am schreiben hat mit mir Kontakt aufnehmen ich bin bereit die Aufsätze und Beiträge auf diesem Blog zu veröffentlichen.

In diesem Sinne verbleibe ich.

Horst Theil 

Die Jugend und ihre Freizeit in Mühlbach Mitte der 60-er 70-er Jahre. (Erinnerungen)


In diesem Beitrag möchte ich ihnen aus Erinnerung schildern was die Jugend so für Beschäftigungen in ihrer Freizeit hatten. Natürlich kann ich nicht alles und vollständig beschreiben aber so einiges an das ich mich erinnere.

Die, die im Übergangsalter vom Kind zum Jugendlichen waren, beschäftigten sich noch am meisten mit dem Spielen. Allerdings formte sich schon in diesem Alter die Neigung in eine bestimmte Richtung der Vorlieben und Begeisterungen. Das war bei den Geschlechtern in unterschiedlichen Richtungen ausgeprägt. Natürlich hatte Das Elternhaus auch einen prägenden Einfuß darauf in welche Richtung es ging. Mann weiß aus Erfahrung, und wie immer wieder bestätigt, dass die Eltern oder ein Elternteil, die unerfüllten eigenen Träume, auf die Kinder projektieren. Was man nicht erreicht hatte sollte das Kind vollbringen.

Ich möchte ihnen jetzt nicht einen philosophischen Vortrag halten und einfach aus meiner Erinnerung schildern was so „Mode“ war in der Zeit meiner Jugend.

Vor den Langen Sommerferien wurden in den Schulen sehr oft jung geschlüpfte Seidenraupen an die Schüler der unteren Klassen verteilt um sie den Sommer über großzuziehen. Das nahmen viele mit Begeisterung an. Die Zucht der Seidenraupen erforderte viel Aufmerksamkeit und Pflege. Man musste als Futter Blätter des Maulbeerbaumes sammeln und darauf achten das sie trocken und sauber waren. Die Seidenraupen wurden in einem Karton gehalten der immer ab und zu sauber gemacht werden musste. Wenn die Seidenraupen gewachsen waren und anfingen einen Kokon zu bilden, in dem sie sich nach und nach einsponnen, war die Zeit überstanden. Jetzt musste man abwarten das der Prozess zu ende ging. Danach sollte man die Kokons mit heißem Wasser überbrühen um die Puppe zu dem die Raupe geworden war abzutöten. Nach dem trocknen wurden die Kokons wieder abgegeben zur Weiterverarbeitung.

Eine andere angesagte Beschäftigung war das Sammeln. Es wurden unterschiedliche Sammlungen angelegt. Eine davon war das sammeln leerer Zigarettenpackungen (meistens nur ausländische). Die wurden sorgsam nach Ländern sortiert und auf einen großen Karton geklebt der an der Wand aufgehängt wurde. Andere wieder stapelten sie in Regalen.

Gesammelt wurden auch leere Bierdosen, Coladosen und überhaupt allerlei Dosen aus dem Ausland. Diese Sammlungen entstanden hauptsächlich aus Gegenständen die nicht im Handel von Mühlbach erhältlich waren und nur gelegentlich von Besuchern aus Deutschland und der ganzen Welt stammten. Das Begehren nämlich auch so etwas zu besitzen das nicht jeder hatte.

Die, die man doppelt hatte wurden mit anderen begeisterten getauscht.

Eine andere Beschäftigung war das sammeln von Briefmarken. Die sortierte man nach Inländischen und Ausländischen. Früher konnte man diese Umschläge weise bei der Post kaufen. Das war immer eine Überraschung den in jedem Umschlag waren andere Briefmarken.  Diese wurden untereinander bewundert und getauscht.

Ein anderes Betätigungsfeld war das Lesen. Nach dem erscheinen der Karl Mai Filme in den Beiden Kinos der Stadt, und ab und zu von Kriminalfilmen, begann auch unter der Jugend die Begierde und das Verlangen mehr zu erfahren. Die beliebteste Lektüre waren die Heftromane. Diese trennte man in 3 Kategorien Liebesromane, Krimiromane und Wildwestromane.

Diese wurden von Verwandten und Bekannten aus Deutschland nach Siebenbürgen geschmuggelt.

Natürlich als Gebrauchtware. Diese Heftromane wurden immer unter Verwandten und Bekannten so wie Freunden zum lesen ausgeliehen. Einzig und allein doppelte getauscht.

Man organisierte auch im Freundeskreis Unterhaltungen (Chef). Der Ort dieser Veranstaltungen hing immer von dem Wohlwollen der Eltern ab. Wenn man die zusage von einen den Eltern im Freundeskreis hatte begannen die Planungen. Man kaufte die Getränke gemeinsam, es wurde die Musik organisiert. Das war auch ein schweres Kapitel den das war damals immer ein Plattenspieler mit Radio. (Viel später dann  mit Kassettenspielern).  Die Platten wurden von allen Beteiligten zusammengetragen. Ein paar Häppchen brachte jeder mit, und so stand der Unterhaltung nichts mehr im Wege.

Im Sommer ging man gemeinsam Baden. Das konnte man um die Zeit am Zeckesch, im Salzbad, am Mühlbach und am Großen Wehr. Das war dann immer wie ein Picknick mit Decke, Luftmatratze Brotzeit und so weiter. Man spielte Ball oder Karten und der Gleichen.

Dadurch das man im Pionierhaus Musikkurse belegen konnte wuchs bei vielen das verlangen das musizieren zu erlernen. Man konnte sich für Mandoline, Gitarre oder Akkordeon entscheiden.

Ich wählte Gitarre. Wir hatten viele Auftritte mit dem von Frau Muntean geb. Krasser geleiteten Pionierhaus Orchester. (Nachher gründeten wir dann unsere eigene Band)

In der fortgeschrittenen Jugend ging man fast jeden Tag aus. (In die Stadt wie die Mühlbacher die außerhalb der Stadtmauern wohnten sagten)

Man traf sich in dem schönen Stadtpark mit dem Teich und der Insel wo man auf einer Bank im Schatten am Wasser beisammen sein konnte. Oder es war das Kaffeehaus, die Konditorei oder Placinterie angesagt. Die Altstadt war Spazier Promenade es ging vom Park bis auf den Kleinen Platz. Wen das Wetter es erlaubte und ein guter Film lief hatte man die Möglichkeit in das wunderbare Gartenkino zu gehen. Dieses befand sich direkt neben der Stadtmauer und war mit bequemen Bänken ausgestattet. Die Vorführungen begannen um 9 Uhr Abends oder um 10 je nach Dunkelheit. Da war es sehr angenehm frische Luft, Eisverkäufer, Brezelverkäufer so wie die beliebten Kürbiskerne oder Sonnenblumenkerne so wie Popkorn (Cocosi) konnte man da verzehren und den Film dabei ansehen. Für die Raucher besonders angenehm, da durfte man auch rauchen.

In Mühlbach konnte man auch Tanzen gehen, zum Teil täglich auf die Insel in den Beliebten Biergarten der mit Orchester ausgestattet war, oder zu den Tanzabenden die wöchentlich Samstags im Saal des „Goldenen Löwen“ stattfanden. (wo ich auch oft mit meiner Band gespielt habe)

Das neu gebaute Kulturhaus bot Kino, Theater oder Konzerte an.

Also alles in allem hatte man viele Möglichkeiten seine Freizeit und Hobbys in Mühlbach zu gestalten. Und die Mühlbacher ins gesamt  nahmen diese Tatsache begeistert an.

Ich habe ihnen jetzt in groben Zügen versucht einen Eindruck von den Gepflogenheiten in der Freizeit meiner Heimatstadt zu vermitteln.

Es wären noch einige Sachen zu erzählen aber das ein Anders mal.

Horst Theil

Anna Müller


Anna Müller

Anna Müller (1900 – 1974)

Anna Müller, geb. Kraft wurde 1900 in Mühlbach geboren. Nach dem Besuch des ev. Kindergartens und der ev. Grundschule, kam sie an das evangelische Mühlbacher Untergymnasium, wo sie das Glück hatte, den bekannten Maler Hermann Meuselbach zum Zeichenlehrer zu haben. Während des II. Weltkriegs heiratete Anna Müller und wohnte zeitweilig in Mühlbach, folgte aber ihrem Ehemann nach Bukarest, wo dieser eine Baufirma betrieb. Im Jahre 1944 kehrt Anna wieder nach Mühlbach zurück und bewohnt dort ihr Haus in der Johannisgasse. Heute beherbergt dieses Haus die Bibliothek des Mühlbacher Gymnasiums „Lucian Blaga“. Nach der Enteignung des Hauses, um 1950, zog sie aus Mühlbach nach Hermannstadt, wo sie noch einige Jahre wohnte, malte und lebte. Danach wanderte sie nach Deutschland aus und verstarb dort im Jahre 1974. Quelle:  Zeitschrift  „Der Unterwald“Nr.2 von 2009 Ihre Lieblingsthemen waren Motive aus ihrer Heimatstadt Mühlbach und Umgebung. Sie malte überwiegend mit Wasserfarben aber auch mit Ölfarben. Ihre Werke sind nicht nur künstlerisch von Bedeutung, sonder stellen auch ein Stück Mühlbacher Zeitgeschichte dar. Ihr besonders Interesse an den Resten des mittelalterlichen Baubestandes in Mühlbach spiegelt sich in ihrem künstlerischen Werk wieder. Ich werde Ihnen im Anschluss einige Bilder Ihrer Werke vorstellen:

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Die ev. Stadtpfarrkirche A.B. in Mühlbach

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Blick vom Friedhof zur Mühlbacher ev. Stadtpfarrkirche

  

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Blick über die Gärten der Mühlbacher Altstadt zur ev. Stadtpfarrkirche 

  

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 Bewohnter Schmiedeturm in der Mariengasse in Mühlbach

  

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Wehrturm im Garten des Meuselbach‘schen Hauses mit kath. Kirche im Hintergrund

 

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Müller’sches Haus (nach der Enteignung als „Pionierhaus“ genutzt)

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Brücke zur Insel im Teich des Stadtparks

 

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Studententurm (vormals Turm der Schneiderzunft)

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 Sachsengasse mit Blick auf die Hinterseite des Zapolyahauses

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Roter Berg Mühlbach

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Blick durch die Eiche am Kirchhof auf den Chor der Stadtpfarrkirche

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Kirchhof mit Blick auf Chor und Haupteingang zum Kirchhof

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Schul- und Kirchhof mit Blick auf Jakobskapelle u. Stadtpfarrkirche

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Blick auf die Festtagsseite des Altars im Chor der Stadtpfarrkirche Mühlbach

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Geflößtes Holz auf dem Mühlbach

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Das Gewesene Nördliche Stadttor (heute Wohnhaus ehemalig Riemner)

Beitrag zusammengestellt von:

Horst Theil

Das „ Sprachrohr“ der Stadtverwaltung


Bis weit in die 50-er Jahre hinein war es schwierig für die Verwaltung der Stadt Beschlüsse und Befehle so wie allgemeine Bekanntmachungen der Bevölkerung nahe zu bringen.

Eine Art dieses zu tun war die Anbringung von Plakaten, gedruckt oder auch Handgeschrieben. Verteilt in der Stadt gab es auch ein paar Wandzeitungen „Gazeta de perete“, das war auch eine Möglichkeit etwas publik zu machen.

Die beste Methode aber war, die aus alten Zeiten beibehaltene, das aussenden des Trommlers.

Ja, der Trommler. Eine alte Art und Weise etwas bekannt zu machen. Früher in  Phantasieuniformen, aber zu der Zeit in normaler Kleidung. Mit der Trommel um den Hals und dem Wisch, auf dem geschrieben stand was bekannt gemacht werden sollte, zog er trommelnd durch Mühlbach. An jeder Straßenkreuzung und alle c.a. 2-300 Meter hielt er an und wartete bis sich genug Leute angesammelt hatten. Der Wisch wurde gezückt und lauthals vorgelesen was zu verkünden war. Nach einigen Trommelwirbeln wurde die Nachricht wiederholt bevor er dann weiter zog. Der Mann war bei der Stadtverwaltung eingestellt und verrichtete auch andere Aufgaben wenn nichts zum bekannt machen da war. Parallel zu dieser Methode wurden auch die Lautsprecher der Stadt eingeführt. Es begann im alten Postgebäude wo in einem Raum eine urige Verstärkeranlage, die noch mit Röhren funktionierte, eingerichtet wurde.

Von dieser wurde das Lautsprechernetz nach und nach in der ganzen Stadt und den umliegenden Dörfern ausgebaut. Diese Leitungen wurden in halber Höhe an den Strommasten auf Isolatoren befestigt und folgten demzufolge dem Stromnetz, das übrigens um diese Zeit eine Netzspannung von 110V hatte.

Mann stellte fest dass es auf diesem Wege einfacher und schneller ging Bekanntmachungen zu machen. Dem zu folge wurde das Austrommeln, Ende der 50-er Anfang der 60-er, eingestellt.

Jeder Haushalt der ein Abonnement machte  bekam ein Endgerät, sprich einen Lautsprecher (Difuzor). In den Zeiten wo nichts bekannt gemacht wurde sendete man das Staatliche Radioprogramm. Nach kurzer Zeit fand man diese Geräte fast in jedem Haushalt in der Stadt und besonders auf den umliegenden Dörfern. Der Grund war das um diese Zeit das Radio noch nicht sehr verbreitet war und viel kostete. So konnte man auch so Nachrichten und Musik hören auch wenn man kein Radio besaß, ja man musste sogar nicht mal einen Stromanschluss haben.

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 Altes Model mit Schieberegler

  

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 Neueres Model mit Drehregler

  

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 Neueres Model (Rückseite)

 

Beitrag von: Horst Theil

Erinnerungen vom Holzplatz


Als erstes möchte ich für die Nicht- Mühlbacher etwas zum Holzplatz sagen. Der heutige Marktplatz in Mühlbach, eingegrenzt von dem evangelischen Friedhof, der Tischlerei ehemals Leibli, der Quergasse und der verbindungs- Gasse zur Mühlgasse, wurde früher als der Markt noch auf dem Rathausplatz abgehalten wurde, zum Holzhandel benutzt. Das ergab sich, da die Firma Leibli, außer der Tischlerei auch Handel mit Bauholz betrieb. Ebenso die Firma Schumann, die an der Ecke zur Quergasse das Wohnhaus mit angeschlossenem Sägewerk mit einer Gattersäge betrieb, und da auch die zu verarbeitenden Baumstämme lagerte. Aus diesen Ergebenheiten wurde dieser riesige Platz von den Mühlbachern „Holzplatz“ genannt. Eine genauere Beschreibung des Holzplatzes habe ich in einem anderen Beitrag gemacht.

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 Der Holzplatz von Nord gesehen.

  

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Teil des Holzplatzes mit Haus Schumann.

 Es ergab sich dass Anfang der 60-er Jahre die Mühlbacher, durch große Plakate die in der ganzen Stadt verteilt waren, darauf aufmerksam gemacht wurden, das ein großes Ereignis bevor stand, und zwar das der Besuch eines großen Zirkus, des weltbekannten Zirkus „ Cratelli“, stattfinden sollte. Jung und alt waren sehr gespannt. Es hieß laut älteren Bürgern das es nur ein Teil von diesem Zirkus sein sollte da der Großteil irgendwann bei einer Überquerung über den Ozean mit Schiffen unter gegangen sein sollte. Das waren die Gerüchte. Nach einigen Tagen begannen die Wagen nach und nach anzurollen einer nach dem anderen. Ich kann mich erinnern dass wir Kinder fast den ganzen Tag zugegen waren um dieses Spektakel zu bestaunen. Mann ging gleich zur Sache, die wagen wurden zu einer Minisiedlung zusammengestellt und es wurden die Bereiche der riesigen Menagerie des Zirkus abgesteckt. Die Tiere hatten Vorrang und mussten versorgt werden. Dieser Zirkus war der größte der je in Mühlbach aufgetreten war. Dementsprechend auch die Vielfalt der Menagerie. Vom Kaninchen bis zum Elefanten war alles zu bestaunen. Der Zirkusdirektor Herr Cratelli, war ständig zwischen den Arbeitern die alles aufbauten, von der Menagerie bis zum riesigen Zelt. Der ganze Holzplatz war belegt. Es blieb nur eine schmale Durchgangsgasse neben der Tischlerei Leibli. Die Menagerie war schon am zweiten Tag zu besichtigen. Ein wahrlich mobiler Zoo. Der Eintrittspreis war 2 Lei für Erwachsene und 1 Lei für Kinder. Die Darbietungen im  Zirkusprogramm waren hervorragend. Von Akrobatik berühmter Gast Artisten und Zirkuseigene über Dressurnummern und Dompteur Nummern einfach alles was dazu gehörte. Der Eintritt war, so viel ich mich erinnern kann, für Kinder 4 Lei und Erwachsene 10 Lei. Der Zirkus gastierte 3-4 Tage in Mühlbach um danach weiter zu ziehen. Dieser Besuch war noch lange Gesprächsthema in Mühlbach. Auf dem Holzplatz waren auch die Jährlichen Ringelspiele angesiedelt die durch die Lande zogen, und immer gut besucht waren. Desgleichen auch Darbietungen von Motorrad- Künstlern auf der „Todeswand“. In den 60-ern war auf dem Holzplatz auch ein präparierter Pottwal zu bestaunen, der auch um diese Zeit den Bürgern Rumäniens vorgeführt wurde.

Beitrag von Horst Theil

Bilder: Horst Theil

Wappen


Liebe Leser. Nach reichhaltigen Beiträgen über die Heimatstadt Mühlbach möchte ich auch etwas über das Symbol unserer Stadt und das Symbol von Siebenbürgen erwähnen. Es gibt sicherlich auch Studien über dieses Thema die eine reichhaltigere Information darüber enthalten, ich möchte aber gerne wenigstens dass dieses auch hier in diesem Blog angesprochen wird. Wenn jemand mehr Wissen zu diesem Thema besitzt und Interesse hat es mich wissen zu lassen, bin ich bereit diesen Beitrag zu ergänzen.

 

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Das Wappen des Fürstentums Siebenbürgen

 „Im Osten des österreichischen Kaiserstaates erhebt sich aus der ungarischen Tiefebene ein freundliches Hochland, gering an Größe, doch reich an Schönheiten und Schätzen der Natur. Sein Flächenraum beträgt wenige mehr als 1100 Geviertmeilen. Im Anschluss an Ungarns nördlichen Bergwall umgeben es von allen Seiten mächtige Gebirgsketten, die Karpaten. Weithin ins Land hinein, siehst Du die Felsenkuppen und Zinnen 7000 Fuß hoch und drüber, den größten Theil des Jahres mit blendendem Schnee bedeckt, in die blauen Lüfte ragen. Nur wenige Pässe öffnen sie, gegen Mittag in das Tiefland der untern Donau, gegen Morgen zu den weiten Slawen Ebenen Russlands, also, daß der Herr selber das Land auf die Grenze abendländisch-europäischer Bildung hingestellt hat zu einer starken Wehr … Von den hohen Grenzgebirgen ausgehend durchziehen meist waldgekrönte Bergreihen das Land nach allen Richtungen. Das Land birgt in überraschender Fülle Salz und kostbare Erze jeder Art, von dem Eisen womit man das Leben schirmt, bis zu dem Gold, das es verdirbt. Zahllose Heilquellen entströmen dem Schoße der Erde; Bäche und Flüsse verschönern und bewässern überall das Land. An sonnigen Berghalden glüht die Rebe und blüht der edle Obstbaum; in den Tälern wogt das Weizenfeld; Wildbrät durchstreift die Wälder; an zahmen Haustieren ist nirgends Mangel. Das ist das Land Siebenbürgen, und wo zum Glück seiner Bewohner Etwas fehlt, da tragen diese meist selber die Schuld.“ 

G. D. Teutsch: Geschichte der Siebenbürger Sachsen. 1. Auflage, Kronstadt 1858, S. 3-4 (Hervorhebungen von Teutsch).

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Wappen der Stadt Mühlbach

(Darstellung als Relief am Oberteil der Küsterwohnung)

Eine andere Darstellung, als Schildwappen in Stuckausführung, befand sich über dem Haupteingang des früheren Gasthofes „Goldener Löwe“. Dieser Gasthof wurde wahrscheinlich nach dem Löwen aus dem Stadtwappen benannt. Nach der umfassenden Sanierung und Umgestaltung des Gebäudes ist dieses Stuckrelief nicht mehr sichtbar. Der Löwe im Stadtwappen war goldfarben (Gelb) auf rotem Hintergrund, gekrönt mit einer goldenen (gelben) dreizackigen Krone (Corona Regis). Diese wiederum symbolisierte den Status das Mühlbach eine freie Königliche Stadt war. Der rote Hintergrund symbolisierte den Mut, die Liebe und Opferbereitschaft so wie die Unabhängigkeit. Das Gold (Gelb) symbolisierte die Kraft und Gerechtigkeit.   

 

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 Wappen der Stadt Mühlbach

(Grafik aus der Zeit von Österreich – Ungarn)

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 Die gleiche Darstellung als Relief in Stein.

(Mit Lateinischem Text)

 

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Das Wappen von Mühlbach (Stuck)

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Aktuelles Wappen der Stadt Mühlbach

(Die Fünfzackige Basteikrone wurde im Jahr 2000 hinzugefügt, und besiegelt den Status eines Munizipiums)

 

Horst Theil

 Bilder: Wikipedia; Radu Heitel, Monumentele medievale din Sebeș-Alba, edit. Meridiane, București, 1964