Das bekannteste Lied in Siebenbürgen.


Siebenbürgen, Land des Segens.

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Siebenbürgen, Land des Segens

Land der Fülle und der Kraft,

mit dem Gürtel der Karpaten

um das grüne Kleid der Saaten

Land voll Gold und Rebensaft.

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Siebenbürgen, Meeresboden

einer längst verflossnen Flut;

nun ein Meer von Ährenwogen,

dessen Ufer waldumzogen,

an der Brust des Himmels ruht!

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Siebenbürgen, Land der Trümmer

einer Vorzeit, stark und groß,

deren tausendjährige Spuren

ruhen noch in deinen Fluren

ungeschwächtem Ackerschoß!

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Siebenbürgen, grüne Wiege

einer bunten Völkerschar!

Mit dem Klima aller Zonen,

mit dem Kranz von Nationen

um des Vaterlands Altar!

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Siebenbürgen, grüner Tempel

mit der Berge hohem Chor,

wo der Andacht Huldigungen

steigen in so vielen Zungen

zu dem einen Gott empor!

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Siebenbürgen, Land der Duldung

jedes Glaubens sichrer Hort,

mögst du bis zu fernen Tagen

als ein Hort der Freiheit ragen

und als Wehr dem freien Wort!

.

Siebenbürgen, süße Heimat

unser teures Vaterland!

Sei gegrüßt in deiner Schöne

und um alle deine Söhne

schlinge sich der Eintracht Band


Ein sehr bedeutendes Ereignis in der Geschichte Siebenbürgens war die Geburtstunde dieses Liedes. Um und über dieses Lied wurde schon viel geschrieben und diskutiert. Warum und wie konnte sich ein Lied in der Gesamtheit Siebenbürgens so verbreiten und in den Selen einer Volksgruppe so festsetzen?

Ich denke dass es der Text ist der Ausschlaggebend war. Es ist eine Huldigung an die Heimat, eine kleine Zeitreise aus der Vorzeit in die Gegenwart. Es ist ein Ausdruck der Gefühle und Bestreben eines jeden Siebenbürgers. Es bringt die Bewunderung, die Treue, die Unvoreingenommenheit der Siebenbürger gegenüber anderer Nationen und Glaubens-Richtungen zum Vorschein. Den Wunsch in Frieden und Toleranz mit allen Bürgern dieses Gebietes zusammen zu Leben.

Wem verdanken wir dieses Lied das die Bande der Geschlossenheit und Zusammenhalt  aller Siebenbürger so gut zum Ausdruck bringt? Es waren zwei Männer, Maximilian Leopold Moltke der hat den Text verfasst, der andere Johann Lukas Hedwig der die Melodie geschrieben hat.

Horst Theil


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Maximilian Leopold Moltke

(1819 – 1894)

deutscher Dichter und Publizist


 Maximilian Leopold Moltke als 35-Jähriger. Stamm­buchzeichnung von Wilhelm Kamner, erhalten als Kopie im Geschichtsmuseum Hermannstadt, Bleistiftzeichnung, 1854. Verbleib des Stammbuches unbekannt. Foto: Konrad Klein


Er wurde am 18 September in Küstrin (Deutschland) geboren. Moltkes Vater Gustav Ludwig entstammte einer außerehelichen Verbindung des Leutnants Carl von Moltke (1754-1838), späteren mecklenburgisch-strelitzischen Kammerherrn und Oberjägermeisters. Gustav Ludwig heiratete die Tochter eines begüterten Küstriner Zimmermeisters und wurde Stadtrat in Küstrin, starb jedoch, als Maximilian Leopold noch ein Kind war.

Maximilian Leopold besuchte die Lateinschule seiner Vaterstadt. Danach ging er in Berlin in die Lehre, zuerst in einem Kolonialwarengeschäft, dann in eine Sortimentsbuchhandlung. Nach Beendigung der Lehre war er in Frankfurt (Oder) Buchhandlungsgehilfe. Er ging nach Kronstadt und wurde bald Redakteur des „Siebenbürgischen Wochenblattes“. Hier dichtete Moltke im Mai 1846 das Siebenbürgenlied. Im Mai 1846 verließ er Siebenbürgen und trat als Leutnant in die Honved- Armee des Generals Józef Bem ein. Er nahm am 13. August 1849 an der Schlacht bei Șiria (ungar. Világos) teil und geriet in russische, danach österreichische Gefangenschaft. Nach knapp dreijähriger Gefangenschaft in Triest kam er wieder frei und ging über Wien und Küstrin nach Berlin (1852) zurück. Er gab die Zeitschrift „Deutscher Sprachwart, Zeitschrift für Kund und Kunst, Hege und Pflege, Schirm und Schutz unserer Muttersprache“ heraus, die in neun Jahrgängen erschien. Für Bettina von Arnim bereitete er die Herausgabe ihrer sämtlichen Werke vor. 1864 zog Moltke nach Leipzig um. Hier gab er eigene oder von ihm bearbeitete Shakespeare-Übersetzungen heraus. 1884 erhielt Moltke bei der Handelskammer in Leipzig den Posten des ersten Bibliothekars, den er bis ins hohe Alter ausübte.

Hier verstarb er am 19 Januar 1894. Maximilian Leopold Moltke wurde auf dem Johannisfriedhof in Leipzig begraben.

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Johann Lukas Hedwig

(1802 – 1849)

Komponist, Chordirigent, Musikpädagoge

Der Komponist des Siebenbürgenlieds, Johann Lukas Hedwig, wurde am 5. August 1802 als Sohn einfacher Bauern in Heldsdorf geboren. Der musikalisch begabte Knabe kam mit zehn Jahren auf die Honterusschule und mit 13 auf das Obergymnasium. Noch keine 17 Jahre alt, zog er in den „Mittelpunkt des großartigen Musiklebens“, nach Wien. Nach 21 arbeitsreichen und entbehrungsvollen Jahren in Wien wurde Hedwig im Jahre 1840 als Stadtkantor nach Kronstadt berufen. Hier wirkte er für die musikalische Bildung Kronstadts und belebte die Kirchenmusik des Burzenlandes. Als der Begabteste sächsische Komponist und Musiker seiner Zeit verfasste er zahlreiche Kompositionen, die in Kronstadt und im Burzenland aufgeführt wurden. Im Revolutionsjahr 1848 überstand der patriotisch gesinnte Musiker zwar die unglückliche Schlacht bei Honigberg am 5. Dezember, holte sich aber auf dem Rückzug ein Nervenfieber, dem er am 8. Januar 1849 erlag. Er wurde auf dem Innerstädtischen Friedhof in Kronstadt beigesetzt. An seiner Grabstätte wurde 1924 ein Denkmal errichtet.

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Gedenktafel

 

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Bildniskarte aus dem Verlag von Heinrich Zeidner, Kronstadt, mit den Bildnissen von J. L. Hedwig und M. Moltke. Lichtdruck 1898. Sammlung: Konrad Klein


Beitrag zusammengestellt von Horst Theil

Wappen


Liebe Leser. Nach reichhaltigen Beiträgen über die Heimatstadt Mühlbach möchte ich auch etwas über das Symbol unserer Stadt und das Symbol von Siebenbürgen erwähnen. Es gibt sicherlich auch Studien über dieses Thema die eine reichhaltigere Information darüber enthalten, ich möchte aber gerne wenigstens dass dieses auch hier in diesem Blog angesprochen wird. Wenn jemand mehr Wissen zu diesem Thema besitzt und Interesse hat es mich wissen zu lassen, bin ich bereit diesen Beitrag zu ergänzen.

 

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Das Wappen des Fürstentums Siebenbürgen

 „Im Osten des österreichischen Kaiserstaates erhebt sich aus der ungarischen Tiefebene ein freundliches Hochland, gering an Größe, doch reich an Schönheiten und Schätzen der Natur. Sein Flächenraum beträgt wenige mehr als 1100 Geviertmeilen. Im Anschluss an Ungarns nördlichen Bergwall umgeben es von allen Seiten mächtige Gebirgsketten, die Karpaten. Weithin ins Land hinein, siehst Du die Felsenkuppen und Zinnen 7000 Fuß hoch und drüber, den größten Theil des Jahres mit blendendem Schnee bedeckt, in die blauen Lüfte ragen. Nur wenige Pässe öffnen sie, gegen Mittag in das Tiefland der untern Donau, gegen Morgen zu den weiten Slawen Ebenen Russlands, also, daß der Herr selber das Land auf die Grenze abendländisch-europäischer Bildung hingestellt hat zu einer starken Wehr … Von den hohen Grenzgebirgen ausgehend durchziehen meist waldgekrönte Bergreihen das Land nach allen Richtungen. Das Land birgt in überraschender Fülle Salz und kostbare Erze jeder Art, von dem Eisen womit man das Leben schirmt, bis zu dem Gold, das es verdirbt. Zahllose Heilquellen entströmen dem Schoße der Erde; Bäche und Flüsse verschönern und bewässern überall das Land. An sonnigen Berghalden glüht die Rebe und blüht der edle Obstbaum; in den Tälern wogt das Weizenfeld; Wildbrät durchstreift die Wälder; an zahmen Haustieren ist nirgends Mangel. Das ist das Land Siebenbürgen, und wo zum Glück seiner Bewohner Etwas fehlt, da tragen diese meist selber die Schuld.“ 

G. D. Teutsch: Geschichte der Siebenbürger Sachsen. 1. Auflage, Kronstadt 1858, S. 3-4 (Hervorhebungen von Teutsch).

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Wappen der Stadt Mühlbach

(Darstellung als Relief am Oberteil der Küsterwohnung)

Eine andere Darstellung, als Schildwappen in Stuckausführung, befand sich über dem Haupteingang des früheren Gasthofes „Goldener Löwe“. Dieser Gasthof wurde wahrscheinlich nach dem Löwen aus dem Stadtwappen benannt. Nach der umfassenden Sanierung und Umgestaltung des Gebäudes ist dieses Stuckrelief nicht mehr sichtbar. Der Löwe im Stadtwappen war goldfarben (Gelb) auf rotem Hintergrund, gekrönt mit einer goldenen (gelben) dreizackigen Krone (Corona Regis). Diese wiederum symbolisierte den Status das Mühlbach eine freie Königliche Stadt war. Der rote Hintergrund symbolisierte den Mut, die Liebe und Opferbereitschaft so wie die Unabhängigkeit. Das Gold (Gelb) symbolisierte die Kraft und Gerechtigkeit.   

 

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 Wappen der Stadt Mühlbach

(Grafik aus der Zeit von Österreich – Ungarn)

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 Die gleiche Darstellung als Relief in Stein.

(Mit Lateinischem Text)

 

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Das Wappen von Mühlbach (Stuck)

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Aktuelles Wappen der Stadt Mühlbach

(Die Fünfzackige Basteikrone wurde im Jahr 2000 hinzugefügt, und besiegelt den Status eines Munizipiums)

 

Horst Theil

 Bilder: Wikipedia; Radu Heitel, Monumentele medievale din Sebeș-Alba, edit. Meridiane, București, 1964

 

Der Bahnhof von Mühlbach


Wie kam Mühlbach zu einem Bahnhof? Die Umstände und Uhrsachen reichen zurück in die Zeit wo alle Transporte von Gütern jeglicher Art, so wie auch der Personentransport noch auf dem gut ausgebauten Straßennetz durch Siebenbürgen verlief. Die Günstige geografische Lage der Stadt Mühlbach, wo die Hauptverkehrsstraßen vom Banat nach Siebenbürgen und weiter hinauf nach Norden in Richtung Klausenburg und Großwardein, sich kreuzten,  war auch ein Grund dafür. Von Hermannstadt weiter nach Osten gab es bereits die Eisenbahn. Im Banat wurden auch schon früh die Vorzüge der Bahn genutzt. In dieser Zeit gehörte Siebenbürgen noch zu Österreich – Ungarn, und Hermannstadt war bis jetzt über Klein – Kopisch an das Österreich – Ungarische Bahnnetz angeschlossen. Daher wurde beschlossen die Gleise über den kürzeren Weg über Mühlbach bis Winz zu verlegen, um die Fahrzeit zu verkürzen. Und so entstand die Strecke Hermannstadt – Unter – Winz mit allen Stationen und Haltestellen die bis heute erhalten sind. Die Strecke wurde den  25 November im Jahre 1897 fertig gestellt und in Betrieb genommen. Mit dem erscheinen der Bahn wurden zwar die Wagen und Transport Karawanen, so wie die Postkutschen zurückgedrängt, aber ins gesamt war es ein Faktor der die Entwicklung der Stadt vorantrieb. Besonders die Entwicklung des Gewerbes und den des Personenverkehrs. Die Gasthöfe und Waren – Umschlagplätze litten auch darunter und viele mussten zu machen. Aber alles in allem war es eine Bereicherung. Das Bahnhofsgebäude bestand aus einem Schalterraum, einem Wartezimmer für Fahrgäste, einem kleinen Lager für Pakete und Waren im Erdgeschoss. In der Etage waren die Wohnung des Stationsvorstehers und ein Verwaltungsraum. Neben dem eigentlichen Bahnhofsgebäude gab es noch einige kleine Nebengebäude mit unterschiedlichen Funktionen für den Betrieb einer Bahnstation.

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Der Bahnhof von Mühlbach im Jahre 1908

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Der Bahnhof 2014

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Bahnhofsgebäude gesehen von der Rückseite 2014

 

Beitrag geschrieben von Horst Theil

Quelle: Wikipedia

Neue Bilder: Florin Muntean

 

 

Dr. Viktor Roth


 

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 Dr. Viktor Roth

( 1874 – 1936)

 Viktor Roth wurde am 28 April 1874 als Sohn eines Lehrers in Mühlbach (Siebenbürgen) geboren. Die ersten Schuljahre in Mühlbach, danach besuchte er das Honterus- Gymnasium In Kronstadt. Sein weiterführendes Studium erfolgte in den Fächern Germanistik, Latein und Theologie an den Universitäten von Tübingen, Halle, Erlangen und Klausenburg. Seine Dissertation zum Doktor schrieb er über die Metrik in Ludwig Uhlands Dichtung.

Im Jahre 1897 übernahm er in Großschenk das Amt des Schulleiters. 1898 übernahm er in seiner Heimatstadt Mühlbach die Stelle eines Gymnasiallehrers. 1902 wirkte er als Pfarrer in der neben Schäßburg gelegenen Gemeinde Großlasseln. 1910 Pfarrer in Hermannstadt. Ab 1918 Stadtpfarrer in Mühlbach. Dank seiner grundlegenden wissenschaftlichen Arbeiten gilt Viktor Roth als ein bedeutender Wissenschaftler der Siebenbürger Sachsen. Vor allem der Kunstgeschichte seiner siebenbürgischen Heimat galten Roths forscherische Bemühungen, wie z.B. die Werke über die deutsche Baukunst in Siebenbürgen, siebenbürgische Altäre und Kunstdenkmäler aus siebenbürgischen Kirchen, aber auch eine Monografie über den siebenbürgischen Maler Fritz Schullerus und zahlreiche weitere Veröffentlichungen in deutscher, ungarischer und rumänischer Sprache. Sein vielseitiges Wirken und Schaffen brachten ihm 1921 die Ehrendoktorwürde der Wiener Universität ein, und 1926 wurde er zum Korrespondierenden Mitglied der Rumänischen Akademie gewählt.

Seine Wichtigsten Werke:

1905 – „ Geschichte der deutschen Baukunst in Siebenbürgen“ ein Jahr später ein Buch über die Plastische Kunst in Siebenbürgen.

1908 – „ Geschichte des deutschen Kunstgewerbes in Siebenbürgen“

1914 – „ Beiträge zur Kunstgeschichte Siebenbürgens“

1916 – „ Die Siebenbürgischen Altäre“

1922 – In Hermanstadt „ Goldschmiedearbeiten“

Als Zeichen seiner Wertschätzung erhielt er im Jahre 1921 den Ehrendoktortitel der Universität in Wien. Er knüpfte Kontakte auch zu rumänischen Gelehrten z.B. Nicolae Iorga.

Als Folge seiner wissenschaftlichen Beziehungen zum Altreich wurde er 1926 Korrespondierendes Mitglied der Rumänischen Akademie.

Dr. Viktor Roth starb am 22 April 1936 in seiner Heimatstadt Mühlbach.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Quelle: Udo – Peter Wagner

Bild: Frau Cornelia Guju

 

Schweineschlachten auf Sächsisch


Ich möchte Ihnen jetzt eine Geschichte, auf Siebenbürgen- Sächsisch zum lesen anbieten die etwas über das „Schweine-schlachten“ in Siebenbürgen erzählt.

Ich bedanke mich hiermit bei Herr Manfred Ziegler der mir dieses Material zur Verfügung gestellt hat.

Wie man weiß war das Schweineschlachten in Siebenbürgen immer auch gleichzeitig ein Festtag den man das ganze Jahr über mit Ungeduld erwartete. Das Ritual dieses Tages war von Ort zu Ort unterschiedlich, aber im Kern immer Siebenbürgisch spezifisch.

Viel Spaß beim Lesen.

Horst Theil

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Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Erinnerungen aus den Jahren 1848 bis 1910 in Siebenbürgen ( Folge 1)


Der Ganze Inhalt dieses Buches bezieht sich auf die Stadt Mühlbach in Siebenbürgen (Rumänien).  Ich werde ihnen einige Auszüge aus diesem Buch, mit der Genehmigung des Herausgebers Otto Rodamer, zum lesen anbieten. Der Autor Josef Schoppelt war ein gebürtiger Mühlbacher Handwerkermeister der seine Lebenserinnerungen aus dieser Stadt, auf die Bitte seiner Familie und anderer, sich entschloss diese Zeilen zu Papier zu bringen.

Auszug aus dem Buch:

– Erinnerungen aus den Jahren 1848 bis 1910 in Siebenbürgen –

Autor: Josef Schoppelt

Herausgeber: Otto Rodamer

 Verlag: Books on Demand

Die Schule

Mit sieben Jahren wurde man eingeschult. Die Anfänger lernten in den Jahren um 1840 das ABC zu schreiben und bis auf hundert zu zählen und das ABC bis ans Ende mit Selbst- und Mitlauten zu verbinden und zu schreiben. In der zweiten Klasse lernten sie erst Worte buchstabieren, lesen, schreiben, sowie die einfachen 4 Spezis, Rechnen und das Einmaleins. In den beiden ersten Klassen sagte der Lehrer den Kindern einen Spruch beim Nachhausegehen, den sie im Sinn halten mussten, bis sie wieder zur Schule kamen und ihn dem Lehrer sagen mussten. Auch musste jeder Schüler sich ein Schreibheft aus einem Bogen Schöpfpapier  (aus der damaligen Strungarer Papiermühle in Mühlbach) machen, der Bogen kostete einen Kreuzer und seinen Namen selber schreiben mit Gänsefedern, die der Lehrer jedem zuschneiden und jedes Mal, wenn die Feder nicht mehr gut schrieb, mit dem Federmessen Nachschneiden musste. Mit den Gänsefedern behalf man sich bis zum Jahre 1850, wo dann die Stahlfeder sie verdrängte und den Lehrern die Last abnahm, nämlich das Spitzen der Federn. Die dritte Klasse hatte damals einen akademischen Lehrer, David Krasser und bestand aus zwei Jahrgängen aus dem man dann ‚ins Latein‘ oder in die damalige Realschule ging. Die Schüler der dritten Klasse mussten im Winter schon um 6.00 Uhr, im Sommer von 7.00 – 10.00 Uhr in der Schule sein, wobei man sich kleiner, runder, selbst gemachter Papierlaternen bediente und bei Licht die so genannte ‚Preces‘ abhielt mit Gesang und Gebet und dann spielte bis 7.00 Uhr. Dann wurden die Arbeiten durch die vier ‚Notatoren‘ und den Imperator geprüft und auf die große Tafel ihre Leistungen mit Kreide verzeichnet. Die mit 6 Fehlern wurden als faul und mit sechsmal faul in der Woche, am Samstag vor dem Judicum mit 6 Rutenstreichen auf den Bloßen bestraft. Die mit weniger Fehlern wurden mit dem spanischen Rohr oder Lineal von dem Lehrer in der Klasse bestraft. Der inspizierende Schulinspektor war der damalige Stadtpfarrer Fritsch, schon ein hoher 70er. In der Realschule, aus der 5. Klasse, löste Herr Friedrich Kraus den Herrn Karl Mauksch ab. Das war im Jahre 1850. In der Realschule blieb man in der Regel zwei Jahre, bis man ein Handwerk erlernte. Man lernte auch sehr viel für den eigentlichen Bürgerstand, moderne Rechnungen, bürgerliche Aufsätze, Orthographie, Fremdsprache. Schulstunden wurden, wie erwähnt wurde, in den höheren Klassen im Winter schon um 6.00 Uhr angefangen bis 10.00 Uhr, wo wir unser Frühstück, bestehend aus Brot, Nüssen, Äpfeln, gebratenen Erdäpfeln (Kartoffeln) nach der ‚Preces‘ verzehrten, also bis 7.00 Uhr, wo die Überprüfung der Aufgaben , wie schon erwähnt wurde, durch den ‚Notator‘ anfing und bis zum Erscheinen des Lehrers dauerten, das war um 8.00 Uhr. Im Sommer war von März bis Ende Oktober die Frühkirche, wozu geläutet wurde. Mittwochnachmittag war keine Schule, Samstagnachmittag von 1.00 – 2.00 Uhr gewöhnlich ‚Judicum‘, Sonntag von 9.00 – 10.00 Uhr Evangelium, welches erklärt wurde und welches wir mit der Zeit auswendig lernten. Die Deutsche Vorstadt hatte in der Quergasse ihre eigene Schule, von wo man in die Stadt promoviert wurde. Mädchenschule gab es nur eine Klasse unter dem Lehrer Gelch.

– FORTSETZUNG FOLGT –

Die Möglichkeit dieses Buch zu erwerben:

http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&url=search-alias%3Dstripbooks&field-keywords=josef+schoppelt

Ankündigung !


Erinnerungen aus den Jahren 1848 bis 1910

In Siebenbürgen

Der Ganze Innhalt dieses Buches bezieht sich auf die Stadt Mühlbach in Siebenbürgen (Rumänien).  Ich werde ihnen bald und Zeitversetzt, einige Auszüge aus diesem Buch, mit der Genehmigung des Herausgebers Otto Rodamer, zum lesen anbieten. Der Autor Josef Schoppelt war ein gebürtiger Mühlbacher Handwerkermeister der seine Lebenserinnerungen aus dieser Stadt, auf die Bitte seiner Familie und anderer, sich entschloss diese Zeilen zu Papier zu bringen.

Das Buch handelt von der Strukturierung, den Bedingungen und Art des Lebens in der Zeitspanne zwischen den Jahren 1848 bis 1929 in Mühlbach.

Ich spreche hiermit meinen Dank an den Herausgeber aus, für die Genehmigung Auszüge aus diesem Werk auch in digitaler Form bekannt zu machen.

Ich möchte den Lesern dieser Seite hiermit die Empfehlung aussprechen, dieses Buch zu erwerben und zu lesen. Es ist eines der sachlichsten Beschreibungen der Bedingungen und Lebensweise der Mühlbacher Bevölkerung von einst. (Alte Begriffe sind vom Herausgeber erläutert)   

Das Buch kann hier bestellt werden: http://www.book-on-demand.de/catalog

oder:

http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&url=search-alias%3Dstripbooks&field-keywords=josef+schoppelt

so wie in allen Buchhandlungen!

 

Horst Theil

Die Glocken von Mühlbach.


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 Eine der Glocken

Über dieses Thema berichtet Alfred Möckel in seinem Werk „ Aus Mühlbachs Vergangenheit“ in seiner III –ten Auflage folgendes:

„ Auf schöne Glocken scheinen die Mühlbacher von jeher etwas gehalten zu haben. Die Sage weiß zu berichten, die Gemeindemitglieder haben gelegentlich eines um 1780 notwendig gewordenen Umgusses der alten Glocke nicht nur reichlich altes Kupfer und Mörser beigetragen, sondern sogar die goldenen Ringe der Frauen in die schmelzende Glockenspeise hineingeworfen. (Der Guss wurde in einem Hause beim „unteren Tor“ vorgenommen)

Davon habe die Glocke ihren berühmt schönen, bis auf die Hamlescher „ Hüll“ vernehmbaren Klang bekommen. Und als 1916 militärische Maßnahmen  die Requirierung sämtlicher Glocken Mühlbachs erzwangen, erzählte sich der Volksmund in rührender Anhänglichkeit an die letzte liebe, ergreifend schöne Glocke der Heimat, man habe sie nicht zerschlagen und schließlich  auch zum Kanonenguss nicht verwenden können, weil sie zu viel Edelmetall barg.

Als ein weiteres Zeichen der Verehrung, die diese Glocke genoss, ist die Tatsache zu werten, das die neue große Glocke , die der Leder – Fabrikant Gustav Dahinten 1926 zur Erinnerung an seinen allzu früh verstorbenen Sohn Erwin spendete, denselben Ton hat, den die alte, sagenumwobene läutete. Bei der Firma „ Schilling und Lattermann“ in Apolda in Thüringen, die die „ Erwin – Glocke“ lieferte, bestellte die Kirchengemeinde gleichzeitig zwei kleinere, in Ton und Klangfarbe passende Glocken, so das sie gegenwärtig wieder ein schönes, würdiges Geläute ihr eigen nennt.“

Zitat Ende.

Im Anschluss Bilder von den Feierlichkeiten bei der Einweihung und Aufzug der Glocken.

 

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Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Bilder: FB. Gruppe Mühlbach – Sebes

Das Binder – Haus


 

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 Foto. 1

Aquarelle von Rudolf Pühringer ( im Jahre 1937)

  Das Binderhaus vor 1820.

 

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Foto. 2

Das Binder – Haus heute.

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Basso – Reliefs von oben, links und rechts.

Eines der bedeutenden Bauten in Mühlbach ist auch das so genannte Franz Binder – Haus.

Das Haus bekam den Namen nach dem Apotheker und Afrika – Forscher Franz Binder.

Dieses befindet sich an der Süd – Westlichen Ecke vom Großen Platz.

Das Gebäude wurde im 18 – ten Jahrhundert erbaut und diente am Anfang als Sitz der Garnison und des Regimentes „Beanki“, von Mühlbach, das hauptsächlich aus Polen bestand. ( Ersichtlich in Foto 1.)

Im Jahre 1861 kaufte Franz Binder das Gebäude und unterzog es einer totalen Renovierung und Umbaues.

Unter anderen massiven Änderungen bekam das Haus eine völlig neue Fazade und ein neues Dach. Des gleichen wurde das Eingangstor vom Bogentor in ein Rechteckiges umgebaut. Gleichfalls Änderungen der inneren Räumlichkeiten, angepasst an die Wünsche des neuen Besitzers. Die Fazade bekam einen kleinen Balkon und einer Statue darauf, wahrscheinlich die Göttin Isis (Hera).

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Foto 4

Statue (wahrscheinlich Isis)

Auf dem Relief von links sind die Pyramiden Keops, Kefren, Mikerinos und Sphinx, so wie Gebäude von Kairo zu sehen.

Auf dem rechten Relief, sind der Tempel der Göttin Isis auf der Insel Philae, das Stadttor von Kairo und den Hafen von Kairo zu sehen.

Auf dem obersten über dem Balkon ist eine Karawane die durch die Nubische Wüste zieht zu sehen.

Kurz nach der Fertigstellung verkaufte Franz Binder das Gebäude an Johann Ohnitz, und zog nach Burgberg (Vurpar) um wo sich auch seine Ruhestätte befindet, das nicht allgemein bekannt ist.

Beitrag geschrieben und übersetzt von: Horst Theil

Quelle: Calin Anghel – Evolutia urbanistica a orasului Sebes. Josef Schoppelt – Erinnerungen aus den Jahren 1844 bis 1910 in Siebenbürgen.

 Bilder: Sebes online, FB Gruppe Mühlbach – Sebes, Frau Cornelia Guju und Frau Monica Ilea.

Das Zapolya – Haus


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Foto 1

Das Zapolya Haus. (Alte Postkarte)

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Zapolya Haus ( Altes Foto) 

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 Foto 3

Das Zapolya – Haus  heute.

Ein wichtiges Architektonisches Denkmal der Stadt Mühlbach ist das Haus des Königs oder besser bekannt als Zapolya – Haus.

Dieses Gebäude wurde im 15 – ten Jahrhundert erbaut.

Im Zuge der Renovierungen in den Jahren 1962 – 64 gelangte man zur Erkenntnis, dass das Gebäude am Anfang, 2 niedrigere Stockwerke und 2 Keller, unter dem Westflügel und Ostflügel je einen, hatte.

Heute existiert nur der Keller unter dem Westflügel.

Von dem alten Gebäude sind im ersten Stock nur zwei Räume übrig geblieben, die mit einer Holztreppe mit dem Keller verbunden war, deren Spur man noch sieht, erhalten geblieben.

Zwei Fenster in der Front des Ostflügels, mit Steinrahmen (heute unbenutzt) kennzeichnen die zwei Stockwerke des Gebäudes, bevor dieses die heutige Form bekam.

Über die Keller des Gebäudes, mit sehr kleinen Fenstern, sagt man das sie in der Zeit  der Voivoden und Grafen von Siebenbürgen auch als Kerker gedient haben sollen.

Die alte Fazade mit integrierten schön behauenen Steinen, ist nur im ersten Raum, links vom Eingang, der nachher hinzugefügt worden ist bis zur Fazade die wir heute kennen, erhalten geblieben.

Der erste Stock war auch mit einer wunder schönen Loggia, die in Richtung Hof war, versehen.

Dies konnte man anhand der fünf Arkaden, die man bei der Restaurierung gefunden hatte, erkennen.

Zwischen den Zimmern des Ost- und Westflügels war ein geräumiger Gang, der über dem gesamten Eingang sich dahin zog. Von diesem Gang konnte man links in die Kanzleien und Großen Saal, wo die Versammlungen und Diäten abgehalten wurden gelangen.

Zur anderen Seite ging es zu den Alkoven.

Im Ganzen gab es ehemals auf jeder Seite je drei Räume, heute sind es zehn.

Über dem alten Portal befand sich ein Wappen mit fünfzackigem Stern, das Wappen war vom Königlichem Richter Johann Sachs von Mühlbach, der von König Sigismund Mitte des 15 – ten Jahrhundert in den Adelsstand erhoben wurde.

Andere Wappen unter dem Eingang zeigen das Wappen der Grafen Bethlen, mit Daten der Restaurierung in den Jahren 1591 und 1616.

In der zeit vom 10 – 20 Juli 1540 hielt sich hier Johann Zapolya mit seinen Ministern Peter Petrowitsch, Valentin Torok und Georg Matinuzzi, hier auf. Er wollte einen Feldzug gegen Stefan Majlat von Fogarasch der Thronanwärter war beginnen, wozu es aber nicht mehr kam da er einem Schlaganfall zum Opfer fiel.

In diesem Gebäude wohnte auch der Fürst Michael der Tapfere in der Zeit vom 30 – 31 Oktober 1599 als er am 1 November in Karlburg einzog.

Heute dient das Gebäude der Unterbringung des Stadt – Museums seit 1952.

Beitrag übersetzt und geschrieben von: Horst Theil

Quelle:  Ion Raica   – Sebesul- 2002

Johannes de Zapolya (1487 – 1540)


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Johannes de Zapolya (1487 – 1540)

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Obwohl dieser Mann nicht In Mühlbach geboren ist , ist er unumstritten mit der Vergangenheit und Geschichte von Mühlbach verbunden.

Aus diesem Grunde möchte ich ein paar Einzelheiten über diese Persönlichkeit bekannt machen.

  

Johann Zápolya (ungar. Szapolyai János,  rumän. Ioan Zapolya. (Geb. 1487 auf der Zipser Burg; Gest. 22. Juli 1540 bei Mühlbach in Siebenbürgen) war 1526 bis 1540 Fürst von Siebenbürgen, mit dem Anspruch, König von Ungarn zu sein. Er kämpfte im ungarischen Bürgerkrieg gegen den Thronkonkurrenten Ferdinand I.

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Die Zipser Burg –  (Geburtsstätte des Johannes de Zapolya)

Herkunft

Johann Zápolya wurde als Sohn des Palatins Stephan Zápolya und der Prinzessin Hedwig von Teschen auf Schloss Szepesvár geboren. Schon 1491 hatte seine Mutter dem kranken König vorgeschlagen, seine Tochter in ihre Obhut zu geben und sie später ihrem Sohn zur Frau zu geben. Wladyslaw verhinderte aber diese Absicht, indem er eine Verbindung mit den Habsburgern in die Wege leitete.

Werdegang

Er begann seine öffentliche Karriere auf dem berühmten Reichstag von Rákos 1505. Auf seinen Antrag hin beschloss die Versammlung, dass nach dem Tod des regierenden Königs Wladyslaw II. kein Fremder zum König von Ungarn gekrönt werden solle. Von da an wurde er der nationale Kandidat für den Thron, auf den seine Familie schon lange spekuliert hatte.

 1510 bat Zápolya vergeblich selber um die Hand von Prinzessin Anna, und hinter seiner Ernennung zum Woiwoden von Siebenbürgen 1511 steckte offenbar die Absicht, ihn möglichst weit vom Hofe fernzuhalten. Im Jahr 1513, nach einem erfolgreichen Angriff auf türkisches Territorium, eilte er an der Spitze von 1000 Reitern nach Buda und erneuerte seine Bitte, die wiederum abgelehnt wurde.

1514 erstickte er den gefährlichen Bauernaufstand unter György Dózsa; die unmenschlichen Qualen, mit denen der Rebellenführer langsam zu Tode gebracht wurde, waren eine Idee Zápolyas. Nun war er beim Landadel, dessen Tyrannei die Bauernschaft zur Revolte gebracht hatte, beliebter als je zuvor.

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Ein weniger bekanntes Bild von  György Dózsa

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Und hier ein allgemein bekanntes Bild.

Zapolya war Schwager des polnischen Königs Sigismund I. und des ungarisch-böhmischen Königs Wladyslaw II. und somit Onkel Ludwig II.. Nach dem Tod Wladyslaws II. machte ihn der Reichstag von Rákos 1516 zum Reichsverweser für den minderjährigen König Ludwig II. Er strebte nun die Würde des Palatins an, aber der Staatsrat und der Hof stellten sich gemeinsam gegen ihn und ernannten stattdessen 1519 Stephan Báthory (Vater des gleichnamigenKönigs von Polen).

Der Streit der Interessengruppen entbrannte nun schärfer als zuvor, und das gerade in einer Zeit, als der Druck von seiten der Türken einen Zusammenschluss aller nationaler Kräfte gegen den gemeinsamen Feind erfordert hätte. Es war wesentlich der Uneinigkeit zwischen Zápolya und Báthory zu verdanken, dass die große Festung von Belgrad 1521 eingenommen wurde, ein Verlust, der das Schicksal Ungarns geradezu besiegelte.

1522 hätte der Reichstag Zápolya und Báthory zu Generalkapitänen des Reichs gemacht, aber der Hof ließ Zápolya beiseite und wählte nur Báthory.

Bei den Reichstagen von Hatvan und Rákos 1522 setzte sich Zápolya an die Spitze eines Bündnisses, um den Palatin und andere hohe Staatsbeamte abzusetzen, aber der Versuch scheiterte. Im folgenden Jahr jedoch ließ die revolutionäre Ständeversammlung von Hatvan alle Mitglieder des Staatsrats entlassen und machte István Verboczy, einen Freund Zápolyas, zum Palatin.

Inmitten dieses hoffnungslosen Chaos marschierte Süleyman der Prächtige mit einer riesigen Armee in Ungarn ein, und der junge König kam auf dem Schlachtfeld um (siehe Schlacht von Mohács).

Da Zápolya – wahrscheinlich wegen widersprüchlicher Befehle von Ludwig II. – nicht rechtzeitig erschien, um das Glück noch zugunsten Ungarns zu wenden, wurde er vom Hof des Verrats beschuldigt; diese Behauptung muss man als unbegründet bezeichnen. Sein jüngerer Bruder Georg, zweiter Oberbefehlshaber der königlichen Truppen, wurde in der Schlacht von Mohács getötet, sein Leichnam wurde nicht gefunden.

Es kam zu zwei Ständeversammlungen, die zwei verschiedene Könige wählten. Zápolya wurde in Tokaj am 16. Oktober zum König von Ungarn gewählt; die Wahl wurde von einer weiteren Versammlung in Stuhlweißenburg am 10. November bestätigt, und er wurde am folgenden Tag mit der heiligen Krone gekrönt. Vergeblich bemühte er sich um die Hand der Königinwitwe Maria von Österreich.

Sein Konkurrent um die Krone, der spätere Kaiser Ferdinand I., Schwager von Ludwig II, wurde am 16. Dezember 1526 in Preßburg von einer Ständeversammlung zum König von Ungarn gewählt. Im Jahr 1527 begannen die Kämpfe der beiden Könige, in denen sich Ferdinand überlegen zeigte. Johann Zápolya musste nach Siebenbürgen zurückweichen. Sowohl Ferdinand, als auch Johann schickten Gesandte an den Hof des Sultans, um sich abzusichern. Der Gesandte Johanns, der Pole Hieronymus Laski aber war geschickter und sicherte König Johann den Beistand des Sultans. Am 10. Mai 1529 brach der Sultan mit einer Armee nach Ungarn auf und errichtete am 18. August sein Lager bei Mohács. Johann traf im Lager des Sultan ein und leistete den Handkuss als Zeichen der Vasalität. Im Gegenzug wurde er vom Sultan als ungarischer König anerkannt. Schließlich erkannte Ferdinand imFrieden von Großwardein (ungarisch Nagyvárad, rumänisch Oradea ) Johann als König von Ungarn an, aber sicherte sich das Recht auf die Nachfolge im Falle von Johanns Tod. Doch Johann brach die Vereinbarung, als ihm aus der 1539 geschlossenen Ehe mit Isabella, der Tochter seines Schwagers Sigismund I. von Polen, unerwartet doch noch ein Sohn geboren wurde. Ihm, Johann Sigismund, vermachte er 1540 das Königreich.

Johann war der letzte nationale König von Ungarn, war in der Praxis aber auf das mittlere Drittel und das östliche Siebenbürgen beschränkt. Als sein Verdienst als Staatsmann wird manchmal die vehemente Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit gesehen, die aber ohne die Hilfe seines berühmten Ministers György Utješenović (besser bekannt als Frater György) unmöglich gewesen wäre.

martinuzzi frater gyorgy

 Diese Ansicht ist aber zweifelhaft: durch das freundschaftliche Zusammengehen mit den Türken trug er zur anschließenden Auflösung Ungarns entscheidend bei. Schon durch den Frieden von Großwardein war der nordwestliche Teil des Reiches als „Königliches Ungarn“ als Teil des habsburgischen Reichs festgeschrieben worden. Als Ferdinand I. nach Johanns Tod seinen Anspruch gelten machen wollte, besetzten die Türken das Kernland Ungarns einschließlich Buda. Für Johanns Erben blieb nur das Fürstentum Siebenbürgen, das unter der Oberheit des Osmanischen Reiches Bestand hatte.

Literatur:

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Johann Friedrich Geltch


Johann Friedrich Geltch

Johann Friedrich Geltch

Johann Friedrich G., politischer Lyriker, geb. am 18. Febr. 1815 zu Mühlbach in Siebenbürgen, absolvierte die Gymnasialstudien in Hermannstadt, bezog darauf als stud. theol. die Universität Berlin (1836—38) und fand nach seiner Rückkehr in die Heimat Anstellung zuerst als Rector der Grammatikalschule in Broos, seit 1848 als Pfarrer in Rumes, wo er jung am 7. Sept. 1851 starb. Sein Name ist mit den politischen Kämpfen der sächsischen Nation während der Zeit von 1840—50 eng verflochten. Er diente seinem Volke gegen magyarischen Chauvinismus mit Wort und Feder und zwar nach der ihm eigentümlichen, poetisch angelegten Natur vorzüglich als politischer Dichter, nach dem Vorbilde der politischen Lyriker Deutschlands, insbesondere Anastasius Grün’s und Herwegh’s. Schon 1841 erschien von ihm ein Bändchen „Lyrische Gedichte“, und seitdem ließ sich seine Muse stürmisch vernehmen, so oft sich ein öffentlicher Anlass dazu bot. Sein bedeutendstes Werk ist das „Liederbuch der siebenbürgischen Deutschen“, 2 Hefte, 1847 und 1851, Eigenes und Fremdes sammelnd, worin die gute, patriotische Gesinnung nicht selten den Mangel der Poesie ersetzen musste. Als das Jahr 1848 den Sachsen in Siebenbürgen den Kampf um ihr nationales Dasein aufzwang, sah G. es als eine Pflicht Deutschlands an, sich der bedrängten Stammesgenossen anzunehmen. Eine Adresse an die Frankfurter Nationalversammlung (abgedruckt in der Augsb. Allg. Zeitung v. 18. August 1848, Beilage) gibt dieser Überzeugung Ausdruck. Gleichzeitig ging G. als Bote der sächsischen Jugend Siebenbürgens mit drei anderen persönlich nach Deutschland und suchte besonders in Breslau, Berlin, Leipzig, Halle, Frankfurt a./M. und Wien für die Sache seines Volkstums zu wirken. Als literarische Frucht dieser Wanderung gab er noch 1848 heraus: „Deutschländisches Adressen-Album an das Siebenbürger Deutschtum“. Das Jahr 1849 brachte den Frieden, 1850 ihm und vielen Anderen so manche Enttäuschung. Hinfort wandte sich G. lebhafter als früher den kirchlichen Interessen zu; das politische Testament Stefan Ludwig Roth’s (s. u.) veranlasste ihn die Herausgabe einer „Schul- und Kirchenzeitung“ zu betreiben, an welcher länger teilzunehmen indessen sein früher Tod ihn hinderte.

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil
Bild: http://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=8390166
Literatur:

Vgl. Trausch, Schriftsteller-Lexikon II, 2 f.

Autor:

Müller.

Empfohlene Zitierweise:

Müller, „Geltch, Johann Friedrich“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1878), S. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd101234236.html?anchor=adb

Ernst Irtel


 Irtel Foto von Kurtfritz Handel

 

Ernst Irtel (1917 – 2003)

Unter den siebenbürgisch-sächsischen Schulmusikern, die auch als Chorleiter und Chorpädagogen herausragen, ist zunächst Ernst Irtel (1917-2003) hervorzuheben. In Mühlbach geboren, erhielt er dort seit frühem Alter Klavierunterricht, studierte 1934-39 an der Staatlichen Musikakademie Klausenburg und wurde Gymnasial -Musiklehrer zunächst in Mühlbach (1940), dann in Hermannstadt (1945), Schäßburg (1948) und zuletzt Mediasch (1956-77). Er war einer der geachteten und geschätzten Musikerzieher Siebenbürgens, ein feinfühlender Pädagoge, dem es in hohem Maße gelang, seine Schüler an die klassische Musik heranzuführen und in ihnen ein Gespür für Werkkategorien und eine Empfänglichkeit für ästhetische Qualität zu wecken. In Schäßburg und Mediasch baute er überdurchschnittlich gute Schülerchöre auf. Er entdeckte und förderte junge Talente.

Bekannt wurde Irtel auch durch seine „Komponistenstunden“, die in Schäßburg die vom Musikverein nach dem Krieg in der Aula des Gymnasiums veranstalteten Kammermusikabende fortsetzten und zu einem Forum kompetenter Musikvermittlung und erlesenen Musizierens wurden. Dabei zeigte sich Irtel nicht nur als charismatischer Exeget der Musik, sondern trat auch selbst als Interpret auf, indem er Aspekte der Klavierliteratur am Flügel vorstellte und vor allem, indem er als Sänger und zugleich Begleiter das Liedschaffen Schuberts, Schumanns, Brahms‘, Wolfs, Strauss‘ und anderer Meister zu Gehör brachte. Von Sängern wurde Irtel als Liedbegleiter besonders geschätzt. Mit der Vertonung von Adolf Meschendörfers Siebenbürgischer Elegie (für Chor a cappella) gelang Irtel ein glänzender kompositorischer Wurf. Ab 1987 lebte er in Deutschland.

Text: Karl Teutsch

Bild: Kurtfritz Handel

Ein Buch über Ernst Irtel im Spiegel der Siebenbürgischen Zeitung

Walter Hutter hat den fast einmaligen, interessanten, glücklichen und, wie sich herausgestellt hat, auch geglückten Versuch unternommen, mit Artikeln, Rezensionen und Mitteilungen, die in der Siebenbürgischen Zeitung (von 1973 bis 2007) erschienen sind, ein lesenswertes, aufschlussreiches, bereicherndes Buch zusammenzustellen und darin das Porträt eines Künstlers vor uns erstehen zu lassen: des Musikers Ernst Irtel, Musiklehrer, Chorleiter, Interpret und Komponist, geboren 1917 im siebenbürgischen Mühlbach, gestorben 2003 im Altenheim auf Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar.

Wenn man es hochtönend, aber durchaus realistisch bezeichnen will, kann man sagen, dass Irtel neben Hermann Bönicke (1821-1879), Hermann Kirchner (1861-1928), Rudolf Lassel (1861-1918), Emil Honigberger (1881-1953), Victor Bickerich (1895-1964) und Franz Xaver Dressler (1898-1981) der musikalische Praeceptor transsilvaniae war. Er hat im Unterricht, in Konzerten, Gesprächskonzerten, Vorträgen und im Umgang mit vielen Menschen nicht nur Kenntnisse vermittelt, nicht nur Musikwerke durchleuchtet und verständlich gemacht, Komponisten vorgestellt, sondern er hat vor allem auch, wie Hannes Schuster sagt, „Schönheit verschenkt“, das heißt, er hat Bildung und Urteilsvermögen vermittelt, Ausdruckswerte, Wesenheiten, inneres Leben, geistige Kategorien und spirituelle Dimensionen der Musik erschlossen und weitergereicht, einen Teil seines eigenen Zugangs zum Kosmos Musik, seines tiefen Musikverständnisses, seiner Erkenntnisse, auch seines noblen Menschentums auf andere übertragen.Oft wirkte Literatur direkt oder indirekt mit hinein.

I.E

Ernst Irtel. Federzeichnung von Walter Hutter.

Irtels leidenschaftliche Hinwendung zur schöngeistigen Literatur und Dichtung machte sich auch in seinem musikschöpferischen Tun bemerkbar. Nicht zufällig sind seine besten Kompositionen Vertonungen aus der Lyrik, allen voran die musikalische Umsetzung von Adolf Meschendörfers Siebenbürgischer Elegie, einer der bedeutendsten kompositorischen Würfe der siebenbürgischen und südosteuropadeutschen Musik. Dadurch, dass Irtel nacheinander in mehreren Städten Siebenbürgens tätig war, hat er eine noch breitere Streuung seiner Wirksamkeit erreicht. Eine eher nüchterne, aber treffende Zusammenfassung von Irtels Vermächtnis lesen wir in einem Nachruf ehemaliger Schüler der Pädagogischen Schule Schäßburg: „Er hat uns die großen Werke der Musik verstehen gelehrt und viele seiner Schüler dafür begeistert. Zahllose Besucher seiner Komponistenstunden erlebten ihn als feinfühligen Interpreten und begnadeten Pädagogen.“ Wenn wir im obigen Verständnis statt „Werke“ Werte sagen würden, kämen wir der Essenz seines Wirkens noch näher.Die Publikation Hutters lässt nicht nur das Bild des so verdienstvollen, unvergessenen und nicht zu vergessenden Irtel als charismatischen Lehrer, praktischen Musiker, Chordirigenten, Komponisten und Musikschriftsteller wieder erstehen (Bilder im wörtlichen Sinn bereichern die Publikation). Sie beleuchtet Irtels Wirken auch in vertiefenden Zusammenhängen, gibt gleichzeitig Aspekte siebenbürgisch-deutscher Musikgeschichte und siebenbürgischen Musiklebens wieder.

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Ernst Irtel mit der berühmten Violinistin Anne-Sophie Mutter bei einem Konzert in Heilbronn.

Gleichzeitig stellt sie der in München erscheinenden Siebenbürgischen Zeitungautomatisch ein lobendes Zeugnis aus: Diese Zeitung muss eine gängige Zeitung, Mitteilungsblatt, Vereinszeitung, Informationsschrift, aber auch ein politisches, kulturelles, literarisches, kunst- und musikhistorisches Periodikum sein. Dass sie all das auf hohem Niveau bewältigt, ist unter anderem dem Bemühen zu danken, kompetente, professionelle, namhafte Fachleute und Sachkenner als Autoren, Rezensenten und Berichterstatter heranzuziehen. So lesen wir in Hutters Zusammenstellung Beiträge von Anneliese Barthmes, Hans Bergel, Wilfried Bielz, Johannes Brandsch, Siegbert Bruss, Otto Deppner, Hiltrud Florescu, Ingrid von Friedeburg-Bedeus, Horst Gehann, Erhard Graeff, Wieland Graef, Christoph Haffner, Edda Horedt, Walter Hutter, Johannes Killyen, Werner Knall, Erwin Lessl, Friedrich Menning, A. Mrass, Dieter Schlesak (Gedicht „Er nahm uns mit“), Karin Servatius-Speck, Hildegard Sontag, Ortrud Speck, Arnold Teindel, Karl Teutsch, Wolfgang Wittstock, Ewald Zweyer, sowie diverse Mitteilungen und Annoncen ohne Angabe des Verfassers. Aufgenommen wurden auch Artikel von Irtel selbst, so einige Vorabdrucke seiner Carl-Filtsch-Monographie und Konzertrezensionen. Wäre es aber auch nur die erneute Bewusstmachung der kompetenten, treffenden, schönen und bewegenden Worte von Hannes Schuster, hätte sich diese Publikation schon gelohnt.Was in dem Buch wenig zur Geltung kommt – es ist aber auch noch nicht speziell darüber geschrieben worden –, ist Irtels Rolle als Sachwalter, Hüter und Anwalt des Volkslieds im Sinne eines ästhetisch-ethischen Zugangs, strenger Qualitätsmerkmale und hoher Wertkriterien. Ihm war es gegeben, seinen Schülern, dem Umfeld seines Wirkens, seiner privaten Umgebung und seinen Freunden Sinn und Verständnis für Wertkategorien auch im Bereich Volkslied zu vermitteln. So gesehen war er der siebenbürgische Walther Hensel, den er selbst sehr schätzte. Kaum zur Sprache kommen desgleichen die Belästigungen, Drangsalierungen und Leiden, denen Irtel fast ein Leben lang bis zu seiner Ausreise nach Deutschland 1987 durch die Securitate ausgesetzt war. Auch darüber ist noch nicht expressis verbis berichtet worden. Irtel hat ­selten darüber gesprochen, wie die „Sicherheits“organe Rumäniens ihn sichtbar beschatteten, ihm zusetzten, ihn bedrängten und bedrohten. Besonders seine „Komponistenstunden“ und Literaturabende zu Beginn der 1950er Jahre in Schäßburg, danach in Mediasch – thematisch gestaltete Vorträge, oft verbunden mit konzertierendem Musizieren oder Rezitation durch geladene Gäste – wurden beobachtet und beargwöhnt, da sich dazu immer eine zahlreiche Zuhörerschaft versammelte. Wie andere Lehrer oder Pfarrer musste Irtel auch Besuche oder Vorladungen der Securitate erdulden. Er wurde gezwungen, in Anwesenheit der Beamten Berichte und Erklärungen, oft auch als Diktat, zu schreiben, was bei ihm einen psychisch bedingten chronischen Schreibkrampf, eine Art Graphospasmus auslöste, der ihn in der Folge sehr behinderte.

In das Buch sind Bilder eingearbeitet: Fotografien mit Irtel, eine eindrucksvolle Federzeichnung von Walter Hutter, ein Foto der mittlerweile bekannten, im Festsaal des Schlosses Horneck aufgestellten Bronzebüste Irtels von Kurtfritz Handel. Obwohl das Buch, wie im Untertitel vermerkt, die „letzten 20 Jahre“ Irtels behandelt, hätte man sich vielleicht doch auch Bilder seiner Wirkungsstätten in Mühlbach, Hermannstadt, Schäßburg, Mediasch und Gundelsheim gewünscht, zumal auch frühere Zeitabschnitte thematisiert werden. Zu den Illustrationen auf der Innenseite des Inhaltsverzeichnisses gibt es leider keine Angaben (nur eine vage Bildunterschrift), so dass man sie nicht einordnen kann.

Wir entnehmen dem Buch, dass Irtel in seelischen, musischen, wohl auch in manchen wesenhaft menschlichen, ethischen inneren Schichten seiner Schüler, vieler seiner Mitmenschen und natürlich in seinen Kompositionen lebte und weiter lebt. Möge das Buch Hutters dazu beitragen, dass auch künftige Generationen etwas vom Zauber und der Wirkungskraft von Irtels Persönlichkeit mitbekommen. Und vielleicht sammelt Hutter auch Beiträge über Irtel aus anderen Publikationen?

 Text von: Karl Teutsch

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Der Pripock


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Der Pripock

  

Momentaufnahme - 26

Altes Foto auf dem Weg zum Pripock.

 Der kleinere Bruder des Roten Berges von Mühlbach ist der Pripock. Dieser ist weniger berühmt aber nicht von minderwertigerer Bedeutung für die Stadt. Man gelangt zu diesem Berg wenn man die Stadt in Richtung Osten über die  Millennium – Gasse ( Str. Viilor ) verlässt.  Diese Gasse verlief fast parallel  zu den Bahngleisen die Mühlbach in Richtung Hermannstadt verlassen. Auf der rechten Straßenseite befand sich eine Schule für behinderte Menschen, und im gleichen Gebäude, ein Heim für Kriegsinvaliden.

Gegen ende der Strasse auch auf der rechten Seite Befand sich das Gebäude der Kollektivwirtschaft. Dieses Gebäude war früher im Besitz einer Familie Binder. Die Gassenfront bildete ein wunderbarer Schmiedeiserner Zaun dessen Pfeiler aus solidem Mauerwerk bestanden. Die Zufahrt auf das Gelände erfolgte über einen Herrlichen verzierten Torbogen, mit einem Schmiedeeisernen Tor, biss zur Freitreppe des Gebäudes.

Aber zurück zum Weg der zum Pripock führt. Gleich hinter dem beschriebenen Gebäude senkte sich der Weg beträchtlich in Richtung Bahnübergang, der unbeschrankt war. Diese Stelle nannte die rumänische Bevölkerung „ Hula lui Binder“. Nach dem überqueren der Gleise verlief der Weg ziemlich gerade biss an die hölzerne Zeckeschbrücke. Auf der anderen Seite, über eine Länge von etwa 200 – 250 Meter, führte der Weg an dieser Stelle über äußerst frucht bares und ebenes Land. Hier waren um diese zeit riesige Gemüsegärten angelegt. Nach dieser Strecke befand man sich am fuße des Pripock. Der ganze Pripock wurde von Weingärten und Obstgärten so wie Weideland und wilder Vegetation bedeckt. Ich erinnere mich dass auf dem Pripock auch sehr viel Flieder war. Vom Fuße des Berges führte ein sehr eingeschnittener Hohlweg nach oben. Von diesem Hohlweg zweigten immer nach links und rechts Nebenwege ab, die zu den einzelnen Weingärten führten. Im oberen Bereich befanden sich Viehweiden  und wilde Vegetation.

Es ist erwähnenswert das hier sehr seltene Pflanzen, und Insekten beheimatet sind.

Pripock

 Typische Pripock – Landschaft mit dem seltenen Federgraß ( rum. Colie )

Ich erinnere mich immer gerne an Unsere Klassen – Ausflüge zu diesem Berg.

In den ersten vier Jahren der Volksschule kamen wir sehr oft zu diesem Berg mit unserer Lehrerin Fräulein Göbbel. Ich bin dankbar das es um diese Zeit noch Lehrer „ der alten Schule“ gab die das Theoretische  mit dem Pracktischen noch verbanden. Was man so in Naturkunde erzählt bekam, konnte man hier gezeigt und erklärt bekommen.

Ich kann diese Wanderungen nicht vergessen, diese Düfte von reifen Trauben, Pfirsichen, Aprikosen und Zwetschken (Pflaumen). Des Weiteren konnte man hier Hetschumpetsch (Hagebutten), Schleen und Mehläpfel sammeln, von Pilzen ganz abgesehen.

Vom Pripock holten sich manche Leute auch „Scheuersand“ ein sehr sauberer gelber Sand, der gratis zu einem Ausflug dazu kam.

Im Anschluss einige alte Fotos von den „Expeditionen“ auf dem Pripock.

Vielleicht erkennen sich einige Besucher dieses Beitrages wieder.

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 Auf der Böschung des Hohlweges.

 

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 Oben angekommen.

 

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: Eigene Sammlung und Herr Manfred Ziegler.

 

 

Ausflug in die „Cutina“


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Die „Cutina“ heute.

 

Eines Tages, gegen ende des Sommers, kam uns die Idee, einen Ausflug zu planen.

Nach  vielem hin und her, entschlossen wir uns für den Ort, von den Mühlbachern und Langendörflern Kutina ( Cutina ) genannt.

Da es ein längerer weg war, musste man ein paar Vorbereitungen treffen. Passendes Schuhwerk, Regenschutz und natürlich etwas zu Essen mitnehmen. Ein Taschenmesser sollte man auch dabei haben. Den Wanderstab konnte man in den Hundserlen besorgen.

Also gingen wir mit ein paar Freunden los.

Wir wählten den Weg am Klosterbach entlang. Nach dem wir das letzte Haus, damals Szatmary, hinter uns gelassen hatten befanden wir uns in den Hundserlen nun folgten wir dem Bach entlang dem Weg. Links und rechts eine wunderschöne Margarethenwiese, Die Bachufer auf beiden Seiten mit hohen alten Erlen und Weiden bewachsen, so wie mit allerlei Gebüsch.

Nach einiger Zeit machte der Bach und der Weg eine Linkskurve, die Angler nannten diese Stelle „ beim kleinen Ausgewaschenen“, was soviel bedeutete wie ausgewaschene Uferböschung.

Wir folgten dem Weg der uns bald bis zur großen „Eisernen Brücke“ ( Bahnbrücke ) führte

Da angekommen, überquerten wir diese in Richtung Allwinz, um nach ungefähr 50 – 100 Meter zur Kleinen Brücke zu gelangen. Unter dieser Brücke war eine Quelle mit hervorragendem Trinkwasser. Da wurden alle Feldflaschen mit kühlem Quellwasser aufgefüllt. Dann ging es den Weg zurück über die große Brücke und wieder den Bach entlang am rechten Ufer. Hier begann die Vegetation sich abzuwechseln zwischen kleinen Wiesen und Büschen so wie richtigen Wäldchen. Bald gelangten wir zu dem Ort den die Rumänen „ La rosele“ ( Roschele) nannten. Der Grund war das gegenüber liegende Ufer, das eine 5 – 6 Meter hohe Steilwand in einer Bachkurve bildete, und eine rötliche Farbe hatte, wie der Rote Berg. Diese Stelle war sehr gefährlich da hier große Strudel im Wasser wahren.

Aber gut, weiter ging`s durch Wäldchen die immer dichter wurden, bis in der Höhe von Langendorf, wo noch die Reste des alten Langendörfer Steges zu sehen waren. Dieser Steg machte früher die Verbindung des Dorfes mit der „ Römer Strasse“ die durch das Rosenfeld (Ruzga) führte. Mann muss wissen dass diese Felder mal im Besitz der Langendörfer waren, und deshalb war dieser Steg errichtet worden um Zugang zu den Feldern zu haben.

Hier legten wir eine kleine Rast an. Wir saßen am Bachufer und konnten dass Dorftreiben von diesem Teil von Langendorf beobachten. In diesem Abschnitt waren auch viele Enten und Gänse von Langendorf am Bach und ließen es sich gut gehen. Einige auf der Wiese andere im Wasser.

Nach ein paar Minuten ging es weiter in die „ Wildnis“ hinein. Knapp hinter der „ Römer Strasse begann der Wald sich zu vergrößern unterbrochen nur von ab und an kleinen Wiesen.

Wir marschierten durch diese wunderschöne Landschaft noch ungefähr 3 bis 4 Km und gelangten dann zu unserem Ziel. Hier war die Stelle wo der Klosterbach den Zeckesch als Zufluss bekam.  Mittlerweile waren 2 – 3 stunden vergangen und wir machten es uns gemütlich. Mann breitete die mitgebrachten Decken aus und packte das essen aus. Einige von uns machten ein Lagerfeuer und dann hieß es Speckbraten so wie die mitgebrachten Kartoffeln, die in der Glut gebacken wurden.

Während dem Essen fand man auch die zeit sich um zu gucken und die herrliche Landschaft zu genießen.

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Der Klosterbach in der Kutina. Sommer 2012

Die Vegetation war um diese Zeit noch reichlich und mannigfaltig. Mann fand hier auch seltene Pflanzen so wie in der Vogelwelt viele Arten. Da war auch der große Uhu so wie der kleine Zaunkönig beheimatet. An den beiden Gewässern konnte man die Wasserratte, die Nutria sehr selten um die Zeit (später öfters). Da war noch der Fischotter,    Frösche so wie zahllose Insekten zu beobachten.

Zu den Gewässern wäre noch zu sagen das, wen der Wasserpegel höher war hier sehr tiefe Stellen waren. Manch mahl kamen sogar Froschmänner aus Hermannstadt um mit Harpune auf Unterwasserjagd zu gehen, da in dieser Gegend auch sehr große Fische anzutreffen waren.

In diesen Gewässern konnte man Weißfisch und Barben von größeren Ausmaßen fangen.

Am späten Nachmittag traten wir dann den Heimweg an und gelangten kurz vor Dunkelheit wieder in die „ Zivilisation“.

Schade das dieses Gebiet so wie der Rote Berg nicht schon damals zum Naturschutzgebiet erklärt wurden so das es bis heute erhalten geblieben wäre.

Heute gibt es keinen Wald mehr, nur noch Andeutungen von Wiesen. Es ist alles gepflügt.

Zum Glück, wenn auch späht, ist wenigstens der Rote Berg als Naturschutz – Gebiet ausgewiesen.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Große Fahrt auf dem Mühlbach.


 Momentaufnahme - 28

 Der Mühlbach ( Klosterbach )

 An manchen warmen Sommertagen, gingen meine Spielkameraden und ich „Auf große Fahrt“, das hieß mit einem aufgeblasenen LKW-Reifen, den Mühlbach hinunter fahren.

Das Unternehmen begann nach einer Begutachtung der Reifen, die gelegentlich nach mehr Luftdruck verlangten. Dann warteten wir ab bis gegen Drei Uhr am Nachmittag, bis der Wasserpegel im Mühlkanal etwas absank, der am Ende unseres Gartens vorbei floss,  loszufahren.

Die ersten acht bis neunhundert Meter ging die Fahrt unter den dicht bewachsenen engen Ufern des Mühlkanals, an den Gärten der Nachbarn vorbei,  in Richtung großer Bach oder wie die Mühlbacher in nannten, Klosterbach.

Technisch machte man das so, man setzte sich rücklings mit dem Hintern in den Autoreifen so das die Hände seitlich als Ruder benutzt werden konnten um den Reifen steuern zu können. Das musste man auch können, denn auf diesem Abschnitt hatte fast jeder ein Mühlrad im Kanal, um damit Wasser zu schöpfen für die Bewässerung im Garten

Diesen gefahren galt es auszuweichen.

Nach Abschluss dieser ersten Etappe gelangte man am Städtischen Schlachthof vorbei zur Mündung in den besagten Klosterbach. Da der Mühlkanal ziemlich gerade verlief, änderte sich die Situation schlagartig. Nach der Mündung beschrieb unser Bach Stromschnellen und weite Mäander. Also musste man höllisch aufpassen um in der Fahrrinne zu bleiben und einigen Bäumen auszuweichen, die teilweise unter der Wasseroberfläche waren.

Wir schwammen an Wäschewaschenden Frauen vorbei, an Anglern, die im Uferdickicht hockten, oder auf Schotterbänken standen und angelten.

Von Zeit zu Zeit begegneten wir Hausgänsen, die bei unserem vorbei gleiten mit lautem Geschrei das Weite suchten. Höllisch musste man auch bei der Vorbeifahrt von Langendorf aufpassen, da auch hier ein kleiner Mühlkannal für die um diese Zeit noch funktionierende Wassermühle abzweigte, um nicht in die Schaufelräder der Mühle zu geraten. Also brav  auf dem Klosterbach bleiben und weiter ging die Fahrt.

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 Der Mühlbach bei Langendorf. ( Klosterbach )

 Nach vier bis fünf Kilometer erreichten wir die Stelle wo der Zeckesch in den Klosterbach mündete. In der Regel gingen wir da an Land. Jetzt begann der unangenehmere Teil des Unternehmens, und zwar der lange Fußmarsch nach Hause. Wir waren nur in den Badehosen und Barfuß. So marschierten wir, die Autoreifen vor uns herrollend über die staubigen Feldwege Richtung Heimat. Der Weg führte durch die Untergasse von Langendorf, über die Eisenbahnbrücke in die Hundserlen bis an den Stadtrand von Mühlbach. So gelangten wir dann müde und hungrig, nach einer Weltreise wieder Daheim an.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Bilder: FB. Gruppe Mühlbach – Sebes

Im Kindergarten


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Erstes Gebäude rechts, der deutsche Kindergarten.

An meine Zeit im Kindergarten erinnere ich mich heute noch gerne.

Unsere „ Kindergartentante“ war Frau Hertha Aldea, und die Helferin Frau Frida Herzceg.

 

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Herthatante vor dem Eingang zum Kindergarten

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Herthatante im Ruhestand

Wie alle Kinder wurde ich auch am Anfang von meiner Mutter dahin gebracht. Der deutsche Kindergarten befand sich im Hof der Evangelischen Stadtpfarrkirche zu Mühlbach. Es war noch im gleichen Gebäude eine Abteilung des Rumänischen Kindergartens untergebracht. Vor dem Gebäude standen um die Zeit drei schöne Kastanienbäume.

Die Einrichtung war noch dieselbe, aus früheren Zeiten, als der Kindergarten noch der Kirche gehörte. Die Tische, Stühle und Bänke waren noch aus echtem Holz weiß gestrichen. Hinter der Eingangstüre betrat man einen quadratischen Raum, der an zwei Wänden Kleiderhacken, und an zwei Wänden Waschtische mit Waschschüsseln und Hacken mit Handtüchern hatte. Um die Zeit gab es kein Fließend Wasser. Nach dem passieren einer weiteren Türe ging man drei Stufen abwärts in den eigentlichen Hauptraum. Die massiven Mauern von c.a.80 cm wurden von einem altersschwachen Kachelofen beheizt. Die spärliche Versorgung mit Holz und Kohle, die meistens nass war da die Versorgung immer im Spätherbst geschah, reichte fast immer nicht aus um die Räume den ganzen Winter zu beheizen. Aus diesen Gründen mussten die Kinder jeden Tag ein Stück Brennholz mitbringen um genügend Wärme zu erzeugen.

Die Ausstattung mit Spielsachen war auch bedürftig. Es gab eine Kiste mit Bauklötzen aus Holz, ungefähr zehn zwölf Gummibälle, vier fünf Springseile, ein Paar alte Puppen und ein Puppenhaus von einem Vater, der Tischler war, angefertigt. Das musste für 40-45 Kinder reichen.

Und Trotz allem möchte ich diese Jahre nicht missen, da hier die Grundsteine für die späteren Interessen und Fähigkeiten des späteren Lebens gesetzt wurden.

Außer den unendlich langen Pausen, wurden hier die ersten Kontakte hergestellt zu den Musen der Kunst,  sprich Literatur in Form von Mährchen und Geschichten, kleine Theaterstücke,  die regelmäßigen Bastelstunden. Ab und zu besuchte uns auch Herr Walter Hatzak und führte uns „ Kasperle – Theater“ vor.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Etwas aus dem Alltag meiner Kindheit.


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Mein Elternhaus in der Altgasse um die 70- er Jahre.

Ich möchte meinen Lesern vermitteln wie ungefähr ein „normaler“ Tagesablauf bei uns zu Hause ablief. Meine Eltern standen in der Regel frühzeitiger auf als ich. Meine Mutter bereitete für meinen Vater die Brotzeit für auf die Arbeit vor, wenn das geschehen war und mein Vater gegangen war wandte sie sich den anderen täglichen Aufgaben zu.

Meine Großeltern, die hinten im Haus ein Zimmer hatten, waren mittlerweile auch auf den Beinen. Hinter dem Haus hatten wir einen Holzschuppen, der in zwei geteilt war. Je eine Hälfte für meine Eltern und meine Großeltern. Hier wurde Brennmaterial für den Winter aufbewahrt, das aber erst im Herbst gekauft  wurde und aus Holz und Sägespäne bestand.

Sommersüber wurden diese zur Sommerküche umfunktioniert.

Wir hatten da einen älteren Tisch mit drei Stühlen, ein Regal für das nötigste Geschirr, des weiteren war noch ein länglicher Tisch auf dem zwei Petroleumbetriebene „Primus“ Kocher standen und ein Kupferkessel. Das Licht spendete eine Petroleumlampe, und als Waschgelegenheit hatten wir einen Waschtisch mit einer aus Blech emaillierten Waschschüssel. Da die Einrichtung meiner Oma ähnlich war, muss ich sie nicht mehr beschreiben. Mitten im Hof hatten wir einen Steingemauerten Brunnen, des weiteren einen großen Maulbeerbaum, einige Fliederbäume und einige Ziehweinreben die am Zaun gegen den Nachbarn angepflanzt waren. Bei dem erwähnten Schuppen war die Nördliche Wand aus selbstgemachten Backsteinen, die Vorderwand aus Holz und das Dach war mit Teerpappe gedeckt. Kurz und gut nach dem ich aufwachte, begab ich mich in den besagten Schuppen wo es schon angenehm nach Tee und Toastbrot(gebätes Brot)roch. Mann muss natürlich dazu sagen dass zu den angenehmen Gerüchen sich auch der unverwechselbare Geruch nach verbranntem Petroleum, der von den Primuskochern stammte, wahrnehmbar war.

Nach dem Frühstück ging ich meistens spielen. Für meine Mutter hieß es dann das Fressen für die Schweine fertig zu machen. Die Hasen mussten gefüttert werden, den Anspruch auch das Geflügel für sich forderte. Während die Ernährung der Tiere von Statten ging waren die Ställe an der Reihe um sauber gemacht zu werden. Der Stallmist musste mit dem Schubkarren auf den Misthaufen, der sich im Garten befand, gebracht werden. Danach ging meine Mutter in unseren Hausgarten um das nötige Gemüse fürs Mittagessen zu hohlen. Manch mahl kamen schon zu dieser Tageszeit ein oder mehrere Freunde zu mir. Es kam oft vor dass das uns die lange Weile plagte. Ab und zu stiegen wir auf den Maulbeerbaum der sich am Ende des Schuppens befand, und von da auf das Dach des Schuppens. Hier musste man sich nur auf den Rücken legen und die Hand ausstrecken um an die süßen Beeren rann zu kommen.

Aus dieser Perspektive hatte man übrigens einen hervorragenden Überblick in die umliegenden Nachbarhöfe.

Des meisten sahen wir unseren direkten Nachbahren zu deren Hof ziemlich heruntergekommen war. Das Wohnhaus hatte nur einen Raum und im Hinterhof hatten sie auch einen Holzschuppen, der auch Lager und Werkstatt unter einem war. Sie hatten zwei Söhne und drei Töchter. Er arbeitete bei der Bahn (C.F.R.).Sie schaffte bei der örtlichen L.P.G.  Beide sprachen ziemlich dem Alkohol zu. Mann muss aber dazu sagen dass es fleißige Leute waren, und vielseitig begabt. Sie fertigten unter anderem: Holzrechen, Sensenstiele, aus Schilf von der Schottergrube geflochtene Fußabtreter, und aus Schilfrohr gefertigte Matten, die beim Hausbau an die Decken genagelt wurden um dem Putz bessere Haftung zu gewährleisten.

Diese wurden auf Bestellung und auf Maß gemacht. An diesen Arbeiten beteiligten sich alle Familienmitglieder. Die Kinder, zum Beispiel, säuberten das Schilfrohr von den Blättern und stellten es am Zaun entlang in die Sonne zum trocknen. Die Produktion einer Woche, die nicht auf Bestellung war, wurde auf dem Städtischen Wochenmarkt verkauft. Das Rohmaterial (Schilf) wurde unter schweren Bedingungen aus der Schottergrube von Hand geerntet. Dies geschah so das man in den Teich, manch mahl bis zur Brust im Wasser und Schlick, steigen musste um es mit der Sichel abzuschneiden. Der Handwagen wurde damit bepackt, das man denselbigen fast nicht mehr sah, und mit zwei Mann nach Hause gezogen. Wir sahen uns also das sehr oft aus der Vogelperspektive an. An anderen Tagen unternahmen wir etwas anderes.

Mittlerweile war Mittagszeit. Ich flitzte schnell zu meiner Oma um zu sehen ob es da etwas Besseres zum Futtern gab als bei uns. Ich bekam aber nichts bevor ich nicht von dem Dreck auf dem Dach, den klebrigen Beeren und Staub gewaschen war. Die Mahlzeiten wurden also im Sommer, immer im Schuppen vorbereitet und gegessen wurde auch da. Überhaupt der ganze Tagesablauf spielte sich da ab. Nur das obligatorische Mittagsschläfchen wurde im angenehm kühlen Zimmer gehalten.

Gegen vier Uhr kam mein Vater von der Arbeit. Wenn es nicht mehr so heiß war gingen meine Eltern und Großeltern in den Garten um noch die Gemüsebeete zu jäten, die Kartoffeln zu hacken oder sonstiges anfallendes zu erledigen. Wenn die Sonne sich dem Horizont näherte, fing man zu gießen an. Das geschah mit Gießkannen, die an dem Mühlkanal der hinter unserem Garten vorbei floss, gefüllt wurden. An diesen Aktionen beteiligte ich mich auch, da es mir Spaß machte mit Wasser zu planschen. Das ging oft so bis es dunkel wurde.

Nachher wuschen sich alle am Bach und gingen um zu Abend zu essen. Das fand ich immer Romantisch so bei dem diffusen Licht der Petroleumlampe zu essen. Manch mahl regnete es dabei und die Regentropfen trommelten auf das Teerdach, und ich lauschte diesen und den Gesprächen meiner Eltern und Großeltern. Vor dem Schlafen gehen hörte mein Vater gewöhnlich im Radio noch Nachrichten.

Die Sommerabende verbrachte man oft auf der Gasse. Die Nachbarn holten jeder einen Stuhl oder eine Bank vor das Gassentor, und saßen da beisammen, um über Gott und die Welt zu plaudern. In der Regel saßen die Frauen in kleinen Gruppen beisammen, welches Privileg die Männer auch für sich in Anspruch nahmen. Als Kinder saßen wir oft in der Nähe der Männer, da deren Gespräche für uns Buben viel interessanter waren. Da ging es um Weltpolitliek, um das Geschehen in der Stadt, und sehr oft erzählten sie einer dem anderen Erlebnisse aus den beiden Weltkriegen oder Gefangenschaft in die mancher geraten war.

Es wurde noch mit entfernteren Nachbarn als ein Schwätzchen gehalten, wenn sie zufällig aus der Stadt, auf dem Heimweg an uns vorbei gingen. Dann wiederum betrachtete man die Rinder oder Gänse die Abends über die verstaubte Straße entlang ihrem Zuhause entgegen marschierten.

Von der Schottergrube hörte man das Konzert der Frösche, in das die Grillen und manche Nachtamsel mit einstimmten. Die Gespräche wurden immer leiser sowie die Nacht herein brach, erhoben sich die Leute einzeln und gingen in die Häuser. Ab und zu ertönte der Schrei eines Nachtkauzes. An diese Momente erinnere ich mich heute noch gerne, da sie irgendwie etwas Zauberhaftes an sich hatten. Das kommt mir wenigstens heute so vor, heut zu Tage ist  so etwas auch in Mühlbach Selten.

Wir Kinder konnten auch in solchen Fällen, wie gewöhnlich, nicht genug davon kriegen. Im Voraus muss dazu gesagt werden, das im Späthsommer erst gegen 11 Uhr Abends so richtig dunkel wurde, da in Siebenbürgen, zu jener Zeit noch keine Sommer oder Winteruhrzeit eingeführt war. Also bemühten sich die Eltern aus den Fenstern der Häuser heraus, die Nachkommenschaft in die Federn zu bekommen. Unter manchen Kindern entbrannte ein Konkurrenzkampf, wer die bessere Taschenlampe hatte, wem seine das Licht besser bündelte oder am weitesten leuchtete. Die Marke, ob es eine Stablampe oder eine flache war, hob oder senkte das Ansehen des Besitzers.

Nach einigem hin und her gingen alle nach Hause um schlafen zu gehen.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Die Durlacher in Mühlbach Teil 2


Preiß

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Altes Durlacher – Haus der Vorstadt in der Altgasse

( letze Eigentümer Fam. Preiss)

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Altes Durlacher – Haus der Vorstadt in der Altgasse.

 ( letzte Eigentümer Fam. Theil )

Ich möchte Ihnen nicht vorenthalten was Prof. Alfred Möckel, einer der bedeutendsten Lokalhistoriker von Mühlbach, über die Einwanderung der Durlacher in Mühlbach, in seinem Werk „ Aus Mühlbachs Vergangenheit“ sagt.

 

Hier eine Abschrift aus diesem Werk:

 Die Ansiedlungen bedeuteten für Mühlbach das weitaus  wichtigste Ereignis des 18 – ten  Jahrhunderts, wurden sie doch entscheidend für das ganze weitere Bestehen des Deutschtums in dieser Stadt.

1748 sind die ersten  Auswanderer aus Baden – Durlach  hier eingetroffen.

Warum sie zum Wanderstab gegriffen hatten, darüber wird eine demnächst erscheinende  Arbeit Pfarrer Ludwig  Klasters, eines Durlacher  Abkömmlings, Aufschluss geben.

Überbevölkerung, kriegerische Ereignisse und Schikanen, die aus der Leibeigenschaft und Kleinstaaterei erflossen, scheinen die wichtigsten Auswanderungsursachen zu sein.

Die ersten Ankömmlinge  sandten aus Mühlbach in die Uhrheimat  günstige Nachrichten über die Verhältnisse, die sie hier vorfanden.

Ei solcher Brief, den der Durlacher Einwanderer Hans Georg Sütterli aus Mühlbach seinem Schwager Jakob Kaltenbach in Bückingen bei Freiburg im Breisgau schrieb, ist erhalten geblieben. Er berichtet dass Lebensmöglichkeiten im damaligen Mühlbach und wohlfeil seien, zerstreut Bedenken, die sich auf die Sicherheit des Besitzes beziehen, hebt das Entgegenkommen der Stadtbehörde hervor, empfiehlt die Einwanderung, gibt Weisungen über den einzuschlagenden  Weg und schließt: „ das gelt Must  ihr in den Westel legen in Freiburg. Bringt auch Bibel mit euch….“

Durch solch „ reizende Vormahlung“ der hiesigen Verhältnisse wurde „ der Kitzel zur Emigration rege gemacht “. 1748 kamen elf und 1749 wenigstens 19 Familien, in den allernächsten Jahren noch einige Nachzügler aus der ehemaligen Markgrafschaft Baden – Durlach, dem oberen Teil von Baden – Durlach mit dem alten Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler als den Mittelpunkten des Auswanderungsgebietes.

Da die Auswanderung aus baden – Durlach bedrohliche Maße annahm, sah sich die dortige Landesbehörde genötigt, strenge Gegenmaßnahmen zu ergreifen, so dass schließlich nur noch arme und „ liederliche“, nichtsnutzige Haushälter die Heimat verlassen durften.

In Mühlbach wurde die Durlacher Einwanderungsgruppe in Fortsetzung der damals schon bestandenen, hauptsächlich durch Gärten und Meierhöfe gebildeten Mühlgasse, in der von den Durlachern errichteten Altgasse ( oder Altvorstädtergasse, wie sie früher hieß ) angesiedelt.

In richtiger Erkenntnis der Bedeutung dieser Blutzufuhr räumte  Stadt=, Stuhl = und Gubernialbehörde den Einwanderern weitgehende Sonderrechte ein. Diese forderten und erhielten „ vor jeden Hauswirten eine Hofstelle ohne Bezahlung“, Saatgut, Wiesen, „ Grumpiren=, Hanf=, Grass=,  Kornteilung und so weiter gratis und ohne einiges Entgelt“ eine Fleischbank, fünf Jahre Freiheit von allen Lasten und Abgaben, vor jeden einen Ort und Platz in der Kirche ohne Verdruss und Sauersehen“.

Ein in der hiesigen Gymnasialbücherei befindliches Hausbuch  rühmt schon 1750 von den Durlachern, das sie „ mit großem Fleiß“ auf ihren Hofstellen Häuser aufgebaut haben und das sie „ in der Feldwirtschaft sehr fleißig gewesen, besonders in denen Sommerfrüchten, also das noch niemahlen ( zu diesen Zeiten) allhier so viel Sommerfrucht ausgesäet  gewesen“.

Leider sind 1749 und kurz danach sehr viele Einwanderer hier gestorben; die Totenbücher des   Mühlbacher  ev. Pfarramtes verzeichnen in der Zeit eine unverhältnismäßige große Zahl von Todesfällen aus den Reihen der Einwanderer und ihrer zahlreichen  Kinder.

1770 kam die größte Einwanderergruppe hier an und in zwischen aus den Badischen

„ Hanauer  Ländchen“, der Gegend zwischen Kehl und Lichtenau. Eine außerordentliche Teuerung, veranlasst durch eine furchtbare Überschwemmung des Rheins, scheint diese Volksgenossen in Marsch gesetzt zu haben. In Mühlbach ließen sich 49 Familien nieder, darunter, 31 Feldbauern, die übrigen waren Handwerker. Als Ansiedlungsgebiet wies ihnen der  Magistrat die Hanfländer der Altgässer an, au denen sie die Neugasse entstehen ließen.

Neugasse

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  Die Neugasse

Ein Vergleich zwischen der Altgasse und Neugasse, lehrt das die Durlacher Einwanderer sich behäbigere  Häuser errichteten als die Hanauer, wahrscheinlich deshalb, weil diese vorwiegend Landleute, jene aber Gewerbetreibende waren.

Ohne  Zweifel haben aber etliche Hanauer auch in der Quergasse ihr Obdach gefunden.

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Quergasse

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Ecke Altgasse – Quergasse

Diese zweite Ansiedlung bedeutete für die Durlacher nicht nur den Verlust der Hanfländer; der Magistrat sah sich genötigt, auch eine neue Aufteilung des Hatterts anzuordnen, was für die Durlacher natürlich eine unliebsame Einschränkung ihres Hattertanteiles im Rosenfeld zur Folge hatte.

Für die ganze deutsche Vorstadt, Durlacher und Hanauer, gründet der Magistrat über Ansuchen der Durlacher 1771 in der Quergasse eine eigene Schule, die bis 1877 wirkende deutsche Vorstadtschule.

Mit den neuen Einwanderern zog in der Stadt aber auch eine Zeit des Streites und unliebsamer Widerwärtigkeiten ein.

Zu nächst gibt es Unstimmigkeiten, weil einige der Einwanderer die ihnen kostenlos überlassenen Hofplätze und Felder an andere verkauft und sich von hier weggegeben hatten; dann erheben die älteren  Umsiedler, die Baden – Durlacher, den neuern, den Hanauern  gegenüber Anspruch auf gewisse Vorrechte.

Hernach gelingt es den  unruhigen Köpfen unter den  Hanauern, die ganze deutsche Vorstadt gegen die Behörde auf zu wiegeln – es beginnt eine lange Reihe von heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Vorstädtern und der städtischen Stadtbehörde, wegen angeblich ungerechter Zuteilung der Wiesen, wegen der Fleischbank, Einquartierung, öffentlicher Arbeiten, Tabakverschleiß und anderem mehr, wo bei die  scharfmacherischen Vorstädter ihre vielen Beschwerden allen Behörden, zu letzt auch dem Kaiser unterbreiten.

Aber schließlich flauen die Katzbalgereien zwischen Vorstädtern und Städtern ab, besonders seit dem die Vorstädter auch in der inneren Stadt ansässig wurden und in der Städtischen Verwaltung und Leitung verantwortlich mit zu arbeiten hatten.

Und als die Durlacher – wie allmählich alle Vorstädter hießen – in Jahre 1843  im alten Rathaus und im alten Stadtwirtshaus ihr 100 – jähriges Einwanderungsfest feierten, da richteten ihre Sprecher, Webermeister   Jakob Feistel und Pfarrer Michael Gestalter, Worte innigsten Dankes und aufrichtiger brüderlicher Freundschaft an die Sachsen, die ihrerseits das  Durlacher Fest mit vollster, herzlichster Teilnahme mitmachten.

Die Beziehung zwischen Vorstadt und der Innenstadt wurde immer inniger. Immer häufiger wurden Ehen zwischen Durlacher und Sachsen geschlossen. So mancher fleißige, strebsame Durlacher Abkömmling erwarb sich in der inneren Stadt ein Haus und vergrößerte sich seinen Kaufmännischen oder Gewerblichen Betrieb in bedeutendem Maße. Die beiden führenden Geschäfte des Platzes sind von Durlacher Inhabern in die Höhe gebracht worden.

Die größte hiesige Lederfabrik und die Weberei sind Durlacher Gründungen, und heute noch in Besitz der betreffenden Familien. Aber auch auf Geistigem Gebiete hatten manche Durlacher Abkömmlinge sich in leitende  Stellen emporgearbeitet: im Stadtpfarramte, Leiter und Lehrer unseres Untergymnasiums, in der politischen Führung, überall finden wir schon im 19. Jahrhundert echte Durlacher. Durch viele Jahrzehnte sind Durlacherabkömmlinge die Leiter und Träger eines hoch entwickelten musikalischen Lebens in diesem Stättchen. Dabei sind freilich sozusagen alle Eigentümlichkeiten der Badener Einwanderer in dem hier tiefverwurzelten sächsischen Wesen aufgegangen. Es wird Aufgabe der nächsten Zeit sein, etwaige Spuren und Überbleibsel aufzufinden. Die Mundart der Einwanderer ist ganz verschwunden. Schon beim Einwanderungsfest 1843 hielt ein Durlacher Abkömmling folgende Ansprache: „Mini  Herre! Bevor die Sproch die vor 100 Johre unsri Vorfahre g`redt hän, ganz vergesse wurd, lehn mi noch in dere Sproch e G`sundheit trinke. Alle Dischi, die in unsrem liebe Siebenbürge wohne, ob sie vor siebenhudert  Johre oder nur vor hundert i`g`wandert sin, solle läbe, aber au selli , die was nit i`gwandert sin und in unserem Stammland wohne, solle läbe. Unser Herrgott erhalt alli, die e ditschi Sproch rede“.

An einen Unterschied oder gar Gegensatz zwischen „ Vorstädtern“ und „Städtern“, zwischen „Durlachern“ und „ Sachsen“ denkt längst niemand mehr.

Nur die Mühlbacher Familienamen kann man noch nach ihrer Herkunft in sächsische und Durlacher einteilen.

Durlacher Namen sind:

Leibli, Dahinten, Gefli, Jeckli,  Schütterli, Baumann,  Bechthold, Bernhard,  Breitenstein, Frenk, Glaser, Greter,  Gruninger, Haller, Heitz,  Klaster, Lutz, Möckel, Urban, Schumacher und andere mehr. Erfreulich ist es, dass Familienbeziehungen zwischen einzelnen hiesigen Durlacherabkömmlingen und ihren in der Uhrheimatlebenden Verwandten wieder angeknüpft worden sind.

Ende der Abschrift.

Abschrift und Zusammenstellung: Horst Theil

Danke an Herr Gerhard Wagner für das Material

 

 

Die Durlacher in Mühlbach – Teil 1


Dokumente über Einwanderung nach Siebenbürgen im 18. Jahrhundert, aufgefunden von

Dr. Gustav Gündisch

 

(Abschrift von Dagmar Maier in Fürth, Bayern, am 28.05.2012)

 

Um falschen Vorstellungen vornweg zu begegnen und auf die Gefahr hin, bei besser Unterrichteten offene Türen einzurennen:

Die in den geschichtlichen Quellen Siebenbürgens, in amtlichen Aktenstücken wie in den Matrikelbüchern, als „Durlacher“ bezeichneten Zuwanderer des 18. Jahrhunderts, mit der Zielrichtung vornehmlich Mühlbach, haben mit dem heute in die Großstadt Karlsruhe eingemeindeten Ort Durlach in der Regel nichts als den Namen gemein. Diese Bezeichnung macht lediglich offenbar, dass die Einwanderer aus der ehemaligen Markgrafschaft Baden -Durlach herkommen, die im 16./17. Jahrhundert eben in Durlach ihren Sitz hatte.

Ihr eigentliches Herkunftsgebiet aber liegt etwa 130 bis 140 km weiter südlich, in der Landschaft des gegen das Rheinknie bei Basel auslaufenden Schwarzwaldes, wo sich mehrere Enklaven der Markgrafschaft befanden. Sie werden heute noch als das „Markgräflerland“ bezeichnet.

Die heimische Geschichtsforschung hat sich naturgemäß auch mit diesen Durlachern beschäftigt. Manche Fragen sind aber offen geblieben. So weiß man über die ursprünglichen

Heimatorte der Aussiedler noch zu wenig genaues.

Auch die Ursachen, die diese Leute zum Auswandern veranlasst haben, sind erst in den letzten Jahrzehnten klarer zutage getreten. Zu dieser Erkenntnis haben auch Forscher aus dem

Auswanderungsgebiet ihr Teil beigetragen.

Insbesondere aber ist es der Zeitpunkt der großen Durlacher – Einwanderung nach Mühlbach, der nicht mit genügender Bestimmtheit herausgestellt wird.

Auf mündlicher Überlieferung fußend hat man in Mühlbach das Jahr 1743 als das Einwanderungsjahr angesehen und 1843 das große Einwanderungsjubiläum der Durlacher veranstaltet.

Vierzig Jahre später konnte dann Christian Möckel, er selber ein Durlacher, eine erste auf

schriftliche Quellen gestützte Darstellung dieser Vorgänge geben.

Möckel erkannte bereits richtig, dass der Hauptstoß der Durlacher in den Jahren 1748 und besonders 1749 in Mühlbach eingetroffen sei. Nur bezifferte er die Zahl der 1749 dort neu Angesiedelten viel zu niedrig.

Dennoch heißt es in einer Studie Ludwig Klasters aus 1941, die vom Auswanderungsgebiet her einen neuen Blickpunkt zu gewinnen trachtete, das Jahr 1750 sei als „ das Hauptjahr der Einwanderung“ anzusehen.

Und in einer eben in mehreren Weltsprachen erschienenen heimischen Veröffentlichung über

„die deutsche Nationalität in Rumänien“, die ihr Thema in dankenswerter Weise von allen Seiten ableuchtet, wird wieder auf den alten Ansatz „um 1743“ zurückgegriffen.

Dabei hatte Friedrich Teutsch die Auffassung Möckels über die zeitliche Festlegung des großen Durlacher Zuzuges nach Mühlbach schon 1907 im zweiten Band der „Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ mit wertvollen statistischen Angaben unterbaut.

Teutsch spricht dort (Seite 190) von 177 Durlacher Familien mit 406 Knaben und Mädchen, die Ende 1749 in Mühlbach erfasst und – mit Ausnahme von 24 Familien – zunächst auch dort angesiedelt wurden.

                                                           

                                                                                                                                                                                                                          

An Hand urkundlicher Unterlagen  berichtet Teutsch des Weiteren über die näheren Umstände der Niederlassung der Durlacher in Mühlbach sowie über die Reaktion der siebenbürgischen Landesbehörden auf dies Faktum.

Es ist nun überaus merkwürdig und auffallend, wie sehr diese die Durlacherfrage doch wesentlich weiterführenden Ausführungen Teutschs ohne Widerhall geblieben sind.

Klaster meinte sogar, dass Fr. Teutsch in der „Sachsengeschichte“ lediglich Ergebnisse der bisherigen Forschung verwende, „ohne eigenes beizubringen“.

Das hängt wohl in erster Linie damit zusammen, dass in dem für eine breite Öffentlichkeit geschriebenen Werk kein Raum für Quellenangaben war und Teutsch die ihm vorgelegenen Quellen zur Durlachereinwanderung  späterhin nicht weiter verwertet und veröffentlicht hat.

Nun hat ein glücklicher Umstand dem Schreiber dieser Zeilen die Unterlagen zugespielt, denen Teutschs Ausführungen über die Durlacher offenbar zugrunde gelegen sind.

Es handelt sich um ein kleines Konvolut von Aktenabschriften, die um das Jahr 1900 im früheren Archiv des Siebenbürgischen Generalkommandos in Hermannstadt oder im Mühlbacher Stadtarchiv angefertigt worden sind. Da ihre Vorlagen hier wie dort heute nicht mehr existieren, kommt diesen Abschriften jetzt Originalwert zu.

Das wertvollste Stück dieses Aktenbündels ist eine

 „Consignation  der an denen Marggrafbaaden Durlachischen Landen anno 1744, 1746, 1747, 48 und 1749 herein in Siebenbürgen und besonders nachher Müllenbach gekommenen Familien“.

Das Verzeichnis enthält außer dem genauen Zeitpunkt der Ankunft in Mühlbach (Monats- und Jahresangabe) Namen und Herkunft jedes einzelnen Familienoberhauptes und zwar nach

Herrschafts- und Orts – Zugehörigkeit aufgegliedert, dann einen Hinweis auf den ausgeübten Beruf und die Religionszugehörigkeit.

Schließlich wird die Anzahl der Kinder getrennt nach Geschlechtern ausgewiesen. Lediglich die Ehefrauen werden nicht weiter berücksichtigt.

Es ist klar, dass eine solche Quelle das Herz des Historikers höher schlagen lassen muss und Wasser auf seine Mühle leitet.

Er wird sich ihrer umso besser bedienen, wenn er auch die Umstände kennt, denen sie ihr Zustandekommen verdankt.

Wie schon Teutsch hervorhebt, war der Zustrom der Durlacher ohne Zutun der siebenbürgischen Landes- und der sächsischen Verwaltungsbehörden in Gang gekommen.

Die Neusiedler kamen von Ulm auf dem Wasserweg bis Pest und von dort über Großwardein

und Klausenburg ins Land.

Aus den „Clausenburger Passierungs-Rapporten“ war das siebenbürgische Generalkommando in Hermannstadt schließlich 1749 darauf aufmerksam geworden und hatte darüber vom

Sachsengrafen einen Bericht einverlangt, der den Auftrag an den Magistrat der Stadt Mühlbach weiterleitete.

Dieser hat dann am 4. Dezember 1749 dazu ausführlich Stellung genommen.

In seiner Antwort, die zugleich den Charakter einer Verantwortung tragen musste, machte der Magistrat geltend, dass die Zuwanderungen sozusagen aus wilder Wurzel und ohne die Zuhilfenahme irgendwelcher „Reizungsmittel“ zuwege gegangen seien.

Offenbar hätten die ersten Ankömmlinge ihren Verwandten in der alten Heimat brieflich „über die hiesige Landesumbstände berichtet, worauf dann nach und nach die in beyliegender Specifikation befindlichen Familien angekommen seyen“. 

 

(Der Magistrat lässt dabei wohl bewusst außer acht, dass u. a. der Brief des Hansjerg

Sütterlin an seinen Schwager Jakob Kaltenbach in Buggingen in seinen Aussagen über die günstigen Ansiedlungsbedingungen in Mühlbach mit Siegel und Unterschrift des dortigen Königsrichters als „in der Wahrheit gegründet“ attestiert worden war).

Eine Analyse des besagten Verzeichnisses ergibt etwa das folgende Bild:

In den Jahren 1744 -1748 sind dort lediglich 16 Durlacher Familien mit 51 Kindern verzeichnet. Erst 1749 tritt das Hauptkontingent der Durlacher in Mühlbach in Erscheinung, und zwar mit 161 Familien und 355 Kindern.

Wenn man hiervon die noch im gleichen Jahr nach Broos (2), Hermannstadt (3), in den Mediascher Stuhl (11) und anderwärts weiter gewanderten 23 Familien mit 80 Kindern abzieht, sind in Mühlbach von den Zuwanderern des Jahres 1749 zunächst

doch 138 Familien mit 275 Kindern verblieben; das sind mit den dazugehörenden Ehefrauen rund 540 Personen.

Man kann also auf Grund des vorliegenden Verzeichnisses mit Sicherheit sagen, d a s s  d e r w e i t  ü b e r w i e g e n d e  T e i l  d e r  D u r l a c h e r  i m  J a h r e  1749  n a c h  M ü h l- b a c h  g e k o m m e n  i s t.

Allerdings muss eingeräumt werden, dass von diesen Familien manche ebenfalls noch abgewandert sind, u.a. etwa nach Deutschpien, wo sich bekanntlich zahlreiche Durlacher niedergelassen haben.

Darüber wird  die wissenschaftliche Auswertung der „Consignation“ genauer Aufschluss geben können.

Unter den Neusiedlern, fast ausschließlich Bauern und Handwerker, überwogen die Letzteren leicht. Führend unter ihnen waren die Weber (16), dann folgen die Schneider (13), Schuster, Schmiede, Maurer und vereinzelt Tischler, Wagner, Sattler, Binder, Metzger, Müller, Rotgerber u.a. Je ein Schulmeister und ein „Vieharzt“ waren mit dabei.

Als Heimatsorte der Durlacher werden in unserer Liste annähernd fünfzig ausgewiesen. Sie liegen, wie eingangs erwähnt, fast ausschließlich in den ehemaligen Herrschaftsgebieten Rötteln, Badenweiler und Hochberg in der Markgrafschaft Baden-Durlach, im späteren Landkreis Lörrach.

Es wird den Leser vielleicht interessieren, wenn zum Abschluss hier noch einige dieser Orte aufgezählt und in Klammer auch von dort stammende Durlacher Familien genannt werden.

Doch wird darauf hingewiesen, dass vor und nach der hier behandelten Zeitspanne vereinzelt noch zahlreiche Durlacher eingewandert sind, die vielleicht den gleichen Namen führen, aber aus einer anderen Ortschaft stammen.

Hier seien herausgehoben: Ballingen (Flubacher), Britzingen (Barth), Buhlingen (Gestalter), Buggingen (Glaser), Dattingen (Lehmann, Schuhmacher), Fischingen (Zimmermann), Gundelfingen (Baumann), Hügelheim (Herter), Ihringen (Sutter), Müllheim (Breitenstein, Grassel, Salzer, Siegel), Neuenweg (Streit), Rümmingen (Hügel), Schallbach (Dahinten, Grassel), Schallstadt (Bossert) usw.

                                                   ——–  .   ——–

 

 Quellennachweis: Zeitungsartikel aus: „Neuer Weg“ vom 11.03.1978

Für das zur Verfügung gestellte Material danke an Herr Gerhard Wagner.

Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema zu einem späteren Zeitpunkt……