Die Durlacher in Mühlbach – Teil 3


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DIE

BADEN — DURLACH’SCHEN

DEUTSCHEN IN MÜHLBACH

 

EIN

ANDENKEN

an ihre

am 6. Januar 1843 begangene hundertjährige

Einwanderungsfeier.

 

*

REDE

zur

SECULAR — FEIER

der

BADEN DURLACH’SCHEN

Eingewanderten zu Mühlbach

Am 6. Januar 1843

Hoch zu verehrende Anwesende!

Dieser feierlich festliche Zug, die fromme freudige Rührung, die allgemeine Teilnahme und Ihre uns huldreiche geschenkte „Gegenwart“, sind beweise eines ungewöhnlichen seltenen Tages. Die deutschen Bewohner (es gibt daselbst auch nicht-deutsche Bewohner) der deutschen Vorstadt begehen heute mit Ihrer gewogensten Bewilligung das hundertjährige Jubelfest ihrer Einwanderung und namentlich ihres Einzuges in diese Stadt und in dies Haus. (Sie stiegen zuerst im öffentlichen Stadtwirtshause ab, darum ward auch dies Fest hier gefeiert). Doch befremde es Sie nicht, dass ich, unlängst aus Ihrem Kreise geschieden an diese Feierlichkeit nicht nur herzlich Teil nehme, sondern auch selbst öffentlich auftrete. In der Mitte dieser guten Leute geboren, mit ihren ersten Familien nahe verwandt, wünschen sie, dass ich an diesem festlichen Tag, sie vertrete, und ich fühle mich durch ihr Vertrauen beehrt. Gedankenvoll soll ich mit ihnen den großen Zeitraum eines Jahrhunderts durchgehen, die Geschichte ihrer trüben und heitern Schicksale durchblättern, ihre bösen und guten Tage beleuchten, damit sie ein solches Denkmal ihren würdigen Nachkommen überliefern zu trostreicher Aufmunterung und zu freudiger Erinnerung.

Aus Deutschland, diesem unerschöpflichen Quell einer nach Ost und West, nach Süd und Nord weit in sich verbreiteten Bevölkerung, aus Deutschland, dieser unermüdeten Pflegerin einer fast in alle Weltteile weithin strahlenden Kultur, aus Deutschland stammen auch wir. Den lieblichen Ebenen des Rheins, den malerischen Gegenden des Schwarzwaldes, dem Städte und Dörfer besäten Lande von Freiburg bis Mannheim, das der entzückte Reisende mit recht einen blühenden Garten nennt, dem klassischen Boden des jetzigen Großherzogtums Baden sind unsere Vorfahren entsprossen. Noch zählen wir dort zahlreiche Verwandte, Jünglinge aus unserer Mitte haben sie besucht und gesprochen und noch in der jüngsten Zeit wurden freundliche Briefe gewechselt. Auch sie werden es hören, auch sie sollen es erfahren, dass wir eines feierlichen Tages unseres gemeinsamen Stammlandes mit unvergesslicher Hochachtung, unseres gemeinsamen Blutes mit nie versiegender Liebe gedacht. Doch wie, warum, unsere Vorfahren ihren heimischen Herd, jenes schöne Land verließen, und gerade die entlegenste östliche Provinz des deutschen Kaiserreiches zum Wohnplatz wählten, wo sie  kaum fünfzig Familien dem noch unbebauten Boden ihre notdürftige Erhaltung abringen mussten, darauf ruht ein noch unenthülltes Dunkel. Ob die unaufhörlichen kriegerischen Unruhen, welche nach dreißig Jahren voll Drangsal der ersehnte westfälische Friede kaum beendigt (1618 — 1649 Osnabrück und Münster),durch den unternehmenden König von Frankreich Ludwig den XIV. aber aufs Neue wieder angefacht und bis zum Schluss des siebzehnten Jahrhunderts abwechselnd fortgeführt wurde (1672 — 1697 Friede zu Ryswick) — ob der mit dem neuen Jahrhundert begonnene spanische Erbfolgekrieg( (1700 — 1714 Friede zu Raststadt) der darauf folgende polnische (1733 — 1735 Friede zu Wien) und endlich 1740 der mit weiland Ihrer kaiserlichen Majestät Maria Theresia’s Thronerhebung sich entsponnene österreichische Erbfolgekrieg (1740 — 1748 Friede zu Aachen), – welche alle mehr oder minder empfindliche Deutschlands herrliche Gauen berührten, verheerten und entkräfteten, – ob bei solchen tatsächlichen Zeugnissen Übervölkerung, ob Verschiedenheit der Religion, oder ob Mangel und Armut sie auf den süßen Besitz der Heimat zu verzichten genötigt, ist unentschieden. Wie aber, wenn wir die Ursache ihrer Auswanderung in haltbarer Beweggründen fanden? Denn Feigheit oder Verzweifelung ist dem deutschen Charakter fremd und von Zwang finden wir nirgends eine Spur. In dem selben siebzehnten Jahrhundert aber war auch Siebenbürgen der Schauplatz graulicher Verwüstungen und besonders drückten das Sachsenland die Drangsale jener Zeit. In unserer Umgebung wurden Dörfer entvölkert (Langendorf Reho, Ludosch, Tschapertsch, Kleinpold — Woiwode Michael) und diese Stadt selbst zweimal (1661 Ali Bascha — 1708 Andreas Csaki, Feldherr des franz. Rakotzi) ganz in Asche gelegt. Glücklicherweise ward zu dieser Zeit dem Erlauchten Kaiserhause Österreich gehuldigt. Und wenn das traurige Gemälde des Landes zum hohen Throne gelangte, sollten die Hochgesinnten das Wohl ihrer Reiche und Völker stets bereitwillig fördernden Fürsten nicht auch auf die bedrängten Sachsen ihr huldvolles Augenmerk gerichtet haben? Und wodurch war für ihr wieder empor blühen besser gesorgt, als durch Vermehrung fleißiger Hände, durch Hebung des Ackerbaues und der Industrie, durch Ansiedlung deutscher Colonisten? Worüber uns mündliche Überlieferungen nicht aufzuklären vermag, dass möchte sich aus schriftlichen Dokumenten mit vieler Sicherheit erschließen lassen. Denn nicht nur dass unsere Vorstädter selbst in zwei verschiedenen von einander ganz unabhängingen Abteilungen (1743 und 1770), nicht nur dass inzwischen und nachher (1756 — 1787) aus Östereich, Steiermark und Kärnten zahlreiche Familien nachkamen, dass diese gerade die heimgesuchtesten Orte (Broos, Romos, Deutschpian, Petersdorf, Mühlbach, Großpold, Grossau, Neppendorf) besetzten, welche sie heute noch mit den Urinsassen gemeinschaftlich bewohnen, – sondern auch ein vorliegender Vertrag, den unsere ersten deutschen Ankömmlinge mit dem hiesigen Magistrate geschlossen und verschiedene ihr Wohl bezweckende und begünstigende Hohe und Allerhöchste Decrete (1776 — 1780 Gubl. Decret vom 27 Februar 1798, Hofrescript vom 22 März 1781) beweisen, dass sie von unseren Erlauchten Monarchen gloreichen Andenkens hierher gewünscht, und überall willfährig – Aufgenommen wurden. — Nein geliebte deutsche Brüder! Das Los unserer Vorfahren war kein Spiel des blinden Zufalls, es war ein frei gewähltes, auf feste Verträge, auf heilige Versprechungen, auf vorteilhafte Bedingungen gegründetes, eine glückliche Zukunft vor bedeutendes, ehrendes Loos. Auf solche Verträge gestützt, von solchen Hoffnungen beseelt, wanderten vor siebenhundert Jahren die Flanderer ein und verwandelten durch Ausdauer, deutsche Kunst und Betriebsamkeit die wald- und moorbedeckten Felder in fruchtbare blühende Auen. Und haben wir gleich von unseren Vorfahren keine glänzenden Heldentaten geerbt, hat sich noch Keiner von uns durch eine höhere Kraft, durch einen überstrahlenden Geist hervorgetan, so blieb uns noch das Zeugnis deutscher Treue und Redlichkeit, so bleibt uns doch der Rum deutscher Ehre und Tugend. Zwar stellte sich anfangs ihr Schicksal nicht gleich lohnend und befriedigend dar, mühsam bauten sie ihre Hütten, mühsam zwangen sie dem Boden seine Frucht ab; Arbeit und Anstrengung, die neue Lebensart, das ungewohnte Klima, streckten bald Greise und Kinder, Männer und Jünglinge auf das Krankenlager hin oder in ein frühzeitiges Grab. Entbehrung ihr höchstes Gut, freiwillige Armut ihr einziger Trost, harrten sie mit unerschütterlichem Mute aus und bereiteten uns die freundlicheren Tage, das schönere Glück vor, womit uns die Sonne des neuen Jahrhunderts begrüßt. Sollte euch jetzt noch jener Tausch ungleich dünken? Möchtet ihr jetzt noch euer Schicksal beklagen? — Den deutschen Boden verließet ihr und fandet eine deutsche Heimat wieder — die süßen Ketten der Verwandtschaft löstet ihr und es umschlang euch das Band biederer deutscher Freundschaft hier wieder. Unser Verkehr mit dem großen Mutterlande hat nicht aufgehört. Noch strahlt das erwärmende Licht deutscher Kunst und Wissenschaft zu uns herüber, noch erhalten wir von Deutschlands gesegneten Bildungsstädten deutsche Erleuchtung und Begeisterung, noch umweht uns hier überall ein deutscher Geist, deutsche Kraft und deutsche Humanität. Unter den wohltätigen Anstalten und Einrichtungen dieser Stadt blüht auch unser geistiges und liebliches Wohl, unter dem mächtigen Schutze dieser National-Verfassung und Gesetze werden auch unsere heiligsten Kleinode, Recht und Eigentum, Religion und Sprache bestimmt. Ja, sie haben ihr gegebenes Wort männlich gelöst, unsere hochgeehrten Vorsteher: „Bürger werden bürgerlich gehalten werden!” (12. Punkt des Vertrags) Ihr genießt ja so lange ihr es verdient, allgemeine Wertschätzung, ihr habt das Zutrauen eurer Mitbürger, seit Mitglieder des äußeren Rates und gebt eure Stimme zum öffentlichen Wohl, eure Kinder haben Teil an dem gemeinsamen Gut und ich stände heute in dieser Eigenschaft nicht hier, wenn sie nicht ihr angestammtes Gefühl für gleiche Berechtigung, ihre unparteiische Liebe und Zuneigung uns Allen freisinnig erwiesen. 0 freuet euch deutsche Väter und Mütter! Freuet euch deutsche Jünglinge und Jungfrauen! Wir haben nicht nur was wir besaßen, wir sind nicht nur was wir waren, sondern wir haben und sind weit mehr. Der weise Rat einer gütigen Vorsehung führte uns in dies gesegnete Land und vertraute uns dem Schutze von Brüdern gleichen Stammes, gleichen Geistes und Glaubens. Damit ward unserer Tatkraft ein neues Feld geöffnet, unserem Gefühle ein höherer Schwung verliehen, Unserem Geiste zu Teil, des deutschen Namens würdig zu werden. Ja, segnet ihr Kinder die Asche derer die euch Haus Gut, Sicherheit und Frieden, Ehre und Leben durch ihre freiwillige Aufopferung bereiteten. Euch sei der heutige Tag nicht bloß ein freudiger Erinnerungstag, sondern auch ein ernster Aufmunterungstag zu allem Großen und Guten in dem angetretenen neuen Jahrhundert. – Aber auch Die, geehrte, edle Bürger dieser Stadt! Haben durch die freundliche Aufnahme unserer Vorfahren nicht im mindesten verloren. Ihre Fluren, ihre Gärten ihre Umgebung, ihre Stadt, ihre Verbindungen, ihre Familien hätten ohne sie heute eine ganz andere Gestalt. Durften wir auch nur später dieses Land unser Vaterland, diese Stadt unsere Vaterstadt nennen, so sind wir zwar Nachkommen einer verschiedenen Zeit, aber nicht Nachkommen eines verschiedenen Volkes. Wir sind ihnen ebenbürtig durch Geist und Vernunft, durch den Adel unseres Herzens und unserer Gefühle; auch in unserer Mitte blühen Jünglinge und Jungfrauen deutscher Liebe und deutscher Treuewert. – 0 reichen sie uns denn freundlich die Hand!

Doch sie haben uns ja die teure Bruderhand schon längst gereicht! – So lassen sie uns denn festhalten mit vereinter Kraft an dem dreieinigen Bunde; ein Volk – ein Glaube – ein Vaterland! – und sollten unsere Familien im Lauf der Jahrhunderte verschmelzen, so erbe unsere Nachwelt der Väter höchste Ehre und höchsten Ruhm; – das deutsche Wort – die deutsche Tugend – zum unveräußerlichsten Eigentum.

So stimmt mit ein gesammte Brüder in vereintem Kreise! Heil, dreifach Heil, unserem gemeinsamen Beschützer dem hohen Kaiserhause Österreich!

Mit tiefer Ehrfurcht sei des Hohen Name stets genannt! Hoch lebe unser Landesvater – Kaiser Ferdinand!

So wie das Reformationsfest die Herzen aller evangelischen Christen mit Andacht und Begeisterung erfüllt, so hat das in Mühlbach am 6 Januar 1843 gefeierte deutsche Einwanderungsfest die Herzen aller Abkömmlinge jener Einwanderer entflammt für ihre Nationalität, es hat die alte Liebe und Anhänglichkeit an das Land ihrer Vorfahren aufs Neue befestigt, die, durch ein einziges Jahrhundert noch nur sehr wenig gelöste, wenn auch nur gemütliche Verbindung erneuert und die vielfacher Beziehungen zu ihm wieder klar zum Bewusstsein gebracht.

Hat aber doch das erste Jahrhundert schon, wo die Erzählungen der selbst eingewanderten Väter, die noch frisch im Munde der Kinder leben und sogar die Erzählungen jetzt noch lebender Greise das Andenken an ihr historisches Vaterland lebendig erhalten konnten; hat dieses Jahrhundert schon das gemütliche Band zwischen Deutschland und den hiesigen Deutschen geschwächt: so dürfte das zweite wohl leicht es gänzlich auflösen und alle jene schönen Bilder ihrer Heimat, welche die Väter mit heiliger Glut in die Herzen der Kinder gezeichnet haben, verschwinden.

Dieses nach Kräften zu verhindern, sei der Zweck dieser Blätter, das Band zwischen den hiesigen Deutschen und ihrem Stammlande, wenn auch nicht in der vielfachen Beziehungen, in der Lebendigkeit und Klarheit wie es jetzt noch besteht, fiir immer zu erhalten sei seine Aufgabe.

Ob dieses nun möglich ist, wenn einige leider nur unzulängliche Nachrichten über die von hundert Jahren stattgefundene Einwanderung, wenn eine Schilderung des Einwanderungsfestes hiermit aufbewahrt werden, wird der Erfolg lehren.

Da dieses die Aufgabe dieser Blätter, so ist es klar, dass nicht auf den gewöhnlichen öffentlichen Charakter anderer im Druck erscheinender Schriften Anspruch machen; sie wollen ein Denkmal dieses deutschen Festes, ein Denkmal der Einwanderung sein, für die Abkömmlinge der Eingewanderten. Von diesem Standpunkt aus sind sie entstanden, von diesem aus mögen sie denn auch beurteilt werden.

Herr Rector Olert, welcher vor einigen Jahren über diesen Gegenstand eine Dissertation geschrieben, war sorgefällig einen Auszug aus seiner Arbeit zu diesem Zwecke zu machen.

Dieser und einige Überlieferungen mögen die kurze Geschichte der Einwanderung bilden.

Im Jahre 1714 schreibt Herr Olert, kam vermöge des 4. Punktes im Rastädter Friedensvertrage das Breisgau wieder unter österreichische Schutzhoheit. Bekanntlich ist die Bevölkerung in dem gedachten Lande sehr groß und es ist Niemandem fremd, dass damals Breisgau und die angrenzenden deutschen Provinzen nicht nur zu den Befreiungskriegen Amerikas Truppen, sondern auch Ansiedler schickten. Es ist bekannt, dass selbst Russland seine Steppen mit deutscher Ansiedler zu bevölkern anfingen und deutsche Colonisten sich beinahe durch ganz Europa verbreiteten. Es war demnach nichts natürlicher, als dass die Bewohner dieser übervölkerten Provinzen, wenn Mangeljahre eintraten, sich andere Wohnplätze suchten.

Diese Ursache vorzüglich war es, welche auch die in Mühlbach befindlichen Ansiedler bestimmen mochten, ihr Vaterland zu verlassen. Eine zweite Ursache mag gewesen sein, dass diese der protestantischen Religion eifrig zugetanen Ansiedler ein Land gerne verließen, in welchem Jak. Sigism. Freiherr v. Rheinach, Bischof von Basel, den katholischen Glauben wirksam auszubreiten suchte. Eine dritte Veranlassung lag an der bürgerlichen Einrichtung jener Provinz. Es war nämlich in derselben fester Grundsatz: dass Junggesellen nur Mädchen aus ihrem Dorfe und umgekehrt, heiraten durften. Ereignete sich nun der Fall, dass die Natur sich an solche Einrichtungen nicht kehrte, so blieb dem sich liebenden Paare kein anderes Mittel übrig, als sich an die Haufen der Auswanderer anzuschließen und in fremdem Lande das Ziel seiner Wünsche zu suchen.

Diese sind die Gründe, welche Herr Olert für die Auswanderung der Deutschen anführt.

Allein wenn sie schon nicht hinreichen um die Auswanderung der Deutschen aus ihrem Vaterland zu erklären, so sind noch weit unzulänglicher für ihre Einwanderung nach Siebenbürgen.

Bei dem gänzlichen Mangel an schriftlichen Quellen wäre es unmöglich etwas Gewisses darüber zu sagen, wenn nicht geschichtliche Kombinationen und die mündliche Überlieferung der Einwanderer, die im ersten Jahrhundert noch nicht wesentlich verfälscht sein können, einigen Aufschluss geben würden. Unwarscheinlich wenigstens, ja unmöglich ist es, dass Übervölkerung die Ursache der Auswanderung gewesen sei, weil ein Land, dass über ein Jahrhundert, vom Anfang des dreißigjährigen bis zum Ende des österreichischen Erbfolgekrieges beinahe ununterbrochen, entweder selbst Kriegsschauplatz war, der doch wenigstens von seinen Übeln berührt wurde, gewiss nicht übervölkert sein konnte. Rechnet man nun noch zu den vielen unglücklichen Opfer solcher Kriege die Auswanderer nach Amerika, nach den russischen Steppen, die vielen Soldaten, welche zur Führung jener langwierigen Kriege erforderlich waren und scharenweise aus diesem Lande erpresst wurden; so kann man, glaube ich, mit Sicherheit annehmen, dass jenes Land nicht übervölkert und also nicht Übervölkerung die Veranlassung der Auswanderung war. Eben so wenig mag Religionsverschiedenheit Ursache derselben gewesen sein, denn von Jahren 1740 herwärts finden wir in dem Lande keine Spur von einem solchen Zwang, wenigstens wissen die Einwanderer selbst nichts von Religionszwang. Sie unterscheiden sich dadurch wesentlich von dem 1755 (Neugeb.) später aus Österreich nach Großpold, Grossau und Neppendorf eingewanderten Ansiedler.

Dass endlich die bürgerliche Einrichtung jenes Landes, vermöge welche nur Paare desselben Dorfes einander heiraten durften, sie vermocht habe auszuwandern, ist ganz unwahrscheinlich. Kein Geschichtsschreiber deutet darauf hin, die Eingewanderten im Allgemeinen wissen von einem solchen Gesetz nichts und so mag denn dieses vielleicht in einem einzelnen Dorfe der Fall gewesen sein, gewiss aber sehr wenige Deutsche zur Auswanderung veranlasst haben.

Andere Ursachen müssen sie also dazu gezwungen haben und wir können die wahren nur durch die Kombination jener Zeitverhältnisse mit den Überlieferungen der Einwanderer finden.

Der Krieg, der in seinem Gefolge nicht nur physische sondern auch moralische Übel mit sich führt, hatte in jenem Lande die Kraft der Gesetze zerstört und die gesellschaftlichen Verhältnisse verwirrt. Kein Besitz war sicher kein Recht heilig. Wenn der unermüdete Fleiß der Einwohner die kaum verwüsteten Felder bebaut hatten, wurden sie immer wieder verheert. Wenn der Jüngling sich irgend einem Beruf widmen, oder sogar ein Ehebündnis schließen wollte, so erreichte er nur selten sein ersehntes Ziel, weil es gar oft geschah, dass er aus allen diesen Verhältnissen herausgerissen und zum Kriegsdienste gezwungen wurde. Bald sah man sich unter der Herrschaft dieser, bald jener Macht. Die Nationen (sagt Rottek von d.J. 1721 — 1731) wussten niemals ob sie Freunde oder Feinde ihrer Nachbarn waren, ob sie ihre Wünsche dahin dorthin zu richten hatten; ferner: (über den Zeitraum v. J. 1740 — 1789)die steigende Kühnheit in Verletzung des öffentlichen Rechtes und der öffentlichen Moral bedrohte den gesellschaftlichen Zustand mit unheilbarer Verderbnis und alle Segnungen der Zivilisation, Aufklärung und Humanität erschienen preisgegeben der emporstrebenden Allgewalt der Könige und der Heere.

Eine solche, durch ein ganzes Jahrhundert fortwährende Unsicherheit des Besitzes und Erwerbes, welche noch, wie die deutschen Einwanderer selbst erzählen, durch häufige Überschwemmungen des Rheins vermehrt wurde und endlich die Verletzung des heiligsten Rechtes, des Rechtes der persönlichen Freiheit, jener (von Einwanderern oft erwähnte) rücksichtlose Zwang zum Kriegsdienste, durch welchen nicht selten Familienväter ihren Kindern entrissen wurden, konnte und musste endlich die Kraft und den Muht unserer armen Vorfahren erschöpfen, ihre so oft getäuschte Hoffnung auf eine bessere Zukunft ganz vernichten, sie nötigen ihr schönes Vaterland zu verlassen und in fremdem Lande ihr Glück zu suchen.

So erzählten die Deutschen und die Übereinstimmung ihrer Erzählungen mit der Geschichte gibt ihnen das Zeugnis der Wahrheit. Nicht Übervölkerung, nicht Religionszwang, auch nicht die gedachte Einschränkung bei Heiraten, sondern Armut und Mangel, sowohl von den hundertjährigen kriegerischen Unruhen, als auch von den Überschwemmungen des Rheins herrührend, Kraftlosigkeit der Gesetze und die Folge deren Unsicherheit des Besitzes und persönlicher Freiheit, haben sie vertraut gemacht mit dem Gedanken, ihr Vaterland zu verlassen. Wie sie aber auf den Gedanken gekommen sind, nach Siebenbürgen zu wandern, können wir aus jenen Zeitverhältnissen Deutschlands nicht herleiten.

Siebenbürgen ist für die Deutschen beinahe jetzt noch ein unbekanntes Land und die meisten Nachrichten, die sie von diesem Lande vor nur sehr kurzer Zeit hatten waren dunkel und zum teil sogar fabelhaft. Wie war es also möglich, dass vor hundert Jahren Badische Bauern und Handwerker Glück und Frieden suchen konnten in einem Lande, welches man jetzt noch für eines der ungebildetsten und wildesten Länder Europas hält? Wie war es möglich, dass in einer Zeit, wo alles in Amerika Gold und Schätze zu finden hoffte und Alles dorthin strömte, unser kleines unbedeutendes und damals fast gänzlich unbekanntes Vaterland auch nur die geringste Aufmerksamkeit hätte auf sich ziehen können.

Gewiss muss eine Veranlassung von hier aus gegeben worden sein, deren Spur wir nur durch die Kombination der damaligen Schicksal und Zeitverhältnisse Siebenbürgens mit den Überlieferungen der Einwanderer auffinden können.

Siebenbürgen war in den ältesten Zeiten ein Tummelplatz wilder umherstreifender Horden. Wie eine herrenlose Sache kam es bald in den Besitz dieser, bald jener Völker und trug diesen Charakter bis dass es durch die, von König Geysa II. 1141 einberufenen Deutschen (Sachsen) einen, durch angelegte Städte und feste Plätze hervorgebrachten festen Charakter und inneren Gehalt bekam. Die Sachsen machten es zum Vaterlande und zur bleibenden Heimat seiner Völker und zum sichern Besitztum seiner Regenten.

Dieses sah dann auch der König und verstattete ihnen zum Anerkennung dessen, jene ehrenvolle Inschrift „ Ad retinendam Coronam“ (zur Erhaltung der Krone) sowohl auf der Fahne als auch auf ihrem Nationalsiegel zu führen.

Aber was auch die Sachsen tun mochten, das Land vor Verwüstungen aller Art zu bewahren, so konnten sie es doch nicht schützen vor innerer kriegerischen Unruhen, vor den Gewalttaten der eigenen Könige und Fürsten, vor den Einfällen der Tartaren (1241), der Türken (1493) und anderer Völker. Sie konnten es nicht schützen vor einer 1535 herrschenden Hungersnot und einer 1738 und 1739 ausgebrochenen Pest, welche unzählige Menschen dahinraffte. Selbst das Erlauchte Kaiserhaus Österreich,. an welches Fürst Michael Apafi im Jahre 1696 Siebenbürgen abgetreten, konnte ihnen den Frieden nicht geben; denn gleich zu Anfang des folgenden Jahrhunderts brachen die aufrührerischen Anhänger Rakotzi’s unter dem Namen: „Kuruzen“ aus Ungaren in Siebenbürgen ein, verheerten, sengten und mordeten im ganzen Land herum.

Auch unsere Vaterstadt, welche schon im Jahre 1661 einähnliches Schicksal durch Ali Bascha erfahren, entging ihrer schrecklichen Geißel nicht, die Einwohner mussten sich ihrer Gewalt ergeben, wurden aller ihrer Habseligkeiten, selbst der notdürftigsten Kleider beraubt, auf das schrecklichste misshandelt und nachdem auch die Kirchenkasse geplündert worden, die ganze Stadt in Brand gesteckt. Endlich verzog sich auch dieses Ungewitter und im Jahre 1711 wurde Friede, aber auch im nämlichen Jahrhundert brach unter der Regierung Karls des VI. ein neuer Türkenkrieg los, welcher die Entkräftung des Landes bis an die äußerste Grenze trieb.

Das Land war verwüstet, erschöpft und entvölkert. Wie sehr aber gerade das Sachsenvolk gelitten und wie weit seine Seelenzahl herabgesunken, bewiesen die vielen ganz entvölkerten sächsischen Dörfer, wie Langendorf, Reichau, Ludosch, Tschapertsch etc. und viele Städte und Dörfer, welche nur sehr wenige sächsische Einwohner übrig geblieben waren, wie Broos, Romes, Deutschpian, Petersdorf, Mühlbach, Großpold, Grossau, Neppendorf etc.

Dieses unsägliche Elend sah nun gewiss auch weiland Ihrer Majestät die Kaiserin Maria Theresia und suchte gewiss alle möglichen Mittel auf, einem in jeder Beziehung so wertvollen Land, wie Siebenbürgen, wieder empor zu helfen. Dass die hohe Kaiserin in der treuen Anhänglichkeit der Deutschen in Siebenbürgen an das österreichische Kaiserhaus, in ihrer Industrie und in ihren Charakter überhaupt, die denselben zu Teil gewordene Verleihung der Inschrift: „ Ad retiendam Coronam“ gerechtfertigt gefunden und daher auch selbst auf die Erhaltung des deutschen Elements in Siebenbürgen einen großen Wert gesetzt habe, – dafür sprechen sehr viele ihrer Anordnungen und Rescripta. Ich will nur die einzige Stelle aus dem Rescript vom 8. Juni 1774 Zahl 5347 herausheben, laut welcher als Bedingung zur Aufnahme als sächsischer Bürger festgesetzt wird: _ur Germanicae sit orginis.“ Bei solchen Gesinnungen der erhabenen Monarchie aber ist es ganz folgerecht, dass sie die deutsche Bevölkerung in Siebenbürgen zu vermehren wünschte.

Halten wir also mit diesem zusammen jene Auswanderungsperiode in Baden (welches, wie schon früher gesagt, damals zu Österreich gehörte) durch welche sie viele fleißige Bürger verlor, so können wir mit vielen Recht annehmen, dass gerade Sie, die erhabene Kaiserin, die bedrängten Auswanderer nach Siebenbürgen gewiesen habe. Überdies erzählen die Eingewanderten, es sei ein General, Namens Wurmser, in jenem Lande herumgereist, habe alle zur Auswanderung geneigt aufgefordert, nach Siebenbürgen zu gehen, habe ihnen eine Karte (Bilet) gegeben, vermöge welcher sie Wien zu ihrer Reise den nötigen Beistand und fernere Anweisungen erhalten wurden. Glücklich stimmt mit diesem überein eine zuverlässige Nachricht von Herrn Michael Wellman, Pfarrer zu Reichau, welcher sagt, dass ihm der Sohn jenes erwähnten Wurmser in Wien häufig erzählt habe, sein Vater habe lange im Türkenkrieg mit gefochten, sei bei dieser Gelegenheit viel in Siebenbürgen herumgekommen und habe daher dieses Land oft genau kennen gelernt Ein Umstand welcher darauf hinweist, dass die Regierung nicht nur durch allgemeine Nachrichten, sondern durch seine lebendigen Erzähler noch mehr bewogen, seine bis in’s einzelne gehende Kenntnis benutzt und ihm das Geschäft der Übersiedelung übertragen habe.

Halten wir mit diesem ferner zusammen das Interesse welches die Regierung durch ein Gubemial – Decret vom 27. Februar 1798 und durch ein Hofrescript vom 22. März 1784 und auch anderweitig an den Tag gelegt und endlich den unten folgenden vorteilhaften Vertrag, welchen die Einwanderer mit dem Mühlbächer Magistrat geschlossen, so gewinnt jene Annahme dass die Regierung sie zur Einwanderung nach Siebenbürgen veranlasst habe, eine historische Gewissheit; denn so viel Vorrecht und Freiheiten gewährt man nicht hergelaufenem Gesindel, sondern nur einem Volke, dessen man dringend bedarf und die Deutschen können sich also Schmeicheln, dass auch sie in gewisser Hinsicht „ad retinendam Coronam“ einberufen worden sind.

Schwer genug wahrhaftig und mit Vorsicht sind sie darangegangen, wie aus dem Vertrage zu ersehen ist. Sie waren nicht umherirrende, besitzlose Abenteurer, so wie die Kreuzzüge derer eine Unzahl durch unser Vaterland geführt haben, sondern sie waren freie, fleißige und redliche Bürger und hatten Wohnungen und andere Besitzungen in Deutschland. Dieses erhellt unter andern aus dem Umstande schon, dass sie aus dem Grunde erst am heiligen Dreikönigstage (einer für eine so weite Reise höchst ungünstigen Jahreszeit) in Mühlbach angelangt sind, weil sie dort ihre Felder nicht früher abernten und die Früchte und Besitzungen nicht eher Gelde machen konnten, ferner daraus, dass sie hierher, wenn auch nicht reich, doch auch nicht ganz leeren Händen und einige sogar mit einem für die damalige Zeit ziemlich Wohlstehende gekommen sind. So viel also konnten wir über die Ursachen ihrer Auswanderung auffinden und erschließen.

Ob aber, fahren wir mit Herrn Olert weiter fort, neben den angeführten, noch andere Ursachen die ersten Ansiedler in Mühlbach zur Auswanderung aus ihrem Vaterlande bestimmt haben möchten, ist unbekannt. Gewiss ist nur so viel: dass 1743 — 1745 einige Auswanderer, aus der Umgebung von Baden — Durlach herstammend, in Mühlbach aufgenommen wurden; hier selbst Hofplätze und Feldgünde erhielten, die sogenannte Altvorstädtergasse erbauten und unter eigenen Schultheiss unter Aufsicht eines Magistrats — Inspectors, ihre Angelegenheiten selbst besorgten.

Auf welche Weise dieses geschehen sei und welche Forderungen sie an die hiesige Behörde gestellt haben, darüber gibt der Vertrag Aufschluss.

Copia,

derer, von denen aus der Baden — Durlach’schen Marktgrafschaft herein in Siebenbürgen gekommenen Leute an den hiesigen Magistrat anverlangten Punetorum, nebst der, von gedachtem Magistrat hierauf enthieten Resolution.

 

ANVERLANGEN

1. Vor jeden Hauswirten eine Hofstelle von 40 Schritt in die Breite und in die Länge etwas mehreres zur Stuben; Scheure und Garten, es sei ober- oder unterhalb der Stadt ausgesteckt, jedoch ohne Bezahlung.

2. Jedem Hauswirten zu 20 oder 24 Kübel Getreide auszusäen, Acker anzuweisen, ohne Bezahlung.

3. An Weinfelder, so viel jeder vennag anzuhauen, ohne Bezahlung

4. Wiesen, als ein Erbe eigentümlich und ohne Bezahlung anzuweisen.

5. Waldungen mit den übrigen gesässenen Mühlbächern gemein zu haben.

6. Wenn eine löbliche Stadt soviel möglich hilfreiche Hand zur Bau zu prästieren verspricht.

7. Wenn nun eine merkliche Summe Familien beisammen sein und eine Gasse aufbauen, so soll dahin eben von unsern Leuten ein Schuldtheiss gesetzt werden.

8. Einen Weinschank dahin zu erlauben, welcher der Stadt zu keinem Schaden, sondern dass der Wein jederzeit, so lange in der Stadt und dem Stuhl zu finden sein wird, von dieser abgenommen werden: wogegen denn der Stadt von jedem Fass eine Einlag erfolgen solle.

9. Eine Fleischbank, jedoch der Fleischhackerzunft zu keinem praejudic und Schaden.

10. Sollen auch jedem Hauswirten einige Freijahre versprochen werden.

11. Jedem Hauswirten jährlich seine gewisse k. Contribution — Summe zu bestimmen und uns von denen langherigen Stadtschulden nicht aufzuladen.

12. Unsere gewisse jährliche Stadtdienste in einen Accordsbrief einzusetzen.

13. Bitten vor Jeden einen Ort und Platz in der Kirche anzuweisen, ohne Verdruss und Sauersehn.

RESOLUTION

1. Wird bewilliget.

2. Auch noch mehreres, wenn selbige fleißig sein wollen.

3. Wird bewilligt neben derer übrigen Bürger und Inwohner Weingarten.

4. Wird auf jede Hofstelle, soviel als andere Bürger haben bewilligt.

5. Wird bewilliget.

6. Wenn der Magistrat erfahren wird dass sie fleißig bauen, so wird man diesesfals mehr halten, als versprechen.

7. Wird bewilliget.

8. Wird wie anderen Bürgern bewilligt und zwei Jahre keine Einlag vor die Stadt verlanget; unter welcher Zeit der Nutzen vom Weinschank zu ihrem gemeinschaftlichen Nutzen soll verwendet werden.

9. Wird bewilliget.

10. Welcher aus dem Grunde baut, soll 5 Jahre von allen Abgaben und Lasten frei sein, welcher sich aber nach wertlossenen Freijahren an einem anderen Ort begeben wird, soll vor jedes Jahr 2o fl. erlegen.

11. Es wird jährlich eine gewisse erträgliche Contributions Summe bestimmt werden, welche der Schultheiss nebst verordneten Aeltesten, unter Aufsicht eines Inspectors von dem Magistrate unter sich gewissenhaft aufteilen und sodann der Schultheiss solches nach und nach ersequiren und zur Cassa zu bringen haben wird, überdies werden selbige mit keinem Aufladen aggravirt werden.

12. Bürger werden bürgerlich gehalten werden.

13. Wird bewilliget.

 

Alles dieses wird denen Supplicanten zur künftigen Sicherheit und Festhaltung unterordentlicher Unterschrift und Petschaft extradirt.

Sign. Müllenbach, den 12 August 1748

/L.S./  Ex. Comissione Magistratus extrad Andreas Weither Juratus Senator et Notarius.

 

Das diese Copia mit ihrem wahren Original von Wort zu Wort in allen Punkten und Clauseln übereinstimme, attestiert hiemit.

Müllenbach, den 10. Januar 1749.

Martin Brandschod m.p. R. Sedis judex et SeniorMagistratus.

Im Jahre 1770 kam, vielleicht durch Verbindungen mit den hier früher angesiedelten Durlacher, die größte, teils aber, weil eine Teuerung in Breisgau entstanden war und Maria Theresia, um keinen ihrer Untertanen zu verlieren, durch ihren damals zu Offenburg residierenden commandirenden Generalen Ried bedeuten ließ, dass sie bereit sei in Ungaren und Siebenbürgen die zur Auswanderung geneigten Breisgauer aufzunehmen, eine bedeutende Anzahl derer den Schwarzwald, die Gegend von Altenhaim, Loor und Strassburg bewohnenden Insassen in Mühlbach an. Hier wurden diese Ankömmlinge für die ersten Tage, teils in dem städtischen Wirtshause, teils in den sächsischen Bürgerhäusern untergebracht. Am 31 August 1770 melden dieselben Magistrate ihre Ankunft und bitten förmlich um völlige Aufnahme. Sie selbst nennen sich bei dieser Gelegenheit aus Breisgau herstammend. Unter den Ankömmlingen befanden sich einige Professionisten und viele Feldbauer, welche zum Teil die Neugasse bei Mühlbach erbauten, zum Teil sich auf die angrenzenden Ortschaften Petersdorf und Deutschpian begaben. In Mühlbach siedelten sich an, 49 Familien, worunter sich ein Fassbinder, ein Bartscherer, zwei Tischler, ein Schuster, ein Gärtner, zwei Schneider, ein Zimmermann, drei Leinweber, 31 Feldbauern und sechs Witwen befanden und 89 Kinder hatten. Diese Ankömmlinge nannten sich: Sebastian Führer, Michael Mimicus, Johann Spengler, Adam Herrenknecht, Ursula Hirsterin, Jakob Herrenknecht sen., Johann Urban, Diebold Schalk, Elisabetha Fischer, Math. Birkel, Michael Bernhardt, Georg Fery, Anna Maria Neffin, Margaretha Kleiberin, Johann Luchs, Magdalena Melcherin, Georg Ezier, Magdalena Walterin, Anna Kejrmannin, Johann Bechtold, Sebastian Urban, Johann Tescher, Johann Stadel jun., Katharina Lazerin, Georg Buchsbaum, Georg Schwam, David Tescher, Johann Möckli, J. Georg Breitenstein, Jeremias Haller, Peter Lau, Jakob Scholl, Diebold Lutz, Johann Walther jun., Jakob Herrenknecht jun., Kreminger, Diebold Sutter, Andreas Maurer, Johann Fraenk, Jakob Wollenber, Johann Heitz, Jakob Hertenstein, Gottlieb Staedel, Adam Poppel, Christ. Sütterle, Christ. Fraenk, Andreas Ezier, Andreas Herrenknecht, Diebold Fraenk, Andreas Fogel, Georg Kaltenbach, Georg Fraenk, Georg Sensenbrenner, Michael Zimmermann, Andreas Gruninger, Friederich Walther, Matthias Schwarzwalder, Conrad Maier, Nicolaus Wurth, Johann Eziegler, Andreas Fröer, Georg Walther, Andresa Stolz, Johann Georg Ritter vidua, Valentin Mild, Matth. Licht vidua, Simon Schwarzwalder, Jakob Fröer, Johann Georg Haass, Jakob Eziegler, Theobald Mild, Sebastian Urban, Joseph Baumann, Khristian Kleiber, Nicolaus Bigard, Friedrich Schultz.

Gleich nach der Ankunft dieser Transmigranten hat sich der hiesige Magistrat vielfach mit der zweckmäßigen Unterbringungen derselben beschäftigt und am 21. und 22. April 1771 ihretwegen auch eine neue Einteilung des Hatterts vorgenommen. Zu Wohnplätzen wurden denselben die vorhin den Altgässern assignirt gewesenen Hanfländer angewiesen und außer den Hausteilungen ein vor der deutschen Vorstadt gelegener Terrain, welcher gegenwärtig zum Kartoffelbau benutzt wird, zum Anbau des Hanfes und Flachses überlassen. Ebenso ward denselben frei gestellt, aus ihrer Mitte sich einen Vorstand zu wählen, welchen sie mit dem Namen eines Vogtes bezeichneten.

Nicht minder erlaubte man denselben bei Teilungsverhandlungen ihre beiden Geschworenen zuzuziehen und die Steuern und Abgaben durch ihren Vogt einzusammeln.

Nicht geringer war der Anteil, den höhere Landesstellen an dem Schicksal und Wohle dieser Transmigranten nahmen; sowohl der Comes Nationis als auch die k. hohe Landesstelle ließen sich öfters von der Lage und dem Zuwachse derselben unterrichten und trafen zu ihrem Wohle die zweckmäßigsten Verfügungen; ja, es wurde sogar, um die möglichst treue und richtige Kenntnis von ihrem Zustande zu erhalten, eine besondere Guberinal-Commission aufgestellt, welche sich mit dem Magistrate in Verbindung setzte und die Angelegenheiten der Transmigranten mit besonderer Umsicht prüfte und vorstellte.

Außerdem ward ein besonderer lnspector aus der Mitte des Magistrates ernannt, welcher sich mit ihrer Angelegenheit und Wünsche vorzugsweise zu beschäftigen und ihre Versammlungen,  Teilungen, Wahlen u.s.w. beizuwohnen hatte.

Erst nach mehreren Jahren aber hatte der Magistrat und die Bürgerschaft die Breisgauer Ankömmlinge des Bürgerrechtes für würdig erachtet und am 11 Januar 1783 die Taxe festgesetzt, welche der das Bürgerrecht ansprechende Ansiedler zu zahlen hatte. Demnach zahlte ein ausländischer Durlacher

ohne Profession 2 fl.- kr

mit Profession 3 fl. — kr

ein Eingeborener ohne Profession – fl. 50 kr.

ein Eingeborener mit Prosession 1 fl. 40 kr.

In den Bürgerstand aufgenommen, wünschten die Selben auch in die Communität gezogen zu werden. Ihre Bitte wurde in Mühlbach nicht begünstigt und sie waren sich dieses Wunsches wegen an die k .hohe Landesstelle, welche denselben am 27. Februar 1798 resolvierte; dass sie, wenn sie sich dazu qualifiziert haben würden, in die Stadt-Communität aufgenommen werden sollten. So ward denselben der Weg eröffnet an der öffentlichen Verwaltung Teil zu nehmen und den städtischen Einwohnern gleich gestellt zu sein. In der Folge sind auch, so wie gegenwärtig, mehrere deutsche Vorstädter dem Mittel der Communität einverleibt worden.

Eben so wünschten diese Einwanderer bei ihrer vermehrten Anzahl eine besondere Schule zu haben, zumal da die Entfernung von der städtischen Schule und der bis dahin durch Moräste oft verdorbene Fußsteig der Kinder wegen solches anriet. Zu diesem Ende verkaufte der Altgässer Vorstädter Jeremias Haller sein Haus den gesamten Einwohnern für 180 ungarische Gulden und bekleidete auch die erste Schulmeisterstelle. Den tätigsten Eifer dabei bewies der damalige Vogt Johann Möckli und die Geschworenen Georg Breitenstein und David Teschen.

Der Schullehrer erhielt aus der Kirchenkassa 6 Kübel Korn und 12 ungarische Gulden.

Am 13 Januar 1787 wird durch das Local Consistorium der Schullohn auf 16 Rfl.40 kr. erhöht. Den 13. Iunius 1789 garantierte das Local Consistorium die Umzäumung des Schulgartens und Hofes aus der Städtischen Waldung. In der Folge ward der Gehalt erhöht auf 75 Rfl., seit 1824 auf 100 Rfl. Und seit 1830 auf 300 Rfl. Da diese Schule blos zu einer Trivialschule dienen soll, so besuchten diejenigen Kinder, welche einen erweiterten Unterricht wünschen, die innere städtische Schule.

So weit Herrn Olerts Nachrichten, wofür wir gleich hier unsern innigsten Dank abstatten.

Schließlich noch folgende Bemerkungen. Weil die Deutschen mit Hab und Gut, Weibern und Kindern hergewandert sind, so ist es klar, dass sie (nach ihrer Erzählung) am leichtesten und billigsten zu Schiffe auf der Donau bis Pest und nur dort zu Lande gereist sind. Hier angekommen, mochten sie wohl darauf sehen, ihre Wohnplätze an einer stark befahrenen Straße zu erhalten, um ihre Produkte leichter absetzen zu können. Darum mögen sie auch die erste Gasse (Altgasse) gerade an die damalige Klausenburger Landstraße gebaut haben, vielleicht auch, weil die Nähe des Mühlbaches und ihrer Felder sie dazu bestimmt haben; denn sonst zeichnet sich der Platz durch Nichts aus. (Jetzt führt die Klausenburger Chaussee nicht mehr durch diese Gasse, wodurch sie viel verloren hat und den Deutschen es wünschenswert macht, sich in der Stadt anzukaufen). Das sie im Anfang wenig vertrauen auf die Einwohner Mühlbachs gehabt haben, geht aus dem Vertrage hervor, in welchen sie sich eine eigene Schule, eine eigene Fleischbank, ja sogar bestimmte Plätze in der Kirche ausbedingen. Vielleicht haben falsche Nachrichten von unserem Vaterlande ihnen ein solches Misstrauen eingeflößt, vielleicht auch die Verschiedenheit der Sprachen. Gewiss ist wenigstens, dass sie sich im Anfange ungern mit den Ureinwohnern dieser Stadt vermengt haben und lieber einen abgeschlossenen Teil bilden wollten. Sie wurden dazu noch mehr veranlasst durch das oft unfreundliche Begegnen der sächsischen Bürger, welche es vielleicht ungern sahen, dass der löbliche Magistrat fremde Ansiedler so sehr begünstigte oder welchen vielleicht die Sitten, Eigentümlichkeiten und die Sprache der Fremdlinge anstößig waren. Lange Zeit herrschte unter ihnen eine Spannung und das Wort „Durlacher“ wurde und wird heute noch, doch nur von ungebildeten und rohen Menschen im Sinne einer Schmähung gebraucht. Indessen hat die Zeit das Schroffe, Hervorstehende beider Teile abgeschliffen und gemildert. Vor 20 Jahren schon und vielleicht noch drüber, fingen die deutschen Vorstädter an, ihre Kinder in die städtische Schule zu schicken und traten dadurch und durch häufige gemischte Ehen (D.H. wo ein Deutscher eine Sächsin heiratete), mit den Sachsen in so nahe Verbindungen dass jene frühere Verschiedenheit nur noch sehr wenig zu erkennen ist. Der mit dem Schweizerischen sehr nahe Dialekt der eingewanderten wird jetzt nur von alten Personen untereinander geredet und an die Stelle desselben ist entweder die sächsische oder eine der Wiener ähnliche Mundart getreten. Was früher Möckli, Füstli (Füschtli) ausgesprochen wurde, heißt nun Möckel, Feistel. Nach 40 Jahren findet man von diesem Dialekt gewiss keine Spur. Auch in Hinsicht der Lebensart nähern sie sich immer mehr und mehr den eingeborenen Sachsen, doch findet man noch Speisen, Hausgeräte und andere Einrichtungen, die deutschen Ursprungs sind. Was ihnen aber geblieben und wollte Gott, immer bleiben möge, ist der deutsche Fleiß und deutsche Betriebsamkeit, unwandelbare Religiosität und Reslichkeit, deutsche Liebe zum Guten und Schönen und endlich die teure deutsche Muttersprache.

Und nun endlich schreiten wir, mit fast gänzlicher Beibehaltung des im Satelliten Nr.5. (1843) gegebenen Berichtes dessen treue Schilderung das unsichere Gedächtnis vor Irrtum zu bewahren am geeignetesten ist, zur Beschreibung der Secularfeier.

Der heilige Dreikönigtag, an welchem1743 den Überlieferungen der Deutschen zu Folge, die ersten Familien derselben in Mühlbach eingetroffen sind, wurde zur Feier des Einwanderungsfestes bestimmt.

Der vorausgegangenen Verabredung gemäß, hatten gegen Abend der Magistrat, die Herren

Geistlichen, die Stadt Communität und Alles, was Teil nehmen mochte, im Rathaus sich

versammelt. Gegen 6 Uhr kamen die Abkömmlinge jener Eingewanderten mit Windlichtern

versehen und mit Musik in die Stadt. Vor dem Rathaus hielt der Zug und abgeführt von einem

ihrer Ältesten, dem Leinwebermeister Jakob Feistel, erschienen dieselben im Ratszimmer, wo

diese vor der höchst zahlreichen Versammlung mit seltener Unbefangenheit und mit

überraschendem Ausdruck folgende, von ihm selbst verfasste Rede hielt.

Löblicher Magistrat!

„Nicht Stolz und Hochmut, viel weniger Wohllust (der Sprecher hat mit diesem Worte die Lust zu üppigen Gastmählen bezeichnen wollen) oder Wohlhabenheit hat uns bewogen, diesen heutigen Tag feierlich zu begehen; nein, dies ist der Grund nicht; sondern Liebe und das Andenken unserer geliebten Väter und Großväter, welche vor hundert Jahren ihr geliebtes deutsches Vaterland verlassen und nach unserem lieben Siebenbürgen eingewandert sind, hat uns Veranlassung gegeben, diesen heutigen Tag als ein Freudenfest zu betrachten: denn gerade heute zählen wir hundert Jahre, dass unsere Väter und Großväter den Grund unserer geliebten Stadt Mühlbach zum ersten mal betraten, in welcher nicht nur sie sondern auch wir, ihre Nachkommen bis nach hundert Jahren ruhig und zufrieden in ihren Hütten und Häusern wohnten. Wir danken daher unserm Gott und Allerhöchst Seiner Majestät dem Kaiser, der uns nicht nur in ein gutes Land versetzt, sondern auch ein ganzes Jahrhundert vor Krieg, Feuer, Wasser und Hungersnot und allen schweren Landplagen väterlich beschützt hat. Wir danken aber auch unserem löblichen Magistrate, der nicht nur unsere Väter huldreich aufgenommen, sondern auch bis auf gegenwärtige Zeit vor aller Ungerechtigkeit beschützt und alle unsern bürgerlichen Gerechtsame nie gekränkt hat.“

„Wir bitten daher einen löblichen Magistrate und unsere Hochwohlehrwürdige Geistlichkeit. So wie alle Wohlgeborene Herren, welche zu diesem Fest bereits eingeladen worden sind, sich mit uns zu vereinigen und einige Freudenstunden mit uns in dem Hause zu genießen, in welchen unsere Großväter nach vollbrachter Wanderschaft hier das erste Obdach fanden.“

Diese, rücksichtlich ihres Verfassers, wahrhaft sinnige Anrede erwiderte der damalige Magistrats-Präses Senator Joseph v. Huffern, mit gleicher Wärme, mit gleicher Anerkennung dessen, dass auch die Eingewanderten die übernommenen Verpflichtungen treu und redlich geöst hatten und dass die sechshundert Jahre früher nach Siebenbürgen eingewanderten, die sächsische Nation bildeten, deutschen Colonien, sich nur zu freuen Ursache hätten über die, durch die spätem deutschen Ankömmlinge ihnen zugegangene Verstärkung. Der Magistrats Präses schloss seine Rede, indem er dem Sprecher der Eingewanderten die hand reichte und sie mit einem treuherzigen Handschlag den Bund neuerdings besiegelte, den vor hundert Jahren unsere Väter geschlossen.

Die ganze Versammlung verfügte sich sofort in den städtischen Saal. Wo ein Transparent aufgestellt war, welches unter dem Schutz einer Krone nebst der Jahreszahl 1743, die Symbole der Künste und Wissenschaften und die Haupterträgnisse des Landes darstellte.

Im Saale angekommen, wurde zunächst von der ganzen Versammlung das nachfolgende von Herrn Michael Gestalter, evangelischer Pfarrer zu Deutschpian und Abkömmling der Eingewanderten, gedichtete Lied nach der Weise: „Vom hoh’n Olymp“ mit begeisterter Wärme abgesungen.

Lied zur Secularfeier der Baden-Durlach’schen Eingewanderten am 6 Januar 1843

 

Stimmt an ein frohes Lied, ihr deutschen Brüder!

Der frommen Rührung sei’s geweiht;

Nach hundert Jahren scheint der Tag uns wieder,

der unsre Väter hier erfreut.

Chor:

Zum Himmel hoch schalle die Freude empor,

Stammesgenossen im Jubelchor!

Vom fernen Rhein her kamen sie gezogen,

verließen Herd und Vaterland;

Und fanden Brüder, (Sachsen) ihnen hier gewogen,

von deutschen Blut und stammverwandt.

Chor.

Da schalle die Freude zum Himmel empor,

hoch deutsche Brüder im Jubelchor.

Mit Tränen riss der Vater von dem Sohne

Die Schwester sich vom Bruder los;

Ein Obdach suchend, wo er glücklich wohne;

Hier winkle ihm ein freundlich Loos!

Chor:

Hier schalle die Freude zum Himmel empor,

hoch deutsche Brüder im Jubelchor!

Dort will der Boden Pflicht und Dienst versagen,

es wächst die Furcht, es drängt die Not

(Übervölkerung und Mangel an Nahrungsmittel soll sie

zum Auszug genötigt haben)

Die neue Heimat stillte ihre Klagen,

gab Raum genug und reichlich Brot.

Chor:

Hier schalle die Freude zum Himmel empor

Hoch süße Heimat im Jubelchor!

Doch unsere Ahnen an dem Wanderstabe, –

Bald ihres Lebens Sonne sank,

Sie ruhen längst schon alle in dem Grabe,

uns Freunde, uns gebühr der Dank!

Chor:

Hoch schalle die Freude zum Himmel empor,

dankender Bruder im Jubelchor!

Dank unserem hohen deutschen Kaiserthrone,

der huldvoll uns zur Heimat wies;

Im milder Glanze seiner Herrscherkrone

uns gnädigst Recht und Schutz verhieß.

Chor:

Für Österreich schalle die Freude empor,

hoch deutsche Brüder im Jubelchor!

Dem Fürsten Heil! Der seine Völker stützet,

auch unsere kleine Schar bewacht;

Den Glauben uns und Fried‘ und Wohl beschützet,

Ihm sei ein dreifach Hoch gebracht.

Chor:

Ferdinand hoch zu dem Himmel empor,

hoch deutsche Brüder im Jubelchor!

Die deutsche Treue lasset uns bewahren,

die deutsche Tugend, deutsches Wort;

Und deutsche Mut nie sinke in Gefahren,

Gott unser Schuld und unser Hort!

Chor:

Zum Himmel hoch schall‘ unsre Freud empor,

Gott unser Schuld! In dem Jubelchor!

Auch denen, die uns freundlich hier empfangen,

reich brüderlich die treue Hand;

Uns Alle hält ein schönes Band umfangen,

Ein Glaub‘ Ein Wort, Ein Vaterland.

Chor:

Für sie nun auch schalle die Freude empor,

Vaterland hoch! in dem Jubelchor!

Und anderer Nachwelt sei dies Lied gesungen,

dem späten Enkel sei’s gebracht;

Und wenn es längst im Zeitensturm verklungen,

so werde sein doch noch gedacht.

Chor:

Zum Himmel hoch schall‘ unsre Freude empor,

hoch unsre Enkel im Jubelchor!

Sofort aber trat der genannte Herr Pfarrer hervor und hielt in Folge der von seinen Stammesgenossen an ihn ergangenen Aufforderung, wie immer, wenn er den Rednerstuhl besteigt, mit der ihm eigenen hinreißenden Wärme die bereits angeführte Rede.

Dieses Lebehoch wiederholte begeistert die Versammlung, indem sie unter Begleitung einiger Instrumente, in frommer Andacht das Volkslied sang. Diesem folgte das nachstehende von Herrn Professor Battenseilör gedichtete Lied, welches nach der Melodie des deutschen Volksliedes: „Wo Mut und Kraft in deutschen Seelen flammen etc.“ abgesungen wurde.

Willkommen uns aus fernem Mutterlande

Willkommen uns im neuen Vaterland!

So reichten einst zu innigem Verbande

Sich unsere Väter brüderlich die Hand.

Ob sie auch hingeschieden,

weilt doch ihr Geist hienieden,

Nach hundert Jahren ruft die Enkelwelt

Noch heil dem Band, das uns umschlungen hält.

Der teuren Väter ewig treue Söhne

Lasst ferner wahren uns den Brudersinn

Den Weh des Freudens fließe unsr’e Träne

Sein Wohl sei, Bruder, für uns Hochgewinn

Drum fester Volksgenossen

Den Bruderbund geschlossen!

Dann segnet einst auch unsre Enkelwelt

Den Bruderbund, der uns vereinigt hält.

Ein Häuflein sind wir fern vom Mutterstamme

Von mancher drängenden Gefahr bedroht;

Doch heilig bleibe uns der deutsche Name,

Wir schützen ihn auf Leben und auf Tod!

Drum fester Volksgenossen,

Den Bruderbund geschlossen!

Dann segnet deutsch geblieb’ne Enkelwelt

Den Bruderbund, der uns vereinigt hält.

Die große Zeit muss uns vereinigt finden

Soll Nationenwohl uns schön gedeihn,

Der Vorurteile dumpfe Nacht entschwinden,

Der Selbstsucht niedre Tat geächtet sein.

Drum fester Volksgenossen

Den Bruderbund geschlossen,

Dann segnet noch die späte Enkelwelt

Den Bruderbund, der uns vereinigt hält.

So reichen wir uns brüderlich die Hände

Begeistert stimmen alle wir mit ein:

Des biedern deutschen Namens soll kein Ende

In unserm teuren Siebenbürgen sein!

Dann segnen uns die Manen

Längst hingeschied’ner Ahnen;

Dann segnet bied’re deutsche Enkelwelt

Den Bruderbund, der uns vereinigt hält.

Der Feier folgte ein gastliches Mahl, mit welchem die Festgeber die Versammlung bewirteten. Von den vielen sinnigen Toasten, durch welche das Mahl gewürzt wurde, führen wir, um den Nachkommen, welche es wohl wissen werden, dass ihre Urgroßväter einen dem Siebenbürgischen unähnlichen Dialekt geredet haben, den sie aber gewiss nicht verstehen, eine kleine Probe jenes Dialektes zu hinterlassen, einen in der Baden-Durlach’schen Mundart an.

Um jedoch die richtige Aussprache der Wörter zu erleichtern, einige Bemerkungen.

1. Wird das a auf zweierlei Art ausgesprochen, einmal ie das ungarische a‘ , dann wie das ungarische a.

2. Wird das ie zum Teil wie das deutsche lange i z.B. in „dieser“ ausgesprochen, zum Teil getrennt und klingt dann si wie ie im lateinischen Worte hiems.

3. Wird das B. D.und S gewöhnlich etwas schärfer gesprochen als im Hochdeutschen. Um zu zeigen, wo diese Unregelmäßigkeiten vorkommen, bezeichne ich das Hochdeutsche a so a‘, das andere sc a ohne Accent, das ie als einen Vocal ohne das Trennungszeichen, ie als getrennte Vocale mit Trennungszeichen so ie.

Mini Herre !

Bevor die Sproch, die vor hundert Johre unri Verfahre g’redt han,gans vergasse wurd, lehn mi noch in dare Sproch e G’sundheit trinke, Alli Ditsche, die in unserm Siebenbürgen wohne, ob si vor siebenhundert Johre, oder nur vor hundert i’g’wandert sin, solle labe, aber aü salli, die was nit i’g wandert sin und in unserm Stammland wohne, solle labe. Unser Herrgott erhalt alli, die e ditschi sproche rede.

Dankbar müssen wir noch erwähnen der warmen Teilnahme, die alle Mitbürger Mühlbachs an diesem Feste gezeigt haben, aber zum innigsten Danke fühlen wir uns vorzüglich verpflichtet gegen den Herrn Stadtpfarrer Joseph Filtsch, welcher, nachdem er früher der Stadt eine summe von 600 Rfl. Zur Unterstützung armer Beamtens-Witwen geschenkt, diese Gelegenheit ergriff, um auch der deutschen Vorstadt ein verhältnismäßig ähnliches Geschenk zu Bieten. Seine edle Absicht wird gewiss durch die treue uneigennützige Verwaltung derer, die jene Summe übernommen und durch die zweckmäßigste Anwendung derselben belohnt werden .

Mit dem anfangs ausgesprochenen Wunsche: es möchten diese Blätter für Abkömmlinge der Eingewanderten ein Denkmal ihrer Secularfeier und ein Denkmal der Einwanderung sein, schließen wir. Möge auch das gemütliche Band zwischen den hiesigen Deutschen und ihrem Stammlande durch keine Zeit ganz aufgelöst werden; dann wird obgleich die Sonne dort uns untergeht, das Licht der Wissenschaft und Kunst, das Licht des Glaubens von dort her uns ewig aufgehen.

Herzlichen Dank an: Herrn Christof  Baiersdorf und Frau Sigune Danek, für das zur Verfügung gestellte Material.

Transalpina, die Königsstraße


Da diese Straße auch etwas mit Mühlbach zu tun hat, möchte ich ihnen auch zu diesem Thema einiges zukommen lassen.

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Auf dem Pass „ Urdele“

 

Traveler Digital Camera

„ Urdele“ –  Pass

 Transalpina, genannt “ Königsweg „, ist die Straße die Siebenbürgen mit Oltenien verbindet. Sie ist die höchste Straße in Rumänien  die mit dem Auto überquert werden kann, mit dem höchsten Punkt am Urdele Pass (bei 2.145 m).

Obwohl Sie höher als die  Transfagarsanul  Straße ist, ist sie weniger bekannt da sie nie asphaltiert war, obwohl das auf allen nationalen Karten vermerkt war.

Im Jahr 2009 begannen die Asphaltierung und der Ausbau der Straße auf einer Strecke von 148 km zwischen Mühlbach und Bengesti. Im Juli 2013 waren mehr als 99% der ersten Schicht aus Asphalt auf dieser Strecke fertig gestellt.

Die Anfänge dieser Straße sind unklar. Einige Quellen behaupten, dass Sie zum ersten Mal durch die römischen Legionen in den Daker – Kriegen, als „IV Strategische Linie der Römer „ erbaut wurde.

Es ist eine lokale Legende, dass in den späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert , die jeweils lokalen Familien in den Bau eines Abschnitts der Straße beteiligt , jede nach ihren physischen und finanziellen Möglichkeiten, eingebunden waren . Nach anderen Quellen,  wurde sie von den Deutschen während des ersten Weltkriegs, aus militärischen Gründen gebaut, wurde aber wenig genutzt. Die Transalpina wurde in der Zwischenkriegszeit umgebaut, und eröffnet im Jahr 1938, und  von König Karl II eingeweiht.  Die Straße wurde während des Zweiten Weltkriegs rehabilitiert, als die Deutschen  diesen Zugangsweg aus militärischen Gründen brauchten. Seit dem erfuhr die Transalpina  sehr wenig Wartung.

Die Strecke wurde in der Antike von den Hirten, die aus der Hermanstädter Umgebung  mit ihren Herden nach  Oltenien gingen benutzt.  Das war damals nicht mehr als ein für die Pferde,  ziemlich steiler Pfad, suggestiv als “ Teufels Pfad“ bezeichnet.

Die Transalpina wurde Anfang des Jahres 1938 von König Karl II in Poiana Sibiului eingeweiht. Damals wurde die Straße als eine große technische Errungenschaft betrachtet, mit wichtiger wirtschaftlicher, strategischer und militärischer Bedeutung. An diesem Tage legte der König mit seinem Gefolge die Strecke von Saliste über Jina und bis Novaci in 8 Stunden zurück. Heute braucht man, wegen den laufenden Arbeiten immerhin auch 3 bis 4 Stunden. Heute ist der offizielle Name DN67C und verbindet die Ortschaften Mühlbach mit Novaci in Oltenien südlich der Karpaten.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: Horst Theil 2012

Das Binder – Haus


 

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 Foto. 1

Aquarelle von Rudolf Pühringer ( im Jahre 1937)

  Das Binderhaus vor 1820.

 

Binder Haus

Foto. 2

Das Binder – Haus heute.

alle drei

 Foto 3

Basso – Reliefs von oben, links und rechts.

Eines der bedeutenden Bauten in Mühlbach ist auch das so genannte Franz Binder – Haus.

Das Haus bekam den Namen nach dem Apotheker und Afrika – Forscher Franz Binder.

Dieses befindet sich an der Süd – Westlichen Ecke vom Großen Platz.

Das Gebäude wurde im 18 – ten Jahrhundert erbaut und diente am Anfang als Sitz der Garnison und des Regimentes „Beanki“, von Mühlbach, das hauptsächlich aus Polen bestand. ( Ersichtlich in Foto 1.)

Im Jahre 1861 kaufte Franz Binder das Gebäude und unterzog es einer totalen Renovierung und Umbaues.

Unter anderen massiven Änderungen bekam das Haus eine völlig neue Fazade und ein neues Dach. Des gleichen wurde das Eingangstor vom Bogentor in ein Rechteckiges umgebaut. Gleichfalls Änderungen der inneren Räumlichkeiten, angepasst an die Wünsche des neuen Besitzers. Die Fazade bekam einen kleinen Balkon und einer Statue darauf, wahrscheinlich die Göttin Isis (Hera).

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Foto 4

Statue (wahrscheinlich Isis)

Auf dem Relief von links sind die Pyramiden Keops, Kefren, Mikerinos und Sphinx, so wie Gebäude von Kairo zu sehen.

Auf dem rechten Relief, sind der Tempel der Göttin Isis auf der Insel Philae, das Stadttor von Kairo und den Hafen von Kairo zu sehen.

Auf dem obersten über dem Balkon ist eine Karawane die durch die Nubische Wüste zieht zu sehen.

Kurz nach der Fertigstellung verkaufte Franz Binder das Gebäude an Johann Ohnitz, und zog nach Burgberg (Vurpar) um wo sich auch seine Ruhestätte befindet, das nicht allgemein bekannt ist.

Beitrag geschrieben und übersetzt von: Horst Theil

Quelle: Calin Anghel – Evolutia urbanistica a orasului Sebes. Josef Schoppelt – Erinnerungen aus den Jahren 1844 bis 1910 in Siebenbürgen.

 Bilder: Sebes online, FB Gruppe Mühlbach – Sebes, Frau Cornelia Guju und Frau Monica Ilea.

Theobald Streitfeld


Einer der Ehrenwerten Bürger, Professor und Mensch unserer Heimatstadt Mühlbach, so wie andere Lehrkräfte der Stadt, war Prof. Theobald Streitfeld, über den man nur Gutes in Erinnerung haben kann. Dieser Beitrag soll ein kleines Dankeschön, für sein Lebenswerk, an ihn sein. Wir erinnern uns immer gerne an unseres tüchtiges und gewissenhaftes Vorbild.

Horst Theil

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 Bild 1

Prof. Theobald Streitfeld

 geb. 10. August 1902 – gest. 17. März 1985

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Bild 2

Das nach einem Sturm zerstörte Elternhaus in der kleinen Allee neben dem Mühl – Kanal.

 

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 Bild 3

Das Elternhaus heute

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Bild 4

Gedenktafel am Elternhaus von Theobald Streitfeld

 

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Prof. Theobald Streitfeld

 Vor dem Schloss Martinuzzi in Winz. (1970)

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Prof. Theobald Streitfeld

(In seinem Hausgarten)

 

Und nun die Ansprache bei der Anbringung der Gedenktafel:

Theobald Bruno Streitfeld.

Geboren in Mühlbach als Sohn des Mühlbacher Magistrats Obernotars Bruno Streitfeld und der Marie Therese, geb. Weissörtel.

Nach dem Abschluss des evangelischen Untergymnasiums in Mühlbach besuchte Theobald Streitfeld das evangelische Gymnasium in Mediasch, wo er im Jahre 1919 seine Reifeprüfung ablegte.

Anschließend, 1920/21 (bis 1925) beginnt er das Studium der Geschichte, Theologie, Geographie sowie der rumänischen Sprache an den Universitäten in Hamburg, Marburg und Klausenburg. Magisterprüfung im Juni 1925 mit der Bewertung „magna cum laude“.

Am 1. September 1925 tritt er die Stelle eines Professors für Geschichte und rumänische Sprache am Untergymnasium seiner Vaterstadt an. Seither treffen wir Professor Streitfeld mit zwei Unterbrechungen bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am Katheder dieser Schule an, die im Jahre 1954 zu einem Vollgymnasium ausgeweitet wurde. Die erste Unterbrechung erfolgte 1930/31 als. Th. Streitfeld seinen Wehrdienst ableistete, und die zweite vom 15. Januar bis Dezember 1945, als er zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert wurde, und zwar in das Arbeitslager von Socgorod / Sozgorod (Kreis Ufa, Baschkirien bei Kungur). Streitfeld kam gesundheitlich angeschlagen mit einem Krankentransport im Dezember 1945 nach Hause.

Während seiner langen und segenreichen Dienstzeit ist es Streitfeld als begeisterter und begeisternder Lehrer gelungen, Generationen von Schülern besonders mit dem Geist der Geschichte vertraut zu machen. Auch die visuell besonders attraktiv gestalteten Geographiestunden – mit eigens angefertigten vielfarbigen Landkarten und Skizzen – prägten sich scharf in das Gedächtnis seiner Schüler ein. Schon als junger Lehrer verstand es Theobald Streitfeld mit besonderem Geschick und großer Überzeugungskraft, eine Reihe von wichtigen lokalgeschichtlichen Elementen in den Lehrstoff einzuflechten, um diesen attraktiver und vor allem spannender zu gestalten. Als Lehrer hat er bei seinen Schülern vernetztes Denken, vorurteilfreies Handeln und erfolgreiche Forschungsarbeit gefördert.

In den letzten Jahren seiner Lehrertätigkeit, genauer gesagt ab 1969, war Theobald Streitfeld bemüht, im Rahmen der neu gegründeten Volkshochschule in Mühlbach eine Vortragsreihe ins Leben zu rufen.

Eine sinnvolle Ergänzung dieser Veranstaltungen waren die Studienfahrten, die der inzwischen in Ruhestand getretene Lehrer Streitfeld mit wohlüberlegtem Ziel gründlich vorbereitet hatte. Ein bedeutender Teil seines umfangreichen Briefwechsels, vor allem mit Lehrern und Pfarrern aus verschiedenen Städten und Gemeinden, bezieht sich auf die minuziöse Vorbereitung dieser Fahrten, für die er einen festen Teilnehmerkreis gewinnen konnte. Die gut durchdachten und bis ins Detail vorbereiteten oft mehrtätigen Fahrten, die sich auf die Zeitspanne 1969 – 1979 verteilen, brachten die Teilnehmer nicht nur zur malerischen Landschaften, sondern auch zu den bedeutendsten historischen Denkmälern reiche Hatzeger Tal bis zum Eisernen Tor der Donau, eine andere zu den Moldauklöstern, dann wiederum eine zu den Klöstern im Alttal und Curtea de Arges und zu andern Sehenswürdigkeiten der Region Arges. Schließlich seien auch die Studienfahrten erwähnt, die zu den Kirchenburgen im sächsischen Siedlungsgebiet führten.

Möge diese Gedenktafel das Andenken an unseren Prof. und Freund THEOBALD STREITFELD für ewig die Erinnerung wach halten. Sie sollte nicht nur an unseren Lehrer und Wissenschaftler erinnern, sondern uns dazu ermuntern in sein wissenschaftliches Werk zu blicken.

Beitrag geschrieben von: Gerhard Wagner

Zusammengestellt von: Horst Theil
Bilder: H. Daniel, 1970 in: Mühlbach und der Unterwald. (Schriftennachlass Theobald Streitfeld, Hermannstadt 2011)

Mühlbach von Einst – Sebesul de alta data 2002.

Die große Allee


Die von den Mühlbachern so genannte “ Große Allee“, befand sich gegenüber dem Stadtpark auf der anderen Seite der Strasse, auf dem Gelände vorauf das heutige Kulturhaus steht, und reichte bis zum Salzbad in der Jakobigasse.

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Blick aus der großen Allee auf den Stadt – Park

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Blick von der großen Allee auf das Salzbad

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Blick aus dem Eingang des Salzbades auf die große Allee

Von da aus war einer der Eingänge zum Park, der andere befand sich gegenüber dem Stadtpark. Von diesem Ort besitze ich keine weiteren Informationen, außer der Erinnerung das hier auch eine Terrasse mit Tanzfläche war, sie hieß so viel ich weiß „ Rimini“, und links so wie rechts der Allee mit Parkbänken gesäumt. Zu erwähnen wäre noch das dieser „ Park“ auch einen bedeutenden Bestand an alten Bäumen besaß, meistens Kastanien, deren Überreste man noch hinter dem Kulturhaus erkennen kann. Von den Ausmaßen her war er in etwa 50 – 70 Meter breit und etwa 150 – 200 Meter lang. Auch dieser Ort war von dem gleichen Mann gestaltet worden (dem Mühlbacher Förster Karl Leonhard), der auch den Stadtpark gestaltet hatte. Diese Allee diente auch den Einwohnern von Mühlbach zum verweilen und entspannen. Später nach dem das Kulturhaus gebaut wurde, blieb nur noch ein Schatten der Schönheit dieses Ortes übrig. Der verbliebene Rest wirkte wie ein größerer Hinterhof und wurde in den 60 – er Jahren zu Veranstaltungen am 1 Mai und 23 August genutzt. Um diese Zeit war der Baumbestand sehr stark dezimiert, dies kam zustande, im Zuge der Bauarbeiten am Kulturhaus. Die Bänke waren verschwunden so wie die Wegbegrenzungen der Allee. Heute kann man nur erahnen wo diese schöne Allee einmal war, da von einem sehr kleinen Hinterhof des Kulturhauses abgesehen der restliche Platz bis gegenüber des Salzbades ( das auch so gut wie nicht mehr existiert, bis auf die Ruinen die übrig geblieben sind) mit neuen Gebäuden zu gestellt ist, deren Zweck  sich meinen Kenntnissen entzieht.

Wenn ich neues erfahre werde ich diesen Beitrag ergänzen.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder aus:  Mühlbach von einst. – Bürgermeisteramt Mühlbach – Kulturzentrum

 „ Lucian Blaga“

Das Zapolya – Haus


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Das Zapolya Haus. (Alte Postkarte)

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Zapolya Haus ( Altes Foto) 

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Das Zapolya – Haus  heute.

Ein wichtiges Architektonisches Denkmal der Stadt Mühlbach ist das Haus des Königs oder besser bekannt als Zapolya – Haus.

Dieses Gebäude wurde im 15 – ten Jahrhundert erbaut.

Im Zuge der Renovierungen in den Jahren 1962 – 64 gelangte man zur Erkenntnis, dass das Gebäude am Anfang, 2 niedrigere Stockwerke und 2 Keller, unter dem Westflügel und Ostflügel je einen, hatte.

Heute existiert nur der Keller unter dem Westflügel.

Von dem alten Gebäude sind im ersten Stock nur zwei Räume übrig geblieben, die mit einer Holztreppe mit dem Keller verbunden war, deren Spur man noch sieht, erhalten geblieben.

Zwei Fenster in der Front des Ostflügels, mit Steinrahmen (heute unbenutzt) kennzeichnen die zwei Stockwerke des Gebäudes, bevor dieses die heutige Form bekam.

Über die Keller des Gebäudes, mit sehr kleinen Fenstern, sagt man das sie in der Zeit  der Voivoden und Grafen von Siebenbürgen auch als Kerker gedient haben sollen.

Die alte Fazade mit integrierten schön behauenen Steinen, ist nur im ersten Raum, links vom Eingang, der nachher hinzugefügt worden ist bis zur Fazade die wir heute kennen, erhalten geblieben.

Der erste Stock war auch mit einer wunder schönen Loggia, die in Richtung Hof war, versehen.

Dies konnte man anhand der fünf Arkaden, die man bei der Restaurierung gefunden hatte, erkennen.

Zwischen den Zimmern des Ost- und Westflügels war ein geräumiger Gang, der über dem gesamten Eingang sich dahin zog. Von diesem Gang konnte man links in die Kanzleien und Großen Saal, wo die Versammlungen und Diäten abgehalten wurden gelangen.

Zur anderen Seite ging es zu den Alkoven.

Im Ganzen gab es ehemals auf jeder Seite je drei Räume, heute sind es zehn.

Über dem alten Portal befand sich ein Wappen mit fünfzackigem Stern, das Wappen war vom Königlichem Richter Johann Sachs von Mühlbach, der von König Sigismund Mitte des 15 – ten Jahrhundert in den Adelsstand erhoben wurde.

Andere Wappen unter dem Eingang zeigen das Wappen der Grafen Bethlen, mit Daten der Restaurierung in den Jahren 1591 und 1616.

In der zeit vom 10 – 20 Juli 1540 hielt sich hier Johann Zapolya mit seinen Ministern Peter Petrowitsch, Valentin Torok und Georg Matinuzzi, hier auf. Er wollte einen Feldzug gegen Stefan Majlat von Fogarasch der Thronanwärter war beginnen, wozu es aber nicht mehr kam da er einem Schlaganfall zum Opfer fiel.

In diesem Gebäude wohnte auch der Fürst Michael der Tapfere in der Zeit vom 30 – 31 Oktober 1599 als er am 1 November in Karlburg einzog.

Heute dient das Gebäude der Unterbringung des Stadt – Museums seit 1952.

Beitrag übersetzt und geschrieben von: Horst Theil

Quelle:  Ion Raica   – Sebesul- 2002

Die Räuberhöhle


  

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 Die Räuberhöhle (Eingang)

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Gesamtansicht

 

Ja, die Räuberhöhle. Was kann man dazu sagen?

Man kann über die Zentrale Schlucht die, das gesamte Wasser der Steilwand und Nebenschluchten, zum Zeckesch ableitet, zur Räuberhöhle gelangen.

Es kursieren so einige legenden und Sagen darüber. Einige sagen dass irgendwann ein Unterirdischer Tunnel zwischen dem Zapolya  – Haus und Räuberhöhle bestand und so was wie ein Fluchtweg aus der Stadt gewesen sein soll. Andere Behauptungen sagen das, sogar eine Verbindung zur Kalsburger Festung bestanden haben soll. Diese Sachen scheinen eher unwahrscheinlich.

Eine Erzählung ist aber Interessanter. Man erzählte sich vor längerer Zeit in Mühlbach, das ungefähr vor 150 – 200 Jahren in Mühlbach ein Junger Mann lebte mit Namen Lica.

Von schmächtiger Statur, so das er sich in fast jeden engen Raum oder Öffnung zwängen konnte.

Er soll als Hirte tätig gewesen sein und viel Zeit auf dem Roten Berg, den ich in einem anderen Beitrag beschrieben habe, mit den Rinderherden verbracht haben und selbstverständlich das ganze gebiet wie seine Westentasche gekannt hat.

An einem Tag stellte man fest dass in die Bank von Mühlbach eingebrochen wurde. Die Polizei stellte fest das der Einbruch nur durch eine Öffnung (Fenster) geschah, das so Klein war, das nur ein Säugling durch passte. Auf verdacht wurde Lica eingesperrt, obwohl bei diesem kein Geld gefunden wurde während der ganzen zeit der Vernehmungen.

Genau zu dieser zeit wurde beobachtet das die Geliebte von Lica, des Öfteren in Richtung Roter berg unterwegs war und so ergab sich der Verdacht das, sie das von Lica erbeutete Geld irgendwo am roten berg, oder gerade in dieser besagten Höhle, versteckt haben soll. So das Gerede der Leute.

Man hat dann intensiv auch in der höhle und den ganzen Schluchten und Nischen gesucht, aber nichts gefunden.

Nach der Freilassung von Lica ging dieser mit seiner Geliebten nach Amerika.

Von da schickte er nach sehr kurzer Zeit, an die Familien beträchtliche Geldsummen.

Alle fragten sich, wie konnte Lica in so kurzer Zeit, so viel Geld verdienen, man weiß es nicht.

Das Gerücht machte die Runde das diese hohen Summen von dem Geld stammten das er oder seine Geliebte, hier am roten Berg in der Räuberhöhle oder irgendwo daneben versteckt haben sollte.

Also man kann sehen das im Laufe der Zeit so manches  Gerücht über diese Höhle, die eigentlich nur ein Loch in der Steilwand von Ungefähr 5 – 8 Meter Länge ist, und man in gebückter Haltung betreten muss, kursieret.

 

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bild von : Florian – Rares -Tileaga

Johannes de Zapolya (1487 – 1540)


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Johannes de Zapolya (1487 – 1540)

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Obwohl dieser Mann nicht In Mühlbach geboren ist , ist er unumstritten mit der Vergangenheit und Geschichte von Mühlbach verbunden.

Aus diesem Grunde möchte ich ein paar Einzelheiten über diese Persönlichkeit bekannt machen.

  

Johann Zápolya (ungar. Szapolyai János,  rumän. Ioan Zapolya. (Geb. 1487 auf der Zipser Burg; Gest. 22. Juli 1540 bei Mühlbach in Siebenbürgen) war 1526 bis 1540 Fürst von Siebenbürgen, mit dem Anspruch, König von Ungarn zu sein. Er kämpfte im ungarischen Bürgerkrieg gegen den Thronkonkurrenten Ferdinand I.

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Die Zipser Burg –  (Geburtsstätte des Johannes de Zapolya)

Herkunft

Johann Zápolya wurde als Sohn des Palatins Stephan Zápolya und der Prinzessin Hedwig von Teschen auf Schloss Szepesvár geboren. Schon 1491 hatte seine Mutter dem kranken König vorgeschlagen, seine Tochter in ihre Obhut zu geben und sie später ihrem Sohn zur Frau zu geben. Wladyslaw verhinderte aber diese Absicht, indem er eine Verbindung mit den Habsburgern in die Wege leitete.

Werdegang

Er begann seine öffentliche Karriere auf dem berühmten Reichstag von Rákos 1505. Auf seinen Antrag hin beschloss die Versammlung, dass nach dem Tod des regierenden Königs Wladyslaw II. kein Fremder zum König von Ungarn gekrönt werden solle. Von da an wurde er der nationale Kandidat für den Thron, auf den seine Familie schon lange spekuliert hatte.

 1510 bat Zápolya vergeblich selber um die Hand von Prinzessin Anna, und hinter seiner Ernennung zum Woiwoden von Siebenbürgen 1511 steckte offenbar die Absicht, ihn möglichst weit vom Hofe fernzuhalten. Im Jahr 1513, nach einem erfolgreichen Angriff auf türkisches Territorium, eilte er an der Spitze von 1000 Reitern nach Buda und erneuerte seine Bitte, die wiederum abgelehnt wurde.

1514 erstickte er den gefährlichen Bauernaufstand unter György Dózsa; die unmenschlichen Qualen, mit denen der Rebellenführer langsam zu Tode gebracht wurde, waren eine Idee Zápolyas. Nun war er beim Landadel, dessen Tyrannei die Bauernschaft zur Revolte gebracht hatte, beliebter als je zuvor.

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Ein weniger bekanntes Bild von  György Dózsa

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Und hier ein allgemein bekanntes Bild.

Zapolya war Schwager des polnischen Königs Sigismund I. und des ungarisch-böhmischen Königs Wladyslaw II. und somit Onkel Ludwig II.. Nach dem Tod Wladyslaws II. machte ihn der Reichstag von Rákos 1516 zum Reichsverweser für den minderjährigen König Ludwig II. Er strebte nun die Würde des Palatins an, aber der Staatsrat und der Hof stellten sich gemeinsam gegen ihn und ernannten stattdessen 1519 Stephan Báthory (Vater des gleichnamigenKönigs von Polen).

Der Streit der Interessengruppen entbrannte nun schärfer als zuvor, und das gerade in einer Zeit, als der Druck von seiten der Türken einen Zusammenschluss aller nationaler Kräfte gegen den gemeinsamen Feind erfordert hätte. Es war wesentlich der Uneinigkeit zwischen Zápolya und Báthory zu verdanken, dass die große Festung von Belgrad 1521 eingenommen wurde, ein Verlust, der das Schicksal Ungarns geradezu besiegelte.

1522 hätte der Reichstag Zápolya und Báthory zu Generalkapitänen des Reichs gemacht, aber der Hof ließ Zápolya beiseite und wählte nur Báthory.

Bei den Reichstagen von Hatvan und Rákos 1522 setzte sich Zápolya an die Spitze eines Bündnisses, um den Palatin und andere hohe Staatsbeamte abzusetzen, aber der Versuch scheiterte. Im folgenden Jahr jedoch ließ die revolutionäre Ständeversammlung von Hatvan alle Mitglieder des Staatsrats entlassen und machte István Verboczy, einen Freund Zápolyas, zum Palatin.

Inmitten dieses hoffnungslosen Chaos marschierte Süleyman der Prächtige mit einer riesigen Armee in Ungarn ein, und der junge König kam auf dem Schlachtfeld um (siehe Schlacht von Mohács).

Da Zápolya – wahrscheinlich wegen widersprüchlicher Befehle von Ludwig II. – nicht rechtzeitig erschien, um das Glück noch zugunsten Ungarns zu wenden, wurde er vom Hof des Verrats beschuldigt; diese Behauptung muss man als unbegründet bezeichnen. Sein jüngerer Bruder Georg, zweiter Oberbefehlshaber der königlichen Truppen, wurde in der Schlacht von Mohács getötet, sein Leichnam wurde nicht gefunden.

Es kam zu zwei Ständeversammlungen, die zwei verschiedene Könige wählten. Zápolya wurde in Tokaj am 16. Oktober zum König von Ungarn gewählt; die Wahl wurde von einer weiteren Versammlung in Stuhlweißenburg am 10. November bestätigt, und er wurde am folgenden Tag mit der heiligen Krone gekrönt. Vergeblich bemühte er sich um die Hand der Königinwitwe Maria von Österreich.

Sein Konkurrent um die Krone, der spätere Kaiser Ferdinand I., Schwager von Ludwig II, wurde am 16. Dezember 1526 in Preßburg von einer Ständeversammlung zum König von Ungarn gewählt. Im Jahr 1527 begannen die Kämpfe der beiden Könige, in denen sich Ferdinand überlegen zeigte. Johann Zápolya musste nach Siebenbürgen zurückweichen. Sowohl Ferdinand, als auch Johann schickten Gesandte an den Hof des Sultans, um sich abzusichern. Der Gesandte Johanns, der Pole Hieronymus Laski aber war geschickter und sicherte König Johann den Beistand des Sultans. Am 10. Mai 1529 brach der Sultan mit einer Armee nach Ungarn auf und errichtete am 18. August sein Lager bei Mohács. Johann traf im Lager des Sultan ein und leistete den Handkuss als Zeichen der Vasalität. Im Gegenzug wurde er vom Sultan als ungarischer König anerkannt. Schließlich erkannte Ferdinand imFrieden von Großwardein (ungarisch Nagyvárad, rumänisch Oradea ) Johann als König von Ungarn an, aber sicherte sich das Recht auf die Nachfolge im Falle von Johanns Tod. Doch Johann brach die Vereinbarung, als ihm aus der 1539 geschlossenen Ehe mit Isabella, der Tochter seines Schwagers Sigismund I. von Polen, unerwartet doch noch ein Sohn geboren wurde. Ihm, Johann Sigismund, vermachte er 1540 das Königreich.

Johann war der letzte nationale König von Ungarn, war in der Praxis aber auf das mittlere Drittel und das östliche Siebenbürgen beschränkt. Als sein Verdienst als Staatsmann wird manchmal die vehemente Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit gesehen, die aber ohne die Hilfe seines berühmten Ministers György Utješenović (besser bekannt als Frater György) unmöglich gewesen wäre.

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 Diese Ansicht ist aber zweifelhaft: durch das freundschaftliche Zusammengehen mit den Türken trug er zur anschließenden Auflösung Ungarns entscheidend bei. Schon durch den Frieden von Großwardein war der nordwestliche Teil des Reiches als „Königliches Ungarn“ als Teil des habsburgischen Reichs festgeschrieben worden. Als Ferdinand I. nach Johanns Tod seinen Anspruch gelten machen wollte, besetzten die Türken das Kernland Ungarns einschließlich Buda. Für Johanns Erben blieb nur das Fürstentum Siebenbürgen, das unter der Oberheit des Osmanischen Reiches Bestand hatte.

Literatur:

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Johann Friedrich Geltch


Johann Friedrich Geltch

Johann Friedrich Geltch

Johann Friedrich G., politischer Lyriker, geb. am 18. Febr. 1815 zu Mühlbach in Siebenbürgen, absolvierte die Gymnasialstudien in Hermannstadt, bezog darauf als stud. theol. die Universität Berlin (1836—38) und fand nach seiner Rückkehr in die Heimat Anstellung zuerst als Rector der Grammatikalschule in Broos, seit 1848 als Pfarrer in Rumes, wo er jung am 7. Sept. 1851 starb. Sein Name ist mit den politischen Kämpfen der sächsischen Nation während der Zeit von 1840—50 eng verflochten. Er diente seinem Volke gegen magyarischen Chauvinismus mit Wort und Feder und zwar nach der ihm eigentümlichen, poetisch angelegten Natur vorzüglich als politischer Dichter, nach dem Vorbilde der politischen Lyriker Deutschlands, insbesondere Anastasius Grün’s und Herwegh’s. Schon 1841 erschien von ihm ein Bändchen „Lyrische Gedichte“, und seitdem ließ sich seine Muse stürmisch vernehmen, so oft sich ein öffentlicher Anlass dazu bot. Sein bedeutendstes Werk ist das „Liederbuch der siebenbürgischen Deutschen“, 2 Hefte, 1847 und 1851, Eigenes und Fremdes sammelnd, worin die gute, patriotische Gesinnung nicht selten den Mangel der Poesie ersetzen musste. Als das Jahr 1848 den Sachsen in Siebenbürgen den Kampf um ihr nationales Dasein aufzwang, sah G. es als eine Pflicht Deutschlands an, sich der bedrängten Stammesgenossen anzunehmen. Eine Adresse an die Frankfurter Nationalversammlung (abgedruckt in der Augsb. Allg. Zeitung v. 18. August 1848, Beilage) gibt dieser Überzeugung Ausdruck. Gleichzeitig ging G. als Bote der sächsischen Jugend Siebenbürgens mit drei anderen persönlich nach Deutschland und suchte besonders in Breslau, Berlin, Leipzig, Halle, Frankfurt a./M. und Wien für die Sache seines Volkstums zu wirken. Als literarische Frucht dieser Wanderung gab er noch 1848 heraus: „Deutschländisches Adressen-Album an das Siebenbürger Deutschtum“. Das Jahr 1849 brachte den Frieden, 1850 ihm und vielen Anderen so manche Enttäuschung. Hinfort wandte sich G. lebhafter als früher den kirchlichen Interessen zu; das politische Testament Stefan Ludwig Roth’s (s. u.) veranlasste ihn die Herausgabe einer „Schul- und Kirchenzeitung“ zu betreiben, an welcher länger teilzunehmen indessen sein früher Tod ihn hinderte.

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil
Bild: http://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=8390166
Literatur:

Vgl. Trausch, Schriftsteller-Lexikon II, 2 f.

Autor:

Müller.

Empfohlene Zitierweise:

Müller, „Geltch, Johann Friedrich“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1878), S. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd101234236.html?anchor=adb

Der Rote Berg


 

Roter Berg

 Der Rote Berg im Winter.

Ich habe schon den roten Berg in anderen Beiträgen erwähnt, aber jetzt möchte ich ein paar Worte dazu sagen.

Die geographische Lage ist in Nord – Nordwestlicher Richtung der Stadt Mühlbach in Siebenbürgen. Die Entfernung beträgt ungefähr 4 – 5 Kilometer vom Stadtrand, und ist so mit „ der Hausberg“ der Stadt.   Dieser Berg ist ein einzigartiges Naturdenkmahl.

Seine Entstehung aus geologischer Sicht ist auf die Faltung eines Uhrmeeresbodens, so wie es auch in dem Siebenbürgerlied heißt:

„Siebenbürgen, Meeresboden

Einer längst verflossnen Flut.

Nun ein Meer von Ährenwogen,

dessen Ufer Wald umzogen

an der Brust des Himmels ruht“

zurückzuführen.

Das besondere daran ist der Anblick der Zerklüfteten c.a. 500 m breiten und 150m hohen Steilwand, die eine rötliche Farbe hat. Diese Farbe kommt von der Zusammensetzung der Bodenbeschaffenheit, die aus verschiedenen Ton, Mergeln, und Sandsteinschichten besteht, das ganze mit Eisenoxyden und verschiedenen Mineralien versetzt. Durch Erosion von Regen und Wind entstanden eine Vielzahl von Säulen, Türmen und Kathedralenartigen Gebilden. Die Abläufe dieser Erosion konzentrieren sich in einer zentralen Ablaufschlucht die in den Zeckesch mündet der am Fuße des Berges vorbei fließt.

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 Abenddämmerung am Roten Berg

  Über die ganze Länge des Berges, der von dem Weg nach Daia bis in die Kutina und darüber hinaus reicht, sind mehrere Stellen der Erosion zu beobachten die, dieselbe Färbung und Zusammensetzung wie die zentrale Wand haben. Am Mühlbachufer an der Stelle die von den Mühlbachern rote Wand (la rosele) genannt wird ist dasselbe zu beobachten. Aus diesen Beobachtungen kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass ganz Mühlbach und Umgebung auf diesen Schichten liegt.

Der rote Berg ist seit der Gründung von Mühlbach in grauer Vorzeit das Symbol der Stadt, also kein Wunder wen sich um diesen Berg mehrere Legenden und Sagen ranken. Die häufigsten aber um die sagenumwobene „Räuberhöhle“.

Der rote Berg war schon immer ein Klassenzimmer in der Natur, das die Lehrer der Mühlbacher Schulen gerne in Anspruch nahmen, erwähnt sei nur Prof. Theobald Streitfeld, aber auch alle anderen verbrachten immer ein paar stunden mit ihren Schülern in dieser Gegend.

Das der rote Berg ein muss für jeden Mühlbacher war muss ich nicht mehr erwähnen. Aber besonders die Kinder und Jugendlichen verbrachten hier viele stunden mit kraxeln, wandern, picknick oder einfach nur entspannen und die wunderbare Natur zu genießen.

In dieser Naturlandschaft leben ebenfalls verschiedene seltene Vogelarten; wie Wanderfalken, Uhu, verschiedene Kauzarten, Wildtauben und desgleichen mehr.

Des Gleichen war die Vegetation auch einzigartig mit vielen Planzenarten die localen Charakter haben, erwähnt wäre da nur die Schachbretttulpe unter vielen anderen Arten.

Die Hänge des Berges wurden auch als Viehweiden genutzt. In den Jahren nach dem 2 – ten Weltkrieg wurde rechts der Hauptschlucht ein Schießübungsplatz angelegt und ein riesiges Gelände eingezäunt. In späteren Jahren nach 1989 wurde als Krönung noch ein riesengroßes Gebäude mit riesigem Sendemast auf der Spitze des Berges gepflanzt. Das alles ist ein Verbrechen an der natur. Mann bedenke das einige Wissenschaftler und Gelehrte den roten berg mit dem Grand Canyon in den Badlands von Arizona vergleichen.

Zum Glück wurde dieser Berg und alles um ihn herum zum Naturschutzgebiet erklärt, wen auch spät aber immerhin. Es ist schade dass man den Begriff noch nicht richtig verstanden hat und dementsprechend auch heute noch handelt. Ich hoffe aber das man verstehen wird was für eine Bedeutung dieser Berg für Mühlbach hat, mal ganz abgesehen von der touristischen Attraktion von der die Stadt profitieren könnte.

Und nun ein Gedicht zum Roten Berg:

Der Rote Berg

Noch steht der Berg auf seiner alten Stelle,

Blickt frei herab ins heimatliche Tal;

Noch springt aus seinem Haupt die klare Quelle,

Vergoldet von der Sonne hellem Strahl;

‚Tief unten küßt des Wiesenbaches Welle

Ihr Blumenufer wohl zum letztenmal,

Zieht träumend dann halb zögernd, halb gezogen

Hinüber in des Mühlbachs blaue Wogen.

Noch stehn die Riesensäulen aufgeschichtet

Als treue Wächter der geliebten Flur,

Was auch die Zeit zermalmet und vernichtet,

Hier suchst du fruchtlos ihre Würgerspur;

Denn unvergänglich sind sie aufgerichtet,

Ein Meisterstück der schaffenden Natur,

Um hier in diesen Paradiesesauen

Sich ihren schönsten Tempel zu erbauen.

Nie hat ein Künstler gleiches Bild vollendet,

Nie Menschenhand solch Riesenwerk getürmt,

Soweit der Himmel seine Strahlen sendet

Und, von der Dichtkunst Genius beschirmt,

Sich je und je ein glücklich Auge wendet

Und nach der Schönheit Idealen stürmt;

Nie ward ein Menschengeist, der ahnend dachte,

Was hier Natur, die göttliche, vollbrachte.

Und denkst du noch der schönen Jugendstunden,

Die wir, o Freund, zusammen dort verlebt,

Wenn wir vom Pfade schlangengleich gewunden,

Der zwischen wilden Rosen sich erhebt,

Emporgeführt, die Höhle aufgefunden,

Vom frischen Hauch der Bergluft durchwebt,

Die Wände bunt mit Farben ausgemalet,

Mit denen nie ein Fürstenzimmer prahlet?

Und denkst du noch, wie dort in trauter Kühle

Den Glücklichen so schön die Zeit entfloß,

Wie dort des Herzens innigste Gefühle

Der Freund so gern in Freundesbusen goß,

Wenn draußen durch des Mittags heiße Schwüle

Die Sonne glühend ihre Strahlen schoß,

Bis sie am fernen Abendhimmel glänzte

Und rosenrot sich Berg und Tal bekränzte?

Hoch über uns sahn wir mit leichten Schwingen

Den Habicht schweben in der blauen Luft,

Wir sahn die Füchslein keck und munter springen

Von Klipp´ zu Klippe über Spalt und Kluft,

Und um uns hörten wir den Ton erklingen,

Mit dem der Schäfer seine Herde ruft,

Sahn unten tief den Ackersmann, den müden,

Heimkehren zu des Hauses sicherm Frieden.

Und willig hing der Blick an seinem Schritte,

Bis er im nahen Dorfe uns entschwand,

Flog dann von seiner rauchumwölkten Hütte

Hinüber zu des Baches Blumenrand

Und suchte freudig in des Tales Mitte

Ein Städtchen, mir und dir so wohlbekannt,

Das ländlich schön, durchwebt von grünen Bäumen,

Noch immer lebt in meinen schönsten Träumen.

Ja, Freund ! Stets wird das Bild vergangner Zeiten,

Ein liebend Denkmal, mir im Herzen stehn,

Wie unsre Seelen sich dem Himmel weihten,

Wenn zu den wunderbaren Bergeshöhn

Im Widerhall der Abendglocke Läuten

Erklang mit hundertstimmigem Getön.

Wenn feierliche Töne uns umwehten,

Als wollte die Natur zum Höchsten beten.

Wohl sind die Tage anders jetzt gestaltet,

Und jene sel’gen Träume sind verblüht,

Doch ihres Nachklangs süßer Zauber waltet

Lebendig fort im schwelgenden Gemüt;

Und der gewohnte alte Drang entfaltet

Erinnerungen in des Sängers Lied,

Die ewig mit der Sehnsucht zartem Bande

Den Jüngling ziehn zum teuren Vaterlande.

(1861)

 

Aus: Das offene Visier

Friedrich Krasser

(1818 – 1893, Mühlbach)

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: Danke an Herr Eduard Schneider

Ernst Irtel


 Irtel Foto von Kurtfritz Handel

 

Ernst Irtel (1917 – 2003)

Unter den siebenbürgisch-sächsischen Schulmusikern, die auch als Chorleiter und Chorpädagogen herausragen, ist zunächst Ernst Irtel (1917-2003) hervorzuheben. In Mühlbach geboren, erhielt er dort seit frühem Alter Klavierunterricht, studierte 1934-39 an der Staatlichen Musikakademie Klausenburg und wurde Gymnasial -Musiklehrer zunächst in Mühlbach (1940), dann in Hermannstadt (1945), Schäßburg (1948) und zuletzt Mediasch (1956-77). Er war einer der geachteten und geschätzten Musikerzieher Siebenbürgens, ein feinfühlender Pädagoge, dem es in hohem Maße gelang, seine Schüler an die klassische Musik heranzuführen und in ihnen ein Gespür für Werkkategorien und eine Empfänglichkeit für ästhetische Qualität zu wecken. In Schäßburg und Mediasch baute er überdurchschnittlich gute Schülerchöre auf. Er entdeckte und förderte junge Talente.

Bekannt wurde Irtel auch durch seine „Komponistenstunden“, die in Schäßburg die vom Musikverein nach dem Krieg in der Aula des Gymnasiums veranstalteten Kammermusikabende fortsetzten und zu einem Forum kompetenter Musikvermittlung und erlesenen Musizierens wurden. Dabei zeigte sich Irtel nicht nur als charismatischer Exeget der Musik, sondern trat auch selbst als Interpret auf, indem er Aspekte der Klavierliteratur am Flügel vorstellte und vor allem, indem er als Sänger und zugleich Begleiter das Liedschaffen Schuberts, Schumanns, Brahms‘, Wolfs, Strauss‘ und anderer Meister zu Gehör brachte. Von Sängern wurde Irtel als Liedbegleiter besonders geschätzt. Mit der Vertonung von Adolf Meschendörfers Siebenbürgischer Elegie (für Chor a cappella) gelang Irtel ein glänzender kompositorischer Wurf. Ab 1987 lebte er in Deutschland.

Text: Karl Teutsch

Bild: Kurtfritz Handel

Ein Buch über Ernst Irtel im Spiegel der Siebenbürgischen Zeitung

Walter Hutter hat den fast einmaligen, interessanten, glücklichen und, wie sich herausgestellt hat, auch geglückten Versuch unternommen, mit Artikeln, Rezensionen und Mitteilungen, die in der Siebenbürgischen Zeitung (von 1973 bis 2007) erschienen sind, ein lesenswertes, aufschlussreiches, bereicherndes Buch zusammenzustellen und darin das Porträt eines Künstlers vor uns erstehen zu lassen: des Musikers Ernst Irtel, Musiklehrer, Chorleiter, Interpret und Komponist, geboren 1917 im siebenbürgischen Mühlbach, gestorben 2003 im Altenheim auf Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar.

Wenn man es hochtönend, aber durchaus realistisch bezeichnen will, kann man sagen, dass Irtel neben Hermann Bönicke (1821-1879), Hermann Kirchner (1861-1928), Rudolf Lassel (1861-1918), Emil Honigberger (1881-1953), Victor Bickerich (1895-1964) und Franz Xaver Dressler (1898-1981) der musikalische Praeceptor transsilvaniae war. Er hat im Unterricht, in Konzerten, Gesprächskonzerten, Vorträgen und im Umgang mit vielen Menschen nicht nur Kenntnisse vermittelt, nicht nur Musikwerke durchleuchtet und verständlich gemacht, Komponisten vorgestellt, sondern er hat vor allem auch, wie Hannes Schuster sagt, „Schönheit verschenkt“, das heißt, er hat Bildung und Urteilsvermögen vermittelt, Ausdruckswerte, Wesenheiten, inneres Leben, geistige Kategorien und spirituelle Dimensionen der Musik erschlossen und weitergereicht, einen Teil seines eigenen Zugangs zum Kosmos Musik, seines tiefen Musikverständnisses, seiner Erkenntnisse, auch seines noblen Menschentums auf andere übertragen.Oft wirkte Literatur direkt oder indirekt mit hinein.

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Ernst Irtel. Federzeichnung von Walter Hutter.

Irtels leidenschaftliche Hinwendung zur schöngeistigen Literatur und Dichtung machte sich auch in seinem musikschöpferischen Tun bemerkbar. Nicht zufällig sind seine besten Kompositionen Vertonungen aus der Lyrik, allen voran die musikalische Umsetzung von Adolf Meschendörfers Siebenbürgischer Elegie, einer der bedeutendsten kompositorischen Würfe der siebenbürgischen und südosteuropadeutschen Musik. Dadurch, dass Irtel nacheinander in mehreren Städten Siebenbürgens tätig war, hat er eine noch breitere Streuung seiner Wirksamkeit erreicht. Eine eher nüchterne, aber treffende Zusammenfassung von Irtels Vermächtnis lesen wir in einem Nachruf ehemaliger Schüler der Pädagogischen Schule Schäßburg: „Er hat uns die großen Werke der Musik verstehen gelehrt und viele seiner Schüler dafür begeistert. Zahllose Besucher seiner Komponistenstunden erlebten ihn als feinfühligen Interpreten und begnadeten Pädagogen.“ Wenn wir im obigen Verständnis statt „Werke“ Werte sagen würden, kämen wir der Essenz seines Wirkens noch näher.Die Publikation Hutters lässt nicht nur das Bild des so verdienstvollen, unvergessenen und nicht zu vergessenden Irtel als charismatischen Lehrer, praktischen Musiker, Chordirigenten, Komponisten und Musikschriftsteller wieder erstehen (Bilder im wörtlichen Sinn bereichern die Publikation). Sie beleuchtet Irtels Wirken auch in vertiefenden Zusammenhängen, gibt gleichzeitig Aspekte siebenbürgisch-deutscher Musikgeschichte und siebenbürgischen Musiklebens wieder.

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Ernst Irtel mit der berühmten Violinistin Anne-Sophie Mutter bei einem Konzert in Heilbronn.

Gleichzeitig stellt sie der in München erscheinenden Siebenbürgischen Zeitungautomatisch ein lobendes Zeugnis aus: Diese Zeitung muss eine gängige Zeitung, Mitteilungsblatt, Vereinszeitung, Informationsschrift, aber auch ein politisches, kulturelles, literarisches, kunst- und musikhistorisches Periodikum sein. Dass sie all das auf hohem Niveau bewältigt, ist unter anderem dem Bemühen zu danken, kompetente, professionelle, namhafte Fachleute und Sachkenner als Autoren, Rezensenten und Berichterstatter heranzuziehen. So lesen wir in Hutters Zusammenstellung Beiträge von Anneliese Barthmes, Hans Bergel, Wilfried Bielz, Johannes Brandsch, Siegbert Bruss, Otto Deppner, Hiltrud Florescu, Ingrid von Friedeburg-Bedeus, Horst Gehann, Erhard Graeff, Wieland Graef, Christoph Haffner, Edda Horedt, Walter Hutter, Johannes Killyen, Werner Knall, Erwin Lessl, Friedrich Menning, A. Mrass, Dieter Schlesak (Gedicht „Er nahm uns mit“), Karin Servatius-Speck, Hildegard Sontag, Ortrud Speck, Arnold Teindel, Karl Teutsch, Wolfgang Wittstock, Ewald Zweyer, sowie diverse Mitteilungen und Annoncen ohne Angabe des Verfassers. Aufgenommen wurden auch Artikel von Irtel selbst, so einige Vorabdrucke seiner Carl-Filtsch-Monographie und Konzertrezensionen. Wäre es aber auch nur die erneute Bewusstmachung der kompetenten, treffenden, schönen und bewegenden Worte von Hannes Schuster, hätte sich diese Publikation schon gelohnt.Was in dem Buch wenig zur Geltung kommt – es ist aber auch noch nicht speziell darüber geschrieben worden –, ist Irtels Rolle als Sachwalter, Hüter und Anwalt des Volkslieds im Sinne eines ästhetisch-ethischen Zugangs, strenger Qualitätsmerkmale und hoher Wertkriterien. Ihm war es gegeben, seinen Schülern, dem Umfeld seines Wirkens, seiner privaten Umgebung und seinen Freunden Sinn und Verständnis für Wertkategorien auch im Bereich Volkslied zu vermitteln. So gesehen war er der siebenbürgische Walther Hensel, den er selbst sehr schätzte. Kaum zur Sprache kommen desgleichen die Belästigungen, Drangsalierungen und Leiden, denen Irtel fast ein Leben lang bis zu seiner Ausreise nach Deutschland 1987 durch die Securitate ausgesetzt war. Auch darüber ist noch nicht expressis verbis berichtet worden. Irtel hat ­selten darüber gesprochen, wie die „Sicherheits“organe Rumäniens ihn sichtbar beschatteten, ihm zusetzten, ihn bedrängten und bedrohten. Besonders seine „Komponistenstunden“ und Literaturabende zu Beginn der 1950er Jahre in Schäßburg, danach in Mediasch – thematisch gestaltete Vorträge, oft verbunden mit konzertierendem Musizieren oder Rezitation durch geladene Gäste – wurden beobachtet und beargwöhnt, da sich dazu immer eine zahlreiche Zuhörerschaft versammelte. Wie andere Lehrer oder Pfarrer musste Irtel auch Besuche oder Vorladungen der Securitate erdulden. Er wurde gezwungen, in Anwesenheit der Beamten Berichte und Erklärungen, oft auch als Diktat, zu schreiben, was bei ihm einen psychisch bedingten chronischen Schreibkrampf, eine Art Graphospasmus auslöste, der ihn in der Folge sehr behinderte.

In das Buch sind Bilder eingearbeitet: Fotografien mit Irtel, eine eindrucksvolle Federzeichnung von Walter Hutter, ein Foto der mittlerweile bekannten, im Festsaal des Schlosses Horneck aufgestellten Bronzebüste Irtels von Kurtfritz Handel. Obwohl das Buch, wie im Untertitel vermerkt, die „letzten 20 Jahre“ Irtels behandelt, hätte man sich vielleicht doch auch Bilder seiner Wirkungsstätten in Mühlbach, Hermannstadt, Schäßburg, Mediasch und Gundelsheim gewünscht, zumal auch frühere Zeitabschnitte thematisiert werden. Zu den Illustrationen auf der Innenseite des Inhaltsverzeichnisses gibt es leider keine Angaben (nur eine vage Bildunterschrift), so dass man sie nicht einordnen kann.

Wir entnehmen dem Buch, dass Irtel in seelischen, musischen, wohl auch in manchen wesenhaft menschlichen, ethischen inneren Schichten seiner Schüler, vieler seiner Mitmenschen und natürlich in seinen Kompositionen lebte und weiter lebt. Möge das Buch Hutters dazu beitragen, dass auch künftige Generationen etwas vom Zauber und der Wirkungskraft von Irtels Persönlichkeit mitbekommen. Und vielleicht sammelt Hutter auch Beiträge über Irtel aus anderen Publikationen?

 Text von: Karl Teutsch

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Der Pripock


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Der Pripock

  

Momentaufnahme - 26

Altes Foto auf dem Weg zum Pripock.

 Der kleinere Bruder des Roten Berges von Mühlbach ist der Pripock. Dieser ist weniger berühmt aber nicht von minderwertigerer Bedeutung für die Stadt. Man gelangt zu diesem Berg wenn man die Stadt in Richtung Osten über die  Millennium – Gasse ( Str. Viilor ) verlässt.  Diese Gasse verlief fast parallel  zu den Bahngleisen die Mühlbach in Richtung Hermannstadt verlassen. Auf der rechten Straßenseite befand sich eine Schule für behinderte Menschen, und im gleichen Gebäude, ein Heim für Kriegsinvaliden.

Gegen ende der Strasse auch auf der rechten Seite Befand sich das Gebäude der Kollektivwirtschaft. Dieses Gebäude war früher im Besitz einer Familie Binder. Die Gassenfront bildete ein wunderbarer Schmiedeiserner Zaun dessen Pfeiler aus solidem Mauerwerk bestanden. Die Zufahrt auf das Gelände erfolgte über einen Herrlichen verzierten Torbogen, mit einem Schmiedeeisernen Tor, biss zur Freitreppe des Gebäudes.

Aber zurück zum Weg der zum Pripock führt. Gleich hinter dem beschriebenen Gebäude senkte sich der Weg beträchtlich in Richtung Bahnübergang, der unbeschrankt war. Diese Stelle nannte die rumänische Bevölkerung „ Hula lui Binder“. Nach dem überqueren der Gleise verlief der Weg ziemlich gerade biss an die hölzerne Zeckeschbrücke. Auf der anderen Seite, über eine Länge von etwa 200 – 250 Meter, führte der Weg an dieser Stelle über äußerst frucht bares und ebenes Land. Hier waren um diese zeit riesige Gemüsegärten angelegt. Nach dieser Strecke befand man sich am fuße des Pripock. Der ganze Pripock wurde von Weingärten und Obstgärten so wie Weideland und wilder Vegetation bedeckt. Ich erinnere mich dass auf dem Pripock auch sehr viel Flieder war. Vom Fuße des Berges führte ein sehr eingeschnittener Hohlweg nach oben. Von diesem Hohlweg zweigten immer nach links und rechts Nebenwege ab, die zu den einzelnen Weingärten führten. Im oberen Bereich befanden sich Viehweiden  und wilde Vegetation.

Es ist erwähnenswert das hier sehr seltene Pflanzen, und Insekten beheimatet sind.

Pripock

 Typische Pripock – Landschaft mit dem seltenen Federgraß ( rum. Colie )

Ich erinnere mich immer gerne an Unsere Klassen – Ausflüge zu diesem Berg.

In den ersten vier Jahren der Volksschule kamen wir sehr oft zu diesem Berg mit unserer Lehrerin Fräulein Göbbel. Ich bin dankbar das es um diese Zeit noch Lehrer „ der alten Schule“ gab die das Theoretische  mit dem Pracktischen noch verbanden. Was man so in Naturkunde erzählt bekam, konnte man hier gezeigt und erklärt bekommen.

Ich kann diese Wanderungen nicht vergessen, diese Düfte von reifen Trauben, Pfirsichen, Aprikosen und Zwetschken (Pflaumen). Des Weiteren konnte man hier Hetschumpetsch (Hagebutten), Schleen und Mehläpfel sammeln, von Pilzen ganz abgesehen.

Vom Pripock holten sich manche Leute auch „Scheuersand“ ein sehr sauberer gelber Sand, der gratis zu einem Ausflug dazu kam.

Im Anschluss einige alte Fotos von den „Expeditionen“ auf dem Pripock.

Vielleicht erkennen sich einige Besucher dieses Beitrages wieder.

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 Auf der Böschung des Hohlweges.

 

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 Oben angekommen.

 

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: Eigene Sammlung und Herr Manfred Ziegler.

 

 

Ausflug in die „Cutina“


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Die „Cutina“ heute.

 

Eines Tages, gegen ende des Sommers, kam uns die Idee, einen Ausflug zu planen.

Nach  vielem hin und her, entschlossen wir uns für den Ort, von den Mühlbachern und Langendörflern Kutina ( Cutina ) genannt.

Da es ein längerer weg war, musste man ein paar Vorbereitungen treffen. Passendes Schuhwerk, Regenschutz und natürlich etwas zu Essen mitnehmen. Ein Taschenmesser sollte man auch dabei haben. Den Wanderstab konnte man in den Hundserlen besorgen.

Also gingen wir mit ein paar Freunden los.

Wir wählten den Weg am Klosterbach entlang. Nach dem wir das letzte Haus, damals Szatmary, hinter uns gelassen hatten befanden wir uns in den Hundserlen nun folgten wir dem Bach entlang dem Weg. Links und rechts eine wunderschöne Margarethenwiese, Die Bachufer auf beiden Seiten mit hohen alten Erlen und Weiden bewachsen, so wie mit allerlei Gebüsch.

Nach einiger Zeit machte der Bach und der Weg eine Linkskurve, die Angler nannten diese Stelle „ beim kleinen Ausgewaschenen“, was soviel bedeutete wie ausgewaschene Uferböschung.

Wir folgten dem Weg der uns bald bis zur großen „Eisernen Brücke“ ( Bahnbrücke ) führte

Da angekommen, überquerten wir diese in Richtung Allwinz, um nach ungefähr 50 – 100 Meter zur Kleinen Brücke zu gelangen. Unter dieser Brücke war eine Quelle mit hervorragendem Trinkwasser. Da wurden alle Feldflaschen mit kühlem Quellwasser aufgefüllt. Dann ging es den Weg zurück über die große Brücke und wieder den Bach entlang am rechten Ufer. Hier begann die Vegetation sich abzuwechseln zwischen kleinen Wiesen und Büschen so wie richtigen Wäldchen. Bald gelangten wir zu dem Ort den die Rumänen „ La rosele“ ( Roschele) nannten. Der Grund war das gegenüber liegende Ufer, das eine 5 – 6 Meter hohe Steilwand in einer Bachkurve bildete, und eine rötliche Farbe hatte, wie der Rote Berg. Diese Stelle war sehr gefährlich da hier große Strudel im Wasser wahren.

Aber gut, weiter ging`s durch Wäldchen die immer dichter wurden, bis in der Höhe von Langendorf, wo noch die Reste des alten Langendörfer Steges zu sehen waren. Dieser Steg machte früher die Verbindung des Dorfes mit der „ Römer Strasse“ die durch das Rosenfeld (Ruzga) führte. Mann muss wissen dass diese Felder mal im Besitz der Langendörfer waren, und deshalb war dieser Steg errichtet worden um Zugang zu den Feldern zu haben.

Hier legten wir eine kleine Rast an. Wir saßen am Bachufer und konnten dass Dorftreiben von diesem Teil von Langendorf beobachten. In diesem Abschnitt waren auch viele Enten und Gänse von Langendorf am Bach und ließen es sich gut gehen. Einige auf der Wiese andere im Wasser.

Nach ein paar Minuten ging es weiter in die „ Wildnis“ hinein. Knapp hinter der „ Römer Strasse begann der Wald sich zu vergrößern unterbrochen nur von ab und an kleinen Wiesen.

Wir marschierten durch diese wunderschöne Landschaft noch ungefähr 3 bis 4 Km und gelangten dann zu unserem Ziel. Hier war die Stelle wo der Klosterbach den Zeckesch als Zufluss bekam.  Mittlerweile waren 2 – 3 stunden vergangen und wir machten es uns gemütlich. Mann breitete die mitgebrachten Decken aus und packte das essen aus. Einige von uns machten ein Lagerfeuer und dann hieß es Speckbraten so wie die mitgebrachten Kartoffeln, die in der Glut gebacken wurden.

Während dem Essen fand man auch die zeit sich um zu gucken und die herrliche Landschaft zu genießen.

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Der Klosterbach in der Kutina. Sommer 2012

Die Vegetation war um diese Zeit noch reichlich und mannigfaltig. Mann fand hier auch seltene Pflanzen so wie in der Vogelwelt viele Arten. Da war auch der große Uhu so wie der kleine Zaunkönig beheimatet. An den beiden Gewässern konnte man die Wasserratte, die Nutria sehr selten um die Zeit (später öfters). Da war noch der Fischotter,    Frösche so wie zahllose Insekten zu beobachten.

Zu den Gewässern wäre noch zu sagen das, wen der Wasserpegel höher war hier sehr tiefe Stellen waren. Manch mahl kamen sogar Froschmänner aus Hermannstadt um mit Harpune auf Unterwasserjagd zu gehen, da in dieser Gegend auch sehr große Fische anzutreffen waren.

In diesen Gewässern konnte man Weißfisch und Barben von größeren Ausmaßen fangen.

Am späten Nachmittag traten wir dann den Heimweg an und gelangten kurz vor Dunkelheit wieder in die „ Zivilisation“.

Schade das dieses Gebiet so wie der Rote Berg nicht schon damals zum Naturschutzgebiet erklärt wurden so das es bis heute erhalten geblieben wäre.

Heute gibt es keinen Wald mehr, nur noch Andeutungen von Wiesen. Es ist alles gepflügt.

Zum Glück, wenn auch späht, ist wenigstens der Rote Berg als Naturschutz – Gebiet ausgewiesen.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Große Fahrt auf dem Mühlbach.


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 Der Mühlbach ( Klosterbach )

 An manchen warmen Sommertagen, gingen meine Spielkameraden und ich „Auf große Fahrt“, das hieß mit einem aufgeblasenen LKW-Reifen, den Mühlbach hinunter fahren.

Das Unternehmen begann nach einer Begutachtung der Reifen, die gelegentlich nach mehr Luftdruck verlangten. Dann warteten wir ab bis gegen Drei Uhr am Nachmittag, bis der Wasserpegel im Mühlkanal etwas absank, der am Ende unseres Gartens vorbei floss,  loszufahren.

Die ersten acht bis neunhundert Meter ging die Fahrt unter den dicht bewachsenen engen Ufern des Mühlkanals, an den Gärten der Nachbarn vorbei,  in Richtung großer Bach oder wie die Mühlbacher in nannten, Klosterbach.

Technisch machte man das so, man setzte sich rücklings mit dem Hintern in den Autoreifen so das die Hände seitlich als Ruder benutzt werden konnten um den Reifen steuern zu können. Das musste man auch können, denn auf diesem Abschnitt hatte fast jeder ein Mühlrad im Kanal, um damit Wasser zu schöpfen für die Bewässerung im Garten

Diesen gefahren galt es auszuweichen.

Nach Abschluss dieser ersten Etappe gelangte man am Städtischen Schlachthof vorbei zur Mündung in den besagten Klosterbach. Da der Mühlkanal ziemlich gerade verlief, änderte sich die Situation schlagartig. Nach der Mündung beschrieb unser Bach Stromschnellen und weite Mäander. Also musste man höllisch aufpassen um in der Fahrrinne zu bleiben und einigen Bäumen auszuweichen, die teilweise unter der Wasseroberfläche waren.

Wir schwammen an Wäschewaschenden Frauen vorbei, an Anglern, die im Uferdickicht hockten, oder auf Schotterbänken standen und angelten.

Von Zeit zu Zeit begegneten wir Hausgänsen, die bei unserem vorbei gleiten mit lautem Geschrei das Weite suchten. Höllisch musste man auch bei der Vorbeifahrt von Langendorf aufpassen, da auch hier ein kleiner Mühlkannal für die um diese Zeit noch funktionierende Wassermühle abzweigte, um nicht in die Schaufelräder der Mühle zu geraten. Also brav  auf dem Klosterbach bleiben und weiter ging die Fahrt.

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 Der Mühlbach bei Langendorf. ( Klosterbach )

 Nach vier bis fünf Kilometer erreichten wir die Stelle wo der Zeckesch in den Klosterbach mündete. In der Regel gingen wir da an Land. Jetzt begann der unangenehmere Teil des Unternehmens, und zwar der lange Fußmarsch nach Hause. Wir waren nur in den Badehosen und Barfuß. So marschierten wir, die Autoreifen vor uns herrollend über die staubigen Feldwege Richtung Heimat. Der Weg führte durch die Untergasse von Langendorf, über die Eisenbahnbrücke in die Hundserlen bis an den Stadtrand von Mühlbach. So gelangten wir dann müde und hungrig, nach einer Weltreise wieder Daheim an.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: FB. Gruppe Mühlbach – Sebes

Der Marktplatz.


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Bild 1  Holzplatz , Blick in Richtung Innenstadt.

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Bild 2 Holzplatz , Blick in Richtung Altgasse.

Eine Sache die mich um diese Zeit faszinierte Waren die Wochenmärkte, die auf dem alten „Holzplatz“ stattfanden.

Es herrschten hier einige ungeschriebene Gesetze, die die Standplätze der einzelnen Wahren, die zum verkaufen angeboten wurden, regelten.                  

So zum Beispiel, wenn man vom Rathaus aus auf den „Holzplatz“ kommt, so waren zur linken Hand vor dem Eingang zum Friedhof, die Geflügelstände. Hier wurden Kücken, Hühner, Haustauben, Enten, Gänse, „Pockerel“(Puten)und dergleichen, zum Kauf angeboten. Zur Rechten Hand waren die Stände der Altkleider Händler. Vom Ohler (damals Friedhofsbesorger) weiter zur linken begannen die Tischreihen mit Gemüse, Milchwaren,  in frischer oder eingemachter Form.

Danach kamen zur Linken die Getreidestände, mit Weizen, Roggen, Hafer, Mais und Bohnen.

Zusätzlich säumten die Strasse zur Linken und Rechten die so genannten Schatter (mit Zeltplanen überdachte Verkaufsstände), die neben Lebkuchen und verschiedenen Süßigkeiten allen nur denklichten Krimkram anboten. Des weitern gegenüber den Tischreihen waren die Stände der Korbflechter und Fassbinder.

Also alles in allem konnte man jeden Donnerstag das bunte und laute Treiben dieses sehr gut versorgten Wochenmarktes bestaunen und bewundern.

Der Viehmarkt wurde in den „Hundserlen“ abgehalten. Dahin gelangte man wenn man in Nördlicher Richtung die Gasse neben dem Schlachthof (Abator) hoch ging, bis Ortsausgang links am Rechten Bachufer.

An den Tagen des Viehmarktes kamen die Bauern, und nicht nur diese, sondern jeder der etwas mit vier Beinen zu verkaufen hatte und bot seine Ware an .Das waren Ferkel, Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und andere Hoftiere.

Da kauften mein Vater, und später auch ich jedes Frühjahr in der Regel ein Ferkelpaar um es bis Weinachten aufzuziehen. Das sicherte uns den Winter über die nötige Fleischmenge an Nahrung. Die Hasenhaltung  tat das den Sommer über.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Im Kindergarten


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Erstes Gebäude rechts, der deutsche Kindergarten.

An meine Zeit im Kindergarten erinnere ich mich heute noch gerne.

Unsere „ Kindergartentante“ war Frau Hertha Aldea, und die Helferin Frau Frida Herzceg.

 

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Herthatante vor dem Eingang zum Kindergarten

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Herthatante im Ruhestand

Wie alle Kinder wurde ich auch am Anfang von meiner Mutter dahin gebracht. Der deutsche Kindergarten befand sich im Hof der Evangelischen Stadtpfarrkirche zu Mühlbach. Es war noch im gleichen Gebäude eine Abteilung des Rumänischen Kindergartens untergebracht. Vor dem Gebäude standen um die Zeit drei schöne Kastanienbäume.

Die Einrichtung war noch dieselbe, aus früheren Zeiten, als der Kindergarten noch der Kirche gehörte. Die Tische, Stühle und Bänke waren noch aus echtem Holz weiß gestrichen. Hinter der Eingangstüre betrat man einen quadratischen Raum, der an zwei Wänden Kleiderhacken, und an zwei Wänden Waschtische mit Waschschüsseln und Hacken mit Handtüchern hatte. Um die Zeit gab es kein Fließend Wasser. Nach dem passieren einer weiteren Türe ging man drei Stufen abwärts in den eigentlichen Hauptraum. Die massiven Mauern von c.a.80 cm wurden von einem altersschwachen Kachelofen beheizt. Die spärliche Versorgung mit Holz und Kohle, die meistens nass war da die Versorgung immer im Spätherbst geschah, reichte fast immer nicht aus um die Räume den ganzen Winter zu beheizen. Aus diesen Gründen mussten die Kinder jeden Tag ein Stück Brennholz mitbringen um genügend Wärme zu erzeugen.

Die Ausstattung mit Spielsachen war auch bedürftig. Es gab eine Kiste mit Bauklötzen aus Holz, ungefähr zehn zwölf Gummibälle, vier fünf Springseile, ein Paar alte Puppen und ein Puppenhaus von einem Vater, der Tischler war, angefertigt. Das musste für 40-45 Kinder reichen.

Und Trotz allem möchte ich diese Jahre nicht missen, da hier die Grundsteine für die späteren Interessen und Fähigkeiten des späteren Lebens gesetzt wurden.

Außer den unendlich langen Pausen, wurden hier die ersten Kontakte hergestellt zu den Musen der Kunst,  sprich Literatur in Form von Mährchen und Geschichten, kleine Theaterstücke,  die regelmäßigen Bastelstunden. Ab und zu besuchte uns auch Herr Walter Hatzak und führte uns „ Kasperle – Theater“ vor.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Etwas aus dem Alltag meiner Kindheit.


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Mein Elternhaus in der Altgasse um die 70- er Jahre.

Ich möchte meinen Lesern vermitteln wie ungefähr ein „normaler“ Tagesablauf bei uns zu Hause ablief. Meine Eltern standen in der Regel frühzeitiger auf als ich. Meine Mutter bereitete für meinen Vater die Brotzeit für auf die Arbeit vor, wenn das geschehen war und mein Vater gegangen war wandte sie sich den anderen täglichen Aufgaben zu.

Meine Großeltern, die hinten im Haus ein Zimmer hatten, waren mittlerweile auch auf den Beinen. Hinter dem Haus hatten wir einen Holzschuppen, der in zwei geteilt war. Je eine Hälfte für meine Eltern und meine Großeltern. Hier wurde Brennmaterial für den Winter aufbewahrt, das aber erst im Herbst gekauft  wurde und aus Holz und Sägespäne bestand.

Sommersüber wurden diese zur Sommerküche umfunktioniert.

Wir hatten da einen älteren Tisch mit drei Stühlen, ein Regal für das nötigste Geschirr, des weiteren war noch ein länglicher Tisch auf dem zwei Petroleumbetriebene „Primus“ Kocher standen und ein Kupferkessel. Das Licht spendete eine Petroleumlampe, und als Waschgelegenheit hatten wir einen Waschtisch mit einer aus Blech emaillierten Waschschüssel. Da die Einrichtung meiner Oma ähnlich war, muss ich sie nicht mehr beschreiben. Mitten im Hof hatten wir einen Steingemauerten Brunnen, des weiteren einen großen Maulbeerbaum, einige Fliederbäume und einige Ziehweinreben die am Zaun gegen den Nachbarn angepflanzt waren. Bei dem erwähnten Schuppen war die Nördliche Wand aus selbstgemachten Backsteinen, die Vorderwand aus Holz und das Dach war mit Teerpappe gedeckt. Kurz und gut nach dem ich aufwachte, begab ich mich in den besagten Schuppen wo es schon angenehm nach Tee und Toastbrot(gebätes Brot)roch. Mann muss natürlich dazu sagen dass zu den angenehmen Gerüchen sich auch der unverwechselbare Geruch nach verbranntem Petroleum, der von den Primuskochern stammte, wahrnehmbar war.

Nach dem Frühstück ging ich meistens spielen. Für meine Mutter hieß es dann das Fressen für die Schweine fertig zu machen. Die Hasen mussten gefüttert werden, den Anspruch auch das Geflügel für sich forderte. Während die Ernährung der Tiere von Statten ging waren die Ställe an der Reihe um sauber gemacht zu werden. Der Stallmist musste mit dem Schubkarren auf den Misthaufen, der sich im Garten befand, gebracht werden. Danach ging meine Mutter in unseren Hausgarten um das nötige Gemüse fürs Mittagessen zu hohlen. Manch mahl kamen schon zu dieser Tageszeit ein oder mehrere Freunde zu mir. Es kam oft vor dass das uns die lange Weile plagte. Ab und zu stiegen wir auf den Maulbeerbaum der sich am Ende des Schuppens befand, und von da auf das Dach des Schuppens. Hier musste man sich nur auf den Rücken legen und die Hand ausstrecken um an die süßen Beeren rann zu kommen.

Aus dieser Perspektive hatte man übrigens einen hervorragenden Überblick in die umliegenden Nachbarhöfe.

Des meisten sahen wir unseren direkten Nachbahren zu deren Hof ziemlich heruntergekommen war. Das Wohnhaus hatte nur einen Raum und im Hinterhof hatten sie auch einen Holzschuppen, der auch Lager und Werkstatt unter einem war. Sie hatten zwei Söhne und drei Töchter. Er arbeitete bei der Bahn (C.F.R.).Sie schaffte bei der örtlichen L.P.G.  Beide sprachen ziemlich dem Alkohol zu. Mann muss aber dazu sagen dass es fleißige Leute waren, und vielseitig begabt. Sie fertigten unter anderem: Holzrechen, Sensenstiele, aus Schilf von der Schottergrube geflochtene Fußabtreter, und aus Schilfrohr gefertigte Matten, die beim Hausbau an die Decken genagelt wurden um dem Putz bessere Haftung zu gewährleisten.

Diese wurden auf Bestellung und auf Maß gemacht. An diesen Arbeiten beteiligten sich alle Familienmitglieder. Die Kinder, zum Beispiel, säuberten das Schilfrohr von den Blättern und stellten es am Zaun entlang in die Sonne zum trocknen. Die Produktion einer Woche, die nicht auf Bestellung war, wurde auf dem Städtischen Wochenmarkt verkauft. Das Rohmaterial (Schilf) wurde unter schweren Bedingungen aus der Schottergrube von Hand geerntet. Dies geschah so das man in den Teich, manch mahl bis zur Brust im Wasser und Schlick, steigen musste um es mit der Sichel abzuschneiden. Der Handwagen wurde damit bepackt, das man denselbigen fast nicht mehr sah, und mit zwei Mann nach Hause gezogen. Wir sahen uns also das sehr oft aus der Vogelperspektive an. An anderen Tagen unternahmen wir etwas anderes.

Mittlerweile war Mittagszeit. Ich flitzte schnell zu meiner Oma um zu sehen ob es da etwas Besseres zum Futtern gab als bei uns. Ich bekam aber nichts bevor ich nicht von dem Dreck auf dem Dach, den klebrigen Beeren und Staub gewaschen war. Die Mahlzeiten wurden also im Sommer, immer im Schuppen vorbereitet und gegessen wurde auch da. Überhaupt der ganze Tagesablauf spielte sich da ab. Nur das obligatorische Mittagsschläfchen wurde im angenehm kühlen Zimmer gehalten.

Gegen vier Uhr kam mein Vater von der Arbeit. Wenn es nicht mehr so heiß war gingen meine Eltern und Großeltern in den Garten um noch die Gemüsebeete zu jäten, die Kartoffeln zu hacken oder sonstiges anfallendes zu erledigen. Wenn die Sonne sich dem Horizont näherte, fing man zu gießen an. Das geschah mit Gießkannen, die an dem Mühlkanal der hinter unserem Garten vorbei floss, gefüllt wurden. An diesen Aktionen beteiligte ich mich auch, da es mir Spaß machte mit Wasser zu planschen. Das ging oft so bis es dunkel wurde.

Nachher wuschen sich alle am Bach und gingen um zu Abend zu essen. Das fand ich immer Romantisch so bei dem diffusen Licht der Petroleumlampe zu essen. Manch mahl regnete es dabei und die Regentropfen trommelten auf das Teerdach, und ich lauschte diesen und den Gesprächen meiner Eltern und Großeltern. Vor dem Schlafen gehen hörte mein Vater gewöhnlich im Radio noch Nachrichten.

Die Sommerabende verbrachte man oft auf der Gasse. Die Nachbarn holten jeder einen Stuhl oder eine Bank vor das Gassentor, und saßen da beisammen, um über Gott und die Welt zu plaudern. In der Regel saßen die Frauen in kleinen Gruppen beisammen, welches Privileg die Männer auch für sich in Anspruch nahmen. Als Kinder saßen wir oft in der Nähe der Männer, da deren Gespräche für uns Buben viel interessanter waren. Da ging es um Weltpolitliek, um das Geschehen in der Stadt, und sehr oft erzählten sie einer dem anderen Erlebnisse aus den beiden Weltkriegen oder Gefangenschaft in die mancher geraten war.

Es wurde noch mit entfernteren Nachbarn als ein Schwätzchen gehalten, wenn sie zufällig aus der Stadt, auf dem Heimweg an uns vorbei gingen. Dann wiederum betrachtete man die Rinder oder Gänse die Abends über die verstaubte Straße entlang ihrem Zuhause entgegen marschierten.

Von der Schottergrube hörte man das Konzert der Frösche, in das die Grillen und manche Nachtamsel mit einstimmten. Die Gespräche wurden immer leiser sowie die Nacht herein brach, erhoben sich die Leute einzeln und gingen in die Häuser. Ab und zu ertönte der Schrei eines Nachtkauzes. An diese Momente erinnere ich mich heute noch gerne, da sie irgendwie etwas Zauberhaftes an sich hatten. Das kommt mir wenigstens heute so vor, heut zu Tage ist  so etwas auch in Mühlbach Selten.

Wir Kinder konnten auch in solchen Fällen, wie gewöhnlich, nicht genug davon kriegen. Im Voraus muss dazu gesagt werden, das im Späthsommer erst gegen 11 Uhr Abends so richtig dunkel wurde, da in Siebenbürgen, zu jener Zeit noch keine Sommer oder Winteruhrzeit eingeführt war. Also bemühten sich die Eltern aus den Fenstern der Häuser heraus, die Nachkommenschaft in die Federn zu bekommen. Unter manchen Kindern entbrannte ein Konkurrenzkampf, wer die bessere Taschenlampe hatte, wem seine das Licht besser bündelte oder am weitesten leuchtete. Die Marke, ob es eine Stablampe oder eine flache war, hob oder senkte das Ansehen des Besitzers.

Nach einigem hin und her gingen alle nach Hause um schlafen zu gehen.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Die Durlacher in Mühlbach Teil 2


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Altes Durlacher – Haus der Vorstadt in der Altgasse

( letze Eigentümer Fam. Preiss)

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Altes Durlacher – Haus der Vorstadt in der Altgasse.

 ( letzte Eigentümer Fam. Theil )

Ich möchte Ihnen nicht vorenthalten was Prof. Alfred Möckel, einer der bedeutendsten Lokalhistoriker von Mühlbach, über die Einwanderung der Durlacher in Mühlbach, in seinem Werk „ Aus Mühlbachs Vergangenheit“ sagt.

 

Hier eine Abschrift aus diesem Werk:

 Die Ansiedlungen bedeuteten für Mühlbach das weitaus  wichtigste Ereignis des 18 – ten  Jahrhunderts, wurden sie doch entscheidend für das ganze weitere Bestehen des Deutschtums in dieser Stadt.

1748 sind die ersten  Auswanderer aus Baden – Durlach  hier eingetroffen.

Warum sie zum Wanderstab gegriffen hatten, darüber wird eine demnächst erscheinende  Arbeit Pfarrer Ludwig  Klasters, eines Durlacher  Abkömmlings, Aufschluss geben.

Überbevölkerung, kriegerische Ereignisse und Schikanen, die aus der Leibeigenschaft und Kleinstaaterei erflossen, scheinen die wichtigsten Auswanderungsursachen zu sein.

Die ersten Ankömmlinge  sandten aus Mühlbach in die Uhrheimat  günstige Nachrichten über die Verhältnisse, die sie hier vorfanden.

Ei solcher Brief, den der Durlacher Einwanderer Hans Georg Sütterli aus Mühlbach seinem Schwager Jakob Kaltenbach in Bückingen bei Freiburg im Breisgau schrieb, ist erhalten geblieben. Er berichtet dass Lebensmöglichkeiten im damaligen Mühlbach und wohlfeil seien, zerstreut Bedenken, die sich auf die Sicherheit des Besitzes beziehen, hebt das Entgegenkommen der Stadtbehörde hervor, empfiehlt die Einwanderung, gibt Weisungen über den einzuschlagenden  Weg und schließt: „ das gelt Must  ihr in den Westel legen in Freiburg. Bringt auch Bibel mit euch….“

Durch solch „ reizende Vormahlung“ der hiesigen Verhältnisse wurde „ der Kitzel zur Emigration rege gemacht “. 1748 kamen elf und 1749 wenigstens 19 Familien, in den allernächsten Jahren noch einige Nachzügler aus der ehemaligen Markgrafschaft Baden – Durlach, dem oberen Teil von Baden – Durlach mit dem alten Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler als den Mittelpunkten des Auswanderungsgebietes.

Da die Auswanderung aus baden – Durlach bedrohliche Maße annahm, sah sich die dortige Landesbehörde genötigt, strenge Gegenmaßnahmen zu ergreifen, so dass schließlich nur noch arme und „ liederliche“, nichtsnutzige Haushälter die Heimat verlassen durften.

In Mühlbach wurde die Durlacher Einwanderungsgruppe in Fortsetzung der damals schon bestandenen, hauptsächlich durch Gärten und Meierhöfe gebildeten Mühlgasse, in der von den Durlachern errichteten Altgasse ( oder Altvorstädtergasse, wie sie früher hieß ) angesiedelt.

In richtiger Erkenntnis der Bedeutung dieser Blutzufuhr räumte  Stadt=, Stuhl = und Gubernialbehörde den Einwanderern weitgehende Sonderrechte ein. Diese forderten und erhielten „ vor jeden Hauswirten eine Hofstelle ohne Bezahlung“, Saatgut, Wiesen, „ Grumpiren=, Hanf=, Grass=,  Kornteilung und so weiter gratis und ohne einiges Entgelt“ eine Fleischbank, fünf Jahre Freiheit von allen Lasten und Abgaben, vor jeden einen Ort und Platz in der Kirche ohne Verdruss und Sauersehen“.

Ein in der hiesigen Gymnasialbücherei befindliches Hausbuch  rühmt schon 1750 von den Durlachern, das sie „ mit großem Fleiß“ auf ihren Hofstellen Häuser aufgebaut haben und das sie „ in der Feldwirtschaft sehr fleißig gewesen, besonders in denen Sommerfrüchten, also das noch niemahlen ( zu diesen Zeiten) allhier so viel Sommerfrucht ausgesäet  gewesen“.

Leider sind 1749 und kurz danach sehr viele Einwanderer hier gestorben; die Totenbücher des   Mühlbacher  ev. Pfarramtes verzeichnen in der Zeit eine unverhältnismäßige große Zahl von Todesfällen aus den Reihen der Einwanderer und ihrer zahlreichen  Kinder.

1770 kam die größte Einwanderergruppe hier an und in zwischen aus den Badischen

„ Hanauer  Ländchen“, der Gegend zwischen Kehl und Lichtenau. Eine außerordentliche Teuerung, veranlasst durch eine furchtbare Überschwemmung des Rheins, scheint diese Volksgenossen in Marsch gesetzt zu haben. In Mühlbach ließen sich 49 Familien nieder, darunter, 31 Feldbauern, die übrigen waren Handwerker. Als Ansiedlungsgebiet wies ihnen der  Magistrat die Hanfländer der Altgässer an, au denen sie die Neugasse entstehen ließen.

Neugasse

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  Die Neugasse

Ein Vergleich zwischen der Altgasse und Neugasse, lehrt das die Durlacher Einwanderer sich behäbigere  Häuser errichteten als die Hanauer, wahrscheinlich deshalb, weil diese vorwiegend Landleute, jene aber Gewerbetreibende waren.

Ohne  Zweifel haben aber etliche Hanauer auch in der Quergasse ihr Obdach gefunden.

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Quergasse

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Ecke Altgasse – Quergasse

Diese zweite Ansiedlung bedeutete für die Durlacher nicht nur den Verlust der Hanfländer; der Magistrat sah sich genötigt, auch eine neue Aufteilung des Hatterts anzuordnen, was für die Durlacher natürlich eine unliebsame Einschränkung ihres Hattertanteiles im Rosenfeld zur Folge hatte.

Für die ganze deutsche Vorstadt, Durlacher und Hanauer, gründet der Magistrat über Ansuchen der Durlacher 1771 in der Quergasse eine eigene Schule, die bis 1877 wirkende deutsche Vorstadtschule.

Mit den neuen Einwanderern zog in der Stadt aber auch eine Zeit des Streites und unliebsamer Widerwärtigkeiten ein.

Zu nächst gibt es Unstimmigkeiten, weil einige der Einwanderer die ihnen kostenlos überlassenen Hofplätze und Felder an andere verkauft und sich von hier weggegeben hatten; dann erheben die älteren  Umsiedler, die Baden – Durlacher, den neuern, den Hanauern  gegenüber Anspruch auf gewisse Vorrechte.

Hernach gelingt es den  unruhigen Köpfen unter den  Hanauern, die ganze deutsche Vorstadt gegen die Behörde auf zu wiegeln – es beginnt eine lange Reihe von heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Vorstädtern und der städtischen Stadtbehörde, wegen angeblich ungerechter Zuteilung der Wiesen, wegen der Fleischbank, Einquartierung, öffentlicher Arbeiten, Tabakverschleiß und anderem mehr, wo bei die  scharfmacherischen Vorstädter ihre vielen Beschwerden allen Behörden, zu letzt auch dem Kaiser unterbreiten.

Aber schließlich flauen die Katzbalgereien zwischen Vorstädtern und Städtern ab, besonders seit dem die Vorstädter auch in der inneren Stadt ansässig wurden und in der Städtischen Verwaltung und Leitung verantwortlich mit zu arbeiten hatten.

Und als die Durlacher – wie allmählich alle Vorstädter hießen – in Jahre 1843  im alten Rathaus und im alten Stadtwirtshaus ihr 100 – jähriges Einwanderungsfest feierten, da richteten ihre Sprecher, Webermeister   Jakob Feistel und Pfarrer Michael Gestalter, Worte innigsten Dankes und aufrichtiger brüderlicher Freundschaft an die Sachsen, die ihrerseits das  Durlacher Fest mit vollster, herzlichster Teilnahme mitmachten.

Die Beziehung zwischen Vorstadt und der Innenstadt wurde immer inniger. Immer häufiger wurden Ehen zwischen Durlacher und Sachsen geschlossen. So mancher fleißige, strebsame Durlacher Abkömmling erwarb sich in der inneren Stadt ein Haus und vergrößerte sich seinen Kaufmännischen oder Gewerblichen Betrieb in bedeutendem Maße. Die beiden führenden Geschäfte des Platzes sind von Durlacher Inhabern in die Höhe gebracht worden.

Die größte hiesige Lederfabrik und die Weberei sind Durlacher Gründungen, und heute noch in Besitz der betreffenden Familien. Aber auch auf Geistigem Gebiete hatten manche Durlacher Abkömmlinge sich in leitende  Stellen emporgearbeitet: im Stadtpfarramte, Leiter und Lehrer unseres Untergymnasiums, in der politischen Führung, überall finden wir schon im 19. Jahrhundert echte Durlacher. Durch viele Jahrzehnte sind Durlacherabkömmlinge die Leiter und Träger eines hoch entwickelten musikalischen Lebens in diesem Stättchen. Dabei sind freilich sozusagen alle Eigentümlichkeiten der Badener Einwanderer in dem hier tiefverwurzelten sächsischen Wesen aufgegangen. Es wird Aufgabe der nächsten Zeit sein, etwaige Spuren und Überbleibsel aufzufinden. Die Mundart der Einwanderer ist ganz verschwunden. Schon beim Einwanderungsfest 1843 hielt ein Durlacher Abkömmling folgende Ansprache: „Mini  Herre! Bevor die Sproch die vor 100 Johre unsri Vorfahre g`redt hän, ganz vergesse wurd, lehn mi noch in dere Sproch e G`sundheit trinke. Alle Dischi, die in unsrem liebe Siebenbürge wohne, ob sie vor siebenhudert  Johre oder nur vor hundert i`g`wandert sin, solle läbe, aber au selli , die was nit i`gwandert sin und in unserem Stammland wohne, solle läbe. Unser Herrgott erhalt alli, die e ditschi Sproch rede“.

An einen Unterschied oder gar Gegensatz zwischen „ Vorstädtern“ und „Städtern“, zwischen „Durlachern“ und „ Sachsen“ denkt längst niemand mehr.

Nur die Mühlbacher Familienamen kann man noch nach ihrer Herkunft in sächsische und Durlacher einteilen.

Durlacher Namen sind:

Leibli, Dahinten, Gefli, Jeckli,  Schütterli, Baumann,  Bechthold, Bernhard,  Breitenstein, Frenk, Glaser, Greter,  Gruninger, Haller, Heitz,  Klaster, Lutz, Möckel, Urban, Schumacher und andere mehr. Erfreulich ist es, dass Familienbeziehungen zwischen einzelnen hiesigen Durlacherabkömmlingen und ihren in der Uhrheimatlebenden Verwandten wieder angeknüpft worden sind.

Ende der Abschrift.

Abschrift und Zusammenstellung: Horst Theil

Danke an Herr Gerhard Wagner für das Material