Die Schottergrube oder „Balta lui Dolfi“


Schottergrube

Die gewesene Schottergrube nördlich von Mühlbach (Polaroidbild Ende der 70-er Jahre)

Die Schottergrube am Nördlichen Stadtrand gelegen, fand ihre Geburtsstunde beim Bau der Eisenbahntrasse Hermannstadt – Unterwinz. Die Strecke wurde am  25 November 1897 fertig gestellt und in Betrieb genommen.  Die Stelle wurde gewählt aus dem einfachen Grund, da sie sich nahe dem Trassenverlauf befand. Der hier vorhandene Schotter, stammt wahrscheinlich daher, das der Mühlbach in seiner Vergangenheit, laut geschichtlichen Aufzeichnungen, sein Bachbett mehrere male geändert hatte angeblich über das ganze Stadtgebiet. Da man für den Bahndamm viel Material benötigte, war sein naher Abbau Ort willkommen. Um diese Zeit gab es noch keine Bagger, daher musste das meiste Material in Handarbeit abgebaut und mit Fuhrwerken an die benötigte Stelle transportiert werden. So entstand bis zur Fertigstellung der Trasse ein beachtliches Loch in der Landschaft. Die Hälfte der Bodenfläche des Grundes war einige Meter tiefer wie der Rest. Diese Hälfte füllte sich nach und nach mit Wasser. Die Ufer der Grube wurden grün und ein kleiner Buschbestand machte sich breit. Von den Ufern ausgehend zur Mitte der Wasserfläche begann der Schilfwuchs so dass nur eine kleine Fläche in der Mitte schilffrei blieb. In diesem Abschnitt machten sich Seerosen breit. Die Fauna blieb auch nicht aus. Verschiedene Wasservögel wie Fischreiher , Wildenten und zeitweise auch Wildgänse die hier Rast machten. Die Unterwasserwelt beherbergte Fische, Wasserkäfer, Blutegel, verschiedene Lurche und Molche. Und natürlich Frösche. Eine Unzahl Frösche die an Sommerabenden ihr Konzert, lauthals bis in die Stadt sendeten. Alles in allem, ein sehr reichhaltiges Biotop das zu erhalten es sinnvoll gewesen wäre. Die Kinder benutzten die Ufer auf der Wasserfreien Seite im Winter um zu Rodeln, da es nahe der Stadt war. Die Fleischverarbeitung im frühen Mühlbach entnahm im Winter das für die Eiskeller benötigte Eis. Das Schilf wurde auch geerntet und Fußabtritte und die beim Verputzen der Decken (Plafon) benötigten Schilfmatten, herzustellen. An den Ufern saßen oft Angler und gingen hier ihrem Steckenpferd nach.  Aber im Laufe der Jahre änderte sich so manches an dieser Idylle. Die Leute aus der Nähe fingen an ihren Müll und Schrott an den Ufern auszukippen. Das inzwischen verstaatlichte Schlachthaus zäunte am Ufer einen Bereich ein und benutzte diese Fläche für die Zwischenlagerung von Schlachttierknochen, bis zum Abtransport von diesen zur Weiterverarbeitung. Und alles offen und unter freiem Himmel. Mann kann sich vorstellen was für ein bestialischer Gestank die vergammelten Knochen verbreiteten. Abgesehen von den Myriaden von Mücken und Schmeißfliegen die da ihr Paradies hatten. Nach 1989 irgendwann rückten die Bulldozer an und die Schottergrube wurde eingeebnet.

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Blick auf die Stelle wo einst die Schottergrube war. 2013

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Die Stelle wo die Schottergrube war. (heute)

Heute liegt die Fläche brach, abgesehen das man bemerken kann das wieder das Erscheinen des Mülls in den Vordergrund rückt. Den Mühlbachern ist die Schottergrube ein Begriff, daher gilt diese Beschreibung denen die sich erst vertraut mit der Stadt Mühlbach machen, oder machen möchten. Die von der rumänischen Bevölkerung benutzte Bezeichnung lautet „Balta lui Dolfi“. Das kam daher dass in dem letzten Haus der Stadt, fast gegenüber der Schottergrube, ein Mann namens Dolfi wohnte der früher mal einen Fiaker besaß und am Marktplatz in der Stadt seine Dienste anbot.

Das war die kleine Geschichte der Schottergrube von Mühlbach.

Horst Theil

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