Der kleine Laden in der Nördlichen Vorstadt.


In diesem Beitrag möchte ich ihnen eine weitere Stätte der Begegnung aus der Vorstadt in Erinnerung bringen. Es handelt sich um das kleine Geschäft (Laden) an der Kreuzung gegenüber des Wirtshauses das ich in einem anderen Beitrag beschrieben habe. Es war das Eckhaus Mühlgasse – Quergasse. Ein für die Vorstadt imposanter Bau und lange Zeit so ziemlich das Einzige zweigeschossige Gebäude.

Auf der Seite zur Quergasse befanden sich zwei Ladenlokale. Über das Linke Lokal kann ich nur soviel sagen, dass nach der Erweiterung der Lederfabrik und Abriss der Fleischverarbeitung  (ehemals Haffner), ein Teil der Wurst und Mici- Produktion, dahin verlegt wurde. Die Vorgeschichte dieses Ladens ist mir nicht bekannt. Das Rechte Lokal um das es hier geht war in der Zeit meiner Kindheit und Jugend ein Lebensmittel Geschäft. Das Erscheinungsbild war so wie es im vorigen Jahrhundert typisch war, mit zentralem Eingang, links und rechts mit je einer Auslage (Schaufenster), alles mit schöner und kunstvoll gearbeiteter Holzverleidung. Alles, Schaufenster samt Türe waren mit soliden Blechrollos gesichert. Diese wurden von außen mit einem Haken an einer Holzstange jeden Morgen und Abend von Hand geöffnet oder geschlossen. Das verursachte ein typisches Geräusch das weit zu hören war, an das ich mich noch gut erinnere.

Nach dem Betreten des Geschäftes war zur Rechten die kleine Ladentheke und dahinter die Ladenregale in der Mitte dieser war ein Abteil mit Fleischhaken an denen meistens nur Wurstwaren oder Speck hangen. Die Seitlichen Abteile waren mit allerhand Waren die verpackt waren aber auch Zellophan, Kneule mit Bindfaden und Kleinkram den die Hausfrauen dieser Zeit so brauchten. Die Theke war nur mit einer Lebensmittelwaage (Marke „Balanta Sibiu) ausgestattet. Registrierkasse gab es keine. Neben der Waage befand sich ein großer Notizblock oder ein Stapel loser Papierblätter auf dem die abgewogene Ware notiert wurde und der Preis daneben. Dann war auf dem einen Theken Ende ein Stapel Packpapier und einer mit Fettpapier (Butterbrotpapier). Vor diesen waren große Blechbüchsen mit verschiedenen Sorten Bonbons und Kartons mit „Napolitane“, „Eugenia“ und verschiedenen Waffeln.

Am anderen Thekenende waren drei große Holzbretter. Darauf standen folgende Waren in Würfelform von 40×40 cm: Schweinefett, Margarine und Marmelade. Diese Waren wurden auch abgewogen und in Papier verpackt verkauft. Die Nahrungsmittel Reis, Grieß, Mehl, Kukuruzmehl, Salz und Zucker wurden in Jutesäcken a 50 Kg angeliefert und dem entsprechend auch abgewogen verkauft. Das gleiche galt auch für das Speiseöl das in 100 Literfässern angeliefert wurde. Diese Waren in Säcken und Fässern standen auf der Linken Seite des Geschäftes da stand auch eine Sackwaage und ein aus Blech bestehender Behälter mit der Handpumpe für Öl und einem geeichten Liter Maß für das Öl.

Alles in allem konnte man hier fast alles kaufen was man so an Nahrungsmittel zum täglichen Leben brauchte, außer Fleisch das man in der Fleischbank (Metzgerladen) holen musste. Ich erinnere mich als ich Kind und Jugendlicher war, das meine Mutter oder meine Oma immer ein paar Tage vor dem Zahltag „wen das Geld kam“, in einem Plick (Briefumschlag) und nicht wie heute auf ein Konto, einen Langen Einkaufszettel für den Monatseinkauf schrieb.

Wen das Geld da war wurde der hölzerne Handwagen hervorgeholt und bewaffnet mit „Ölflaschen mit Korkstopfen“, und Leinensäckchen für Reis, Grieß, Mehl, Kukuruzmehl und Zucker ging es dann zum Monatseinkauf „zum Trif“, so hieß der Verkäufer in diesem Geschäft, nachher war es eine Frau mit Namen Floare. Wir sehen also das um die Zeit sehr wenig Müll anfiel da fast alle Behältnisse der Lebensmittel wieder verwendbar waren, und dass über einen längeren Zeitraum.

Ich sagte am Anfang dieser Zeilen dass das Geschäft, wie viele andere auch in Mühlbach, auch eine Stätte der Begegnung war aus dem Grund da man häufig warten musste bis man an der Reihe war, und so lange Zeit mit Nachbarn und Bekannten in der Schlange stand und tratschte. Das Warten war eine Normalität um diese Zeit wenn man in betracht zieht das die Waren abgewogen, aufgeschrieben und dann die Endsumme mit Bleistift und Papier ausgerechnet werden musste.

Hier beim Schlange stehen erfuhr man die letzten Neuigkeiten, wer gestorben war, wer ein Kind bekommen hatte, was wann und wo zu bekommen war und vieles mehr. Da es um diese Zeit kein gutes Nachrichtensystem wie heute gab, war der Großeinkauf immer eine gute Gelegenheit dazu um alles was neu in der Stadt war zu erfahren.

In Deutschland würde man sagen das dieses Geschäft so etwas wie ein „Tante Emmaladen“ war. Es ist schade dass diese Geschäfte weniger werden und je nach Ort ganz verschwunden sind. Die waren noch etwas Persönliches wo der Betreiber noch fast jeden Kunden kannte und auch immer ein Dialog stattfand. Was heutzutage in den Supermärkten und Selbstbedienungsläden nicht mehr der Fall ist.

Ich hoffe das ich der Generation meines Alters und der davor mit diesen Zeilen eine Erinnerung geweckt habe, und der jüngeren etwas vermittelt zu haben was der Vergangenheit, auch von Mühlbach, angehört.

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 Position des Gebäudes (Foto Google)

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 Das Gebäude (heute)

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 Das Gebäude mit den zwei Geschäften (heute)

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  Beispielbild aus Deutschland der 30- er Jahre. Da wurde auch mit Papier und Bleistift gerechnet.

Typischer „Tante Emmaladen“

Horst Theil

Foto by : Google; Florin Muntean

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