Siebenbürgen, Land des Segens.
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Siebenbürgen, Land des Segens
Land der Fülle und der Kraft,
mit dem Gürtel der Karpaten
um das grüne Kleid der Saaten
Land voll Gold und Rebensaft.
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Siebenbürgen, Meeresboden
einer längst verflossnen Flut;
nun ein Meer von Ährenwogen,
dessen Ufer waldumzogen,
an der Brust des Himmels ruht!
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Siebenbürgen, Land der Trümmer
einer Vorzeit, stark und groß,
deren tausendjährige Spuren
ruhen noch in deinen Fluren
ungeschwächtem Ackerschoß!
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Siebenbürgen, grüne Wiege
einer bunten Völkerschar!
Mit dem Klima aller Zonen,
mit dem Kranz von Nationen
um des Vaterlands Altar!
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Siebenbürgen, grüner Tempel
mit der Berge hohem Chor,
wo der Andacht Huldigungen
steigen in so vielen Zungen
zu dem einen Gott empor!
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Siebenbürgen, Land der Duldung
jedes Glaubens sichrer Hort,
mögst du bis zu fernen Tagen
als ein Hort der Freiheit ragen
und als Wehr dem freien Wort!
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Siebenbürgen, süße Heimat
unser teures Vaterland!
Sei gegrüßt in deiner Schöne
und um alle deine Söhne
schlinge sich der Eintracht Band
Ein sehr bedeutendes Ereignis in der Geschichte Siebenbürgens war die Geburtstunde dieses Liedes. Um und über dieses Lied wurde schon viel geschrieben und diskutiert. Warum und wie konnte sich ein Lied in der Gesamtheit Siebenbürgens so verbreiten und in den Selen einer Volksgruppe so festsetzen?
Ich denke dass es der Text ist der Ausschlaggebend war. Es ist eine Huldigung an die Heimat, eine kleine Zeitreise aus der Vorzeit in die Gegenwart. Es ist ein Ausdruck der Gefühle und Bestreben eines jeden Siebenbürgers. Es bringt die Bewunderung, die Treue, die Unvoreingenommenheit der Siebenbürger gegenüber anderer Nationen und Glaubens-Richtungen zum Vorschein. Den Wunsch in Frieden und Toleranz mit allen Bürgern dieses Gebietes zusammen zu Leben.
Wem verdanken wir dieses Lied das die Bande der Geschlossenheit und Zusammenhalt aller Siebenbürger so gut zum Ausdruck bringt? Es waren zwei Männer, Maximilian Leopold Moltke der hat den Text verfasst, der andere Johann Lukas Hedwig der die Melodie geschrieben hat.
Horst Theil
Maximilian Leopold Moltke
(1819 – 1894)
deutscher Dichter und Publizist
Maximilian Leopold Moltke als 35-Jähriger. Stammbuchzeichnung von Wilhelm Kamner, erhalten als Kopie im Geschichtsmuseum Hermannstadt, Bleistiftzeichnung, 1854. Verbleib des Stammbuches unbekannt. Foto: Konrad Klein
Er wurde am 18 September in Küstrin (Deutschland) geboren. Moltkes Vater Gustav Ludwig entstammte einer außerehelichen Verbindung des Leutnants Carl von Moltke (1754-1838), späteren mecklenburgisch-strelitzischen Kammerherrn und Oberjägermeisters. Gustav Ludwig heiratete die Tochter eines begüterten Küstriner Zimmermeisters und wurde Stadtrat in Küstrin, starb jedoch, als Maximilian Leopold noch ein Kind war.
Maximilian Leopold besuchte die Lateinschule seiner Vaterstadt. Danach ging er in Berlin in die Lehre, zuerst in einem Kolonialwarengeschäft, dann in eine Sortimentsbuchhandlung. Nach Beendigung der Lehre war er in Frankfurt (Oder) Buchhandlungsgehilfe. Er ging nach Kronstadt und wurde bald Redakteur des „Siebenbürgischen Wochenblattes“. Hier dichtete Moltke im Mai 1846 das Siebenbürgenlied. Im Mai 1846 verließ er Siebenbürgen und trat als Leutnant in die Honved- Armee des Generals Józef Bem ein. Er nahm am 13. August 1849 an der Schlacht bei Șiria (ungar. Világos) teil und geriet in russische, danach österreichische Gefangenschaft. Nach knapp dreijähriger Gefangenschaft in Triest kam er wieder frei und ging über Wien und Küstrin nach Berlin (1852) zurück. Er gab die Zeitschrift „Deutscher Sprachwart, Zeitschrift für Kund und Kunst, Hege und Pflege, Schirm und Schutz unserer Muttersprache“ heraus, die in neun Jahrgängen erschien. Für Bettina von Arnim bereitete er die Herausgabe ihrer sämtlichen Werke vor. 1864 zog Moltke nach Leipzig um. Hier gab er eigene oder von ihm bearbeitete Shakespeare-Übersetzungen heraus. 1884 erhielt Moltke bei der Handelskammer in Leipzig den Posten des ersten Bibliothekars, den er bis ins hohe Alter ausübte.
Hier verstarb er am 19 Januar 1894. Maximilian Leopold Moltke wurde auf dem Johannisfriedhof in Leipzig begraben.
Johann Lukas Hedwig
(1802 – 1849)
Komponist, Chordirigent, Musikpädagoge
Der Komponist des Siebenbürgenlieds, Johann Lukas Hedwig, wurde am 5. August 1802 als Sohn einfacher Bauern in Heldsdorf geboren. Der musikalisch begabte Knabe kam mit zehn Jahren auf die Honterusschule und mit 13 auf das Obergymnasium. Noch keine 17 Jahre alt, zog er in den „Mittelpunkt des großartigen Musiklebens“, nach Wien. Nach 21 arbeitsreichen und entbehrungsvollen Jahren in Wien wurde Hedwig im Jahre 1840 als Stadtkantor nach Kronstadt berufen. Hier wirkte er für die musikalische Bildung Kronstadts und belebte die Kirchenmusik des Burzenlandes. Als der Begabteste sächsische Komponist und Musiker seiner Zeit verfasste er zahlreiche Kompositionen, die in Kronstadt und im Burzenland aufgeführt wurden. Im Revolutionsjahr 1848 überstand der patriotisch gesinnte Musiker zwar die unglückliche Schlacht bei Honigberg am 5. Dezember, holte sich aber auf dem Rückzug ein Nervenfieber, dem er am 8. Januar 1849 erlag. Er wurde auf dem Innerstädtischen Friedhof in Kronstadt beigesetzt. An seiner Grabstätte wurde 1924 ein Denkmal errichtet.
Gedenktafel
Bildniskarte aus dem Verlag von Heinrich Zeidner, Kronstadt, mit den Bildnissen von J. L. Hedwig und M. Moltke. Lichtdruck 1898. Sammlung: Konrad Klein
Beitrag zusammengestellt von Horst Theil