Franz Binder


Franz-Binder

Franz Binder Geboren 1824 in Mühlbach (Siebenbürgen), gestorben 1875 Burgberg.

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Fresken am “ Binder – Haus“ in Mühlbach

Der Apothekersohn wurde in Hermannstadt zum Pharmazeuten ausgebildet. Er übte den Beruf aber nur kurze Zeit aus und wandte sich dem Handelsstand zu.
Durch missliche Geschäftsverhältnisse veranlasst, verließ er 1849 seine Heimat, um über Konstantinopel, Zypern, Syrien und Mesopotamien nach Ägypten zu reisen. In Alexandria wartete er vergeblich auf eine versprochene Apothekerstelle im Dienst der ägyptischen Regierung und schlug sich als Händler durch. 1852 erhielt er durch die Vermittlung Theodor von Heuglins eine Anstellung bei der in Alexandria ansässigen Handelsgesellschaft Landauer & Co. In ihrem Auftrag begab er sich mehrmals nach Khartum. Er begleitete die österreichischen Missionsexpeditionen unter Ignaz Knoblecher (1853) und Franz Morlang (1855). Zwischen 1852 und 1858 bereiste Binder weite Gebiete des Sudans zwischen Kordofan und Abessinien und handelte vornehmlich mit Elfenbein und Gummi arabicum. 1855 heiratete er eine Frau aus dem Stamm der Beni Shanqul.
Nach dem Tod seines Freundes, des französischen Sklavenhändlers Alphonse de Malzac, erwarb er 1860 dessen im Westen des Weißen Nils gelegene Besitzung in Rumbek. Zur Übernahme des Besitzes musste er sich erstmalig selbst an den Weißen Nil begeben. Den in Rumbek ansässigen Leuten stellte er sich als der neue Besitzer der Station vor und gab

an, der Bruder Malzacs zu sein.

Den 23. in der Früh kamen mehrere Häuptlinge zwei Tagesreisen weit her, um mit mir den Tod meines verstorbenen Bruders (den ich für Malzac ausgab) zu beweinen. Ich ließ 10 Ochsen und 50 Schafe schlachten, gab ihnen hinreichende Mengen von Durra; dann ging das Tanzen, Springen und Schreien unter Begleitung der großen Trommel und anderer Instrumente an, und dauerte drei Tage; den 26. endlich mussten wir mit den Waffen in den Händen sie vertreiben, indem mit Gutem nichts auszurichten war. “
Die großen und meist gut bewaffneten Truppen der Sklaven- und Elfenbeinhändler waren ein wichtiger politischer Machtfaktor in weiten Gebieten des Südsudans, was auch Binder als „Herr der Zeriba“ Rumbek erlebte, als er nun Hals über Kopf in Stammeskriege gezogen wurde. Nach dem Sieg seiner Verbündeten, die er mit seiner „Privatarmee“ entscheidend unterstützt hatte, drang er auf zwei Handels- und Jagdexkursionen in südwestlicher Richtung ins unbekannte Gebiet der Jur vor. Die erste dieser Reisen erbrachte etwa 100 Zentner Elfenbein. Binders Tätigkeit als großer Handelsunternehmer fand aber bald ein Ende. 1861 vernichtete ein Brand 35 der 70 Häuser seiner Handelsstation, er selbst, erkrankte an Dysenterie und verließ 1862 Afrika, um sich nach

 Wien in ärztliche Pflege zu begeben.


Ein halbes Jahr später kehrte er geheilt in den Sudan zurück, bewarb sich um den Konsulatsposten in Khartum und wurde mit der provisorischen Führung der Amtsgeschäfte betraut. Erneut von heftigem Fieber befallen, suchte er im Juni 1863 um seine Enthebung vom diplomatischen Dienst an und verließ, nach Veräußerung all seiner Geschäfte und Besitzungen, im Oktober 1863 endgültig Afrika. Er kehrte in seine Heimatstadt Mühlbach zurück, wo er seinen Lebensabend verbrachte. 1875 wurde er in der Familiengruft in Burgberg beigesetzt, für die er selbst die Inschrift angefertigt hatte: 


„Ich sah des Heilands Grab, den Nil,
Bis Khartum noch der Wunder viel,
Dort winkte ehernem Fleiß das Glück,
Doch zog’s zur Heimat mich zurück,
Hier fand ich Rast für meinen Stab,
Heim, Gattin, Kinder und dies Grab“

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Ruhestätte des Franz Binder in Burgberg (Vurpar) 2013

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Die Decke im Inneren der Gruft. 2013

Wissenschaftlich gesehen waren seine Angaben nur sehr dürftig, seine Pflanzensammlung wurde von Theodor Kotschy beschrieben. Die ethnographische Sammlung (550 Objekte) vermachte er größtenteils dem „Siebenbürgischen Verein für Naturwissenschaften“.

Beitrag zusammengestellt von: Horst Theil

Bilder: Frau Cornelia Guju und FB. Gruppe Mühlbach – Sebes

 Quelle: Kulturabteilung des Amtes der Burgenländischen Landesregierung, Eisenstadt

Und nun ein weiterer Beitrag über  Franz Binder:

Franz Binder 

Reisen und Erlebnisse eines Siebenbürger Sachsen

in der Mitte 19-ten Jahrhundert im Orient und in Afrika.

Wie kurz erscheint das Leben eines Menschen von nur 55 Jahren, doch welche Länge  bedeutet dieser Zeitraum für das Nichtmehrsein eines Mannes, den wir nicht gekannt, dessen Spuren aber, weil diese so schöpferisch waren noch heute nicht verweht sind, vielmehr nachhaltig und beispielhaft auf uns einwirken.

Altmeister Goethe sagt in einem seiner Sprüche:

„Die Stärke, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht:

Nach hundert Jahren klingt sein Wort und seine Tat dem Enkel wieder“

Diese Worte gelten auch für das Lebenswerk von Franz Binder.

Franz Binder entstammte einer alten Mühlbacher Patriziererfamilie. Sein Vater war Apotheker, seine Vorfahren Stadtsenatoren und Stuhlrichter in Mühlbach. Er besuchte die Schule in Mühlbach und studierte nachher Pharmazie in Hermannstadt und übte diese in Kronstadt aus. Doch sein unruhiger Wandertrieb kam bald zum Durchbruch, er reiste nach Rumänien und lies sich in Ploesti als Handelsmann nieder. Doch missliche Geschäftsverhältnisse veranlassten ihn weiter zu reisen, über Braila und Galati kam er nach Konstantinopel ohne einen bestimmten Zweck.

Doch nicht einmal die ewig schöne Stadt am Bosporus, die Wunderstadt der Moscheen und prachtvollen Minaretts vermochte ihn da festzuhalten. In ihm erwachte der Wunsch, seinen älteren Halbbruder Samuel Mauksch aus Mühlbach in Bagdad zu besuchen. Sein Weg führte ihn über Palästina und Jerusalem wobei er meist die Gastfreundschaft der Klöster in Anspruch nahm. Über Beirut gelang er endlich nach Bagdad, doch seinen Halbbruder traf er nicht, dieser war nach Ostindien unterwegs wo er seither als verschollen galt. Mit einer Karawane trat er die Rückreise nach Aleppo an, wo er durch Vermittlung  des amerikanischen Konsuls eine Freikarte nach Alexandrien erhielt. Hier hoffte er ein Fortkommen in Ägypten als Apotheker zu finden. Hier machte er ein neues Apotheker –Examen, erhielt ein französisches Diplom aber leider keine Anstellung.

Hier kam ihm zugute seine praktische Anstelligkeit und Vielseitigkeit, so dass er bald als Zeichner, und Arbeiter, als Zuckerbäcker, oder Metzger sowie auch als Bierbrauer tätig war. Es gelang ihm Dr. Heuglin der zum Kanzler des k.u.k. österreichischen Konsulates in Chartum ernannt worden war, sich anzuschließen. Mit Dr. Heuglin besuchte er die Altertümer von Karnak, und Luxor, kehrte aber nach Kairo zurück wo er eine Anstellung bei einer Handelsvertretung an den Weißen Nil erhielt. Nach einer Reise von 4 Wochen traf Binder am 28 November 1852 in Chartum ein, die bedeutenste Handelsstadt Afrikas,  sein zukünftiger Ort, langjähriger anstrengender Handelstätigkeit.

Von Chartum, diesem bunten Handelsknotenpunkt aus, unternahm Binder, nachdem er noch zwei Missionen nach Chartum geleitet hatte, wiederholt an Gefahren reiche Handels und Geschäftsreisen, und konnte in kurzer Zeit ein ansehnliches Vermögen erwerben.

Während der Abwesenheit des Konsuls Dr. Natterer hat er im Jahre 1857 das Konsulat geleitet.

Ein Freund Binders, der Franzose Alphons de Malzac starb, diesem hatte er auf dem Totenbette versprochen seine Beisetzung im Gebiet des weißen Nils, sowie seiner Tochter, die er getauft hatte anzunehmen. Binder hat diesen Besitz für 2500 Taler erstanden und fuhr nun mit drei Schiffen vom 15.11. bis zum 9 Dez. 1860 zu dem Ausladeplatz des Schiffes und am 22 Dezember konnte er seinen Besitz erreichen. Auf all diesen Reisen beschäftigte sich Binder nicht nur mit dem Handel, sondern auch mit dem sammeln von vielen ethnografischen Gegenständen, sowie auch viele Pflanzen von denen einige gar nicht bekannt waren. Unter großen Schwierigkeiten konnte er alle Probleme lösen, auch eine Krankheit die er sich durch die vielen Märsche durch sumpfiges Gelände, konnte er überstehen. Am 2 Juni 1861 trat er die Rückreise nach Chartum an. Hier angekommen befiel ihm eine so heftige Dyssenterie das er den Tod nahe glaubte. Um sein erworbenes Vermögen zu retten rief er seinen Bruder Eduard Binder der Apotheker in Wien war nach Ägypten. Binder wurde von Dr. Ori geheilt und konnte seinen Bruder in Kairo treffen. Die Freude des Widersehns nach 20 Jahren läst sich nicht in Worte kleiden.

Am 9 Mai 1862 schifften sie sich in Alexandria zur Heimkehr ein und erreichten am 24 Mai in Triest österreichischen Boden. Es folgte ein kurzer Aufenthalt in Wien, wobei Binder von Kaiser Franz Josef in Audienz empfangen wurde, und mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet wurde.

Von Wien aus traf nun Binder in seiner Heimatstadt Mühlbach ein, von allen freudig begrüßt. ER trug die arabische Tracht und war von seinem Diener dem Nubier Drüs Abdallah begleitet.

Im Juli 1862 besuchte er Hermannstadt und Mediasch, dort die Tagung des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde, erzählte seine Reiseerlebnisse  und schenkte seine reiche Sammlung ethnographischer Gegenstände dem Hermannstädter Verein.

Nach seiner Rückkehr aus Afrika in seine Vaterstadt Mühlbach heiratete er Henriette Geb. Teutsch aus Schäßburg. In Mühlbach erstand er am Marktplatz ein großes Haus das auch heute noch mit den 3 Marmortafeln  geschmückt ist. In Borbereck und Unterwinzendorf kaufte er von adligen Grundbesitzern größere Grundkomplexe, und war nun rastlos als Landwirt tätig.

Viel zu früh am 11 April 1875 starb er in den armen seiner Familie in Borbereck.

In der Gruft in der er beigesetzt wurde, bleibt der Blick an einem Spruch heften.

„Ich sah des Heilands Grab, den Nil,

Bis Chartum noch der Wunder viel ,

Dort winkte ehernen Fleiß und Glück

Doch zogs zur Heimat mich zurück.

Hier fand ich Rast für meinen Stab,

Heim Gattin  Kinder und dies Grab“

Ein Auszug aus dem Buch von Dr. Phil. E. Kurt Binder über das Lebenswerk von Karl Franz Binder ehemaligem k.u.k. österreichischen Vize – Konsul in Chartum, geboren am 1 September 1820 in Mühlbach, gestorben am 11 April 1875 in Borbereck.

Ein Beitrag geschrieben von Herr Walter Graef.

Danke an Herr Gerhard Wagner für die zur Verfügung Stellung des Materials.

Einen Beitrag in Rumänischer Sprache:  http://sebes0muehlbach.wordpress.com/2013/06/23/franz-binder-1824-1875-explorator-si-colectionar/


 

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