Otto Folberts Tagebücher Band 44 April 1946 – Mai 1948 (Folge 1)


Auszüge aus:

Otto Folberts Tagebücher

 Band 44

 April 1946 – Mai 1948

Quelle: Siebenbürgen-Institut – Online

In`s Reine geschrieben von:

Gerhard Feder im Juni 2001

Im Auftrag von: Paul J. Folberth

Mediasch, den 16. April 1946

Die  im Laufe des letzten Jahres durchgeführte Agrarreform  beginnt ihre  verheerenden Wirkungen  für unser Volk aufzuzeigen. Unsere Bauern haben den aller größten Teil ihres Grundbesitzes verloren, das Vieh  hat  man  ihnen  aus  den  Ställen  genommen,  jetzt  werden  ihre  Geräte  aufgeteilt  und  in  kurzem werden  die  Höfe  drankommen.  Schon  jetzt  musste  ein  Teil  der  Höfe  abgetreten  werden,  auf  anderen Höfen sitzt zwar  der ehemalige  Besitzer noch drin,  aber der neue  Anwärter  ist ebenfalls schon eingezogen  und schaltet als der alleinige Herr im Stall, im Garten auf  dem Feld. Nutznießer dieser Reform  sind  in  erster  Linie die  Zigeuner,  in  zweiter die  minderwertigen  unter  den rumänischen Bauern.  Die besseren  unter  ihnen lehnen  es  entweder  ganz  ab,  sich  mit sächsischem  Gut  zu  bereichern,  oder  aber machen die ganze Sache nur kopfschüttelnd mit. Die Frevelhaftigkeit gibt ihnen zu denken.

Am 25. April 1946

traten  die  Außenminister  Großbritanniens,  Nordamerikas,  der  Sowjetunion  und  Frankreichs  in  Paris zusammen, die die Friedensschlüsse mit Italien, Rumänien, Bulgarien und Ungarn vorbereiten soll.

26. April 1946

In einem Brief vom 28.Februar aus dem amerikanischen Okkupationsgebiet Deutschlands teilt Gertrud Schallner  ihren  Eltern unter anderem mit, sie  stehe  auch  mit  unserm Paul in Verbindung. Er  halte sich in  Eisenach auf,  sie  wisse  aber  nicht,  womit  er  dort  beschäftigt  sei. Wir  wußten,  daß  er  Frau  Major Thiede  in  Eisenach  einige  Kleider  und  Wäschestücke  zur  Aufbewahrung  übergeben  hatte.  Sollte  er ihretwegen dorthin gefahren sein? Unter  dem  19.April meldet  die  Temeschvarer  Zeitung  aus Klausenburg,  dass  beim  dortigen Volksgericht  das  Urteil  gegen die faschistisch – hitleristischen  Journalisten Siebenbürgens erbracht  worden sei. Sowohl Ungarn wie auch Rumänen und Deutsche befinden sich  darunter. Von den Deutschen wurden verurteilt: Dr. Andreas  Weber  zu  8 Jahren, Hermann  Schland,  Otto Ließ,  Alfred  Hönig zu 20  Jahren, Emil  Neugeboren  zu  25  Jahren  schweren  Kerkers.  Außer  Dr. Andreas  Weber  scheint  sich  keiner  der

übrigen Verurteilten dem Gericht gestellt zu haben, alle wurden sie in Abwesenheit verurteilt.

Montag, den 29. April 1946

Als ich heute Vormittag in einer Zwischenstunde nach Hause kam, saß Trudl heuer zum ersten Mal im Schatten  der sich  eben grün  entfaltenden  Linde,  putzte Gemüse  und  rief  mir  schon  aus der  Ferne zu: Rate, was heute eingetroffen ist! – Vielleicht ein Brief von Paul- Ja! da ist er. Und sie überreichte mir Pauls  ersten Brief  nach fast zwei Jähriger Unterbrechung  der  Verbindung  mit ihm.  Er  schrieb ihn am 1.April, gleich nach Aufhebung der Postsperre in Deutschland, und zwar von Storndorf in Oberhessen, wo er bei Dr.Zinßer untergekommen ist. „Ich war in russischer Kriegsgefangenschaft und bin im Dezember entlassen worden. Ich bin vollkommen  gesund und es  geht mir gut.  über  Weihnachten war  ich  bei  Frau Thiede in Eisenach.  Wir haben sehr  viel  von  Euch  gesprochen  und  an  Euch  gedacht.  Am  Heiligen  Abend  haben  wir  sogar  eine Flasche  Mediascher  Mädchentraube  geleert.  Herr  Thiede  befindet  sich  noch  in  russischer  Kriegsge -fangenschaft. Im Januar d. bin ich zu Herrn Dr.Zinßer gefahren. Ich bin hier sehr freundlich aufgenommen worden und fühle  mich hier  sehr  heimisch.  Ich habe  mich hier  zunächst  zwei Monate von den  Strapazen  des vergangenen  Jahres erholt. Ende Februar bin  ich zu Herrn  Dr.Schulte nach Lüdenscheid  gefahren und habe  dort  den  ganzen  März  verbracht.  Ich  bin  dort  genau  so  freundlich  aufgenommen  worden  wie auch hier und es hat mir dort auch sehr gut gefallen, zumal da auch Berge  sind und die Gegend daher meiner geliebten Heimat  ähnlicher ist.  Mein Bruder Otto hat aus englischer  Gefangenschaft an Herrn Dr.Schulte  Nachricht  gegeben.  Er  hätte  auch  von  Euch  aus  Mediasch  gute  Nachricht  erhalten. Über diese erste Nachricht von Euch seit ein einhalb Jahren habe ich mich, wie ihr es Euch leicht vorstellen könnt, sehr gefreut.

Meinen Freund Karres Dutz habe ich in Hannover besucht. Er ist dort bei einer ihm bekannten Familie als Maurerlehrling untergekommen. Nun bin ich wieder hier in Storndorf bei Herrn Dr.Zinßer und will versuchen  hier  in  der  Nähe  ebenfalls  als  Maurerlehrling  unterzukommen,  da  ich  mich  entschlossen habe, Architekt zu werden.“ Ach  wie  wohl  das  tut, diese  Zeilen  zu  lesen!  Wenn es  auch  von  hier  aus noch  nicht  möglich ist, an Pauli direkt  zu  schreiben  –  denn  die  Mediascher Post  nimmt  Sendungen  für  Deutschland  noch  nicht entgegen – so wird er von den vielen Briefen, die ich ihm bereits durch Vermittlung von Bekannten in Österreich  geschrieben  habe,  hoffentlich  doch  den  einen  oder  anderen  in  absehbarer  Zeit  erhalten. Dank Dir, lieber Herrgott, tausend Dank!

7. Mai 1946

Die  Außenminister  der  vier  Großstaaten  einigen  sich  in  Paris  darauf,  dass  Siebenbürgen  in  Zukunft wieder – wie vor dem Wiener Schiedsspruch – zu Rumänien  gehören  soll.  Dies ist einer der  wenigen Verhandlungspunkte  während der  Pariser Konferenz, in denen eine Übereinstimmung  erzielt werden konnte.

10.–13. Mai 1946

unternehme ich  mit  meiner  Klasse (Septima, die Klasse  von  Klaus)  einem Schulausflug nach  Sovata. Wir  haben  das  herrlichste  Wetter  und  kehren  überhaupt  mit  märchenhaften  Eindrücken  nach  Hause zurück.  Wir  baden  zweimal  in  Moggorosi-tó.  Am  11.  und  12.  besteigen  wir  den  Cserepeskö -Istalo. Von den Felsen des Cserepeskö genießen wir die herrlichste  Aussicht. Für die Jungen ein unvergeßliches Erlebnis.

15. Mai 1946

Ein  froher,  ein  glücklicher  Tag!  Wir  erhalten  zwei  Briefe  von  Otti,  aus  denen  hervorgeht,  daß  er Anfang April aus dem englischen Gefangenenlager in Belgien  nach  Münster in der Lüneburger Heide versetzt worden ist und dort  am 19.04. seine Befreiung erreichen konnte. Gleich darauf begab er sich, auf  Anraten Pauls, zu  Dr.Schulte  nach  Lüdenscheid  und  schreibt von  dort:  „dass alles so  herrlich  gekommen  ist, kann ich kaum fassen.“  Außer  uns schreibt er auch  seinen  Großeltern,  seinen Geschwistern,  und  allen  Lieben  in  der  Heimat.  Er  sei  entschlossen,  das  Studium  eines  Mittelschullehrers  für Mathematik, Physik und Chemie zu beginnen und zwar entweder in der Schweiz oder in Deutschland.

22. Mai 1946

Wir  erhalten einen zweiten Brief von  Otti aus Lüdenscheid (vom 27.04)  in dem es heißt: „Ich bin hier sehr  gut  aufgenommen.  Die  Familie  Dr.Max  Schulte  sind  durchwegs  alles  sympathische  Leute,  die sich wiederholt nach Euch erkundigt haben, und sehr freuten, als ich ihnen meine 4 Mediascher Briefe vorlegen konnte.  Sie lassen  sich  gerne  von  Mediasch erzählen… dieser  plötzliche  Umschwung  ist  für mich  direkt märchenhaft, umso mehr noch, als  ich  hier Klavier  spiele,  die schönsten  Bücher  lese, ins Kino,  schöne  Konzerte  und  Vorträge  gehen kann. Auch  kann  ich  mit  Dr.Schulte  –  den  ich  wie Paul, Onkel  Max  nenne  –  hie  und  da  mal  mit  seinem  Auto  durch  die  Gegend  fahren.  Er  hat  nämlich  oft Krankenbesuche auswärts! Diese Nachricht erfüllt  uns mit großer Freude und wir sind glücklich, so wohl Otti wie auch Paul bei guten,  von  uns  hochgeschätzten  Bekannten  zu  wissen,  die  selbst  einmal  bei  uns  Gastfreundschaft genossen haben.

Da  erreicht  uns  am  Abend  dieses  Tages  eine  Nachricht,  die  geeignet  ist,  uns  bitteren  Kummer  zu bereiten. Meine Schwägerin  Mela  kehrt  aus  Hermannstadt,  wo sie  für  das  Geschäft  Strohhüte hätte kaufen  sollen,  aber  keine  bekam,  und  die  ihr  zur  Verfügung  stehende  Zeit  damit  benutzte,  Erkundi-

gungen  nach Kon  einzuziehen,  mit  der Botschaft nach Hause, es  sei  ja schon seit mehreren Monaten ein  Regimentskamerad  Kons  aus  russischer  Gefangenschaft  heimgekehrt,  der  genau  wisse,  daß  Kon gestorben sei.

– FORTSETZUNG FOLGT –

Programm des evangelischen Untergymnasiums in Mühlbach. Am Ende des Schuljahres 1862 – 1863


Auszug aus:

 

Programm des evangelischen

Untergymnasiums in Mühlbach

 

Am Ende des Schuljahres 1862 – 1863

 

Veröffentlicht von

Direktor

Friedrich Wilhelm Schuster

 

Im Besitz der Bayerischen Landesbibliothek

 

Quelle: Google Books

schuster

1

1

Unbenannt03

Unbenannt04

Unbenannt05

Unbenannt06

Unbenannt08

Unbenannt09

Unbenannt10

Unbenannt11

Unbenannt13

Unbenannt14

Unbenannt15

Unbenannt16

Unbenannt17

Unbenannt18

Unbenannt19

Unbenannt20

Unbenannt21

 

Gedichte von Josefine Kerekesz (2)


–       Gedichte von Josefine Kerekesz –

 Ich weis nicht ob die Dichterin den breiten Massen bekannt ist. Ich möchte erwähnen dass sie lange Jahre in Mühlbach gelebt hat, so viel mir bekannt ist in der Altgasse. Durch diese Veröffentlichung  möchte ich ihre Bescheidenheit, Sensibilität und Ihr großes Talent ihre Gefühle in Versform wiederzugeben hervorheben.

Horst Theil

 

 

Vorfrühling in Siebenbürgen

.

Zartgrüner Schimmer überm Ackerland,

rings auf den Höhen Winterschnee,

darüber strahlendes Blau bis zum

Himmelsrand –

gab’s schöneren Vorfrühling je?

.

Unsere Augen entzückt, unsere Herzen weit

vergessen Kriegsnot und Wunden,

du bist daheim – und es ist Frühlingszeit,

soll da nicht auch die Seele gesunden?

.

Sieh nur das Sprießen ringsumher,

sieh, dort am Südhang lacht das lichte Grün

ein zarter Lerchensang klingt süß von

irgendher,

die Frühlingssonne lockt zum Leben und

Erblühn.

.

Und weich der Lenzwind uns entgegenweht

sein Hauch ist wie ein leises Mahnen:

Wer frohgemut durch den Frühling geht,

kann erst die Schönheit des Lebens ahnen.

.

Wie sonnenhell ist dieser Frühlingstag:

Wir sind so unbeschwert, so innig

Jugendfroh;

ich wüsste nicht, wenn jemand fragen mag,

ob jemals er so glückhaft ward empfunden

irgendwo?

.

Heimweh

.

In meinem langen Leben

hab ich das Heimweh nicht gekannt,

Ich war von Liebe warm umgeben,

daheim war alles Weh verbrannt.

.

Seit ich mein Daheim verloren

ist mein Leben öd und trübe,

es ist um wärmend Glück betrogen,

und ich hab Heimweh nach der Liebe.

.

Müssen und Wollen

.

Die schönste Lebenszeit fand mich in

fremder Fron

so lernte ich den Unterschied von Müssen

und Wollen

in meiner Jugend schon.

War all die langen Jahre beseelt von treuem

Plichterfüllen

und trug dabei tief innerlich den großen

Wunsch im Stillen:

.

Ach, dürft ich einmal tun, was mir kein

Vorgesetzter schafft,

ganz still nur wirken, nicht bekrittelt und

nicht begafft,

nicht bloß der Jemand sein, der um des Opfers Preis

dies tut und jenes lässt, nach fremdem

Willen und Geheiß.

.

Ein Leben lang hab ich so sehnlich diesen

Wunsch gehegt –

und da er dicht am Ende nun erfüllt, die

Frage mich bewegt:

War dies das Leben, eine Kette von Müssen

und sollen?

Es währt eine Spanne lang noch für

bescheidenes Wollen.

.

Herbst  Nein

.

In unsere Gasse ist der Herbst gezogen,

sie ist von goldfarbigem Laub besät,

das der Nordwind Nächtens abgemäht

von Bäumen, die sich ächzend bogen.

.

Wirbelnd kreisen Blätter in dem Wind,

flattern hoch mit taumelnder Gebärde,

fallen endlich irgendwo zur Erde,

wie ein lebensmüdes Menschenkind.

.

Gleich den Seelen, die zu ihrer Herbsteszeit

Ein sanfter Gotteshauch hinweg geweht,

weit von der alten Gasse, wo sie einst gelebt,

sanken sie zur Ruhe in die Ewigkeit.

.

Ort der Ruhe

.

So oft ich an dem Ort der Ruhe frische

Blumenhügel sehe

ist’s mir, als suchte eine Freundeshand die

anderen in der Nähe.

In langen, dichten Reihen schon dehnen sich

die Grabeshügel

über unserem Volke schwingen Dohlen ihre

schwarzen Flügel.

.

Wer weiß, ob nicht dereinst auf diesem

Platz auf Mauern von Gebeinen

vielstöckige Häuser stehn,

ob nicht auf unseres Daseins letzter Spur

den Marmorsteinen

fremde Menschen lieblos gehen?

Ach komme vorher doch der gottverheißne

Jüngste Tag –

für unsere Toten dann ein fröhlich

Auferstehn!

.

Zum Trost

.

Wie bitter es auch klingen mag –

es kommt für jeden einst der Tag,

da er erschüttert steht und stumm;

nur seine wunde Seele fragt: Warum, O

Gott, warum?

Warum, O Gott, warum?

.

Du wunde Seele, sei still in Gott ergeben,

bedenk’, dass über Tod und Leben

beschloss Gottvaters weiser Rat;

und grüble nicht, denn unerforschlich

sein milder Sinn und seine sanfte Tat.

.

Drum frage nicht „warum, o Gott.

Warum?“

Blick auf zu ihm – und lege stumm

dein Leid in seine Vaterhände

und bete fromm,

dass er sich nimmer von dir wende.

.

Dann kommt der Tag, da du ihm kindlich

nah,

ergeben sagst: „O, Herr, dein Wille

geschah!“

Was irdisch war, nahm er an sein Vaterherz

Mit gültigem Erbarmen

Zu friedenvoller Rast, erlöst von

Erdenschmerz.

.

Unsterblich aber ist die Seele all der Lieben,

sie ist im Treugedenken doch bei dir

geblieben,

in dunkeln Nächten und im Tageslauf;

drum sei getrost,

die Liebe höret nimmer auf.

.

Der Große Platz in Mühlbach

.

Längs der grünen Gräsermatten

leuchtendrote Rosenbüsche

stehn in silberzartem Schatten – da und dort

ein Lindenbaum,

blütenreiches Ziergesträuch, Stiefmütterchen

blühn in bunter Frische

und beim Anblick dieser Pracht, befällt mich

ein Erinnerungstraum.

.

Hier lag der „Große Platz“ von unsern

Ahnen so benannt

als Mittelpunkt der Wirtschaft und für

manche Festlichkeiten,

bachsteingeplastert einst von wackerer

Männerhand,

schlicht und schmucklos sah er buntbewegte

Zeiten.

.

Es sah in Kriegszeit Kämpferscharen, in

Frieden eifriges Marktgedränge,

Übungen der Feuerwehr und Königsfeiern,

wie sie damals üblich waren;

hier war der Standort für die Platzmusik,

für schöne Feste mit Gepränge –

all das ist nun verrauscht, verklungen nach

so vielen hundert Jahren.

.

Der alte „Große Platz“ von einst ist einem

Jungen Park gewichen

Doch leise haucht die Erde noch ein treu

Erinnerung darüber hin. –

Da hab ich Wehmutstränen von der Wange

mir gestrichen

Und sah im grünen Park die leuchtendroten

Rosenbüsche blühn.

.

Heimat

.

Heimat ist, wo ich von mancher Bergeshöh

die wundersame Schönheit dieser

Landschaft sah,

wo über Tannenwipfel hin zum

Gipfelschnee

mein Blick sich weitet Himmelsnah.

.

Heimat ist, wo in dem bergumsäumten Tal

mein still versonntes Leben mählich rann,

wo ich im wechselvollem Zeitgeschehn zumal

den tiefsten Sinn der Erdverbundenheit

gewann.

.

Heimat ist das kleine Fleckchen Erde

Wo meine Liebsten ruhn schon lange Zeit

Im Schloß des weiten Tals, im Schatten

unsrer Berge:

Es ist die traute Heimat bis in Ewigkeit.

.

Muttertag

.

Wenn ich am Muttertag zum Gruß dir

Blume brachte,

wie warst Du frohbewegt, wie innig war

Dein Blick. –

Du streichelst mich liebevoll, Du nahmst die

Blumen sachte

Und Deine Feudentränen fielen drauf im

stillen Mutterglück.

.

Am Muttertage steh’ ich heute vor Deinem

lieben Bild –

ich sehne mich nach Deiner warmen

Mutterhand, nach Deinem

Blick so mild, –

voll Liebe Dein gedenkend stell ich vor Dein

Bild die

Blumen auf

und meine unstillbaren Wehmutstränen

fallen sacht darauf.

.

Sonntag

.

Vom Kirchturm klingen die Glocken,

sie laden zur Gottfeier ein,

ihr Klang soll unsern Zeitgenossen

ein trostvolles Zeugnis sein.

.

Noch ist uns unsere Kirche

Das Denkmal aus Vorväterzeit,

ein Mahnmal zu Ehrfurcht und Glauben

an Gottvaters Ewigkeit.

.

Lasst klingen ihr Glocken die Töne

auch in zweifelnde Herzen hinein,

mahnend die blühende Jugend

glaubens- und volkstreu zu sein

auf das vom Kirchturm die Glocken

nicht dereinst um Jahr und Tag

treulosen Kindern des Stammes

erkilngen zum letzten

zum allerletzten Schlag.

.

Doppelte Freude „Mamichen erzählt von Weihnachten“

.

Aus unseren seligen Kindertagen

hat Mamichen uns oft erzählt,

ging ein auf alle unsere Fragen,

ihr liebes Antlitz in Erinnerung verklärt.

Und sie erzählt:

.

Acht Jahre war Helen – eilt aus der Schule

froh nach Haus,

packt mitteilsam die großen Neuigkeiten

aus:

„Ach Mamichen, wir haben Ferien, denk Dir

wie fein,

nun kann ich den ganzen Tag Dir behilflich

sein!

.

Und rate, Mamichen, was ich soeben gesehn

So viele Christbäume, ach sooo schön,

sie wurden eben von Schlitten und Wagen

auf dem Platz neben der Schule abgeladen.

.

Gewiss weiß das Christkind wo sie stehn –

und bis hierher braucht es nicht weit zu

gehen

sag, hat es die Christbäume selbst

ausgewählt?

.

Ach Mamichen, beuge dich zu mir her,

ich will Dir flüstern: „Es Weihnachtet sehr“

mehr verrate ich davon heute nicht,

nur am Christtag sag ich dir das schöne

Gedicht!

.

Und Mamichen, kennst Du den schönen

Spruch:

„Geteilte Freude ist doppelte Freude“?

Er steht auf Seite zehn im Lesebuch.

Den sagte uns der Herr Lehrer heute,

und sagte noch: Den Spruch, ihr lieben

Kinder, zum Geleit,

für die fröhliche, selige Weihnachtszeit.

Dann war die Stunde aus; und in der frohen

Hast

hab ich den Sinn des Spruches leider nicht

erfasst.

.

Oh Mamichen, ich hab so viel Dir noch zu

sagen,

ja – aber ich möchte auch ganz leise Dich

fragen,

darf ich, wenn die kleinen schon zu Bett

gebracht,

Dir helfen bei dem, was Christkind uns

zugedacht?

.

Und sie half mit Geschick und hellem

Entzücken

den Christbaum für die Geschwister

schmücken.

Am Heiligen Abend – Oh, du wonnige Zeit,

der Lichterbaum brannte – und die Kleinen

zu zweit

eilten selig jauchzend an Mutters Brust

mit glückstrahlenden Augen voll

Kinderlust.

.

Die achtjährige Helene schaut der

Geschwister Glück;

Es schimmern Tränen in ihrem Blick,

und ihr Mund vor Rührung bebt:

„Mama, jetzt hab ich doppelte Freude erlebt“.

.

Allerseelen

.

Über euren toten Herzen

leuchten Allerseelenkerzen

brennen meine Seelenschmerzen

in Sehnsucht nach euch.

.

Als sähe ich im Kerzenlicht

euer liebes Angesicht

und meine Tränen fallen dicht

in Sehnsucht nach euch.

.

In dem stillen Kerzenschein

streichle ich eure Erde und den Stein

und fühle warmes Nahesein

in Sehnsucht nach euch.

.

Herbsttag

.

An sonnigen Oktobertag

in zauberischer Natur

steift ich über Hang und Hag

auf Michelsberger Flur.

.

O, wenn ich nur die Worte hätte

zu schildern die Farbenpracht,

die ohne Pinsel und Palette

Gott malte über Nacht.

.

Buntgetupft im weiten Raum

dort der Birnenwald

leuchtendrot bis kupferbraun

verschwenderisch übermalt.

.

Die Kirschenbäume auf dem Berg

ein Farbenbündel in Pastell,

im farbenfrohen Wunderwerk

leuchten Birken flammenhell.

.

Zur Burg hinan der dichte Wald:

rotgoldne Symphonie,

milde Sonne überstrahlt

naturgewordne Poesie.

.

Da am nahen Wiesenrain

die Haselhecke glüht

flimmernd im Sonnenschein

von Farbentönen übersprüht.

.

Auf der Wiese dort am Bergesfuß

tausendfach im grünen Moose

blüht als letzter Blumengruß

lila Herbstzeitlose.

.

Ich steh ergriffen und berauscht

vor dieser Farbenfülle,

und nur von meinem Gott belauscht

halt ich dankbar Andacht in der Stille.

.

Wie reich schenkt Deine Meisterhand

wundersame Farbenschönheit augennah,

wie herrlich prangt Dein leuchtend Land.

Es ist ein Herbsttag wie ich keine sah.

.

Zaungast

.

Halbverwaist stand ich bescheiden nur am

Zaun,

mich hat das Glück zum Reigenspielen nie

gewollt,

es hat mit Vorzugskindern nur

herumgetollt;

ich durfte nur durchs Gitter schaun.

.

Was ich ersehnte, blieb mir immer fern,

ich durfte keinen Traum fürs Leben mir

erträumen;

ich lehnte bloß am Zaun; ich sah nur zu:

wie ein guter Stern

strahlend leuchtet in des Nachbars

Räumen.

.

Es war wohl so bestimmt von höherem

Geschick,

dass Auserwählte fröhlich sich im Reigen

drehn,

indes die Ausgeschlossenen vom Glück

als Zaungäste an dem Gitter stehn.

.

Und käm ich einst vor Gottes großen Garten

und einer hieße mich hinein zu gehn,

den Vortritt ließe ich allen; ich hab gelernt

zu warten;

ich würde mir von außen nur das Paradies

besehn.

.

Petunien

.

Heute hab ich im Garten bescheiden versteckt

eine weiße Petunienstaude entdeckt

Blieb vor den Blütenranken stehn

und habe verträumt längst Vergangenes

gesehn.

.

Einen sonnigen Hof, eine Fülle Blüten in

bunter Pracht,

aus jedem Winkel haben duftende Blumen

gelacht,

inmitten unsere unbeschwerte frohe

Kinderschar,

die von Liebe umhegt so glückseelig war.

Verweht ist heute alles, was einst bunt und

schön.

Blumen erinnern mich an das Blühen und

Vergehn.

.

Gedenk’ unseres Heller, Hans und

Hänschen irgendwo im ferner Sand –

Und streue jedem weiße Blüten der Petunia

aus dem Kinderland.

.

Blütenduft

.

Junisonne überm Garten glüht,

Päonienstaude in Fülle blüht,

lieblicher Duft schwebt in der Luft.

.

Strömt der Duft, der süß herüberweht

von dem nahen Rosenbeet –

oder duftet würziges Tannengrün,

an dem die frischen Triebe blühn?

.

Ich atme tief den wundersamen Duft –

woher mag er nur sein?

Ich hab’s: Im Nachbargarten blüht der

Wein!

.Dank an Herr Gerhard Wagner für die zur Verfügungstellung des Materiales!

Drillinge die zweimal Geburtstag feiern.


– Drillinge die zweimal Geburtstag feiern. –

Das Jahr 1938 begann für die Familie des Schneidermeisters Emil Bretz mit Vorfreude, denn es stand ein  großes Ereignis bevor: Das sechste Kind sollte geboren werden. Dass, es gleich eine Drillingsgeburt werden sollte, wusste man damals noch nicht. Frau Krieger, die Hebamme aus der Neugasse, entband am 25. Erika und Ingeborg und präsentierte die beiden Mädchen dem stolzen Vater. Pflichtgetreu wurde die Geburt auch prompt  ins Mühlbacher Geburtenregister eingetragen.

Groß war die Überraschung des Vaters, als die Hebamme einen dritten Säugling ankündigte und so die Sensation für ganz Mühlbach und Umgebung perfekt machte. Karl-Heinz erblickte das Licht der Welt am 26. und wurde auch so ins Register eingetragen. Ein Drilling zwei Geburtstage!

Wenn man von Zwillingsgeburten spricht, ist es schon etwas Außergewöhnliches,  doch Drillinge etwas noch nie Dagewesenes für Mühlbach. Kein Wunder, dass sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer im Ort ausbreitete und zum Tagesgespräch wurde. Drei kleine Kinder in einer Familie, wo schon fünf da sind, erforderten von den Eltern viel Aufopferung und Mühe. Dass sich alles aber gelohnt hat, beweist der Werdegang dieser Kinder, die heute noch leben. Sie haben den Eltern zusammen acht Enkelkinder beschert.

Erika, Karl-Heinz und Ingeborg

Bretz

                               In der Kinderklinik Hermannstadt                               

Beitrag geschrieben von: Winfried Bretz

Gedichte von Josefine Kerekesz


Zwei Gedichte von:  Josefine Kerekesz (passend zum heutigen Tag) 

Sonntag

 

  Vom Kirchturm klingen die Glocken,

sie laden zur Gottfeier ein,

ihr Klang soll unsern Zeitgenossen

ein trostvolles Zeugnis sein.

Noch ist uns unsere Kirche

Das Denkmal aus Vorväterzeit,

ein Mahnmal zu Ehrfurcht und Glauben

an Gottvaters Ewigkeit.

Lasst klingen ihr Glocken die Töne

auch in zweifelnde Herzen hinein,

mahnend die blühende Jugend

glaubens- und volkstreu zu sein

auf das vom Kirchturm die Glocken

nicht dereinst um Jahr und Tag

treulosen Kindern des Stammes

erkilngen zum letzten

zum allerletzten Schlag.

 

Herbst Nein 

In unsere Gasse ist der Herbst gezogen,

sie ist von goldfarbigem Laub besät,

das der Nordwind Nächtens abgemäht

von Bäumen, die sich ächzend bogen.

Wirbelnd kreisen Blätter in dem Wind,

flattern hoch mit taumelnder Gebärde,

fallen endlich irgendwo zur Erde,

wie ein lebensmüdes Menschenkind.

Gleich den Seelen, die zu ihrer Herbsteszeit

Ein sanfter Gotteshauch hinweg geweht,

weit von der alten Gasse, wo sie einst gelebt,

sanken sie zur Ruhe in die Ewigkeit.

Schulausflug des Mediascher Obergymnasiums in die Tatra


Auszug aus:

 

Otto Folberths Tagebücher Band 00

Erste Aufzeichnungen – Juli 1911 bis Juni 1915

Ins Reine geschrieben von Paul J. Folberth im Oktober 1999

 

Quelle: Siebenbürgen-Institut Online

   

– Maiausflug 1912 verregnet. –

 

– Schulausflug des Mediascher Obergymnasiums in die Tatra –

–         

 Leiter der Partie waren die Herren Professoren Totz und Hans. An dem Ausfluge nahmen teil: von den Abiturienten Julius Klingenspohr, Karl Wilk, Heinrich Winkler, von den Oktavanern Erhard Binder, Fritz Buresch, Hans Caspari, Karl Römer, von den Septimanern Karl Caspari, Otto Folberth, Heinrich Wagner. Außer diesen nahm an der Reise noch Teil Rudolf Binder stud.jur. Als Beitrag zahlten wir 40 Kronen. Rudolf Binder zahlte 80 Kronen, Wilk fuhr unentgeltlich mit. Taschengeld 20 – 30 Kronen. Gepäck nahmen wir uns für zehn Tage mit, natürlich Winterkleider. Die meisten von uns trugen Halbstöcke. Bergschuhe mit Nägeln hatte außer Professor Totz niemand. Juni 1912 Die ersten drei Tage waren unserer Landeshauptstadt gewidmet. Am 27-ten, 28-ten und 29-ten Juni weilten wir dort. Vorzügliches Quartier hatten wir im Ferenc-Jószef intézet in Buda, wo wir aber gewöhnlich nur die Nacht verbrachten. Aus unserm Programm sind hervorzuheben: der Militärkordon rings um das Parlament den Graf Tisza zur Abwehr der oppositionellen Abgeordneten hatte aufstellen lassen, der Besuch des neuen Tiergartens, des Landwirtschaftlichen Museums und Aquinkums. Wenigstens war für mich nur dies etwas Neues, da ich ja voriges Jahr Budapest genau kennen gelernt habe. Die Fahrt in der Nacht vom 29-ten auf den 30-ten war etwas Schauerliches. In einem Wagen dritter Klasse, eingepfercht zwischen Juden und Slowaken, fuhren wir bis nach Miskolc. Hier scheint Fortuna uns mehr berücksichtigt zu haben, denn von dort weiter konnten wir doch ein wenig schlafen (wir stiegen in Miskolc um). 7 Uhr morgens erfolgte unsere Ankunft in Kaschau, wo wir den Vormittag zubrachten. Der schöne gotische Dom, eine lange, lange Gasse – und mit Kaschau sind wir fertig. ½1 Uhr ließen wir darum auch die Gott-Gesegnete Stadt in Gottes Gnaden weiter wirken und machten uns auf der Kaschau-Oderberger-Bahn per Schnellzug aus dem Staub (elegant!). Auf diesem Zug trafen wir zum ersten Mal die ungarischen Mädchen (wahrscheinlich ein Pensionat) die wir, oder die uns, bis in die Tatra begleiteten und deren aufgeregte Henne, eine alte Schachtel, wir schrecklich viel sekierten. In Tyló hielten wir uns nur einige Minuten auf und trafen in Pograd, unserm nächsten Reiseziel, um ½4 Uhr ein. Im Hotel Pograd waren wir tadellos aufgehoben, aßen gut, tranken gut, spielten elegant Billard – und dann sind wir auch mit Pograd fertig. O, doch noch nicht: wir sekierten die alte Schachtel noch einmal prächtig. Der erste Juli, ein wunderschöner Sommertag, war für die Dobsinaer Eishöhle bestimmt. ½8 Uhr fuhren drei große Kaleschen vor und wir fuhren wie die Herren, im Übrigen durch eine sehr schöne Gegend. Dies war die Alacsony Tatra. Im Hotel “Jégkarlany” kamen wir um ¾12 Uhr an und stiegen dann nach einer halben Stunde bis zur Höhle hinauf. Die Höhle ist großartig und ist auch wunderschön. Eigentlich ist sie eine tiefe Grube in der sich eine etwa 100 m mächtige Eisschicht befindet und von Felsen gewölbt ist. Also ein natürlicher Kuppelbau. Das Eis nimmt von Jahr zu Jahr zu. Es werden nämlich die hölzernen Stufen und Bretter, die auf das Eis gelegt werden, allmählich mit einer dicken Eiskruste überzogen. In Jahrtausenden wird demnach die ganze Höhle vereisen. Erwähnenswert sind die schönen Eiskristalle an der Decke der Höhle, die sich im Frühling bilden und im Herbst wieder abfallen. Normaltemperatur minus zwei Grad. Im so genannten “großen Saale” kann man auch Schlittschuh laufen. Gegen 4 Uhr fuhren wir zurück. Aufgefallen ist uns das viele Betteln in den Dörfern. An diesem Tage hatte die Staatskasse zu blechen: 3 Wagen á 20 sind 60 Kronen, Eintritt für 13 Personen in die Höhle á 4 Kronen sind 52 Kronen, Mittagessen 30 Kronen, also insgesamt 152 Kronen. Als wir am Morgen des 2. Juli aufwachten, regnete es. Und im Regen fuhren wir ins Gebirge. Von 6:40 bis 7:30 Uhr brachte uns eine Elektrische nach Schmecks. Als wir aus der Elektrischen ausstiegen, waren wir plötzlich mitten im Gebirge und atmeten feuchte Tannenluft ein. Es war neblig und nur wenn der Nebel plötzlich zerriss, sahen wir in scheinbar unmittelbarer Nähe die Gerlsdorfer, Schlagendorfer und Lemnitzer Spitze vor uns. Es war, als wenn der Berg-Gott der Tatra das weiche, weiße Leintuch, mit dem er seine Berge zudeckt, beiseite schob und uns sein Geheimnis zeigte, um es nach weinigen Augenblicken wiederum einzuhüllen und wiederum so sanft, so weich und so weiß. Bad Schmecks ist schön, auch im Nebel und Regen. Ich habe zum Beispiel in Budapest kein schöneres Hotel gesehen, wie in Schmecks das Grand Hotel. Doch bald mussten wir Schmecks verlassen, denn ein weiter Marsch stand uns bevor. Die Partie war ursprünglich so gedacht: Schmecks – Kohlbachtal – Fünf Seen – Kleine Visoka – Polnischer Kamm – Schlesierhaus. Und demzufolge hatten wir unser Gepäck mit einem Wagen schon ins Schlesierhaus geschickt. Da man uns aber von dieser Partie entschieden abriet und zwar aus dem Grunde, weil von dieser Seite die Visoka wegen des vielen Schnees unmöglich zu besteigen sei, blieb uns nichts anders übrig, als zu den Fünf Seen zu gehen, wieder nach Schmecks zurückzukehren und von hier den kürzesten Weg zum Schlesierhaus zu wählen. Der Aufbruch erfolgte um 10 Uhr, als sich der Nebel schon größtenteils gehoben hatte. Die erste prächtige Aussicht genossen wir vom Szolágyi-Denkmal, das einen herrlichen Ausblick bietet, einerseits auf die Ebene und die Niedere Tatra, andererseits auf die bis in die Wolken ragenden Felsen des Mittelgrates der Schlagendorfer und Lemnitzer Spitze. Nunmehr marschierten wir im romantischen Tale des Kohlbaches, der an unserer grünen Seite rauschte und auch in der Hinsicht äußerst zuvorkommend war, als er wirklich herrliche Wasserfälle bildete, den Kleinen, Großen und den Riesenwasserfall. Punkt 12 Uhr waren wir im Hotel Gämse, wo zu Mittag gegessen wurde. Hier trug Herr Professor Rosenauer die Schulreise in mein Stammbuch ein. Bald nach Mittag ging es weiter – zu den fünf Seen. Nunmehr galt es dem Laufe des Kleinen Kohlbaches zu folgen, der von den fünf Seen her kommt. Bald auf seiner linken, bald auf seiner rechten Seite steigend, befanden wir uns schon mitten im Hochgebirge und die Ersteigung des Trümmerfeldes und der letzten, steilsten Anhöhe kurz vor den Seen war schon eine regelrechte Klettertour. Hierbei durchkreuzten wir auch ein kleines Schneefeld. Wir hatten diese letzte Anhöhe noch nicht ganz erklommen, als aus dem Tale ungeheure Nebelwolken aufstiegen und in wenigen Augenblicken konnten wir nicht zehn Schritt weit sehen. Aber während wir im Jery-Schutzhaus, wo wir lustige Reichsdeutsche fanden, einen heißen Tee (ohne Rum!!) genehmigten, schien sich der weiße Gesell da draußen zu drücken und vor uns lagen die fünf Seen, zum Teil mit Herabgerutschten Schneefeldern gefüllt. Wunderschön in ihrer Art, dunkel leuchtend von dem schwarzen Grunde der Felsen, lagen sie hier oben so einsam, so still und blickten die Wanderer so traurig an – wahre Meeresaugen. Ich dachte an Kästners “Der Jâser”: Rien uch klôr Wä e wôr Teusend Johr und nahm Abschied. Die ganze Tour Schmecks – Fünf Seen – Schmecks hatten wir in rund sieben Stunden gemacht. Nun stand uns noch der Weg bis zum Schlesierhaus bevor und es war bereits ½8 Uhr abends. Einige wollten in Schmecks übernachten. Besonders waren die Dicken ganz erschöpft vom langen Marsche – Totz, Binder R. und der Jul. Aber Herr Professor Rosenauer hielt sich wacker und bestand durchaus auf dem Weitermarschieren und Jul wurde versprochen ihn hinaufzuschieben, was ja auch tatsächlich geschah. Im Wald wurde es dunkler und dunkler und schließlich waren wir auf die elektrischen Lampen angewiesen, die einige von uns bei sich führten und die uns damals sehr zustatten kamen. Dazu herrschte dichter Nebel und wir hatten auf eine Mondscheinnacht gehofft. Unsere Lage besserte sich auch nicht, als wir in die Krumenholzregion kamen und ganz ratlos standen wir vor einer Wegspaltung. Einige gingen wir im Voraus, die andern blieben zurück. Da endlich konnte man den Lampenschein der Hütte wahrnehmen und in einigen Minuten waren wir am Ziel. Es war ¼11 Uhr. Nach einem sehr guten Abendessen gingen wir mit einer schönen, schönen Erinnerung und mit ein bisschen Stolz zu Bett. Wir waren fest entschlossen, am folgenden Tage die Visoka und den Polnischen Kamm zu besteigen, aber unsere Professoren wollten es anders. Das Schönste am 3. August sollte dem Abend vorbehalten bleiben, denn unser nächstes Reiseziel war der Pegger-See. Um dorthin zu gelangen, mussten wir vom Schlesierhaus wieder hinab auf den Klotildenweg – nach Westerheim. Nicht einmal in die Umgebung des Felker Sees, der dicht am Schutzhaus liegt, durften wir einen Spaziergang machen, so eilte man mit dem Abstieg. Über Westerheim und Hochhage führte uns der Weg, wo wir zu Mittag aßen. Dann, noch ungefähr 5 km auf dieser Straße weiter, bis dorthin wo rechts aus dem Gebirge die Pegger aus dem Mengsdorfer Tal rauscht, einem früheren Gletschertal. Von da angefangen, führt ein Fußpfad das Tal hinauf. Eine angenehme Überraschung bietet das Ende dieses Weges. Man geht an der rechten Tallehne, ziemlich hoch über der Talsohle und späht vergebens nach einem See, den man – nach der Karte wenigstens – schon in aller nächster Nähe schätzt. Allem Erwarten zuwider führt aber der Weg über die rechte Berglehne hinüber – und man steht vor einem wunderbar schönen Karpatensee, dem schönsten meines Wissens nach. Und am See die Majlathütte, die manchem Wanderer vielleicht ebenso willkommen ist wie der See. Als wir am Pegger-See ankamen, dämmerte es schon. Nur die Spitzen der hohen, steilen Berglehnen, die den See rings umschlossen, glänzten von rotem Golde und spiegelten sich im dunkeln See wieder. Es war wunderbar schön dieses Karpatenglühen. Die Kleine Visoka hatten wir also aus unserm Programm streichen müssen, als Ersatz dafür wurde uns nun die Besteigung der Meeraugenspitze versprochen und zwar “ganz bestimmt”. Wir freuten uns auch ungemein darauf und gingen, wie fromme Kinder es zu tun pflegen, frühzeitig zu Bette. Es sollte aber anders kommen. Denn als wir am 4. August früh morgens aufwachten – regnete es in Strömen. Natürlich – das waren wir ja schon gewohnt und was noch natürlicher war: die Partie wurde nun “ganz bestimmt nicht” gemacht – auch an das waren wir schon gewohnt. Aber unsere Lust zum Gehen konnte niemand eindämmen. Waren wir schon hier am See, konnten wir doch wenigstens eine kleinere Gipfelbesteigung unternehmen und nachdem wir gefrühstückt und gabelgefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg, indem wir meinten: “wir gehen nur da hinauf, auf die Osterwa”. Der Regen hatte nun auch schon fast ganz aufgehört und ganz deutlich konnte man auf den Spitzen frisch gefallenen Schnee wahrnehmen. Der frische Schnee wurde nun jedem von uns, ohne das er es sagte, sein Ziel. Um 10 Uhr waren wir aufgebrochen und in einer Stunde hatten wir die dem Schutzhaus gegenüberliegende Spitze, die Osterwa in unzähligen kurzen Serpentinen erstiegen. Wir waren 1934 m hoch, also rund 400 m höher als der See. Doch wir wollten höher. Wir setzten uns nun die 2293 m hohe, auf der Karte unbenannte Spitze als Ziel. Wie wir später erfuhren, war dies eine der zwei Spitzen der Tuga, wir können sie also ruhig Tuga nennen. Diese Partie, die wir zu dritt (Römer, Caspari Karl, Folberth) machten (Wilk und Wagner, die uns bis auf die Osterwa begleiteten, blieben zurück.), halte ich für die aller schwerste unserer Schulreise. Es musste nämlich ständig auf allen Vieren geklettert werden und zwar auf dem Grat, wollten wir uns im dichten Nebel, der allmählich alles mit einem weißen Schleier bedeckte und uns die wunderbare Aussicht auf den See und die benachbarten Spitzen geraubt hatte, nicht verirren. Von dieser Klettertour, die eigentlich so furchtbar gefährlich war, indem wir alle Augenblicke in ungeheure Tiefe hätten stützen können, haben wir uns nicht einmal getraut viel zu erzählen aus Furcht vor der Strafe. Aber die Spitze erkletterten wir doch und zwar zu zweit, Römer war schließlich auch umgekehrt. Die Spitze erkannten wir an einem aus rohen Steinen aufgehäuften Steinhaufen, in der Mitte mit einem Pfahl. Höher als diese Stelle ragte nur noch eine Felsennadel in den weißen Nebel, auch die erklommen wir, trotzdem sie uns zwei kaum erfasste. Wir waren ungeheuer froh, als wir hier oben, in schwindelnder Höhe, in unsere Krägen eingehüllt, ein Viertelstündchen rasten konnten. Und weil wir auf unsere Leistung auch ein bisschen stolz waren, packten wir unsere Visitkarten in ein Papier sorgfältig ein und legten sie unter einen Steinblock, so dass nur ein Zipfelchen herausragte. Dann schrieben wir zwei Karten, eine er und eine ich, wobei es uns ziemlich stark beschneite. Unsere Sweater leisteten uns damals vorzügliche Dienste. Der Heimweg war womöglich noch schwerer als die Besteigung und in der Schutzhütte trafen wir mit nur 1½-tündiger Verspätung um ½2 Uhr Nahmittags ein. Glücklicherweise gab es aber keine Aufregung. ½3 Uhr erfolgte schon der Aufbruch zum Csorber See, eine gute Gehstunde. Schön war es auch am Csorber See, aber es war dort ziemlich ungemütlich. Alles war nass, alles triefte noch vom langen Regen, ein kalter Wind fegte über den See und unsere nassen Füße fror es heftig. Dazu begegnete man keinem Menschen auf der Straße, es schien wie ausgestorben. Am Csorber See führte ich noch nur 5 Kupferkreuzer bei mir. Mit denen bin ich aus der Tatra nach Mediasch gefahren – und es hat gereicht, denn es musste reichen. Da dies der letzte Tag war den wir in der Tatra zubringen sollten, gingen wir in das eleganteste Restaurant zum Abendessen. In der Garderobe legten wir Ranzen und Stöcke ab, in einem feenhaft beleuchteten Saale speisten wir und Kellner umschwirrten uns von allen Seiten. Nur etwas war traurig bei der ganzen Sache, wir kamen mit hungrigen Mägen heraus. Zu wenig war nicht gewesen, aber es war zu schlecht gewesen. Am 5. Juli fuhren wir um 9 Uhr mit der Zahnradbahn nach Csorba, ½11 Uhr mit der Kaschau-Oderberger-Bahn nach Hatvan, o wir um 5 Uhr ankamen. Hier frühstückten wir und fuhren um 9 Uhr nach Kolnok (11 Uhr), Teißbrüken und von dort um 4 Uhr nach Mediasch, wo wir ½2 Uhr nachts eintrafen. Somit sind wir von unserer Schulreise zurückgekehrt. Von der Schulreise mit schönen, sehr schönen Erinnerungen, vom Gebirge mit ein bisschen Stolz und von der Tatra mit ein bisschen mehr wahrer Begeisterung für unser “schönes Vaterland”. O, es war wunderbar schön da droben! Das Ziel, das wir uns steckten, haben wir erreicht – wir haben die schönen Karpaten im Norden unseres Vaterlandes kennen gelernt. Wohin wir nächstes Jahr fahren werden und ob wir überhaupt fahren werden, weiß ich nicht bestimmt. Vielleicht geht es dann nach Süden. Wird aber eine Schulreise gemacht, so weiß ich etwas ganz bestimmt: daß ich, wenn es mir nur möglich ist, auf jeden Fall mithalten werde, und wenn wir auch wieder nur 13 sind. Es hat mir diesmal zu gut gefallen. Ferienheil!

Der Große Platz in Mühlbach – Gedicht


Großer Platz (3)

Der Große Platz einst

1236446_355712237894318_1589136736_n

Der Große Platz heute

– Der Große Platz in Mühlbach –

Autor: Josefine Kerekesz 

Längs der grünen Gräsermatten

leuchtendrote Rosenbüsche

stehn in silberzartem Schatten – da und dort

ein Lindenbaum,

blütenreiches Ziergesträuch, Stiefmütterchen

blühn in bunter Frische

und beim Anblick dieser Pracht, befällt mich

ein Erinnerungstraum.

               —

Hier lag der „Große Platz“ von unsern

Ahnen so benannt

als Mittelpunkt der Wirtschaft und für

manche Festlichkeiten,

bachsteingeplastert einst von wackerer

Männerhand,

schlicht und schmucklos sah er buntbewegte

Zeiten.

                        —

Es sah in Kriegszeit Kämpferscharen, in

Frieden eifriges Marktgedränge,

Übungen der Feuerwehr und Königsfeiern,

wie sie damals üblich waren;

hier war der Standort für die Platzmusik,

für schöne Feste mit Gepränge –

all das ist nun verrauscht, verklungen nach

so vielen hundert Jahren.

                 —

Der alte „Große Platz“ von einst ist einem

Jungen Park gewichen

Doch leise haucht die Erde noch ein treu

Erinnerung darüber hin. –

Da hab ich Wehmutstränen von der Wange

mir gestrichen

Und sah im grünen Park die leuchtendroten

Rosenbüsche blühn.

               —

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Der Lebkuchen Bäcker von Mühlbach.


 

Fritz Gruninger

– Fritz Gruninger –

Wer kannte ihn nicht? Fritz Gruninger war über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, für seine immer gut schmeckenden, und vor allem frischgebackenen Lebkuchen.

Er war keine prominente Persönlichkeit, aber  für unsere Stadt trotz allem eine wichtige Person.

Fritz Gruninger wohnte mit seiner Familie in Mühlbach gegenüber vom Salzbad Ecke mit der Daia-er Strasse (Calarasi). In diesem Hause hatte er auch seine Backstube. Der Eingang zum „ Geschäft“ (Laden) war genau in der Ecke des Hauses. (heute zugemauert)

0254-Rãulea Haus Kopie_ji..

Das gewesene Haus der Familie Gruninger

Es war ein Familienbetrieb alle mussten mit anpacken. Seine Ehefrau Hedwig, (geb. Schoppelt) und der Sohn Kurt. Es gab eine Zeit da hatte er auch einen Gesellen und ein oder zwei Lehrbuben (Lehrlinge). Der Mittwoch und die Nacht auf den Donnerstag waren die arbeitsreichsten, aus dem Grund weil Herr Gruninger darauf bestand das die Ware am Donnerstag morgens alle frisch sein soll.

 Fritz Gruninger Backstube

Die Backstube mit zwei Lehrlingen.

Donnerstag früh am Morgen konnte man auf dem „Platz“ (Marktplatz am Holzplatz) den Herr Gruninger in seinem Schatter (Verkaufstand), das neben dem Hoftor  vom  „Ohler“(damals Friedhofsbesorger) stand antreffen. Die Produkte waren reichhaltig, frisch und haben sehr gut geschmeckt. Das ging von Halsketten aus Lebkuchen bis Lebkuchenherzen mit einem kleinen Spiegel in der Mitte. Die Rumänen sagten oft zu Ihren Kindern „ Sa fii cuminte  ca-ti cumpara tata turta cu oglinda“ (sei brav dann kauft dir Papa Lebkuchen mit Spiegel). Nach seinem Tot im Jahre 1961 führte seine Ehefrau das Geschäft und die Backstube noch einige Zeit alleine weiter. Der Sohn lebte in der Schweiz, und hatte 2 Töchter, ist aber mittlerweile verstorben. Nach dem Tot seiner Ehefrau 1977 bekamen die Familie Raulea, späterer Generaldirektor vom Holzkombinat, das Haus weil sie Frau Gruninger bis zum Tode besorgt und gepflegt hatten. Alle Rezepte und verfahren blieben bei der Familie Raulea. Alle die die ihn kannten erinnern sich gerne an Herr Gruninger und seine leckeren Verführungen für jung und alt.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Dank an Herr M. Ziegler und Roland Hans Kentsch für die Informationen.

Negoi Partie vom 1. bis 10. August 1911


Auszug aus:

 Otto Folberths Tagebücher Band 00

 Erste Aufzeichnungen – Juli 1911 bis Juni 1915

 Ins Reine geschrieben von Paul J. Folberth im Oktober 1999

 Quelle: Siebenbürgen-Institut Online

 

 

– Negoi Partie vom 1. bis 10. August 1911 –

 

 Teilnehmer: Professor Ernst Buchholzer, Oberstuhlrichter Hetner, Ernst Buchholzer, Paul Balassa und Otto Folberth.

1. August 1911 Mediasch ab 9:14 Uhr vormittags. Aufenthalt in Salzburg bis 4 Uhr und dann nach Hermannstadt.

2. August 1911 Hermannstadt ab 4:20 Uhr, Freck an 5:55 Uhr. Dann per Wagen bis zur Obergrumbacher Glashütte (¼9 Uhr), daselbst Frühstück. Aufbruch von dort zu Fuß um ¼10 Uhr und Ankunft in der Negoihütte um ½2 Uhr. Der Anfang dieses schönen Carl-Wolff-Weges führt uns durch einen wunderbaren Buchenwald. Die geraden, hochstämmigen Buchen erscheinen uns als mächtige Säulen, wohl fähig ihre kleinen Kronen sicher zu tragen. Lange gehen wir in ihren Schatten. Wir bewundern sie jetzt gar nicht mehr, denn wir wollen Tannen haben, ihre dunkeln Spitzen, die sich vom Horizont so deutlich unterscheiden, sehen wir schon lange – die Weiten zwischen uns und ihnen schwinden aber langsam. Ein Glück für uns war es, daß der Himmel bewölkt war, denn unter drückenden Sonnenstrahlen lässt es sich schlecht marschieren (man geht nämlich nicht immer im Schatten). Endlich werden die schönen Buchen seltener und hie und da sieht man auch eine Tanne. Es ist ein schönes Plätzchen, auf dem wir jetzt stehen. Auf einem Felsvorsprung in dem schroffen Abhang linker Hand steht eine Bank, den müden Wanderer nicht nur zur kurzen Rast einladend, sondern ihm auch Aussicht öffnend in das Scherbota-Thal, zur Negoischutzhütte, seinem Ziel. Wir haben noch ein gutes Stück vor uns, vielleicht noch die Hälfte. Jetzt endlich umgeben uns nur dunkelgrüne Tannen. Würzige Luft macht uns stärker, gibt uns Mut. Und an dem darf es nicht fehlen. Denn schon hat sich die Schönheit dieser Bergriesen uns zum ersten Mal beim kleinen Wasserfall offenbart, schon stehen wir vor dem noch mehr Überwältigenderen, jedenfalls gewaltigeren Scherbotawasserfall und nun gilt es eine letzte Höhe zu erklimmen. Es ist aber auch die schwerste. Stolz ist man aber auch, wenn man sie erklommen, wenn man vor der freundlich Schutz bietenden Hütte der Sektion Hermannstadt des Siebenbürgischen Karpaten Vereins steht.

2. August 1911

Vormittag Regen. Nachmittag ¼2 Uhr Aufbruch zur Negoispitze. Ankunft dort ½5 Uhr. Nebel. Abstieg 5 Uhr. Ankunft in der Hütte 7 Uhr. Bei Beginn der Negoibesteigung wird zuerst der Drachensteig passiert. Er verdient seinen Namen mit größtem Recht. Denn diese Berglehne, die

zerklüftet und zerrissen von Schluchten und von unheimlich tiefen Abgründen ist, diese Berglehne haben früher sicher keine Menschen, ja vielleicht nicht einmal Gämsen und möchten sie noch einmal so geschickt sein, erklettert. Aber der große Ehrgeiz dieser winzigen Menschen hat es sich erlaubt hier einen Weg bahnen zu wollen und – er hat es auch durchgeführt. Starke Menschenfäuste packten an – aber die Berge waren stärker; sie nahmen Axt und Spaten zu Hilfe – aber es ging noch immer nicht. Da nahmen sie eine Eisenstange und bohrten runde Löcher in den Stein und taten etwas hinein vor dem sie sich sehr fürchteten, denn als sie eine lange Schnur angezündet hatten, liefen sie fort so schnell sie ihre Beine zu tragen vermochten. Dann ein Krach – und in dem Felsen war ein großes Loch, in das sie den Weg hineinlegten. Die Felsblöcke aber kreißten hoch oben in der Luft, bis sie in jähem Fall herab vielen und mit fürchterlichem Getöse zu Tal rollten. Dann schleppten sie eiserne Bäume von unten aus dem Tal herauf, legten sie über Schluchten und Abgründe und machten Brücken. Und so ging es weiter bis der große Ehrgeiz der winzigen Menschen ihnen Kraft verliehen Felsen zu sprengen und Brücken zu bauen auf eisernen Traversen, die von Gebirgspferden zu einer Höhe von 1544 m heraufgeschleift werden mussten, bis die ganze Berglehne von einem Wege durchquert wurde. Das Tal des Negoibaches waren wir zu Ende gegangen und nun ging es die linke Berglehne immer nach der Markierung weiter, am Frühstücksstein vorbei, immer steil hinauf, hinauf. Noch fast tausend Meter sollten wir steigen. Von Alpenrosen übersäte grüne Weiden wechselten ab mit rutschigem Geröll, felsigem Boden oder mächtigen Schneefeldern. Dann ein großer Bogen nach rechts und wir standen vor der zweispitzigen Cleopatra. Nun begann ein großartiges Klettern auf allen Vieren, das mir besonders Freude machte, aber teilweise auch sehr gefährlich war, so daß äußerste Vorsicht angewendet werden musste. Aber alle unsere Mühe schien umsonst gewesen zu sein, denn ein dichter Nebel stieg in großen Wolken vom Tale herauf, kam immer näher und kaum erschallte das Kommando: “Achtung! Der Nebel! Eng anschließen!”, so atmeten wir schon feuchte, wohltuende Luft ein. Aber es fror uns heftig und als wir oben am Kamm ankamen, peitschte ein eisiger Wind unsere Gesichter und hieß uns hinter Felsen in gedeckter Stellung Schutz vor seinem Wüten und Toben suchen. Wir hielten es nicht der Mühe wert die Spitze zu erklettern, die ungefähr noch eine Viertelstunde weit entfernt war, da ja jeder von uns schon einmal oben gewesen war und wir nicht einmal 20 Schritte weit hätten sehen können. Nach kurzer Rast begannen wir also den Abstieg. Über Schneefelder rutschten wir, über Steine stolperten wir. Allein der arme Paul war 32-mal gefallen. Kleine Steine, große Steine, Aussicht keine, müde Beine. Hätte auch für uns gepasst, aber schön war es doch oben.

4. August 1911

Vormittag Nebel. Gegen Mittag aufgeheitert und Nachmittag ½3 Uhr Aufbruch zum Frecker See. Leider wieder Nebel und Regen. Umgekehrt. Ankunft in der Hütte um ¾6 Uhr. Kartenspiel.

5. August 1911

Abstieg von der Hütte um 9 Uhr. Glashütte an ½1 Uhr. Mittagessen (ohne Brot) 2 Uhr. Freck an (mit Wagen) 4 Uhr. Negoi Wirtshaus. Billard. Park. Freck ab (mit Bahn) 7 Uhr. Hermannstadt an 9 Uhr.

6. August 1911

Schwimmschule. Nachmittag Jause und Abendessen bei Arz. 7. August 1911 Nachmittag Jause und Abendessen bei Wandschneider. Mit Konrad Hann von Hannenheim bekannt geworden.

8. August 1911

Bei Hannenheim zu Hause und im Baumgarten gewesen.

9. August 1911

½5 Uhr Früh nach Freck gefahren mit Konrad von Hannenheim und Ernst. Eingekehrt und bekannt geworden mit Pfarrer Hannenheim. Glasfabrik. Bad von 10 bis 12 Uhr im Frecker Bach. Mittagessen, Jause, Park, 7 Uhr ab, Hermannstadt 9 Uhr an.

10. August 1911

Hermannstadt ab 7:46 Uhr, Mediasch um ½11 Uhr.

Ausflug Hermannstädter Studenten nach Birthälm und Schäßburg .


Auszug aus:

Otto Folberths Tagebücher Band 00

Erste Aufzeichnungen – Juli 1911 bis Juni 1915

 

Ins Reine geschrieben von Paul J. Folberth im Oktober 1999

Quelle: Siebenbürgen-Institut Online 

 

– Ausflug Hermannstädter Studenten nach Birthälm und Schäßburg –

 

 Den 5., 6. Und 7. Juli 1911 weilten bei uns in Mediasch 15 Hermannstädter Studenten, unter diesen auch 5 Sextaner (Günther Arz von Straußenburg, Fritz Berwerth, Friedrich Plattner, Wilhelm Sigerus und Hermann Wandschneider). Es war ganz fidel. Den 8ten Juli setzten diese ihre Fußreise fort und ich schloss mich ihnen an. Wir sollten den kürzesten Weg nach Birthälm und von dort nach Schäßburg gehen. Es war trübes Wetter und wir waren nicht genötigt frühzeitig aufzubrechen. Deshalb traten wir auch unsere Reise nur um ¼8 Uhr an. Um 8 Uhr 30 waren wir in Pretai. Dann gingen wir über die Hetzeldorfer Hulla nach Hetzeldorf, wo wir 9 Uhr 25 ankamen. Auf einer schönen Weide am Waldesrande machten wir 9 Uhr 55 eine Rast von einer halben Stunde. Nun überschritten wir den zweiten Berg, auf dessen anderer Seite wir eine Rutschpartie auf lehmigem Grunde bis in das tief untenliegende Tobsdorf unternahmen (10:45 Uhr). Nachdem wir nun auch den dritten Berg überschritten hatten, kamen wir 11 Uhr 45 in Birthälm an. Obwohl wir den Leuten ziemlich schlecht kamen (sie saßen fast alle schon bei der Suppenschüssel), wurden wir doch ziemlich schnell einquartiert. Ich wohnte bei meiner Großtante Frau Werner. Am Nachmittage desselben Tages sahen wir uns die alte, im gothischen Stil erbaute Kirche mit ihren vielen Türmen und Basteien an. Damals war in Birthälm Wittstock Pfarrer. Birthälm war früher der Sitz des sächsischen Bischofs und ist auch heute noch ein stattlicher Marktfleck. Die dreifache Ringmauer des Kastells bezeugt seine einstmalige Bedeutung. Zur Kirche führt eine gedeckte Treppe. Im Chor steht ein Flügelaltar. Das schönste und großartigste an diesem Bau ist die Sakristeitüre mit ihrem großen Schloss. Es ist ein Schloss, das die Türe nach allen Seiten hin fest verschließt, dabei ist es nicht plump, sondern sogar zierlich in seiner Art. Es soll auf der Pariser Weltausstellung großes Aufsehen erregt haben. Das Wunderbare an ihm ist das, das es ja eigene Erfindung des betreffenden Meisters ist und nicht nach einer Vorlage gemacht worden ist. Sonntag den 9. Juli 1911 Von Birthälm nach Schäßburg wollten wir nicht die heiße Landstraße entlang wandern, ist es doch viel interessanter über Berg und Tal der Karte nach sich selbst einen Weg zu suchen. 5:30 Uhr erfolgte der Aufbruch. Die nächste Station war Groß-Kopisch (5:55h). Dann ging’s auf ebener Straße bis Waldhütten (6:40h) und von dort über zwei Bergrücken nach Rauthal hinab (7:40h). Von hier wanderten wir wieder auf ebener Straße und in einem ziemlich breiten Thale der Großgemeinde Großlasseln zu (8:45h), der Lachbach an unserer grünen Seite mit uns. Bald nachdem wir Großlasseln verlassen hatten, kamen wir auf die Reichsstraße (Kaiserstraße!) auf der wir unsern Weg bis Schäßburg fortsetzten (11:30h). Der ganze Weg betrug ungefähr 30 km. Mittagessen “Zum Grünen Baum”. Ich Schäßburg ging die Einquartierung schnell, bis abends waren wir alle in Privathäusern untergebracht. Montag den 10. Und Dienstag den 11. Juli 1911

wurde die Stadt mit ihren verschiedenen Sehenswürdigkeiten besichtigt. In Schäßburg wohnte ich bei Herrn Leonhardt, wo ich mit dem alten Herrn Misselbacher zusammen kam. Dieser machte mich auf die so genante Pestkanzel aufmerksam, die auf dem Siechhof an ein bescheidenes

Kirchlein gelehnt stand. Zu Pestzeiten wurde der Kranke mit seiner ganzen Familie über den Kockelfluß geschafft und damit jegliche Ansteckung vermieden werde, wurde unter freiem Himmel der Gottesdienst abgehalten. Der alte Herr Misselbacher meinte er kenne keine bedeutendere Reliquie mittelalterlicher Zeit in Siebenbürgen. Am Abend des 11. Juli sollten wir uns trennen, denn den nächsten Morgen sollten die Hermannstädter Sextaner weiter nach Agnetheln gehen und ich sollte heimkehren. Es wurde uns aber viel zu schwer, um ganz gleichgültig von einander zu scheiden, waren wir ja doch lange Zeit uns einer für alle und alle für einen gewesen. Wir mussten einen regelrechten Abschied feiern. Arm in Arm erklommen wir bei Mondaufgang den steilen Lehmfelsen der Villa Franka. Nun waren wir oben. Nein, es war hier viel zu schön, als daß eine Menschenhand das niederzuschreiben vermochte. Tief unten erblickte man die elektrischen Lichter der Stadt, durch die sich ein breites Band in großen Windungen schlängelte und das hie und da silbern im Mondschein glänzte – es war das trübe Wasser unserer Kockel. “Singe o Muse die Schönheit des alten, edlen Schaaßburg! Dort unten im Thale liegst du, so schön von hier oben gesehen In mondbeschienener Nacht, umgeben von Mauern und Türmen.” So lauten die Worte, die ich in jener Mondscheinnacht in das Fremdenbuch der Villa Franka schrieb. Wir setzten uns in das altsächsische Zimmer der Villa und bald verkündeten deutsche und sächsische Lieder den alten Mauern dort unten, daß sie jemand ehrt, daß jemand ihrer stolz ist – sächsische Jünglinge. Dies war unser Abschied.

Mediasch den 13. Juli 1911.

Mein Leben in Rumänien – Kapitel 9 (Nachwort)


Aus dem Buch ” Mein Leben in Rumänien”

von Walter Graef,

herausgegeben von: R. G. Fischer INTERBOOKs

– Nachwort –

13 Mai 1979 bis  Februar 2013

            Da meine Frau mit Sohn Horst in Düsseldorf eine Wohnung hatten waren die Formalitäten der Einbürgerung rasch erledigt, ich bemühte mich um eine Stelle und konnte ab 01 Januar 1980 bei DIDIER ENGENEERING in Essen arbeiten als Inbetriebnahme Ingenieur,  habe in Belgien, in Holland  und in der DDR Neuanlagen in Betrieb genommen, doch ab Januar 1983 wurde ich Arbeitslos (Kohlekrise)

Da ich nun nur Absagen bekam, habe ich mich entschlossen als Selbstständiger, als Berater und Vermittler  für Bonnfinanz zu arbeiten. Gleichzeitig bin ich auch als Übersetzer und Dolmetscher für die rumänische Sprache  tätig (auch Heute).

Als Übersetzer habe ich einen Roman „Die Tauben fliegen zum Maximilianeum „von Dan Bogdan  aus der rumänischen Sprache übersetzt. (Fischer Verlag)

Das Buch von Peter Plichta „Gottes geheime Formel“ wurde unter dem Titel  Crucea numerelor prime („Das Primzahlkreuz“) mit Zustimmung des Autors in die rumänische Sprache übersetzt. (Editura Sprinten Infomar Ploesti 2011)

Ich habe eine Enge Verbindung  mit  meinem Freund Dipl. Ing. Mircea Laba Inhaber der Firma PETROCONSULT aus Ploesti, (kennen uns seit 1959) (Siehe www.petroconsult.ro).  Er und seine Exekutiv Direktorin  Dipl. Ing. Maria Hant  waren bei meinem 80 Geburtstag in Düsseldorf, ich bei seinem 80 Geburtstag in Ploesti.

Leider bin ich seit dem Tode meiner Frau 09.09.2009 allein geblieben  habe Sie mit viel Liebe gepflegt (Sie war schwer krank, Pflegestufe 3 und, 90 % außergewöhnlich gehbehindert), blicke aber zuversichtlich der Zukunft entgegen .

– ENDE –

Die Anfänge des Fernsehens in Mühlbach


Rubin 401

– Rubin 401 –

Es war in den 60 –er Jahren, da kam eines Tages meine Oma ganz aufgeregt nach hause und sagte:

„ Habt ihr schon gehört, es gibt Apparate so etwas wie ein Radio wo man auch die Menschen sehen kann.“

Ja, als man die ersten Fernsehsendungen empfangen konnte gab es viel Aufregung in der Bevölkerung. Das Problem war aber das niemand so genau wusste was das eigentlich ist, und wie man das machen konnte um auch in diesen Genuss zu kommen.

Die Neugierde war sehr groß. Die Meinungen waren verschieden, jeder meinte es besser zu wissen, aber keiner wusste richtig bescheit. Langsam kristallisierte sich das man zu erst eines dieser Rätselhaften Geräte Brauchte mit einer spezialen Antenne.

Die Geräte erschienen Langsam auch in Mühlbach im Handel. Wie konnte es auch anderes sein, die waren aus Russischer Produktion. Den ersten Apparat den ich sah war ein „Rubin“, ein viereckiger Kasten mit in den Ecken abgerundetem Bildschirm und sauschwer.

Die Radiotechniker der Stadt wurden auf Schulungen und Weiterbildungskurse geschickt, um mit diesen neuartigen Geräten zu Recht zu kommen und bereit zu sein Reparaturen durchzuführen.

Die Ausstrahlung der Sendungen geschah terrestrisch, und war schwarz-weiß. In den Anfängen ein miserables Bild, man konnte kaum was erkennen, voll „Schnee“.

Das alles hatte seine Gründe. Die Weiterleitungs- Relais waren wenige, und in sehr großen Abständen über das Territorium verteilt.

Von Mühlbach am nächsten war das in Geoagiu, immerhin über 30 Km, und wen man bedenkt das auf dem direktem Weg auch noch verschiedene Hindernisse der Geradlinigen Verbreitung der Wellen im Wege standen, dann kann man sich die Qualität des Bildes vorstellen.

Die Fernsehgeräte waren sehr teuer, so daß sich die wenigsten so etwas leisten konnten, mit Ausnahme der besser betuchten Bürger.

Die ersten Besitzer solcher Geräte waren daher die Betriebe und Institutionen, bei denen der Preis keine Rolle spielte.

So auch in der Altgasse, wo der erste Fernsehapparat im Sitzungssaal der Lederfabrik aufgestellt wurde. Da um die Zeit die Sicherheitsbestimmungen bei den Fabriken noch nicht so bedeutend waren, ergab es sich das die Nachbarschaft ab und zu hereingelassen wurde um im großen Saal zum „Televisor“ zu gelangen.

Dann wurde das mit Kind und Kegel diese Gelegenheit ausgenutzt. Die Älteren Leute standen manchmal auf und gingen hinter den Fernseher um nachzusehen ob diese  kleinen Leute die da zu sehen waren vielleicht hinter dem Gerät seien und durch das Glas herausguckten.

Nach und nach kauften sich immer mehr Bürger Fernsehgeräte, der Empfang verbesserte sich, und die Techniker bekamen immer mehr Erfahrung beim Installieren und reparieren dieser Neuzeitlichen Errungenschaft.

Beitrag geschrieben von: Horst Theil

Mein Leben in Rumänien – Kapitel 8


Aus dem Buch ” Mein Leben in Rumänien”

von Walter Graef,

herausgegeben von: R. G. Fischer INTERBOOKs

– Achtes Kapitel –

Die Jahre 1973  bis 1979 in Neumarkt .

 

1. Beim Unternehmen für Reparaturen und kleine Investitionen.

Meine Aktivitäten in Neumarkt begannen am 1 Juli 1973, diese  muss ich in drei Teilen beschreiben . Der erste Teil betrifft das neue Unternehmen für Reparaturen und kleinere Investitionen der Chemie Einheiten in Siebenbürgen und dem Banat ..

Die neue Firma hieß IRCC , der Direktor Herr Gaspar ein älterer Herr , war vorher Direktor für Instandhaltung im Chemie Kombinat in Tarnaveni (auf Deutsch Martinskirch ) sehr kollegial , der Kaufmännische Direktor Herr Pragoi war vorher zweiter Gebiets – Parteisekretär , ein Mann mit dem man Pferde stellen konnte . Ich übernahm die Aktivitäten , Plan , Organisation , Personal und  Entlohnung  . In den Chemie  Standorten von Tarnaveni (Martinskirch)  Oradea (Großwardein ) Arad ,.Ocna Mures und Orastie (Broos)  hatten wir Baustellen , geleitet von einem Baustellenleiter und Facharbeiter .

In den ersten Monaten habe ich bei einem Bekannten gewohnt , der vorher auch in Onesti gearbeitet hatte , es hat 4 Monate gedauert bis ich eine 4 Zimmer Wohnung  bekommen habe da ich ja meine Schwiegereltern auch nach Neumarkt bringen musste .Die erste Hürde wurde am 12.Oktober genommen , der Chemie Minister Florescu hat mit dem Entscheid Nr 2023 bewilligt das ich in der gesperrten Stadt Neumarkt meinen Wohnsitz nehmen durfte . Nun konnte ich am 13 November den Wohnungsschlüssel in Empfang nehmen und meines Personalausweis wechseln. Mit allen Personen der Direktion haben wir in der leeren Wohnung diesen Erfolg gefeiert .

In den ersten Monaten musste ich sowohl die Generaldirektion im Ministerium aufsuchen , sowie auch alle Baustellen . Um Zeit und Geld  zu sparen flog ich von Neumarkt nach Bukarest und von dort am Abend nach Großwardein . Der Besuch und die Kontrolle einer Baustelle daerte weingstens 2 Tage . Die anderen Baustellen musste ich mit der Bahn aufsuchen .Nachdem ich die Wohnung erhalten hatte , ein schöner Neubau , kam meine Frau nach Neumarkt damit wir alle Detail der Wohnung  Einrichtung zu besprechen . Ein Zimmer für die  Schwiegereltern  die konnte ich ja nicht allein in Onesti lassen ,, je eins für jedes Kind und das große Wohnzimmer für uns .Natürlich gab es eine schöne Küche , ein Badezimmer sowie noch eine  separate Toilette . Die effektive Übersiedlung fand im Dezember 1973 statt , Nun war ich wieder in der Stadt wo ich 1955 meine erste Anstellung gefunden hatte .

Da es in Neumarkt ein Rechenzentrum gab , zu der Zeit hatte jeder Kreis ein Rechenzentrum , die Arbeiten dort galten als geheim , nicht jeder durfte dort arbeiten , Der Direktor Herr Pepelea hatte von mir erfahren und hat mich gefordert doch zu ihm zu kommen . Ich hatte ihm versprochen dieses auch zu tun , aber er müsste für mich beim Ministerium eine dienstliche Versetzung erreichen . Bei einer dienstlichen Versetzung gab es keine Unterbrechung für den Dienstalter Zuschlag .(Immerhin 10 % zum Gehalt )

Unsere Kinder mussten ja auch die Schule wechseln , Harriet hatte noch  2 Jahre Gymnasium bis zum Abitur  , Horst kam auf eine Schule für Elektrotechnik im Rang eines Gymnasiums .Beide hatten es sehr schwer am Anfang , keine Freunde , neue Lehrer .

Es hat nicht lange gedauert bis unser Sohn Horst die Frage an uns gestellt hat , warum wir im Jahre 1969 nicht in Deutschland geblieben sind . Meine Frau hat ihn getröstet , und versprochen im Sommer 1974 eine Ausland Reise nach Polen und die  DDR zu machen , zu meinen Briefmarken Tauschpartnern . Um einen Pass zu erhalten mussten viele Organe zustimmen , aber bis zu letzt hat es geklappt .Wir sind zuerst nach Breslau gefahren zu  der Familie Borkowski , die Situation in Polen war nicht so Stur wie in Rumänien Man wurde mit  Frau oder Herr angesprochen das Wort Genosse galt nur in den Parteisitzungen die Zeit ist sehr rasch vergangen und wir sind  über Berlin zu der Familie Wahl gefahren diese wohnten nun in  Strausberg , Manfred arbeitete als Eisenbahningenieur bei der NVA (Nationalen Volks Armee ) Diesmal hat uns Berlin  gefallen , das Pergamon Museum besonders . Auch standen wir vor der Absperrung beim Brandenburger Tor. Dadurch wurde sein Drang verstärkt seine Mutter dazu zu bewegen das wir ausreisen sollten . Aber wie ? Für den Westen einen Pass für die ganze Familie zu erhalten war praktisch unmöglich  Dieser Urlaub in der DDR hat uns erneut bewusst gemacht das der Lebensstandart im Verhältnis zu Rumänien viel besser  war .

Das Jahr, 1975  verging ohne große Veränderungen . Ich musste viel herum reisen zu den verschiedenen Baustellen , zu Hause wurde an die Ausreise gedacht .

Wir hatten eine Idee , meine Frau und Horst sollten eine Urlaubs-Reise  nach Schwanenstadt nach Österreich machen zu ihrer

Tante , die schon seit dem Krieg von der Wehrmacht aus Sächsisch Regen hin gebracht wurde . Dieser Plan wurde gefasst , ich mit unserer  Tochter Harriet würden ja zu Hause bleiben .

Leider ist mein Schwiegervater Gustav Müller im Sommer 1976 verstorben , er wurde unter großer Anteilnahme in seiner Heimatstadt Sächsisch Regen im Familiengrab beigesetzt. Meine Schwiegermutter bekam hinter ihm keine Rente , aber als gebürtige Schweizerin erhielt Sie eine vom Schweizer Staat eine Rente von 200 SFR die in Lei ausgezahlt wurden , es war mehr als die Rente ihres  Mannes.

Im Jahre 1976 gab es im Betrieb eine Staatskontrolle diese hatte in ihrem Bericht , ohne mit mir zu sprechen bei Gericht Klage eingereicht , Schaden ungefähr 100.000 Lei . Unser Bankinspektor mir gut gesonnen erzählte mir davon ich verlangte von Ihm eine Kopie der Anklage , die ich auch nach ein paar Tagen erhalten habe .Ich stellte fest das die Inspektoren statt mit mir zu sprechen (das Gesetz verlangt dieses ) nicht getan hatten. Ich hatte für jeden Punkt die richtige Antwort , da ich vom Ministerium verschiedene Befürwortungen schriftlich erhalten hatte . Nun klagte ich die Staatskontrolle an und legte für jeden Punkt die Beweise dazu . Es kam zu keinem Prozess , das Gericht hatte meiner Stellungnahme  stattgegeben die Akte wurde geschlossen .

.Nach diesem Schock war ich froh. das am 1 November 1976 Herr Direktor Pepelea vom Rechenzentrum meine Versetzung erreicht hatte. Ich war auch sehr froh eine bessere Arbeitsstelle zu haben wo ich auch mehr leisten konnte.

.                                                            2 Beim Kreisrechenzentrum 1976 bis 1977

Ich war nun im Kreis-Rechenzentrum für die chemische Industrie zuständig . Aus beruflicher sicht konnte ich alles positiv beurteilen . Als System – Analytiker wusste ich das die Planung der für die Jährlichen Reparaturen  in so einem großen Betrieb enorm viel Arbeit bedeutet , viele Techniker mussten Anhand der Betriebs – Zyklen  der Pumpen , Kompressoren , Kollonen usw. die Zeit für die Instandhaltung für alle Apparate bestimmen , sowie den dazu gehörigen Beschaffungsplan . Dieses war eine monatelange Arbeit die nachher doch nicht stimmte , da die eine Pumpe Kompressor  oder ein  anderer Apparat aus je einem verschiedenen Grund ausgefallen war ,und sofort repariert werden musste der ganze Zyklus stimmte nicht mehr. Dieser Plan für die  Instandhaltung wollte ich nun vom Computer erstellen lassen , eine Sehr große  Arbeit .Alle Programme mussten in Cobol geschrieben werden , ich besuchte dazu noch einen Lehrgang (1 Semester ) an der Technischen Hochschule in Klausenburg, mit einer Abschlussarbeit in Cobol .  Normal wurde dieser Plan  immer für das nächste Jahr gemacht , wir hatten vor, den Computer Ausdruck immer nur für drei Monate zu machen allen , um festzustellen was noch stimmt . Dazu wurde jede Pumpe , Kompressor , Apparat mit eine Kod Nummer ausgestattet , , dazu wurden ihm die Daten des Reparation – Zyklus eingegeben in Stunden ,sowie eine Stunde null , und ein Zähler , wie beim Strom  Zähler jedem Apparat zugeordnet .. Der Schichtmeister hatte folgende Aufgabe , bei Ausfall eines Apparates , die genaue Uhrzeit anzugeben (um im Computer den Zähler zu stoppen ) sowie den Grund des Ausfalls , die Gründe wurden von 1 bis 20 kodiert . Sämtliche Daten im Kombinat zu sammeln , die Programme dazu in Cobol zu schreiben , diese dann auf Lochkarten übertragen und testen , war ein großes Programm . Dafür musste ich mit meinen Mitarbeitern viel Zeit im Kombinat verbringen, da die Grunddaten ja dort waren .  Wir waren ja keine Angestellten des Kombinats , aus diesem Grunde zogen wir es vor kurz vor Schichtwechsel das Kombinat zu verlassen , um das Gedränge in dem Bussen zu vermeiden . Ein Torwächter  hat uns nie vor der Zeit herausgelassen , war einfach Stur. Dazu nun eine kleine Episode , Ein Studienkollege von mir (Rogoz Justin ) , der General Direktor in  Craiova war , wurde zum Stellvertreter des Ministers ernannt . Eines Tages kam er mit dem General Direktor des Kombinates aus der Direktion heraus und beide wollten zum Toreingang . In dem Moment näherte auch ich mich dem Tor , als mein Kollege mich sah , lies er den General Direktor allein ging auf mich zu , wir umarmten uns und gingen gemeinsam ins Werk.. Der Sture Torwächter musste mit ansehen wie ein Minister mich begrüßt und den General Direktor stehen lässt . Ab diesem ,Tag wurde ich immer von ihm salutiert , was er sich gedacht hat wer ich sei , den der Minister begrüßt und den General Direktor stehen lässt ?. Die Zeit in Neumarkt hatte auch den großen Vorteil das meine Frau und ich sehr oft die Symphonie Konzerte besuchen konnten  in Onesti gab es so was nicht  .

Anfang März 1977 besuchte ich die Rechen -Zentralen der Kreise in der Moldau Piatra Neamt , Bacau , Suceava und Jassy  um dort für dieses neue System zu werben . Am 4 März hatte Rumänien ein großes Erdbeben , mit vielen Toten und eingestürzten  Häusern .Meine Schwiegermutter wusste das Sie Krebs hatte , trug aber mit Demut diese Bürde , klagte nie , wollte kein  Mitleid von uns ,eine stolze Schweizerin. . Am 30 März ist Sie verstorben . Ihr Wille war eingeäschert zu werden , die Urne sollte einmal in ihre Heimat in die Schweiz gelangen . Diesen Wunsch konnten wir ihr im Jahre 1986 endlich erfüllen . Die ganze Familie sind wir nach Bukarest gefahren , nur dort gab es ein Krematorium , die Urne durften wir nach Hause nehmen .

Die Arbeit im Rechenzentrum ging weiter , zusätzlich habe ich in der technischen Schule  Unterrichtsstunden  mit Abiturabsolventen erhalten .Wöchentlich 2 Stunden Werkstoffkunde  .

Im Mai 1977 habe ich in Klausenburg an einem Informatik – Symposium 11 – 14 Mai .teilgenommen .

Unsere Vorbereitungen haben Hand und Fuss bekommen , am 25 Mai haben meine Frau und mein Sohn einen Pass für eine Besuchsreise nach Österreich beantragt. Die Würfel waren gefallen , nun begann das warten .

Nun musste ich auch die Rechenzentern für die Chemie Kombinate in Craiova und Pitesti besuchen , alle vorgeschlagenen Pläne wurden bewilligt.

Vom 11 – 15 Mai habe ich noch ein Fortbildungsseminar in Bukarest Otopeni (CEPECA) besucht

Die Anforderungen für einen Pass in den Westen waren groß , viele Organe mussten zustimmen , wir mussten warten .

Endlich am 3 August haben meine Frau und Horst den Pass erhalten , sofort wurden die Fahrkarten Neumarkt – Kronstadt und von dort mit dem Orient Express über Wien nach Schwanenstadt  gekauft .

Beim spazieren gehen haben wir verschiedene Probleme besprochen , zu Hause wäre dieses zu gefährlich gewesen . Am 4 August 11 , 56 sind Sie abgefahren .Sie durften ja nicht viel ,mitnehmen , um nicht aufzufallen .Ab diesem Datum habe ich einige Informationen in Versen geschrieben , da ich mich so besser ausdrücken konnte. Alle diese Verse werde ich nun hier wiedergeben

4 August 1977 um12,56 (Eine stunde nach der Abfahrt )

Der Zukunft entgegen .

Der Zukunft entgegen mit festem Entschluss

Kopf hoch im Leben , doch nie mit Verdruss

Geplant wurde lange , gedacht wurde viel ,

Es wird uns nicht bange , wir kommen ans Ziel

Wenn auch getrennt für nicht zu lange Zeit

Im Herz und Geist zusammen in Ewigkeit .

Harriet hatte ja im Sommer ihr Abitur gemacht , und ich konnte bewirken das Sie im Rechenzentrum bei der Abteilung für Lochkarten angestellt wurde .

Meine Kusine Hermine Stachler die schon vor ein paar Jahren in die Bundesrepublik gekommen war , ist nach Rumänien gekommen , in Klausenburg haben wir uns auch Harriet war dabei getroffen . Harriet war seelisch sehr betroffen , nun festzustellen , längere Zeit ohne Mutter zu sein . Ein erster Brief , sowie auch ein Telefon – Gespräch mit unseren Lieben haben geholfen die Schwere zu überwinden .Ich schrieb über diese 2 Tage folgendes :

Wir begannen zu zagen , die Nerven wurden schwach

Wir wollen es aber doch wagen , die Zukunft ist wach .

Nach neuen Überlegungen , mit klarem und festen Sinn

Gehen wir der Zukunft entgegen , es wird ein Neubeginn.

Wir wollen uns nicht lassen, wir wollen ans Ziel

Wer kann das erfassen , uns ist nichts zu viel .

Nach dem Telefon Gespräch am 19.08.

Wir haben gesprochen und hörten Euch gut

Unser Herz ist nicht gebrochen , sondern es macht uns Mut

Die Arbeit ging vorläufig noch normal weiter vom 29 .08 -02.09  machte ich einen Arbeitsbesuch beim Kombinat in Craiova , Alle arbeiten wurden  normal gemacht . Ich wurde ja zum Projektleiter fürs ganze Land ernannt .Am 5 September hätten Sie zurückkommen müssen  , doch in der Zwischenzeit hat meine Frau bei der Deutschen Botschaft in Wien die Einreise nach Deutschland erhalten . Ihre Kusine aus Helmstedt sowie meine Kusine zu der Zeit in Goslar  haben beide der Botschaft die nötigen Informationen erteilt .

Das Problem – Ein Monat nachher

Das es so kommen wird haben wir gewusst

Der Schritt war geplant und sicher .

Das es ein Anfang ist , das wissen wir

Nun kommen „die Schritte“ der Weg ist sicher

Schritte werden es viele sein ,

doch Alle Euch  gehen sie entgegen  .

Wir vertrauen dem Schicksal , so muss es sein

Eine bessere Zukunft ist unser Streben .

Nun komme was wolle , wir tragen die Last ,

Mit Geduld werden wir alles ertragen

Zu Euch zu gelangen der Plan ist gefasst

Wir werden Kämpfen und hoffen ohne Zagen .

Der nächste erhaltene Brief , teilt uns mit das Sie nun nach Deutschland reisen werden

Brief und Karte haben wir erhalten , und lasen diese mit Freuden

Eure Botschaft freut uns sehr , der letzte Zug ist nun im werden

Den zurück kehrt ihr nicht meher .

Offiziell war ihr fernbleiben  bei den Organen noch nicht bekannt , ich schrieb am 11 September :

In Gedanken

Noch ist es Ruhe vor dem Sturm

und Sonnenschein im Herzen

An diesem System nagt ein Wurm

wir werden es verlassen ohne  Schmerzen.

Der Freiheit entgegen wollen wir Ziehen

Zurück in die Heimat der Ahnen

Treu unserem Volke ergeben sein

Den Kindern eine Zukunft bahnen .

Am 17 September ist der lang ersehnte Brief angekommen , das beide nun  in Deutschland angekommen sind .Ich habe diese Angelegenheit der Direktion und der Parteisekretärin mitgeteilt .Sie sollten es von mir erfahren . Zu Hause  schrieb :ich

Der Brief:

Der lang ersehnte Brief ist nun gekommen ,

er erhielt die Nachricht die wir erhofft .

Wir danken Euch , sind nicht benommen

Es ist der Weg den wir erhofft

.

Es kommt uns. nicht zu weinen

Wenn auch getrennt wir werden sein

Die Zeit, die wird die Wunden heilen

Und wir werden wieder beisammen sein.

Zusammen sind wir in Gedanken

Und dieses immer auch in Sturm und Not

Unser Ziel kommt nie ins wanken

Wenn wir auch bleiben nur bei Wasser und Brot.

Von der Tochter der Kusine meiner Mutter , Dr. Inge Schreinlechner aus Wien , bekam ich einen Brief  über Hermannstadt inkognito , bei Ihr waren meine Frau und Sohn während Sie bei der Botschaft in Wien vorstellig wurden .Bei unserem Besuch in Deutschland 1969 waren meine Frau und ich auch zwei Tage bei Inge und ihrem Mann zu Gast .Ich hatte meine Frau gebeten , wenn Sie nach Wien zur Botschaft fährt , Inge zu besuchen .

Der Hermannstädter Brief : (Am 18. 09 )

Von Inge kamen inkognito Zeilen

Und berichten uns von Euch beiden.

Wien war für Euch nur eine Pause

In Offenburg seid Ihr nun zu Haus

Wir tranken eins auf Euer Glück im Nu

Der Schwarzwald lächelt Euch nun zu .

Die Leute sind alle wohlwollend und nett

Der Plan ist nun , bald wieder ein Quartett .

Den Ahn der Kartoffel habt Ihr auch

Könnt nicht vergessen den alten Brauch.

Nun Kopf hoch und nicht bereuen ,

beim Wiedersehen  , werden wir uns alle freuen.

Dir besonders liebe Rode , vielen Dank

Für die Kraft , Energie und Verständnis

Bald sitzen wir wieder auf einer Bank

Denn uns bindet ein Lebensbündnis .

Am 23 September musste ich eine Information abgeben , den Grund „Der Flucht“ meiner Frau und Sohn zu begründen . Dieses Problem war auch schon vorbereitet , mein Sohn war in Neumarkt in einem Judo – Turn . Klub . Da er plötzlich stark gewachsen ist , hat der Sportarzt ein weiteres Training verboten . Er könnte so fallen , das die Wirbelsäule beschädigt würde , „Scheuermann Krankheit“ es bildet sich ein Buckel , die eigene Energie kann den noch zu weichen Knorpel , nicht in eine normale Position  bringen. Dieses war in der Sportklinik protokolliert. Nun hatte er in Österreich Probleme – Schmerzen im Rücken – Millitante , selbst Ärztin plädierte sofort zu einer Behandlung in Deutschland . Dort wurde er auch zu erst in ein Gipsbett gelegt , um die Wirbelsäule zu schonen . Mein Sohn wollte nicht zurück , da es in Rumänien keine Möglichkeit für eine Behandlung gab , und meine Frau konnte ihn nicht allein lassen .

Um Zeit zu gewinnen , beantragte ich meinen Urlaub. Ich fuhr nach Mühlbach , und bat meine Schwester einen bekannten Rechtsanwalt zu beauftragen meinen Teil 1 / 3 des Hauses , sofort auf Sie im Grundbuch zu übertragen , ich wollte keinen Immobilienbesitz haben  , dieser würde bei meiner Ausreise enteignet .

Viel Halt erfuhr ich in Neumarkt von unserer befreundeten Familie  Karoly Balint . Er ein großer Bildhauer , seine Frau eine Ärztin ,(beide Ungaren ) meine Frau gab den Kinder Deutsch Unterricht , mit Ihnen  hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt die auch Heute noch besteht

Am 01 Oktober folgen die Zeilen :

Und nun ?

Der Kampf hat begonnen ,

der Zweifel ist groß

Wir sind besonnen ,

doch der Teufel ist los.

Mann will uns nicht glauben ,

man will uns nicht Trauen

Was können wir machen ,

Hoffen und warten ruhig in die

Zukunft schauen .

Nun heißt es kämpfen ,

das Ziel ist bekannt .

Nicht kann uns dämpfen ,

denn wir sind „Ernannt“

Ernannt zu Euch zu kommen ,

in nicht all zu langer Zeit

Um wieder zusammen zu wohnen

, für alle Ewigkeit.

Wir sind uns einig ,

wenn zur Zeit auch getrennt

Wir halten zusammen

, sind durch nichts gehemmt

.

Uns bindet ein Glaube ,

Vertrauen , Liebe und Kraft

Das Ideal unserer Zukunft ,

welches Zufriedenheit schafft .

Zufriedenheit für Herz und Seele ,

für Geist und Verstand

Für unsere eigene Ehe ,

im neuen Vaterland.

Am 02 Oktober folgt „Das Schachspiel“

Schach das ist ein Meisterspiel ,

Die , die es können gewinnen

Glücklich sein ist jedem sein Ziel ,

Schachspielen muss man        können

Wir haben den ersten Zug gemacht ,

um von da zu entrinnen

Haben den Plan gut durchdacht

um die Freiheit zu gewinnen .

Nun da der Anfang gemacht ,

und das Spiel hat begonnen

Muss jeder Zug gut durchdacht ,

jeder Schritt gewonnen

Hart auf Hart wird es nun gehen

, sein Ziel zu erringen

Doch den Vorteil muss man sehen

und den Siegt erringen .

Am 06 Oktober

Nun heißt es warten ,

man kann nichts tun

Können nicht starten ,

müssen noch Ruhen

Dies ist die Wahrheit ,

man sagt eins und denkt zwei

Es bedarf keiner Kühnheit ,

nur die Gedanken sind frei .

Noch muss man Lügen ,

es geht alles mit Heimlichtuerei

Doch uns kann nichts trüben ,

auch nicht ihr Geschrei.

So wie im Wald unter Wölfen ,

man heulen muss unter ihnen

So Heulen hier alle Leute,

keine andere Lösung ist geblieben

.

Doch wir wollen nicht mehr heulen ,

wollen endlich sein Frei

Nicht nur die Gedanken

und immer Heimlichtuerei

Wir möchten gerne Reisen ,

wann und wohin uns gefällt

Frei denken , reden , schreiben ,

wo immer auf dieser Welt.

Am 14. Oktober folgen die Verse :

Weit sind wir gekommen ,

der Mensch zählt eine Null

Der Machtwille herrscht ,

und Kapitän Bull

Der politische Witz

tut sich entfalten

Die Politiker jedoch

mit dem Arsch walten.

Es  gibt keine Logik ,

„wahr“ ist das Wort der Partei

Ob es auch stimmt ist zweierlei

Spezialist in allem

ist Kapitän Bull

Wer sich nicht fügt ,

wird degradiert zur Null

Reden das kann Er ,

immer alles wiederholen

Fleißig kritisieren ,

und die Partei loben.

Guten Rat gibt Ihm

die Santa Helena

Beide sind wie Affen

in der Arena.

Lassen sich begaffen

, vergöttern mit Jubel

Wer den Zirkus nicht mitmacht ,

hat seinen Trubel.

Sie wollen herrschen ,

wie einst ein König

Machen alles dafür ,

doch fürs Volk zu wenig .

Und nun begann eine neue Welle ,

Kapitän Bull der neue König ist zur Stelle .

Das Volk darf heucheln ,

sich beugen , kriechen ,

Sie wollen groß sein ,

herrschen und richten .

Doch es beginnt zu rumoren ,

es wurde sogar gestreikt ,

Das Volk hat genug

ist zu allem bereit

Viele , immer mehr ,

verlassen das sinkende Schiff

Suchen die Freiheit ,

das Glück , einen haltenden Griff .

Zur Menschenwürde zieht es uns alle fort

Der Machtwille hat dort keinen Ort .

Der Mensch will wieder etwas sein , keine Null

Deshalb sagen  wir Ade , dem Kapitän Bull.

Am 15 Oktober folgt der 13 Vers..

Die dreizehn ist eine Glückszahl für mich

Und ist es auch immer gewesen

Viele sagen das nicht von sich ,

können diese Zahl „nicht lesen“

Da ich begonnen in Versen zu schreiben

Und dieses die Nr  dreizehn ist

Möchte ich auch Politik betreiben ,

da auch diese nötig ist .

Du bist mein Leser , ob Jung oder Alt

Hoffentlich lassen dich meine Worte nicht kalt.

Ich bin ein Siebenbürger , der Uhrheimat fern ,

Hier lebt man jetzt auf einem anderen Stern .

Du bist mein Leser , ob Mann oder Frau ,

Hier ist der Alltag nun fast immer grau.

Man muss immer  fit sein  für die Partei

Es gibt keinen Ausweg , alles ist einerlei .

Willst Du jedoch einen Ausweg suchen

Willst Du sogar ins Ausland buchen

So musst Du haben einen Pass

Anders jedoch , – da wirst Du nass .

Doch zur Zeit gibt es keinen Pass

Und auf niemanden ist hier Verlass

Der ihn bekommt hat großes Glück

Und kommt dann sicher , nicht zurück .

Am 16 Oktober .

Achthundert Jahre sind vergangen

Seit unsere Uhrahnen kamen her

Sie rodeten Wälder , arbeiteten und sangen

Bauten Städte , und Dörfer mehr und mehr .

Sprache und Sitte blieben erhalten ,

die Redlichkeit , das deutsche Wort ,

Doch die Zukunft kann man hier nicht weiter gestalten

Und nun wollen alle fort .

Fort zurück in die Uhrheimat der Ahnen

Denn die Zukunft ist uns hier verbannt

Mann kann alle nur noch mahnen

Zurück ins alte , uns neue Vaterland .

Noch am selben Abend  (16.10.) bin ich nach Bukarest gefahren , habe Herrn  Werner Schmitz unser guter Bekannter und Freund besucht , er war Handelsvertreter vieler deutscher Firmen . Durch Ihn konnte ich meiner Frau Geld schicken , da Sie ja dort nichts hatten . Auch Probleme der Zukunft wurden besprochen .

Der zweite Schachzug wurde gemacht

Es war gut überlegt , gut durchdacht .

Nun sollen wir sehen wie Sie reagieren

Ob Sie normal sind und diesen akzeptieren .

Wenn alles klappt ist ein Schritt gewonnen

Mit Klugheit Gefühl und Verstand

Ein Schritt dessen Größe noch nicht wahrgenommen

Als ausschlaggebender wird er einst genannt .

Am 18 Oktober – 46 Jahre alt

Heute beginnt ein neues Jahr in meinem Leben

Ein Jahr des Kampfes welcher fordert viel Energie

Für mich gilt ein besonders streben

Sonst erreicht man sein Ziel nie .

Unser Ziel werden wir erreichen

Halb ist es ja schon geschafft

Wir werden hier alles begleichen ,

Schön langsam wird alles gemacht .

Wir sind voller Zuversicht im Herzen ,

Der Tag der kommt , bald ist er da

Wir werden scheiden von hier ohne Schmerzen

Ob wir gehen wollen ? wir sagen JA.

Samstag den 22 Oktober hatten wir Familie Balint zu Gast , wir feierten auch meinen 46 Geburtstag (18.10)  bis 3 Uhr Nachts . Unsere Freundschaft wurde immer inniger , dauert auch Heute noch.

Von meiner Frau habe ich erfahren das Horst die Schule In Hilden am Bonnhöfer Gymnasium beginnen wird  , Frau Porthmann die Aussiedler Beauftragte hatte sich sehr dafür eingesetzt für Horst eine sehr gute Schule zu finden . Trotzdem er ja die 9 –te Klasse schon in Neumarkt gemacht hatte , als Fremdsprache Französisch , begann er hier erneut die 9 Klasse , als Fremdsprache Englisch .Am 25. Oktober wurde er 17 Jahre alt . Ich schrieb dazu :

Zum Siebzehnten

Heute fährst Du Horst nach Hilden

Um dich dort nun weiter zu bilden

Morgen bist Du 17 Jahr

Und nimmst ein neues Leben war .

Wir wünschen Dir recht viel Gesundheit

Viel Energie ,Lebensfreude und Kraft

Entwickle dich nun weiter in Freiheit

Stärke dich mit neuem Lebenssaft

Wir hoffen das Du den Weg gefunden

Der dich nun führt über die Runden

Du beginnst ein neues Leben

Und sollst auch immer weiter streben .

Den Weg den Du willst sollst Du betreten

Dafür wollen wir in Andacht beten

Gott möge deine Schritte lenken

Er möge immer mit Dir Denken .

Mein Urlaub war nun zu Ende , am 28 Oktober ging ich wieder in die Arbeit , wurde sofort zum Direktor gerufen . Noch wurde ich gedulde

wir besprachen die Implementierung meiner Arbeit . Doch Anfang  November wurde mir nahe gelegt  eine andere Stelle zu suchen , da ich im Rechenzentrum nicht länger bleiben könnte .

Ich ging mit einem guten Bekannten zu Prodkomplex , ein Unternehmen der Lokalindustrie , wo ich 1955 meine erste Stelle begonnen hatte . Ich trug meine Situation vor , erzählte von Kopisch , Onesti , vom Rechenzentrum , die Antwort war : Leider haben wir keinen Posten frei . Wir wurden durch Ministerrats Beschluss ans Chemie Ministerium angeschlossen , alle Posten sind besetzt . Ich erlaubte mir die Frage , aber wenn Sie einen Posten hätten , würden Sie mich in meiner jetzigen Situation anstellen ? Die Antwort w 3 Bei Prodkomlex  1978 – 1979  bis zur Ausreise .

Ich überlegte nicht lange , von zu Hause rief ich das Chemie Ministerium an , der gewesene technische Direktor aus Onesti ,  Herr  Erdös ,ein Ungare ,  leitete nun die Direktion Planwirtschaft , seine Frau hatte seinerzeit bei mir gearbeitet. Ich erzählte ihm meine Situation , mit der Bitte , vorläufig bei Prodkomplex arbeiten zu dürfen , er sagte mir dieses zu , und die Firma Prodkomplex erhielt ein Telex vom Ministerium , ein zusätzlicher Posten wurde geschaffen , für Walter Graef .  Nun stellte die Firma Prodkomlex einen Antrag ans Rechenzentrum und verlangte meine dienstliche Versetzung , diese wurde natürlich genehmigt , und mit Datum 15 November 1977 war ich nun Angestellter bei Prodkomplex..

Da ich im Rechenzentrum eine hohe Gehaltsklasse hatte , wurde ich mit einem Posten der Zentrale für Kunststoffe bedacht und  als Hauptingenieur II Grades mit demselben Gehalt eingestuft , dieses konnte ich dem General Direktor der Zentrale Dipl. Ingenieur Motiu verdanken , der als junger Ingenieur 1959 in Onesti anfing und mich gut kannte . Meine Arbeit war nun Marketing Studien für verschiedene Produkte von Prodkomplex für die Industrie zu machen .Harriet äußerte den Wunsch einen Hund zu haben , diese Bitte konnte ich Ihr bald erfüllen , da ich in Bukarest beim Ministerium zu tun hatte , war ich mit meinem Freund Sandel bei einem Hunde Züchter und habe einen 3 Monate alten Pudel gekauft und mit diesem Harriet überraschen  (29.11.79)

Nun habe ich auch begonnen an meine Frau Bücher zu schicken , diese mussten die Genehmigung der staatlichen Organe haben , über Beziehungen leicht zu erreichen . Meine Frau war ja in Offenburg und Horst in Hilden in der Schule , für beide eine schwere Situation .Der Briefverkehr funktionierte ganz gut , telefoniert haben wir auch .  Weihnachten haben wir bei Renate , der Schwester meiner Frau gefeiert , Silvester mit unseren Freunden , der Familie Balint .

Das neue Jahr 1978 begann mit dem Besuch des Bundeskanzlers Schmidt in Bukarest . Hier wurde das Abkommen beschlossen das jährlich  über 1000 Volksdeutsche aussiedeln dürfen , die Bundesrepublik zahlte dafür je 10.000 DM pro Person . Über diesen Besuch gab es auch gleich einen Witz . Bei der Ankunft am Flughafen wurde der Bundeskanzler Schmidt mit militärischen Ehren empfangen . ( Er soll gesagt haben : „Sa traiti Ostasi , am venit dupa sasi „ (Ihr sollt leben Soldaten , ich bin um die Sachsen gekommen ) , die Antwort : „Lieber Herr Schmidt , bitte nehmen Sie uns auch  alle mit „

Ich schrieb am 09. Januar :

Ein Besuch hat stattgefunden ,

Bundeskanzler Schmidt war hier

Alles ging gut über die Runden

Was geschieht nun mit Harriet und mir .

Einen Vorteil konnte ich auch noch genießen , ich bekam an der technischen Schule , mit Abitur Absolventen , an zwei Tagen derWoche Unterrichtsstunden über Werkstoffkunde zu halten .. So war ich gut ausgelastet . Harriet durfte ja weiter im Rechenzentrum arbeiten .

Bei einer dienstlichen  Reise nach Bukarest , konnte ich mit Herrn Schmidts noch verschiedene Probleme besprechen .Dienstliche Reisen musste ich auch nach Klausenburg und Arad machen . Der Monat Februar ist ohne große Probleme vergangen . Am 15 Februar schrieb ich :

Das Gesuch wird bald geschrieben

Zurück in die Heimat der Ahnen

Anders ist uns nicht übrig geblieben

Als eine normale Zukunft bahnen .

Am 22 März 1978 haben wir das Gesuch zur Ausreise eingereicht . Gleichzeitig musste man auch ein Gesuch einreichen um aus der Staatsbürger- schafft  entlassen zu werden , da man einen Pass als Staatenloser bekam .Diese Entlassung musste bezahlt werden .(Was für ein Land ?)

Am 23 März schrieb ich

:

Eine zweite Etappe hat begonnen

Sieben Monate sind längst veronnen ,

Wir wollen zu Euch es gibt kein zurück

Das Gesuch ist übergeben , wir warten aufs Glück.

Nun beginnt das warten

Bis eines Tages erreicht das Ziel

Dann wird ein Flugzeug starten ,

Und bringt uns zu Horst und zu Dir .

Meine Frau Rode hatte es inzwischen erreicht  , von Offenburg nach Düsseldorf übersiedeln zu können , um näher an Horst zu sein der ja in Hilden zur Schule ging. Damit dieses gelingen konnte hat Sie einen Posten bei einer Millionärs Familie angenommen , diese Familie hat sich Ihr gegenüber nicht schön benommen , die drei Kinder der Familie fühlten sich gut versorgt aber ihre Mutter hatte vergessen  was es heißt Mensch zu sein. Da Horst übers Wochenende zu seiner Mutter kam nach Unterbach (Ein Stadt –teil von Düsseldorf ) fragte die Haus-Herrin , ob meine Frau auch von ihren Kartoffeln für ihren Sohn gekocht hat . Ja man kann sich auch schmutzig benehmen . Nach einiger Zeit erhielt Sie eine halbe Norm bei der Geschäfts- Stelle der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen des Landes Nordrhein Westfalen  sowie eine Wohnung in der Abteihofstrasse in Düsseldorf . Nun hatten Sie und Horst endlich ein zu Hause .

Harriet lernte im Rechenzentrum ihren zukünftigen Mann kennen , er war bei einer Computer Firma  , zuständig für die Instandhaltung der Computer in Klausenburg angestellt . Josef Czilli ,( Heute Zilli )  sein Vater Ungar , seine Mutter eine geborene Weber , Sathmarer Schwäbin der immer wieder nach Neumarkt kam um den Computer zu warten .

Die Monate April  bis Mitte Mai  vergingen ohne Zwischenfälle da nun die Ausreise beantragt war , konnte ich nicht mehr ein  Angestellter der Zentrale sein ,  und wurde nun  am 22 Mai als einfacher Ingenieur in die Fabrik für die Herstellung der Produkte aus Polyester transferiert .  Hier wurden Stühle und Bänke für die Untergrundbahn aus Bukarest produziert , sowie Abschließdeckel  für Weizen – Transport –  Wagonne   Die Arbeitskonditionen waren unter aller Kritik , da alles manuell gemacht wurde .Ich war immerhin der  Stellvertreter des Betriebsleiters .

Eines Tages war großer Besuch angesagt , eine Kommission der Staatlichen Planung Zentrale  C:S:P sollte das Werk besuchen um zu sehen was die chemische Industrie übernommen hat . Die Türe geht auf , Direktor , Chef  Ingenieur und die Leute aus Bukarest treten ein , der Leiter ein Studienkollege von mir , auch Kollege aus den Tagen von Onesti.

Ion Musat tritt ein , sieht mich , lässt alle beiseite , wir begrüßen und umarmen uns , alle waren Paff . Die Arbeiter wussten ja über mich Bescheid , dass meine Frau mit Sohn im Westen blieb , und ich bald auch das Land verlassen werde.

Harriet ist mit ihrem Hund Piff nach Bukarest gefahren , dort fand eine große Hunde Ausstellung statt . Piff  erhielt eine Gold Medaille und den Titel  „Erster Junior Rumäniens“ (04.06.)

Im Juli wurden wir endlich zum Passamt gerufen , erhielten 2 Formulare die wir sofort eingereicht haben . Es hat nicht lange gedauert , die erste Absage war da .            Am 4 August 78 genau um 12 Uhr  ein Jahr nach der Abfahrt von Rode und Horst schrieb ich :

Ein Jahr ist vergangen

Auf die Stunde genau

Das Ihr von hier gegangen

Das ich blieb ohne Sohn ohne Frau.

Ein Jahr ist vergangen

Vieles ist geschehen

Doch wir sind nicht befangen

Wir warten aufs Wiedersehen.

Ein Jahr ist vergangen

Seid wir uns nicht gesehen

Doch in Gedanken sind wir beisammen

Und werden bald zu Euch gehen.

Ein Jahr ist vergangen

Gelernt hat ein jeder viel

Jetzt gibt es kein mehr bangen

Wir kommen bald ans Ziel.

Unsere Freunde aus der DDR die Familie Wahl ist nach Siebenbürgen , nach Schäßburg gekommen zu Familie Weber , ein Schmetterling – Freund , da Manfred außer Briefmarken auch Schmetterlinge sammelte . Ich fuhr nach Schäßburg und von dort mit Manfred und Annelie in die Karpaten .. Zuerst nach

Sinaia , von dort begann der Aufstieg zum Virful cu Dor  (der Sehnsucht – Gipfel ) , dann  am zweiten Tag zu den Babele und zum Kreuz am Caraiman  Am dritten Tag ging es zum Omul (der Mensch) , am vierten Tag herunter nach Bran , hier steht die Törzburg , gebaut vom deutschen Ritter Orden  im 12 – ten Jahrhundert , dann nach Kronstadt und zurück nach Schäßburg . In diesen Tagen hatten wir viel Zeit über die politische Lage in Rumänien sowie in der DDR zu sprechen  Manfred war ja  bei der NVA in Strausberg in sehr hoher Funktion und hatte einen großen Überblick auf die allgemeine Lage im Ostblock . Wir

konnte offen reden , beide waren wir überzeugte      Sozialdemokraten , und bloß angepasste im Kommunistischem       System .Unsere Freundschaft hat sich gefestigt ,und besteht auch    Heute noch .

Durch einen Bekannten aus der Studentenzeit , nun Univ. Professor  an der Fakultät für Chemie in Klausenburg , konnte ich meiner Frau einen Koffer mit Sachen schicken , er war in Verbindung mit der Universität aus Nürnberg , und durch den Besuch von Frau Rudert aus Nürnberg gelangen alle Sachen zuverlässig bei meiner Frau.

Am 21 September wurde ein neues Gesuch zwecks Ausreise eingereicht , meine Frau teilte mir telefonisch mit über das Rote Kreuz die Familien Zusammenführung beantragt zu haben .

Die Zeit verging ,der Briefkontakt klappte , da keine Antwort kam , reichte ich ein neues Gesuch direkt nach Bukarest ein (25. Oktober 78 ) Ab 6 November trat ich einen Urlaub an und  fuhr  nach Herkules Bad , ein berühmtes  Bad aus der Römer – Zeit . Der Zufall wollte es , hier Herrn Entze kennen zu lernen , der aus Deutschland hier Urlaub machte (Ein Russland – Deutscher ) Nach einigen Gesprächen stellte wir fest das unsere Söhne Klassenkameraden am Bonnhöfer Gymnasium in Hilden sind .

Im Monat Dezember traf ich zufällig den Majoren der Staatssicherheit , der für das Rechenzentrum zuständig war in der Stadt . Mir war es peinlich , da er ein korrekter Mensch war zu der Zeit , als ich weg musste , fehlte er da er operiert wurde Ich wollte einem Gespräch ausweichen , doch er kam auf mich zu und sagte mir folgendes: „Du wirst den Pass bekommen , wir haben Euch frei gegeben , aber in Bukarest werdet ihr abgewiesen , wegen deinen Funktionen die du inne hattest , bitte gehe morgen zum Passamt , ziehe den Antrag wegen der Entlassung  aus der Staats – Bürgerschaft zurück , sage du willst rumänischer Staatsbürger bleiben , dann ist nicht mehr Bukarest für die Ausreise zuständig , und wir haben Euch frei gegeben . Den Jahreswechsel haben wir wieder mit unseren Freunden der Familie Balint gefeiert ,

Am 5 Januar 1979 erhielten wir einen Brief uns beim Passamt neue Pass -Formulare zu hohlen . Am 6 Januar haben wir diese erhalten , und vom 8 – 15 Januar alle Akten beschafft die man auch einreichen musste . Am 16 Januar konnten wir nun alles einreichen.

Bei der Personalabteilung verlangte ich mein Arbeitsbuch um eine Kopie davon von einem Rechtsanwalt zu machen und bei Gericht zu beglaubigen .. Dieses wurde mir zuerst verweigert  aber nach kurzer Zeit traf ich den Personalchef im Hof , der sagte mir , gehe hin Du bekommst das Arbeitsbuch , ich habe der Frau gesagt Du bist ein guter Mensch . So konnte ich die Kopie des Arbeitsbuches sowie andere Akten , über meinen Freund Schmitz aus Bukarest , durch die Diplomatenpost der Deutschen Botschaft aus Bukarest zu meiner Frau schicken . Als wir dann ankamen waren alle Akten schon übersetzt .

Nun hieß es weiter warten , eine Woche nach der anderen verging , die Mühlen malen langsam , doch endlich am 9 April erhielten wir die Nachricht , der Pass ist da  Um diesen aber zu erhalten mussten viele Akten besorgt und eingereicht werden . Bescheinigungen vom Finanzamt , Telefon , Stadtverwaltung  , Wehr – Amt  da ich als Reserve Offizier , meinen Wehr – Pass abgeben musste , Entlassung aus dem Betrieb usw. .Die Wohnung musste ja Besen rein übergeben werden . Endlich  am 24 April hatten wir die Pässe in der Hand . Blaue Pässe in denen stand , der Inhaber des Passes ist rumänischer Staatsbürger mit ständigem Wohnsitz im Ausland .Nun fuhr ich sofort nach Bukarest , bei der Deutschen Botschaft bekam ich sofort das Einreisevisum , da ich ja die RU Nummer kannte ,(diese hatte mir meine Frau mitgeteilt) so das ich nun die   große Zoll – Kontrolle  für den 11 Mai und die kleine Zoll – Kontrolle für den 12 Mai festlegen konnte , Die Flugkarten erhielt ich für den 13 Mai 1979.

Was man  mitnehmen durfte, war per Gesetz festgesetzt ,ales musste dem Zoll vorgestellt und am Zollamt in Kisten verpackt werden . Harriet fuhr mit ihrem zukünftigen Mann mit seinem PKW und den Sachen nach Bukarest , natürlich auch mit Piff dem Hund , ich fuhr mit dem Zug , wir trafen uns beim Zoll. Erledigten am Freitag den 11 Mai alle Formalitäten  . Wir wohnten bei Frau Raicoviceanu , die meine Schwiegermutter groß gezogen hatte , mit der wir auch Heute in enger Verbindung sind .Beim kleinen Zoll am Samstag direkt am Flughafen musste man seinen Koffer abgeben . Auch hier war alles vorgegeben , nichts durfte überschritten werden , doch Rumänien ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten , eine Frau vor uns beim Zoll , musste verschiedene Sachen dem Koffer entnehmen und zurücklassen als Harriet und ich nun dran waren , übergab ich dem Zöllner eine Plastik Tüte mit einer Stange Kent Zigaretten (harte Währung) sowie zwei Flaschen Spirituosen , bei der Frage was das sei , sagte ich etwas für Sie , wir machten die Koffer kaum auf , da hies es schon der nächste bitte .Nun war alles erledigt , den Nachmittag verbrachten wir mit Freunden und nahmen Abschied  Sonntag  am 13 Mai 1979  war es dann endlich soweit , Piff der Hund wurde als Mitgepäck akzeptiert , eine ärztliche Bescheinigung war für Kent Zigaretten leicht zu erhalten , in einer Tasche , nur der Kopf war draußen , konnten wir mit ihm ins Flugzeug einsteigen .

Der Flug verging sehr rasch ,wir landeten in Frankfurt wo wir von meiner Frau und Horst mit viel Freude empfangen wurden . Rode war mit Freunden aus Sächsisch Regen gekommen Familie Büchsenspanner die schon seit einiger Zeit in Frankfurt lebten bei denen Sie ein paar Tage blieb

Harriet und ich fuhren schon am Nachmittag nach Nürnberg ins Übernahmelager , wo wir alle Formalitäten erledigen mussten , und nach drei Tagen nach Unna Massen das Übernahmelager für Nordrhein Westfalen Hier trafen wir eine Mühlbacherin Traute Binder , verheiratete Lazar die bei der Diakonie arbeitete und die Neuankömmlinge unterstützte . da meine Frau ja den Wohnsitz in Düsseldorf hatte  wurden wir bald hin überwiesen.Hervorheben will ich hier die Freundschaft mit Herren Eugen Zeiner  der ja die Leitung des Bau der Polistyrol Anlage in Onesti Hatte hat uns dieser sofort in Unna Massen zusammen mit meiner Frau besucht  Trotzdem die nun folgenden Verse in Deutschland geschrieben wurden ,am 14 Mai um 5 Uhr 10 in der Früh , gehören sie meiner Meinung als Abschluss zu diesem Kapitel .

AM  ZIEL

Der Tag ist gekommen

Den wir ersehnt so lange

Die BAC hat uns mitgenommen

Nun ist uns nicht mehr Bange.

Hoch oben in den Lüften

Wo der Himmel ist so blau

Kommen wir frei von dem Duft

Das den Menschen macht zur Sau

Wir ziehen der Zukunft entgegen

Einem freudigen Wiedersehen

Wir flogen ab im Regen

Und hier scheint die Sonne so schön .

Wir lagen uns freudig in den Armen

Freuden Tränen flossen viel

Nun sind wir endlich zusammen in Deutschland

Nun sind wir endlich am Ziel.

Mein Leben in Rumänien – Kapitel 7


Aus dem Buch ” Mein Leben in Rumänien”

von Walter Graef,

herausgegeben von: R. G. Fischer INTERBOOKs

 

– Siebentes Kapitel –

Die Industriegruppe Onesti – Borzesti 1969 -1974

            Auf Grund unserer Analyse wurde durch Beschluss des  Ministerrates am 1 Mai 1969  die Chemie Industriegruppe Onesti – Borzesti gegründet, eine Einheit die 1 % des rumänischen Brutto Sozial Produktes hatte. Die Gruppe hatte nun 3 Einheiten, die Kautschuk Fabrik die Raffinerie  die 3 Millionen Tonnen Erdöl /Jahr verarbeitete und die Chemie Fabrik die Produkte herstellte auf Grund von Salz und Chlor,  PVC , usw. Die  Länge des Komplexes ca 10 Km  Breite 2,5 Km mit über 12 Tausend Angestellten, davon über 1000 Ingenieure, Meister, Techniker und Bürofachpersonal. Nur in der Forschung arbeiteten über 40 Diplom Chemiker .

Als General Direktor wurde Bunea Petru berufen, die Industrie Gruppe hatte einen Technischendirektor, Personaldirektor, Finanzdirektor, Mechanik und  Energiedirektor sowie, Einkauf und Verkaufdirektor Jede Fabrik hatte einen Direktor.   Ich wurde zum Organisationsleiter berufen, mit einem großen Kompetenzbereich, nur dem General Direktor untergeordnet.

Kaum berufen, musste ich nach Otopeni, die Kurse der Fortbildung hatten am 5 Mai begonnen. die Leitung des Kurses hatte Herr Ray Rabenold ein Amerikaner, NASA Experte, außer  ihm noch 4 andere Amerikaner, darunter Herr Livingston von IBM der den ersten Computer in Betrieb genommen hatte. Jeder der 16 Teilnehmer musste ein Projekt machen, das Thema konnte jeder wählen, aber es musste messbar sein was das Resultat betrifft. .Es waren vorgesehen immer 3 Wochen Kurse, dann zwei Wochen direkte Arbeiten im Betrieb. Am 9 Juni fand eine Sitzung aller General Direktoren der Vereinten Nationen in Otopeni statt, Herr Rabenold hat uns alle 16 hin mitgenommen um die Art und Weise der Probleme zu erkennen die vorgetragen wurden. Es sprach Herr Koen  General Direktor der UNO für Entwicklung, Herr Philip General Sekretär der B.I.T. aus Genf, Mircea Malita unser Stellv. Außenminister, und andere, wir alle haben gestaunt über die Art und Weise wie Probleme angegangen und gelöst werden müssen.

Am 21 Juni hat eine Sitzung stattgefunden geleitet vom Arbeitsminister Hidos, zugegen war auch Herr Pauli aus Genf von der UNO, alle Experten und wir die 16 Kursanten , die einer nach dem andern einen Bericht über unsere Tätigkeit abgeben mussten. Herr Minister Hidos (Arbeitsminister) sagte zum Abschluss: „Bei so einem Begeisterung musst Du von Stein sein um nicht alles bewundernswert zu finden. Es hat mir sehr gefallen was ihr gesagt habt, ich selber bin einer der dafür kämpfen wird, ich sehe unsere Mannschaft wächst. Es ist das erste Mal in unserem Land, das so etwas gelernt wird, und ihr betrachtet alles von der praktischen Seite, was uns besonders interessiert. Ihr seid unser bestes Kapital das nicht verloren gehen darf. Wir müssen euch stützen in dieser Arbeit. Es wird dazu führen das wir Gesetze und Beschlüsse ändern müssen, wir werden es tun. “

Herr Pauli aus Genf fügte hinzu: „ Alles was Sie gesagt haben ist sehr gut, ihr habt uns eine Lektion erteilt, wir müssen in Verbindung bleiben, ihr seid die ersten Diplom Ingenieure – Berater – in ihrem Land.“

Am 11 und 12 September fand eine Sitzung statt, wo alle Projekte besprochen wurden, Herr Arbeitsminister Hidos  bedankte sich bei uns und bei Herrn Rabenold für die Art und Weise wie gearbeitet wurde, und über die erzielten Resultate. Herr Rabenold bedankte sich für die Unterstützung seitens des Ministers und sagte dass er für seine Absolventen stolz sei.

Meine Aktivitäten beruhten von nun an auf diesen neuen Erkenntnissen. Ich werde hier einige Erfolge beschreiben, die dazu geführt haben, das  unsere Industriegruppe eine sehr erfolgreiche im Lande wurde.

Das Chemie Ministerium hat ab Beginn des Jahres  1969 eine eigene Zeitschrift herausgegeben in welcher die Arbeiten besonders auf dem Gebiet der Arbeitsorganisation veröffentlicht wurden. Meine erste Arbeit war eine detaillierte Darstellung der Organisationsstruktur der Industriegruppe Onesti – Borzesti, erschienen im Monat Mai (11 Seiten). Im Monat August erschien meine Darstellung des neuen Spezialisten: Analist für Organisation und Führung Methoden (19 Seiten) Im Monat Dezember konnte ich die Resultate des Projektes beschreiben: Die Delegierung der Verantwortungen an die Betriebe und in den Betrieben an die inneren Strukturen, in der Industriegruppe. (22 Seiten) Diese Zeitschrift des Ministeriums wurde allen Betrieben zugeschickt.

Meine Frau hatte eine Einladung ihrer Tante aus Österreich erhalten, Sie endlich einmal zu besuchen, auch ihre Kusine aus Helmstedt hatte uns eine Einladung geschickt, beide stammen aus Sächsisch Regen Sie wurden 1944 (damals  gehörte es zu  Ungaren ) von der Wehrmacht nach Österreich gebracht, als im August Rumänien  1944 die Front gewechselt hatte. Wir hatten einen Pass beantragt aber es sind Monate vergangen bis eines Tages der Hauptmann der Sicherheit, dem ich immer berichtete was die Fremden gesagt hatten, mir mitteilte sein Chef wollte mich sprechen, und so hatte ich den General Radu der Sicherheit Chef über die Region Bacau getroffen, welcher mir mitteilte, wir würden den Pass bekommen, aber er hätte eine große Bitte an mich, sein privater PKW müsste neu lackiert werden, und diese Farbe sei nur in Deutschland zu bekommen, er gab mir einen Zettel mit den Daten des Lackes ich versprach im diesen zu verschaffen, was ich auch getan habe.  Wir erhielten die Pässe und fuhren zuerst nach Österreich zu der Tante meiner Frau , Sie war Ärztin, dort blieben wir 5 Tage und fuhren weiter nach Deutschland zu ihrer Kusine ,Margrit Hanke  nach Helmstedt, an der Grenze zur DDR. Ihr Mann arbeitete im E Werk, und in dem Ort gab es auch eine Gummi Fabrik, die zu dem Phoenix Werk in Hamburg gehörte. Da ich ja mit Kautschuk zu tun hatte, wollte mir Karl – Heinz diese Fabrik zeigen. Leider wollte man uns nicht hinein lassen, da wir Ausländer aus Rumänien seien .Hier muss ich hinzufügen das vor Jahren Herr Dr. Dipl. Ing.  der Chemie Karl J. Radstädter (Phönix Werke Hamburg) welcher  das Kautschuk Werk in Onesti besucht hatte und ich mit Ihm ein längeres Gespräch hatte  mir versprochen hatte, wenn ich mal nach Deutschland komme, ihn in Hamburg zu besuchen. Ich berief mich also auf Herrn Dr. Ing. Radstädter, da fragte  man mich ob ich ihn kenne, was ich bejahte. Nun wurden wir gebeten zu warten, nach ca 5 Minuten standen uns alle Türen offen, habe alles gesehen und mich bedankt. Am nächsten Tag sind wir nach Frankfurt gefahren wo wir die Familie Winkler besucht haben. Herr Dr. Winkler war der Hausarzt von meinen Schwiegereltern, ich kannte ihn auch persönlich. Seine Frau hatte Auschwitz überlebt, die Freundschaft hat sich gefestigt und verblieb bis zu ihrem Tode. Hier erfuhren wir von der Kusine aus Helmstedt, das Herr Dr. Radstädter mich nach Hamburg eingeladen hatte, mit dem Versprechen mich sofort anzustellen, wir hatte jedoch unseren Kindern versprochen zurückzukommen. Wir fuhren weiter in die Schweiz zu den Verwandten meiner Schwiegermutter. Haben schöne Stunden in Zürich verbracht, waren  dann auch in Genf bei einem Kindheitsfreund meiner Frau Horst Umstädter, mit ihm haben wir das Atomforschungszentrum besucht, durften auch in den großen Forschung Tunnel der gerade nicht im Betrieb war, er arbeitete dort Wir haben gestaunt über diese große Forschung Einrichtung.

Nachher sind wir mit dem Zug über Zermatt bis oben zum Gornergrad  neben dem Matterhorn hinaufgefahren, es war ein wunderschöner Oktobertag und die Aussicht hervorragend, einfach herrlich. Leider mussten wir Abschied nehmen, unsere Fahrkarte die eine Rundfahrkarte war, führte  uns von  Zürich mit dem Orient Express zurück bis Kronstadt und von dort mit dem  Bus über die Karpaten nach Onesti .

Die Freude des Wiedersehen mit unseren Kindern war sehr groß, wir hatten viel zu erzählen und die Fragen nahmen kein Ende. Diese Fragen wurden natürlich auch von meinen Kollegen im Betrieb gestellt. Einige hatten sich gewundert, dass wir nicht in Deutschland geblieben sind. Hier muss ich gestehen, ich währe gerne geblieben, aber meine Frau wollte unbedingt zu den Kindern zurück, und die Lage in Rumänien hatte sich wesentlich verbessert,   meine Arbeit machte mir Freude, da ich vom General Direktor freie Hand hatte, konnte viel umsetzen, auch das Ministerium ernannte mich als Lektor für die Fortbildung der Betriebsleiter, die in Snagov, neben Bukarest in den Villen des Zentral Komitee  der  Partei stattfanden . . Die Personal Direktion des Ministeriums hatte mit denen eine gute Verbindung.

Im Monat Januar des Jahres 1970 konnte ich eine Arbeit in der Zeitschrift des Ministeriums publizieren Betreff  der Reorganisation der Mechaniker  Aktivitäten in den drei Fabriken und in allen Betrieben der Fabriken. Diese Arbeit wurde von meinem Kollektiv ausgearbeitet und   vom General Direktor genehmigt. (21 Seiten )

Eine zweite große Arbeit – Eine grafische Darstellung der Befugnisse aller Funktionen in einem Produktionsbetrieb Die Darstellung erfolgte nach dem amerikanischem Model, in dem genau zu ersehen ist, wer für was zuständig ist, wer vorschlägt, wer befürwortet, wer genehmigt, wer kontrolliert usw. Diese Arbeit wurde im Monat Februar in der Zeitschrift des Ministeriums publiziert. Im Juli habe ich in der Zeitschrift  eine Halbjahres Bilanz präsentiert. Wir hatten 56 Studien gemacht die Gewinne sind um über 20 Millionen gestiegen,93 Arbeitsplätze sind entfallen, von 225 internen Formularen sind 162 geblieben, die Produktivität konnte gesteigert werden ,ich könnte hier noch viele Beispiele nennen (Alle Zeitschriften besitze ich auch Heute, die Daten sind aus diesen entnommen ).

Im  September konnte ich eine Arbeit publizieren die den Grund und die Resultate einer Psycho- – Sozialen Studie darstellte. Auf Grund dieser Erkenntnisse konnte ein Programm ausgearbeitet werden nachdem  alle Betriebsleiter und besonders die Meister  geschult wurden.

Zwischen dem 8 – 12 Dezember 1970 fand in Bukarest das zweite Internationale Symposium „ Die Durchführung des Information  Systems in der Wirtschaft, unter der Ägide der Vereinigung der Wissenschaftler statt. Am 9 Dezember in der V Sektion die Administration und die Informatik , geleitet von  Herrn Algan aus Frankreich, durfte ich nach Wissenschaftler aus den USA, Frankreich, Tschechoslowakei und Bulgarien   eine Arbeit präsentieren . „Die Begründung der organisatorischen Struktur in der Industriegruppe Onesti Borzesti mit Hilfe des Information Flusses. Am 26 Dezember erschien in der Zeitung „Informatia Bucurestului „ eine wissenschaftliche Darlegung, über das Neue Wort in der Heutigen Zeit die Informatik.  Frau Catinca Muscan befragte  neben Prof. Dr. Nicolau , Prof. Dr. Georg Wittgen (DDR), Prof. Jerebin Vsevolod Mihailovici aus der Sowjetunion und Marcel Van Dyck Belgien, auch mich über die Aktivitäten in der Industriegruppe  (Stellungnahmen publiziert ).

Nun habe ich die Initiative  ergriffen, in unserer Industrie – Gruppe ein eigenes Information – Blatt zu veröffentlichen. Mit weiteren 7 Mitarbeitern erschien im Jahre 1971 die Nr.1 die immerhin 88 Seiten umfasste. Die Auflage lag bei 500 Stück und wurde verteilt an alle Direktoren , Betriebsleiter und Meister .Das Blatt umfasste 8 Kapitel , wie Organisation – Probleme , Standpunkte , aus unserer Aktivität , ein Wörterbuch wo erklärt wurde zum Beispiel Brainstorming , Ergonomie , Marketing usw. Dann Rezensionen , Bibliographie und Gespräche mit den Lesern.

Das Echo war sehr groß, wir waren bemüht unseren Führungskräften alle Neuigkeiten auch aus Internationalen Fachzeitschriften zu präsentieren. Zum Beispiel „Die Führung und die Wissenschaft der Verhaltung“ von Robert Sampson aus Chicago Illinois . Jede Ausgabe hatte immer mehr Seiten Nr. 6  im Jahre 1972 brachte es auf 136 Seiten.

Im März 1971 erschien in der Zeitschrift des Ministeriums meine Arbeit ( zusammen mit meinem Mitarbeiter Ing. Bularda)  eine neue Methode  zu den Momentaufnahmen , durch welche wir  die Fehlerquote von 15 % auf 7,5 % reduziert haben , die Nr. der Momentaufnahmen wurde von 40.000 auf 23.400 reduziert ,die Methode wurde angewandt , die Zahl der Arbeiter für Instandhaltung konnte von 412 auf 322 in der Kautschuk Fabrik reduziert werden .

Im September  (21 – 23) 1971 habe ich zusammen mit meiner Mitarbeiterin Frau Maria Farcas  beim Nationalen Congress für Ergonomie in Bukarest unsere Arbeit. „Die Anwendung ergonomischer Prinzipien bei der Analyse der Arbeit – Methoden in der Installation für Perclorvinil  um die Arbeit zu erleichtern und die Produktivität zu erhöhen präsentiert       Zu einigen Themen habe ich das Wort ergriffen und einige Probleme geklärt . Nachher in der Pause kam Herr Prof. Dr. Ing. Ionel Haiduc auf mich zu ( Er war der einzige Doktorvater in Rumänien , an der Technischen Hochschule in Temeschburg der mir zusagte er würde mich gerne als Doktorand annehmen , aber nicht in diesem Jahr , da sind nur zwei Plätze und es hat sich der Arbeitsminister Hidos und der Minister für Metallurgie Avram beworben . (Gegen 2 Minister kann man nicht konkurrieren, die Plätze waren vergeben) Leider ist Herr Professor  verstorben, er hatte viel gelitten da er selbst politisch verfolgter am Donaukanal arbeiten musste.

Am letzten Tag  hat Miron Constantinescu , Präsident der Akademie der Sozialen und Politischen Wissenschaften eine Bilanz gezogen und hervorgehoben das von den 55 vorgetragenen Arbeiten  wegen ihrer Aktualität  Verbesserung der Arbeit- Methoden und der erreichten  Produktivitätssteigerung die Arbeit präsentiert von Walter Graef und Maria Farcas der erste Platz gebührt.  Diese Arbeit ist dann auch im  Informations- Blatt des Chemie Ministeriums erschienen.

Hier muss ich über die Entstehung dieser Arbeit berichten. Die Anlage Perclorvinil in der Chemischen Fabrik hatte ihren Plan nicht erfüllt, und der Generaldirektor hat den besten Betriebsleiter Herren Fantu aus der Kautschuk Fabrik als Betriebsleiter der Anlage Perclorvinil ernannt. Nach kurzer Zeit beklagte er sich beim General Direktor er hätte zu wenig Leute und könnte deshalb den Plan nicht erfüllen. Ich wurde beauftragt dieses Problem zu analysieren, was ich auch gemacht habe, das Resultat war aber, es sind genügend Leute vorhanden. Es verging nur kurze Zeit und die Klage über zu wenig Leute kam erneut. Der General Direktor war sehr böse auf mich, doch ich sagte Ihm ich werde nun eine neue Analyse machen, aber nach der amerikanischem Methode,  und ich bitte dieses zu genehmigen. Das Resultat dieser Analyse war  ich habe da Personal mit 4 Personen gekürzt, und einen genauen Ablaufplan für alle notwendigen Arbeiten gemacht. Nun hieß es bei den Betriebsleitern nur keine zusätzliches Personal zu beantragen, den Graef nimmt dir noch welche weg.

Eines Tages im Jahre 1972 kam eine Wirtschaft  Kommission  des Zentralkomitee  der Partei geführt vom Genossen Hrisca um unsere Industrie Gruppe zu kontrollieren. Da ich auch gefordert war, fand eine freundschaftliche Begegnung statt, wir hatten ja zusammen die Militärzeit gemacht. Alle Aktivitäten wurden positiv bewertet, doch beim Abschluss sagte er mir, in kürze müsse er das Kombinat  aus Piatra Neamt kontrollieren, und hin werde er mich als Mitglied mitnehmen, da ich ja auch Absolvent mit den Amerikanern sei .So habe ich unter seiner Leitung an der Kontrolle teilgenommen

Im Herbst kam Genosse Leonte Rautu – Ein Mitglied des Exekutiv Büros der Partei. (Außer Ceausescu noch 6 Mitglieder) um die Personalpolitik sowie die Aktivität der Arbeit – Organisation zu bewerten. Es waren zugegen die Partei Sekretäre der Region Bacau, der Stadt Onesti, und Mitglieder dieser Organisationen. Unser Direktor Palangeanu zuständig für das Personal wurde praktisch zur Schnecke gemacht, die Situation war sehr angespannt .Nun kam die Reihe an mich, und ich wurde gefragt welches unsere letzte Arbeit nach den neuen Richtlinien der Partei sei. Da erklärte ich wir hätten nach dem amerikanische Model Flow – Chart das neue Gesetz Nr.900 welches die Arbeiten für neue Investitionen effektiver machen sollte analysiert , und festgestellt , das der Bürokratische Aufwand größer geworden ist . Die Gesichter aller hatten sich  verfinstert , da wollte Genosse Leonte Rautu die Arbeit sehen ,Ich konnte dieses ,und präsentierte die grafische Darstellung , wo jeder Handgriff von A bis Z dargestellt ist , diese hatte eine Länge von über 6 Metern. Er sah sich die Differenzen vom alten System zum neuen an, dann stand er auf, reichte mir die Hand und sagte, „ ja das ist eine sehr gute Arbeit, die nehme ich mit „.  Alle die dabei gewesen sind waren erleichtert, wir wurden beglückwünscht. Nachher die Frage an mich seitens des Parteisekretärs „wie konntest Du Leonte Rautu widersprechen ich sagte ich habe nicht widersprochen, sonder nur die Wahrheit gesagt.  Hervorheben möchte ich noch die Planung der Generalüberholung größerer Industrieanlagen. Mit Hilfe der PERT Methode zu machen (Den kritischen Weg bestimmen) In den USA wird kein größeres Projekt begonnen bis die PERT Methode nicht fertig und in allen Einzelheiten überprüft und genehmigt ist .Wir haben die General Überholung der Phenol Anlage nach der PERT Methode geplant  und konnten die Effektive Zeit um 2 Tage verringern also 108 Tonnen Phenol und 66 Tonnen Azeton  zusätzlich produziert .(Geplante Jahres Arbeitszeit 8000 Stunden )

So eine Pleite wie der Termin des Berliner Flughafen  wäre durch die Planung einer PERT Methode nicht möglich gewesen.

Nun möchte ich auch einige Anmerkungen über die Entlohnung in Rumänien machen .Es gab einen gesetzlichen Mindest-Lohn  und der Höchst Lohn betrug das 25 Fache. Diese Spanne wurde in 40 Gehaltsklassen (Ohne die Arbeiter) aufgeteilt. Klasse 40 hatten die Minister, Mein General Direktor hatte die Klasse 38, ich als Organisationsleiter die Klasse 36. Ein junger Akademiker begann mit der Klasse 21, konnte dann bis 26 steigen, Als Hauptingenieur. Von Gruppe 26 bis 31 Eine Raumpflegerin hatte Gruppe 1 bis Maximum Gruppe 5 Führungspersonen bekamen noch eine Führung Zulage.

Unsere Industriegruppe bekam ab Januar 1973 einen Investitionsplan von 5 Milliarden Lei für eine neue Kautschuk Fabrik, (Poliisopren) aber  kein zusätzliches Personal, welches sich in der Investitionsphase darum kümmern sollte. Unser Personal für Investitionen hatte mit der Instandhaltung aller Betriebe sehr viel zu tun, konnte diese zusätzliche Arbeiten nicht auch übernehmen. Als Organisationsleiter habe ich dem Exekutiv Büro der Industriegruppe eine Arbeit präsentiert und eine zusätzliche Dienststelle  für Apparate und Installationen  vorgeschlagen  die sich nur für die neuen Investitionen kümmern soll .Der Plan wurde angenommen aber der General Direktor sagte, Graef du hast es vorgeschlagen , mit Datum 01.01.1973 bist Du als Leiter dieser Dienststelle ernannt. Meine Aktivität in dieser neuen Funktion war von sehr kurzer Dauer, die ganze Situation in Rumänien sollte sich radikal ändern, und zwar um 180 Grad. Ceausescu und seine Frau waren im Frühjahr 1973 in China zu Besuch , die Kultur – Revolution hatte ihren Höhepunkt erreicht , diese sollte nun auch in Rumänien eingeführt werden . Am 22 März 1973 wurde ein Dekret erlassen durch welches neue Strukturen dekretiert wurden alle Ingenieure aus den „aufgelösten“ Dienststellen mussten in die Produktionseinheiten, wo sie in Schichten arbeiten sollten. Der General Direktor wollte die neue Dienststelle retten, ging aber nicht, und so wurde ich ab 01 April als Schichtbetriebsleiter in der Polistyrol Einheit ernannt.

Eine Episode aus dieser kurzen Zeit in meiner neuen Funktion möchte ich doch schildern, um die Unzulänglichkeiten der Planwirtschaft zu berichten.

Für die neue Kautschuk Poliisoprenanlage brauchten wir hunderte Messgeräte die in einer Fabrik in Arad hergestellt wurden. Uns wurde mitgeteilt seitens der Fabrik aus Arad, sie können nicht liefern da sie den Plan nicht erfüllen können und wir hätten auch keine Zuteilung dafür. Der General Direktor schickte mich nach Arad  um die genauen Gründe zu erforschen welche die Erfüllung des Planes verhindern .Der Grund warb ,es fehlte an Perclorvinil ,für die Entfettung der Bestandteile  dieses wurde bei uns in der Industriegruppe hergestellt .hergestellt Nach Rücksprache mit dem General Direktor konnte ich ihnen versprechen 3 Zisternen Perclorvinil zu liefern , mit der Kondition das wir alle Messgeräte erhalten .. Dieses Geschäft hat geklappt. Es erinnert an Zustände aus dem Mittelalter  – Tauschwirtschaft.

Meine ganzen Aktivitäten bis zu diesem Datum dem Fortschritt auf allen Ebenen gewidmet waren, und  nie jemandem geschadet habe, stand mein Entschluss fest, die Industriegruppe zu verlassen. In Neumarkt (Tirgu Mures) in Siebenbürgen wurde ein neuer Betrieb gegründet der  für alle Chemiebetriebe in Siebenbürgen und dem Banat für die kleineren Investitionen und Instandhaltung  zuständig war. Ich habe mich dienstlich ab 01.07. 1973 zu diesem Betrieb versetzen lassen. In den drei Monaten in welchen ich als Schichtleiter tätig war, haben viele die in der gleichen Situation waren, festgestellt, dass  die Jahre des Fortschrittes in Rumänien vorbei waren. Auch der General Direktor, der nie ein echter Kommunist  war, trotz Mitglied im Zentral Komitee, schimpfte  und fluchte. Übrigens hat auch er etwas später sich versetzen lassen.

Hier stand ich nun nach vielen Jahren guter Arbeit, gefordert von allen Seiten, auch als Mitglied des Ministeriums zuständig für die Fortbildung der Betriebsleiter. Diese Kurse wurden in Snagov, gehalten, der Leiter war der Direktor der Plandirektion Lungu aus dem Ministerium. Es war eine schöne und fruchtbare Zeit, hatte auch viel mit Ausländern zu tun, da ich jedes Mal zu den Gesprächen beim General Direktor als Dolmetscher gefordert war. Natürlich musste ich nachher dem Offizieren der Sicherheit darüber berichten, doch ich habe nie einen Gast oder Kollegen belastet, im Gegenteil ich war meinem eigenen Versprechen treu, mit der Meute musst Du bellen.

Zwei Beispiele möchte ich hervorheben. Ein Gast , der Botschafter der  Vereinigten Arabischen Länder (Heute  Ägypten)  Herr Mohamed Fahmy Hamad welchem ich das Kombinat zeigte und erklärte , hatte sich anschließend schriftlich bei mir bedankt . Auch zu einem Besuch nach Bukarest hatte er mich eingeladen. Beim  endgültigem verlassen  des Landes, wurde ich persönlich zur offiziellen Rezeption eingeladen. Diese Briefe sind ein Beweis meiner Arbeit. Das zweite Beispiel betrifft den Besuch des Universität  Professor David Granick von der Universität of Wisconsin – Madison .Diesen durfte ich im Kombinat begleiten , er machte eine Studie  über die Osteuropäischen Länder . Von Ihm erhielt ich einen Dankesbrief in welchem er mir mitteilte dass sein Studium als Buch erschienen ist unter dem Titel: Guidance in Eastern Europe: A Comparison of Four Socialist Economies.

Auch habe ich an dem Festbankett aller Militär -attache aller Länder die unserer Kombinat besichtigt haben teilgenommen, bei welchem nur noch neben dem Stadtparteisekretär, der General Direktor dabei war.

Ich habe Onesti verlassen, meine Familie ist noch bis zum Jahres ende geblieben, ich hatte ja dort noch keine Wohnung, und Neumarkt war eine geschlossene Stadt, nur der Minister konnte dafür die Zustimmung als benötigte Fachkraft erteilen  Die Bewilligung in Neumarkt –Tirgu Mures – wohnen zu dürfen wurde mir durch Befehl des Ministers Florescu erteilt.

                         – FORTSETZUNG FOLGT –

Dumitru der Eisverkäufer


                         Eis

– Dumitru der Eisverkäufer –

Ja, „Dumitru cu inghetatã“  auf deutsch Dumitru mit dem Eis, wer kannte ihn in Mühlbach der 50. und 60. Jahre nicht? Mühlbach ohne Dumitru konnte man sich kaum vorstellen in der Zeit. „Wer war überhaupt dieser Dumitru“ wird die jüngere Generation fragen, mein Jahrgang wird sich mit Nostalgie noch gut erinnern an Dumitru`s Spruch:

„A-a-a-zi c-c-c-cu b-b-b-bani, m-m-m-mãi ne-ne fã-fã-fãrã ba-ba-bani“, auf Deutsch Heute mit Geld, morgen ohne Geld. Er war eben ein Stotterer. Er war der Sohn

einer armen Bauern Familie aus Langendorf (Lancrãm). Zu meiner Zeit ein älterer Junggeselle. Reagierte ziemlich aggressiv wenn man ihm das stottern nach machte,

aber trotz seiner Behinderung war er korrekt und ehrlich in seinem „Job“. Deswegen war er jahrelang bei meinem Onkel Otto Sander im Dienst.  Der Konditor und Zuckerbäcker Otto Sander hatte eine Konditorei in der Petrigasse, gegenüber dem ev. Kindergarten im Haus der Familie Dahinten Emil.

Dumitru`s Job war Gefrorenes (Speise Eis)auf den Mühlbacher Strassen zu verkaufen. Dafür hatte er einen spezial eingerichteten  Karren in Würfelform mit zwei großen Holzrädern und links und rechts an den Seiten der Kiste waren je ein Hölzerner Griff mit dem er den „Eiswagen“ wie einen Schubkarren fortbewegte.

Innen war der Eiswagen mit einer doppelten Wand, die innere war mit Blech ausstaffiert. Der Raum  war ¾ mit normalen Eis aufgefüllt damit die zwei Porzellan Gefäße in denen das Speiseeis  war – meistens Vanille, Himbeeren oder Erdbeeren-Eis-, kühl zu halten. Auf der Hinteren Seite des Karren war noch ein Kästchen mit Deckel in dem die Waffel Tüten (Cornette) aufbewahrt waren, in denen eins bis zwei Kügelchen  Eis hinein passten.

In der Zeit kostete ein Kügelchen 50 Bani (einen halben Leu) Dumitru`s Dienstbekleidung bestand aus weißer Hose, Hemd und Jacke geschützt mit einer  großen blauen Schürze, mit einer großen Tasche in der das Geld vom Verkauf  war.

Seine Behinderung (das Stottern), hat uns „Lausbuben“ von 14-15 Jahren, war der Anlass ihm einen Streich zu spielen. Wenn wir ein Gefrorenes von ihm verlangten

natürlich ohne Geld, hat er uns immer seinen typischen Spruch – Heute mit Geld, morgen ohne Geld –  vorgestottert.  Stotterten  wir ihm nach, wurde er wütend. Dann fing er an zu Fluchen dass sich in eine fürchterliche Tirade von unverständlichen Silben anhörten. Dieser Zustand hat uns eine euphorische Freude gemacht.

Abends wurde abgerechnet nach verkauften Kornetten. Dann bekam er seinen Anteil. Nun musste Dumitru müde mit schmerzenden Beinen zu Fuß nach Hause, ins ca. 3Km entfernten Langendorf  (Lancrãm) marschieren. Es gab keine andere Möglichkeit nach Hause zu kommen.

Aber zurück zum Eis, das wir von ihm nicht ohne Geld bekommen hatten, kam uns die Idee ihn einmal herein zulegen.

Dumitru hatte auch seine Schwächen und  zwar wenn er an einem Restaurant oder Buffet vorbei kam, ging er hinein um einen „zu heben“.   Den Eiskarren ließ er vor dem Lokal stehen.

Und siehe einmal ergab sich die Gelegenheit. Als wir (zwei Klassen Kollegen und ich),  aus der Schule (Nr1) kamen, sahen wir seinen Eiswagen vor dem Restaurant Nr. 2 stehen. Da im Sommer nur der Biergarten rückwärts im Hof geöffnet hatte, blieb uns genügend Zeit den Wagen im Hofe des Grossischen Hauses hinter dem großen Tor zu verstecken.

Jetzt warteten wir neugierig wie Dumitru sich verhalten würde, wenn er sieht das sein Eiswagen nicht mehr da stand. Plötzlich erschien er, sah sich um Überrascht, das der Eiswagen verschwunden war.

Als er anfing zu Fluchen und immer nervöser wurde, gingen wir zu ihm und fragten ihn warum er so aufgebracht sei, stotterte er uns vor, der Eiswagen ist weg.

Wir versuchten dann ihn zu beruhigen und sagten ihm, wenn er uns je ein Eis gibt, zeigen wir ihm wo der Wagen sich befindet, den angeblich zwei Zigeuner versteckt

hatten. Da er keine andere Möglichkeit hatte seinen Wagen wieder zu finden, versprach er uns jedem ein Eis zu spendieren.

So sind wir dann zu unserm kostenlosen Eis gekommen.

Gemein – würde ich heute sagen, dem armen „Teufel“ so eine Angst einzujagen. Aber wir Lausbuben waren Stolz auf unseren gelungenen Streich.

Aus meinen Erinnerungen.

Geschrieben am: 20.09.2013.

Manfred Ziegler

Rodelunterricht am Roten Berg


Roter Berg~1

Es geschah im Winter 1951 als Ich noch Schüler in der 6. Klasse der rumänischen Schule Nr. 1  gegenüber der alten Post, in der Postgasse war.

Sportunterricht hatten wir mit dem Lehrer Lupu Nicolae, der eigentlich Musiklehrer war und auch für den Musikunterricht wie auch für den Schulchor

zuständig war.

Der Sportunterricht bestand aus: Turnen an Geräten, Fußball, Handball, Wilder Mann, Volleyball und andere Sportarten im Sommer. Im Winter war Eislaufen

und Rodeln im Programm je nach den winterlichen Gegebenheiten. Nun warteten wir Schüler mit großer Ungeduld auf den günstigen Schneefall,

damit wir den Versprochenen Rodelunterricht vollziehen können. Eines Tages war es so weit, es hatte richtig geschneit, es war alles mit einer Dicken

Schneedecke bedeckt. Voller Freude brachte jeder seinen Schlitten mit zur Schule. Aufgestellt zu zweit in Reihe und Glied marschierten wir die Mühlgasse,

Altgasse entlang, dann an der Schottergrube die jetzt zugefroren war, vorbei, über die Eisenbahn Linie (die von Hermannstadt nach Alwinz führt). Dann

mussten wir auf einem Feldweg den Acker entlang bis zum Zeckesch. Über dem Bach führte eine schmale wacklige Holzbrücke. Wir hatten ziemlich

Angst drüber zu gehen. Als wir dann alle ohne Probleme am anderen Ufer angekommen waren, stieg unsere Vorfreude dass wir bald Rodel können,

aber zuerst mussten wir noch den Berg hinauf bis zur Wassertränke, zum Glück war der Aufgang nicht zu Steil. Endlich waren wir am Ziel angekommen, und konnten kaum erwarten das der Rodelunterricht beginnt. Wir hatten uns im Halbkreis um den Lehrer Lupu aufgestellt, der uns dann erklärte wie man einen Schlitten lenken und bei Gefahr bremsen kann. Unserer Lehrer hatte die Gewohnheit nach seiner Belehrung immer seine Lippen zu einem Quadrat zu formen, das fanden wir sehr lustig und lachten heimlich. Er fragte uns noch ob wir alles verstanden haben, damit es endlich losgehen kann. Nun wollte er uns die erste Fahrt vorführen, da er keinen Schlitten besaß, fragte er wer ihm einen geben könnte. Ein Mädchen die einen neuen Schlitten zu Weihnachten bekommen hat, gab ihm den Rodler.

Nun setzt sich unser Lehrer auf den Schlitten, und sagte noch wir sollen gut zu sehen wie er den Hang hinunter fährt. Er gab sich noch einen Ruck, und dann ging es los. Wir standen alle mit angehaltenem Atem und schauten neugierig zu. Da die Schneedecke hier höher war als in der Stadt, konnte man die Unebenheiten nicht erkennen und so raste mit großer Geschwindigkeit unser Lehrer in einen Graben. Wir konnten nur noch sehen wie er im Schnee verschwand.

Erschreckt fragten wir uns wo er stecke, dann erschien er wir ein Schneemann und suchte nach dem Rodler, der sich unglücklicherweise in seine Einzelteile aufgelöst hatte. Er sammelt Stück für Stück aus dem Schnee und brachte  sie zu uns herauf und gab sie mit einem reumütigen Gesicht der Eigentümerin, die in fürchterliches Weinen ausbrach. Der Lehrer tröstete die Schülerin und versprach ihr, das er für den Schaden aufkommt. Dann sahen wir dass er einen großen Riss (Siebener) in seine Skihose hatte. Wir konnten uns das Lachen kaum verbergen. Er fragte uns was ist so lustig dass wir so lachen. Wir zeigten auf  seine Hose, unser Lehrer wurde blass und rot und versuchte mit den Stofflappen der hinunter hang, seine lange Unterhose zu bedecken. Es war ihm sehr peinlich, da er ein älterer Junggeselle und sehr Pedant, und immer sehr korrekt bekleidet war. Da er nicht die ganze Zeit mit seiner Hand den Riss abdecken konnte fragte er Uns: „care dintre voi aveti un ac de sigurantã, “ auf Deutsch:“ wer von euch hat eine Sicherheitsnadel“. Da brachen wir alle in ein großes Gelächter aus. Ich Glaub dass ihm eine Schülerin helfen konnte.

Nach diesem lustigen „Vorfall“ und dem Missgeschick beim Rodeln und der zerrissenen Hose, durften wir rodeln. Von den Schülern ist keiner in den Graben

gefahren. Wir hatten alle unseren Spaß.  Nun ging es zurück zur Schule, nur unser Lehrer versuchte seinen Hosenriss zu verbergen, leider gelang es ihm nicht, bei jedem Schritt „blitzte“ es. Wir hatten unseren Spaß dabei.

Noch heute erinnere ich mich  gerne an diesen Rodelunterricht und muss darüber Lachen.

Aus meiner Erinnerung aus der Schüler Zeit. Ich wünsche allen viel Spaß bei der Lektüre dieser Erzählung,   euer Manfred Ziegler.

Geschrieben am 15.09 2013.

Mein Leben in Rumänien – Kapitel 6


Aus dem Buch ” Mein Leben in Rumänien”

von Walter Graef,

herausgegeben von: R. G. Fischer INTERBOOKs

– Sechstes Kapitel –

Kautschuk Kombinat Onesti  1959 – 1969

Am ersten Juli 1959 habe ich meinen Dienst in Onesti begonnen. Ich war der 180 Angestellte, die meisten waren aber Monteure und Ingenieure, welche die Montagen überwachten, und nach Fertigstellung, zu einer anderen Baustelle weiter zogen. Wir waren nur ca. 50 Angestellte für den Zukünftigen Betrieb. Der General Direktor des Kombinates, Anton Moldoveanu war bemüht viele und gut ausgebildete Leute zu finden. Da ich an der technischen Schule in Kopisch als Studiendirektor tätig war, bekam ich von ihm gleich zwei Aufgaben. Erstens sollte ich mich mit der Organisation einer Qualifizierung Maßnahme befassen , um mindestens 500 Leute in einem 6 Monate Lehrgang als Chemiearbeiter auszubilden , zweitens sollte ich mich vorbereiten die Gespräche im Namen des Kombinates mit der Firma Petrocarbon  aus England und dem Projektanten aus Bukarest , in Bukarest beim Chemie Ministerium für die neue Polistyrol Anlage zu führen .

Der General Direktor war schon ein älterer Herr, Parteimitglied aus dem Jahre 1936 ( Illegalist ), guter Freund mit Mihail Florescu dem Chemie Minister auch Parteimitglied von 1936 dieser hatte als Armee Oberst  in Spanien gegen Franco gekämpft.

Auch bekam ich den Auftrag, zusammen mit einem Herrn aus dem Ministerium, alle Chemie Betriebe des Landes zu besuchen, um gutes Fach – Kräfte zu überzeugen sich nach Onesti zum Kautschuk Kombinat versetzen zu lassen. Diese Fahrt wurde mit einem PKW des Ministeriums gemacht. Die Personen die zugestimmt haben, wurden auch gegen den Willen ihres Direktors durch Befehl des Ministers nach Onesti versetzt.

Hier eine Insiderbemerkung, der PKW des Ministeriums hatte eine Zulassungsnummer  B – und eine vierstellige Nummer die mit 5 begann 5xxx Alle PKW mit so einer Nr. B- 5xxx durften von der Polizei nicht aufgehalten oder kontrolliert werden, diese waren alle  bei der Staats Sicherheit registriert.

Nach meiner Ankunft, durfte ich mir die Wohnung in der Kolonie die für das Intervention Personal vorgesehen waren  die neben dem Kombinat war, selbst aussuchen, jeder Wohnung stand  auch ein kleiner Garten zur Verfügung, zwar nur 130 qm, aber genug um Gemüse anzupflanzen. Meine Frau blieb Hausfrau, da wir die Erziehung der Kinder als wichtiger befanden. Wir hatten 2 Zimmer, Küche, Bad, Kammer und einen großen schönen Balkon .sofort zugeteilt bekommen.

Im September 1959, kamen die Absolventen der Hochschulen aus Jassy  Klausenburg und Bukarest, diese jungen Absolventen  wurden als Lehr Kräfte für die von mir organisierte Qualifizierung – Kurse eingesetzt. Der Lehrstoff war besonders  der Herstellung des Kautschuks gedacht.

Der Grundstoff waren die Gasfraktionen C 3   Propan und  C 4 Butan sowie das Benzol, welche direkt aus der Raffinerie kamen, die neben dem Kautschuk Kombinat war.

Aus Butan wurde Butadien hergestellt, aus Benzol und Propan Isopropilbenzol, dieses diente erstens zur Polimerisation mit Butadien zu Kautschuk, andererseits zur Herstellung von Phenol und Azeton.

Die Jahreskapazitäten waren 50.000 Tonnen Kautschuk, 18.000 Tonnen Phenol und 11.000 Tonnen Azeton.

Zur Herstellung des Polistyrol, 6.500 Tonnen im Jahr, wurde auch das Styrol  aus Benzol selbst hergestellt.

In der Technischen Schule aus Onesti habe ich auch wie in Kopisch, Unterricht in Verfahrenstechnik erteilt.

Der General Direktor hatte das Versprechen des Ministers, das alle Absolventen der technischen Schulen  (2 Jahre nach dem Abitur)aus Ploesti und Fogarasch auch nach Onesti zugeteilt  werden. Im April 1960 wurde eine Schülerin in Ploesti exmatrikuliert dieses hatte unser General Direktor erfahren, er rief mich und schickte mich nach Ploesti, er wollte erfahren welches der Grund sei , er bekäme einen Absolventen weniger. Es stellte sich heraus, dass die Schülerin einer Kollegin einen Zettel mit einer Bemerkung gab, diese wurde politisch interpretiert, und da Sie Pfarrerstochter war, sofort exmatrikuliert. Als der General Direktor erfuhr das der eigentliche Grund die Herkunft als Tochter eines Pfarrers war, sprach er mit dem Minister, Florescu und auf Befehl des Ministers wurde die Schülerin nach Onesti versetzt, und konnte die Schule als Absolventin verlassen .

Nun wollte der General Direktor sicherstellen, dass bei der Aufnahme Prüfung nach dem Abitur, alles sicher verlaufen soll. Er  rief den Direktor der technischen Schule  zu sich und sagte ihm: Genosse Duca ich verlange von Ihnen das bei der Aufnahme Prüfung alles klappt, ich habe verstanden, werde nur Arbeiterkinder Aufnehmen. Der General Direktor lief Puterrot im Gesicht an und Sagte:  nein zum Teufel, die Antwort, wie  soll ich auch Kinder von Pfarrern aufnehmen? Hören Sie, mich interessiert nicht was die Eltern sind, ich brauche qualifizierte Facharbeiter nicht Direktoren Sie, sollen etwas wissen und können, einen hellen Kopf haben .Haben Sie mich verstanden.

Der Personal Chef Sorta, war sehr engstirnig, wenn einer sagte bei der Anstellung er sei Ingenieur, fragte er, aber ein paar Klassen Gymnasium haben Sie?  Der General Direktor meinte, so wie er denkt, würde er mich nicht in die Partei aufnehmen.

Ich musste nun öfter nach Bukarest zum Ministerium fahren, da dort die Verhandlungen für die neue Polistyrol Anlage geführt wurden Meine Frau war schwanger mit dem zweiten Kind, aus diesem Grunde ist Sie nach Hause nach Sächsisch Regen gefahren um dort zu entbinden . Am 25 Oktober 1960 ist unser Sohn Horst geboren, ein Telegramm erwartete, mich 2 Tage später als ich aus Bukarest zurück in Onesti war. Nun war ich glücklicher Vater von 2 Kindern.

Mein Studienkollege Petru Bunea, der mich ja nach Onesti geholt hatte, wurde Stadtpartei – Sekretär für Wirtschaftsfragen, er konnte nun in seiner neuen Funktion, das Kombinat unterstützen, was er auch getan hat. Er war auch Mitglied im Zentralkomitee der kommunistischen Partei in Bukarest. In dieser Zeit konnte ich noch einige gute Fachkräfte überzeugen sich nach Onesti versetzen zu lassen. Unter diesen war der Chemiker Albert Schwarz, der später Leiter der Qualität – Kontrolle war, der Chemiker Robert Lipkovits, der zuerst Betriebsleiter für die Katalysatoren Anlage war, später Leiter der technischen Dienststelle für das Kombinat. Auch meinen  Bruder, der Mechanik Meister in der Independenta in Hermannstadt war, holte ich nach Onesti. Die Anlage für Synthese  Kautschuk  war ein russisches  Projekt , nun wurde aber der Beschluss gefasst , die letzte Anlage in welcher der Kautschuk getrocknet und zu Ballen gepresst wird , in einer neuen moderneren Anlage zu machen , die in Westdeutschland gekauft wurde , für welche auch die ganze Mess – Technik und Automatisierung aus dem Westen kam. Der Vermittler Herr Werner Schmitz kam nun öfter nach Onesti, sowie zur Montage Herr Leuschen, für die Messtechnik Herr Füchthay und andere. Ich wurde zu all diesen Gesprächen als Dolmetscher hinzugezogen, was nachher einen Besuch von einem Offizier der Staatssicherheit zur Folge hatte, da man ja erklären musste ob etwas negatives über eins oder das andere gesagt wurde.

Nun begann auch die Montage für die Polistyrol Anlage, Leiter war Herr Zeiner der, in Arad geboren , 1937 nach Kanada ausgewandert kanadischer Staatsbürger , in Frankreich in Pau mit einer Französin verheiratet , und in England für Petrocarbon arbeitete . Mit Herrn Zeiner ist im laufe der Zeit, genau so wie mit Werner Schmitz eine freundschaftliche Beziehung geworden. Für die Inbetriebnahme von der Polistyrol Anlage sind noch andere Engländer gekommen, die technologische Leitung hatte Herr Cummings, ein Australier .Ich war ständig gefordert, bei allen Gesprächen beim General Direktor dabei zu sein.

Im Frühjahr 1961 wurde ich vorgeschlagen für den Wahlkreis 66 der  Arbeiter Kolonie die neben dem Kombinat war für den Rat der Stadt zu kandidieren, dieses konnte ich sowohl meinem Studienkollegen Bunea, als auch dem General Direktor verdanken. Bei den Wahlen am 6 März wurde ich gewählt, hatte ja keinen Gegenkandidaten, hatte aber auch nichts zu sagen, die Beschlüsse die der Stadt Rat fasste, waren von der Partei vorgegeben.

Nun sollte sich eine große Änderung für mich anbahnen  Der General Direktor sollte nach Bukarest versetzt werden, als General Direktor sollte mein Studienkollege Petru Bunea ernannt werden. Nun wollte er, ich solle die Funktion des Organisationsleiter über das ganze Kombinat übernehmen, was ich zuerst nicht wollte, doch er hat meine Frau überzeugt, denn es sei besser ich werde vom General Direktor Moldoveanu ernannt, denn er würde mich ja so wieso ernennen, doch dann könnte man ihm Vetternwirtschaft vorwerfen. Die Würfel waren gefallen, am 21 September 1962 wurde ich zum Organisationsleiter ernannt.

Über den General Direktor Moldoveanu möchte ich noch berichten , das er den Menschen nach seinem können schätzte, nicht nach seiner Herkunft ( die zu der Zeit  ausschlaggebend war ) Eines Tages kam ein Funktionär vom Stadt  – Partei -Komitee und verlangte von ihm er solle Frau Tautu entlassen, da sie Pfarrerstochter sei und mit geheimen Dokumenten arbeite (Technikerin im Investitionsbüro ) Diesen Funktionären hat er nach Hause geschickt, er würde die volle Verantwortung für alle Angestellten haben, und Mitglied im Komitee  der Region- Partei sei (Region Bacau ).

Da kam einmal einer und schwärzte einen Meister an, er hätte hinter den Apparaten, mit einer Frau Sex gehabt, der Generaldirektor fragte  wann war das  um halb eins, so also in der Mittagspause, nicht in der Arbeitszeit, interessiert mich nicht. Für seine Leute setzte er sich immer ein, war stets bemüht guten Fachleuten zu bekommen

Da meine Schwiegereltern in Sächsisch Regen allein waren, Ihre kleinere Tochter Müller Renate die Schwester meiner Frau  ist auch nach Onesti gekommen und hat die Technische Chemieschule (nach ihrem Abitur) besucht. Ich konnte es durchsetzen für meine Schwiegereltern eine Wohnung zu bekommen , mein Schwiegervater der Kunstmaler war , hat einen Kunstkreis ins Leben gerufen, Ausstellungen organisiert, und so zum Kunst Leben der Stadt beigetragen. Für uns war das auch sehr wichtig  da meine Schwiegermutter auf unsere Kinder sorgte wenn wir in den Urlaub fuhren.

Ich war seit vielen Jahren Briefmarken Sammler, hatte auch Tauschpartner in Polen sowie in der DDR. Herr Borkowski  aus Breslau (Wroclaw) hatte mich und meine Frau eingeladen den Urlaub

bei ihm zu verbringen. Die Kombinatsleitung  musste zustimmen, dass wir einen Pass erhalten. Wir haben den Pass bekommen und sind im Oktober 1962 zu unserer ersten Auslandreise nach Polen gefahren.

Unsere Kinder blieben in der Obhut ihrer Großeltern. Mein Tauschpartner Herr Borkowski arbeitete bei der Postdirektion in gehobener Stellung die Familie hatte 2 Töchter 6 und 9 Jahre alt. Wir haben in Breslau alle Sehenswürdigkeiten gesehen, und schöne Tage verlebt. Bei unserer Rückreise mit Umsteigen in Kattowitz gab es eine Verspätung die dazu geführt hat,  das wir in Budapest  den Zug nach Rumänien verpasst haben, mussten also bis nächsten Tag warten. Meine Frau hatte nach ihrer Rückkehr aus Ploesti ( wo Sie in der Kriegszeit gewohnt haben da zu der Zeit Sächsisch Regen zu Ungaren gehörte ) nach  Sächsisch Regen das Ungarische Gymnasium besucht, die Sächsische Bevölkerung wurde nach dem Front-Wechsel 1944 von der Wehrmacht evakuiert, da keine deutsche Schule mehr war hat Sie das Ungarische Gymnasium besucht und 1952 das Abitur gemacht, konnte also perfekt ungarisch . Nun hat Sie beim Bahnhof Vorstand vorgesprochen und erreicht das wir und noch ein Herr der nach Bukarest sollte im Hotel der Bahn Angestellten kostenlos übernachten konnten, wir hatten ja kein ungarisches Geld. Dieser Mann ein Jude, war uns sehr dankbar, das wir uns für ihn einsetzen, am nächsten Tag ging er zur jüdischen Gemeinde in Budapest  und hatte um Geld gebeten, welches er dann mit uns teilte. Auch hatte er verzichtet mit einem ungarischen Rabbiner nach Bukarest zu fliegen, er könnte uns ja nicht alleine lassen, da wir ihm geholfen hatten.

Hier haben wir erfahren was Mensch sein bedeutet, egal was er ist und von wo er kommt. In meiner neuen Funktion musste ich bald feststellen, dass ich nur mit meinen Kenntnissen als Chemiker nicht weit kam, da ich nun auch für das wirtschaftliche zuständig war. So habe ich mich entschlossen ein zweites Studium zu beginnen. Für Führungskräfte mit mindestens 5 Jahre Erfahrung, gab es die Möglichkeit  ein 2 jähriges Postuniversitäres Studium für Wirtschaftsingenieure zu machen. Ich habe die Erlaubnis des Ministers erhalten dieses Studium zu machen, dafür war jährlich ein Studienurlaub von einem Monat vorgesehen, (für die Prüfungszeit) außer dem normalen Urlaub. Es war ein Fernstudium, an der Technischen Hochschule aus Bukarest. Aber der eine Monat 1963 und 1964 hat viel Schweiß und Energie gefordert .1965 habe ich dann mein zweites Staatsexamen abgelegt, die Diplom – Arbeit war ein technisch – wirtschaftliches Studium der Styrol Herstellung. Meine Frau kam auch nach Bukarest und wir flogen zusammen nach Klausenburg, zum zehn jährigem Absolvententreffen  der Universität aus dem Jahre 1955 .So konnte ich doppelt feiern, es waren schöne Stunden, man traf die Kollegen wieder, aber auch unsere Professoren die natürlich alle eingeladen waren. Dieses zweite Studium brachte mir auch einen finanziellen Vorteil, ein Doktor Titel wurde in Rumänien  mit 300 Lei als Zulage zum Gehalt bezahlt, ein Wirtschaftsingenieur mit 70 % davon, also erhielt ich ab 1 Juli 1965 zusätzlich die 210 Lei zu meinem Gehalt .

Da ich ja immer mit den Ausländern für die Polistyrol Anlage gearbeitet habe, verlangte der Offizier der Sicherheit, ich solle zusammen mit meiner Frau mit den Ausländern Silvester feiern, damit diese nicht allein seien und die Sicherheit wollte ja auch wissen was diese über die politische Lage im Lande sowie andere Gespräche

wissen. Hier kann ich wirklich die Wahrheit sagen, ich war für diese Personen eigentlich ein „Schutzengel“ da die Staats – Sicherheit negative Gespräche, nie erfahren hat. Meine Berichte bezogen sich immer auf normale Gespräche sowie auch über positive Aussagen.

Am 8 März  des Jahres 1965  gab es wieder Wahlen für den Stadt Rat aus Onesti, ich wurde wieder gewählt, wieder für 4 Jahre bis 1969 diesmal zum letzten Mal, die Stadt bekam einen neuen Ersten Partei Sekretären, der sich andere Leute ausgesucht hat. Meine Aufgabe war die Wirtschaftsfragen im Kombinat zu unterstützen, dieses war ja mein Beruf, da ich als Organisationsleiter die rechte Hand vom General Direktor war. Was für mich als Vorteil galt, war für unsere Tochter Harriet und später auch für unseren Sohn Horst ein Nachteil. Wir sprachen ja zu Hause  Deutsch, die Kinder aber auf der Straße mit ihren Freunden nur rumänisch. Auch gab es in Onesti keine deutsche Schule, wie in Siebenbürgen wo in jeder Stadt und Dorf eine deutsch Volksschule mit 8 Klassen war, in Hermannstadt, Mediasch,  Schäßburg, Kronstadt sowie in Bukarest  und Temeschburg gab es und gibt es auch Heute noch, deutsche Gymnasien.

Auf Grund meiner Ausbildung als Chemiker und Wirtschafts- – Ingenieur, wurde ich vom Ministerium in eine Kommission berufen die im Herbst des Jahres 1965 alle große Chemie Einheiten zwecks Kontrolle und Zukunft Anleitungen zu besuchen. Im Sommer des Jahres 1966 habe ich mit meiner Frau eine Reise in die DDR gemacht. Den Pass hatten wir nach einer längeren Zeit und Erfüllung vieler Formalitäten erhalten. Die Kinder blieben bei den Großeltern  Meine Brief – Tausch – Partner, Familie  Obermüller aus Lassan sowie die Familie Wahl aus Leipzig hatten uns eingeladen .Der erste Besuch war in Lassan bei der Familie Obermüller, ein kleines Städtchen an der Penne, gegenüber die Halbinsel Usedom. Herr Obermüller ein Angestellter der Sparkasse hat uns nicht nur die nähere Umgebung die Halbinsel Usedom, mit den schönen Bädern bis Ahlbeck an der Polnischen Grenze gezeigt, mit ihm besuchten wir auch die Insel Rügen, waren auf Schloss Granitz wo Bissmark  die Verfassung geschrieben hat, haben in Bergen den Ernst Moritz Arndt Turm besichtigt, den Hafen in Saßnitz wo gerade das Fährschiff die Trelleborg ankam ,nachher  den Kreidefelsen. Wilfried Obermüller der Sohn der Familie war zu der Zeit noch am Gymnasium, mit Ihm bin ich auch Heute in Verbindung. (Nach der Wende  war er bis zu seiner Rente Bürgermeister in Ilsenburg)  Nachher fuhren wir nach Leipzig  zur Familie Wahl, Manfred war Eisenbahn Ingenieur mit Ihm besuchten wir die Internationale Gartenausstellung in Erfurt, und lernten natürlich Leipzig kennen, die Oper, das Völkerschlachtdenkmal das Stadion usw.

Die allgemeine Feststellung  war, die DDR hatte einen höheren Lebens- Standart  als wir in Rumänien. Die Rückreise haben wir so geplant, zuerst nach Dresden zu fahren, das Gepäck am Bahnhof lassen dann zum Zwinger und die schöne Gemäldegalerie und das Grüne Gewölbe sehen, wir blieben bis man uns wegen der Sperrstunde gegen Abend hinaus gebeten hat. Spät am Abend haben wir dann den Zug bestiegen der uns zurück nach Rumänien brachte.

Auch mit der Familie Wahl sind wir enge Freunde geworden, Sie haben uns in Rumänien besucht und wir  Sie wieder in der DDR, auch Heute besteht die Verbindung noch Bei meinem 80 Geburtstag waren Sie dabei.

Was den normalen Produktion – Ablauf in unserem Kombinat betrifft , hatte unser Kombinat oft Probleme mit der Raffinerie , die uns die Fraktionen  Propan ,, Butan und Benzol lieferte, (aber zum Erdöl Ministerium gehörte ) sowie auch mit dem Chemischen Kombinat, von wo wir die Salzlösung erhielten. ( Dieses Kombinat gehörte zwar zum Chemie Ministerium aber zur General Direktion für Anorganische Chemie, wir gehörten der General Direktion für  Organische Chemie. Alle diese 3 großen Einheiten waren auf derselben Industrie Plattform, jede jedoch mit eigener Führung und anderen Vorgesetzten, oft mussten Minister als Schlichter eintreten. Um dieses Problem zu lösen haben wir eine Dokumentation erstellt  und die Vorteile einer gemeinsamen Industrie Gruppe für Petrochemie geschildert. Der Aufwand war groß, hat auch viel Zeit in Anspruch genommen, aber er hatte sich auch gelohnt.

Durch Beschluss des Ministerrates wurde am 01 Mai 1969 die Industrie Gruppe für Petrochemie Onesti – Borzest gegründet. Wir waren in dieser Hinsicht die Vorreiter der Industrie Zentralen, die nachher in alle Ministerien entstanden sind. Nun werde ich kurz die Vorkommnisse des Jahres 1968 berichten, die Rumänien große Änderungen gebracht haben. In der Tschechoslowakei  hatte Dubcek versucht die Starrheit des kommunistischen System zu brechen, was dann zum Einmarsch der Russen geführt hat, Rumänien hat sich aus diesem Grunde den  Russen entgegen gesetzt, hatte Dubcek unterstützt, doch  dann die Grenze zu Russland sofort geschlossen, die Arbeiter in allen Fabriken wurden militarisiert  , und seine Politik nach dem Westen  orientiert . General Direktor Bunea (mein Studienkollege und guter Freund) hat mich und noch andere Kollegen detailliert informiert über die Sitzung beim Zentral Komitee der Partei (er war ja dort Mitglied). Rumänien hat ab diesem Datum an keinen Manövern des Ostblocks mehr teilgenommen. Als dieses einmal in Bulgarien war durfte nur ein Zug mit Russischem Militär durchs Land fahren, als er das Land verlassen hatte durfte der zweite einfahren. Es war die Angst dass eine Besetzung des Landes stattfinden könnte, da Rumänien ja keine Russische Besatzung mehr hatte. In seiner Politik hatte sich Rumänien dem Westen angeschlossen.  Neben Bukarest in Otopeni wurde ein Fortbildungszentrum für Führungskräfte gegründet, mit Fachkräften der Vereinten Nationen Leiter war Herr Pauli aus Genf. Zuerst wurden alle Minister und General Direktoren des Ministeriums und der großen Industrie Einheiten von Amerikaner dort geschult. Dann wurde beschlossen  Fachkräfte für die großen Industrie Einheiten auszubilden  damit die  nachher auch alles durchsetzen. Jedes Ministerium durfte 3 bis 5 Kandidaten schicken zu einem Test welches von den Amerikanern durchgeführt wurde. Ich wurde auch zu diesem Test geschickt , wir waren 65 Kandidaten für 20 Plätze, doch nur 16 haben den Test bestanden, ich konnte mich glücklich schätzen einer davon zu sein, um ausgebildet zu werden als Anallist für Organisation – Probleme und Führungs- – Methoden .

– FORTSETZUNG FOLGT –

Mein Leben in Rumänien – Kapitel 5


Aus dem Buch ” Mein Leben in Rumänien”

von Walter Graef,

herausgegeben von: R. G. Fischer INTERBOOKs

 –  Fünftes Kapitel –

Erste Arbeitsstätten in Neumarkt (Tirgu Mures) 1955 – 1956 und

Klein Kopisch (Copsa – Mica) 1956 – 1959 .

Meine erste Arbeitsstätte habe ich am 01 September 1955  in Neumarkt, im Unternehmen „Lazar Ödön“ das der lokalen Industrie angehörte  angetreten. In diesem Unternehmen gab es eine Glasfabrik, eine Seifenfabrik, eine Wurstfabrik sowie eine große Schneiderei. Ich sollte nun im technischen Büro für die ersten drei zuständig sein, für die Schneiderei war Herr Dipl. Ingenieur Weis zuständig. Nur der Weg vom Sitz der Firma zu diesen Einheiten wurde zu Fuß gemacht und dauerte Stunden, da diese im ganzen Stadtgebiet verstreut waren.

Der Chef Ingenieur  Ciuca hatte mir und meiner Frau, bei der Anstellung, eine Wohnung versprochen, diese haben wir aber nie erhalten. Im Parterre der Firma war ein Raum wo ab und zu eine Krankenschwester kam um das Personal zu untersuchen. Ein Tisch ein Stuhl ein Schrank und eine Holzpritsche waren das Inventar. In diesem Raum durfte ich mein Nachtlager einrichten, eine Decke auf die Pritsche legen und mit einer anderen Decke mich zudecken. Meine Frau hatte sich zur Zentrale der Firma bei der Sie arbeitete in Sächsisch Regen  auch nach Neumarkt versetzen lassen, in der Hoffnung bald haben wir eine Wohnung. In dieser Zeit wohnte Sie bei einer Freundin, Klara Öllerer, direkt am anderen Stadtende. So verbrachten wir den Tag jeder in seiner Firma, in einer Kantine trafen  wir uns zum Mittagessen, abends begleitete ich  Sie zu ihrer Freundin und ging  traurig zurück immer auf die Wohnung wartend die wir nie bekommen haben.  Wir freuten uns auf den Sonnabend, dann wurde nach Sächsisch Regen gefahren, zu ihren Eltern wo wir das Wochenende verbringen durften  Montag fuhren wir dann wieder Nach Neumarkt zurück. Der Leiter der Wurstfabrik Herr Agoston , ein älterer Herr beklagte sich eines Tages bei mir , er hätte Angst vor der nächsten Finanz -Kontrolle , da ihm  über 200 Kg Wurst laut Betriebsdaten des  Warenlagers fehlten, und er wisse nicht was er machen sollte, er  hätte ja nichts gestohlen, dieses glaubte ich ihm. Nun machte ich eine Aufstellung über die Lagerdauer der Wurst  von dem Tag der Herstellung, bis zum Auslieferungstag. Laut STAS (rumänische Norm) verliert die Wurst ja täglich  an Gewicht, da sie trocknet. Nun konnte ich dem Direktor anhand dieser Aufstellung, eine Berichtigung des Warenlagers vorschlagen, da dieses ja den gesetzlichen Normen entsprach. Und so hatte Agoston Batschi  (ungarisch Onkel) nun einen Überschuss an Wurst, und war sehr glücklich. Ich durfte nun jeden Samstag vor der Heimfahrt ihn besuchen und bekam eine Stange Wurst, zu der Zeit eine große Unterstützung in unserer jungen Ehe unsere Gehälter waren ja klein

Die Kontrollen in der Seifenfabrik und der Glasfabrik brachten keine Probleme. Die Planziffern wurden erfüllt. Die Arbeitskonditionen waren den Umständen entsprechend gut.

Im Frühjahr 1956 wurde eine Photopapierfabrik gegründet, ich wurde als Chemiker hin versetzt, ins Labor. Es wurde mit Photokarton aus dem Ausland gearbeitet, und es begannen nun Anstrengungen diesen auch in Rumänien herzustellen. Ich wurde beauftragt in der Papierfabrik aus Bacau dazu Versuche zu fahren, das nötige Titandioxid musste ich mitnehmen, um dem Karton die weiße Farbe und  auch Glanz zu geben. Es wurden einige Versuche gefahren, jedoch entsprach die Anlage nicht der nötigen Reinheit, für die Erzeugung von Photopapier.

Im Sommer 1956 wurde die Photopapierfabrik durch Beschluss des Ministerrates aus dem Unternehmen Lazar Ödön ausgegliedert und dem Chemie Ministerium angeschlossen, und gehörte nun den chemischen Fabriken aus Klein Kopisch. Beim Besuch des Direktors dieser Fabrik Herren Duma, sollte sich meine Situation ändern, uns wurde eine Wohnung in Klein Kopisch versprochen und ich wurde dienstlich versetzt, in demselben Unternehmen in einen anderen Ort. So kam ich zur Abteilung Formoxal, eine sehr komplexe Anlage, aus Holzkohle wurde Natriumformiat hergestellt, und aus dieser dann einerseits Ameisensäure, und Oxalsäure, beide sehr gesuchte Produkte .Hier arbeitete ich als Schichtleiter und hatte noch 2 Meister, die Chemiearbeiter sowie das Labor zu führen. Der Technologe des Betriebes ein älterer Herr , mit Strafwohnsitz in Mediasch, da er vorher der Eisernen Garde angehörte (Legionär war) war ein sehr gütiger Mensch, schon nach kurzer Zeit, nahm er mich eines Tages beiseite und sagte zu mir : Du Sachse wisse von mir, male nie den Teufel an die Wand, nimm dir nie Not Vorschuss , denke nie was wäre wenn ??? , wenn einmal etwas sein sollte, hast Du dann Zeit das Problem zu erkennen und eine Lösung zu finden. Dieses Gespräch hat mich für die Zukunft geprägt, und ich Danke ihm auch Heute noch für diesen Ratschlag, und würde diesen allen Leuten empfehlen .Ich habe viel sorgloser all die weiteren Jahre verbracht.

Mit viel Freude habe ich festgestellt, dass in derselben Anlage mein Schulkollege aus Mühlbach, der mit mir in der Prima und Sekunda  mein Freund war, Dieter Sigmund, auch als Schichtleiter arbeitete. Er ist eigentlich Schäßburger, sein Vater hat aber in der Zeit in Mühlbach gearbeitet. Nachher haben wir auch zusammen in Onesti im Kautschuk Kombinat  gearbeitet.

Eine Wohnung hatten wir bekommen, in der Kolonie der Fabrik, diese bestand aus einem Zimmer, die Küche Bad und Kammer zusammen mit einem anderen Ehepaar, Familie Pumnea, er arbeitete als Meister auch in derselben Anlage.

Meine Frau war jetzt nur noch Hausfrau, zum Glück waren die Beziehungen mit der Familie so gut, das die Frauen nach einiger Zeit übereinkamen, eine Woche kocht die eine, die andere macht den Abwasch, und nächste Woche wird gewechselt. Nie gab es Probleme unter uns.

Ende Januar 1957 ist meine Frau nach Hause nach Sächsisch Regen gefahren,  Sie wollte zu Hause entbinden, in Kopisch gab es kein Krankenhaus. Am 12 Februar 1957 ist unsere Tochter Harriet geboren, ich bin dann auch nach Sächsisch Regen gefahren, um Frau und Tochter zu besuchen, es war ein freudiges Ereignis für uns.

Über Kopisch muss noch gesagt werden, das hier im selben Unternehmen die Russfabrik ihren Sitz hatte, demzufolge der Ganze Ort immer voll Schmutz war. Der Russ wurde durch Verbrennung von Methangas hergestellt, doch die elektrischen Filter unterlagen der Stromschwankung, immer wieder wurde Russ in die Atmosphäre gelassen, der Wind sorgte dafür dass immer alles schwarz war. Wenn  dieser auf dem Menschen  landete, musste man diesen weg blasen, nicht abwischen, da dieser ölig war und man sich noch dreckiger machte. Auf die Gesundheit gab es keine Nachteile, im Gegenteil  er sorgte dafür das der Organismus durch die Kohle gereinigt wurde. Auch die Arbeit bei der Herstellung der Ameisen säuere gab keine gesundheitlichen Probleme, im Gegenteil man war nie erkältet.

Außer meiner Aktivität in der Fabrik, war ich auch als Lehrkraft in der Gewerbeschule  und der Technischen 2 jährigen Berufs – Schule tätig (für Absolventen nach dem Abitur ) Ich unterrichtete Apparate und Installationen in den chemischen Fabriken. Das Jahr 1957 brachte auf politischer Ebene einige Erleichterungen, die Volksdeutschen waren wieder gefragt, Mediasch  eine alte deutsche  Stadt  mit noch  vielen Deutschen bekam einen sehr Deutsch – freundlichen Parteisekretär, die Auflage zu der Zeit war, viele Deutsche in die Partei aufzunehmen, besonders  Akademiker und Arbeiter aus den Betrieben.

Eines Tages wurde ich zum Parteisekretären des Betriebes gerufen, dort war auch der Stadt Parteisekretär aus Mediasch zugegen, und mir wurde gesagt : Wir haben uns sehr mit deiner Herkunft beschäftigt auch haben wir die drei nötigen schriftlichen Befürwortungen für dich die ganze Akte für die Aufnahme  in die Partei ist fertig, es fehlt nur deine Unterschrift auf den Antrag.

Mit meiner Frau hatten wir schon darüber gesprochen, und Sie war dafür, da Sie wusste wie schwer es ihr Vater hatte als Deutscher in Bukarest und nachher in Ploesti zu leben, immer als nicht dazugehöriger zu sein. Ihm sagte man, lasse dich doch romanisiert und alles wird gut.

Nein zu sagen, hätte einem die ganze Zukunft vermasselt, also sagte ich Ja und habe den Antrag unterschrieben und war nun Parteimitglied der Arbeiterpartei, das war dann ihr Name. Meine eigene Einstellung dem Leben gegenüber habe ich nicht geändert, ich habe mir vorgenommen immer nur was Recht und Ordnung ist zu befolgen, nie einer Person zu schaden, wo es nur geht einem anderen zu  helfen. Diesem Gelübde bin ich in meinem ganzen Leben treu geblieben. Über eine oder andere Situation die diesem Entschluss dagegen gekommen wäre, werde ich noch berichten.

Die Arbeit in der Fabrik war nicht leicht, 6 Tage erste Schicht von 6 – 14 Uhr, 6 Tage 2 Schicht von 14 – 22 Uhr, dann 6 Tage Nachtschicht von 22 – 6 Uhr morgens und dann endlich 3 Tage frei ..

So verging das Jahr 1957. Unsere Tochter Harriet wurde auch von der Familie Pumnea sehr geliebt. Im Herbst 1958 wurde ich zum Studiendirektor der Technischen Schule ernannt, diese war dem Werk angeschlossen und unterstand dem Chemieministerium. Nun hatte ich es leichter, keine Nachtschichten mehr, mehr Freizeit. Ich  habe  Verfahrenstechnik in der chemischen Industrie unterrichtet, die Schüler waren alle sehr Lernbegierig, da sie wussten das sie einen guten Beruf erlernen und einen sicheren Arbeitsplatz haben werden.

Im Frühjahr 1959 bekam ich einen Besuch, von meinem Studienkollegen Petru Bunea. Er hatte im chemischen Kombinat in Ucea gearbeitet und wurde nach Onesti versetzt, da sollte das größte chemische Kombinat entstehen. Vom General Direktor  wurde er beauftragt Kollegen zu finden die auch nach Onesti wollen, die Versetzung wird durch Befehl des Ministers gemacht, und Wohnungen werden alle bekommen da diese jetzt schon für die kommenden gebaut werden. Er hat auch meine Frau überzeugt, dem Umzug zuzustimmen, da dort das größte und modernste Werk entsteht. Ich habe zugestimmt konnte   jedoch erst nach Abschluss des Schuljahres  nach Onesti vorher konnte ich nicht weg. .

Die Würfel waren nun gefallen, mit Datum 30,06 1959 wurde ich vom Chemie  Minister nach Onesti zum Kombinat für Synthetischem Kautschuk versetzt.

Bevor ich nun im nächsten Kapitel über meine Tätigkeiten in der Moldau berichten werde, möchte ich eine  Stellungnahme  zu Siebenbürgen machen. Siebenbürgen wurde am ersten Dezember 1919 nach dem ersten Weltkrieg und die Zerschlagung von Österreich – Ungaren an Rumänien angeschlossen. Unsere Eltern wurden per Gesetz nun rumänische Staatsbürger. In Rumänien wurde aber immer, und das auch Heute ein Unterschied zwischen Staatsangehörigkeit und Nationalität, also Volkszugehörigkeit gemacht. Im Personalausweis stand Staatsangehörigkeit (Cetatenie) Rumänien, Volkszugehörigkeit (Nationalitate) Deutscher. Auch Heute leben noch Volksdeutsche in Rumänien, es gab immer Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, natürlich auch für die Ungaren welche die größte Minderheit sind. Heute leben noch 1,7 Millionen Ungaren in Rumänien, alle rumänische Staatsbürger, aber mit einer eigenen Ungarischen Partei, die auch Heute Mitglied in der Regierung ist. In Rumänien gab und gibt es auch Heute zwei Staatstheater in deutscher Sprache in Temeschburg und Hermannstadt. In Hermannstadt mit ca. 200.000 Einwohnern davon ca. 1500 Deutsche , ist der Oberbürgermeister Klaus Johannis mit 78 % , zum vierten Mal wieder gewählt  Es gibt auch Heute das Forum der Volksdeutschen in Rumänien  mit einem Vertreter im Parlament.

Die kommunistische Führung war immer bestrebt die Proportion der Minderheiten in allen Organen zu respektieren. Die Zusammensetzung des Parlamentes, entsprach genau diesen Anforderungen. Es wurde von der Führung bestimmt wie viel % der Parlamentarier sollen Arbeiter ,Bauern, Intellektuelle, Rumänen, Ungaren, Deutsche, Frauen, Männer, sowie die % der Altersgruppen sein. So wurde zum Beispiel  für den Wahlkreis Mediasch vorgesehen, eine Frau, Intellektuelle, ca. 30-35 Jahre alt und Deutsche zu wählen. Diese wurde nun gesucht und dann offiziell vorgeschlagen. Egal wie viele gute Kandidaten es vielleicht gäbe, der Kandidat musste in das vorgegebene Raster passen, dann wurde dieser auch sicher gewählt, es gab ja keinen anderen Kandidaten.

Die Parlamentarier hatten nichts zu sagen, wenn einer bestimmt wurde das Wort zu einem Thema zu ergreifen , musste der Text zuerst von der Partei gebilligt werden und musste die Errungenschaften des Betriebes hervorheben sowie die gute Führung der Partei.

Die Macht der Parteiführung war sehr groß, der erste Parteisekretär, egal im Betrieb, in der Stadt , in der Region und natürlich im Land hatte die Macht und das Sagen , alle mussten sich diesen Beschlüssen unterordnen. Mann kann ruhig behaupten, ihre Macht entsprach dem einen Diktator, alle mussten sich unterordnen, das letzte Wort hatte immer die Partei.

– FORTSETZUNG FOLGT –

Das Kränzchen


– Das Kränzchen –

 

Die meisten Mühlbacher kennen diesen Begriff. Ich möchte ihn aber trotz allem, und vor allen Dingen für die Jüngere Generation, erläutern.

Nach dem der alte Brauch mit den Nachbarschaften im laufe der Zeit in Mühlbach abgenommen hatte bis zum völligen Verschwinden, kam langsam, schon in früher Zeit eine neue Form des Zusammenseins in Mode, das Kränzchen. (oder der Kranz)

Was war das?  So ähnlich wie in der Nachbarschaft war das eine Gemeinschaft von Freunden und befreundeten Bürgern, die sich verbunden fühlten und gut miteinander auskamen. Ich  sage so ähnlich wie die Nachbarschaften weil in diesen alle Mitglieder auch gewisse Pflichten und  selbstverständlich  auch Rechte hatten. Dass war im Kränzchen nicht gerade so streng gehalten worden. Die Mitgliedschaft im Kränzchen war nicht Wohnortsbedingt wie in der Nachbarschaft, es herrschten auch keine festgeschriebenen Regeln. Selbstverständlich half man sich auch da gegenseitig aber es war kein muss. Das Verhältnis miteinender beschränkte sich auf gemeinsames Feiern, manchmal auf gemeinsame Freizeitgestaltung und auf gegenseitige Besuche, um einfach zu Plaudern, oder einen schönen Tag oder Abend gemeinsam zu verbringen.

Die Kränzchen waren nach Altersgruppen gegliedert, jüngere oder ältere Generationen.

Ich kann mich erinnern dass meine Eltern in das Kränzchen aus der Caribagasse gingen.

Das Kränzchen kam immer zu Feiertagen, oder an den Wochenenden zusammen. Es wurde immer auch Silvester zusammen gefeiert, desgleichen Geburtstage oder einfach so ohne Begründung. Im Sommer war das einfach, man stellte ein paar Tische und Stühle in den Hof und alles war in bester Ordnung. Zu Ostern natürlich gingen die Männer Ihre Frauen gegenseitig „Bespritzen“, was auch bei den Kindern gemacht wurde, die Buben gingen die Mädchen des Kränzchens bespritzen.

Man ging im Sommer manchmal auch gemeinsam in die Hundserlen baden. Jeder Brachte etwas zum Grillen für das „ Holzfleisch“ mit, des gleichen Getränke die im Bach kühl gehalten wurden. Alle genossen einen schönen gemeinsamen Tag mit essen und trinken, mit Geplauder und baden.

Wen eine Feier anstand so wie Silvester oder Fasching wurde der Wein immer von einem Bauern gekauft so das nur eine Sorte da war, dasselbe mit dem Schnaps.

Ein Traditions- Essen zu Silvester war die geräucherte Bratwurst in Krautsuppe (sächsisch Gech) gekocht. Natürlich neben anderen Gerichten so wie Sauerkrautwickel (rum. Sarmale).

Die Mitglieder des Kränzchens gingen mit der Generation immer mit so dass sie immer beisammen blieben von der Jugend bis ins Alter.

Heditante Kranz  1957 NEU

Frauen – Kränzchen 1957

Heditante Kranz 1957 NEU 2

Frauen – Kränzchen 1957

Beitrag  geschrieben von: Horst Theil 

Bilder : Manfred Ziegler

Radu Stanca


Radu Stanca

 radu-stanca

(05.03.1920 – 26.12.1962)

Radu Stanca war ein Dramaturg, Dichter und Regisseur am rumänischen Theater.

 

Stanca

Das Geburtshaus in Mühlbach vor dem Abriss.

 

Radu Stanca wurde am 5 März 1920 in Mühlbach geboren.

Seine Familie war bekannt für ihre Traditionen im Bereich des kulturellen und intellektuellen Lebens.

Die Mutter war eine entfernte Verwandte des bekannten Titu Maiorescu, sein Vater beschäftigte sich auch literarisch, so wie sein älterer Bruder Hotia, dessen Einfluss auf seinen späteren Lebenslauf  als Dichter, von großer Bedeutung war.

Im Jahre 1922 siedelte die Familie nach Klausenburg um. Da besuchte er das Gymnasium „ Gh. Barit“, wo er auch 1938 seinen Abschluss machte.
Schon von der Schulbank an veröffentlichte er sein erstes Gedicht auf der Literarischen Seite der Klausenburger Zeitung „Natiunea Romana“, im Jahre 1935.

Nach dem Gymnasium besuchte er die Fakultät “ Facultatea de Litere si Filosofie” aus Klausenburg und nachher in Hermannstadt, wo er seine Lizenz im Jahre 1942 absolvierte.

Im Jahre 1943 wird er zum Assistenten des Katheders der Philosophie und Kultur, geleitet von Lucian Blaga, ernannt.

Dieses Amt belegte er aber nur ein Jahr weil die Universität ihren Sitz wieder nach Klausenburg verlegte, er aber weiter in Hermannstadt verblieb.
Er war ein sehr aktives Mitglied des „ Literarischen Kreises“ zusammen mit: Augustin Doinas, Ion Negoitescu, Cornel Regman, Nicolae Balota, Eugen Todoran, O. Cotrus, und war in enger Zusammenarbeit mit der Zeitschrift des „ Cercul Literar“.

Seine Zusammenarbeit war auch sehr umfangreich an: „ Gand Romanesc“, “Kalende“ so wie „Claviaturi“.

Um diese Zeit war schon seine spätere unheilbare Krankheit erkennbar. Er scharte um sich schon um diese Zeit eine kleine Truppe aus Amateurschauspielern gebildet.

Das Hermannstädter Theater wurde 1948 zum Staatstheater ernannt, und er wurde zum ersten Regisseur an diesem Theater. Diese Tätigkeit führte er über zehn Jahre, bis er im Herbst 1961 als Erster Regisseur am Nationaltheater in Klausenburg ernannt wurde.

Radu Stanca stirbt an einer schweren Lungenerkrankung, am 26 Dezember 1962 in Klausenburg.

Veröffentlichungen:

Versuri, Bucuresti, E.P.L. 1966;
Poezii, Bucuresti, Verlag Albatros, 1973, (colectia „Cele mai frumoase poezii);
Versuri, Cluj-Napoca, Verlag Dacia, 1980.

Corydon veröffentlicht in der Zeitschrift „Kalende, nr. 10-11 din 1943. Buffalo Bill in der Zeitschrift „Vremea, Nr. 705 din 1943. Nocturna in der Zeitschrift „Vremea, vom 16 Januar 1944. Lamentatia Ioanei d’Arc pe rug In der Zeitschrift „Revista Cercului literar, nr. 1,  1945.
Symposion in der Zeitschrift „Astra, nr. 5  1966.
Beitrag übersetzt und zusammengestellt von: Horst Theil