Erinnerung an die Lehrbuben- Jahre (Teil II)


Diese Berufsschule bildete die verschiedensten Berufe der Zentrale der Handwerkergenossenschaften  für ganz Rumänien aus. So die Berufe: Elektriker, Schuster, Herren und Damenfriseure, Goldschmiede und Spengler.

Die Klasse der Friseure war überwiegend mit dem Weiblichen Geschlecht belegt. Die Mädels hatten natürlich ihren eigenen Schlafsaal und den eigenen Raum für Spinde so wie Badezimmer.

Das Schultor war durch  Pförtner gesichert die im Schichtbetrieb rund um die Uhr gegenwärtig waren. Dasselbe galt auch für die Pädagogen (Erzieher) vormittags und nachmittags je zwei, in der Nachtschicht nur einer der auch ein Schlafzimmer zur Verfügung hatte.  Über den Unterricht und Schulablauf muss ich nicht extra erzählen, den der war wie in jeder Schule in der Kommunistischen Ära.  Der Tagesablauf der Internatschüler war in dieser Schule, da sie spezielle Bedingungen bot, ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wie schon erwähnt begann der Tag mit dem Aufwecken, es folgte die morgendliche Körperertüchtigung (Înviorare) dann folgte die Morgentoilette und schließlich im Hof das in Rei` und Glied aufstellen um abzuwarten bis einem die Reihe kam das Frühstück einzunehmen, dass zwischen 7:00 Uhr und 7:45 Uhr begrenzt war. Und das bei egal welchem Wetter. Der Unterricht begann um 8:00 Uhr. Das Mittagessen Begann um 12:00 Uhr und lief nach demselben Schema ab. Danach um 13:00 Uhr noch zwei drei Stunden Unterricht. Nach beenden des Unterrichtes folgte zwei Stunden lang Hausaufgaben machen (meditatie). Nach dem auch das erledigt war hatten alle Freizeit zur freien Verfügung die wiederum zum Wäschewaschen per Hand im Badezimmer geschehen musste. Wäschereitdienst gab es nur für die Bettwäsche die jede Woche gewechselt werden musste. Wer nicht waschen musste oder Schuh putzen, der verbrachte die Freizeit im Hof mit Fußball, oder in kleinen Gruppen auf den Bänken im Hof mit Gesprächen bis es wieder hieß aufstellen für das Abendbrot das von 17 bis 18 Uhr ausgegeben wurde.

Nach dem Abendbrot verbrachten noch einige ein wenig Zeit im Hof oder im Keller jeder bei seinem Schrank um etwas zu ordnen oder einfach so weil das die die einzige Stelle war die einem persönliche Verbundenheit gewährte.

Da in dem Riesigen Kellergewölbe verbrachten alle die kurze Zeit bis zur Bettruhe die um 21:00 Uhr mit dem Ausknipsen des Lichtes eingeleitet wurde.

Im Keller wurde auch heimlich geraucht, was meistens zur Ausgangssperre für den nächsten Sonntag führte. Die Zigarettenkippen schoben wir unter den Schrank als Reserve. Wenn kein Geld mehr da war, holte man diese hervor und drehte aus deren Resttabak mit Zeitung eine Riesenzigarette, die dann wie eine Friedenspfeife die Runde machte.

Auf dieser Schule bahnten sich auch die ersten Liebeleien an. Wir hatten ja eine ganze Klasse Mädchen bei den Friseuren. Die Pädagogen versuchten ja immer so etwas zu unterbinden, aber bekanntlich hat ja die Liebe keine Grenzen und der Erfindungsgeist war schon immer groß wen es darum ging etwas Verbotenes trotz allen Hindernissen zu machen. Man traf sich auf dem Hof in unübersichtlichen Ecken, man tauschte Liebesbriefe über geheim vereinbarten Stellen wo man den versteckte und nur der Andere wusste und diesen an der Stelle fand.

Das beste und schönste war wen man sich nach Langersehnten Tagen, an einem Sonntag, wen beide Ausgang hatten, in der Stadt traf um gemeinsam ins Kino zu gehen. Da war es perfekt. Man war anonym, und es war dunkel. Da konnte man Händchen halten, sich küssen und ein bisschen Zärtlichkeiten austauschen, eben so gut es ging.

Das waren auch die einzigen Annehmlichkeiten  die einem hier zur Verfügung standen. Da es Herbst war, wurden wir auch in dieser Schule, so wie in allen aus Rumänien dieser Zeit, zur „Freiwilligen Arbeit“ auf die Felder rund um Arad gefahren.Das war bitter für die Internatsschüler, den danach musste die versaute Kleidung und Schuhe wieder auf Hochglanz gebracht werden, da man hier nicht Daheim war und keine Ersatz Kleidung für Arbeit hatte.

Des weiteren war das Essen in der Internatskantine so berechnet das minimale kosten für den Staat entstanden. Dem entsprechend war auch die Menge aber besonders die Qualität die darunter zu leiden hatte. Mit der Zeit kannten wir die Köchinnen gut. Eine davon, eine dicke Banater Schwäbin hatte mich ins Herz geschlossen und so bekam ich manchmal einen Teller Spiegeleier oder anderes beim Abendessen übrig gebliebenes, das ich dann mit den Kollegen aus Mühlbach Abends im Keller teilte. Die Pakete die jeder ab und zu von Daheim bekam wurden auch unter allen Mühlbachern redlich geteilt und da nie alle gleichzeitig kamen hatten wir immer ein bisschen Reserve an zusätzlichem Essen.

Nach diesen Zeilen können sie sich ein grobes Bild von den Bedingungen und dem Alltag in der Berufsschule die ich besuchte machen. Unser Glück war das wir jedes der drei Jahre nur jeweils für drei Monate hierher mussten. Den Rest des Jahres mussten wir bei der UNIREA arbeiten, das so genannte Praktikum.

Am Ende des dritten Jahres hatten wir die Abschlussprüfung, die ich dann auch bestand.

Die Diplome wurden uns ausgehändigt.

Nun hatte ich die Ausbildung zum : „Elektriker für industrielle und private Elektroinstallationen“ in der Hand. Die Reise konnte als Geselle nach Hause in ein privates Leben beginnen.

 

Horst Theil

 

 

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